| Titel: | Neues und einfaches Verfahren, die Bleiasche zu reduziren, für Bleigießer, Bleiweiß-Fabriken, Schrot-Fabriken u.s.w. | 
| Fundstelle: | Band 16, Jahrgang 1825, Nr. CVI., S. 490 | 
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                        CVI.
                        Neues und einfaches Verfahren, die Bleiasche zu
                           reduziren, für Bleigießer, Bleiweiß-Fabriken, Schrot-Fabriken u.s.w.
                        Mit einer Abbildung auf Tab. VII.
                        Neues und einfaches Verfahren, die Bleiasche zu
                           reduziren.
                        
                     
                        
                           Jedem, der die muͤhsame und mit großem Verluste
                              verbundene Arbeit der Reduktion der Bleiasche nach irgend einer der aͤltern
                              Methoden versucht hat, wird sich gewiß der Wunsch aufgedrungen haben, ein besseres
                              Verfahren kennen zu lernen. Der Verfasser dieser Mittheilung hat eine Menge
                              Vorschlaͤge probirt, – theils im Ofen mit Flammenfeuer, theils im
                              Cupolo-Ofen mit Blasbaͤlgen und Kohlen, und theils in verschiedenen Arten von
                              Frisch-Oefen. Bei allen diesen Methoden ließ sich aber die Beruͤhrung der
                              Bleiasche mit dem Ofen selbst nicht vermeiden, weil, um den beabsichtigten Zwek zu
                              erreichen, die Hize so groß seyn mußte, daß das Gußeisen viel zu bald schmolz, oder
                              sich verbog, um es anwenden zu koͤnnen. Durch die Beruͤhrung der
                              Bleiasche mit dem Ofen oder den Ziegelsteinen entstanden die bekannten
                              Blei-Kloͤsse. Man mochte den Ofen aus Baksteinen noch so gut bauen, so war
                              die Bildung des Bleiglases dennoch nicht zu vermeiden. Diese Blei-Glasbildung ist
                              es, welche die Arbeit so außerordentlich erschwert, und die Reduktion verhindert.
                              Geschieht die Reduktion durch großen Aufwand von Hize, und man traͤgt aufs
                              neue Bleiasche ein, so verbindet sich die aus den Blei-Kloͤssen freigewordene
                              Erde wieder mit der neuen Bleiasche und stellt aufs Neue Bleiglas her, und weil die
                              Ofenberuͤhrung natuͤrlich auch dabei fortdauert, so muß sich das
                              Bleiglas immer mehr vermehren. Man ist nun genoͤthigt, eine zweite Operation
                              damit vorzunehmen, um das Blei zu gewinnen, wozu die allgemeinste und beste Methode
                              ist, die Schlaken fein zu machen, und das Blei durch Schlemmen davon zu trennen.
                           
