| Titel: | Beschreibung einer Maschine zum Schlagen der Baumwolle; bei der Ausstellung vom Jahre 1823 vorgestellt, von Hrn. Pihet, Maschinen-Baumeister, Cour de l'orme, N. à l'Arsenal zu Paris. | 
| Fundstelle: | Band 16, Jahrgang 1825, Nr. I., S. 3 | 
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                        I.
                        Beschreibung einer Maschine zum Schlagen der
                           Baumwolle; bei der Ausstellung vom Jahre 1823 vorgestellt, von Hrn. Pihet, Maschinen-Baumeister,
                           Cour de l'orme, N. à
                              l'Arsenal zu Paris.
                        Aus dem Bulletin de la Société d'
                                 Encouragement. 1824. N. 261. S. 197.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              I.
                        Pihet's Beschreibung einer Maschine zum Schlagen der
                           Baumwolle.
                        
                     
                        
                           Man weiß, daß die Baumwolle in sehr zusammengepreßten Ballen
                              aus America zu uns kommt, und selbst dann noch, wann die Paktuͤcher und
                              Strike von den Ballen abgenommen wurden, bei dem geringen Grade von
                              Elasticitaͤt, welchen ihre Fasern besizen, in demselben Umfange bleibt, in
                              welchen sie zusammengepreßt wurde. Die erste Arbeit des Spinners ist, sie zu
                              oͤffnen, auseinander zu nehmen, und zu klopfen, um das Zupfen zu erleichtern,
                              durch welches sie von dem Staube und groͤberen Unrathe befreyt wird.
                           Seit langer Zeit hatten die Spinner zu dieser Arbeit nur sehr unvollkommene, wenig
                              ausgiebige Maschinen: man legte eine etwas dike Lage Baumwolle auf eine gut
                              gespannte Huͤrde von Schnuͤren, und schlug solang mit Staͤbchen
                              auf die eine, und dann auch auf die andere, Seite der Baumwolle, bis diese,
                              hinlaͤnglich geoͤffnet war.
                           Um diese Arbeit auf eine wohlfeilere Weise verrichten zu koͤnnen, ersann man
                              nach und nach mehrere Maschinen, welchen man die sonderbaren Namen: Wolf, Teufel, Fuchs, Ventilator (loup, diable, renard) gegeben hat, und die auch in verschiedenen Werken,
                              namentlich in den Annales des Arts et Manufactures, T.
                              IV. p. 55, T. IX. p. 152, T. XII. p. 193, beschrieben wurden. Keine entsprach vollkommen ihrem Zweke.
                           Hr. Bautier hat in seinem Werke: l'art du silateur de coton, 1821, eine solche Schlag-Maschine mit Ruthen
                              oder Staͤben von seiner Erfindung beschrieben, woruͤber Hr. Baillet der Société einen Bericht
                              erstattete, welcher im Bulletin 1820, Maͤrz, S.
                              74, eingeruͤkt wurde. Die Arbeit geht auf dieser Maschine nicht
                              ununterbrochen fort, indem man aufhoͤren muß zu schlagen, wann man neue
                              Baumwolle auflegt, oder die alte umkehrt; sie konnte also nicht dasjenige leisten,
                              was ihr Erfinder von ihr erwartete.
                           In demselben Werke findet man auch die Beschreibung und Abbildung einer solchen
                              Maschine, die Hr. Dixon, ein ausgezeichneter englischer
                              Mechaniker, der sich zu Cernay, Departement du Haut-Rhin, niederließ, in Frankreich
                              eingefuͤhrt hat. Diese Maschine von anerkanntem Nuzen hat Hr. Pihet mit besonderem Fleiße (wie man sich bei der
                              Ausstellung uͤberzeugen konnte) ausgearbeitet, und sie scheint uns einer
                              Bekanntmachung durch den Bulletin wuͤrdigEs befanden sich auf der Ausstellung noch zwei aͤhnliche Maschinen,
                                    deren eine Hr. Dixon selbst sehr schoͤn
                                    ausgefuͤhrt hat; die andere war von Hrn. Laborde. Die erste befindet sich gegenwaͤrtig in der
                                    Sammlung des Conservatoire des Arts et
                                       métiers. Die Verdienste, die Hr. Dixon, ein gebohrner Englaͤnder, um die franz. Industrie
                                    hat, findet man in diesem Journal Bd. XV.
