| Titel: | Ueber die Natur und Eigenschaften des Indigo, nebst Anleitung zu gehöriger Schäzung der Muster desselben. Von Joh. Dalton, F. R. S. etc. | 
| Fundstelle: | Band 16, Jahrgang 1825, Nr. LI., S. 230 | 
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                        LI.
                        Ueber die Natur und Eigenschaften des Indigo,
                           nebst Anleitung zu gehöriger Schäzung der Muster desselben. Von Joh. Dalton, F. R. S.
                           etc.
                        Aus den Memoirs of the Literary and Philosophical Society of
                                 Manchester in dem Repertory of Arts, Manufactures and
                                 Agriculture. Februar 1825. S. 144.
                        Dalton, über die Natur und Eigenschaften des Indigo, nebst
                           Anleitung zu gehöriger Schäzung der Muster desselben.
                        
                     
                        
                           Die erste chemische Analyse des Indigo, die der Wahrheit nahe
                              kam, ist jene Bergmann's, nach welchen die besten im
                              Handel vorkommenden Indigo-Muster aus
                             47 reinem Indigo,   12
                              Gummi,     6 Harz,   22
                              Erde,   13 Eisen-Oxid
                              ––––– 100 bestehen.
                           
                           Eine spaͤtere Analyse des Indigo von Chevreuil (Annal. de Chimie t. 68) gibt
                              45 p. C. reinen Indig in dem besten Guatimala Indigo an; die fremdartigen Stoffe
                              sind beinahe dieselben, wie in Bergmann, weichen aber bedeutend in den
                              Verhaͤltnissen ab. Es ist hoͤchst wahrscheinlich, daß die fremdartigen
                              Stoffe immer werden abweichen muͤssen, sowohl in Quantitaͤt als in
                              Qualitaͤt, da die Verfahrungs-Weise und die Verhaͤltnisse, unter
                              welchen der Indig an verschiedenen Oertern erzeugt wird, so wie die Pflanzenarten
                              selbst, aus welchen er in verschiedenen Theilen der Erde gewonnen wird, verschieden
                              sind.
                           Man muß wohl bemerken, daß derjenige Bestandtheil, welcher den reinen Indigo
                              gewaͤhrt, allein derjenige ist, welcher den Faͤrbestoff
                              enthaͤlt, und den eigentlichen Werth des Indigo bildet. Alles uͤbrige
                              kann man als Abfall betrachten, welcher zwar dem Faͤrber nicht nuͤzt,
                              aber auch nicht schadet, dem Druker hingegen, welcher mit Hindernissen genug zu
                              kaͤmpfen hat bei Ausuͤbung seiner Kunst, ohne daß er erst
                              noͤthig haͤtte, Schwierigkeiten in dieselbe zu bringen, die sich
                              leicht vermeiden lassen, leicht nachtheilig werden kann.
                           Wenn man bedenkt, daß der Indig durch eine Art von Gaͤhrung aus einem
                              Pflanzen-Stoffe gewonnen wird, ungefaͤhr wie Wein und Essig aus dem
                              Zukerstoffe, so ist es nicht unwahrscheinlich, daß diese Gaͤhrung in vielen
                              Faͤllen unvollstaͤndig geblieben seyn kann; und da die fremden Stoffe
                              in dem Indig vorzuͤglich Pflanzenstoffe sind, welche aus denselben
                              Bestandtheilen bestehen, wie der reine Indig, so kann durch eine neue
                              Gaͤhrung vielleicht noch mehr reiner Indig aus denselben entwikelt werden,
                              als urspruͤnglich in dem kaͤuflichen Indig war. Diese Vermuthung
                              gewinnt durch das Verfahren der Faͤrber einige Wahrscheinlichkeit, welche,
                              wenn der Indig beinahe erschoͤpft ist, andere Pflanzenstoffe dem
                              Ruͤkstande beisezen, und dadurch und durch gewisse andere Verfahrungs-Weisen
                              wieder eine neue Menge von Faͤrbestoff erhalten, die sie sonst nie
                              wuͤrden gewonnen haben. Auf eine aͤhnliche Weise findet man, wie es
                              mir scheint zuweilen eine bedeutende Menge Zuker in Essig, welcher aus Zuker bereitet wurde, und die
                              dem Gaͤhrungs-Prozesse entgangen istIn dem ersten Bande des Bancroft'schen Farbebuches, Nuͤrnberg bei
                                    Schrag 1818 findet man von S. 218 bis 359 alles was bis dahin uͤber
                                    den Indig sowohl in naturwissenschaftlicher, als auch in qualitativer
                                    Hinsicht zu unserer Kenntniß kam, zusammengestellt; eben so dessen
                                    verschiedene Anwendungen in der Wollen-, Seiden-, Baumwollen- und
