| Titel: | Bemerkungen über die Zusammensezung und die Eigenschaften des Chinesischen- und des sogenannten Brilliant-Feuers. Von Jakob Cutbush, A. S. U. S. A., d. o. Professor der Chemie und Mineralogie an der Militär-Akademie der V. S. West-Point. 31. Dec. 1822. | 
| Fundstelle: | Band 17, Jahrgang 1825, Nr. I., S. 3 | 
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                        I.
                        Bemerkungen über die Zusammensezung und die
                           Eigenschaften des Chinesischen- und des sogenannten Brilliant-Feuers. Von
                           Jakob Cutbush, A. S. U. S.
                           A., d. o. Professor der Chemie und Mineralogie an der Militär-Akademie der V. S.
                           West-Point. 31. Dec. 1822.
                        Aus Silliman'sAmerican Journal of Science and Arts
                           in Gill's techn.
                                 Repository N. 37. S. 1. N. 38. S. 73.
                        Cutbush, Bemerkungen über die Zusammensezung und Eigenschaften des
                           Chinesischen- oder Brilliant-Feuers.
                        
                     
                        
                           Man bedient sich in der Feuerwerkern einer Menge von
                              Compositionen, theils um der Flamme verschiedene Farben zu geben, theils um, nach
                              Umstaͤnden, das Abbrennen des Feuerwerkes zu beschleunigen oder langsamer zu
                              machen. Die Verbesserungen in der Feuerwerkerei beruhen vorzuͤglich darin,
                              die Farben der Flamme, welche durch Verbrennung des Schießpulvers, d.h., der Kohle
                              mit salpetersaurer Pottasche (Salpeter) entsteht, so mannigfaltig zu machen, als
                              moͤglich. Man hat sich hierzu verschiedener salziger und anderer Substanzen
                              bedient, nach deren Daseyn oder Abwesenheit gewisse Feuerwerke ihren Namen
                              erhielten, welchen sie auch oͤfters nach ihrem Erfinder, nach ihrer Mischung,
                              nach der Eigenheit ihrer Flamme oder nach anderen besonderen Eigenschaften bei dem
                              Abbrennen derselben erhalten haben, wie z, B. Schlangen- oder
                              Stern-Feuer, Schlaͤger, Wirbel, gemeines oder Brilliant-Feuer,
                              chinesisches Feuer etc. Wir beschraͤnken uns hier auf die beiden lezteren,
                              welche wir mit Bemerkungen und gewissen Recepten so ausstatten werden, daß wir ein
                              vollkommenes Detail hieruͤber zu liefern hoffen.
                           
                           Es scheint, daß ein indischer Missionaͤr, Incarville, die Mischung und
                              Zubereitung des chinesischen Feuers erschlichen hat: eine Mischung, welche unseren
                              Feuerwerken so viel Glanz und Wirkung gewaͤhrt, und welche auch bei anderen
                              orientalischen Nationen bekannt und gebraucht ist.
                           Das sogenannte Brilliant-Feuer, (wovon wir mehrere Arten kennen) hat zwar
                              großen Theiles den Charakter des chinesischen, weicht jedoch in einem wesentlichen
                              Umstande von demselben ab. Wir wissen jezt mit Zuverlaͤssigkeit, daß, außer
                              den gewoͤhnlichen Bestandtheilen, welche zu dem Brillant-Feuer
                              genommen werden, das, was die Chinesen Eisen-Feuer
                              nennen, und zu ihrem Feuerwerke brauchen, und was demselben seinen ausgezeichneten
                              Charakter gibt, nichts anderes, als in den Zustand von Sand oder kleinen
                              Koͤrnern gebrachtes Guß- oder Roh-Eisen ist. Obschon ich keine
                              Gelegenheit hatte, hieruͤber selbst Versuche anzustellen, glaube ich doch,
                              daß mehrere Eisen-Erze aus der Familie der unvollkommen verkalkten, wie z.B.
                              magnetisches Eisen, beinahe dieselben Erscheinungen hervorbringen wuͤrden.
                              Menakanit wuͤrde, wie ich vermuthe, dasselbe thun. Roheisen scheint in einem
                              sehr ausgezeichneten Grade die Eigenschaft zu besizen, ein sehr schoͤnes
                              Brilliant-Feuer hervorzubringen. Das gekoͤrnte Eisen der Chinesen hat
                              indessen keine anderen Eigenschaften, als jedes andere Roheisen, vorausgesezt, daß
                              es gut gekoͤrnt ist, und in der gehoͤrigen
                              Menge oder in dem erforderlichen Verhaͤltnisse den uͤbrigen
                              nothwendigen Bestandtheilen beigemengt wird. Das Gußeisen der Chinesen, das sie in
                              dieser Absicht gebrauchten, ward von alten Guß-Eisen-Toͤpfen
                              genommen, die sie in Koͤrner von der Groͤße der Senf-Samen
                              zerschlugen, und dann durch Siebe durchlaufen ließen, um sie nach ihrer
                              Groͤße in verschiedene Nummern, wie die Schrote bei uns, zu sortiren. Das
                              sogenannte Uebereisen außen an Eisen-Gußwerken, das man in Gießereien leicht
                              erhalten kann, ist, wenn es vom Sande befreit ist, dessen man sich zu den Modeln
                              daselbst gewoͤhnlich bedient, eben so gut. In wie fern der sogenannte Wutz
                              (Wootz)Ueber die Bestandtheile und das Verhalten des Wutz oder Bombay-Stahl
                                    findet man im polyt. Journale Bd. X. S.
                                       97 genuͤgende Auskunft. D. oder das Metall, welches man aus gewissen Eisen-Erzen in
                              Ost-Indien erhaͤlt, und zuweilen auch indischen Stahl nennt, statt des
                              gewoͤhnlichen Guß-Eisens gebraucht werden kann, sind wir nicht im
                              Stande zu bestimmen; wenn es aber wahr ist, daß der Wutz mehr Kohlenstoff als der
                              Stahl erhaͤlt, und weniger als Gußeisen, so wird es hoͤchst
                              wahrscheinlich zu demselben Zweke verwendet werden koͤnnen.
                           Man sah, daß, wenn man Eisenfeile in das Feuer wirft, ein sehr glaͤnzendes
                              Licht entsteht, und verbesserte dadurch die Raketen. Die sogenannten
                              Freuden-Raketen („honorary
                                    rockets“), von welchen wir in der Folge sprechen wollen,
                              verdanken ihr glaͤnzendes Feuer dem Eisen, welches die Flamme derselben weit
                              interessanter macht, als wenn Schießpulver, oder die Bestandtheile desselben
                              fuͤr sich allein angewendet werden. Man hat sowohl Eisen-Feile als
                              gekoͤrntes Gußeisen bei der Composition der Raketen gebraucht, sowohl bei den
                              Freuden- als auch gelegentlich bei den Signal-Raketen: allein es
                              bleibt, wo man Eisen anwendet, doch immer ein Fehler bei der Mischung: das Eisen
                              wird, wenn Feuchtigkeit hinzukoͤmmt, leicht rostig. Einige riethen daher, um
                              diesen Rost zu vermeiden, die Eisenfeile oder das gekoͤrnte Eisen in
                              geschmolzenen Schwefel zu tauchen, was, wie wir besorgen, eben so nachtheilig werden
                              kann wegen der allmaͤhligen Bildung von schwefelsaurem Eisen. Andere haben,
                              auf eine mehr lobenswerthe Weise, die Anwendung einiger Tropfen Oehles empfohlen,
                              mit welchen man die Eisen-Feile oder das gekoͤrnte Eisen
                              schuͤtteln kann, so daß ein Theil desselben von lezteren aufgenommen
                              wird.
                           Wir haben schon oben bemerkt, daß man bei dem chinesischen Feuer Eisen anwendet, und
                              koͤnnen hier beifuͤgen, daß das Funkenspruͤhen bei dem
                              Schmieden des Eisens auf dem Amboße, die Verbrennung des Stahles in Sauerstoffgas,
                              aͤhnliche
                              Erscheinungen herbeifuͤhrt. Um der vollen Wirkung des Gußeisens sicher zu
                              seyn, je nachdem naͤmlich die Mischung zu irgend einem Zweke bestimmt ist,
                              und zu Calibern von verschiedener Groͤße gebraucht werden soll, theilen die
                              Chinesen nach vorlaͤufigem Koͤrnen und Sortiren, wie wir oben
                              bemerkten, dasselbe in Nro. 1, 2, 3, worin die Italiaͤner und Franzosen,
                              welche die besten Feuerwerke verfertigen, ihnen folgen: die Versuche der lezteren
                              haben auf eine sehr genuͤgende Weise die Nachricht bestaͤtigt, welche
                              der franzoͤsische Missionar gegeben hat.
                           Man hat zweierlei Rakete, in welche Eisensand kommt: die einen bringen ein rothes,
                              die anderen ein weißes Feuer hervor. Die Verhaͤltnisse der verschiedenen
                              Bestandtheile fuͤr diese Rakete zwischen 12 und 33 Pfund sind folgende:
                           
                              Fuͤr rothes chinesisches Feuer:
                              
                           
                              
                                 Caliber:
                                 Salpeter:
                                 Schwefel:
                                 Holzkohle:
                                 Gepuͤlv.
                                 Gußeisen N. 1.
                                 
