| Titel: | Ueber eine verbesserte Löthrohr-Lampe von Hrn. W. H. Reveley's Erfindung; mit einleitenden Bemerkungen über den Gebrauch des Löthrohres. | 
| Fundstelle: | Band 17, Jahrgang 1825, Nr. X., S. 64 | 
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                        X.
                        Ueber eine verbesserte Löthrohr-Lampe von
                           Hrn. W. H. Reveley's Erfindung;
                           mit einleitenden Bemerkungen über den Gebrauch des Löthrohres.
                        Aus Gill's technical Repository. Februar. 1825. S.
                              88.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              III.
                        Reveley's, über eine verbesserte Löthrohr-Lampe.
                        
                     
                        
                           
                              „Wir ziehen eine niedrige Oehl-LampeWahrscheinlich mit Baumoͤhl
                                       gefuͤllt; denn Fischthran wuͤrde eben so schlecht seyn,
                                       als Talg, des Gestankes wegen. Gill
                                        jeder Kerze aus Wachs oder aus Talg vor; die Lampe bedarf keines Puzens,
                                 und wenn der Docht einmal zugerichtet ist, so dauert er lange Zeit ohne die
                                 mindeste Veraͤnderung; man vermeidet die abscheuliche Unreinlichkeit,
                                 Haͤnde und Instrumente immer mit zerflossenem Wachse oder stinkendem
                                 Talge beschmiert zu haben. Ueberdieß hat man noch den großen Vortheil, die
                                 Staͤrke des Dochtes der Art der Operation anpassen zu koͤnnen; ein
                                 hoͤchst materieller Vortheil bei dem Gebrauche der Lampe vor jenem der
                                 Kerze.“
                              
                           
                              „Bei dem Gebrauche des Loͤthrohres sollte man noch Folgendes
                                 beachten. Die Spize des Schnabels des Loͤthrohres muß eben in die Flamme
                                 hineinreichen; dadurch wird der Luftstrom eine kegel- oder
                                 dolchfoͤrmige Flamme auf der entgegengesezten Seite bilden. Wenn er
                                 gehoͤrig unterhalten wird wird dieser Dolch oder Kegel sehr deutlich und
                                 genau umschrieben seyn. Man muß wohl Acht geben, daß der Luftstrom nirgendwo gegen irgend einen
                                 Theil des Dochtes anschlaͤgt, und da, außer wenn die Flamme sehr
                                 bedeutend ist, nicht Luft genug auf dieselbe wirken kann, so ist es am besten, den Docht gehoͤrig zu oͤffnen, damit er
                                    dann eine große Oberflaͤche darbiethet, und die groͤßte Flamme
                                    erzeugt. Der Luftstrom aus der Roͤhre sollte dann durch den
                                 Canal oder durch die Oeffnung des Dochtes geleitet werden, so daß ein sehr
                                 vollkommner und sehr glaͤnzender Kegel dadurch gebildet wird.“
                              
                           
                              „Dieser Rath ist nicht umsonst gegeben, und fordert noch einige besondere
                                 Ruͤksichten. Die Stellung des Schnabels des Loͤthrohres in Bezug
                                 auf die Flamme, haͤngt von der verlangten Wirkung ab. Wenn man eine oxidirende Flamme braucht, muß
                                    das Ende des Loͤthrohres in einiger Tiefe in die Flamme eingesenkt
                                    seyn; wo man aber eine reducirende Flamme
                                 noͤthig hat, muß dasselbe weiter
                                    zuruͤkgezogen werden. Hinsichtlich der Form des Dochtes ist es,
                                 außer in jenen Faͤllen, wo eine große Flamme erfordert wird, am besten,
                                 denselben walzenfoͤrmig und ungetheilt zu lassen. Die Flamme eines
                                 Dochtes von dieser Form ist dann am bequemsten, und laͤßt sich bei allen
                                 zarteren Operationen am leichtesten behandeln.“
                              