                                    Leinenfaͤrberei und Drukerei. D..
                           Es gibt zweierlei Wege, reinen Indig zu erhalten. Der eine ist derjenige, dessen die
                              Faͤrber sich gewoͤhnlich bei dem Gebrauche dieses Artikels bedienen.
                              Im Kleinen kann man sich auch folgender Methode bedienen. Man gibt 20 Gran fein
                              geflossenen Indig in eine 2 Quart-Flasche, 3 bis 4 Mahl soviel schwefelsaures Eisen,
                              und eben soviel, als lezteres, Kalk hydrat. Hierauf fuͤllt man die Flasche
                              mit Wasser bis an den Kork und, stoͤpselt dieselbe zu. Man mischt das Gemenge
                              durch wiederhohltes Schuͤtteln, und laͤßt dasjenige, was sich nicht
                              aufloͤst, zu Boden fallen. Nach 24 bis 48 Stunden erhaͤlt man eine
                              schoͤne, durchscheinende gruͤnlich gelbe Fluͤssigkeit, welche
                              mittelst eines Hebers sorgfaͤltig abgezogen werden muß. Sobald man diese
                              Fluͤssigkeit in der Luft schuͤttelt, wird sie undurchsichtig, und es
                              bildet sich ein Niederschlag, welcher reiner Indig ist, ohne einigen kohlensauren
                              Kalk aber nicht gesammelt werden kann. Man muß daher Wasser, welches mit
                              Kochsalzsaͤure etwas gesaͤuert wurde, zusezen, wodurch der Kalk
                              aufgeloͤst wird, und der reine Indig sich zu Boden sezt. Spaͤter kann
                              man den Indig auf dem Filtrum sammeln und troknen. Die Theorie dieses Verfahrens ist
                              gegenwaͤrtig allgemein bekannt. Man weiß, daß reiner Indig, einer gewissen
                              Menge Sauerstoffes beraubt, in Kalkwasser aufloͤsbar ist; das, durch das
                              Kalkwasser niedergeschlagene, Eisen-Protoxid entzieht ihm seinen Sauerstoff, und
                              dadurch wird der entsaͤuerte Indig aufloͤsbar. Der Indig hat indessen
                              in diesem Zustande soviel Verwandtschaft zu dem Sauerstoffe, daß er denselben
                              augenbliklich aus der atmosphaͤrischen Luft wieder anzieht, sobald er mit
                              derselben in Beruͤhrung gebracht wird.
                           Der auf diese Weise erhaltene reine Indig wird gefaͤllter
                              Indig genannt. Man kann
                              diese Aufloͤsung auch aus der Indig-Kuͤpe eines Blaufaͤrbers
                              erhalten, wenn man eine leerie Flasche einige Zoll tief unter die Oberflaͤche
                              der Fluͤßigkeit taucht.
                           Eine andere Methode, reinen Indig zu erhalten, ist die Sublimation. Man gibt 20 bis
                              30 Gran gemeinen gepuͤlverten Indig auf einen eisernen Loͤffel, und
                              erhizt diesen allmaͤhlich bis auf 5–600° Fahrenh. Es wird ein
                              purpurfarbener dichter Rauch aufsteigen, und zugleich wird ein Gewebe von kleinen,
                              glaͤnzenden, seidenartigen Nadeln auf der Oberflaͤche des Indig sich
                              bilden. Wenn man diese mit der Spize eines Messers wegnimmt, so erhaͤlt man
                              krystallisirten sublimirten Indig.
                           Der gefaͤllte Indig zeigt, chemisch
                              gepruͤft, dieselben Bestandtheile wie der sublimirte, und es unterliegt
                              keinen Zweifel, daß sie den Faͤrbestoff des Indigo in der concentrirtesten
                              Form enthalten.
                           In den lezt verwichenen 3 Jahren haben drei Chemiker, die HHrn. Thomson
                              Polytechn. Journal Bd. III. S. 350.
                                    D., Ure
                              Ebendas. Bd. XVI. S. 100.
                                    D., und W. Crum
                              Ebendas. Bd. XIII. S. 85.
                                    D., alle drei zu Glasgow, Analysen des Indigo geliefert. Alle drei verfuhren
                              nach demselben Plane, und verbrannten den Indig in keinen Quantitaͤten mit
                              schwarzem Kupferoxid in gruͤnen Glasroͤhren. Der Indig wurde fein
                              gepuͤlvert, innig mit einer verhaͤltnismaͤßig großen Menge
                              Kupfer-Oxides gemengt, und soviel Hize angewendet, als zum Verbrennen des Kohlen-
                              und Wasserstoffes des Indigo, und zur Beseitigung des Stikstoffes noͤthig
                              war. Aus den Mengen der erzeugten Kohlensaͤure und des erhaltenen
                              Stikstoffes, und aus dem Verluste an Gewicht, welchen das Oxid erlitt, schloß man
                              auf folgende Bestandtheile des Indigo; und zwar:
                           
