| Titel: | Verbesserte Methode, Dampf-Wagen zur Förderung von Waaren und Reisenden auf Chausseen und Landstraßen ohne Eisenbahnen zu bauen, worauf Wilh. Heinr. James, Mechaniker in Coburg-Place, Winson-Green, bei Birmingham in Warwickshire, am 15. März 1824. sich ein Patent ertheilen ließ. | 
| Fundstelle: | Band 17, Jahrgang 1825, Nr. IV., S. 47 | 
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                        IV.
                        Verbesserte Methode, Dampf-Wagen zur
                           Förderung von Waaren und Reisenden auf Chausseen und Landstraßen ohne Eisenbahnen zu
                           bauen, worauf Wilh. Heinr.
                              James, Mechaniker in Coburg-Place, Winson-Green, bei
                           Birmingham in Warwickshire, am 15. März 1824. sich ein Patent ertheilen ließ.
                        Aus dem London Journal of Arts and Sciences. April
                              1825. S. 225.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              III.
                        James's, verbesserte Methode, Dampf-Wagen zur Förderung von
                           Waaren und Reisenden.
                        
                     
                        
                           Die hier in Anspruch genommene Verbesserung besteht darin, daß
                              einzelne Maschinen zur Umdrehung der Raͤder angebracht werden, statt daß alle
                              Raͤder, wie vorher, durch eine einzige Maschine getrieben werden. Diese
                              Maschinen muͤssen klein seyn, und werden von Dampf unter hohem Druke in
                              Thaͤtigkeit gesezt, welcher mittelst Roͤhren herbeigeschafft wird, die
                              mit einem Kessel oder Erzeuger an irgend einem schiklichen Orte des Wagens in
                              Verbindung stehen. Dadurch glaubt sich der Patent-Traͤger in den Stand
                              gesezt, die den einzelnen Raͤdern mitzutheilende Kraft nach Belieben abaͤndern, und jedem Rade
                              eine unabhaͤngige Umdrehung ertheilen zu koͤnnen, so daß jedes Rad mit
                              verschiedener Geschwindigkeit sich dreht, was bei dem Lenken um Eken auf der Straße,
                              oder wo immer in krummen Linien gefahren werden muß, nothwendig ist.
                           Dieser Wechsel der Geschwindigkeit einzelner Raͤder wird durch
                              Schieber-Klappen oder Sperrhaͤhne hervorgebracht, durch deren
                              Umdrehung der Apparat, durch welchen der Dampf zu den einzelnen Cylindern gelangt,
                              erweitert oder theilweise geschlossen wird. Diese Klappen und Haͤhne werden
                              entweder durch Hebel in Thaͤtigkeit gesezt, die der Leiter oder der
                              Maschinist unter seinen Haͤnden fuͤhrt, oder durch Stangen, welche mit
                              der vorderen Achse in Verbindung stehen, die so eingerichtet ist, daß sie die
                              Klappen oder Haͤhne oͤffnet oder schließt, wie sie sich um ihren
                              Reibnagel bewegt.
                           Tab. III. Fig.
                                 1, zeigt eine nach dieser Verbesserung eingerichtete Dampfkutsche von der
                              Seite; Fig. 2,
                              stellt dieselbe von ruͤkwaͤrts dar, wo die Maschine an den hinteren
                              Raͤdern angebracht ist, und die Staͤmpel sich horizontal bewegen; Fig. 3, zeigt
                              die vordere Achse von vorne, auf welcher die Maschinen senkrecht angebracht sind,
                              und Fig. 4,
                              stellt den Grundriß der Langwied, Achsen, Raͤder, Hebel und Maschinen dar, wo
                              der Kasten abgehoben ist, um diese Theile deutlich darzustellen.
                           Die Raͤder, auf welchen der Wagen laͤuft, drehen sich, wie
                              gewoͤhnlich, frei um ihre Achsen; an der inneren Seite ihrer Naben sind
                              jedoch Zahnraͤder angebracht, aa. Aehnliche
                              Zahnraͤder, bb, befinden sich an den
                              aͤußeren Enden der Kurbelspindeln, cc,
                              welche durch das abwechselnde Spiel der Staͤmpelstangen, d und e, in Bewegung gesezt
                              werden. Die Zaͤhne der Raͤder b, greifen
                              in die Zaͤhne der Raͤder a, und so wird
