| Titel: | Betrachtungen über die Nothwendigkeit des Verbothes der zollfreien Ausfuhr der gesponnenen Baumwolle; über die Vortheile der Kunststühle für Großbritannien, den niedrigen Arbeitslohn in Indien, und die Unklugheit das auf Baumwollen-Spinnmühlen gesponnene Garn nach Indien zu verführen. | 
| Fundstelle: | Band 15, Jahrgang 1824, Nr. CV. CIV. , S. 454 | 
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                              CV.
                              CIV.
                              
                           
                        Betrachtungen über die Nothwendigkeit des
                           Verbothes der zollfreien Ausfuhr der gesponnenen Baumwolle; über die Vortheile der
                           Kunststühle für Großbritannien, den niedrigen Arbeitslohn in Indien, und die Unklugheit
                           das auf Baumwollen-Spinnmühlen gesponnene Garn nach Indien zu verführen.
                        Aus Quest's History of the
                              Cotton-Manufacture. London 1823 in Gill's technical Repository. October 1824. S.
                              218.
                        Betrachtungen über die Nothwendigkeit des Verbothes der zollfreien
                           Ausfuhr der gesponnenen Baumwolle.
                        
                     
                        
                           Im Jahr 1790 wurde die Spinn-Maschine (Mule)
                              eingefuͤhrt, und beinahe gleichzeitig wurde die Dampfmaschine zum Treiben der
                              Spinnmaschinen verwendet.
                           Dadurch sank der Preis des Garnes so sehr, daß unsere Fabrikanten im Stande waren
                              ihre Fabrikate wohlfeiler zu verkaufen, als ihre Rivalen, und zugleich den
                              Wochenlohn ihrer Weber bis auf 30 Shillings (9 fl.) zu erhoͤhen.
                           Das auf den Wassermuͤhlen und dem sogenannten Jenny gesponnene Baumwollengarn
                              ist grob, und dient vorzuͤglich zu groben Waaren, Thicksets, Velvetins,
                              Fancy-Cords und Calicos. Diese Waaren wurden auch in Frankreich, Sachsen, in der
                              Schweiz, aus Garn verfertigt, das auf dem Spinnrade gesponnen wurde. Der niedrige
                              Arbeitslohn in diesen Laͤndern ersezte zum Theile die Vortheile der
                              englischen Maschinen; in Erzeugung feiner Musline hatten die Englaͤnder
                              bisher keine Rivalen in Europa. Franzosen, Sachsen, Schweizer, konnten das Garn zu
                              feinen Muslinen auf dem Spinnrade nicht Spinnen, und einige Jahre lang blieb dieser
                              Fabrik-Zweig einzig in den Haͤnden der Englaͤnder. Die Fabrikanten,
                              des festen Landes wußten indessen sich gar bald mit feinem Garne aus England zu
                              versehen, und mittelst dieses Garnes konnten sie eben so schnell mit unseren
                              englischen Manufakturen wetteifern. „Durch die Ausfuhr des Mule-Garnes
                                 haben die Englaͤnder die auslaͤndischen Baumwollen, Fabriken
                                 genaͤhrt und erhalten, und zwar in einem Umfange, der drei Fuͤnftel
                                 ihres eigenen Bedarfes betraͤgt; sie haben sich also an dem Wohle ihrer
                                 eigenen Weber hoͤchst groͤblich versuͤndigt.“
                              Auf dem festen Lands sind alle Lebens-Beduͤrfnisse wohlfeiler als in
                              EnglandIm Jahr 1824 war es buchstaͤblich 6 Mahl wohlfeiler in Baiern, als in
                                    England. A. d. Ueb.. der Wochenlohn der Weber ist sehr gering; wenn man also den fremden Webern
                              dasselbe Garn, dessen die englischen Fabriken sich bedienen, um denselben Preis
                              liefert, um welchen die englischen Fabriken dasselbe kaufen muͤssen, so
                              muͤssen diese Fabriken den Wochenlohn ihrer Weber auf denselben Fuß mit dem
                              Auslande herabsezen, wenn sie nicht wollen von den auslaͤndischen Fabriken
                              uͤberfluͤgelt werdenUm die Preise der englischen Baumwollengewebe kennen zu lernen hat man zu
                                    verschiedenen Zeiten von der ersten Hand rohe Callicos, fuͤr den Druk
                                    bestimmt, aus England bezogen, aus der Calculation ergab sich jedesmal, daß
                                    diese Baumwollengewebe in Sachsen und der Schweiz billiger zu kaufen sind.
                                    Nur durch den großen Ruͤkzoll den die englischen Fabrikanten
                                    fuͤr die ausgefuͤhrte fertige Fabrikate verguͤtet
                                    erhalten, und durch den großen Absaz den ihre Waaren aus den Continent und
                                    in den Colonien finden sind sie im Stande die deutsche Cottonfabrikanten im
                                    Preis zu uͤberfluͤgeln und in der Geschaͤftsausdehnung
                                    zu unterdruͤken. A. d. Ueb..
                           „Die Maschinen Englands sind also, vorzuͤglich in dem Falle des
                                 Mule-Garnes, Huͤlfsquellen fuͤr das Ausland geworden, das allgemein aus Feinden
                                    Englands bestehtDiese Ideen hat man in England im Jahr 1824 eben so gut, und noch mehr,
                                       als man sie im Jahr 1813 hatte. A. d. Ueb.. Unsere Maschinen haben ihre Schazkammern bereichert, und ihnen geholfen
                                 eine Armee gegen uns zu unterhalten, und, in ebendemselben Maaße, uns verarmt
                                 und uns geschadet.“ Daß dieß nicht ein uͤbertriebenes
                              Gemaͤhlde ist, wird aus folgenden dem Parliament vorgelegten
                              Acten-Stuͤken uͤber die Ausfuhr des Baumwollengarnes erhellen:
                           
                              
                                 Im Jahr
                                 1816
                                 wurde an Baumwollengarn ausgefuͤhrt
                                 16,362,782
                                 Pf.
                                 