                              
                                 12 – 15 Pf.
                                 1 Pf.
                                 6 Loth
                                   8 Loth
                                 14 Loth
                                 
                                 
                              
                                 18 – 21 –
                                 1 –
                                 6  –
                                 10  –
                                 15  –
                                 3 QuentchenIm Originale heißt es „7 Unz. 8 Drachmen“, was
                                          16 Loth geben wuͤrde. Eben so im folgenden Recepte. A. d.
                                          Ueb.
                                    
                                 
                              
                                 24 – 37 –
                                 1 –
                                 8  –
                                 12  –
                                 16  –
                                 
                                 
                              
                           Es gibt indessen noch andere Recepte fuͤr denselben Zwek.
                           
                              Fuͤr weißes chinesisches Feuer:
                              
                           
                              
                                 Caliber:
                                 Salpeter:
                                 Schießpulver:
                                 Holzkohle:
                                 
                                 Gepuͤlv.
                                 Gußeisen N. 2.
                                 
                              
                                 12 – 15 Pf.
                                 1 Pf.
                                 24 Loth
                                 15 Loth
                                 3 Qtch.
                                 24 Loth
                                 
                                 
                              
                                 18 – 21 –
                                 1 –
                                 22  –
                                 16   –
                                 
                                 23 Loth
                                 3 Quentch.
                                 
                              
                                 24 – 36 –
                                 1 –
                                 22  –
                                 17   –
                                 3 Qtch.
                                 24 Loth
                                 
                                 
                              
