| Titel: | Dansey's Drache zur Herstellung einer Verbindung zwischen einem gestrandeten Schiffe und der Küste. (Vergl. polytechn. Journ. B. XIV. S. 263.) | 
| Fundstelle: | Band 16, Jahrgang 1825, Nr. LVIII., S. 273 | 
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                        LVIII.
                        Dansey's Drache zur
                           Herstellung einer Verbindung zwischen einem gestrandeten Schiffe und der Küste. (Vergl.
                           polytechn. Journ. B. XIV. S. 263.)
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              V.
                        Dansey's, Drache zur Herstellung einer Verbindung zwischen einem
                           gestrandeten Schiffe und der Küste.
                        
                     
                        
                           Wir tragen jezt die Abbildungen und Beschreibungen des neulich
                              wieder zur Sprache gewordenen Drachens des Artillerie-Hauptmannes C. C. Dansey aus Gill's techn.
                                    Repository, Nov. u. Dec. 1824, nach.
                           Man schneidet einen Drachen aus leichtem Canevaß oder hollaͤndischer Leinwand,
                              und laͤßt ihn von dem Schiffe oder Puncte nach dem Winde uͤber jenen
                              Raum hin steigen, uͤber welchen man eine Verbindung herstellen will, und,
                              sobald man sieht, daß er weit genug geflogen ist laͤßt man ihn mittelst einer
                              sehr einfachen Vorrichtung, wodurch er aus dem Gleichgewichte gebracht wird,
                              faͤllen; er bleibt aber immer an der Leine befestigt, und wird mittelst eines
                              kleinen Ankers festgehalten. Ein Drache von 60 Fuß Flaͤche spannte, bei einem
                              starken Winde, eine Leine, die 60 Pfund wog, und 350 Yards (Ein Yard = 3 engl. Fuß)
                              lang war, bei einem Umfange von 7 Viertel Zoll. Bei einem anderen Versuche wurde
                              eine Leine von 3? Pfund gespannt, die 1100 Yards lange war, und 5/8 Zoll im Umfange
                              hielt.
                           Hr. Capt. Dansey beschreibt diesen Apparat, wie folgt:
                              Tab. V. Fig.
                                 1–2 ist ein Stuͤk hollaͤndische Leinwand, genau 9 Fuß im
                              Gevierte haltend, welches den Drachen bildet. Es wird durch zwei Spangen ausgespannt
                              gehalten, wovon die laͤngere von a bis a, und die kuͤrzere unter einem rechten Winkel
                              auf die vorige von b bis b,
                              bei dem zweiten Drittel von jenem Winkel, in welchem ein Ende von, aa, befestigt ist, die Seiten des Quadrates
                              durchschneidend, gespannt wird. Auf diese Weise bildet die Oberflaͤche, welche von den
                              Spangen ausgespannt, gehalten wird, eine Flaͤche von ungefaͤhr 55
                              □ Fuß in zwei Dreieken, wovon das eine rechtwinkelig, das andere
                              gleichschenkelig ist. Jener Theil der Leinwand, welcher nicht gespannt ist, cc, dient als Fluͤgel und regelt den Flug.
                              An zwei Puncten der laͤngeren Spange, ungefaͤhr 1/7 ihrer
                              Laͤnge von dem Scheitel und eben so weit von dem Schweife, sind zwei leinen
                              angebracht; die obere haͤlt ungefaͤhr 1/6 der Laͤnge des
                              Drachens, die untere 2/3; beide bilden verbunden das Bauchband, gg, Fig. 2. Die Leine, welche
                              den Drachen haͤlt, ist an dem Vereinigungspuncte obiger Leinen, k, befestigt, wenn der Drache sehr groß, und der Wind
                              sehr stark ist, koͤnnen so viele Zwischen-Leinen angebracht werden, als man
                              zur Verstaͤrkung der Spangen noͤthig haͤlt. Der Schweif kann 5
                              bis 6 Mahl so lange seyn, als der Drache, und seine Schwere muß mit der Heftigkeit
                              des Windes im Verhaͤltnisse stehen; wenn er zu groß ist, und den Wind immer
                              gleichfoͤrmig und bestaͤndig auf sich wirken laͤßt, so wird er
                              aus der Lage gebracht, in welcher er den Drachen im Gleichgewichte erhalten kann;
                              und wenn er zu gedraͤngt oder zu klein ist, so erzeugt er eine heftige
                              schwingende Bewegung, die gleichfalls seine Wirkung stoͤrt. Der beste Schweif
                              scheint jener, der aus einer doppelten Schnur verfertigt wird, die in gleichen
                              Entfernungen mit einem Bindfaden umwunden ist, so daß sie eine Reihe von Schlingen
                              oder Augen bildet, in welche man Stuͤke Holzes stekt, um denselben die
                              noͤthige Schwere zu verschaffen. Siehe ff,
                              Fig. 2.