                           Wir haben obige Bemerkungen uͤber den Gebrauch des Loͤthrohres aus der
                              vor Kurzem in den Annales of Philosophy erschienen
                              Analyse des Werkes: „An explanatory Dictionary of
                                    the Apparatus and Instruments employed in the various Operations of
                                    Philosophical and Experimental Chemistry“ entlehnt, und
                              vermuthen, daß sie von dem gelehrten Uebersezer des vortrefflichen Werkes des Hrn.
                              Berzelius
                              „uͤber den Gebrauch des Loͤthrohres“
                              herruͤhren. Wir haben sie um so sorgfaͤltiger hier eingeruͤkt,
                              als sie den Grund enthalten, warum die Lampe des Hrn. Berzelius in der Uebersezung selbst nicht gegeben wurde, weil
                              naͤmlich der Uebersezer einen cylindrischen Docht
                              dem flachen Dochte, den Berzelius empfahl, vorzieht.Eine Freiheit, die ein Uebersezer sich nie erlauben sollte. Die Pflicht des
                                    Uebersezers ist die eines Dolmetschers, der nie ein anderes Wort sprechen
                                    soll, als dasjenige, was ihm in den Mund gelegt wird. In einer Anmerkung
                                    kann er seine Meinung mittheilen, wenn er einer anderen Meinung ist, als
                                    sein Auctor. A. d. Ueb. Lezteren haben wir im techn. Reposit VI. Bd. S.
                              99 beschrieben, wo der Dochthaͤlter des Berzelius
                              „als 1/2 Zoll lang und 1/8 Zoll breit“ beschrieben ist.
                           Wir zweifeln nicht, daß in Faͤllen, wo nur eine kleine
                                 Flamme zu zarten Versuchen noͤthig ist, ein walzenfoͤrmiger Docht vollkommen hinreichen mag; allein, fuͤr die groͤßeren Zweke, denen das
                              Loͤthrohr entsprechen kann, ist eine Lampe mit einem
                                 flachen, und selbst mit einem getheilten Dochte durchaus nothwendig.
                           Wir sahen nie eine vollkommnere Loͤthrohr-Flamme, als jene, die der
                              getheilte Docht an der Lampe in Tilley's tragbarem
                              Glasblaͤser-Apparate hervorbringt, den wir im 4. B. S. 332 (Polytechn.
                              Journ. B. XIII. S. 137.) beschrieben haben.
                              Wir haben aber zeither eine Loͤthrohr-Lampe von Hrn. H. W. Reveley gesehen, die er zu seinem Gebrauche beim
                              Loͤthen verschiedener Gegenstaͤnde von bedeutender Groͤße, auch
                              zum Haͤrten und Temperiren staͤhlerner Bohrer anwendete, die zwei flache Dochte hatte, welche so gestellt waren,
                              daß ihre Flammen sich vereinten, und einen Luftzug durchließen. Diese Lampe bildet
                              einen Flammenkegel, der eine Hize von sehr bedeutendem Grade hervorzubringen
                              vermochte, Hr. Reveley erlaubte uns seine Lampe
                              abzubilden, was hier in Fig. 14 und 15 geschehen
                              ist: erstere zeigt dieselbe im Durchschnitte, leztere im Grundrisse. A, ist die Buͤchse, welche das Oehl oder den Talg
                              einhaͤlt. BB, sind die Dochthaͤlter,
                              welche bei CC, auf dem Boden der Buͤchse
                              angeloͤthet sind. Die Dochte koͤnnen entweder cylindrisch seyn, wie
                              bei den Argand'schen Lampen, und werden dann stach gedruͤkt; oder sie
                              koͤnnen die flachen Dochte der Liverpooler Lampen seyn: von einem, wie von
                              dem anderen, kann einer oder koͤnnen zwei in den Dochthaͤlter eingezogen
                              werden, je nachdem man es noͤthig findet. Hr. Reveley schlaͤgt (nach unserer Angabe) als eine Verbesserung seiner
                              Lampe die Einfuͤhrung loser flacher Roͤhren, als Dochthaͤlter,
                              vor, die man bloß in die gegenwaͤrtigen Dochthaͤlter
                              einzufuͤhren braucht; oder (wie er bereits beschlossen hatte) einen der
                              gegenwaͤrtigen Dochthaͤlter so einzurichten, daß er sich
                              ruͤkwaͤrts und vorwaͤrts schieben laͤßt in den an dem
                              Boden angebrachten Furchen, um sie genauer, als auf die jezige Weise, stellen zu
                              koͤnnen, so daß, z.B., wo man eine kleinere Flamme noͤthig hat, die
                              Dochte in die Dochhaͤlter zuruͤkgezogen werden koͤnnen, damit
                              nur ein kleines Stuͤk aus denselben hervorsteht, wo aber dann der Abstand
                              zwischen den beiden Dochten zu groß wird, und umgekehrt. Jede der beiden hier
                              vorgeschlagenen Verbesserungen kann diesem Nachtheile abhelfen; aber selbst so, wie
                              sie ist, ist sie die beste Lampe fuͤr ein Loͤthrohr, die ich jemals
                              gesehen habe; sie laͤßt sich mit der groͤßten Leichtigkeit zurichten,
                              und das Einzige, was hierbei noͤthig ist, ist, daß die Dochte mit Scheren
                              eben und gerade abgeschnitten, und so lange in den Dochthaͤltern auf-
                              und niedergezogen werden, bis sie die beste Flamme hervorgebracht haben.
                           Hr. Reveley verfertigt seine Lampe aus gemeinem verzinnten Eisenbleche; loͤthet sie aber mit reinem Zinne, indem er fand,
                              daß das Blei in dem gewoͤhnlichen Schlaglothe der Zinnarbeiter sich leicht in
                              Oehl aufloͤset, und dasselbe dik und zum Verbrennen untauglich macht.
                           Es verdient bemerkt zu werden, daß diese Lampe des Hrn. Reveley so auffallende Aehnlichkeit mit der Weingeist-Lampe besizt,
                              deren Hr. J. T. Cooper sich in seinem schaͤzbaren
                              Apparate zur Analyse der thierischen und vegetabilischen Substanzen bedient, daß man
                              glauben sollte, sie waͤren offenbar von einander copirt, wenn man nicht
                              wuͤßte, daß Hr. Reveley seine Lampe
                              waͤhrend des lezten Krieges in Italien erfand, wo er in Folge des
                              beruͤhmten Decretes, welches Napoleon zu Milano erließ, mehrere Jahre bleiben
                              mußte, und daß Hr. Cooper vor Bekanntmachung seiner
                              Weingeistlampe nie etwas von derselben gehoͤrt oder gesehen hat. Dieß mag als ein Beweis mehr
                              fuͤr die Erfahrung gelten, die man so oft zufaͤllig zu machen
                              Gelegenheit hat, daß, wo immer Leute richtig denken, ihre Ideen nothwendig
                              Aehnlichkeit haben muͤssen.Dieß ist aber sehr oft auch der Fall im Irrthume. Wie haͤtte es sonst
                                    sogenannte philosophische Schulen geben koͤnnen? A. d. Ueb.
                              