                           In dem ersten Recepte ist das Verhaͤltniß des Gußeisens zu dem Salpeter wie 7
                              : 16, 7 1/2 : 16, oder 8 : 16; im zweiten ist die Menge groͤßer;
                              naͤmlich 12 : 16, 11 1/2 : 16. Nun koͤnnen wir bemerken, daß in der
                              Mischung fuͤr das weiße Feuer nicht blos das Eisen, sondern auch die
                              Holzkohle viel groͤßer ist, und daß statt des Schwefels bei dem rothen Feuer
                              Mehlpulver gebraucht wird, welches in hoͤherem Verhaͤltnisse zu dem
                              Salpeter steht, als der Schwefel in der ersten Formel. Durch diese verschiedenen
                              Verhaͤltnisse entsteht indessen eine verschieden gefaͤrbte Flamme.
                              Wenn die Menge Eisens bedeutend ist, mehr Holzkohle genommen, und, außer dem
                              Salpeter, Schießpulver zugesezt wird, so wird das Feuer der Rakete weiß seyn; wo
                              aber weniger Eisen, und, statt des Mehlpulvers, Schwefel, und uͤberdieß noch
                              weniger Holzkohle gebraucht wird, da wird das Feuer roth. Es gibt mehrere Methoden
                              rothes Feuer hervorzubringen, von welchen wir unten sprechen werden. Wo einige
                              Raketen-Compositionen angegeben werden, wird man sehen, daß die Bestandtheile
                              derselben verschieden sind, und selbst in den sogenannten Freuden-Raketen
                              wird sowohl der Eisen-Sand als die Eisen-Feile in verschiedenen
                              Verhaͤltnissen angewendet.
                           Ehe wir die Bereitungen zur Bildung der verschiedenen Arten von Feuerwerk nach dem
                              gegenwaͤrtigen verbesserten Zustande der Recepte zu denselben vortragen,
                              wollen wir die Wirkung bezeichnen, welche diese Mischungen besizen, und zugleich das
                              Ursaͤchliche ihrer Art zu bewirken im Allgemeinen angeben.
                           Aus den Bestandtheilen, welche in die oben angegebene Mischung einer Rakete gelangen,
                              erhellt, daß, wenn dieselbe entzuͤndet wird, Kohlensaͤure, schwefelige
                              Saͤure, und wahrscheinlich auch Schwefelsaͤure etc. gebildet werden,
                              und das Eisen in dem Zustande der Verbrennung ausgeschleudert wird. Daß der Glanz
                              bei dieser Verbrennung von der Gegenwart des Eisens abhaͤngt, welches sich
                              hier im rohen, also nicht im weichen oder haͤmmerbaren Zustande befindet, ist
                              aus der Wirkung klar; denn diese Wirkung ist auffallend staͤrker, als sie es
                              bei haͤmmerbarem Eisen, oder selbst bei Stahle, nicht ist. Wenn das Eisen zu
                              haͤmmerbarem Eisen gebildet wird, geht, wie man bemerken kann, eine große
                              Menge Kohlenstoffes, Sauerstoffes etc. verloren; aus diesem Grunde ist die Wirkung
                              geringer, wenn auch haͤmmerbares Eisen noch Funken spruͤht, die aber
                              nicht so glaͤnzend sind; weßwegen es auch in einigen sogenannten Brilliant-Feuern gebraucht wird. Stahl bringt eine
                              weit lebhaftere Wirkung hervor, als geschlagenes Eisen, und wird daher zu demselben Zweke gebraucht:
                              Feuerwerker ziehen aber immer Roheisen vor. Die Schoͤnheit und der Glanz des
                              chinesischen Feuers wird daher dem besonderen Zustande des Kohlenstoffes und
                              Sauerstoffes in dem Gußeisen zugeschrieben, indem geschlagenes Eisen, welches in
                              dieser Hinsicht eine schwaͤchere Wirkung hervorbringt, jener Bestandtheile
                              großen Theiles beraubt ist, oder, in anderen Worten, reineres Eisen ist. Der Stahl
                              indessen, welcher kraͤftiger wirkt, als das geschlagene Eisen, verdankt
                              diesen Vorzug einem anderen Zustande von Verbindung des Eisens mit dem Kohlenstoffe,
                              in welcher das Verhaͤltniß des Kohlenstoffes bedeutend geringer ist. Hieraus
                              laͤßt sich der Unterschied der Erscheinungen der Flamme in dem
                              Chinesischen- und in dem gewoͤhnlichen Brilliant-Feuer
                              erklaͤren.
                           Wir wollen es unversucht lassen, den auffallenden Unterschied bei dem Verbrennen, und
                              folglich auch der dabei erscheinenden Flamme des Roheisens, des geschlagenen Eisens
                              und des Stahles in den Mischungen des Chinesischen- und des
                              Brilliant-Feuers zu erklaͤren, und Rechenschaft daruͤber zu
                              geben. Einige Thatsachen koͤnnen uns indessen zu einer genaueren Kenntniß
                              dieses Gegenstandes leiten, indem wir die Natur der verschiedenen Sorten und Abarten
                              von Eisen betrachten. In dem weißen, grauen und schwarzen Roheisen (die beiden
                              ersteren taugen am besten fuͤr Feuerwerke) sind Kohlenstoff und Sauerstoff,
                              und gelegentlich auch andere Bestandtheile, wie Silicium, auf verschiedene Weise
                              verbunden: dieses Eisen verliert, wo es zu haͤmmerbarem Eisen gemacht wird,
                              ein Viertel, und zuweilen die Haͤlfte seines Gewichtes.
                           Nach Hrn. Clonot betraͤgt die Menge Kohlenstoffes
                              in dem Gußeisen ein Achtel des Gewichtes desselben, und Hr. Vauquelin gibt die Menge desselben im Stahle im Durchschnitte zu 1/140 an,
                              was aber von Hrn. Mushet's Versuchen abweicht. Ohne die
                              Gegenwart des Sauerstoffes etc. in dem Gußeisen zu beruͤksichtigen, oder die
                              Wirkung desselben in
                              Anschlag zu bringen, wenn es in gewisser Menge mit dem Eisen verbunden ist,
                              koͤnnen wir doch aus obigen Thatsachen schließen, daß Roheisen bei den
                              Feuerwerken deßwegen den Vorzug verdient, weil es eine groͤßere Menge
                              Kohlenstoff enthaͤlt.
                           Die Versuche der HH. Berzelius und Stromeyer, durch welche dieselben eine Composition aus Eisen, Kohlenstoff
                              und Silicium hervorbrachten; des Hrn. Daniell
                              uͤber graues Guß-Eisen, welches nach ihm aus Eisen, Eisen-Oxid,
                              Kohlenstoff und Silicium besteht; des Hrn. Berzelius,
                              welcher, nebst Kohlenstoff und Silicium, auch noch Magnesium und Braunstein in dem
                              reinen Gußeisen fand; des Hrn. Mushet, welcher das
                              Verhaͤltniß des Kohlenstoffes in den verschiedenen gekohlstofften Eisenarten
                              zeigte; des Hrn. Bergmann und anderer uͤber das
                              Daseyn des Siderites (phosphorsauren, oder, nach anderen, Phosphor-Eisens),
                              wobei noch das kaltbruͤchige und rothbruͤchige Eisen unterschieden
                              wird, dienen alle zur Ausmittlung der Bestandtheile des sogenannten kohlenstoffigen
                              Eisens sowohl, als der Verhaͤltnisse derselben in lezterem. Hr. Mushet hat gezeigt, daß weicher Guß-Stahl 1/120
                              Kohlenstoff, gemeiner Guß-Stahl 1/100, der haͤrtere gemeine
                              Guß-Stahl 1/90 Kohlenstoff enthaͤlt, und daß, wenn die Menge des
                              Kohlenstoffes 1/50 betraͤgt, der Stahl zu hart zum Zuge wird; daß weißes
                              Guß-Eisen 1/25, das geflekte 1/20, und das schwarze 1/15 enthaͤlt. Man
                              hat gefunden, daß, wenn der Kohlenstoff 1/50 betraͤgt, die Haͤrte das
                              Maximum erreicht hat. Im Wutz oder in dem indischen Stahl kommt eine geringe Menge
                              Aluminium und Silicium ypr, Hr. Daniell bemerkt (im Quarterly Journal of Science and Arts, B. II. S. 280),
                              daß Saͤuren auf weißes Guß-Eisen nur langsam wirken, und ein
                              Gefuͤge von verschieden zusammengehaͤuften Platten an demselben
                              darstellen; daß das graue oder geflekte Guß-Eisen, welches weicher und
                              weniger bruͤchig ist, sich leichter bohren und drehen laͤßt, und, mit
                              verduͤnnter Kochsalzsaͤure behandelt, eine Masse schwarzer unaufloͤslicher Materie
                              darbietet, welche aus Eisen, Kohlenstoff und Silicium besteht.
                           Man muß also bei allen Feuerwerk-Mischungen, in welchen Eisen als Bestandtheil
                              vorkommt, auf obige Thatsachen Ruͤksicht nehmen, wenn man die Wirkungen
                              desselben gehoͤrig wuͤrdigen, und einen Schluß uͤber dieselben
                              wagen will. In allen diesen Mischungen wird das Eisen zuerst durch die Hize
                              gluͤhend, welche durch das Abbrennen des Schießpulvers, oder des Salpeters,
                              der Holzkohle und des Schwefels erzeugt wird; in diesem Zustande wird es
                              ausgeschleudert, und erleidet eine vollkommene Verbrennung. Die Verbrennung des
                              Eisens ist nichts anderes, als die Oxidirung desselben; je nachdem diese mehr oder
                              minder schnell geschieht, ist auch die Flamme mehr oder minder brilliant. Dieß ist
                              offenbar Thatsache: der Charakter des Feuers haͤngt von der Art des
                              angewendeten Eisens ab, und dadurch unterscheidet sich das chinesische Feuer
                              bedeutend von dem Brilliant-Feuer. Die Oxidirung des Metalles steigt niemals
                              bis zum Maximum; denn, wenn Eisen oder Stahl in Sauerstoffgas verbrannt wird,
                              erhalten wir blos ein schwarzes Protoxid, welches aus 28 Eisen + 8 Sauerstoff = 36,
                              oder 100 Eisen + 28,68 = 128,68 besteht.
                           Noch eine andere Thatsache verdient Beachtung, naͤmlich: daß, obschon das
                              Eisen durch das Abbrennen der Mischung gluͤhend wird, wie z.B. in der
                              Raket-Patrone, die Verbrennung des Eisens selbst nicht innerhalb der
                              Roͤhre, oder nur theilweise. Statt hat, sondern den Sauerstoff aus der
                              Atmosphaͤre bei seiner Verbrennung zur Beihuͤlfe erhaͤlt: das
                              Feuer hat immer seinen groͤßten Brilliant-Glanz in der Luft, wo der
                              Sauerstoff der Atmosphaͤre auf die gluͤhenden und fein zertheilten
                              Eisen-Theilchen wirkt.
                           Da die Bestandtheile des Gußeisens vorzuͤglich Eisen, Kohlenstoff und
                              Sauerstoff sind, so duͤrfen wir schließen, daß, da Kohlenstoff bei seiner
                              Verbrennung in Sauerstoffgas, wie in der atmosphaͤrischen Luft, in
                              Kohlensaͤure verwandelt wird, der Kohlenstoff des Roheisens waͤhrend
                              seiner Verbrennung Kohlensaͤure bildet. Die Producte sind demnach Eisen-Oxid und
                              Kohlensaͤure. Diese Producte werden unabhaͤngig von denjenigen
                              gebildet, welche aus dem Salpeter, aus der Holzkohle, aus dem Schwefel oder
                              Schießpulver, oder aus den uͤbrigen angewendeten Substanzen entstehen.
                           Daß die, sowohl durch die Abbrennung des Schießpulvers als durch die Verbrennung der
                              Holzkohle und des Schwefels in Beruͤhrung mit dem Salpeter erzeugte, Hize das
                              Eisen gluͤhend macht, und daß das Eisen in diesem Zustande, und fein
                              zertheilt, ausgeschleudert wird, dieß sind Thatsachen, welche jedem Beobachter in
                              die Augen fallen.
                           Die Menge Eisens, die zur Mischung verschiedener Feuerwerke genommen wird, ist, wie
                              man sehen wird, nach den verschiedenen Zweken, zu welchen dieselbe bestimmt ist,
                              verschieden. Nach der Menge des Metalles ist auch die Wirkung verschieden.
                              Hinsichtlich des Gluͤhens dieses Metalles, und folglich auch der Verbrennung
                              desselben, scheint dieß von der groͤßeren oder geringeren Menge des Salpeters
                              und der Holzkohle abzuhaͤngen. Insofern man die Mischungen nach den Recepten
                              macht, muß fuͤr die Reinheit der Materialien gesorgt werden. Die
                              Verhaͤltnisse muͤssen so genau als moͤglich genommen, und die
                              Mischung auf das Junigste vollendet werden: widrigen Falles ist die Wirkung
                              zweifelhaft oder ungewiß.
                           Es gibt vielleicht keine Mischungen, die mehr Sorgfalt und Genauigkeit fordern, als
                              diejenigen, die fuͤr Feuerwerke bestimmt sind: denn ihre Vollkommenheit
                              haͤngt von der Menge der Materialien, von dem genauen Verhaͤltnisse
                              eines jeden Bestandtheiles, und von der innigen Mischung des Ganzen ab.
                           Die Bereitung der Composition fuͤr das chinesische Feuer fordert jedoch eine
                              besondere Methode. Die Ingredienzen muͤssen, den Schwefel und das
                              gepuͤlverte oder granulirte Eisen ausgenommen, mehreremale,
                              (gewoͤhnlich dreimal) durch das Sieb.
                           Der Schwefel und das Gußeisen werden zuerst einzeln gemengt, und dann erst mit den
                              uͤbrigen Bestandtheilen verbunden, und hierauf oͤfters mit der Hand
                              umgekehrt. Die Patronen oder Papiergehaͤuse in walzenfoͤrmiger Form
                              werden auf die gewoͤhnliche Weise gefuͤllt. Diese Gehaͤuse
                              bestehen aus mehreren Lagen Papier, und werden, nachdem sie gefuͤllt sind,
                              mit Mehlpulver und einer Schlaglunte zum Abbrennen vorgerichtet.
                           Um die Mischung des Schwefels und Eisens desto inniger zu machen, muß lezteres mit
                              wasserfreiem Weingeist befeuchtet werden, indem das Wasser das Eisen rostig machen
                              und seine Wirkung zerstoͤren wuͤrde. Nachdem das Gußeisen
                              gepuͤlvert, oder vielmehr gekoͤrnt wurde, wird es in mehrere Sorten
                              getheilt, nach dem Caliber naͤmlich, welches man waͤhlen will. Diese
                              Sorten werden auf folgende Weise bezeichnet und gezaͤhlt: fuͤr Caliber
                              unter 7/12 Zoll im Durchmesser, N. 1; fuͤr 7/12
                              bis 10/12 N. 2; N. 3 ist
                              fuͤr die Caliber uͤber die angegebene Groͤße.
                           Bei dem Einfuͤllen dieser Mischung muß man Sorge tragen, daß sie bei jedem
                              zweiten Loͤffel jedes Mahl umgekehrt wird, indem das Eisen, als der schwerere
                              Bestandtheil, immer geneigt ist zu Boden zu fallen. Wenn die Mischung nicht
                              gleichfoͤrmig gemengt oder vertheilt ist, wird das Feuer
                              unregelmaͤßig, und faͤhrt in einzelnen Stoͤßen aus.
                           Chinesisches Feuer in Patronen wird gewoͤhnlich zum Einfassen (Garniren), wie
                              es in der Kunstsprache heißt (garnishing) des
                              aͤußeren Umfanges einer Feuerwerks-Decoration verwendet, oder zur
                              Darstellung von Pyramiden, Gallerien, Eibenbaͤumen, Wasserfaͤllen,
                              Palmen, mit einem Worte, zu einer Menge von Figuren, die mit Geschmak und Phantasie
                              zusammengestellt werden. Fuͤr die Stuͤke, die sich drehen sollen,
                              werden fuͤr das lezte Feuer, wegen der Brilliant-Flamme,
                              oͤfters solche kleine Rakete angewendet. Bei ihrem Niederfallen bilden sie
                              Blumen von mannigfaltiger Schoͤnheit, welche, wenn sie durch das Umdrehen des
                              Stuͤkes, an welchem sie angebracht sind, ausgeworfen werden, die sogenannte
                              pyro-hydraulische Girandole im Sonnenstrahle nachbilden: je lebhafter die
                              Bewegung, desto schoͤner die Flamme.
                           Es gibt gewisse Compositionen, die unter dem Namen weißes
                                 Feuer bekannt sind, die man in Patronen braucht, und wodurch Raͤder
                              u. d. gl. gedreht werden. Die Bewegung geschieht nach dem Grundsaze der
                              Raketen-Bewegung uͤberhaupt, und haͤngt von einer Stoßkraft
                              (den gasartigen Producten) ab, indem naͤmlich die entzuͤndeten Stoffe
                              gegen ein Widerstand leistendes Mittel, die Atmosphaͤre, wirken. Das
                              chinesische Feuer besizt indessen in dieser Hinsicht nur wenig Staͤrke; wenn
                              man dasselbe daher bei Feuerwerken braucht, welche sich drehen, sezt man demselben
                              zwei oder mehrere Patronen weißes Feuer zu. Patronen mit
                              chinesischem Feuer fuͤr sich allein abgebrannt, drehen kein Feuerrad.
                           Da der Effect, welchen das chinesische Feuer auf Raͤdern hervorbringt, an
                              deren Peripherie es angebracht ist, großen Theils von der Schnelligkeit der Bewegung
                              des Rades abhaͤngt, so muß diese soviel moͤglich beschleunigt werden.
                              Dieß geschieht, obschon dann die Dauer seiner Wirkung viel kuͤrzer, zugleich
                              aber auch viel glaͤnzender ist, durch mehrere Patronen mit weißem Feuer,
                              welche ihr Feuer den uͤbrigen auf die gewoͤhnliche Weise mittelst
                              Schlaglunten (quick-matches) mittheilen.
                           Die beschleunigte Bewegung, welche auf diese Weise erzeugt wird, macht, daß die
                              Mischung mit groͤßerer Schnelligkeit brennt, ungefaͤhr eben so, wie
                              Blasebaͤlge die Hize eines Ofens vermehren. Dadurch wird auch das Metall
                              selbst nothwendig schneller oxidirt, so wie auch die uͤbrigen Bestandtheile
                              schneller verbrennen.
                           Wir koͤnnen hier bemerken, daß die verhaͤltnißmaͤßige Kraft der
                              Mischungen, oder die Kraft, durch welche Rakete etc. aufsteigen, senkrechte oder
                              horizontale Raͤder sich drehen, von der Natur dieser Mischungen
                              abhaͤngt: der Ruͤkgang ist, in diesem Falle, immer der treibenden
                              Kraft angemessen; denn der Widerstand, welchen das Feuer in der Luft findet, und zwar
                              unmittelbar in der Nachbarschaft des Calibers der Patrone, veranlaßt eine
                              Ruͤkwirkung, welche den Ruͤkgang erzeugt, und dadurch die Bewegung des
                              Rades hervorbringt. Das Aufsteigen einer Rakete kann als nichts anderes, als der
                              Ruͤkgang derselben betrachtet werden, dessen Richtung der Raket-Stok
                              bestimmt, der dieselbe zugleich im Gleichgewichte haͤlt.
                           Unter den erprobten Recepten zur Bereitung des chinesischen Feuers, welches selbst
                              dasjenige, das man in China hat, uͤbertreffen soll, sind folgende die
                              vorzuͤglichsten:
                           Mischung zum chinesischen Feuer fuͤr
                                 CaliberUnter Caliber versteht man hier den Durchmesser der Patrone oder
                                    Roͤhre, in welche die Mischung gethan wird. A. d. O.unter 10/12 Zoll.
                           