                              
                                 
                                 1818
                                 
                                 16,106,000
                                  –
                                 
                              
                                 
                                 1819
                                 
                                 19,652,000
                                  –
                                 
                              
                                 
                                 1820
                                 
                                 23,900,000
                                  –
                                 
                              
                                 
                                 1821
                                 
                                 23,200,000
                                  –
                                 
                              
                                 
                                 1822Fuͤr dieses Jahr ist die Summe der Ausfuhr bloß nach einer
                                          Schaͤzung erfahrner Fabrikanten angegeben; die Mauthbeamten
                                          zu Hull weigerten sich die ihren Hafen
                                          betreffende Auskunft zu geben. A. d. O.
                                    
                                 
                                 28,000,000
                                  –
                                 
                              
                           
                           
                              
                                 Man kann das im Jahr 1820 in England
                                    gesponnene Baumwollengaren fuͤglich schaͤzen auf
                                 110,000,000 Pf.
                                 
                              
                                 Ausgefuͤhrt wurde im Jahr 1820 nach
                                    Parliament-Acten, 
                                   23,900,000  –
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––––
                                 
                              
                                 Bleiben:
                                   86,100,000 Pf.
                                 
                              
                                 Davon brauchen die Spizen-, Strumpf- etc.
                                    Fabriken
                                     7,000,000
                                     –
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––––
                                 
                              
                                 Folglich bleiben fuͤr die
                                    Zeug-Fabriken
                                   79,100,000 Pf.
                                 
                              
                           Von diesen 79 Millionen in England gesponnenen Garnes, wurde die Haͤlfte zur
                              Kette, die andere Haͤlfte zum Eintrage gesponnen Wir koͤnnen also, in
                              runden Zahlen, annehmen, daß im Jahr 1820 England 40 Millionen Pfund Garn gesponnen,
                              und 24 Millionen davon ausgefuͤhrt hat. Da nun die Ausfuhr des Garnes 3, und
                              der Verbrauch bei Hause 5 betraͤgt, so kann man annehmen, daß auf 5
                              Baumwollen-Weber in England 3 im Auslande durch unsere Ausfuhr mit dem zu ihrer
                              Kette noͤthigen Garne versehen werden; denn im Auslande spinnt man
                              gewoͤhnlich den Eintrag selbst. Die Zahl der Baumwollen-Weber in England muß
                              wenigstens 360,000 betragen, und mit ihren Familien bilden sie wenigstens eine halbe
                              Million. Die Gesamt-Zahl aller, im Jahr 1822 in England fuͤr das Ausland
                              beschaͤftigten Spinner, kann aber sich nicht uͤber 31,000 belaufen,
                              und von diesen sind wenigstens 20,000 Kinder. Die 28 Millionen Pfund, die diese
                              Leutchen spinnen, versehen mehr als 250,000 Weber ein Jahr, lang mit dem
                              noͤthigen Kettengarne.
                           
                              „Die Individuen in England, welche durch die Ausfuhr des Baumwollengarnes
                                 gewinnen, verhalten sich also wie 31, und mit ihren Familien, wie 46; die Weber
                                 hingegen, die durch diese Ausfuhr leiden, mit ihren Familien, wie 500. Welch ein
                                 ungeheurer Unterschied! Man opfert 500,000 Menschen fuͤr 46000Bei uns in Baiern, wo die Einfuhr aller auslaͤndischen Waaren
                                       erlaubt ist, sind 3 1/2 Millionen fuͤr 6000 Englaͤnder,
                                       1000 Sachsen und 500 Schweizer geopfert. Das ist wohl noch
                                       aͤrger! A. d. Ueb.. Sollte es nicht in dem Geiste der Zeit seyn, gegenwaͤrtig der
                                 Handelsbeschraͤnkung das Wort zu reden? Nein! Die Sache spricht
                                 fuͤr sich selbst. Wir haben eine Schlange im Busen genaͤhrt, die
                                 uns beißen wird; die uns jezt schon beißt, und es ist eine
                                 Nachlaͤssigkeit unserer Minister, die kein Beispiel findet in dem Reiche
                                 der Sotise, daß man zollfreie Ausfuhr unseres Mule-Garnes in Laͤnder erlaubt wo der
                                 Arbeitslohn weit niedriger steht als in England.
                              
