| Titel: | Ueber Oehl, und die aus demselben durch Hize erhaltenen Gasarten. Von Joh. Dalton. T. R. S. etc. | 
| Fundstelle: | Band 16, Jahrgang 1825, Nr. XLVIII., S. 215 | 
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                        XLVIII.
                        Ueber Oehl, und die aus demselben durch Hize
                           erhaltenen Gasarten. Von Joh.
                              Dalton. T. R. S. etc.
                        Aus den Memoirs of the literary and philosophical Society of
                                 Manchester. Im Repertory of Arts Manufactures and
                                 Agriculture. December. 1824. S. 27.
                        Dalton, über Oehl und die aus demselben durch Hize erhaltenen
                           Gasarten.
                        
                     
                        
                           Da ich neulich Gelegenheit hatte, einige Versuche uͤber
                              die Wirkung der Hize auf das Oehl, vorzuͤglich auf das fette thierische Oehl,
                              anzustellen, so halte ich es nicht fuͤr uninteressant, der Gesellschaft die
                              Resultate hiervon vorzulegen, um so mehr, als das durch Zersezung dieses Oehles
                              erhaltene Gas, wahrscheinlich mehr oder minder die Stelle des Kohlengases bei der
                              Gasbeleuchtung vertreten wird.
                           Wenn man Wallfisch-Thran (whale oil) in einem offenen
                              Gefaͤße uͤber Feuer stellt, so erhizt er sich, wie jede andere
                              Fluͤßigkeit, nach und nach bis zum 400° Fahrenh. Nach dieser Epoche
                              stoͤßt er Daͤmpfe aus, die vorzuͤglich waͤsseriger Natur
                              sind, und faͤhrt damit einige Zeit uͤber fort. Wenn die Hize desselben
                              nahe an 600° steigt, zeigen sich Spuren des Siedens: es entwikelt sich eine
                              Menge von Luftblasen, und die Oberflaͤche des Thranes faͤngt an zu
                              dampfen. Wenn die Hize so fort vermehrt wird, steigt die Temperatur desselben von
                              600 bis auf 650° und daruͤber, und die Oberflaͤche des Thranes
                              faͤngt an sich etwas zu kraͤuseln und in Bewegung zu gerathen: dieß
                              haͤlt, ohne viele Veraͤnderung, so lange an, als die Temperatur
                              zwischen 650 und ungefaͤhr 700° Grad bleibt; denn ein hoͤherer
                              Grad von Hize laͤßt sich mit einem Queksilber-Thermometer nicht mehr mit
                              Sicherheit bestimmen. Es ist ein auffallender Unterschied zwischen den heftigen
                              Bewegungen des siedenden Wassers und dem sanften Wallen des siedenden Oehles. Wenn
                              man eine gewisse Menge Thranes in einer glaͤsernen Retorte destillirt, so
                              kann man denselben nach und nach bis auf 500° und daruͤber erhizen, wo
                              dann etwas Wasser und
                              Oehl heruͤber steigt, das ungefaͤhr 1/30 bis 1/50 der ganzen Menge
                              betraͤgt. Nimmt man nun die Vorlage weg und stoͤßt eine neue vor, so
                              destillirt Oehl mit etwas Wasser uͤber, sobald die Temperatur bis auf
                              600° gestiegen ist. Sobald das Oehl anfaͤngt zu sieden, geht die
                              Destillation etwas schneller, aber noch immer sehr langsam vor sich. Waͤhrend
                              zwei bis dreistuͤndigen Siedens stieg von einer Pinte Oehles ungefaͤhr
                              1/3 uͤber. Das Sieden ging am Ende so ruhig und still fort, wie Anfangs, und
                              Retorte und Vorlage blieben frei von allen Wolken.
                           Es entwikelte sich eine Menge sauren Rauches, der die kleine Stube, in welcher der
                              Versuch angestellt wurde, erfuͤllte, so daß der Hals davon angegriffen wurde,
                              und man bei dem Athemholen ein sehr laͤstiges Stiken empfand. Wahrscheinlich
                              war dieser Rauch Fettsaͤure mir Kohlensaͤure gemengt: er war durchaus
                              nicht brennbar.
                           Thran wird durch Destillation bedeutend veraͤndert, sowohl in Hinsicht seiner
                              specifischen Schwere, als seiner anderen Eigenschaften. Ich habe den der
                              Destillation unterzogenen Thran vor der Operation nicht auf seine specifische
                              Schwere gepruͤft: sie ist gewoͤhnlich ungefaͤhr 92. Die
                              specifische Schwere des Ruͤkstandes nach der Destillation war 94, der
                              uͤbergegangenen Fluͤßigkeit, nachdem das im Anfange
                              uͤbergegangene Wasser weggeschuͤttet wurde, 85. Der
                              ruͤkstaͤndige Thran ist schwarz, und weniger fluͤßig, als vor
                              der Operation; der uͤbergegangene hingegen ist fluͤßiger.
                           Ich fand die specifische Schwere eines alten, 35 Tage lang ununterbrochen in einer
                              Temperatur von 360° gehaltenen, aber nie gesottenen, Thranes = 960. Er sah
                              beinahe so aus, wie der Ruͤkstand bei obiger Destillation.
                           Wenn man entweder frischen Wallfisch-Thran, oder alten, der oͤfters bis auf
                              400° und daruͤber erhizt wurde, allmaͤhlich bis auf 500 oder
                              520° hizt, und eine angezuͤndete Lunte in denselben taucht, verlischt
                              diese auf der Stelle, und es erfolgt keine Verbrennung.
                           Man hizte einen Theil des oberwaͤhnten destillirten Oehles in einem offenen
                              Becher auf 250, und endlich auf 300°. Als Man eine angezuͤndete Lunte
                              auf die Oberflaͤche desselben brachte, hatte eine leichte Explosion Statt, welche ohne Zweifel
                              durch die Thrandaͤmpfe veranlaßt wurde; sobald man aber die Lunte in das Oehl
                              eintauchte, loͤschte dieselbe aus. Wenn der Thran wiederholt destillirt wird,
                              so wird er immer mehr und mehr entzuͤndbar, und verdampft bei einer
                              niedrigeren Temperatur.
                           Alter Thran, welcher lange Zeit uͤber einer Hize von 400° ausgesezt
                              war, wurde, ungefaͤhr in der Menge eines Gallons, in einen Digestor gethan,
                              der an seinem Dekel mit einer kleinen Roͤhre versehen war. Der Thran wurde
                              bis 450° ohne irgend eine bemerkbare Veraͤnderung erhizt. Man
                              erhoͤhte die Hize dann noch weiter bis auf 568°.
                           Als man bei einer Temperatur von 526° eine gluͤhende Lunte an die
                              Roͤhre brachte, kam eine kleine blaue Flamme zum Vorscheine, die bald
                              verlosch. Ueber dieser Temperatur kamen von Zeit zu Zeit Puͤffe von
                              brennbarem Gase aus der Roͤhre heraus, welche durch das
                              Niedertroͤpfeln waͤsseriger und oͤhliger Feuchtigkeit von dem
                              Dekel auf die Oberflaͤche des erhizten Thranes entstanden; es hatte aber
                              keine anhaltende Gas-Erzeugung Statt.
                           Ein großer zwischen 50 und 100 Gallon Thran fassender Kessel, welcher durch 35 Tage
                              in einer Temperatur von 400° erhalten wurde, veranlaßte einen neuen Versuch.
                              Der Kessel war geschlossen, und hatte an dem Dekel eine kleine, ungefaͤhr 15
                              Zoll lange, und 1 Zoll weite, Roͤhre. Als der Thran, welcher den Kessel zur
                              Haͤlfte fuͤllte, eine Temperatur von 400° erreicht hatte,
                              brachte man zu wiederholten Mahlen eine brennende Kerze an das Ende der
                              Roͤhre, ohne daß man eine Spur von Entzuͤndung wahrnehmen konnte. Man
                              zog dann einen großen Pfropf aus dem Dekel, und brachte eine brennende Lunte an die
                              Oeffnung. Es zeigte sich keine Spur von Entzuͤndung. Die Lunte ward unter dem
                              Dekel in den Kessel eingetaucht, und verlosch augenbliklich. Ich hatte keine
                              Gelegenheit die Luft unter dem Dekel zu pruͤfen, habe aber Ursache zu
                              vermuthen, daß sie ein Gemenge von Kohlensaͤure und gemeiner Luft war.
                           Eine glaͤserne Retorte, die ungefaͤhr eine Pinte alten, lang gehizten,
                              Thranes enthielt, ward einer Temperatur von 600°, und daruͤber eine Stunde
                              lang oder etwas daruͤber ausgesezt. Man ließ den Schnabel der Retorte in eine
                              hoͤlzerne Kiste sich enden, die gemeine Luft enthielt, und waͤhrend
                              der ganzen Operation beinahe luftdicht war. Die Kiste faßte ungefaͤhr einen
                              halben Kubikfuß. Am Ende der Operation machte man eine kleine Oeffnung in die Kiste,
                              und brachte ein brennendes Wachslicht in dieselbe. Es hatte weder Explosion noch
                              Entzuͤndung Statt. Die in der Kiste enthaltene Luft wurde gepruͤft:
                              das Wachslicht brannte in derselben beinahe so, wie in gemeiner Luft. Diese enthielt
                              ungefaͤhr 17 p. Cent Sauerstoff und etwas kohlensaures Gas. Die Luft hatte
                              denselben stikenden Geruch, wie Fettsaͤure. Es ist also offenbar, daß keine
                              brennbare Luft in der Kiste war.
                           