                              
                                 Mehlpulver,Mehlpulver ist das gewoͤhnliche gekoͤrnte Schießpulver
                                          im gepuͤlverten Zustande. Man pulvert oder mahlt das Pulver
                                          entweder auf einem Tische mit einer Walze, und schlaͤgt es
                                          dann durch ein feines Sieb; oder man fuͤllt das Pulver in
                                          einen ledernen Sak, und schlaͤgt es mit Haͤmmern. A.
                                          d. O.
                                    
                                 32
                                 Loth.
                                 
                              
                                 Salpeter
                                 32
                                   –
                                 
                              
                                 Schwefel
                                   8
                                   –
                                 
                              
                                 Holzkohle
                                   8
                                   –
                                 
                              
                                 Gepuͤlvertes Gußeisen
                                 28
                                   –
                                 
                              
                           Eine andere zu eben demselben.
                           
                              
                                 Mehlpulver
                                 32
                                 Loth.
                                 
                              
                                 Schwefel
                                   6
                                   –
                                 
                              
                                 Holzkohle
                                   6
                                   –
                                 
                              
                                 Gepulvertes Gußeisen
                                 14
                                   –
                                 
                              
                           Eine andere zu Palmbaͤumen und
                                 Wasserfaͤllen.
                           
                              
                                 Salpeter
                                 24
                                 Loth.
                                 
                              
                                 Mehlpulver
                                 32
                                   –
                                 
                              
                                 Schwefel
                                 16
                                   –
                                 
                              
                                 Holzkohle
                                   8
                                   –
                                 
                              
                                 Gepuͤlvertes Gußeisen
                                 20
                                   –
                                 
                              
                           
                           Eine andere, weiße, fuͤr Caliber von 8/12 bis
                              10/12 Zoll.
                           
                              
                                 Salpeter
                                 32
                                 Loth.
                                 
                              
                                 Schwefel
                                 16
                                   –
                                 
                              
                                 Mehlpulver
                                 32
                                   –
                                 
                              
                                 Gepuͤlvertes Gußeisen
                                 24
                                   –
                                 
                              
                           Eine andere fuͤr sogenannte Garben
                                 (Gerbes) von 10
                                 bis 11/12 und 1 Zoll im
                                 Caliber.
                           
                              
                                 Salpeter
                                   2
                                 Loth.
                                 
                              
                                 Schwefel
                                   2
                                   –
                                 
                              
                                 Mehlpulver
                                 16
                                   –
                                 
                              
                                 Holzkohle
                                   2
                                   –
                                 
                              
                                 Gepuͤlvertes Gußeisen
                                 16
                                   –
                                 
                              
                           Vor der gegenwaͤrtigen Verbesserung, d.h., vor Anwendung des Gußeisens,
                              brauchte man gewoͤhnlich gemeine Eisenfeile. Eisen- und Stahlfeile
                              wurden beide, wie wir bemerkten, zur Mischung des Brilliant-Feuers genommen.
                              Wenn man Eisen- oder Stahl-Staub anwendet, so ist das
                              Verhaͤltniß zu den uͤbrigen Substanzen verschieden: naͤmlich,
                              zu dem Mehlpulver, wie 1 : 5, wie 1 : 10 etc. In einigen Recepten ist dieses
                              Verhaͤltniß noch groͤßer, und in anderen geringer. Wenn man aber 15
                              Loth Stahl-Staub mit Mehl-Pulver, Salpeter und Schwefel in einem
                              Verhaͤltnisse von 11 Pfd., 1 Pfd. 4 Loth, und 8 Loth, jedes, mengt, so ist
                              dieß das beste Verhaͤltniß fuͤr das gewoͤhnliche
                              Brilliant-Feuer.
                           Die sogenannten Feuer-Springbrunnen oder Feuer-Fontaͤnen sind den obigen
                              aͤhnlich: sie sind dicht mit besonderen Mischungen geladene Patronen, und ihr
                              Caliber ist von 1/3 bis 1 1/3 Zoll im inneren Durchmesser. Sie sind 7 bis 8
                              aͤußere Durchmesser lang, und mit einer besonderen Mischung gefuͤllt,
                              und jede Ladung wird mit 20 Schlaͤgen eines kleinen Hammers eingetrieben. Die
                              erste Ladung ist die gewoͤhnliche Feuerwerk-Mischung. Feuer-Fontaͤnen (fire-jets, fire spouts) werden sowohl an fest bleibenden, als an
                              sich drehenden Feuerwerk-Stuͤken angebracht.
                           Gewoͤhnliche Feuerwerk-Mischung fuͤr
                                 Caliber von 1/3 Zoll.
                           
                              
                                 Mehlpulver
                                 32 Loth.
                                 