                           Ob man nun gleich auf diese Weise eine große Menge Blei aus der Bleiasche
                              erhaͤlt, so ist diese Methode doch nicht von allgemeinem Nuzen, indem dadurch
                              das Blei die uͤble Eigenschaft erhaͤlt, daß es sehr hart wird, und
                              sich deßwegen zu manchen Arbeiten nicht eignet; namentlich zur Bleiweißfabrikation,
                              weßhalb auch keine der bis jezt bekannten Methoden in den Bleisweißfabriken
                              Anwendung fand, in denen sich eine große Menge Bleiasche anhaͤufte, und
                              unbenuͤzt liegen blieb, oder auch sehr wohlfeil verkauft wurde. Ich zweifle
                              daher nicht, daß folgendes Verfahren, die Bleiasche zu reduciren, vielen einen
                              wesentlichen Vortheil gewaͤhren, und selbst bei Gewinnung des Bleies aus
                              Bleierzen mit Nuzen angewendet werden duͤrfte. Nicht minder duͤrfte es
                              sich auch zur Reduktion der Zinnasche eignen.
                           Als Reduktions-Mittel dienen bei diesem neuen Verfahren die Oehlkuchen, welche beim
                              Auspressen des Reps- und anderer Samen-Oehle als Ruͤkstand erhalten werden,
                              und daher der Centner um den billigen Preis von ohngefaͤhr 15 bis 30 kr. zu
                              haben sind. Diese Oehlkuchen enthalten noch viele oͤhlige Theile, durch
                              welche eine große Hize erzeugt wird, und zugleich der durch die Verkohlung erzeugte
                              Kohlenstoff um so wirksamer als Desoxidationsmittel des Bleies einwirken kann.
                           Zur vortheilhaften Anwendung dieses Desoxidationsmittels fand ich nach mehreren
                              Versuchen folgende Vorrichtung am geeignetsten.
                           Die Vorrichtung besteht aus einem laͤnglichen Kessel von Gußeisen, a, welcher an der einen Endung geschlossen, und mit
                              einem angegossenen Zapfen, b, versehen ist. Eine
                              Eisen-Stange, 1, umschließt mit ihrem einen Ende den Zapfen, b; an dem oberen ist sie mit einem Ringe, n,
                              und mit 2 Absaͤzen, oo, versehen. Der Hals,
                              q, des Kessels, a, ist
                              vorne offen. Dieser Kessel, a, ruht in dem Ofen, cccc. Die Zusammensezung dieses Ofens ist
                              folgende: d, ist das Schuͤrloch. e, die Oeffnung des Aschenraumes, ff, gg, sind aufrechtstehende Baksteine, die den
                              Rost bilden, und etwas weit gelegt seyn muͤssen. hh, ist der Raum der Feuerspielung. i, der
                              Raum uͤber dem Kessel, der gegen Hinten etwas hoͤher ist. k, ist der Schornstein. Der Kessel, a, liegt mit dem Zapfen, b,
                              auf einem kleinen Vorstoße der Mauer, p. Die Stange, l
                              geht horizontal durch
                              die Mauer, wo sie jedoch soviel Spielraum hat, um sie frei auf- und abheben zu
                              koͤnnen. Der Hals, q, des Kessels, a, ruht vorne auf der Mauer, und muß ebenfalls Spielraum
                              genug haben, um den Kessel, a, mittelst der Stange, l, nach Vorne neigen zu koͤnnen. Die Lage des
                              Kessels, a, ist gegen hinten geneigt, wie die Linien,
                              mm, zeigen. r, ist
                              eine eiserne Platte, auf welcher das schmelzende Blei beim Heben des Kessels, a, ausfließt. s und t, sind Werkzeuge von Eisen, die hier ohne Griff
                              angegeben sind. Sie sind 3 1/2 Fuß lang, und werden mit einem 2 Fuß langen,
                              hoͤlzernen Griff versehen. s, ist eine
                              Kruͤke mit Zaͤhnen zum Ruͤhren und Herauslassen. t, eine Schaufel zum Wenden.
                           Das Verfahren mit dieser Vorrichtung zu arbeiten, besteht darinnen, daß man zuerst
                              den Kessel, a, erhizt, und den unteren Theil desselben
                              schwach zum Rothgluͤhen bringt; sodann traͤgt man ein Gemische von
                              gleichen Theilen Bleiasche und gestossenen Oehlkuchen in den Kessel, a, (die Verhaͤltnisse verstehen sich dem Raume
                              nach) und faͤhrt mit der Heizung fort, bis derselbe ringsherum gluͤht,
                              welches man dadurch befoͤrdert, daß man eine Blechstuͤrze an die
                              Kessel Oeffnung legt. So wie der Kessel ringsherum gluͤht, wird die Masse mit
                              der Schaufel, t, gewendet, wodurch sie in Flamme
                              geraͤth, und eine große Gluth entsteht, durch die die Bleiasche schnell
                              reduzirt wird. Nun traͤgt man aufs Neue soviel von der Mischung in den
                              Kessel, daß man sie eben noch wenden kann; ruͤhrt sodann mit der
                              Kruͤke, s, damit sich das Blei auf den Boden des
                              Kessels sezen kann: Nach einer halben Stunde, oder sobald die Oehlkuchen abgebrannt
                              sind, hebt man hinten den Kessel mittelst der Stange, n,
                              auf, schiebt, um ihn in dieser Lage zu erhalten, unter die Absaͤze, oo, Holzpfloͤke, und laͤßt auf diese
                              Weise das reduzirte Blei, (indem man zugleich die noch nicht reduzirte Bleiasche mit
                              der Kruͤke, s, zuruͤkhaͤlt)
                              uͤber die Eisenplatte, r, in einen kupfernen
                              Kessel ablaufen. Auf die eben beschriebene Weise faͤhrt man immer fort, und
                              man ist im Stande, durch dieses Verfahren binnen 24 Stunden an 50 und mehrere
                              Centner Bleiasche zu reduziren. Wenn sich der Ruͤkstand im Kessel, a, zu sehr anhaͤuft, so nimmt man ihn heraus, und
                              vermengt ihn, nachdem er abgekuͤhlt ist, wieder mit Oehlkuchen.
                           
                           Dieser Ruͤkstand wird zulezt leichter, und besteht nur aus wenig Bleiasche,
                              Oehlkuchen-Asche und anderen Unreinigkeiten. Die wenige Bleiasche, die noch in
                              diesem lezten Ruͤkstande enthalten ist, erhaͤlt man durch Schlemmen,
                              wo man bloß den Theil wieder benuͤzt, der sich zu Boden sezt. Dieses
                              Schlemmen geht hier sehr leicht von Statten; man erhaͤlt alles Blei ohne
                              Verlust wieder, kann die Arbeit bequem mit einem Manne verrichten, und ist aller der
                              muͤhsamen Operationen uͤberhoben, die die aͤlteren Methoden
                              erfordern. R.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
