| Titel: | Ueber verschiedene Arten von Hohl- oder Windöfen und ihrem mannichfachen Nuzen. Von Hrn. Gill | 
| Fundstelle: | Band 17, Jahrgang 1825, Nr. XII., S. 69 | 
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                        XII.
                        Ueber verschiedene Arten von Hohl- oder
                           Windoͤfen und ihrem mannichfachen Nuzen. Von Hrn. Gill
                           
                        In dessen technical
                              Repository. Februar 1825. S. 115.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              III.
                        Gill, über verschiedene Arten von Hohl- oder
                           Windöfen.
                        
                     
                        
                           Hrn. E. Rhodes's vortreffliche
                              Methode Stahlwaaren, wie z.B. Rasir-Messer etc. von ihren Schuppen oder von
                              ihrer Rinde zu befreien, indem man sie vor dem Haͤrten troken schleift, ist
                              bekannt. Es ist jedoch noch weit besser, wenn man, soviel
                                 moͤglich, waͤhrend sie in die bestimmte Form geschmiedet
                              werden, verhindert, daß sie eine Schale oder Rinde
                                 bekommen; und vorzuͤglich, wenn man dafuͤr sorgt, daß sie weder mit Asche, noch mit Schlaken oder anderen
                                 Unreinigkeiten, die gewoͤhnlich in dem Feuer-Materiale der
                                 Schmieden vorhanden sind, in Beruͤhrung kommen. Wir wollen nun zwei
                              Methoden anfuͤhren, nach welchen man diesen hoͤchst
                              wuͤnschenswerthen Zwek auf eine vortheilhafte Weise erreichen kann: die
                              erstere besteht in Anwendung des sogenannten Hohl-Feuers (Hollow Fires) um, im Großen, Gußstahl-Stuͤke oder
                              Eisen-Stangen unter den großen Schmiede- oder Strekhaͤmmern zu
                              streken, in Platten zu haͤmmern, oder denselben was immer fuͤr eine
                              Form zu geben; die zweite ist die sehr kluge Anwendung des
                              Glas-Kuͤnstler-Geblaͤse-Ofens (Glass-chandelier drop-pincher's
                                 blastfurnace) auf das Hizen und Bearbeiten der kleineren Eisen- und
                              Stahl-Artikel, nach Hrn. G. Walby's Art. In beiden
                              Faͤllen wird
                              das Eisen und der Stahl bloß durch die Flamme gehizt, die das Geblaͤse an dem
                              Feuer-Materials in dem oberen Theile des Koͤrpers des Ofens erzeugt,
                              ohne daß das Metall mit dem Brenn-Materials selbst, wie gewoͤhnlich,
                              Beruͤhrung kommt.
                           
                        
                           Von dem großen Hohlfeuer fuͤr Schmieden.
                           Fig. 16, ein
                              Durchschnitt des großen Hohlfeuers. AA ist der
                              Herd der Schmiede mit einem Bogen, B, unter demselben,
                              wie gewoͤhnlich. Ueber der Krone dieses Bogens ist das Hohl-Feuer oder
                              der Wind-Ofen gebaut: gewoͤhnlich bauen die Schmide denselben sich
                              selbst aus den großen feuerfesten Ziegeln, die hier zu Lande unter dem Namen Welch-Lumps bekannt sind, und aus Stourbridge oder
                              anderen feuerfestem Thone bestehen. Dieser Ofen kann groͤßer oder kleiner,
                              laͤnger oder kuͤrzer gebaut werden, je nachdem er zu diesem oder jenem
                              Zweke bestimmt ist. Er sollte indessen niemals groͤßer gebaut werden, als daß
                              er mit einem gewoͤhnlichen sogenannten Welch-Lump bedekt werden kann,
                              naͤmlich quer uͤber die Laͤnge. Er kann mit Einem oder mit zwei
                              großen Blasebaͤlgen, die entweder mittelst eines Wasserrades oder einer
                              Dampf-Maschine getrieben werden, (nach der Groͤße des Ofens), versehen
                              seyn. C, ist die Roͤhre und der Schnabel des
                              Blasebalges. D, die Oeffnung auf der rechten Seite des
                              Ofens, wo die Steinkohlen und Cokes eingetragen werden: diese Oeffnung wird mit
                              anderen Steinkohlen oder Cokes genau geschlossen, so daß keine Luft und keine Flamme
                              daselbst entweichen kann. EE, sind zwei
                              Loͤcher, vorne in dem Ziegelgemaͤuer des Ofens, und in gleicher
                              Hoͤhe mit dem Herde: durch diese wird das Vordertheil der Stahlbloͤke
                              oder Eisenstangen in den Ofen gestekt, waͤhrend das Hintertheil derselben auf
                              dem Herde ruht. Diese Loͤcher muͤssen immer so genau als
                              moͤglich geschlossen werden, indem man feuerfeste Ziegel vorne vor dieselben
                              legt, F, ist ein anderes Loch (es koͤnnen deren
                              auch zwei seyn) links oben in dem Ofen, damit der heiße Luftstrom auch in die
                              Hoͤhlung, G, gelangen kann, welche sich zwischen
                              dem Koͤrper des Ofens und der Mauer des Schmiede-Herdes befindet. Der
                              Nuzen dieser Hoͤhlung besteht darin, daß man die Stahlbloͤke und
                              Eisenstangen in derselben hizen kann, ehe man diese in den Koͤrper des Ofens
                              selbst bringt: auf diese Weise wird bedeutend Zeit und Brenn-Material
                              erspart. Wir haben in einem solchen Ofen 4 Zoll breite und 1/2 bis 3/4 Zoll dike
                              Eisenstangen, in einer Laͤnge von 18 Zoll und daruͤber, gleichfoͤrmig zur reinen
                                 Schweißhize erhizt.