                              durch die Umdrehung der Kurbel-Spindeln den Raͤdern, auf welchen der
                              Wagen laͤuft, eine umdrehende Bewegung ertheilt.
                           Ein Dampfkessel oder Erzeuger wird an irgend einem bequemen Orte des Wagens
                              angebracht, z.B., unter der hinteren Achse, bei f, und aus diesem
                              wird der Dampf, durch die Roͤhre g, die
                              laͤngs der Langwied hinlaͤuft, in die Seitenroͤhren, hh, geleitet, welche zu den einzelnen Maschinen
                              fuͤhren. Da, wo die Langwied sich mit den Achsen verbindet, ist ein Sperrhahn
                              angebracht, der uͤbrigens auch dort stehen mag, wo die Hauptroͤhre
                              sich mit den Seitenroͤhren verbindet. Wenn dieser Hahn gedreht wird, so
                              weicht der Wagen von seinem geraden Laufe ab, und gibt den einzelnen Maschinen mehr
                              oder weniger Dampf, so daß sie schneller oder langsamer arbeiten, und dadurch die
                              einzelnen Raͤder mit verschiedenen Geschwindigkeiten drehen, und folglich den
                              Wagen in einer krummen Richtung laufen lassen.
                           Auf diese Weise wird also der Wagen durch das Umdrehen der Sperrhaͤhne
                              geleitet, indem das Rad, welches von einer groͤßeren Menge Dampfes schneller
                              getrieben wird, in derselben Zeit einen groͤßeren Raum zuruͤk legt,
                              als dasjenige, welches, bei einer geringeren Menge Dampfes, sich langsamer
                              bewegt.
                           Die Hebel und Stangen, durch welche die Schieber-Klappen oder Sperrhahne,
                              welche den Wagen leiten, in Thaͤtigkeit gesezt werden, koͤnnen auf
                              verschiedene Weise vorgerichtet werden; die hier in den Figuren dargestellte Form
                              und Lage kann bloß als eine der verschiedenen bequemen Arten betrachtet werden, nach
                              welchen sie eingerichtet werden koͤnnen.
                           Um diesen Wagen in Gang zu bringen, sezt der Maschinist sich selbst unten an dem
                              Hintertheile des Wagens hin, um das Feuer zu unterhalten, und der Leiter oder
                              Fuͤhrer sezt sich vorne auf den Bot. Nachdem nun der Dampf unter hohem Druke
                              aus dem Kessel in die laͤngs der Langwied hinlaufende Roͤhre gelassen
                              wurde, wird er von da in die Seitenroͤhren, und durch die Dampfklappen in die
                              Cylinder auf die gewoͤhnliche Weise gelangen, die Staͤmpel in diesen
                              lezteren treiben, und dadurch die Staͤmpel-Stangen veranlassen die
                              Kurbeln zu drehen, und die Zahnraͤder in Umtrieb zu sezen. Die Spindeln
                              dieser Kurbeln sind mit sogenannten Excentrics oder
                              Daͤmpfern versehen, durch welche die Ein- und Ausgaͤnge
                              geoͤffnet und geschlossen werden, der Dampf aus den Seitenrohren in die
                              Cylinder gelassen, und
                              nachdem er gehoͤrig gewirkt hat, wieder durch die hohlen Achsen oder durch
                              andere Roͤhren ausgelassen werden kann, und durch einen anderen Ausgang aus
                              der Roͤhre, g, in den Schornstein gelangt.
                           Solang die Achsen senkrecht auf die Langwied oder die Hauptroͤhre stehen, wird
                              der Wagen nothwendig in gerader Richtung fortlaufen; um denselben aber um eine Eke
                              zu lenken, oder sonst in einer krummen Richtung zu fahren, muß der vorne sizende
                              Fuͤhrer oder Leiter die senkrechte Spindel, i,
                              drehen, was mittelst des horizontalen Handrades geschieht, welches die Achse der
                              vorderen Raͤder unter einen schiefen Winkel mit der Langwied bringt, wie Fig. 4 zeigt;
                              die Sperrhahne, kk, werden naͤmlich dann,
                              indem sie die Seitenroͤhren mit der Hauptrohre in Verbindung bringen, die
                              Oeffnung fuͤr den Dampf auf der einen Seite erweitern und auf der anderen