                              
                                 Dr. Thomson
                                 
                                    Dr. Ure
                                    
                                 Hr. Crum
                                 
                                 
                              
                                 auf
                                 40,39,
                                 –
                                 auf
                                 71,37,
                                 –
                                 auf
                                 73,22
                                 –
                                 Kohlenstoff;
                                 
                              
                                  –
                                 13,46,
                                 –
                                  –
                                 10,
                                 –
                                  –
                                 11,26
                                 –
                                 Stikstoff;
                                 
                              
                                  –
                                 46,15,
                                 –
                                  –
                                 14,25,
                                 –
                                  –
                                 12,60
                                 –
                                 Sauerstoff;
                                 
                              
                                  –
                                   0,
                                 –
                                  –
                                   4,38,
                                 –
                                  –
                                   2,92
                                 –
                                 Wasserstoff.
                                 
                              
                                 ––––––––––
                                 –––––––––
                                 –––––––––
                                 
                                 
                              
                                 
                                 100
                                 
                                 
                                 100
                                 
                                 
                                 100
                                 
                                 
                                 
                              
                           
                           Die Resultate des Dr. Ure und des Hrn. Crum zeigen, außer in Hinsicht auf Wasserstoff, keine
                              bedeutende Verschiedenheit, wovon Hr. Dr. Thomson gar
                              keine Spur fand, dessen Resultate auch in Hinsicht auf Kohlenstoff und Sauerstoff
                              sehr merklich von jenen der beiden anderen Chemiker abweichen.
                           Die atomistische Bildung des Indigo nach obigen Schriftstellern ist:
                           
                              
                                 
                                 nach Dr. Thomson,
                                 
                                 Dr. Ure,
                                 
                                 Hrn. Crum,
                                 
                              
                                 Kohlenstoff
                                       7
                                    Atome,
                                 –
                                 16 Atome,
                                 –
                                 16 Atome;
                                 
                              
                                 Sauerstoff
                                       6
                                    –
                                 –
                                   2
                                       –
                                 –
                                   2
                                       –
                                 
                              
                                 Stikstoff
                                       1
                                    –
                                 –
                                   1
                                       –
                                 –
                                   1
                                       –
                                 
                              
                                 Wasserstoff
                                       0
                                    –
                                 –
                                   6
                                       –
                                 –
                                   4
                                       –
                                 
                              
                                 
                                     
                                    ––––––
                                 
                                 –––––
                                 
                                 –––––
                                 
                              
                                 