                        
                           Durch Hize erzeugtes Thran- oder Oehlgas.
                           Im Jahre 1805 erhielt ich zum ersten Mahle Gas aus Oehl. Ich finde unter meinen
                              Notaten von diesem Jahre, daß ich eine Menge Gases dadurch erhielt, daß ich
                              Baumoͤhl mit geloͤschtem Kalke in einen Flintenlauf brachte, und
                              diesen roth gluͤhte. Aus einigen Versuchen schloß ich, daß es ein Gemenge von
                              gekohlstofftem Wasserstoffgase, Oehl erzeugendem Gase und Wasserstoff war. Von
                              dieser Zeit an habe ich bis jezt kein Oehlgas mehr erzeugt. Dr.
                              Henry hatte vorlaͤufig gefunden, daß Gas aus Oehl
                              und Talg 1/8 seines Umfanges Oehl erzeugendes Gas, und das aus Wachs 1/4 desselben
                              enthielt; das uͤbrige war, wie man es damals nannte, Wasser-Kohlenstoff (Hyrdo-Carburet.)
                           Das aus Oehl oder Thran gewonnene Gas scheint seinen Eigenschaften nach, verschieden
                              zu seyn, zum Theile, wie ich vermuthe, nach den verschiedenen Arten und
                              Eigenschaften des Thranes oder Oehles, vorzuͤglich aber nach der
                              verschiedenen Art und Weise dasselbe zu bereiten, und nach dem verschiedenen Grade
                              von Hize, unter welchem die Zersezung Statt hatte. Wir sehen aus Dr. Henry's Versuchen uͤber das Kohlengas (Philos. Trans. 1808), daß
                              das beste Kohlengas waͤhrend der ersten Haͤlfte der Destillation
                              uͤbergeht, ehe die groͤßte Hize unter den Retorten angebracht wird.
                              Derselbe Fall scheint auch bei der Zersezung des Oehles Statt zu haben, und es ist
                              wahrscheinlich, daß
                              jenes Gas das beste ist, welches, unter uͤbrigens gleichen Umstaͤnden,
                              bei der maͤßigsten Hize erhalten wird. Aus den bereits angefuͤhrten
                              Versuchen erhellt, daß die Hize zur Zersezung des Thranes oder Oehles den 700ten
                              Grad bedeutend uͤberwiegen muß, indem sie waͤhrend der Destillation
                              diesen Grad zuweilen erreicht oder uͤbersteigt, und nur wenig oder gar kein
                              Gas dabei zum Vorscheine kommt. Es scheint wenigstens eine deutliche
                              Rothgluͤhhize noͤthig zu seyn, um das Oehl in eine anhaltend
                              elastische Fluͤßigkeit zu zersezen.
                           Die gewoͤhnliche Methode, den Thran oder das Oehl zu zersezen, ist, wie ich
                              glaube, diese: das Oehl tropfenweise in eine rothgluͤhende Retorte fallen zu
                              lassen, in welcher sich irgend etwas von einem Stoffe befindet, der wenig oder gar
                              keine chemische Wirkung auf das Oehl aͤußert, wie Holzkohle, gestoßene
                              Ziegeln etc., wodurch bloß die rothgluͤhende Oberflaͤche
                              vergroͤssert wird, um die Zersezung zu beschleunigen. Bei meinen im Kleinen
                              angestellten Versuchen gab ich anfangs die ganze Menge Oehles auf ein Mahl in die
                              Retorte, die nicht mehr als 1/4 oder 1/2 Unze betrug, ohne irgend einen der oben
                              erwaͤhnten Koͤrper. Da die Retorte verhaͤltnißmaͤßig
                              groß und nur ein Ende derselben rothgluͤhend war, so fand ich bei
                              ploͤzlicher Entwikelung des Gases keine Ungelegenheit, eben so wenig als von
                              der geringen Menge Oehles, die waͤhrend der Zersezung uͤbergehen
                              konnte.
                           Ich habe zu drei verschiedenen Mahlen Versuche uͤber die Zersezung des Thranes
                              oder Oehles angestellt. Das erste Mahl war es Wallrath-Oehl (Spermaceti-Oil) und die beiden anderen Mahle gemeiner Wallfisch-Thran. Die
                              erste dieser Gasarten war außerordentlich gut, und besser als irgend eine dieser
                              Art, die ich jemahls gesehen habe: nur mußte ich bedauern, daß die Menge derselben
                              zu gering war, um ihre specifische Schwere zu bestimmen. Die zweite war
                              verhaͤltnißmaͤßig gut, und ihre specifische Schwere beinahe so groß,
                              als die der gemeinen Luft. Die dritte war etwas schlechter, vorzuͤglich in
                              Hinsicht auf specifische Schwere, die nur 0,7 der atmosphaͤrischen Luft
                              betrug. Ich zweifle kaum, daß die erste bedeutend schwerer war, als
                              atmosphaͤrische Luft. Alle drei enthielten unbestimmte Mengen kohlensauren
                              Gases, zwischen 10–20 p. Cent, die vor dem Abwaͤgen derselben
                              weggenommen wurden.
                           
