| Titel: | Bericht des Hrn. Payen, im Namen eines Special-Ausschusses, über einen Ueberzug zur Schüzung der Landgebäude vor Feuer, welchen Hr. de Puymaurin vorgeschlagen hat. | 
| Fundstelle: | Band 16, Jahrgang 1825, Nr. LXXX., S. 366 | 
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                        LXXX.
                        Bericht des Hrn. Payen, im Namen eines Special-Ausschusses, über
                           einen Ueberzug zur Schüzung der Landgebäude vor Feuer, welchen Hr. de Puymaurin vorgeschlagen
                           hat.
                        Aus dem Bulletin de la Société d'Encouragement
                                 pour l'Industrie nationale. N. 242. S. 242.
                        Puymaurin, über einen Ueberzug zur Schüzung der
                           Landgebäude.
                        
                     
                        
                           Herr de Castelbajac hat der
                              Gesellschaft am 14ten Julius l. J. eine Abhandlung des Hrn. de
                                 Puymaurin, Mitgliedes der Kammer der Deputirten, zugesendet, und dieselbe
                              als einen fuͤr das allgemeine Beste hoͤchst wichtigen Gegenstand
                              empfohlen.
                           Diese Abhandlung enthaͤlt einen Bericht uͤber einen zu Toulouse
                              angestellten Versuch mit einem in Regenwasser unaufloͤsbarem Ueberzuge, womit
                              man die mit Stroh bedekten Bauern-Haͤuser vor Feuersgefahr verwahren
                              kann.
                           Aus den Zeugnissen des Hrn. Magnes, Ingenieur en chef du canal des deux mers, der HHrn. Saget, Marquier-Victor, Marquer, Mitggl. de la
                                 Société d'agriculture et de l'Academié des sciences de
                                 Toulouse, und mehrerer anderer achtbaren Herren erhellt.
                           Daß eine mit Stroh bedekte Orangerie, welche mit einem erdigen Ueberzuge von Hrn. de
                              Puymaurin's Mischung bedekt war, nachdem sie lange
                              Zeit uͤber der Einwirkung des Regenwassers ausgesezt stand, obschon sie
                              dasselbe in vollem Maße von einer großen Mauer erhielt, an welche sie abgebaut war,
                              folgenden Versuch aushielt. Man bedekte sie mit einer ungefaͤhr 16 Centimeter
                              hohen Lage trokenen Strohes, und zuͤndete das Stroh an. In weniger als 15
                              Minuten war das Stroh verbrannt, ohne daß das Feuer die darunter befindliche
                              Strohlage ergriffen haͤtte, welche davon nicht einmal in ihrem Inneren warm
                              geworden ist, und keine Spur von Ruß zeigte.
                           
                           Nachdem die Asche des verbrannten Strohes ausgekuͤhlt war, nahm man sie weg,
                              um den Ueberzug zu untersuchen, und man fand an demselben nicht die geringste
                              Veraͤnderung: einige leichte Spruͤnge, die man schon vor der
                              Feuerprobe an demselben bemerkte, wurden weder beschaͤdigt, noch von der
                              Flamme mehr durchdrungen.
                           Hr. de Puymaurin hat folgende Verhaͤltnisse zu dem
                              von ihm erfundenen Ueberzuge angegeben, und den Preis der Bestandtheile desselben so
                              wie des Taglohnes, nach dem Touloner-Fuße berechnet:
                           
                              
                                   1 kubisches Meter Thonerde
                                    (glaise)
                                 1 Franken
                                 50 Centim.
                                 