                              
                                 Kohlenpulver
                                   6   –
                                 
                              
                           
                           Gewoͤhnliche Mischung fuͤr Caliber von 5/12
                              bis 1/2 Zoll.
                           
                              
                                 Mehlpulver
                                 32 Loth.
                                 
                              
                                 Kohlenpulver
                                   7   –
                                 
                              
                           Detto fuͤr Caliber uͤber 1/2 Zoll.
                           
                              
                                 Mehlpulver
                                 32 Loth.
                                 
                              
                                 Kohlenpulver
                                   8   –
                                 
                              
                           Brilliant-Feuer fuͤr gewoͤhnliche
                                 Caliber.
                           
                              
                                 Mehlpulver
                                 32 Loth.
                                 
                              
                                 Eisen-Feile
                                   8   –
                                 
                              
                           Detto, viel schoͤner.
                           
                              
                                 Mehlpulver
                                 32 Loth.
                                 
                              
                                 Stahl-Feile
                                   8   –
                                 
                              
                           Detto, noch glaͤnzender, fuͤr irgend ein
                                 Caliber.
                           
                              
                                 Mehlpulver
                                 36 Loth.
                                 
                              
                                 Salpeter
                                   4   –
                                 
                              
                                 Stahl-Feile
                                 10   –
                                 
                              
                           Detto, noch heller, fuͤr irgend ein Caliber.
                           
                              
                                 Mehlpulver
                                 32 Loth.
                                 
                              
                                 Nadelstahl-FeileWir vermuthen, daß dieß die feinen Stahl-Theilchen sind,
                                          welche durch das Schleifen oder Spizen der Nadeln auf den trokenen
                                          Schleifsteinen los, und dann mittelst eines Magnetes aus dem
                                          Schleifer-Staube ausgezogen werden, nicht aber Feilspaͤne von Nadelstahl, wie
                                          Prof. Cutbusy schreibt. Wir glauben, daß
                                          Gußeisen-Staub, der durch das
                                          Trokenschleifen von
                                             Gußeisen-Waaren entsteht, und auf eine
                                          aͤhnliche Weise aus dem Steinstaube der Schleifereien
                                          ausgezogen wird, zur Feuerwerkerei noch weit besser ist, als der
                                          Nadel-Stahlstaub, weil er mehr Kohlenstoff enthaͤlt.
                                          Es kann kein wesentlicher Unterschied zwischen der Nadel- und
                                          Federstahl-Feile Statt haben. Gill
                                          a. a. O. S. 64.
                                    
                                   6   –
                                 
                              
                           Silber-Regen, fuͤr Caliber von
                                 ungefaͤhr 2/3 Zoll.
                           
                              
                                 Mehlpulver
                                 32 Loth.
                                 
                              
                                 Salpeter
                                   2   –
                                 
                              
                                 Schwefel
                                   2   –
                                 
                              
                                 Feine Stahl-Feile
                                   9   –
                                 
                              
                           
                           Großer Jasmin, fuͤr jedes Caliber.
                           
                              
                                 Mehlpulver
                                 32 Loth.
                                 
                              
                                 Salpeter
                                   2   –
                                 
                              
                                 Schwefel
                                   2   –
                                 
                              
                                 Federstahl-Feile
                                 12   –
                                 
                              
                           Kleiner Jasmin, fuͤr jedes Caliber.
                           
                              
                                 Mehlpulver
                                 32 Loth.
                                 
                              
                                 Salpeter
                                   2   –
                                 
                              
                                 Schwefel
                                   2   –
                                 
                              
                                 Stahl-Feile
                                 10   –
                                 
                              
                           Weißes Feuer, fuͤr jedes Caliber.
                           
                              
                                 Mehlpulver
                                 32 Loth.
                                 
                              
                                 Salpeter
                                 16   –
                                 
                              
                                 Schwefel
                                   4   –
                                 
                              
                           Detto.
                           
                              
                                 Mehlpulver
                                 32 Loth.
                                 
                              
                                 Schwefel
                                   6   –
                                 
                              
                           Blaues Feuer, fuͤr Parasols und
                                 Wasserfaͤlle.
                           
                              
                                 Mehlpulver
                                 16 Loth.
                                 
                              
                                 Salpeter
                                   8   –
                                 
                              
                                 Schwefel
                                 12   –
                                 
                              
                                 Zink
                                 12   –
                                 
                              
                           Ein anderes Detto, fuͤr Caliber
                                 von 1/2 Zoll und daruͤber.
                           
                              
                                 Salpeter
                                 16 Loth.
                                 
                              
                                 Mehlpulver
                                   8   –
                                 
                              
                                 Schwefel
                                   8   –
                                 
                              
                                 Zink
                                 34   –
                                 
                              
                           Die mit dieser Mischung geladenen Patronen bilden bloß den Mittelpunct einiger
                              Stuͤke, deren Bewegung von anderen Patronen abhaͤngt, indem diese, da
                              sie keine Staͤrke besizen, auch keine Bewegung erzeugen koͤnnen.
                           Detto, fuͤr jedes Caliber.
                           
                              
                                 Mehlpulver
                                 32 Loth.
                                 
                              
                                 Salpeter
                                   4   –
                                 
                              
                                 Schwefel
                                 16   –
                                 
                              
                           Strahlen-Feuer, fuͤr jedes Caliber.
                           
                              
                                 Mehlpulver
                                 32 Loth.
                                 
                              
                                 Steknadel-FeileOhne Zweifel Steknadel-Staub, der
                                          durch das Spizen der messingenen oder kupfernen Steknadeln
                                          oder Stifte auf den staͤhlernen Walzenfeilen (den sogenannten
                                          Hubbs) entsteht, die sich schnell
                                          drehen. Er besteht also entweder aus Kupfer und Zink, oder aus
                                          Kupfer allein, und dient folglich zum Blau- oder
                                          Gruͤn-Faͤrben bei den sogenannten Strahlfeuern
                                          oder gruͤnen Feuern. Gill a. a. O.
                                          S. 64.
                                    
                                   6   –
                                 
                              
                           
                           Gruͤnes Feuer, fuͤr jedes Caliber.
                           
                              
                                 Mehlpulver
                                 32   Loth.
                                 
                              
                                 Kupferfeile
                                   6 1/2 –
                                 
                              
                           Aurora-Feuer, fuͤr jedes Caliber.
                           
                              
                                 Mehlpulver
                                 32 Loth.
                                 
                              
                                 Goldpulver (poudre
                                       d'or)
                                   6   –
                                 
                              
                           Italiaͤnische Rosen oder Fix-Sterne.
                           
                              
                                 Mehlpulver
                                 4 Loth.
                                 
                              
                                 Salpeter
                                 8   –
                                 
                              
                                 Schwefel
                                 2   –
                                 
                              
                           Ein anderes Detto.
                           
                              
                                 Mehlpulver
                                 24 Loth.
                                 
                              
                                 Salpeter
                                 32   –
                                 
                              
                                 Schwefel
                                 20   –
                                 
                              
                                 Rohes Spießglanz
                                   2   –
                                 
                              
                           Wir haben hier eine Menge Recepte angegeben, die zur Bereitung der sogenannten Feuer-Springbrunnen dienen, um zu beweisen, daß
                              man das sogenannte Kunstfeuer nicht blos durch Veraͤnderung der
                              Verhaͤltnisse derselben Bestandtheile, sondern auch durch Hinzufuͤgung
                              oder Wegnahme eines oder mehrerer derselben nach den Regeln der Feuerwerkern
                              mannigfaltig abaͤndern kann.
                           Bei den zusammengesezten Feuerwerken sind die Formen, die
                              man der Flamme des Schießpulvers oder den Bestandtheilen desselben entweder durch
                              Beschleunigung oder durch Verzoͤgerung ihrer Verbrennung, oder durch
                              Veraͤnderung des Ansehens der Flamme geben kann, (die man als
                              Fontaͤnen, Sterne, Regen etc. erscheinen laͤßt), so zahlreich, daß
                              Kenntniß dieser Veraͤnderungen und dieses Wechsels fuͤr den
                              praktischen Pyrotechniker hoͤchst wichtig ist. So finden wir in der Mischung fuͤr
                              den Feuer-Regen, daß Eichen-Kohle und Stein-Kohle derselben den
                              Anschein des Regens gibt. Folgendes ist eines der hierher gehoͤrigen
                              Recepte:
                           
                              
                                 Salpeter
                                 16 Loth.
                                 