                           Ausser diesen 3 Arten hatte ich eine vierte, die Dr.
                                 Henry die Gefaͤlligkeit hatte, mir mitzutheilen, aus
                              Wallfisch-Thran. Ihre specifische Schwere war °'59.
                           Als ich das Gas Nro. 1 in Volta's Eudiometer mit Sauerstoff verpuffen ließ, fand ich,
                              daß es drei Mahl so viel, dem Umfange nach, an Sauerstoff erforderte, und etwas mehr
                              als sein doppeltes Volumen an Kohlensaͤure erzeugte, und hieraus schloß ich,
                              daß es beinahe ganz reines Oehl erzeugendes Gas gewesen seyn mußte. Denn mehrere
                              Chymiker haben erwiesen, daß 100 Maaße Oehl erzeugendes Gas, wenn sie auf obige
                              Weise verpufft werden, 200 Kohlensaͤure erzeugen, und 300 Sauerstoffgas
                              ungefaͤhr erfordern. Dieß verleitete mich zur Pruͤfung desselben mit
                              oxigenirter Kochsalzsaͤure, und ich erstaunte, als ich fand, das kaum die
                              Haͤlfte dieses Gases sich mit obiger Saͤure unmittelbar verband, und
                              der Ruͤkstand vorzuͤglich gekohlstofftes Wasserstoffgas war, was sich
                              sowohl bei der Pruͤfung mit dem Volta'schen Eudiometer, als durch seine
                              Wirkung auf die oxigenirte Kochsalzsaͤure unter unmittelbarer Einwirkung desdes des Lichtes zeigte.
                           Bei dem ersten Eindruke, welchen diese Beobachtung auf mich machte, glaubte ich, daß
                              dieses Oehl-Gas ein Gas sui generis, oder einer
                              besondern, noch nicht beschriebenen, Art war, und daß die oxigenirte
                              Kochsalzsaͤure eine Zersezung desselben bewirkte, indem sie sich mit jenem
                              Theile des lezten Elementes verbindet, welches mit dem Oehl erzeugenden Gase
                              korrespondirt, und den anderen Theil entwikelt, welcher mit dem gekohlstofften
                              Wasserstoffe correspondirt. Spaͤtere Versuche machten mich aber geneigt,
                              anzunehmen, daß dieses leztere Gas, so wie Theile des Wasserstoffes und des
                              Kohlstoff-Oxides, einen Theil des Gemenges der Gasarten bilden, welche
                              urspruͤnglich durch Zersezung des Oehles erzeugt werden; und daß der Theil,
                              auf welchen die oxigenirte Kochsalzsaͤure wirkt, entweder ein bisher noch
                              nicht beschriebenes Gas, oder ein Gemenge aus dem Oehl erzeugenden Gase, und einem
                              oder dem anderen noch unbestimmten Gase ist.
                           Ich versuchte das Gas Nro. 1 in Hinsicht auf seine Faͤhigkeit, von dem Wasser
                              verschlungen zu werden. Es schien in dieser Beziehung mit dem Oehl erzeugenden Gase
                              nahe uͤberein zu kommen; die Einsaugung war beinahe dieselbe, wie bei einer Mischung aus
                              gekohlstofftem Wasserstoffe und aus Oehl erzeugenden Gase in gehoͤrigem
                              Verhaͤltnisse. Sauerstoffgas stieß die gemengten Gasarten
                              unveraͤndert, nach der in solchen Fallen bekannten Regel, aus, ohne daß man
                              eine Veraͤnderung in den Gasarten selbst bemerkte, wenn man dieselben
                              spaͤter mit Sauerstoff in Volta's Eudiometer behandelte, den Unterschied
                              ausgenommen, welcher von dem verschiedenen Grade ihrer Faͤhigkeiten
                              verschlungen zu werden abhing.
                           Das Gas Nro. 2 enthielt 16 per Cent. dieses neuen Gases, welches ich fuͤr jezt
                              Super-Oehl erzeugendes Gas nennen will. Das Gas Nro. 3 enthielt 10 per Cent. und das
                              Nro. 4 enthielt 20 per Cent. desselben. Nachdem das Super-Oehl erzeugende Gas
                              abgesondert wurde, waren die Ruͤkstaͤnde der verschiedenen Nummern
                              nicht ganz gleich. Nro. 1 war vorzuͤglich gekohlstoffter Wasserstoff; Nro. 2
                              enthielt gekohlstofften Wasserstoff und Kohlenstoff-Oxid; Nro. 3 bestand
                              vorzuͤglich aus gekohlstofftem Wasserstoffe, und Nro. 4 enthielt
                              gekohlstofften Wasserstoff, Kohlenstoff-Oxid und Wasserstoff, wie aus den unten
                              angefuͤhrten Resultaten der Analysen derselben erhellen wird. Die Analysen
                              wurden auf folgende Weise durchgefuͤhrt. 100 Theile des gewaschenen wurden
                              mit dem gehoͤrigen Verhaͤltnisse uͤber Queksilber abgeschlossen
                              und die Saͤure und der Sauerstoff auf die gewoͤhnliche Weise bestimmt.
                              Hierauf wurden 100 Maaße desselben Gases mit oxigenirter Kochsalzsaͤure
                              behandelt, um das Super-Oehl erzeugende Gas zu entfernen. Der Ueberschuß der
                              Saͤure wurde ausgewaschen, der Ruͤkstand abgefeuert, und die
                              Kohlensaͤure und der Sauerstoff bestimmt. Diese wurden dann von den
                              Resultaten der Saͤure und des Sauerstoffes fuͤr 100 Theile Gas
                              abgezogen, und die Reste als der Verbrennung des Super-Oehl erzeugenden Gases
                              angehoͤrig, unten angesezt.
                           