                                     14
                                 
                                 25
                                 
                                 23
                                 
                              
                           Ich bin geneigt die Analyse des Hrn. Crum fuͤr eben
                              so nahe der Wahrheit kommend zu halten, als die beiden uͤbrigen, und ich
                              wuͤrde seine atomistische Zusammensezung annehmen, wenn er sie dahin
                              abaͤndern wollte, daß er mein Gewicht des Stikstoff-Atomes statt seines
                              doppelten annehmen wuͤrde, das, man weiß nicht wie, ohne alle fuͤr
                              mich wenigstens nicht hinreichende, Ursache allgemein angenommen wurde. Wenn man
                              mein Gewicht fuͤr den Stikstoff annimmt, so werden Hrn. Crum's Atome 16,2,2 und 4, welche, da sie alle durch 2 theilbar sind,
                           
                              
                                   8 Atomen
                                 Kohlenstoff,
                                 
                              
                                   1
                                       –
                                 Sauerstoff,
                                 
                              
                                   1
                                       –
                                 Stikstoff,
                                 
                              
                                   2
                                       –
                                 Wasserstoff
                                 
                              
                                 –––––
                                 
                                 
                              
                                 12 geben.
                                 
                                 
                              
                           Ich theilte Hrn. Crum diese Vereinfachung der Atome des
                              Indigo in einer Unterredung mit, und er schien geneigt, sie anzunehmen. Nach meinem
                              Maßstabe der atomistischen Zahlen wird das Atom reinen Indig bestehen aus
                           
                              
                                 8 Atomen
                                 Kohlenstoff
                                 5,4
                                 =
                                 43,2
                                 –
                                   75,5
                                 
                              
                                 1 Atom
                                 Sauerstoff
                                 7
                                 =
                                   7
                                 –
                                   12,3
                                 
                              
                                 1    –
                                 Stikstoff
                                 5
                                 =
                                   5
                                 –
                                     8,7
                                 
                              
                                 2 Atomen
                                 Wasserstoff
                                 1
                                 =
                                   2
                                 –
                                     3,5
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 –––––
                                 