                           Um diesen Ofen von der Asche, den Schlaken etc., die sich gelegentlich in demselben
                              bilden, zu reinigen, ist ein Loch in der Krone des Bogens, D, angebracht, welches mit dem Koͤrper des Ofens in Verbindung
                              steht; dieses Loch fuͤllt sich mit Asche, welche auf der Erde liegt, oder auf
                              anderem Kehricht, mit welchem der Bogen ausgefuͤllt ist. Auf dieser Asche
                              liegen die Kohlen oder Cokes, mit welchen das Feuer unterhalten wird; und, wenn es
                              noͤthig ist, die Schlaken etc. wegzuschaffen, wird der Bogen geleert und
                              gereinigt, und die Schlaken, Asche etc. fallen von selbst nach.
                           Hrn. G. Walby's Anwendung des
                                 Glaskuͤnstler-Ofens (Glass-Chandelier-Drop-Pincher's Blast Furnace) zur Hizung kleiner Stahlwaaren.
                           Hr. Walby (gegenwaͤrtig in Lower-Street,
                              Islington) erhielt vor mehreren Jahren eine Belohnung der Society of Arts in den Adelphi fuͤr seinen neu erfundenen
                              Kunsthammer, welcher durch vereinte Muskelkraft des Arbeiters und durch seine
                              Schwere in Thaͤtigkeit gesezt wird, und dessen er sich bei dem Schmieden und
                              Planiren seiner ganz vortrefflichen staͤhlernen
                                 Kellen und anderer Artikel durch schnelle Aufeinanderfolge der
                              Schlaͤge desselben bediente. Er hatte jedoch immer mit den nachtheiligen
                              Wirkungen des Schwefels, der Asche, der Schlafen etc. in seiner Schmiede-Esse
                              zu kaͤmpfen, indem diese, wie gewoͤhnlich, haͤufig an den
                              duͤnnen Kellen sich anhingen, durch den Hammer in die Oberflaͤche
                              derselben eingeschlagen wurden, und auf diese Weise Loͤcher und Fehler an
                              denselben erzeugten, die kein Schleifstein in der Folge mehr ausbringen konnte.
                              Nachdem er eine bedeutende Zeit uͤber diesen großen und verderblichen Nachtheil erfahren hatte,
                              fiel es ihm endlich, gluͤklicher Weise, ein, den
                              Glaskuͤnstler-Ofen, (der nichts anderes als ein kleines
                              walzenfoͤrmiges Hohlfeuer ist) bei seinen Arbeiten anzuwenden, welcher dann,
                              in Verbindung mit seinen sehr sinnreichen elastischen Stahlbuͤrsten, mittelst
                              denen er die Schuppen an der Oberflaͤche seiner gehizten Kellen abkrazt, ehe
                              diese der Einwirkung des Hammers ausgesezt werden, seinem Zweke vollkommen
                              entspricht. Er erlaubte uns auf eine sehr liberale Weise die nuͤzliche
                              Anwendung eines Ofens, der bisher meistens nur auf den Gebrauch der
                              Glas-Arbeiter beschrankt war, zum Vortheile anderer Kuͤnstler bekannt
                              zu machen, und ein kraͤftiges Beispiel mehr aufzustellen, welche große
                              Vortheile haͤufig dadurch gewonnen werden koͤnnen, daß man die
                              Apparate und Verfahrungsweisen, die bisher nur in einigen einzelnen Kuͤnsten
                              Anwendung fanden, entlehnt, und auf andere Kuͤnste mit noch weit mehr
                              Vortheil anwendet. Nur durch verstaͤndige Zusammenstellung von Ideen, die man
                              sich aus irgend einer zugaͤngigen Quelle verschaffen kann, laͤßt sich
                              eine bedeutende Verbesserung in den nuͤzlichen Kuͤnsten verschaffen.
                              Wie sehr wurde nicht das Organisiren der Seide durch die neue Anwendung der
                              Baumwollen-Spinn-Maschinen verbessert!
                           Fig. 17. Tab.