                              
                                 N. 1.
                                 100 Maaße gaben
                                 185 Kohlensaͤure, nahmen
                                 310 Sauerstoff.
                                 
                              
                                 Bestand aus 
                                   46 – Super-Oehl erzeugendes Gas
                                      50 – Vereinter Ruͤkstand
                                        4 – Stikstoff
                                 141        –              
                                    –
                                      44        –              
                                    –
                                 220       –
                                      90      
                                    –
                                 
                              
                           
                           
                              
                                 N. 2.
                                 100 Maaße gaben
                                 119 Kohlensaͤure, nahmen
                                 190 Sauerstoff.
                                 
                              
                                 Bestand aus 
                                   16 – Super-Oehl erzeugendes Gas
                                      50 – Vereinter Ruͤkstand
                                        3 Sauerstoff   25
                                    Stikstoff
                                   60        –              
                                    –
                                      59        –              
                                    –
                                 109       –
                                      81      
                                    –
                                 
                              
                                 N. 3.
                                 100 Maaße gaben
                                   97 Kohlensaͤure, nahmen
                                 181 Sauerstoff.
                                 
                              
                                 Bestand aus 
                                   10 – Super-Oehl erzeugendes Gas
                                      79 – Vereinter Ruͤkstand
                                        1 Sauerstoff   10
                                    Stikstoff
                                   38        –              
                                    –
                                      59        –              
                                    –
                                   70      
                                    – 111      
                                    –
                                 
                              
                                 N. 4.
                                 100 Maaße gaben
                                   97 Kohlensaͤure, nahmen
                                 172 Sauerstoff.
                                 
                              
                                 Bestand aus 
                                   20 – Super-Oehl erzeugendes Gas
                                      71 – Vereinter Ruͤkstand
                                        9 Stikstoff
                                   56        –              
                                    –
                                      41        –              
                                    –
                                   97      
                                    –
                                      75      
                                    –
                                 
                              
                           Wenn man diese Resultate vergleicht, so sieht man, daß sie in Hinsicht auf die dem
                              Super-Oehl erzeugenden Gase gehoͤrigen Mengen von Kohlensaͤure und
                              Sauerstoff bedeutend von einander abweichen. Die erzeugte Kohlensaͤure steht
                              zwischen der drei- und vierfachen Raum-Menge des Gases, und der verwendete
                              Sauerstoff zwischen 5 bis 7 fachen Volumen. Diese Unterschiede sind, ohne Zweifel,
                              zum Theile der Unvollkommenheit in der Genauigkeit bey so zusammengesezten Versuchen
                              zuzuschreiben; ich bin aber auch uͤberzeugt, daß sie nicht dieser Ursache
                              allein zugeschrieben werden duͤrfen. Wollten wir den Durchschnitt dieser Resultate nehmen, so wuͤrde das
                              Verhaͤltniß beinahe 100 Maaße auf 300 Kohlensaͤure und 500 Sauerstoff
                              seyn. Um ein Gas dieser Art zu bilden, wuͤrde man bloß Ein Atom Oehl
                              erzeugenden Gases mit einem Atome gekohlstofften Wasterstoff-Gases zu verbinden, und
                              beide in den Raum eines Atomes Oehl erzeugenden Gases zusammen zu draͤngen
                              haben.
                           Eine andere Annahme koͤnnte aus zwei Atomen Oehl erzeugenden Gases, in dem
                              Raume von Einem vereint und verbunden, bestehen. In diesem Falle wuͤrden 100
                              Maaße 400 Kohlensaͤure geben und 600 Sauerstoff erfordern. Diese Annahme
                              fiele innerhalb der Graͤnzen einiger Resultate.
                           