                                 –––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 57,2
                                 
                                 100
                                 
                              
                           Hr. Crum fand in seinem sehr sinnreichen, oben
                              angefuͤhrten. Versuche, daß eine Zusammensezung aus Einem Atom Indig, und Einem Atom Wasser
                              durch Schwefelsaͤure sich bilden laͤßt, und er nannte dieselbe Phoenicin; vielleicht waͤre es besser sie
                              Indigo-Protohydrat zu nennen. Das gemeinschaftliche Product aus
                              Schwefelsaͤure und Indig, Dr. Bancroft's
                              schwefelsauren Indig, nennt er Caͤrulin, und
                              findet, daß es aus einem Theile Indig und zwei Theilen Wasser besteht, oder
                              Indigo-Deutohydrat ist.
                           Ich habe selbst niemahls eine Analyse des Indigo in seine Elemente versucht, habe
                              aber oͤfters, vor einigen Jahren und neuerlich, gesucht die Menge
                              Sauerstoffes zu bestimmen, die man zur Verwandlung der gruͤnen
                              Indigo-Aufloͤsung in blaue noͤthig hat. Die Resultate fielen so
                              ziemlich gleichfoͤrmig aus: der Sauerstoff naͤmlich, der sich mit dem
                              gruͤnen Indigo verband, um denselben in blauen zu verwandeln, betrug
                              ungefaͤhr ein Siedentel oder Achtel des ganzen Gewichtes des enthaltenen
                              Indig. Hieraus schloß ich, unter der Voraussezung, daß Ein Atom Sauerstoff zu Einem
                              Atome Indig kam, daß der Atom Indig ungefaͤhr 50 oder 56 wiegen muß, und
                              diesen Schluß theilte ich Hrn. Crum, als
                              Bestaͤtigung seiner Analyse, mit. Die erforderliche Menge Sauerstoff war weit
                              geringer, und folglich das Gewicht des Atomes Indigo weit groͤßer, als ich
                              vorlaͤufig angenommen hatteMan vergleiche hiemit auch die Resultate der Analyse der HHrn. Royer und Dumas im
                                    polyt. Journal Bd. IX. S. 398.
                                    D..
                           Wir wollen nun zur Betrachtung der besten Mittel uͤbergehen, durch welche man
                              den verhaͤltnißmaͤßigen Werth verschiedener Muster des
                              kaͤuflichen Indigo bestimmen kann. Nach zahlreichen Versuchen, die ich
                              angestellt habe, finde ich die, zuerst von Decroisille
                              angegebene, Methode die Staͤrke der oxigenirten Kochsalzsaͤure zu
                              bestimmen, als die zwekmaͤßigste. Die Zweke sind zwar hier verschieden, die
                              Operationen sind aber analog. Er bediente sich einer gewissen Menge
                              Indigo-Aufloͤsung, um die verhaͤltnißmaͤßige Staͤrke
                              verschiedener Aufloͤsungen oxigenirter Kochsalzsaͤure zu bestimmen,
                              und ich schlage, auf der anderen Seite, vor, eine Aufloͤsung oxigenirter
                              Kochsalzsaͤure von bekannter Staͤrke zu gebrauchen, um die relativen
                              Mengen reinen
                              Indigos in verschiedenen Indigo-Mustern zu finden.
                           Ich habe in dem J. B. des Annals of Philosophy
                              (1813)Uebersezt in Dingler's neuem Journal fuͤr die Druk-, Faͤrbe-
                                    und Bleichkunde Bd. 1. S. 291. Eine neuere Pruͤfungs-Art des
                                    Kalk-Chloruͤr (oxyd. salzs. Kalk) von Gay-Lussac findet man im polyt.
                                    Journal Bd. XIV, S. 422.
                                    D. eine sichere und leichte Methode zur Schaͤzung der Menge oxigenirter
                              Kochsalzsaͤure in Aufloͤsungen von oxigenirt kochsalzsaurem Kalke,
                              nicht durch Indigo-Aufloͤsungen, welche nach der Menge des enthaltenen Indigo
                              verschieden sind, sondern durch Aufloͤsung von schwefelsaurem Eisen-Oxidul
                              (Protasulphate of iron) angegeben, welche man immer
                              in derselben Staͤrke erhalten kann. Ich sage eine sichere und leichte Methode, obschon ein
                              Professor der Chemie uns allen Ernstes versicherte, daß er diese Methode versuchte,
                              und dadurch beinahe sein Leben eingebuͤßt haͤtte. Ein anderer sagte,
                              daß er dieselbe angewendet hat, aber ohne Erfolg. Wer immer nur einige
                              Geschiklichkeit in chemischen Arbeiten besizt, und zwei Fluͤßigkeiten vor
                              sich hat, wovon die eine schwefelsaures Eisen in bekannter Menge, die andere