                           Englisches Baumwollengarn wurde zuerst, obschon in geringer Menge, im Jahr 1790
                              ausgefuͤhrt. Damahls waren die Weber auf dem festen Lande noch großen Theils
                              mit Leinwand- und Tuchweberei beschaͤftigt, und die Englaͤnder
                              befassen, bey ihren verbesserten Spinnmaschinen, beinahe den Alleinhandel in
                              Baumwollen-Waaren. Haͤtte man die Fabriken auf dem festen Lande sich selbst
                              uͤberlassen, so wuͤrden sie nie versucht haben, mit uns in
                              Baumwollen-Waaren wetteifern zu wollen. Mag man auch noch so oft behaupten, daß der
                              hohe Preis eines Fabrikates in irgend einer Gegend die Mittel zur Erzeugung
                              desselben zur Auswanderung geneigt macht, so ist es doch immer einleuchtend, daß,
                              aus dem im Auslande herrschenden Mangel an den noͤthigen Maschinen, an gut
                              abgerichteten und erfahrnen Arbeitern, an Capital, an Brenn-Material, ein
                              Ausfuhrszoll der einem Verbothe gleich zu achten gewesen waͤre, unseren
                              Fabriken jene Vortheile erhalten haben wuͤrde, die jezt Fremden zu Theile
                              geworden sind. Verbesserungen an Maschinen und Geschiklichkeit der Arbeiter
                              schreiten immer vorwaͤrts, und wir waren schon im Jahre 1790 in diesen beyden
                              Hinsichten vor allen Voͤlkern des Continentes so weit voraus, daß wir ihnen
                              kaum die Aussicht des Gelingens gelassen haben wuͤrden, wenn sie versucht
                              haben wuͤrden mit uns in die Wette zu arbeiten. Allein, durch die Agenten,
                              die sie zu uns heruͤbergeschikt haben um Baumwollengarn aufzukaufen, haben
                              sie sich die Kenntniß unserer Maschinen erworben, und sich bereits selbst mehrere
                              Spinn-Muͤhlen erbaut, die sie vorzuͤglich zum Spinnen des Eintrages
                              verwenden. Das Garn zu ihrer Kette hingegen, das bessere Maschinen, mehr Feinheit
                              und Geschiklichkelt im Spinnen erfordert, als der Eintrag, liefern nur wir
                              EnglaͤndetDieß ist, mit Erlaubniß zu sagen, eine englische Unwahrheit. Wir
                                    koͤnnen mehrere Spinnmanufakturen auf dem Continente, welche ganz
                                    vortreffliches Zettelgarn liefern, unter denen wir nur die Spinnmaschine des
                                    eben so thaͤtigen als einsichtsvollen Fabrikenunternehmer, Freih. v.
                                    Eichthal in St. Blasien anfuͤhren, dessen Gespinnste in der ganzen
                                    Schweiz unter dem Namen Blaisi-Garn dem besten englischen Kettengarn gleich
                                    geachtet werden. Leider aber machen einige Schwalben keinen Sommer, indessen
                                    ist doch die Moͤglichkeit dargethan, daß man es noch immer mit dem
                                    englischen Maschinenreich aufnehmen koͤnnte, wenn der deutschen
                                    Industrie, Schuz und Unterstuͤzung zu theil wuͤrde. Die
                                    weitern Ansichten dieser HHrn. sind indeß zu groß und tief gedacht, als daß
                                    man sie nicht bewundern muͤßte, ob man gleich vor der Consequenz
                                    eines Volkes erschreken muß, das faͤhig ist, solche Mittel in
                                    Vorschlag und in Ausfuͤhrung zu bringen. Wenn unsere Regierungen
                                    nicht ernstlich darauf denken, ihre Selbststaͤndigkeit herzustellen,
                                    und wenn nicht bald speculative Unternehmer oder auf Aktien
                                    gegruͤndete Gesellschaften, Spinn- und Webe-Maschinen anlegen, um der
                                    gedachten Sperrung auszuweichen, so ist es nur zu wahr, daß nach dieser
                                    Berechnung circa 200,000 Weber mit den
                                    saͤmtlichen Cottondrukmanufakturen des offenen Continents verlohren
                                    sind, weil die wenige gute Spinnmaschinen die, z.B. im Jahre 1820 von
                                    England ausgefuͤhrte 23,900,000 Pfund Garn nicht herstellen
                                    koͤnnen. Wir haben in der Schweiz, in Sachsen und auch in manchen
                                    Gegenden Baierns viele Leute die nicht mehr verdienen, als ein Indier,
                                    naͤmlich 9 kr., wir duͤrfen aber das vierfache rechnen, und
                                    koͤnnten doch noch mit den Englaͤndern concurriren, die den
                                    Webern, welche an den Webmaschinen arbeiten 30 Shilling (9 fl.) Wochenlohn
                                    bezhalen, wenn wir nur ein Mal mit guten Maschinen versehen, und um die
                                    Absazquellen nicht verkuͤmmert waͤren. A. d. Ueb..
                           