                              Der so eben beschriebene Drache spannte, bei einem starken Winde, eine Leine von
                              1100 Yards Laͤnge und 5/8 Zoll im Umfange, und wuͤrde noch mehr
                              abgewunden haben, wenn man welche bei der Hand gehabt haͤtte. Er spannte auch
                              eine Leine von 360 Yards und 1 3/4 Zoll im Umfange, die 60 Pfund wog. Die Leinwand
                              wog 3 1/2 Pfund; die Spangen, deren eine an der Spize mit eisernen Zaken beschlagen
                              war, damit sie in der Erde festhalten kann, wogen 6 3/4 Pfund. Der Schweif war 5
                              Mahl so lange, als der Drache, und bestand aus 3 Pfund Seil, und 14 Pfund
                              Ulmen-Holz; zusammen 22 Pfund. Bisher ist bloß der gewoͤhnliche Mechanismus
                              des Drachens verstaͤrkt und vergroͤßert; es bedarf nun noch einer Vorrichtung, wodurch
                              diejenigen, welche sich vor dem Winde befinden, und von welchen der Drache
                              wegfliegt, im Stande sind, das Gleichgewicht desselben alsogleich aufzubeben, und
                              dadurch den Drachen augenbliklich fallen zu machen, waͤhrend diejenigen, die
                              unter dem Winde sind, dasselbe herstellen und den Drachen steigen lassen
                              koͤnnen.
                           Die hier beschriebene Vorrichtung wurde bei einem Drachen von obigen Dimensionen
                              angewendet. Sie besteht aus 4 Theilen: aus dem Ringe, dem Faͤnger, der
                              Schlag-Stange, und dem Heile (sie sind in m, Fig. 2,
                              dargestellt) und hierzu kommt noch der Bothe.
                           Der Ring ist ein starker eiserner Ring, o, von
                              ungefaͤhr 1 1/2 Zoll im Durchmesser, mit 4 Schnuͤren von
                              ungefaͤhr 1 1/2 bis 2. Fuß Laͤnge, die in gleichen Entfernungen an dem
                              Umfange desselben angebracht sind. Diese Schnuͤre vereinigen sich alle in
                              einer Entfernung von ungefaͤhr 9 Zoll hinter dem Ringe, und sind an dem
                              Drachen an den Enden jener Schnuͤre befestigt, welche denselben im
                              Gleichgewichte erhalten. Der Faͤnger, Fig. 4, ist ein
                              zaͤhes, starkes Stuͤk Holz, 6 Zoll lang, und 1 Zoll im Durchmesser. Er
                              hat zwei Einschnitte mit der Saͤge, die sich unter rechten Winkeln kreuzen,
                              und uͤber die halbe Laͤnge desselben hinablaufen. Ein ungefaͤhr
                              1/4 Zoll im Durchmesser haltendes Loth, faͤngt in dem Mittelpunkte des Endes,
                              welches dem Anfange der Saͤge-Einschnitte gegen uͤber steht, an, und
                              laͤuft ungefaͤhr 2 Zoll laͤngs der Achse desselben, und dann
                              schief gegen die Oberflaͤche hin, welche sie ungefaͤhr 1/2 Zoll unter
                              dem Ende der Saͤge-Einschnitte erreicht. Durch dieses Loth laͤuft das
                              Ende der Leine, e, welche der Drache spannt, und wird
                              darin in der Laͤnge eines Fadens von dem Ende in der Naͤhe der
                              Saͤge-Einschnitte befestigt, so daß der Faͤnger sich nach keiner Seite
                              bewegen kann. Der Keil, p, Fig. 6 und 7, ist ungefaͤhr 2
                              Zoll lang, hat 8 Flaͤchen, und bildet im Querdurchschnitte einen
                              vierstrahligen Stern. An seinem dikeren Ende ist er mittelst einer Schnur mit den
                              Schnuͤren des Ringes dort verbunden, wo sie zusammen stoßen.