                           Es scheint mir eben so wahrscheinlich als das Gegentheil, daß beide diese neuen
                              Verbindungen in dem Oehl-Gase vorhanden sind, da aber kein Grund vorhanden zu seyn
                              scheint, warum das Oehl erzeugende Gas des hollaͤndischen Chemikers, oder das
                              aus Alkohol, nicht auch bei der Zersezung des Thranes oder Oehles gefunden werden
                              sollte, so scheint der einfachste Weg zur Erklaͤrung dieser Phaͤnomene
                              die Annahme zu seyn, daß jener Theil des Oehl-Gases, welchen wir das Super-Oehl
                              erzeugende Gas nannten, ein Gemenge aus dem gewoͤhnlichen Oehl erzeugenden
                              Gas und einem neuen Gase von doppelter Staͤrke des vorigen ist. Es ist
                              indessen unmoͤglich, die obigen Resultate mit dieser Annahme zu vereinigen.
                              Sie fordern die zwei neuen, oben erwaͤhnten, Gase oder Verbindungen
                              derselben, und in diesem Falle koͤnnen wir ohne Beihuͤlfe irgend eines
                              eigentlich sogenannten Oehl erzeugenden Gases dieselben erklaͤren.
                              Gegenwaͤrtig muß dieser Gegenstand als noch unentschieden betrachtet
                              werden.
                           Bey Verfolgung dieser Untersuchung gerieth ich auf den Gedanken, daß das Oehl
                              erzeugende Gas mit Kohlengas gemengt vielleicht diese neue Gasart seyn
                              koͤnnte. Ich erhielt von Dr. Henry Kohlengas von
                              der besten Qualitaͤt, welches mir, bei genauerer Untersuchung, folgende
                              Resultate gab:
                           
                              
                                 
                                 100 Maaße gaben
                                 128 Kohlensaͤure, nahmen
                                 233 Sauerstoff.
                                 
                              
                                 Bestand aus 
                                   16 – Super-Oehl erzeugendes Gas
                                      82 – Vereinter Ruͤkstand
                                        2 Stikstoff
                                   46        –              
                                    –
                                      82        –              
                                    –
                                   71      
                                    – 162      
                                    –
                                 
                                 
                              