                           Unter der Dynastie Napoleons war das feste Land uns versperrt, und unsere
                              Baumwollengarn-Ausfuhr war unbedeutend. Als Napoleon im Jahr 1814 auf die Insel Elba
                              beschraͤnkt war, ward das feste Land fuͤr uns wieder offen, die
                              Ausfuhr des Baumwollen-Garnes hatte mit leinen Hindernissen mehr zu kaͤmpfen,
                              und ward von Jahr zu Jahr bedeutender. Und was war der Erfolg fuͤr England?
                              Herabsezung des Taglohnes seiner Weber, und, die treue Gefaͤhrtin solcher
                              Schmaͤhlerungen, Erhoͤhung der Armen-Taxe.
                           Haͤtte man diesem Gegenstande zu seiner Zeit die gehoͤrige
                              Aufmerksamkeit geschenkt, als die Ausfuhr des Baumwollengarnes erst im Entstehen
                              war, oder wenigstens im Jahr 1914, als das feste Land fuͤr uns wieder offen
                              geworden ist, so waͤren Taufende unserer Weber nicht auf die Liste der
                              Armen-Taxe gekommen, und hoͤchst wahrscheinlich waͤre ein guter Theil
                              des Elendes, ein großer Theil der tumultarischen Volksversammlungen und Empoͤrungen, die im
                              J. 1819 statt hatten, von England fuͤr immer fern gebliebenWir erinnern uns in diesem Augenblike nicht des Namens eines rechtlichen
                                    Buͤrgers, der im 17ten Jahrhunderte in einer ehemalichen Reichsstadt
                                    (deren Namen uns jezt auch nicht beifaͤllt) als Mordbrenner verbrannt
                                    wurde, weil ein Getreidemagazin abbrannte, das Buͤrgermeister und
                                    Rath an einem Feuer gefaͤhrlichen Plaze anlegte, und er sich
                                    unterstand, seinen Mitbuͤrgern laut zu sagen, daß dieses
                                    Getreidemagazin binnen sechs Monathen laͤngstens abbrennen muß. Das
                                    Magazin brannte ab, und, weil Magistrate infallibel sind, und keinen dummen
                                    Streich machen koͤnnen, so mußte der Brand-Prophet den schlechten
                                    Streich gethan haben, dasselbe anzuzuͤnden. Er ward –
                                    verbrannt, und erst, nachdem er bereits 10 Jahre lang eingeschart war, kam
                                    seine Unschuld und sein Patriotismus an den Tag. Soviel als Einleitung zu
                                    den Bemerkungen, die wir uns hier, als guter, rechtlicher Buͤrger,
                                    erlauben muͤssen, um den in unseren Tagen zur Mode gewordenen
                                    Beschuldigungen zu entgegnen, daß, wer nicht allen von gewissen Orten
                                    getroffenen Verfuͤgungen unbedingt Beifall zollt, und vor der
                                    verhaͤngnißvollen Zukunft ehrlich warnt, ein Volks-Aufwiegler, ein
                                    Radicaler, also so gut als obiger Buͤrger, ein Moxdbrenner ist. Wir
                                    haben mehr als ein Mahl in unseren Blaͤttern die Nothwendigkeit eines
                                    strengen Verbothes der Einfuhr solcher Waaren in Baiern, die bei uns
                                    reichlich und gut erzeugt werden koͤnnen, in Anregung gebracht, und
                                    die Unzulaͤnglichkeit einer hoͤheren Maut auf dieselben
                                    erwiesen. Man hat uns daruͤber, als ob wir gegen ein Palladium der
                                    Menschheit, Freiheit des Handels, zu Felde zoͤgen, verhoͤhnt,
                                    und auf der andern Seite, als ob wir gegen das Interesse unseres Vaterlandes
                                    spraͤchen, verpoͤnt. Jene scheinen nicht zu wissen, das ohne
                                    Production kein Handel ist; daß Kauf kein Handel ist, und daß jeder
                                    Pfenning, fuͤr welchen man etwas aus dem Auslande kauft, was man in
                                    seinem Vaterlande eben so gut haben kann, in den Haͤnden des
                                    Auslaͤnders fruͤher oder spaͤter eine bleierne Kugel
                                    wird, unter welcher unsere Enkel fallen werden, und diese scheinen nicht zu
                                    ahnden, daß die jaͤhrlichen Zoll-Einkuͤnfte, die der Staat
                                    durch Einfuhr auslaͤndischer Waaren gewinne, nicht ein halbes Procent
                                    des Capitals sind, das er durch Ankauf dieser Waaren verliert. Frankreich,
                                    Oesterreich, Rußland, Preußen, waren weise genug, ihrer Industrie durch
                                    Verboth aller Einfuhr auslaͤndischer Waaren emporzuhelfen; wir allein
                                    richten die wenigen Fabriken, die wir noch besizen, dadurch zu Grunde, daß
                                    wir den Waaren des Auslandes unsere Thore oͤffnen, und unseren
                                    Fabrikanten mit schweren Zoͤllen auf das rohe
                                    Material, das sie zum Besten des Vaterlandes verarbeiten, die Haͤnde
                                    laͤhmen. So muͤssen die baierischen Cottondrukfabrikanten
                                    fuͤr rohe Stoffe und Farbmaterialien so viel an Mautheinfuhr
                                    bezahlen, daß die fertigen Fabrikate an Mauthabgaben, um mehr als die
                                    Haͤlfte hoͤher zu stehen kommen, als die aus dem Ausland
                                    einzufuͤhrende, vollendete Fabrikate, wenn die Mauth dafuͤr
                                    wirklich entrichtet wird; ohne anderer großen Lasten, die mit den
                                    Fabrikenbesiz verbunden sind, in Anschlag zu bringen. Dieses Mauthprinzip
                                    richtete auch die zahlreiche innlaͤndische Wollenfaͤrbereien
                                    zu Grunde, weil nach demselben die rohen Wollengewebe demselben Mauthsaz
                                    unterliegen als das vollendete feinste Tuch. Bisher bezogen die
                                    Tuchhaͤndler einen großen Theil ihrer Tuͤcher roh aus Sachsen,
                                    Boͤhmen u.s.w. und ließen sie nach Begehr des Colorits bei den
                                    geschiktern innlaͤndischen Faͤrbern faͤrben, was nun
                                    bei dem besten Patriotismus des Kaufmanns aus dem Grunde nicht mehr seyn
                                    kann, weil der Faͤrber fuͤr die zum Faͤrben
                                    noͤthige Materialien Mauth und andere Abgaben zu entrichten hat und
                                    ein vom Faͤrber und Appreteur vollendetes Stuͤk Tuch, weniger
                                    als im rohen Zustande wiegt, wodurch der Kaufmann keine Konkurrenz mehr
                                    halten kann. Auf einem Theil unserer Waiden werden fremde Schaafe
                                    genaͤhrt, und der Tuchmanufakturen sind so wenige, daß sie nicht den
                                    Zehnten Theil des innlaͤndischen Bedarfs erzeugen, und kaum den
                                    Zehnten innlaͤndischen Faͤrber beschaͤftigen
                                    koͤnnen, von denen einige ihre Tuͤcher noch selbst
                                    faͤrben. Verkuͤmmerungen anderer Art unterliegen wieder
                                    mehrere Industriezweige, wahrscheinlich als Folge der Unbekanntschaft mit
                                    den vielseitigen Industriezweigen der schwaͤbischen und
                                    fraͤnkischen Besizungen, denn Alt-Baiern hatte vor Max Joseph, eine
                                    einzige Fabrike von Bedeutung, das uͤber eintausend Jahre in den
                                    Haͤnden von 5000 Moͤnchen war. Bei allen diesen großen
                                    Bedraͤngnissen leuchtet ein Strahl zu großen Hoffnungen. Man spricht
                                    naͤmlich jezt von einer Verbindung der suͤddeutschen Staaten
                                    zur gemeinschaftlichen Ausschließung auslaͤndischer Fabrikate und
                                    freien inneren Verkehr. Dieser erste Schritt zur Erkenntniß desjenigen, was
                                    dieser Staaten laͤngst Noth thut erfreut den deutschen Patrioten, nur
                                    ist zu wuͤnschen, daß er wirklich ins Leben trete. Was dann noch
                                    ferner Noth thut, ist: Aufhebung des, alle Industrie laͤhmenden
