| Titel: | Ueber eine neue Befestigungs-Methode des Top-Mastes. Von Hrn. Georg Smart, Mechaniker, Lambeth. | 
| Fundstelle: | Band 17, Jahrgang 1825, Nr. XXXIX., S. 170 | 
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                        XXXIX.
                        Ueber eine neue Befestigungs-Methode des
                           Top-Mastes. Von Hrn. Georg
                              Smart, Mechaniker, Lambeth.
                        Aus dem XLII. B. der Transactions of the Society for the
                                 Encouragement of Arts etc. in Gill's technical Repository. April.
                              1825. S. 254.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              VI.
                        Smart, über eine neue Befestigungs-Methode des
                           Top-Mastes.
                        
                     
                        
                           Die gewoͤhnliche Befestigung des Top-Mastes
                              geschieht mittelst eines Schiffsnagels(Fid), oder eines
                              Bolzens aus Eisen oder Holz, der quer durch den Mast an der Basis desselben
                              laͤuft, und mit seinen beiden Enden auf den Sahling-Baͤumen
                              aufliegt, welche einen Theil des oberen Gestelles oder Geflechtes bilden, das,
                              zugleich mit der Kappe am Haupte des unteren Mastes, (durch welche der
                              Top-Mast gleichfalls durchlaͤuft) den lezteren in seiner senkrechten
                              Stellung erhaͤlt. Zugleich tragen ihn auch die Wandtaue zu beiden Seiten in
                              entgegengesezter Richtung, d.h., die langen Taue, welche an ihrem unteren Ende
                              theils an den Seiten des Schiffes, theils an dem oberen Theile des unteren Mastes,
                              alle aber an ihrem oberen Ende an dem Haupte des Top-Mastes befestigt
                              sind.
                           