                                       S. 494. erwaͤhnt. A. d. Ueb..
                           Die Baumwolle wird auf dieser Maschine zwei Mahl nach einander, und, so zu sagen,
                              ununterbrochen geschlagen. Sie wird handvoll weise auf eine grobe Leinwand gelegt,
                              die wie ein Band ohne Ende gespannt ist, und sich im Kreise fort bewegt, und von
                              Speise-Walzen ergriffen und der Einwirkung eines Fluͤgels mit zwei Klopfern
                              ausgesezt, welcher, nachdem er sie bereits sehr geoͤffnet hat, sie wieder in
                              ein zweites Klopf-System wirft, aus welchem sie an dem entgegengesezten Ende
                              vollkommen geoͤffnet und frei von allem Miste heraus kommt. Nach dieser
                              vorlaͤufigen Beschreibung, welche nachfolgende Erklaͤrung
                              begreiflicher machen soll, wollen wir die einzelnen Theile derselben und ihr Spiel
                              kennen lehren.
                           
                           Fig. 1 und
                              2 zeigen
                              auf Tafel I die Maschine im Grund- und im Aufrisse auf derselben Seite.
                           Fig. 3 ist ein
                              Aufriß von der linken Seite: rechts und links ist hier nach dem Beobachter bestimmt,
                              der sich im Puncte x befindet.
                           Fig. 4 ist ein
                              senkrechter Laͤngen-Durchschnitt der Maschine.
                           A, Gestell aus Gußeisen, dessen Seiten durch eiserne
                              Zwischenbalken gestuͤzt sind. B, Leinwand, wie
                              ein Band ohne Ende gespannt, die sich in der Richtung des Pfeiles a bewegt. (Man sehe besonders Fig. 4.) C, erstes Paar gefurchter Speise-Walzen. Sie werden
                              mittelst einer Band-Rolle, b, in Bewegung gesezt, welche
                              auf der verlaͤngerten Achse des unteren Cylinders stekt, welcher wieder,
                              durch Reibung, den oberen Cylinder treibt, der mittelst Hebel und Gewichte auf ihn
                              gedruͤkt wird, und, durch Eingreifen, den Cylinder, der die Leinwand, B, treibt. (Man sehe Fig. 5, wo dieser
                              Mechanismus in einem groͤßeren Maßstabe gezeichnet ist). D, erster Fluͤgel mit zwei Klopfern aus Eisen,
                              der sich um seine Achse mit einer Geschwindigkeit von 8-900 Umdrehungen in Einer
                              Minute in der durch das Pfeil bezeichneten Richtung dreht: Siehe hiervon den
                              Grundriß in Fig.
                                 6. Seine Achse, welche, um sanfter zu laufen, auf Reibungs-Rollen
                              laͤuft, welche in Fig. 7 im Aufrisse und
                              Grundrisse dargestellt sind, fuͤhrt zwei Rollen, Fig. 1. Durch die erste
                              Rolle erhaͤlt der Fluͤgel seine Bewegung von der großen Rolle E, und die zweite uͤbertraͤgt sie auf
                              dieselbe Weise auf die Rolle F, welche auf der Achse des
                              zweiten Fluͤgels G aufgezogen ist. H, in Fig. 4, ist ein concaves
                              Geflecht aus grobem Eisendrahte, welches quer gelegt, und unmittelbar unter den
                              Speise-Cylindern angebracht ist;. welches folglich als Gegenschlaͤger dient,
                              und den Staub und Mist durchlaͤßt, ohne die Baumwolle selbst durchfallen zu
                              lassen. I ist eine hoͤlzerne Tafel, welche auf das Geflecht folgt. J ist eine zweite Leinwand, wie ein Band ohne Ende
                              gespannt, welche das zweite Walzenpaar der Speise-Cylinder R auf dieselbe Weise in Umlauf sezt, wie die erste. Die Rolle L, welche von der verlaͤngerten Achse des unteren
                              gefurchten Cylinders getragen wird, wird von der kleinen Rolle e, Fig.
                                 1, gefuͤhrt, die in derselben vertikalen Ebene neben der Rolle f, sich befindet, welche die Bewegung der Rolle b, mittheilt, die auf der Verlaͤngerung der Achse
                              des unteren Cylinders des ersten Paares befestigt ist. Wir werden alsogleich zeigen,
                              wie die Rollen e und f,
                              welche auf derselben Achse g befestigt sind, in Bewegung
                              gesezt werden. M ist ein aͤhnliches Geflecht, wie
                              H; N ein
                              aͤhnliches Brett, wie das Brett J; O eine Leinwand ohne Ende, wie J, aber viel laͤnger; sie laͤuft mittelst eines Riemens, der
                              sich von der Rolle h nach der Rolle i erstrekt; Fig. 1. Alle diese
                              Leinwanden werden mittelst der Schieber P gespannt,
                              durch welche die Zapfen der Rollen, m, laufen. Q ist ein Eisendrahtgeflecht, auf welches die
                              geschlagene Baumwolle kommt, und durch welches der Ueberrest von Staub und Mist
                              durchfaͤllt, den sie allen Falls noch enthalten koͤnnte. In dieser
                              Hinsicht wird dieses Drahtgeflecht in senkrechter Richtung geschuͤttelt: auf
                              der einen Seite durch die Walze mit Daͤumlingen R, Fig.
