| Titel: | Verfahren zur Erzeugung des sogenannten Marroquin-Papieres, von Hrn. Böhm in Straßburg. | 
| Fundstelle: | Band 16, Jahrgang 1825, Nr. XXIV., S. 68 | 
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                        XXIV.
                        Verfahren zur Erzeugung des sogenannten
                           Marroquin-Papieres, von Hrn. Böhm in Straßburg.
                        Aus der Description des
                              Brevets, T. VI.
                           im Bulletin de la
                                 Société d'Encouragement pour l'Industrie nationale. N.
                              243. S. 257.
                        Böhm's, Verfahren zur Erzeugung des sogenannten
                           Marroquin-Papieres.
                        
                     
                        
                           Man verschafft sich einen diken thierischen Leim, indem man
                              sich entweder des gemeinen weißen Leimes bedient, den man mit einer hinlaͤnglichen
                              Menge Wassers kochen laͤßt, und dem man etwas Fett oder Oehl zusezt, welches,
                              bei dem Erkalten, auf demselben oben schwimmen wird, und mit einem Loͤffel
                              abgenommen werden kannDer Zusaz von Oehl oder Fett dient dazu, um den Leim vom noch anklebenden
                                    Fett vollkommen zu befreien, welches sich beim Kochen mit dem zugesezten
                                    Oehl oder Fett verbindet, und durch's Abschoͤpfen vollkommen davon
                                    abgesondert wird. D., oder man nimmt irgend einen anderen thierischen Stoff, der Leim zu liefern
                              im Stande ist, wie z.B. Pergament-SpaͤneWelche fuͤr den Gebrauch des Marroquin-Papieres den oͤften Leit
                                    geben. D., Kaͤlber- oder Schaffuͤsse. Das Sieden muß, nach der Natur der
                              angewendeten Substanzen, mehr oder minder lang dauern, bis naͤmlich die
                              Abkochung die Consistenz einer Gallerte animmt, die der Arbeiter wieder
                              aufwaͤrmen kann, wann sie erkaltet ist. Zum Auftragen dieses Leimes bedient
                              man sich der gewoͤhnlichen Pinsel. Man nimmt nun starkes, weißes, gut
                              geleimtes Papier, und traͤgt eine leichte Lage Leimes auf dasselbe auf;
                              nachdem der Leim troken geworden ist, wiederholt man diese Operation 4 bis 5 Mahl,
                              aber immer so, daß man das Papier ehe troken werden ließ. Wenn das Papier auf diese
                              Weise zubereitet worden ist, traͤgt man die Farbe auf, indem man dasselbe auf
                              einem Brette uͤber ein vierekiges Kistchen legt. Mit einem Pinsel,
                              ungefaͤhr wie derjenige ist, mit welchem man den Leim auftraͤgt,
                              vertreibt man die ausgegossene Farbe so gleichfoͤrmig als moͤglich,
                              und faͤhrt mit dieser Arbeit so lange fort, bis der Leim dieselbe
                              gehoͤrig eingesogen, und sie selbst den gehoͤrigen Ton von Helle oder
                              Dunkelheit erhalten hat. Man ist oͤfters gezwungen, die erste Lage der Farbe
                              troken werden zu lassen, ehe man die zweite auftraͤgt, damit der Leim nicht
                              zu naß wird, und sich wegloͤst. Man nimmt dann einen mit Wasser
                              hinlaͤnglich befeuchteten Schwamm, wischt damit die Farbe weg, die auf dem
                              Blatte sizen geblieben ist, ohne in dasselbe einzudringen, und laͤßt das
                              Papier, auf Bindfaden aufgehangen, troken werden.
                           Die Farben werden auf folgende Weise bereitet:
                           