                           Um den Drachen zum Aufsteigen herzurichten, muß der Ring uͤber jenem Ende des
                              Faͤngers angelegt werden, wo die Sage-Einschnitte anfangen (welche, wie man
                              bemerkt haben wird,
                              denselben in 4 gleichfoͤrmige Fange theilen, deren innere Flaͤchen 8
                              Flaͤchen darbiethen, welche mit den 8 Flaͤchen des Keiles
                              correspondiren); nun kommt der Keil, p, zwischen die
                              Fange oder den Doppelspalt, den er erweitert, so daß der Ring sich unter einem
                              Wulste faͤngt, welcher um den ganzen Umfang des Faͤngers
                              laͤuft, und nicht wieder abgenommen werden kann, bis der Keil herausgezogen
                              wird. Nach dieser Art, den Drachen mit dem Ringe, den Ring mit dem Faͤnger
                              und den Faͤnger mit der Schnur zu verbinden, ist es offenbar, daß diese
                              Verbindung zwar fest ist, aber auf der Stelle unterbrochen werden kann, wenn der
                              Keil herausgezogen wird, wo dann die Faͤnge zusammenklappen, der Ring
                              uͤber dieselben weggeht, und los wird. Dieß geschieht mittelst des Bothen, 1,
                              Fig. 7,
                              eines hohlen Cylinders vom starkem Holze, ungefaͤhr 6 Zoll Laͤnge, und
                              1 1/2 Zoll im Lichte, der frei uͤber den Faͤnger laͤuft, und
                              ein kleines Segel auf sich aufgezogen hat, welches senkrecht auf seiner Achse sieht.
                              Wenn man den Drachen fallen lassen will, wird die Schnur durch den Cylinder des
                              Bothen gezogen, und der Wind fuͤhrt denselben schnell hinauf zu dem Drachen,
                              wo er auf den Faͤnger kommt, und die Schlagstange, n, trifft (die in Fig. 5 von der Seite
                              dargestellt ist), welche quer uͤber das kleinere Ende des Keiles durch einen
                              der Saͤge-Einschnitte laͤuft, und auf jeder Seite ungefaͤhr 1/2
                              Zoll uͤber die Flaͤche hervorsteht. Die Staͤrke des Stoßes, mit
                              welchem der Bothe die Schlag-Stange trifft, treibt den Keil heraus, macht folglich
                              die Faͤnge zusammenklappen, und den Ring los. Auf diese Weise wird die
                              Verbindung mit dem Bauchbande unterbrochen, und die Schnur, e, bleibt an dem kleinen Anker, d,
                              waͤhrend der Ring und der Keil von dem Bauchbande, wie bei i, Fig. 1, herabhangen. Der
                              Mittelpunkt des Schwebe-Apparates kommt folglich an die Spize des Drachens, welcher
                              dadurch schnell herabfallen muß.