                                    Gewerbszwanges, dann: zwekmaͤßiger Unterricht fuͤr die
                                    Gewerbsbeflissenen, durch Gruͤndung polytechnischer Schulen, und
                                    Anstellung tuͤchtiger Lehrer auf den Akademien fuͤr die
                                    Faͤcher derjenigen, welchen die Leitung des Kunst- und Gewerbfleißes
                                    einst anvertraut wird, die, wenn sie wirklich etwas
                                    Gruͤndliches hieruͤber lernen wollten, es bisher in Baiern
                                    nicht konnten, und es auch bis jezt noch nicht koͤnnen. In Staaten,
                                    in welchen der Industrie emporgeholfen wird, ist ein sogenannter Manufactur-
                                    und Handels-Rath, in welchem neben den Beamten im unmittelbaren Dienste der
                                    Regierung auch Fabrikanten und Gewerbsleute, Techniker von Profession,
                                    sizen. An einem aͤhnlichen Rathe fehlt es bisher in Baiern, und mußte
                                    fehlen, da man Fabrikanten in diesem Lande gewoͤhnlich fuͤr
                                    nichts haͤlt. Eben so traurig, als mit der Verwaltung des
                                    Industrie-Wesens steht es auch mit der Repraͤsentirung desselben bei
                                    dem Landtage: jede Classe des baierischen Volkes hat seine
                                    Repraͤsentanten an demselben, nur nicht die der Fabrikanten. Es wird
                                    daher auch die Aufmerksamkeit der Staͤnde nie auf diese fuͤr
                                    unser Vaterland so wichtige Classe mit jenem Erfolge gelenkt werden
                                    koͤnnen, welchen die Wichtigkeit des Gegenstandes so sehr verdient.
                                    Mit leeren Deklamationen uͤber Fabrikwesen, die man in der
                                    Staͤnde-Versammlung zuweilen hoͤrte, ist dem Lande so wenig
                                    geholfen, als dem Fabrikanten. – Wenn ein Deutscher die hier gegen
                                    sein Volk von einem Englaͤnder ausgesprochenen Maßregeln (welche, wir
                                    koͤnnen es unseren Landsleuten versichern, die Empfindungen des
                                    groͤßten Theiles der englischen Nation sind) pruͤft, so wird
                                    er dieselben hoffentlich nicht schlecht gegen dasselbe berechnet finden, und
                                    nur mit uns bedauern, daß wir weniger gute Rechenmeister gegen die
                                    Englaͤnder sind) daß wir ihnen sogar, wenn man sagen darf, die Finger
                                    noch vergolden. Mit welchen sie uns den lezten Pfennig aus der Tasche holen.
                                    Wenn der Englaͤnder, selbst noch als Handelsmann, so filzig seyn
                                    kann, daß er die Ausfuhr seines Baumwollen-Garnes verbothen wissen will,
                                    damit wir nicht einmahl das Weberlohn daran gewinnen; nie koͤnnen wir
                                    einfaͤltig genug seyn, die natuͤrliche Gegenwehr gegen solche
                                    Filzigkeit zu vergessen, und die englischen Baumwollen-Zeuge beinahe
                                    zollfrei bei uns einfuͤhren lassen? Haben unsere Weber nicht auch
                                    Magen und Bauch, und Weiber und Kinder? Sollen wir diese fleißigen Leute
                                    „verhungern lassen, damit die englischen Weber und Kaufleute
                                       schwelgen“ koͤnnen? Die Brutalitaͤt der
                                    englischen Fabrikanten und Kaufleute faͤngt wirklich an unausstehlich
                                    zu werden. Man wird bald von ihnen sagen koͤnnen, was man ehevor von
                                    den Moͤnchen zu sagen pflegte: „vivunt e quaestu: mundum sui tantum causa creatum esse
                                          praedicant.“ A. d. Ueb..
                           Dieselbe maͤchtige Maschine, die am Ende des vorigen Jahrhunderts die
                              Fortschritte der Baumwollenfabriken so wesentlich foͤrderte und emporhob,
                              wurde seit Kurzem auch noch als ein zweiter Stellvertretter der Menschenhaͤnde
                              verwendet; die Dampfmaschine treibt jezt auch die Weberstuͤhle, so wie sie
                              ehevor und noch jezt die Kraͤmpel- und Spinnmaschinen trieb.
                           Hr. Austin aus Glasgow erfand
                              im Jahr 1789 einen Dampf-Weberstuhl (steam-loom), den er
                              im Jahr 1789 noch mehr
                              verbessert hat; Hr. Monteith
                              fuͤhrte im Jahr 1800 zu Pollakshaws ein Gebaͤude auf, das 200 dieser
                              Weberstuͤhle zu fassen vermag.
                           Im Jahr 1802 erfand Hr. Thom.
                                 Johnson zu Bradbevey in Cheshire die Zurichtmaschine. Vor dieser
                              Erfindung wurde die
                              Kette in dem Stuhle in kleinen Portioͤnchen aufgezogen, so wie sie vom
                              Kettenbaume allmaͤhlich sich abrollte, und der Stuhl stand waͤhrend
                              des Aufziehens jedesmal still. Hrn. Johnson's Maschine zieht die ganze Kette auf einmahl auf; die
                              aufgezogene Kette wird in dem Stuhle eingelegt, und dieser arbeitet nun
                              ununterbrochen fort. Im Jahr 1805 ward eine Fabrik von Dampfstuͤhlen zu
                              Manchester erbaut. Bald darauf entstanden zwei neue zu Stockport, und um 1809 ward
                              eine vierte zu West-Houghton vollendet. Bei diesen Versuchen mit der Dampfmaschine
                              zu weben, wurden zugleich bedeutende Verbesserungen im Baue der Stuͤhle, im
                              Aufziehen der Kette, in Zubereitung des Eintrages fuͤr die Schuͤze
                              gemacht. Durch diese Verbesserungen, verbunden mit jenen, die in der Kunst des
                              Spinnens gemacht wurden, wodurch die Spinner weit besseres Garn verfertigen konnten,
                              als im Jahr 1790, gelangen endlich, mit Beihuͤlfe von Johnson's Zuricht-Maschine, die
                              vorzuͤglich fuͤr Dampf-Stuhle geeignet ist, die Versuche vollkommen.
                              Vor der Erfindung der Zuricht-Maschine brauchte man bei jedem Dampf-Stuhle Einen
                              Weber; gegenwaͤrtig kann ein Junge oder ein Maͤdchen von 14 bis 15
                              Jahren zwei Dampf-Stuͤhle bedienen, und auf denselben drei und ein halb Mahl
                              so viel Zeug, als ehevor mit der Hand, weben. Der geschikteste Weber, der mit der
                              Hand arbeitet, bringt selten ein Stuͤk Zeug zum Vorscheine, das vollkommen
                              gleich ist; ja es ist beinahe unmoͤglich, daß das Stuͤk gleich
                              ausfallen kann, indem ein etwas staͤrkerer oder schwaͤcherer Schlag
                              mit der Lade also, gleich die Dike des Zeuges aͤndert, und wenn der
                              geschikteste Weber nach einigen Stunden Ruhe wieder anfaͤngt zu arbeiten, so
                              wird er schwerlich wieder dieselbe Staͤrke des Schlages aufzufinden
                              vermoͤgen, mit welcher er aufgehoͤrt hat. Bei den
                              Dampf-Stuͤhlen hingegen fuͤhrt die Lade immer denselben sicheren
                              Schlag, und bewegt sich, so wie der Mechaniker sie eingerichtet hat, immer genau mit
                              derselben Staͤrke vom Anfange bis zu Ende fort. Wenn Fabrikanten, die mit
                              Handstuͤhlen arbeiten, solche auf Dampf-Stuͤhlen gearbeitete Zeuge
                              sehen, so bewundern sie dieselben, und gestehen, daß ihre besten Arbeiter keine so
                              ausgezeichnete Waare zu verfertigen im Stande sind. Die taͤglich zunehmende
                              Anzahl von Dampf-Stuͤhlen ist ein sprechender Beweis ihrer Vorzuͤge vor den
                              Hand-Stuͤhlen: Im Jahr 1818 waren zu Manchester, Cokport, Middleton, Hyde,
                              Stayley-Bridge und in der Nachbarschaft 14 Fabriken, in welchen ungefaͤhr
                              2000 Dampf-Stuͤhle im Umtriebe standen. Im Jahr 1821 zaͤhlte man au
                              denselben Orten und in der Nachbarschaft bereits 32 solche Fabriken, die nicht