                              oxigenirt kochsalzsauren Kalk in einer bestimmten Quantitaͤt,
                              enthaͤlt, kann die Staͤrke der oxigenirt kochsalzsauren Verbindung in
                              Zeit von 5 Minuten bestimmen. Waͤhrend dieser Zeit fand ich die
                              Staͤrke des oxigenirt kochsalzsauren Kalkes in dem gegenwaͤrtigen
                              Falle. Ich nahm eine Aufloͤsung von schwefelsaurem Eisen-Oxiduͤl, die
                              8 p. Cent dieses Oxides enthielt, und gab von dieser 50 Gran in Maßtheilen in ein
                              Weinglas, sezte dann 100 Theile oxigenirt kochsalzsauren Kalk zu, und ruͤhrte
                              die Mischung, ohne daß ein Geruch erfolgte. Ich goß noch 100 Theile zu, und es
                              erfolgte noch kein Geruch. Ich troͤpfelte noch 10 Gran auf ein Mahl mit einer
                              Tropfroͤhre zu, und ruͤhrte jedes Mahl die Mischung: als ich zum
                              fuͤnften Mahle 10 Gran zusezte, entwikelte sich ein leichter, aber schnell
                              voruͤbergehender Geruch. Bei dem sechsten Mahle endlich entwikelte sich ein
                              starker und bleibender Geruch. Man brauchte also 250, um 50 schwefelsauren Eisens zu
                              saͤttigen. Wenn man das Oxid (4 Gran) durch 9 theilt, so erhaͤlt man
                              0,444 als das
                              Gewicht des Sauerstoffes in 250 oxigenirt kochsalzsaurem Kalke, oder 0,17 Eines
                              Granes Sauerstoff kommen auf jedes Hundert der Fluͤßigkeit.
                           In dem oben angefuͤhrten Versuche erwaͤhnte ich einer anderen Methode,
                              die Staͤrke einer oxigenirt kochsalzsauren Kalk-Aufloͤsung zu
                              bestimmen. Da man aber damals uͤber das Verhaͤltnis der Elemente der
                              Salpeter-Saͤure eine irrige Meinung hatte, so konnte man keinen
                              genuͤgenden Gebrauch von derselben machen. Gegenwaͤrtig sehe ich, daß
                              oxigenirt kochsalzsaurer Kalk das salpetrige Gas unmittelbar in
                              Salpeter-Saͤure verwandelt, und daher kann diese Operation mit großer
                              Genauigkeit und Eleganz angewendet werden, um die wirkliche Menge der oxigenirten
                              Kochsalzsaͤure in Aufloͤsungen darzustellen.
                           Z.B. ich nahm eine in Grade getheilte Roͤhre die 500 Gran Wasser fassen
                              konnte, und fuͤllte sie mit reinem salpetrigen Gas; ich uͤbertrug sie
                              hierauf in einen Becher, der mit oxigenirt kochsalzsaurer Aufloͤsung
                              gefuͤllt war, deren Staͤrke durch das schwefelsaure Eisen
                              vorlaͤufig bestimmt wurde. Nach wiederholtem Schuͤtteln (das Ende der
                              Roͤhre sorgfaͤltig mit dem Finger bedekend) erhielt ich bald 100
                              Maßtheile Fluͤßigkeit in der Roͤhre. Ich brachte sie dann in einen
                              Becher mit Wasser, schuͤttelte sie wiederholt, und ließ jedes Mahl Wasser ein
                              statt oxigenirt kochsalzsauren Kalk, indem ich gewahr wurde, daß die bereits in der
                              Roͤhre vorhandenen 100 Maße nicht gesaͤttigt waren. Bald darauf war
                              der Proceß geendigt, indem kein salpetriges Gas mehr verschlungen wurde. Die 100
                              Maßtheile des oxigenirt kochsalzsauren Kalkes nahmen zu ihrer Saͤttigung 168
                              Maße salpetriges Gas auf. Zieht man hiervon ein Sechszehntel fuͤr das
                              salpetrige Gas ab, welches die Fluͤßigkeit schwaͤngert, und
                              fuͤr den Verlust, der durch das freie Sauerstoffgas in dem Wasser, womit das
                              salpetrige Gas sich zu verbinden hat, entsteht, so werden 157 Theile salpetriges Gas
                              uͤbrig bleiben, = 0,2 Gran, dem Gewichte nach, welches in
                              Salpetersaͤure verwandelt wurde. Wenn wir aber ein Achtel von dem Gewichte
                              des salpetrigen Gases abziehen, so erhalten wir das Gewicht des Sauerstoffes,
                              welcher nothwendig ist, um dasselbe in Salpetersaͤure zu verwandeln, = 0,175
                              Theile eines Granes; ein Unterschied von nur 2/1000 der Schaͤzung, welche durch schwefelsaures
                              Eisen erhalten wurde.
                           Um den Gehalt an reinem Indig in irgend einem Indig-Muster zu finden, nahm ich einen
                              feingepuͤlverten und genau abgewogenen Gran desselben. Ich gab denselben in
                              ein kleines Glas, z.B. ein Weinglas, und troͤpfelte mittelst einer
