| Titel: | Trostgründe bei Hungertod für Mechaniker und Chemiker von ausgezeichneteren Talenten; oder über die Nothwendigkeit und die Mittel, dürftige Männer von Genie im Fabrikwesen zu unterstüzen. | 
| Fundstelle: | Band 17, Jahrgang 1825, Nr. LXXXI., S. 358 | 
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                        LXXXI.
                        Trostgruͤnde bei Hungertod fuͤr
                           Mechaniker und Chemiker von ausgezeichneteren Talenten; oder uͤber die
                           NothwendigkeitAlles, was geschieht, geschieht weil es nothwendig so geschehen mußte; das
                                 Nothwendigs aber geschieht nur selten irgendwo. Tausend
                                    und Eine Nacht. und die Mittel, duͤrftige Maͤnner von Genie im Fabrikwesen zu
                           unterstuͤzen.
                        Aus dem London Journal of Arts and Sciences. Mai.
                              1825, S. 308 und Jun. S. 372–374.
                        Trostgründe bei Hungertod für Mechaniker und Chemiker.
                        
                     
                        
                           In einem Zeitalter, wo das menschliche Elend, so unbedeutend,
                              so wenig bemitleidenswerth es auch seyn mag, sicher ist, Theilnahme und sehr oft
                              sogar Linderung und Huͤlfe zu finden; wo jeder Tag irgend ein neues Beispiel geneigter
                              Wohlthaͤtigkeit der Reichen liefert, einen Theil ihrer Schaͤze mit den
                              minder Gluͤklichen oder Nothleidenden unter ihren Mitbuͤrgern zu
                              theilen; in einem solchen Zeitalter scheint es sonderbar und unerklaͤrlich,
                              daß die maͤchtigen Anspruͤche des nothleidenden Genies so lange
                              ungefuͤhlt und unbeachtet bleiben konnten.
                           Es ist entehrend fuͤr den Charakter einer Gemeinde, deren Wohlstand und
                              Gewicht von dem bluͤhenden Zustande ihrer Manufacturen abhaͤngt; es
                              gereicht noch mehr denjenigen zum Vorwurfe, die sich unmittelbar mit praktischen
                              Wissenschaften beschaͤftigen: daß der arme talentvolle Kuͤnstler,
                              diese Haupt-Triebfeder ihres Gluͤksrades, unter allen
                              Ungluͤcklichen derjenige seyn muß, der am meisten aller Freunde und alles
                              Schuzes beraubt seyn soll.
                           Wenn wir umherbliken wollen, so koͤnnen wir auf allen Seiten Menschen sehen,
                              an welchen die Natur mit der freigebigsten Hand ihre schoͤnste Gabe,
                              Staͤrke des Geistes, verschwendete; Menschen, die sie zu den
                              schaͤzbarsten Gliedern, zur Zierde der Gesellschaft schuf, und die vergebens
                              kaͤmpfen, ihre Talente zu entfalten; die gerade dadurch zur Armuth und zum
                              Elende verdammt sind, weil sie ihre Kraͤfte geltend machen wollen: denn, wem
                              die Natur hoͤhere Kraft verlieh, dem gab sie auch den unbesiegbaren Wunsch,
                              dieselbe zu irgend einem nuͤzlichen Zweke zu verwenden. Allein diejenigen
                              Menschen, die in einem Kreise steter Freuden und Lebensgenuͤsse sich drehen,
                              und geschuͤzt gegen alle Stuͤrme des Lebens uͤber die Untiefen
                              desselben hinschweben, uͤbersehen in der Windstille, die ihnen schmeichelt,
                              die Gefahren ihrer Reisegefaͤhrten, deren Verdienste sie eben so wenig
                              achten, als die Leiden derselben.