                                 4; auf der anderen durch eine Bewegung hin und her, welche ein
                              excentrischer Zapfen, n, Fig. 1 und 3, auf einem kleinen
                              Triebrade, r, welches auf der Achse S, dem Rade E
                              gegenuͤber aufgezogen ist, hervorbringt, T,
                              Rollen, von welchen die eine befestigt, die andere frei auf der Achse S ist, und mittelst welcher man die Maschine in
                              Thaͤtigkeit sezt, oder still stehen laͤßt, je nachdem man den Riemen
                              leitet, der von der Triebkraft der Maschine auf die eine oder auf die andere dieser
                              Rollen herkommt. (Siehe Fig. 8.) X, Gabelgriff, in welchem der Riemen laͤuft, und
                              der zur Leitung des Riemens auf die eine oder auf die andere der Rollen T dient.
                           J' und N', Fig. 1, sind bedekte
                              Thuͤren aus Metall-Geflecht; zwischen den Oeffnungen der Maschen derselben
                              entweicht der durch das Klopfen ausgeschlagene Staub.
                           Wenn die Maschine in Gang gebracht wird, zieht sie als die auf die Leinwand B geworfene Baumwolle ein. Diese Baumwolle laͤuft
                              durch die Cylinder C, und wird von dem Fluͤgel
                              D kraͤftig geschlagen, welcher durch die
                              Schnelligkeit seiner Umdrehung, und durch den Wind, welchen er erzeugt, die
                              Baumwolle auf die zweite Leinwand J, wirft, die dieselbe
                              mit sich fortzieht,
                              und sie einem zweiten Klopfen, dem ersten aͤhnlich, unterwirft. Diese, dann
                              schon sehr geoͤffnete Baumwolle wird hierauf aus der Maschine gejagt, sowohl
                              durch den Wind, den der Fluͤgel erzeugt, als durch die Leinwand O, welche zugleich fortlaͤuft. Waͤhrend
                              die Wolle hier durch die Maschine zieht, wird sie nicht bloß hinlaͤnglich
                              geoͤffnet, sondern auch vollkommen gereinigt.
                           Diese Maschine erzeugt weniger Abfall, als bei dem gewoͤhnlichen Schlagen der
                              Wolle Statt hat; sie erspart viele Zeit und Leute, und ist in großen
                              Baumwollen-Spinnereien ein unentbehrlicher Hausrath geworden. Sie schlaͤgt
                              taͤglich zwischen 3 bis 400 Pfund Baumwolle, und braucht nur 4 Maͤnner
                              an den Kurbeln. Sie kann auch durch ein Pferd getrieben werden. Ihr Preis kommt
                              nicht hoͤher als 16 bis 1800 Franken.
                           Hr. Pihet beschaͤftigt sich gegenwaͤrtig mit
                              Verfertigung einer anderen Maschine, welche die Baumwolle einer zweiten Bearbeitung
                              unterzieht, und die er Schlag- und Ausbreitungs-Maschine (batteur étaleur)
                              nennt. Diese Maschine klopft die Baumwolle noch ein Mahl, und breitet sie in einem
                              zusammenhaͤngenden Fladen aus, welcher sich auf einer Walze aufrollt: hier
                              ist also die Leinwand ohne Ende nicht mehr noͤthig. Von dieser Maschine kann
                              die Baumwolle unmittelbar unter die grobe Kardaͤtsche.
                           Diese Maschine erspart sehr viele Haͤnde bei den Kardaͤtschen: eine
                              Person allein kann deren 16 bis 20 bedienen. Die Kardaͤtschen werden dabei
                              sehr geschont, und selten geraͤth eine derselben in Unordnung, Der Abfall ist
                              geringer, indem man die Fladen nicht immer kreuzen und anfuͤgen darf. Die
                              Arbeit selbst endlich geschieht viel vollkommner und reiner, denn die Baumwolle
                              bekommt keine Bozen.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