                              Tropfroͤhre zwei oder drei Gran concentrirter Schwefelsaͤure auf
                              denselben, die mittelst eines kleinen glaͤsernen Staͤbchens fleißig
                              umgeruͤhrt, und mit dem Indig gemengt wurde. Hierauf wurde Wasser zugegossen,
                              und der Faͤrbestoff des Indigo gleichfoͤrmig in demselben verbreitet.
                              Die Fluͤßigkeit ward hierauf in ein langes cylindrisches Glas von
                              ungefaͤhr Einem Zoll inneren Durchmesser gegossen, und soviel Wasser
                              zugeschuͤttet, bis die Fluͤßigkeit so duͤnn und hell wurde, daß
                              man die Flamme einer Kerze durch dieselbe wahrnehmen kann. Dann wird
                              allmaͤhlich die oxigenirt kochsalzsaure Kalkaufloͤsung derselben
                              maßweise zugesezt, und jedes Mahl gehoͤrig geschuͤttelt, und nie eine
                              neue zugegossen, bis nicht der Geruch der vorigen verschwunden war. Die
                              Fluͤßigkeit ward bald durchscheinend und sehr schoͤn gruͤnlich
                              gelb: nachdem sich die Unreinigkeiten zu Boden gesezt hatten, konnte die klare
                              Fluͤßigkeit abgegossen, und noch etwas Wasser auf den Bodensaz
                              geschuͤttet werden, nebst einigen Tropfen oxigenirt kochsalzsauren Kalk, und
                              einem Tropfen Schwefelsaͤure. Wenn auf diese Weise noch eine gelbe
                              Fluͤßigkeit entsteht, so ruͤhrt dieß von Indig-Theilchen her, welche
                              ehevor der Einwirkung des oxigenirt kochsalzsauren Kalkes entgangen sind, und nun
                              dem Ruͤkstande zugesezt werden.
                           Ich bestimme die Menge reinen Indigs nach dem Verhaͤltnisse der wirklichen
                              Menge oxigenirt kochsalzsauren Kalkes, welche zur Zerstoͤrung der Farbe
                              desselben noͤthig ist. Sie laͤßt sich aber auch nach der Menge und
                              Intensitaͤt der bernsteinfarbigen Fluͤßigkeit bestimmen, die der Indig
                              erzeugt, und diese findet man unabhaͤngig von jeder Schazung des oxigenirt
                              kochsalzsauren Kalkes.
                           Ich habe einige Indig-Muster gepruͤft, und die Resultate waren folgende:
                           1. Gefaͤllter und sublimirter Indig gaben (von jedem 1 Gran) beinahe dieselben Resultate.
                              Jeder forderte 140 Gran
                              oxigenirt kochsalzsaure Kalk-Aufloͤsung, was mit 25 Theilen eines Granes
                              Sauerstoff correspondirt. Die erhaltene gelbe Fluͤßigkeit betrug 3600
                              Gran.
                           2. Flora-Indigo, Ein Gran, forderte 70 oxigenirt kochsalzsauren Kalk, = 0,125 Theile
                              eines Granes Sauerstoff, oder einen halben von dem anderen.
                           Dasselbe Resultat gab ein Muster, bezeichnet: J. R. best.
                           3. Zwei Indigo-Muster mit dem Zeichen 1 P und 3 P, forderten ungefaͤhr 60 oxigenirt
                              kochsalzsauren Kalk.
                           4. Die Muster mit der Aufschrift: J. R. middle, J. R. worst (schlechteste) und
                              46 forderten ungefaͤhr 50 oxigenirt Kochsalzsauren Kalk.
                           5. Das Muster mit der Aufschrift: Wood (Holz) stand
                              noch etwas unter obigen; forderte aber uͤber 40 oxigenirt kochsalzsauren
                              Kalk.
                           6. Die Muster mit den Zeichen 2 P und 1194 waren die
                              schlechtesten, die ich untersuchte; Ein Gran von jedem forderte nicht mehr als 30
                              oxigenirt kochsalzsauren Kalk, oder hoͤchstens 35. Es konnte nur eine
                              aͤrmliche truͤbe gelbe Fluͤßigkeit erzeugt werden. Das Muster,
                              2 P, gab, nach dem Verbrennen, ungefaͤhr 30 p. C.
                              feinen Sand.
                           Nach einer Uebersicht dieser Versuche bin ich der Meinung, daß, zur
                              Zerstoͤrung des Indig mittelst oxigenirter Kochsalz-Saͤure, zwei Mahl soviel Sauerstoff erfordert wird, als
                              nothwendig ist, um denselben aus der Kalk-Aufloͤsung wieder aufleben zu
                              machen.
                           Ich hoffe, man wird den hier behandelten Gegenstand nicht fuͤr unwichtig
                              halten, wenn man bedenkt, daß der, schon vor ungefaͤhr 15 Jahren,
                              jaͤhrlich bei uns eingefuͤhrte Indig, mehr als 2 Millionen Pfund
                              Sterling kostete, und daß die gegenwaͤrtige Einfuhr dieses Artikels aller
                              Wahrscheinlichkeit nach, diese Summe um Vieles uͤbersteigt.