                              III. ist ein senkrechter Durchschnitt dieses Ofens, und Fig. 18. ein
                              horizontaler, in der Hoͤhe der punktirten Linie, aa, der 17. Figur. Der cylindrische Theil dieses Ofens und 4 Zoll Tiefe des
                              Kegels unter der Roͤhre sind mit Walliser- (Welch) Ziegeln ausgefuͤttert, die, wie in Fig. 18. gelegt sind:
                              jeder aͤnderte Ziegel ist ganz, und die inneren Kauten der mittleren sind an
                              jeder Seite etwas zugehauen: der kreisfoͤrmige Ring wird dann durch
                              keilfoͤrmige Stuͤke zwischen denselben am aͤußeren Rande
                              aufgefuͤllt. Die Kuppel ist mit weichen Windsor-Feuerziegeln
                              ausgefuͤttert, die in die gehoͤrige Form zugerieben werden
                              muͤssen. Uebrigens wird die ganze innere Oberflaͤche, welche der
                              Einwirkung des Feuers ausgesezt ist, mit einer Mischung von Glasmacher-Sand
                              und Stourbridge-Thon ausgefuͤttert. Der Durchmesser betraͤgt 15
                              Zoll. Oben im
                              Mittelpuncte des Domes ist ein kreisfoͤrmiges Loch, ungefaͤhr 1 1/2
                              Zoll im Durchmesser, und ein Zug, der aus demselben in den Schornstein
                              fuͤhrt. Die Muͤndung des Ofens ist ungefaͤhr 3 1/2 Fuß
                              uͤber dem Boden der Werkstaͤtte, und nicht weiter, als zum Einbringen
                              der Kellen nothwendig ist: ihr gegenuͤber ist ein Loch in dem Mauerwerke
                              angebracht, um die Spize der Kelle in dieselbe einzulegen, und diese vor Ueberhizung
                              oder vor dem Verbrennen zu sichern, lieber der Muͤndung des Ofens ist in dem
                              Mauerwerks ein zweiter Zug angebracht, (der jedoch hier nicht dargestellt ist), um
                              jede Flamme, die allenfalls ausschlagen moͤchte, in den Schornstein
                              abzuleiten. Der Schnabel eines Paares Blasebalge tritt an der Seite des Ofens ein,
                              ungefaͤhr 6 Zoll unter seiner Muͤndung; der Luftstrom wird aber nicht
                              in den Mittelpunkt, sondern gegen eine Seite des Ofens geleitet, wie Fig. 18. zeigt, so daß er
                              eine Art von Wirbel auf seinem Wege nach der Oeffnung des Domes bildet, durch die er
                              entweicht. Der Ofen wird mit Kohlen-Asche bis ungefaͤhr 4 Zoll unter
                              der Roͤhre angefuͤllt, welche auf einer Gußeisen-Platte, die
                              sich in einem Gestelle desselben Materiales schiebt, ruht. Bei der konischen Form,
                              welche dieser Theil des Ofens besizt, kann man, durch bloßes Wegziehen der Platte,
                              wenn es noͤthig ist, den Ofen von Asche, Schlaken etc. zu reinigen, welche
                              sich von Zeit zu Zeit darin anhaͤufen, waͤhrend der Ofen in vollem
                              Feuer steht, die geschmolzene Asche etc. von sich selbst hinabfallen lassen. Der
                              Ofen wird mit harten dichten Cokes versehen, welchen etwas Weniges frischer Kohlen
                              beigemengt wird, die man bei dem Mundloche hineinwirft. Der aͤußere Theil des
                              Ofens wird aus gewoͤhnlichen Ziegeln erbaut, und mit eisernen Baͤndern
                              gebunden, wodurch das Mauerwerk fest zusammengehalten wird.
                           Wenn man diesen Ofen bei dem Glas-Stiftchen oder Glas-Perlenmachen
                              gebraucht, werden die walzenfoͤrmigen Glasstaͤbchen so tief in
                              denselben gestekt, als der Raum es gestattet, und nachdem sie gleichfoͤrmig
                              erhizt wurden, werden sie herausgenommen, und die erhizten Theile so schnell nach
                              einander, als moͤglich, waͤhrend die Hize anhaͤlt, zwischen den
                              in den Kneipern
                              enthaltenen Modeln abgekneipt; und so wird, wie man sagt, bei jeder Hize, eine
                              bestimmte Anzahl Stiftchen oder Tropfen oder aͤhnlicher Artikel abgekneipt,
                              worauf die Stabe wieder in den Ofen kommen, um neuerdings gehizt zu werden, u.s.f.,
                              bis sie ganz in die verlangten Formen verarbeitet sind.
                           Die eiserne Platte, welche sich schieben laͤßt, hat Hr. Walby beigefuͤgt: ehevor war der ganze untere Theil des Ofens mit
                              Erde und Asche ausgefuͤllt, wie bei dem großen Hohl-Feuer in Fig. 3: die
                              Folge hiervon war, daß er dieselbe nie fruͤhe genug fuͤr die
                              nachfolgenden Schlaken wegschaffen konnte, so daß er leztere nur mit großer
                              Muͤhe endlich beseitigen konnte, und nicht ohne Gefahr, das Innere des Ofens
                              zu beschaͤdigen.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