                           Bei den angestellten Versuchen zur Herstellung einer Verbindung mit einer vor dem
                              Winde gelegenen Kuͤste, auf welcher Niemand zur Aushuͤlfe zugegen war,
                              ward der kleine Anker, d, Fig. 1, aus vier
                              speerfoͤrmigen Spizen bestehend, an dem vorderen Ende des Drachens befestigt,
                              so daß er bei seinem Sturze eingreifen und festhalten konnte. In diesem Falle bleibt nichts anderes
                              uͤbrig, als daß Jemand versucht, laͤngs der Schnur nach dem Ufer zu
                              gelangen. In den Fallen, wo, nachdem man eine Verbindung hergestellt hat, dieselbe
                              unterhalten werden soll, bringt die Person, die vor dem Winde steht, ein Gewicht an
                              den Bothen an, welches in einigen Faͤllen bis an 5 Pfund betragen kann, und,
                              da es bis zu dem Drachen hinaufstieg, mit demselben herunter faͤllt. Die
                              Person unter dem Winde hat hierauf den Segel des Bothen gestrichen, und denselben
                              mit soviel Gewicht beladen, als der Drache zu heben vermag, den Keil und Ring wieder
                              aufgesezt, und den Drachen der Einwirkung des Windes ausgesezt, wodurch derselbe
                              alsogleich gehoben wird. Waͤhrend der Drache nun steigt, lauft der Boche
                              gegen den Wind hinab. Einige Kleinigkeiten, die bei Verfertigung dieses Drachens,
                              und uͤberhaupt bei dieser Operation noͤthig sind, lernt man leicht
                              durch die Uebung. Wenn der Wind nicht heftig genug waͤre, um den Drachen mit
                              einem Mahle vom Verdeke wegzuheben, oder Brandungen dieß hinderten, kann man die
                              Leine durch einen Fangkloben laufen lassen, von welchem eine andere Leine durch
                              einen Blok an irgend einem Puncte des Takelwerkes laͤuft, der hoch genug ist,
                              um den Wind zu fangen, und den Drachen abfliegen zu lassen.
                           Fig. 3 stellt
                              den Bothen, 1, vor, welcher, nachdem er geschlagen, und das Bauchband befreit hat,
                              von der Schlagstange, n, in seiner, hier dargestellten,
                              Lage gehalten wird.
                           Fig. 8 stellt
                              den Ring, den Cylinder, und Keil in ihrer wechselseitigen Verbindung von dem Ende
                              aus gesehen dar.
                           ––––––––––
                           
                        
                           Man muß die hier von dem Hrn. Capitaͤne angegebenen Verhaͤltnisse genau
                              beachten, vorzuͤglich die Lage der Querspange, welche, wenn sie zu niedrig
                              steht, den Drachen nicht gehoͤrig aufsteigen und ruhig stiegen laͤßt.
                              Wenn, im Gegentheile, der Mittelpunct des Drukes des Windes auf die
                              Oberflaͤche so sehr uͤber den Mittelpunct der aufrechten Stange
                              hinauffaͤllt, als ohne zu große Verminderung der dem Winde ausgesezten
                              Flaͤche moͤglich ist, so erhaͤlt man dadurch den besten Erfolg.
                              Die losen Fluͤgel der Leinwand koͤnnen, ohne allen Nachtheil, auch
                              wegbleiben.
                           
                           Die gute Wirkung des Schweifes hinsichtlich des Gleichgewichtes des Drachens
                              haͤngt vorzuͤglich von dem gehoͤrigen Verhaͤltnisse der
                              Laͤnge und Schwere desselben zu der Groͤße des Drachens und der
                              Staͤrke des Windes ab. Es muß daher bei jedem Drachen unter verschiedener
                              Starke des Windes das Verhaͤltnis des Schweifes zu dem Drachen durch Versuche
                              bestimmt werden. In mehreren Faͤllen ist eine Schnur, die 10 bis 12 Mahl so
                              lange, als der Drache, und gehoͤrig dik ist, hinreichend; in anderen
                              Faͤllen waren mehrere kleinere Schnuͤre, in Zwischenraͤumen
                              verschlungen, mit einem Brettchen am Ende des Schweifes eben so gut.
                           Bei dem Befestigen der leine an dem Anker muß ein bedeutender Theil derselben los
                              herabhaͤngen, damit bei dem Loͤsen des Apparates nichts in Unordnung
                              geraͤth. Es koͤnnte selbst raͤthlich seyn, einen metallenen
                              Ring von einigem Gewichte an derselben durchzuziehen.
                           Der Anker kann auch an dem unteren Ende des Drachens angebracht werden, immer muß
                              aber die Schnur vorn daran befestigt seyn, damit er bei dem Fallen nicht
                              umschlaͤgt.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