                           Hr. Reveley meint, daß man noch einen anderen Vortheil an
                              dieser Lampe dadurch anbringen konnte, daß man sie aus zwei abgesonderten
                              Oehl-Behaͤltern und Docht-Haͤltern bildet, wie die
                              senkrechten punctirten Linien, DD, in Fig. 14,
                              zeigen. Diese Einrichtung, obschon sie nothwendig bei Verfertigung der Lampe mehr
                              Muͤhe kostet, laͤßt die Dochte in der moͤglich groͤßten
                              Genauigkeit auf eine aͤhnliche Weise, wie bei den beiden vorigen
                              Verbesserungen, stellen, und gewahrt noch den Vortheil, daß sie zwei sehr bequeme
                              Lampen zu gewoͤhnlichem Gebrauche bilden. Indessen hat Hr. Reveley fruͤher schon auch den Nachtheil erfahren,
                              daß das Oehl aus dem Dochthaͤlter durch die Capillar-Attraction
                              zwischen ihm und dem Dochte uͤberfließt, und fand daher einen Untersaz,
                              noͤthig, um das Oehl aufzufangen: dadurch wurde aber der freie Zutritt der
                              Luft zur Flamme gehindert. Der Herausgeber empfahl ihm das vom sel. Dr. Milner bei seiner Cambridge-Studenten-Lampe (techn.
                                 Repos. B. II p. 102. Polytechn. Journ. B. IX. S. 67.) empfohlene Mittel:
                              naͤmlich die Anwendung eines zweiten Dochthaͤlters, der sich innerhalb
                              des ersteren schieben laͤßt. Hierdurch wird diesem Nachtheile vollkommen
                              abgeholfen, indem die Capillar-Attraction dieser beiden Dochthaͤlter
                              oder Roͤhren das uͤberfließende Oehl in den Oehlbehaͤlter
                              zuruͤkfuͤhrt; er wird in Zukunft dieses Mittel bei seiner Lampe
                              anwenden.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