                              
                                 Schwefel
                                   8   –
                                 
                              
                                 Mehlpulver
                                 32   –
                                 
                              
                                 Eichen-Kohle
                                   5   –
                                 
                              
                                 Stein-Kohle
                                   5   –
                                 
                              
                           Diese Materialien werden gemengt, in Patronen gethan, und auf die gewoͤhnliche
                              Weise zum Abbrennen vorgerichtet. Wenn sie abgebrannt werden, werden sie in Form
                              eines Regens niederfallen. Eine andere fuͤr denselben Zwek berechnete
                              Mischung ist dem chinesischen Feuer aͤhnlich, und enthaͤlt eine
                              groͤßere Menge gepuͤlverten Gußeisens. In dem sogenannten
                              Sporn-Feuer (das man wegen der Form, die seine Funken annehmen, und die einem
                              Sporn-Raͤdchen gleicht, so nannte, und vorzuͤglich auf Theatern
                              braucht) entsteht diese demselben eigene, und vor allen uͤbrigen Feuern
                              ausgezeichnete Form lediglich durch Lampenschwarz. Die Mischung hierzu besteht
                              aus
                           
                              
                                 Salpeter
                                 4 1/2 Pfund.
                                 
                              
                                 Schwefel
                                 2         –
                                 
                              
                                 Lampenschwarz
                                 1 1/2   –
                                 
                              
                           Außer der Beimischung mehrerer salziger Materialien, die der Flamme besondere Farben
                              mittheilen, ertheilt bekanntlich salpetersaurer Strontian der Flamme das
                              glaͤnzendste Roth. Eine Mischung, deren man sich in Frankreich auf den
                              Theatern bedient, ist folgende: Man nimmt 40 Theile getrokneten salpetersauren
                              Strontian, 13 Theile fein gepuͤlverten Schwefel, 5 Theile chlorsaures oder
                              hyper-oxigenirt salzsaures Kali, und 4 Theile Schwefel-Spießglanz, und
                              mischt sie innigst in einem Moͤrser, wobei man jedoch bemerken muß, daß das
                              chlorsaure Kali einzeln und fuͤr sich allein gepuͤlvert wird. Zuweilen
                              sezt man etwas Schwefel-Arsenik zu, und wenn das Feuer etwas duͤster
                              brennen soll, muß etwas gepuͤlverte Holzkohle zugesezt werden. Die kleinen
                              tragbaren Miniatur-Feuer-Werke, die in Zimmern oder verschlossenen
                              Raͤumen abgebrannt werden, sind den obigen ziemlich aͤhnlich.Wir hoffen aber, daß man zu dem rothen Feuer, das man in Zimmern abbrennt,
                                    den Zusaz von gelben oder rothen Arsenik weglassen wird. A. d. Ueb. Eine andere Art von Feuerwerk dient zum Parfuͤmiren der Zimmer: man
                              nennt sie daher Wohlgeruchs-Feuerwerke, (scented fires). Zu Rom und Athen, vorzuͤglich
                              aber in Aegypten, hatte man bei oͤffentlichen Festen und Ceremonien große
                              Gefaͤße mit Wohlgeruͤchen, welche bei den Atheniensern in
                              schoͤn geschnizte Vasen eingesezt wurden. Wir wissen nur wenig hinsichtlich
                              der Mischungen, deren sie sich bedienten: Myrrhen und Weihrauch waren die gemeinsten
                              und hervorstechendsten Ingredienzen. Es mag hier zureichen, nur zweier neuerer
                              Bereitungen dieser Art zu erwaͤhnen. Die Rauchkerzchen (pastilles or fire-crayons) sind
                              kegelfoͤrmige Kreisel, die auf einer Platte angezuͤndet werden. Man
                              macht sie am besten aus
                           
                              
                                 Storax Calamita
                                 4 Loth.
                                 
                              
                                 Benzoe Calamita
                                 4  –
                                 
                              
                                 Wachholder-Gummi
                                 4  –
                                 
                              
                                 Olibanum
                                 2  –
                                 
                              
                                 Mastix
                                 2  –
                                 
                              
                                 Weihrauch
                                 2  –
                                 
                              
                                 Bernstein
                                 2  –
                                 
                              
                                 Kampfer
                                 2  –
                                 
                              
                                 Salpeter
                                 6  –
                                 
                              
                                 Weiden-Kohle
                                 8  –
                                 
                              
                           Im Dictionnaire de l'industrie findet sich eine
                              aͤhnliche Composition unter dem Namen „wohlriechende Paste“; sie ist beinahe einerlei mit der
                              vorigen, enthaͤlt aber noch Cascarille, Gewuͤrznelken,
                              Citronen-Oehl und Ambra-Tinctur. In den Archives des Découvertes Bd. III. S. 328, kann man Hrn. Brillat Savarin's Irrorateur zum Parfuͤmiren der
                              Wohnzimmer nachsehen.
                           Die Wohlgeruch's-Vasen, deren die Griechen und
                              Roͤmer sich so haͤufig bedienten, waren bloß irdene Gefaͤße,
                              welche eine gewisse Mischung enthielten, die uͤber Feuer gesezt wurde. Eine
                              neuere Composition dieser Art besteht aus
                           
                           
                              
                                 Storax
                                 8 Loth.
                                 
                              
                                 Benzoe
                                 8  –
                                 
                              
                                 Weihrauch
                                 8  –
                                 
                              
                                 Kampfer
                                 2  –
                                 
                              
                                 Wachholder-Gummi
                                 2  –
                                 
                              
                                 Weiden-Kohle
                                 2  –Das vestalische Feuer der Roͤmer
                                          war ein anderes Feuer, obschon es in irdenen Gefaͤßen
                                          brannte, die in der Luft aufgehaͤngt ward. A. d. O.
                                    
                                 
                              
                           Andere Mischungen, insofern sie Zusaͤze zu Schießpulver, oder einem Gemenge
                              aus Salpeter, Schwefel, und Holzkohle bei sogenannten Schlangen, Schlaͤgern,
                              Sternen, roͤmischen Lichtern, Raketen-Sternen, buntfarbigen
                              Feuer-Regen, weißen, blauen und gelben
                              Illuminations-Feuertoͤpfen etc. enthalten, zeigen, daß man die Farbe
                              und das Ansehen der Flamme nach Belieben veraͤndern kann, beinahe eben so
                              uͤppig, als der Mahler seine Farben mischt und wechselt.
                           Ehe wir diesen Gegenstand schließen, muͤssen wir noch bemerken, daß die
                              sogenannten bengalischen Lichter, obschon in einigen
                              Recepten zu denselben Auripigment zugesezt wird, ihre ausgezeichnete Eigenheit dem
                              Spießglanze zu danken haben. Die Bereitung derselben ward einige Zeit uͤber
                              geheim gehalten. Das wahre Recept hierzu ist folgendes:
                           
                              
                                 Salpeter
                                 3 Pfund
                                 
                                 
                              
                                 Schwefel
                                 –    –
                                 27 Loth
                                 
                              
                                 Schwefel-Spießglanz
                                 –    –
                                 15  –
                                 
                              
                           Der Salpeter und der Spießglanz-Schwefel werden fein gepuͤlvert, dann
                              mit den Schwefelblumen gemengt, und durch ein Sieb geschlagen. Man braucht diese
                              Mischung nicht in Patronen, sondern in irdenen, gewoͤhnlich flachen,
                              Gefaͤßen, die so breit, als hoch sind. Man streut etwas Mehlpulver auf die
                              Oberflaͤche derselben, und stekt eine Lunte hinein. Man bedekt die auf diese
                              Weise zubereiteten Toͤpfe mit Papier oder Pergament um die Feuchtigkeit
                              abzuhalten, und nimmt diesen Dekel vor dem Abbrennen ab. Bei den blauen Lichtern
                              oder bei dem blauen Feuer wirb Zink und Schwefel allein gebraucht: diese Farbe
                              erhaͤlt die Flamme durch den Zink oder durch den Schwefel. Das vollkommenste
                              wird auf diese Weise erzeugt.
                           
                              
                                 Mehlpulver
                                 4
                                 Theile,
                                 oder
                                   4
                                 Theile
                                 
                              
                                 Salpeter
                                 2
                                     –
                                   –
                                   8
                                    –
                                 
                              
                                 Schwefel
                                 3
                                     –
                                   –
                                   4
                                    –
                                 
                              
                                 Zink-Feile
                                 3
                                     –
                                   –
                                 17
                                    –
                                 