                           Wenn ein Schiff im Laufe ist, oder vor Anker liegt, und schwere Windstoͤße
                              dasselbe treffen, so wirkt die Gewalt des Windes auf den Mast wie eine Kraft, die an
                              dem Ende eines sehr langen Hebels angebracht wird, um die Seite des Schiffes, die
                              unter dem Winde ist, in der See zu begraben. Wer mit der Schifffahrt nicht praktisch
                              bekannt ist, wuͤrde glauben, daß nichts weiter noͤthig ist, als den
                              Bolzen oder Fid herauszuschlagen, und den Top-Mast durch den Zwischenraum der
                              beiden Sahling-Baͤume (tressle-trees) niederzulassen.
                           Allein, das Gewicht des Top-Mastes mit allem seinen Zugehoͤre erzeugt
                              einen so ungeheuren Druk auf den Bolzen oder sogenannten Fid, daß es keiner Kraft,
                              die unter diesen Umstaͤnden angebracht werden kann, moͤglich wird,
                              diesen Bolzen herauszuschlagen oder wegzuschaffen, wenn nicht vorlaͤufig der
                              Druk beseitigt wurde. Dieß geschieht, oder vielmehr, man wuͤnscht, daß dieß
                              geschehen soll, indem man an dem untersten Theile, an der Ferse des
                              Top-Mastes, ein Seil befestigt, dieses durch einen Kloben leitet, welcher an
                              der Kappe des unteren Mastes eingehaͤkelt ist, und es dann unten auf die
                              Winde oder zu irgend einer Kraft hinfuͤhrt, die man mit Vortheil anwenden
                              kann. Da aber bei Windestoͤßen die Wandseile immer theils von dem Regen,
                              theils von den aufsprizenden Wogen durchnaͤßt sind, und ein trokenes Seil
                              sich immer verkuͤrzt, wenn es naß wird, so folgt, daß die Spannung der
                              Wandseile des Top-Mastes bei solchen Gelegenheiten in derselben Richtung
                              wirkt, in welcher das Gewicht des Top-Mastes druͤkt, also gerade dem
                              an der Ferse desselben, angebrachten Seile entgegen; daher kann auch der Bolzen oder
                              Fid selten losgemacht werden.
                           Die Spannung der Wandseile kann allerdings dadurch beseitigt werden, daß man sie
                              nachlaͤßt; allein, in demselben Maße, als dieß geschieht, wird auch die
                              Seitenstuͤzung des Top-Mastes selbst vermindert, und man sezt sich der
                              groͤßten Gefahr aus, daß der Top-Mast von dem Winde weggeweht wird.
                              Wenn man also die Top-Maste herablassen will, waͤhrend ein Schiff im
                              Laufe ist, so bleibt dieses Manoͤuvre, so sehr es der Ruhe und selbst der
                              Erhaltung des Schiffes zutraͤglich seyn mag, selbst auf
                              Kriegs-Schiffen nicht immer ohne Gefahr, und wird bei
                              Kauffahrdei-Schiffen, die immer nur sehr spaͤrlich bemannt sind,
                              selten mit Erfolge versucht.
                           Diese hoͤchst bedeutenden Schwierigkeiten bei der gewoͤhnlichen
                              Befestigungs-Methode der Top-Maste veranlaßten Hrn. Smart folgenden Plan vorzuschlagen, welcher, obschon er
                              bis jezt noch nicht die Sanction der Erfahrung erhielt, doch von zwei auf einander
                              folgenden Ausschuͤssen erfahrner See-Officiere und anderer
                              Maͤnner von Profession einstimmigen Beifall erhielt, weßwegen ihn auch die
                              Gesellschaft „(welche Hrn. Smart ihre große
                                 goldene Medaille dafuͤr zuerkannte)“ dem Publicum hier
                              mittheilt.
                           Etwas unter den Hunden (hounds), oder unter der Schulter des unteren Mastes, welche das Gestell an dem
                              oberen Theile desselben traͤgt, wird eine Staffel, f, (Fig.
                                 13.) gebildet. Dieß kann dadurch geschehen, daß man einen Knecht, (fish), an diesem Theile an den Mast aufbolzt, wenn der
                              Mast aus einem Baume besteht, wenn er aber aus mehreren Sparren besteht, wie dieß
                              bei allen großen Masten der Fall ist, kann die Staffel ohne alle Schwierigkeit, ohne
                              einen solchen Knecht gebildet werden. Die Vorderseite dieser Staffel ist eine nach
                              auswaͤrts schief sich neigende Flaͤche, die mit Eisen oder Kupfer
                              stark beschlagen werden muß. An der Ferse, b, des
                              Top-Mastes wird eine Schulter eingeschnitten, die genau auf die Staffel paßt,
                              und, wie diese, mit einer Metallplatte bedekt wird. Die ganze Schwere des
                              Top-Mastes wird also auf der Staffel des unteren Mastes ruhen, und von dieser
                              getragen werden, und da die Flaͤche der Staffel wenigstens jener der oberen
                              Flaͤche des Bolzen oder Fid-Loches, h,
                              gleich ist, so wird die eine nicht mehr in Gefahr seyn, als die andere von der
                              darauf liegenden Last zerdruͤkt zu werden. Um zu verhindern, daß der
                              Top-Mast durch keine Seitenbewegung von der Staffel weggedruͤkt wird,
                              wird ein Keil, g, zwischen dem Top-Maste und dem
                              Kreuzbaume, e, eingetrieben. Man schlaͤgt vor, den Bolzen oder Fid
                              beizubehalten, aber bloß als Vorbeugungs-Mittel fuͤr irgend einen
                              Zufall; denn da der Grund des Fid-Loches Einen Zoll hoch uͤber den
                              Sahling-Baͤumen, dd, steht, so ist
                              es offenbar, daß er nichts von der Last des Top-Mastes zu tragen hat, so lang
                              dieser auf der Staffel, f, steht.
                           Wenn nun der Top-Mast gestrichen oder niedergelassen werden soll, wird das
                              Ferfen-Tau mit seinem Takelwerke zuerst angemacht; dann wird der Bolzen, h, herausgezogen, und hierauf der Keil, g, ausgeschlagen, was mit verhaͤltmaͤßig
                              weniger Schwierigkeit geschieht, da der Seitendruk des Mastes nicht bedeutend seyn
                              kann, und, wenn hierdurch auch eine Schwierigkeit entstuͤnde, dieser durch
                              verhaͤltnißmaͤßige Vergroͤßerung des Winkels des Keiles
                              abgeholfen werden koͤnnte. Es braucht nun nichts weiter, als die
                              Kraftanwendung von zwei bis drei Maͤnnern mit Brecheisen in den
                              Haͤnden, die sie zwischen die beiden Maste in der Naͤhe der
                              Sahling-Baͤume eintreiben, um den Top-Mast von der Staffel, f, herabzuheben, wo er dann auf die gewoͤhnliche
                              Weise mittelst des Fersentaues herabgelassen wird.
                           
                        
                           Erklaͤrung der Figur.
                           a. Fig. 13. Tab. VI. Der
                              obere Theil des unteren Mastes.
                           b. Der untere Theil des Top-Mastes.
                           c. Die Kappe.
                           dd. Einer der Saͤhlinge.
                           ee. Die Kreuzbaͤume.
                           f. Die Staffel, welche den Top-Mast
                              traͤgt.
                           g. Der Keil, welcher den Top-Mast auf seinem
                              Plaze fest halten hilft.
                           h. Das Loch fuͤr den
                              Vorbeugungs-Bolzen.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