                           Vergebens werden wir die Ursache einer eben so beispiellosen als sonderbaren, einseitigen, Apathie aufzuspuͤren uns
                              bemuͤhen; ich sage einseitigen Apathie; denn, wenn
                              wir sehen, daß so viele Leute mit einer Art von Gierde sich beeilen, jedes neue
                              Ungluͤk aufzusuchen; wenn wir sehen, daß sie mit Entdekung irgend einer neuen
                              Art von Elend, um nur etwas zu haben, wo sie helfen koͤnnen, sich eben so
                              eifrig beschaͤftigen, wie ein Naturhistoriker mit Entdekung irgend einer
                              neuen Art eines Naturkoͤrpers, oder ein Physiker mit Loͤsung irgend
                              einer großen Aufgabe; so wird es uns wahrlich schwer zu entdeken, warum gerade
                              derjenige Gegenstand, der ihre Aufmerksamkeit vor anderen zu verdienen scheint,
                              allein so sehr vernachlaͤßigt bleiben soll. Es ist wahrlich unbegreiflich,
                              daß Mechaniker, die einen so großen Theil unserer Bevoͤlkerung bilden, die
                              mit allem Rechte die nuͤzlichste Classe der
                              Gesellschaft genannt werden, deren Wohl, folglich, auch unser eigenstes Interesse ist, so
                              blindlings und so grausam hintangesezt werden koͤnnen. Auch der
                              selbstsuͤchtigste Kniker muͤßte erroͤthen, wenn er einen Grund
                              dieser zur Sitte gewordenen Illiberalitaͤt auffinden wollte, und es kann
                              keinen Grund geben, den irgend ein wohlwollender Mensch nicht mit Verachtung
                              zuruͤkweisen wuͤrde. Daß man hieruͤber noch nicht
                              kraͤftig das Gefuͤhl des Publicums in Anspruch genommen hat; daß nur
                              zufaͤllig dieser Gegenstand zuweilen zu seiner Kenntniß gelangt;Dieser Gegenstand wurde, wie es uns scheint, zuerst von einem unserer
                                    Correspondenten im September- und October-Hefte 1823.
                                    (Polytechn. Journ. Bd. XII. S. 383.
                                    Bd. XIII. S. 392.) in Anregung
                                    gebracht, der die Gruͤndung eines Institutes fuͤr Mechaniker
                                    vorschlug, welches zeither auch wirklich errichtet wurde.A. d. O. dieß vermag diese traurige Erscheinung keineswegs zu erklaͤren: denn
                              es laͤßt sich doch natuͤrlicher Weise nicht anders denken, als daß
                              auch die leiseste Erwaͤhnung eines solchen tiefen Elendes selbst jene Wesen
                              zur warmen Theilnahme ruͤhren muͤßte, die weit weniger vom Geiste der
                              Wohlthaͤtigkeit beseelt sind, als das brittische Volk.
                           Nicht Menschlichkeit allein, unser eigenes Interesse fordert uns hier auf. Bedenken
                              wir doch den großen mannigfaltigen Gewinn, den Wissenschaften und Kuͤnste
                              haͤtten machen koͤnnen, und der dadurch rein verloren geht, daß ein
                              Genie aus bloßem Mangel an Mitteln nicht im Stande ist, seine Entwuͤrfe zu
                              verfolgen! Mancher Mann von Talent haͤtte eine Leuchte auf unbetretenem Pfade
                              werden koͤnnen, waͤre er nicht bei seinem ersten Aufschwunge
                              zuruͤkgerissen worden durch die bleiernen Fesseln der Armuth, die ihn zwangen
                              seine Entdekungen in ihrer Kindheit zu lassen, und schon bei seinem ersten Versuche,
                              weil der Freund ihm fehlte, der die Fesseln brechen helfen sollte, ihn fuͤr
                              immer laͤhmten. Doch, dieß ist nur ein kleiner Theil des Gewinnes, den wir
                              haͤtten machen koͤnnen, oder vielmehr des Verlustes, den wir uns
                              selbst verursachten; nur ein kleiner Theil der Leiden aller Art, die wir Talenten
                              fuͤhlen lassen. Wir duͤrfen nicht vergessen, daß, wo wir einen Mann
