| Titel: | Bericht des Hrn. Bosc, im Namen des Ausschusses des Akerbaues, über die langwolligen englischen Schafe. | 
| Fundstelle: | Band 16, Jahrgang 1825, Nr. XVI., S. 49 | 
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                        XVI.
                        Bericht des Hrn. Bosc, im Namen des Ausschusses des Akerbaues,
                           über die langwolligen englischen Schafe.
                        Aus dem Bulletin de la Société
                                 d'Encouragement. 1824. N. 240. S. 179.
                        Bosc's Bericht über die langwolligen englischen Schafe.
                        
                     
                        
                           Es gibt in England mehrere Raçen von Schafen, deren
                              sehr lange Wolle mit großem Vortheile zu verschiedenen Arten von Wollenzeugen
                              verwendet werden kannNaͤheres hieruͤber findet man in diesem polytechnischen Journal
                                    Bd. XV. S. 457.
                                    D., die man aber, da ihre Ausfuhr verbothen istDie Ausfuhr der Gespinnste von dieser Wolle ist jezt erlaubt, und es werden
                                    bereits zum großen Nachtheil unserer deutschen Wollenspinnereien bedeutende
                                    Geschaͤfte darinnen auf dem Continente gemacht. D., nur durch sogenanntes Schwaͤrzen nach Frankreich heruͤber
                              bringen kann. Unsere Fabriken muͤssen daher die Wolle dieser Schafe, deren
                              Ausfuhr gleichfalls verbothen ist, durch die Wolle der flandrischen Schafe ersezen,
                              die weder so fein noch so lang, als die englische ist.
                           Der Wunsch, die franzoͤsischen Fabriken in dieser Hinsicht in eine bessere
                              Lage zu versezen, veranlaßte die Hrn. Gebruͤder Delportes in der Naͤhe von Boulogne sur
                                 mer eine Heerde englischer Schafe zu unterhalten. Die Wolle derselben war
                              sehr lang, jedoch nicht so lang als die der gegenwaͤrtig in England wirklich
                              vorhandenen Schafe. Man verwendete sie zur Verfertigung der sogenannten Bouracans.
                              Diese Heerde ward in den Zeiten der Revolution zerstoͤrt.
                           Hr. Baron de Mortemart-Boisse unternimmt es
                              gegenwaͤrtig unter dem Schuze der Regierung zu zeigen, wie nuͤzlich es
                              waͤre, wenn man eine neue Heerde bilden wuͤrde, und hat der Société d'Encouragement eine
                              Broschuͤre eingesandt (– Recherches sur les
                                 différentes races de bêtes à laine de la Grand-Bretagne, et
                                 particulièrement sur la nouvelle
                              
                              race de Leicestershire. 8.
                              Paris chez Madame Huzard, 1 Frc 25 C. –) in welcher er die verschiedenen Hauptragen der
                              langwolligen englischen Schafe beschreibt, und seine Ideen uͤber die Mittel,
                              dieselben fuͤr Frankreich so nuͤzlich als moͤglich zu machen,
                              mittheilt.
                           Der Verwaltungs-Rath hat diese kleine Schrift dem Akerbau-Ausschusse zur
                              Berichterstattung mitgetheilt.
                           Hr. Baron Mortemart-Boisse beginnt mit Anfuͤhrung
                              von Stellen aus Hesiod, Xenophon und den lateinischen Agronomen zu beweisen, daß die
                              Alten die Wichtigkeit der Schafzucht sehr wohl zu schaͤzen wußten. Er geht
                              hierauf zu demjenigen uͤber, was die englischen Landwirthe thaten, und was
                              die franzoͤsische Regierung gethan hat, um die Raçe dieser Thiere in
                              beiden Laͤndern zu verbessern, und beschreibt hierauf die 7 Hauptraçen
                              langwolliger Schafe in England mit Anfuͤhrung der Gruͤnde der
                              Vorzuͤge der einen unter denselben.
                           Von diesen 7 Raçen taugt die Wolle zum Kaͤmmen:
                           
                              
                                 1.
                                 An
                                 der
                                 Raçe
                                 von
                                 Dishley oder New-Leicester;
                                 
                              
                                 2.
                                  –
                                  –
                                  –
                                  –
                                 Lincolnshire;
                                 
                              
                                 3.
                                  –
                                  –
                                  –
                                  –
                                 Tees-Water;
                                 
                              
                                 4.
                                  –
                                  –
                                  –
                                  –
                                 Dartmoor.
                                 
                              
                           Zum Kardaͤtschen:
                           
                              
                                 1.
                                 An
                                 der
                                 Raçe
                                 von
                                 Dorsetshire;
                                 
                              
                                 2.
                                  –
                                  –
                                  –
                                  –
                                 Herfordshire;
                                 
                              
                                 3.
                                  –
                                  –
                                  –
                                  –
                                 Southdown.
                                 
                              
                           „Die Raçe von Dishley“, sagt Bar. de Mortemart-Boisse, „die durch die Sorgfalt und
                                 Ausdauer des beruͤhmten Bakewell geschaffen, und sowohl durch die Menge
                                 der Stuͤhle, die sie beschaͤftigt (15,000), als durch die
                                 Schoͤnheit der Zeuge, die daraus verfertigt, und ausgefuͤhrt
                                 werden (fuͤr 75,000,000 Franken) das Vorbild der kostbarsten Raçe
                                 geworden ist, war, zugleich mit der Raçe von Southdown, die beinahe mit
                                 derselben wetteifert, der Gegenstand meiner sorgfaͤltigsten
                                 Untersuchung.“
                           Ich kann Hrn. de Mortemart-Boisse in dem Detail der
                              Beweggruͤnde, auf welche er die Vorzuͤge dieser Raçe
                              gruͤndet, die, außer ihrer feinen und haͤufigen Wolle, die mehr als
                              einen Fuß lang ist, oͤfters, im zweiten Jahre schon, 120 Pfund sehr fetten und
                              wohlschmekenden Fleisches gibt, nicht folgen. Die Feinheit, Dichte und Laͤnge
                              dieser Wolle haͤngen, nach Hrn. de
                                 Mortemart-Boisse, von der Feinheit der Haut, und von dem feuchten und
                              kalten Klima ab, in welchem sich diese Thiere befinden. Diese Meinung wurde auch
                              schon fruͤher geaͤußert.
                           Die große Menge Fleisches haͤngt von der Feinheit der Knochen ab; die des
                              Fettes von einer Anlage zum fett werden, von der Nahrung und von
                              diaͤtetischem Verhalten.
                           Hr. de Mortemart-Boisse entwikelt alles dieß in einem sehr
                              interessanten Detail, welches in der Schrift selbst nachgelesen werden muß, um die
                              Wichtigkeit desselben gehoͤrig zu wuͤrdigen. Er schließt mit
                              Bemerkungen uͤber die Krankheiten, welchen diese Raçe unterworfen ist,
                              und uͤber die bewaͤhrten Mittel zur Heilung derselben.
                           Dieser Abhandlung hat ihr Hr. Verfasser sehr zahlreiche und sehr lehrreiche Noten
                              beigefuͤgt, nebst der Abbildung eines Widders von Dishley.
                           Man muß dem Hrn. Baron de Mortemart-Boisse fuͤr
                              seine Bemuͤhungen allen Dank wissen. Die Erlangung einer so kostbaren
                              Raçe, wie jene von Dishley, ist sowohl in Hinsicht auf die Wolle als auf das
                              Fleisch ein sicheres Mittel unseren Akerbau zu heben.