                              
                           Wasserfaͤlle und Parasols werden, wie bereits angegeben wurde, mit den obigen
                              oder mit aͤhnlichen Mischungen gewacht; die gewoͤhnlichen blauen
                              Lichter aber, deren man sich zuweilen fuͤr Signale bedient, bestehen, in
                              Patronen von jedem Caliber, aus 16 Theilen Mehlpulver, 2 Theilen Salpeter, und 8
                              Theilen Schwefel. Kupfer und Zink im Messinge werden dem Funken- und Gruͤnen-Feuer
                              zugesezt, zu dessen Bereitung ungefaͤhr 3 Theile Messing-Feile mit 16
                              Theilen Mehlpulver gemengt werden. Die Bernstein-Lichter bestehen aus
                              Bernstein und Mehlpulver, im Verhaͤltnisse von 3 des Ersteren auf 9 des
                              Lezteren. Kupfer gibt der Flamme eine gruͤne Farbe. Man sezt in dieser
                              Hinsicht oͤfters Gruͤnspan und Spießglas zugleich zu. Fuͤr den
                              sogenannten gruͤnen Lunten zu Devisen, Namenszuͤgen und anderen
                              Verzierungen wird, der Regel nach, Ein Pfund Schwefel geschmolzen, dann 2 Loch
                              gepuͤlverter Gruͤnspan und Ein Loth rohes Spießglas zugesezt: loker
                              gedrehte Baumwolle wird in dieser geflossenen Mischung getraͤnkt. Wenn diese
                              Lunte gebraucht werden soll, wird sie auf Draht aufgezogen, und dieser Draht wird in
                              der verlangten Form gebogen. Zum Abbrennen wird sie mit einer Mischung von
                              Mehlpulver und Alkohol vorgerichtet, und eine Schlaglunte wird nach der ganzen
                              Laͤnge derselben hingebunden, so daß das Feuer sich allen Theilen zugleich
                              mittheilen kann. Eine starke Abkochung von Injuba mit Schwefel gibt der Baumwolle
                              die Eigenschaft mit violetter Flamme zu brennen. Schwefel allein, oder Zink mit
                              Schwefel, gibt eine blaue Devise.
                           Die Mischungen zum Dienste der Raketen haben mehr als alle anderen die Aufmerksamkeit
                              der Feuerwerker erregt: man hat daher viele Recepte zu denselben. Hr. Morel,
                              welcher viele Versuche mit verschiedenen Compositionen angestellt hat, theilte
                              folgende, als die bewaͤhrtesten, mit:
                           Fuͤr den Sommer.
                           
                              
                                 1.
                                 Salpeter
                                 34 Loth.
                                 
                              
                                 
                                 Schwefel
                                   7  –
                                 
                              
                                 
                                 Mehlpulver
                                   3  –
                                 
                              
                                 
                                 Eichen-Kohle
                                 16  –
                                 
                              
                                 2.
                                 Salpeter
                                 32 Loth.
                                 
                              
                                 
                                 Schwefel
                                   8  –
                                 
                              
                                 
                                 Holzkohle
                                 15  –
                                 
                              
                           Fuͤr den Winter.
                           
                              
                                 1.
                                 Salpeter
                                 34 Loth.
                                 
                              
                                 
                                 Schwefel
                                   6  –
                                 
                              
                                 
                                 Mehlpulver
                                   8  –
                                 
                              
                                 
                                 Eichen-Kohle
                                 16  –
                                 
                              
                                 2.
                                 Salpeter
                                 88 Loth.
                                 
                              
                                 
                                 Schwefel
                                   8  –
                                 
                              
                                 
                                 Holz-Kohle
                                 32  –
                                 
                              
                                 3.
                                 Salpeter
                                 32 Loth.
                                 
                              
                                 
                                 Schwefel
                                   4   –  3 Quentchen.
                                 
                              
                                 
                                 Holz-Kohle
                                 12   –
                                 
                              
                                 4.
                                 Schwefel
                                   6 Loth.
                                 
                              
                                 
                                 Salpeter
                                 40   –
                                 
                              
                                 
                                 Holz-Kohle
                                 17   –
                                 
                              
                           Zu den Freuden-Raketen (einer besonderen Art) kommt
                              entweder Gußeisen oder Spießglas. Die chemische Mischung ist folgende:
                           
                              
                                 Salpeter
                                 10   Loth.
                                 
                              
                                 Schwefel
                                 2 1/2 –
                                 
                              
                                 Holz-Kohle
                                 5      –
                                 
                              
                                 Mehlpulver
                                 2      –
                                 
                              
                                 Gepuͤlvertes Gußeisen
                                 5      –
                                 
                              
                           Die Holz-Kohle wird nicht sehr fein gepulvert; die sehr feinen Theile
                              derselben werden blos zu kleinen Werken gebraucht.
                           Hr. Bigot hat ein verbessertes Recept zu demselben Zweke
                              gegeben, naͤmlich:
                           
                           
                              
                                 Mehlpulver
                                   2  Theile.
                                 
                              
                                 Salpeter
                                 10      –
                                 
                              
                                 Schwefel
                                   2 1/2–
                                 
                              
                                 Holz-Kohle
                                   5      –
                                 
                              
                                 Gepuͤlvertes Gußeisen
                                   5      –
                                 
                              
                           Er hat auch eine besondere Mischung angegeben, in welcher
                              Spießglas statt des Eisens gebraucht wird. Sie besteht aus
                           
                              
                                 Salpeter
                                 16 Theilen
                                 
                              
                                 Schwefel
                                   4    –
                                 
                              
                                 Holz-Kohle
                                   9    –
                                 
                              
                                 Rohem Spießglase
                                   2    –
                                 
                              
                           Es war nicht unsere Absicht hier von den Krieg- oder Brand-Raketen, und
                              vorzuͤglich von den sogenannten Congreve'schen Raketen zu sprechen. Da aber
                              die Mischung der Congreve'schen Raketen von der gewoͤhnlichen, wie man sagt,
                              in mehreren wesentlichen Stuͤken abweichen soll, so wird die hier gegebene
                              Analyse wohl diese Meinung widerlegen.
                           General de Grave sandte eine an der franzoͤsischen Kuͤste gefundene
                              Congreve'sche Rakete nach Paris. Die Patrone war aus grauem Papiere und
                              angestrichen. Die groͤßeren Raketen dieser Art sind gewoͤhnlich aus
                              Eisenblech.
                           Der entzuͤndbare Stoff war gelblich grau, und der Schwefel mit freiem Auge
                              daran zu erkennen. Er brannte mit einer lebhaften Flamme, und stieß schwefelig
                              saures Gas aus. Hr. Gay-Lussac machte die Analyse,
                              welcher zu Folge (Archives des Decouvertes Bd. II. S.
                              303), die Mischung fuͤr diese Raketen besteht aus:
                           
                              
                                 Salpetersaurer Pottasche
                                   75,00
                                 
                              
                                 Holz-Kohle
                                     1,6
                                 
                              
                                 Schwefel
                                   23,4
                                 
                              
                                 
                                 –––––
                                 
                              
                                 
                                 100,
                                 
                              
                           Nachdem Hr. Gay-Lussac diese Verhaͤltnisse
                              bestimmt hatte,Diese Untersuchung nebst allem, was uͤber W. Congreve's
                                    Zuͤndraketen bekannt wurde, findet man in der Abhandlung
                                    „uͤber chemische
                                          Artillerie“ im Bd.
                                       VI. S. 1, u. f. in diesem polytechn. Journale nebst Vorschriften zu
                                    Signal-Feuer, der Zuͤndstaͤbe und anderes uͤber
                                    Mischungen und Zusaͤze zum Schießpulver. D. machte er eine aͤhnliche Composition, und lud eine Patrone damit: die Wirkungen waren
                              dieselben, wie bei der englischen Rakete. Das Verhaͤltniß der Kohle ist zu
                              gering.
                           Wir haben eine allgemeine Uebersicht uͤber die Natur und die Eigenschaften
                              einiger Feuerwerks-Compositionen gegeben, und duͤrfen hier wohl
                              bemerken, daß die meisten, wenn nicht alle (selbst die militaͤrische
                              Feuerwerkern mitgerechnet) mehr das Resultat der Arbeiten solcher Leute waren, die
                              nie von feststehenden Grundsaͤzen geleitet wurden, und die Wirkungen und
                              Eigenschaften der Koͤrper durchaus nicht kannten, als das Werk eines
                              systematisch arbeitenden Chemikers. Und doch sehen wir, daß durch einige
                              zufaͤllige und wiederholte Versuche diesen Leuten ihr Werk gelang, und daß
                              sie eine Masse von Thatsachen darboten, welche, wie wir mit Grund erwarten
                              duͤrfen, durch unmittelbare Beihuͤlfe der chemischen Wissenschaft
                              vermehrt, verbessert und vervollkommnet werden kann.Dieß ist bei allen Kuͤnsten aus dem Gebiete der physischen
                                    Wissenschaften der Fall. Daher soll der Gelehrte nie, auf sein Wissen stolz,
                                    den Kuͤnstler verachten, der nur gar zu oft mehr weiß, als er, und
                                    der Kuͤnstler sollte keine Gelegenheit verlieren, sich auszubilden.
                                    A. d. Ueb.
                              
                           Die Chineser waren fruͤher und laͤnger mit der Feuerwerkerei bekannt,
                              als die Italiaͤner und Franzosen. Barrow
                              erwaͤhnt in seinen Reisen nach China (Travels in
                                 China) einiger ihrer Darstellungen. Nachdem er uͤber ihre
                              verschiedenen Feuer gesprochen hat, bemerkt er, „daß die Mannigfaltigkeit
                                 der Farben, mit welchen die Chineser ihre Feuer zu bekleiden das Geheimniß
                                 besizen, einer der Hauptvorzuͤge ihrer Feuerwerkerei ist.“
                              
                           Es war erst im Jahre 1739, daß, in Folge des Friedens, welcher in diesem oder in dem
                              vorhergehenden Jahre geschlossen wurde, die Feuerwerke in Europa anfingen sich zu
                              vervollkommnen. Man gab sehr glaͤnzende Vorstellungen auf dem Stadthause zu
                              Paris, am Pont-Neuf, und zu Versailles.
                           