                              weniger als fuͤnftausend siebenhundert zwei und dreißig solche Stuͤhle
                              enthielten. Seit dem Jahre 1821 hat die Anzahl dieser Stuͤhle sich immer noch
                              vermehrt, und gegenwaͤrtig sind nicht weniger als zehntausend Dampfs
                              Stuͤhle in England im Gange.
                           Es ist ein sonderbarer Umstand, daß, als die Baumwollenzeug-Manufaktur sich in ihrer
                              Kindheit befand, alle Arbeiten von dem Zurichten des rohen Materials angefangen, bis
                              zur Vollendung des Zeuges, unter dem Strohdache der Weberhuͤtte vorgenommen
                              wurden. Als diese Manufaktur anfing sich zu verbessern, wurde in
                              Fabrikgebaͤuden gesponnen, und in Huͤtten gewoben.
                              Gegenwaͤrtig, wo dieselbe zur maͤnnlichen Kraft herangediehen ist,
                              geschehen alle Arbeiten mit ungeheuer vergroͤßerten Mitteln und sehr
                              zusammengesezten Vorrichtungen wieder in einzelnen Gebaͤuden. Die
                              Weber-Huͤtte mit ihrem rohen Geraͤthe von Scherlatten,
                              Hand-Kraͤmpeln, Spinnraͤdchen und erbaͤrmlichen
                              Weberstuͤhlen, waren das Miniatur-Gemaͤhlde, unserer heutigen
                              Baumwollenfabriken. Ein einziges aus Baksteinen aufgefuͤhrtes Gebaͤude
                              (und man sieht denn so viele in der Nachbarschaft aller großen Fabrik-Staͤdte
                              im suͤdlichen Theile von Lancashire), ein einziges Gebaͤude, das
                              freilich 70 bis 80 Fuß hoch emporsteigt, und weit umher die Blike der Reisenden auf
                              sich zieht, liefert jezt eben so viele Waare, als ehemals ganze Doͤrfer nicht
                              zu liefern vermochten. In diesen Dampf-Stuhl-Fabriken wird die Baumwolle
                              gekraͤmpelt, gestrichen, gesponnen, und gewebt, und eine einzige Fabrik
                              verrichtet jezt die Arbeit, die ehevor ganze Distrikte beschaͤftigt hat.
                           Ein Handweber muß sehr geschikt seyn, wenn er in seinen besten Jahren (zwischen 25
                              und 20) woͤchentlich zwei Stuͤke Zeug von 24 Yards (72 engl. Fuß)
                              Laͤnge und 9 Achtel Gaͤnzen bei 105 Faden Eintrag im Zolle liefert;
                              das Rietblatt zu 44, nach Boltoner Rechnung, und Kette und Eintrag zu 40 schneller
                              auf das Pfund. Auf den Dampf-Stuͤhlen hingegen webt ein 15jaͤhriger
                              Junge in derselben Zeit sieben solche Stuͤke, und eine Dampf-Stuhl-Fabrik von
                              200 Stuͤhlen liefert mit hundert Arbeitern unter 20 Jahren und 25
                              ausgewachsenen Maͤnnern woͤchentlich 700 Stuͤke von obiger
                              Laͤnge und Guͤte. Um 100 aͤhnliche Stuͤke
                              woͤchentlich auf Handstuͤhlen verfertigen zu koͤnnen, brauchte
                              man wenigstens 125 Stuͤhle, indem auch Weiber mitarbeiten muͤssen, die
                              Kochen, Waschen und mehrere andere Arbeiten zu verrichten haben, und Kinder, die
                              folglich noch nicht so viel leisten koͤnnen, als Maͤnner. Man braucht,
                              wie gesagt, einen sehr geschikten und voll ausgewachsenen Weber, um
                              woͤchentlich auf zwei Stuͤke rechnen zu koͤnnen; und
                              uͤberdieß muß man hier auch noch Krankheit und andere Zufaͤlle in
                              Anschlag bringen. Man wuͤrde also wenigstens 875 Hand-Stuͤhle
                              noͤthig haben, um woͤchentlich 700 solche Stuͤke
                              Baumwollenzeuge, wie die obigen, zu verfertigen; und, wenn man die Weber mit ihren
                              Kindern und mit den Alten und Kranken, die zu demselben gehoͤren, zu 2 1/2
                              auf jeden Stuhl rechnet, so kann man mit Sicherheit behaupten, daß die Arbeit,
                              welche in einer Dampf-Stuhl-Fabrik von 200 Stuͤhlen geliefert wird, mehr als
                              2000 Personen beschaͤftigen wuͤrde, die mit der Hand weben.
                           Die Dampf-Stuͤhle werden vorzuͤglich zur Verfertigung von
                              Baumwollenzeugen, die gedrukt werden sollen, und zu sogenannten Schirtings
                              verwendet; man braucht sie aber auch zu Thicksets, Fancy-cords, Dimities,
                              Kammertuͤchern, (cambris) und Quiltings, auch zu Halbseidenzeugen, Worsteds,
                              und sogenannten Broadcloth (mit feiner Wolle). Erfindungen sind fruchtbar; die eine
                              wird die Mutter der andern; und da die Aufmerksamkeit mehrerer Hunderte geschikter
                              Mechaniker und Fabrikanten gegenwaͤrtig auf die Verbesserungen der
                              Dampf-Stuͤhle gerichtet ist, so ist es wahrscheinlich, daß dieselben bald so
                              allgemein verbreitet und so wichtig fuͤr die Weberei werden werden, als die
                              sogenannten Jenny's, Mule's und Wasser-Spinnmuͤhlen es fuͤr die
                              Spinnerei geworden sind; daß sie endlich, wenigstens in unserem Lande, die
                              gewoͤhnlichen Handstuͤhle gaͤnzlich verbannen werden. Allein,
                              der Unterschied zwischen dem Arbeitslohne in Indien und in Europa ist so groß, und
                              das Mißverhaͤltniß so ungeheuer, daß, wenn wir Mule-Garn nach Indien
                              ausfuͤhren, oder wenn in Indien Mule-Garnfabriken errichtet werden der indische Handweber
                              dem englischen Dampf-Stuhle Weber bald den Vorsprung abgewinnen wird; d.h., wenn der
                              indische Weber sich den Beystand eines Theiles unserer Maschinen verschaffen kann,
                              so wird er bald die englischen Weber vom Markte jagen. Die Wohlfeilheit der
                              Baumwollen-Waaren in Indien und die englische Maschinen-Industrie halten sich in
                              ihrem Wettlaufe einander weit mehr gleich, als man gewoͤhnlich glaubt. Der
                              unbedeutende Unterschied zwischen dem ostindischen, auf Roken und Spindel
                              gesponnenen Baumwollen-Garne und dem englischen Maschinen-Garne ist nur wie 14 1/4 :
                              19 1/2; der indische Fabrikant kann fuͤr Einen Shilling 7 1/2 Pence
                              verkaufen, was der englische bei allen seinen Maschinen und Ersparungen an
                              Menschenhaͤnden nicht anders als zu Einem Shilling und 2 1/4 Pence zu
                              verkaufen im Stande ist. Dieses ungeheuere Mißverhaͤltniß im Preise, bei den
                              vervielfaͤltigten Vortheilen, die dem englischen Fabrikanten, verglichen mit
                              seinem indischen Rivalen, zu Gebothe stehen, muß uns als das moͤglichst
                              groͤßte Ungluͤk, das die englischen Fabriken treffen kann, die
                              Errichtung von Mule- oder anderen Baumwollengarn-Spinnereien in Indien
                              befuͤrchten lassen, wo ein Ueberfluß an Menschen ist, wo man den Weberstuhl
                              mit vieler Geschiklichkeit zu benuͤzen gelernt hat, zu den Arbeiten desselben
                              seit langer Zeit erzogen wurde, und wo jedes arbeitende Individuum bei einem
                              Arbeitsloͤhne von taͤglich 3 Pence (9 kr.)
                              gewoͤhnlich bestehtWenn man bedenkt, daß in Ost-Indien ein arbeitendes Individuum mit 9 kr.
                                    taͤglich lebt, und ein nicht arbeitender Gentleman, z.B. ein Professor der
                                    Botanik, jaͤhrlich 12000 fl. braucht, und damit sich kaum vor
                                    Schulden retten kann; so mag man sich eine Idee des Mißverhaͤltnisses
                                    zwischen dem Zustande der regierten und der regierenden Classe in Hindostan,
                                    und der nothwendigen Folge hiervon fuͤr die nahe Zukunft bilden
                                    koͤnnen. A. d. Ueb..
                           Folgender Preis-Courant des Spinn, und Webelohnes in Ost-Indien ist aus Lee's Berechnungen, die
                              ungefaͤhr im J. 1811 gedrukt wurden, entlehnt:
                           