                           Obschon dieses Resultat des Super-Oehl erzeugenden Gases aus Kohlen mit keinem der
                              vier vorausgehenden Resultate aus den Thran- oder Oehlgasen uͤbereinstimmt,
                              so naͤhert es sich doch mehr denselben als jenem des Oehl erzeugenden Gases;
                              so daß es wahrscheinlich wird, daß die zerstoͤrende Destillation der Kohle
                              dasselbe Super-Oehl erzeugende Gas gibt, als die des Thranes oder Oehles, und
                              vielleicht bildet das Oehl erzeugende Gas aus Alkohol keinen Theil der Gemenge in
                              keinem der obigen Faͤlle.
                           Da seit der Ablesung des obigen Aufsazes einige Zeit verstrichen ist, so laͤßt
                              sich auch noch weitere Aufklaͤrung uͤber diesen Gegenstand erwarten.
                              Dr. Henry hat in den Philosophical Transactions for 1821 (Repertory B. XL. S. 21
                              und 79) eine treffliche Abhandlung uͤber die luftfoͤrmigen
                              Verbindungen des Kohlenstoffes und Wasserstoffes mitgetheilt, in welcher zugleich
                              auch viele Versuche uͤber Oehlgas im Detail angefuͤhrt sind. Die
                              Resultate werden dem Leser, zumahl demjenigen, der sich mit Gasanstalten
                              beschaͤftigt, sehr interessant seyn. Wir hoffen mehreren derselben einen
                              Dienst zu erweisen, wenn wir die erste Tabelle aus dieser Abhandlung, welche das
                              Resultat der Analyse von vier verschiedenen Oehlgas-Arten enthaͤlt, im
                              Auszuge mittheilen. Es erhellet hieraus, daß das Oehlgas seinen Eigenschaften nach
                              eben so sehr verschieden ist, als das Kohlengas; obschon, alle uͤbrigen
                              Umstaͤnde gleichgesezt, Oehlgas in gleichen Raum-Massen um 10 p. C. besser
                              ist, als KohlengasDieß unter der Voraussezung einer verhaͤltnißmaͤßigen Menge
                                    Sauerstoffes zur Verbrennung derselben, welche, nach wohlberechnetem
                                    Durchschnitte, fuͤr jedes 100 Kohlen- oder Oehl-Gas ungefaͤhr
                                    170 bis 190 Sauerstoff fordert, wie aus Dr.
                                       Henry's Versuchen hervorgeht. Ich finde, daß Kohlengas aus den
                                    Manchester Gaswerken im Durchschnitte beinahe 170 p. C. Sauerstoff fordert,
                                    waͤhrend das Oehlgas aus Hrn. Hoylé's Gaswerken jezt (im J. 1824) gewoͤhnlich 225
                                    Sauerstoff noͤthig hat. Dieß gibt ein Verhaͤltniß zwischen
                                    Kohlen- und Oehlgas, wie 3: 4. Nach einer neuen Reihe von Versuchen finde
                                    ich indessen, daß die bei Verbrennung dieser Gase erzeugte Hize sich genau, oder wenigstens so ziemlich
                                    nahe, wie der verbrauchte Sauerstoff verhaͤlt, die Gase moͤgen
                                    verduͤnnt seyn, oder nicht; das dabei erzeugte Licht steht aber beinahe in zusammengeseztem Verhaͤltnisse
                                    des verbrauchten Sauerstoffes und der Dichtigkeit des brennbaren Gases, wenn lezteres beinahe rein ist. Wenn es aber mit
                                    einem nicht brennbaren Gase gemengt ist, oder selbst mit Wasserstoff, so
                                    betraͤgt die Verminderung des Lichtes weit mehr, als das
                                    Verhaͤltniß der Beimischung. Ich finde, daß Ein Kubikfuß Oehlgas (von
                                    0,9 ± spec. Gew.) gleich ist zwei oder zwei ein Viertel Kohlengas von
                                    0,6 ± spec. Gew.) in Hinsicht auf Beleuchtungs-Kraft. A. d. O..
                           Ich habe gelegentlich meine Versuche uͤber das Oehlgas seit der Entdekung des
                              super-oͤhlerzeugenden Gases im Jahre 1820 wiederholt. Im September 1822 habe
                              ich ein Oehlgas meines Freundes, Thom. Hoyle, untersucht,
                              so wie er sich desselben
                              gewoͤhnlich zur Beleuchtung bedient. Die specifische Schwere dieses Gases
                              (welches ungefaͤhr 7 p. Cent kohlensaures Gas enthielt) war, mit demselben,
                              0,875. Nachdem die 7 p. Cent kohlensaures Gas mittelst Kalkwassers beseitigt wurden,
                              nahm der Ueberrest (93) 210 Sauerstoff, und gab mit Volta's Eudiometer 128