                              
                                 25 kubische Centimeter Sand
                                 –
                                        –
                                 75    –
                                 
                              
                                 17 Kilogramme Kalk
                                 –
                                        –
                                 76    –
                                 
                              
                                 Ein Taglohn fuͤr den Maurer
                                 2     –
                                 25    –
                                 
                              
                                 Ein   –
                                      –   –
                                      Handlanger
                                 1     –
                                  –
                                        –
                                 
                              
                                 Pferdemist
                                 –
                                        –
                                  –
                                        –
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––
                                 –––––––––
                                 
                              
                                 
                                 6 Franken
                                 26 Centime.
                                 
                              
                           Es kommt demnach ein Quadrat-Meter Bedachung, 1 1/2 Centimeter hoch belegt, auf
                              ungefaͤhr 7 1/2 Centime.
                           Obschon diese Verhaͤltnisse nach der Natur des Thones, des Sandes und des
                              Kalkes verschieden ausfallen muͤssen, so wie auch, nach Umstaͤnden,
                              die Preise, so koͤnnen doch diese Bemerkungen denjenigen nuͤzlich
                              werden, welche diesen vorgeschlagenen Ueberzug versuchen wollen. Der Nahme des
                              Erfinders, wie der Zeugen, verbuͤrgt die Wahrheit der hier aufgestellten
                              Thatsachen. Es ist uͤbrigens offenbar, daß ein erdiger Ueberzug die
                              Feuersgefahr an Strohdaͤchern bedeutend vermindern muß. In dieser Hinsicht
                              allein schon kann man den Versuch mit dem vorgeschlagenen Mittel fuͤr die
                              noͤrdlichen DepartmentsDeparments (und uͤberhaupt fuͤr alle Strohdaͤcher) nicht genug
                              empfehlen.Hr. Payen schlaͤgt vor, von dem Ausschusse
                                    der Chemiker dieser Gesellschaft neue Versuche hieruͤber anstellen zu
                                    lassen. Der beruͤhmte Physiokrat, Hr. Ternaux, erboth sich zu einem auf seinem Gute zu St. Ouen auf
                                    seine Kosten anzustellenden Versuche, woruͤber der Ausschuß der
                                    Chemiker der Gesellschaft Bericht erstatten wird.Der Redacteur bemerkt in einer Note, daß man, in aͤhnlicher
                                    Ruͤksicht, in Rußland das Stroh auf den Daͤchern, nachdem es 7
                                    bis 8 Zoll
                                    dik aufgelegt wurde, mit einem Wasser begießt, in welches man Thon
                                    eingeruͤhrt hat. Die unterste Lage wird aus langem Strohe verfertigt,
                                    und mit einem Strohbande auf den Latten aufgebunden, hierauf mit dem Wasser,
                                    in welches Thon eingeruͤhrt wurde, begossen, so daß sie ganz davon
                                    durchdrungen wird. Dann wird die zweite Lage aufgetragen, und mittelst eines
                                    an ihrem oberen Ende aufgelegten Brettes festgehalten.Nachdem auch diese gehoͤrig mit dem Thonwasser begossen, und mit dem
                                    Blaͤuel niedergeschlagen wurde, haͤlt sie von selbst, und man
                                    kann das Brett wegnehmen, und auf die neu aufzutragende Lage legen. Diese
                                    Art von Dachbedekung ist sehr fest, sichert gegen Wind und Feuer, und
                                    erfordert keine andere Ausbesserung, als von Zeit zu Zeit fetten Thon.*)*) Wenn Ziegeldaͤcher, Zink- und Bleidaͤcher
                                    das Abbrennen ganzer Reihen gemauerter Haͤuser nicht hindern
                                    koͤnnen, so wird es auch obiger Ueberzug nicht, sobald die
                                    Haͤuser dicht an einander stehen, und in einem derselben, wie man zu
                                    sagen pflegt, Feuer auskommt. Die Sicherung besteht nur darin, daß die aus
                                    den Schornsteinen herabfallenden Funken nicht so leicht, wie auf dem nakten
                                    Strohe, zuͤnden. Das sicherste Mittel gegen Feuerverheerungen in
                                    Doͤrfern ist: kein Haus an das andere anbauen zu lassen, und um jedes
                                    umher Baͤume zu pflanzen, nach alter deutscher Art und Sitte. Es ist
                                    unglaublich und unbegreiflich, wie nachlaͤßig unsere
                                    Praͤfecte, Pontius Pilatus, Landrichter etc. bei Auffuͤhrung
                                    neuer Gebaͤude in unseren Doͤrfern sind: man sollte glauben,
                                    sie kennen das Wort „Dorf-Polizei“ nicht einmahl dem
                                    Namen nach.