                           Der Herzog von Sully hat im Jahre 1606, Feuerwerke zu Fontainebleau gegeben, und im
                              Jahre 1612, gab auch Morel, Commissaͤr der Artillerie, solche.
                           Die Kunst, das Feuer von einem Stuͤke des Feuerwerkes aus einem anderen
                              mitzutheilen, so wie dieß jezt in einem Systeme von Veraͤnderungen geschieht,
                              hat Ruggeri, Feuerwerker des Koͤnigs zu Boulogne, im Jahre 1743, erfunden.
                              Die Italiaͤner waren indessen in der Kunst der Feuerwerkerei den, Franzosen
                              voraus.
                           Gegenwaͤrtig zerfallt die Feuerwerkerei in zwei Abtheilungen: in die
                              Lust- und in die militaͤrische Feuerwerkerei. Leztere ist unstreitig
                              die nuͤzlichere, indem sie eine Menge Zubereitungen zum Angriffe und zur
                              Vertheidigung in sich begreift, sowohl fuͤr den Land- als fuͤr
                              den Seekrieg.
                           Die Alten scheinen nicht sehr mit der Feuerwerkerei bekannt gewesen zu seyn, was
                              mancherlei Umstaͤnden zuzuschreiben ist. Der Salpeter war, wenn wir dem Hrn.
                              Prof. Beckmann glauben duͤrfen, entweder den Alten nicht bekannt, oder, wenn
                              er es gewesen ist, so kannte man seine Zersezung durch Holzkohle nicht; und aus dem
                              Umstande, daß des Salpeters nirgendwo verlaͤßige Erwaͤhnung geschieht,
                              außer in dem Manuscripte, welches die Anweisung zur Bereitung des Schießpulvers
                              enthaͤlt, schließt er, daß unser Salpeter den Alten nicht bekannt war. Die
                              Entdekung des Schießpulvers brachte eine neue Aera in der Feuerwerkerei hervor.
                           Die Feuerwerke der Alten bestanden hauptsaͤchlich aus Illuminationen, zu
                              welchen man einige besondere Compositionen anwendete, in welchen gewisse Oehle,
                              besonders Naphtha, vorkamen. Alexander der Große war Zeuge einiger Versuche mit
                              Naphtha zu Ekbatana.
                           Die Charlatane der Alten wußten mit dem Feuer allerlei Tausendkuͤnste zu
                              treiben. Waͤre das Werk des Celsus gegen die
                              Magier bis auf uns gekommen, so wuͤrden wir wahrscheinlich eine Menge von
                              Dingen wissen, die mit ihren Ceremonien und Gebraͤuchen in Verbindung
                              standen. Sie machten bei
                              denselben, sowohl in religioͤser als in anderer Hinsicht, unter besonderen
                              Formen Gebrauch von dem Feuer.
                           Figuren in Feuer darzustellen war bei den Alten gewoͤhnlich, und ist es noch
                              bei den Chinesern. Als Heinrich II. zu Rheims einzog, gab es zur Feyer seines
                              Einzuges eine aͤhnliche Darstellung.
                           Die Alten hatten indessen zweierlei Arten von Feuerwerken: die eine ward mit der Hand
                              angezuͤndet und unter das Volk geworfen; die andere bestand aus bloßen
                              Illuminationen. Zu jenen gehoͤrten Sterne, Feuerballe, Cardonen etc. Ein
                              Schriftsteller des Alterthumes bemerkt, wo er von diesen Darstellungen spricht, daß
                              er „viele dieser Feuerwerk-Maschinen sah, daß aber, um die Wahrheit
                                 zu sagen, wenige ihrem Zweke entsprachen, und daß gewoͤhnlich, nach dem
                                 Freudenrufe, das Schauspiel mit dem Tode einiger Zuschauer und mit der
                                 Verwundung von vielen sich endete.“
                              
                           Die andere Art war blos fuͤr theatralische Darstellungen berechnet, die in
                              Beleuchtungen, Transparenten, und verschiedenen Figuren von Menschen und Thieren in
                              Feuer dargestellt bestand. Diese leztere Darstellungs-Kunst scheint die
                              vollkommenste gewesen zu seyn. Nach der neueren Kunst wird die Figur in dieser
                              Absicht zuerst mit Thon oder Gyps bedekt, damit das Feuer nicht auf sie wirken kann;
                              und auf dieser Bedekung eine Menge kleiner, mit verschiedenen Compositionen
                              gefuͤllter Raketen angebracht, welche die verlangte Farbe der Flamme
                              mittheilen. Alle diese Patronen sind mittelst einer Schlag-Lunte so unter
                              einander verbunden, daß das Feuer nach und nach, oder auf eine andere Weise, aus
                              einer Patrone in die andere gelangt.
                           Eine andere Methode besteht darin, daß man Schwefel mit Staͤrke zu einem Teige
                              mit Wasser anruͤhrt, und die Figur mit dieser Mischung bedekt, nachdem man
                              sie vorher mit Thon oder Gyps uͤberzogen hat. Waͤhrend der Teig aus
                              Schwefel und Starke noch naß ist, wird er mit Schießpulver uͤberstreut, und,
                              nachdem er troken geworden, werden uͤberall Lunten aufgelegt, so daß das
                              Feuer sich eilig auf allen Seiten verbreiten kann. Auf diese Weise kann man auch Girlanden,
                              Festons und andere Zierathen darstellen, indem man solche Compositionen anwendet,
                              die verschieden gefaͤrbtes Feuer hervorbringen. In Verbindung mit diesen
                              koͤnnen auch Patronen von 1/3 Zoll im Durchmesser, und 2 1/2 Zoll
                              Laͤnge angewendet werden, die mit verschiedenen Compositionen gefuͤllt
                              sind, wodurch sodann ein wellenfoͤrmiges Feuer entsteht. Die Ladung kann hier
                              aus einem eigens dazu verfertigten chinesischen Feuer bestehen, welches aus 1 Pfund
                              Schießpulver, 4 Loth Schwefel, und 10 Loch gepuͤlverten Gußeisen Nr. 1
                              zusammengesezt wird, oder aus dem sogenannten alten Feuer aus 1 Pfund Mehlpulver,
                              und 4 Loch Holz-Kohle, oder aus dem Brilliant-Feuer aus 8 Loth
                              Eisenfeile und 1 Pfund Schießpulver. Jeder dieser Ladungen koͤnnen noch die
                              sogenannten Funken beigefuͤgt werden, indem man
                              zugleich Saͤgespaͤne von Fichten, Pappeln etc. zusezt, die
                              vorlaͤufig in eine gesaͤttigte Aufloͤsung von Salpeter in
                              Wasser eingeweicht wurden, und, wenn sie beinahe troken sind, mit Schwefel
                              uͤberstreut werden. Zuweilen bedient man sich auch der sogenannten
                              Haar- oder Bart-Raketen (fusées
                                 chevélues, bearded Rockets) um wogende und haarfoͤrmige
                              Erscheinungen in der Luft hervorzubringen, die sich dann in einen Feuer-Regen
                              enden. Diese Raketen werden aus Kielen verfertiget, welche mit der
                              gewoͤhnlichen Raketen-Composition gefuͤllt werden, und mit
                              etwas nassem Schießpulver vorgerichtet, welches sowohl als Lunte wie als
                              Haͤlter der eingefuͤllten Masse dient. Wenn eine Rakete, die auf die
                              gewoͤhnliche Weise geladen wird, an ihrer kegelfoͤrmigen Kappe oder an
                              ihrem Kopfe auf dieselbe Weise, wie mit Sternen, Schlaͤgen, Schlangen etc.
                              besezt wird, so wird sie in der Luft die oben bemerkte Erscheinung
                              hervorbringen.Hr. Cutbush erwaͤhnt nun noch der Lampen-Feste (lampadaria, lamptericeae) bei den Alten, die schon bei den
                                    Aegyptern Sitte waren, und bei den Chinesern es noch gegenwaͤrtig
                                    sind; der Encocniorum; spricht von der
                                    Vernachlaͤßigung der Beleuchtung der Staͤdte bei den Alten,
                                    die nur bei festlichen Gelegenheiten Statt hatte, und schließt mit der
                                    wiederholten Bemerkung, daß es die Alten in der Feuerwerkerei nicht weit
                                    bringen konnten, weil sie kein Schießpulver hatten. Indessen haben wir,
                                    ungeachtet aller unserer Fortschritte in der Feuerwerkerei und in der Chemie
                                    doch noch bis zur Stunde kein „griechisches
                                          Feuer“
                                    A. d. Ueb.