                              Kohlen-Saͤure: ein unverbrennlicher Ruͤkstand von 10 gab alle
                              Kennzeichen von Stikstoff. Ferner wurden 100 Maß-Theile des ganzen Gases, die durch
                              Abwaschen mit Kalkwasser auf 93 reducirt wurden, mit 40 bis 50 Maß-Theilen oxigenirt
                              kochsalzsaurem Gase gewaschen, und verloren dadurch augenbliklich 30 Maß-Theile, wie
                              man dieß bei dem Waschen des Ueberschusses der oxigenirten Kochsalzsaͤure
                              fand. Die noch uͤbrigen 63 Theile wurden durch eine zweite Portion der
                              oxigenirten Kochsalzsaͤure nicht mehr, bei wenigstens 5 Minuten langem
                              Tageslichte, afficirt. Dieser Ruͤkstand von 63 nahm, mit Sauerstoff
                              entzuͤndet, 89 Maß, und gab 46 Kohlensaͤure, mit den
                              gewoͤhnlichen unbedeutenden Abweichungen bei den verschiedenen Versuchen, und
                              einem Ruͤkstande von 10 Stikstoff-Gas.
                           Oehlgas wird, nach meiner Erfahrung, nicht veraͤndert, wenn es zwei oder drei
                              Jahre uͤber Wasser oder Queksilber gehalten wird, entweder fuͤr sich
                              allein, oder mit 3 bis 4 Mahl soviel Sauerstoff-Gas (dem Umfange nach) gemengt.
                           Ich habe der Faͤhigkeit des Oehlgases erwaͤhnt, sich vom Wasser
                              verschlingen zu lassen; es ist vielleicht nicht ohne Nuzen, die Resultate eines
                              Versuches anzugeben. In eine wohl verschlossene Flasche, die 2700 Gran Regenwasser
                              enthielt, und gehoͤrig atmosphaͤrische Luft aufgenommen hatte, brachte
                              ich 102 Gran Wasser-Masses des obigen Oehlgases von Hrn Hoyle, welches vorlaͤufig in Kalkwasser gewaschen wurde. Die
                              Flasche wurde eine bis zwei Minuten lange lebhaft geschuͤttelt, und hierauf
                              wurde der Stoͤpsel unter dem Wasser herausgezogen. Bei Ausleerung des
                              ruͤkstaͤndigen Gases zeigten sich 62 Maß-Theile, welche, nach
                              angestellter Analyse, aus 27 Stik-Stoff-Gas, 6 Sauerstoff- und 29 brennbaren Gases
                              bestanden, welches leztere 56 Sauerstoff zu seiner Verbrennung noͤthig hatte.
                              In dasselbe Wasser wurden 130 Oehl-Gas gebracht; nach gehoͤrigem
                              Schuͤtteln blieben 80 Maß-Theile zuruͤk, in welchem die Analyse 16 1/2 Stikstoff, 3
                              1/2 Sauerstoff- und 60 brennbares Gas zeigte: lezteres forderte 110 Sauerstoff zur
                              Verbrennung. Endlich wurden 108 Sauerstoffgas von 93 p. Cent Reinheit in das Wasser
                              gethan, und gut durchgeruͤttelt. Von 101 Maß-Theilen gab die Analyse 14
                              Stikstoff-, 56 Sauerstoff, und 31 brennbares Gas, welches leztere 83 Sauerstoff zum
                              Verbrennen forderte, und 52 Kohlensaͤure gab. Es ist hier offenbar, daß das
                              aus dem Wasser ausgetriebene Gas reicher war, als das urspruͤngliche, oder
                              mehr super-oͤhlerzeugendes Gas enthielt, sowohl aus der Zunahme an
                              Kohlensaͤure als aus der erforderlichen Menge von Sauerstoff.
                           Wenn man alle diesen Gegenstand betreffenden Versuche uͤberblikt, so scheint
                              es beinahe erwiesen, daß Oehl-Gas ein Gemenge von gekohlstofftem Wasserstoffgas,
                              Kohlenstoff-Oxid, und Wasserstoff ist, nebst einer groͤßeren oder geringeren
                              Menge Gases sui generis, welches aus denselben
                              Grundstoffen in demselben Verhaͤltnisse verbunden, aber aus einer
                              verschiedenen Menge von Atomen besteht. Hoͤchst wahrscheinlich besteht das
                              Atom des neuen Gases aus zwei Atomen des oͤhlerzeugenden Gases, und die
                              Dichtigkeit oder specifische Schwere des neuen Gases ist groͤßer, als die des
                              oͤhlerzeugenden Gases in dem Verhaͤltnisse von 4 : 3, d.h., sie
                              verhaͤlt sich zur atmosphaͤrischen Luft: : 1,293 : 1,000.
                           Nach dieser Ansicht besteht das untersuchte Oehlgas-Muster, wie es zum Brennen
                              abgegeben wird, seinen Eigenschaften nach, aus
                           
