| Titel: | Bericht des Hrn. Bouriat, im Namen des Ausschusses der ökonomischen Künste, über die Schornstein-Röhren des Hrn. Gourlier. | 
| Fundstelle: | Band 15, Jahrgang 1824, Nr. CII. CI. , S. 442 | 
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                              CII.
                              CI.
                              
                           
                        Bericht des Hrn. Bouriat, im Namen des Ausschusses der
                           ökonomischen Künste, über die Schornstein-Röhren des Hrn. Gourlier.
                        Aus dem Bulletin de la Société
                                 d'Encouragement. N. 240. S. 173.
                        Bericht des Hrn. Bouriat, über die Schornstein-Röhren.
                        
                     
                        
                           Hr. Gourlier, Baumeister und Berichterstatter bei dem
                              buͤrgerlichen Baurathe, Inspektor bei den Boͤrse-Gebaͤuden zu
                              Paris, hat der Société Modelle seiner
                              Schornstein-Roͤhren aus vereinigten Hohlziegeln uͤberreicht, die
                              zugleich einen Theil der Hauptmauer bilden sollen, in welcher sie sich befinden. Die
                              Société hat sie einem Ausschusse zur
                              Berichterstattung uͤbergeben.
                           Hr. Gourlier hat in einer
                              Drukschrift die Gruͤnde angegeben, die ihn bestimmten, an den Schornsteinen
                              eine Aenderung zu treffen; er betrachtet ihre Weite und Tiefe nicht bloß als
                              unnuͤz, sondern als die Quelle mancher Nachtheile, sie moͤgen in der
                              Mauer eingeschlossen, oder an derselben angelehnt seyn. Im ersten Falle schaden sie,
                              wenn mehrere neben einander zu stehen kommen, der Haltbarkeit der Mauer, wenn diese
                              nicht sehr dik ist, und beguͤnstigen das Voneinanderweichen des
                              Gemaͤuers. Im zweiten Falle, und wenn sie zugleich auch gebogen sind, schaden
                              sie der Regelmaͤßigkeit der Wohnzimmer, bilden Blindthuͤren, schaden
                              der Festigkeit des Fußbodens der sich darauf stuͤzen muß, und vermehren die
                              Schwierigkeit, das noͤthige Gebaͤlke um dieselben im Dache
                              einzuziehen, wenn sie noch uͤberdieß aus Gyps oder Feldziegeln
                              aufgefuͤhrt sind, sind sie kaum 2 bis 3 Zoll dik, und man weiß, wie leicht
                              auf einer so großen und erhoͤhten Oberflaͤche sich Spruͤnge
                              bilden, die den Rauch in die Zimmer treten lassen. In diesen Spruͤngen
                              haͤuft sich der Ruß an, zumal wenn sie mit Holzwerk bedekt sind, und dieses
                              kann hierdurch leicht in Brand gerathen. Hr. Gourlier glaubt auch nicht, daß diese 24 Zoll
                              breiten und 10–12 Zoll tiefen Schornsteine den Rauch gehoͤrig
                              ausfuͤhren koͤnnen; es scheint ihm vielmehr, daß, da der Zug in der
                              Mitte der Schornsteine in senkrechte Richtung Statt hat, die Eken dem Rauche als Schlupfwinkel dienen,
                              der, aus denselben, nur zu oft zuruͤkgedruͤkt und in die Zimmer
                              getrieben wird. Man kann zwar mit der Hand kehren; allein dieß geschieht durch
                              KinderIn Frankreich scheint man auf die Nachtheile, die durch diese Beschaͤftigung der Kinder entstehen, nicht so
                                    aufmerksam geworden zu seyn, wie in England, wo zwei Gesellschaften zur Befreiung der Knaben aus
                                       der Kraze der Schornsteinfeger bestehen. Hunderte von munteren
                                    armen Knaben sind das Opfer dieser Arbeit geworden. Vergl. Charity Almanack for 1825. A. d. Ueb., die einen Theil des Russes in den Schornsteinen lassen und den
                              Spruͤngen derselben nicht vorbeugen.
                           Diese Gruͤnde haben Hr. Gourlier veranlaßt, die alten Schornsteine aufzugeben und sie durch
                              seine Roͤhren zu ersezen. Er wollte sie anfangs durch eine Art von
                              Toͤpferwerk, dessen man sich jezt bei den Abtritten bedient, ersezen, oder
                              durch Roͤhren von Gußeisen; Mittel, die man schon vor ihm vorgeschlagen hat:
                              allein er fand bei jenen, wie bei diesen. Nachtheile. Die Topferarbeit gewahrt keine