                              
                                 Fuͤr Weben eines □ Yard Zeug
                                    (3 □ Fuß engl.)
                                 ℔
                                 Sterl.
                                 Shill.
                                 Pence
                                 
                              
                                 zu 13 Schneller, von 100 Schneller auf das
                                    ℔
                                  0
                                  – 
                                 0
                                 1/2
                                 
                              
                                 Fuͤr Spinnen von 13
                                    Schnellern
                                  0
                                  – 
                                 1
                                 7
                                 
                              
                                 
                                 –––
                                 ––––
                                 ––––
                                 –––––
                                 
                              
                                 Kosten von 3 □ Fuß Zeug, gewebt und
                                    gesponnen in Indien
                                  0
                                  – 
                                 1
                                 7 1/2
                                 
                              
                                 
                                 –––
                                 ––––
                                 ––––
                                 –––––
                                 
                              
                                 Fuͤr Weben desselben Stuͤkes
                                    Zeuges in England (J. 1823)
                                  0
                                  – 
                                 0
                                 7
                                 
                              
                                 Fuͤr Spinnen desselben Garnes
                                  0
                                  –
                                 0
                                 7 1/4
                                 
                              
                                 
                                 –––
                                 ––––
                                 ––––
                                 –––––
                                 
                              
                                 Kosten von 3 □ Fuß Zeug gewebt und
                                    gesponnen in England
                                  0
                                  – 
                                 1
                                 2 1/4
                                 
                              
                           
                           Wenn man den indischen Weber mit englischem Garne versieht, so kann er dasselbe
                              Stuͤk Zeug fuͤr 8 1/2 Pence (25 1/2 kr.) liefern:
                           
                              
                                 Garn
                                 7 1/4
                                 Pence
                                 
                              
                                 Fracht
                                 0 3/4
                                 –
                                 
                              
                                 Weben
                                 – 1/2
                                 –
                                 
                              
                                 
                                 –––––
                                 ––––––
                                 
                              
                                 
                                 8 1/2
                                 Pfennig engl. (25 1/2 kr.)
                                 