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                       Gibt kohlensaures
                                          Gas:
                                   NimmtSauerstoff
                                 
                              
                                     7
                                 Raum-
                                 Theilen
                                 kohleunsauren
                                 Gases
                                 von
                                 153
                                 Gew.
                                 0,1071
                                         –
                                        –
                                 
                              
                                   30
                                 –
                                 –
                                 super-oͤhlerzeug
                                  –
                                 –
                                 1,293
                                   –
                                 0,3879
                                       80
                                    120
                                 
                              
                                   40
                                 –
                                 –
                                 Kohlenwasserstoff
                                  –
                                 –
                                 0,555
                                   –
                                 0,2222
                                       40
                                      80
                                 
                              
                                     6
                                 –
                                 –
                                 Kohlenstoff-Oxid
                                  –
                                 –
                                 0,970
                                   –
                                 0,0582
                                         6
                                        3
                                 
                              
                                     7
                                 –
                                 –
                                 Wasserstoff   –
                                  –
                                 –
                                 0,080
                                   –
                                 0,0956
                                         –
                                        3 1/2
                                 
                              
                                   10
                                 –
                                 –
                                 Stikstoff
                                           –
                                  –
                                 –
                                 0,970
                                   –
                                 0,9970
                                         –
                                         –
                                 
                              
                                 ––––
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 –––––
                                 –––––––––
                                 –––––––––
                                 
                              
                                 100
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                     126
                                    206 1/2
                                 
                              
                           Die Unterschiede zwischen dieser imaginaͤren Zusammensezung und der oben
                              wirklich beobachteten sowohl in Hinsicht der specifischen Schwere des Gemenges, als
                              der Menge der erzeugten Kohlensaͤure und der Menge des zu seiner Verbrennung noͤthigen
                              Sauerstoffes sind zu unbedeutend, als daß man daraus einen Einwurf gruͤnden
                              koͤnnte, um so mehr, als die Analyse solcher gasartigen Verbindungen kaum
                              jemahls zwei Mahl mit durchaus gleichen Resultaten angestellt werden kann.