                              Festigkeit, und das Eisen oxidirt sich zu leicht durch die Feuchtigkeit, den
                              Moͤrtel, den Gyps der ihn umgibt. Er baut nun lieber seine
                              Rauchroͤhren aus Hohlziegeln, deren jeder in einem Viertelkreise
                              ausgehoͤhlt ist, und wovon vier, in gehoͤriger Verbindung vereint,
                              einen hohlen Cylinder von 8–9 Zoll im Durchmesser bilden, und, mit Einschluß
                              der aͤußeren Winkel, ein Viereck von 16 Zoll. Man kreuzt sie bei dem Auflegen
                              uͤbereinander und vereinigt sie mittelst eines leichten Gypsbreies, mit
                              welchem man sie auch uͤberzieht, so daß sie an ihrer schmaͤlsten, d.i.
                              ausgebogensten, Seite an der Mauer wenigstens 3 Zoll Dike haben. Diese Ziegel, die
                              sich, wie gesagt, nach außen in Eken enden, verbinden sich vollkommen mit den
                              Steinen, indem sie Vorspruͤnge besizen, durch welche sie sich
                              einfuͤgen. Man kann mehrere aͤhnliche an einander stoßende
                              Roͤhren so neben einander anbringen, daß sie einen gemeinschaftlichen
                              Koͤrper mit einander bilden, und sich wechselseitig unterstuͤzen.
                           Hr. Gourlier beschreibt in
                              seiner Schrift genau die Weise, wie die Ziegel zu legen sind, und hat auch die
                              Kosten seiner
                              Roͤhren mit jenen der Roͤhren aus Gußeisen verglichen, wobei sich ein
                              merklicher Ueberschuß zu Gunsten der ersteren auswarf.
                           Der Ausschuß findet die neue Bauart des Hrn. Gourlier den alten Schornsteinen allerdings
                              vorzuziehen, welche, bei duͤnnen Mauern, so oft das Gemaͤuer aus
                              einander weichen machen, zumal wo mehrere Schornsteine neben einander sind. Hrn.
                              Gourlier's Schornsteine
                              gestatten allerdings keinem Kinde das Einkriechen und Kehren; er kehrt aber mittelst
                              eines dichten Cylinders, den er oben mit einer Kette herablaͤßt. Die
                              Spruͤnge, die bei den Zusammenfuͤgungen der Ziegel entstehen
                              koͤnnten, lassen sich leicht ausbessern. Alle uͤbrigen
                              oberwaͤhnten Nachtheile der gewoͤhnlichen Schornsteine fallen bei
                              dieser Vorrichtung weg.
                           Hinsichtlich des Rauchens hat der Ausschuß nicht die Ansicht des Hrn. Gourlier, indem Ofenroͤhren,
                              obgleich sehr eng und walzenfoͤrmig, doch den Rauch unter gewissen
                              Umstaͤnden mit Gewalt zuruͤkschlagen. Das beste Mittel gegen das
                              Rauchen der Schornsteine ist den obersten Theil derselben zu erwaͤrmen, und
                              die kalte Luft hinauszutreiben, wodurch ein Zug von unten entsteht. Es waͤre
                              daher sehr gut, wenn Hr. Gourlier oben in seinen Roͤhren ein Loch anbraͤchte,
                              das man mit einem Zapfen verstopfen koͤnnte, nachdem man etwas
                              angezuͤndetes Papier in dasselbe eingeschoben hat: es wuͤrde dann
                              alsogleich ein gehoͤriger Zug von unten nach aufwaͤrts entstehen.
                           Der Ausschuß empfiehlt die Roͤhren des Hrn. Gourlier fuͤr alle neuen Gebaͤude
                              (bei den alten wuͤrde ihre Anwendung zu umstaͤndlich und zu kostbar
                              seyn) und erwartet, daß der Preis der dazu noͤthigen Hohlziegel, um vieles
                              wohlfeiler werden wird, sobald mehr Nachfrage nach denselben entsteht. Diese Ziegel
                              wurden bereits von Hr. Héricat de Thury allen
                              Baumeistern empfohlen, und der erste Verfertiger derselben erhielt die
                              Aufmunterungs-MedailleDas Gebaͤude der neuen Boͤrse zu Paris scheint uns allerdings
                                    eines der schoͤnsten und geschmakvollsten dieser Hauptstadt; allein,
                                    gerade dasjenige, was uns an demselben mißfiel, war die aͤußere Form
                                    der Schornsteine (nicht die innere): es scheint, daß sich dieselbe sehr
                                    leicht auf irgend eine Weise der Eleganz dieses herrlichen Gebaͤudes
                                    haͤtte anschmiegen koͤnnen. A. d. Ueb..