                           Zur rothen nimmt man einen Absud von FernambucOder vom falben Stoff befreiten Rothholz-Absud. Polytechn. Journal Bd. V. S. 85.
                                    D. mit etwas Avignoner-Kreuzbeeren (graines
                                 d'Avignon) gemengt, um denselben eine Scharlach rothe Farbe zu geben, sezt
                              dann die gewoͤhnliche Menge Alaun zu, um allen Faͤrbestoff
                              auszuziehen, und filtrirt, wie bei allen folgenden Farben.
                           Zur violetten nimmt man eine aͤhnliche Abkochung
                              von Bresil, und sezt etwas Essig zu.
                           Zur blauen bereitet man eine Aufloͤsung aus
                              gewoͤhnlichen Indigo in SchwefelsaͤureDie man aber zu diesem Behufe mit einer in Wasser gemachten Loͤsung
                                    von Bleizuker zersezen muß. Auf ein Pfund Indig nimmt man 4 Pfund
                                    aͤchtes saͤchsisches Vitrioloͤhl, verduͤnnt die
                                    erfolgte Aufloͤsung mit 8 Pfund Wasser, und ruͤhrt eine
                                    Aufloͤsung von 8 Pfund krystallisirtem Bleizuker in 12 Pfund Wasser
                                    daran. Nach Absezung des schwefelsauren Blei wird die klare eßighaltige
                                    Indig-Fluͤßigkeit als blaue Farbtinktur verwendet. D., welche man mit einer hinlaͤnglichen Menge Wassers mengt. Man gießt
                              die verduͤnnte Aufloͤsung auf eine zureichende Menge gestoßener
                              Kreide, damit die Fluͤßigkeit keinen sauren Geschmak mehr zeigt.
                           Zur gelben Farbe nimmt man einen Absud von
                              Avignoner-Kreuzbeeren mit Alaun.
                           Zur gruͤnen mischt man obige blaue und gelbe, nach
                              der verlangten Schattirung.
                           Zur schwarzen nimmt man eine Aufloͤsung von
                              Eisen-Vitriol (couperose) in Wasser, in welche man einen
                              Schwamm taucht, den man auf dem mit Bresil violett gefaͤrbten Papiere so
                              lange hin und her fuͤhrt, bis dasselbe dunkelschwarz erscheint. Traͤgt
                              man dieselbe Aufloͤsung auf rothes Papier auf, aber nur in geringer Menge, so
                              wird dieses braun. Nankin oder Leder, Farbe, oder
                              sogenannte Basane, erhaͤlt man aus einer Mischung
                              von Roth und Gelb, und Grau aus einer Mischung von Violett und
                              Eisen-Vitriol-Aufloͤsung (couperose) in vielem
                              Wasser, wo anders das Grau nicht sehr dunkel seyn soll.
                           Nachdem das Papier aus obige Weise gefaͤrbt und gehoͤrig getroknet
                              wurde, traͤgt man wieder eine Lage Leim auf dasselbe auf, um den
                              gehoͤrigen Glanz zu geben, und nachdem es wieder troken geworden ist,
                              faͤhrt man mit einem Schwamme leicht daruͤber, der in eine
                              Aufloͤsung von Alaun, Salpeter und Weinstein-Krystallen (diese drei Salze zu
                              gleichen Theilen genommen), in Wasser eingetaucht wurde, um die gallertartigen
                              Theile zum gerinnen zu bringen, und dieselben vor dem Einflusse des Wassers zu
                              bewahren. Das auf diese Weise befeuchtete Papier wird uͤber einer mit langen
                              oder kurzen Strichen gravirten Kupfertafel ausgebreitet, und hierauf zwischen den
                              Walzen einer gewoͤhnlichen Kupferdruker-Presse durchlaufen gelassen, wodurch
                              es das Marroquin Korn erhaͤlt.
                           Man macht auch Papier auf Marroquin-Art, indem man einem auf die gewoͤhnliche
                              Weise gefaͤrbten Papiere 2 oder 3 Leim-Lagen auf obige Weise gibt, und auf
                              die angezeigte Art preßtAlle diese Marroquin-Papier-Sorten liefern die Fabriken gefaͤrbter und
                                    gedrukter Papiere des Hrn. Max Leonhard Kaufmann, und die des Hrn. Simon
                                    Friede. Nebinger, beide in Augsburg, in vorzuͤglicher
                                    Schoͤnheit und Vollkommenheit zu moͤglichst billigen Preisen.
                                    D..