                              verengern, in diesem Falle dem aͤußeren Rade eine verstaͤrkte Kraft
                              ertheilen, und die Bewegung desselben beschleunigen, waͤhrend sie das innere
                              Rad, da die innere Maschine weniger Dampf erhaͤlt, langsamer gehen lassen. Um
                              auf aͤhnliche Weise auf die hinteren Raͤder zu wirken, laufen Stangen,
                              zz,Die wir im Originale nicht finden. A. d. Ueb. von einem Hebel auf dem vierekigen Theile des hinteren Sperrhahnes, k, und sind an ihrem entgegengesezten Ende mit einem
                              gezaͤhnten Sector, m, verbunden, welcher in einen
                              gezaͤhnten Rand, n, eingreift, der an der
                              vorderen Achse befestigt ist. Sobald diese Achse unter einem schiefen Winkel auf die
                              Langwied steht, laͤßt die Oeffnung der Sperrhahne, kk, ungleiche Mengen Dampfes in die
                              Seiten-Roͤhren, und folglich werden auch die hinteren Raͤder
                              sich mit verschiedenen Geschwindigkeiten drehen, und den Wagen auf der Straße in
                              krummer Richtung fuͤhren.
                           Wenn der Wagen halten soll, so geschieht dieß dadurch, daß man den Dampf vollkommen
                              absperrt, und die Ausgaͤnge zuschließt.– ? A. d. Ueb. Zu diesem Zweke befindet sich vorne eine Stange, p, an dem Boke, auf welchem der Leiter sizt, welcher, indem er den Griff in die
                              Hoͤhe zieht, die Kurbeln, oo, dreht, welche
                              mit den Stangen in Verbindung stehen, und auf diese Weise auch die Haͤhne,
                              qq, welche den Dampf aus dem Kessel in die
                              Dampfroͤhre zum Umtriebe der Maschine gelangen lassen, sperren, so wie den
                              Hahn, durch welchen der Dampf nach seinem Dienste in den Schornstein entweicht.
                           Um auch den Maschinisten hinten an dem Wagen in den Stand zu sezen, denselben halten
                              zu machen, sind an dem Hintertheile der Stangen der Haͤhne, qq, Griffe, rr,
                              angebracht, mittelst welcher er augenbliklich die Durchgaͤnge und
                              Ausgaͤnge fuͤr den Dampf schließen kann; und wenn es noͤthig
                              waͤre, das eine hintere Rad oder beide zu sperren, darf man nur kleine Hebel,
                              ss, drehen, wodurch der Dampf aus der einen
                              Maschine oder aus beiden abgesperrt, und die Umdrehung der Raͤder vor dem
                              Anlegen des Radschuhes unmoͤglich gemacht wird.
                           Der Patent-Traͤger behaͤlt sich jede Abaͤnderung als sein
                              Recht bevor.Es waͤre eben so laͤcherlich, als uͤberfluͤßig,
                                    uͤber die Unausfuͤhrbarkeit und Gefaͤhrlichkeit eines
                                    solchen Dampfwagens ein Wort in einer Anmerkung zu verlieren. Es ist aber
                                    der Muͤhe werth, noch einmal ein Wort uͤber die
                                    Laͤcherlichkeit der Constructionen unserer Wagen uͤberhaupt zu
                                    sprechen. Denn es ist gewiß, daß, wenn man einen Mechanismus an den
                                    gewoͤhnlichen Raͤdern der Wagen anbringen wird, durch welchen
                                    die Raͤder mit Ersparung oder Gewinn von Kraft in Umtrieb gebracht
                                    werden koͤnnen, man mit Einem Pferde, das diese Maschine in Bewegung
                                    sezt, das wird ziehen koͤnnen, was man jezt mit 10 Pferden nicht von
                                    der Stelle bringt. Daruͤber sollen unsere Mechaniker einmal
                                    nachdenken, und ihre eigene vis inertiae
                                    abschuͤtteln: denn es ist offenbar, daß unsere Raͤderfuhrwerke
                                    die rohesten Maschinen in der Welt sind, und der menschliche Geist,
                                    ungeachtet aller seiner Fortschritte, an unseren Raͤderfuhrwerken
                                    immer noch das fuͤnfte Rad am Wagen geblieben ist. A. d. Ueb.
                              
                           
                        
                     
                  
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