                              
                           
                              „Wenn jemahls der Zug des englischen Garnes, ungeregelt, auf die
                                 Maͤrkte Indiens hinstroͤmt, so ist alle Muͤhe fuͤr
                                 Aufnahme der englischen Dampfstuͤhle vergebens, und alles darauf
                                 gewendete Capital mit allen Maschinen weiter nichts, als eine Spekulation auf
                                 Bankerott. Der indische Weber wird unser Garn bekommen, es zu Zeug verweben,
                                 zuruͤk nach England schiken, und, ungeachtet aller unserer
                                 beruͤhmten Maschinen aller unserer Dampf-Stuͤhle, und Vor- und
                                 Zurichtungs-Maschinen seine Waare auf unseren Maͤrkten wohlfeiler
                                 verkaufen; als wir.
                              
                           Nach den besten Nachrichten, die wir uns verschaffen konnten, betraͤgt der
                              jaͤhrliche Verbrauch der Baumwolle in Indien 800,000 Saͤke,
                              waͤhrend in England nur 600,000 verbraucht werdenDie Bevoͤlkerung Indiens verhaͤlt sich aber nicht zu jener
                                    Englands, wie 8 : 6. A. d. Ueb.. Da man in Indien keine Maschinen braucht, so ist es offenbar, daß das
                              Spinnen und Verarbeiten einer solchen ungeheuren Menge Baumwolle einer einen so
                              ungeheuren Menge von Menschen Beschaͤftigung und Unterhalt gewaͤhren
                              muß. Wenn englisches Maschinen-Garn den indischen Webern im webefertigen Zustande
                              zugefuͤhrt wird, so werden alle Spinner, die mit dem langweiligen und
                              muͤhesamen Spinnen auf der Spindel beschaͤftigt sind, nach und nach
                              ihr Brod verlierenWie dieß in England der Fall war. A. d. Ueb.. die Folge hiervon wird seyn, daß sie sich auf Weberei verlegen werden, und
                              die Bevoͤlkerung von ganz Ostindien wird die ganze Welt mit Baumwollen-Zeugen
                              versehen.
                           
                           Der indische Weber findet, wie gesagt, bei einem Taglohne von 9 kr. seinen Unterhalt.
                              Wenn die ungeheuren Horden der Bevoͤlkerung unserer asiatischen
                              Laͤnder allein sich auf das Verweben unseres Maschinen-Garnes verlegen, so
                              laͤßt es sich wohl leicht erweisen, daß unsere europaͤischen Weber,
                              deren Taglohn durchaus in keinem Verhaͤltnisse zu jenem der Indier steht,
                              sich entweder auf eine andere Arbeit verlegen, oder Hungers sterben muͤssen:
                              im gluͤklichsten Falle muß das groͤßte Elend ihrer harren. So
                              schreklich diese Ansicht ist, so ist sie nichts weniger als entfernt: vielleicht ist
                              in diesem Augenblike der erste Schritt zu dem namenlosen Elende gethan, das
                              uͤber die Weber Englands und ganz Europens kommen muß. Man hat im Jahre 1822 eine Menge Garnes aus Liverpool nach Ostindien geschifft,
                                 und diese Unternehmung war eine der gelungensten!
                              
                           Die Gruͤnde, die hier zur Darstellung der Unklugheit, der Ausfuhr des
                              Baumwollen-Garnes aus England auf das feste Land angefuͤhrt wurden, werden
                              ohne Zweifel durch die Behauptung geschwaͤcht werden sollen, daß,
                              wuͤrde man jezt dieselbe verbiethen, all das ausgefuͤhrte Garn,
                              welches die Weber auf dem festen Lande beschaͤftigt, auf unseren
                              Maͤrkten stoken, und das ganze Capital, welches auf unsere Spinn-Maschinen
                              verwendet wurde, so wie alle Spinn-Fabriken in England zu Grunde richten
                              wuͤrde. Wenn auch diese Behauptung gegruͤndet waͤre, so kann
                              man sich doch dieselbe nimmermehr gegen die Ausfuhr des Baumwollen-Garnes nach
                              Indien erlauben, indem diese erst jezt im Entstehen ist, und das eben
                              angefuͤhrte Schiff wahrscheinlich das Erste ist, welches mit englischer
                              Baumwolle nach Ostindien segelte. Das Ungluͤk und Elend, welches dadurch
                              veranlaßt wird, daß man den indischen Weber zum Rivalen des englischen erhebt,
                              erscheint so groß, so Unheil schwanger fuͤr den lezteren, daß ich, der ich an
                              dem Wohle meines Vaterlandes lebhaft Antheil nehme, und mit zarter Sorgfalt um die
                              Wohlfahrt und das Gluͤk jener fleißigen und verstaͤndigen Classe
                              unserer Bevoͤlkerung, welche die Weber und England bilden, mich
                              kuͤmmere, die Gesezgebung und jene Staatsmaͤnner, deren heilige
                              Pflicht es ist, fuͤr das Interesse des Volkes zu wachen, und dasselbe zu
                              schuͤzen, ernsthaft in Anspruch nehmet zu muͤssen glaube, damit sie ihre
                              volle Aufmerksamkeit einem Gegenstande schenken, der so tief in das Leben ihrer
                              Landsleute eingreift.