                              von Talent zuruͤkstoßen, wir eben dadurch auch jeden anderen beleidigen, und
                              fuͤr alle verantwortlich werden. Wer mag sich alle den Kummer ausmahlen, den
                              derjenige empfinden muß, welcher Zeit, Gesundheit, Vermoͤgen der Erreichung
                              eines Zwekes opferte, der das allgemeine Wohl zur Absicht hatte: des
                              Ungluͤklichen, der, getrieben vom Sporne des Genies, alle seine
                              Kraͤfte verschwendete, um seinem Lande irgend einen National-Vortheil
                              zu erringen, und endlich seine mit so vielen Aufopferungen geleisteten Dienste nicht
                              einmahl erkannt sieht: wer fuͤhlt nicht volles Mitleid bei solchem Wehe, und fluchtDas mag in England erlaubt seyn; auf dem festen Lande darf man dieß nicht. Es
                                    gilt hier, hier und da, fuͤr Lohn, fuͤr baares, contrahirtes,
                                    Geld, daß man die Luft seines Vaterlandes athmen darf, dem man mit Freude
                                    alles opferte. A. d. Ueb. dem Undanke derjenigen, die ihn in diesen traurigen Zustand brachten? Wer
                              kann, ohne das Kehrgemaͤlde lieber sehen zu wollen, einen Kuͤnstler
                              vor Augen halten, der alle seine kleine Habe dem lobenswerthen Streben opferte,
                              irgend ein Werk seines Genies zu vollenden, und der von diesem seinen Genie, welches
                              ein Segen fuͤr das ganze Land haͤtte werden koͤnnen und sollen,
                              welches ihm Rang und Achtung haͤtte gewaͤhren sollen, nur Armuth,
                              Elend und Entmuthigung erntet. Begleiten wir diesen Ungluͤklichen auf dem
                              Irrgange seines finsteren Verhaͤngnisses; wir finden ihn vielleicht, mitten
                              in seinem Elende, ermuntert seine Arbeiten wieder aufzugreifen und fortzusezen;
                              ermuntert (so schmerzlich und widerlich auch der Gedanke ist, daß es solche Menschen
                              geben koͤnne, so gibt es deren doch), ermuntert von einem jener
                              verachtenswerthen und immer speculirenden Schufte, die stets bereit sind,
                              Ungluͤkliche und Verlorne zu ihrem Vortheile zu benuͤzen; die voll
                              Mitleid mit dem Armen sprechen, seinen Hunger mit honigsuͤßen Worten zu
                              stillen suchen, und ihm einen langen Kuͤchenzettel von Versprechungen des
                              Dankes in schoͤner Perspektive zeigen. Emporgehoben aus der Tiefe, in der er
                              versank, kehrt er mit verjuͤngter Kraft zu seiner Arbeit zuruͤk, und
                              im Vertrauen auf die Wahrscheinlichkeit der goldenen Verheißungen, die er als eben
                              so viel Geld betrachtet, das er nur einzustreichen braucht, scheut er nun nicht
                              laͤnger mehr, was Klugheit ehevor ihm nicht gestatten wollte: Auslagen. Er wird ja in Baͤlde die Mittel besizen,
                              alles wieder auszugleichen, und ohne Furcht und Mißtrauen wird nun alsogleich wieder
                              Hand an's Werk gelegt. Seine großmuͤthigen Goͤnner beobachten mit
                              Sorgfalt die Fortschritte seiner Arbeiten, und naͤhren die Hoffnungen, die
                              sie in ihm erregten. Der arme Narr stuͤrzt sich Klafter tief in Schulden;
                              allein er freut sich der Vollendung seines Werkes. Welches Entzuͤken ergreift
                              den ungluͤklichen Betrogenen, wenn, nach so vielen aͤngstlich
                              durchwachten Naͤchten, nach so vielen Tagen muͤhevoller Arbeit er
                              endlich an das Ziel seiner Hoffnungen gelangt! Sein Herz schlaͤgt hoch empor
                              in der Freude des Vorgenußes, wenn endlich die gluͤkliche Stunde gekommen
                              ist, in welcher er seinen geehrten Wohlthaͤtern das gelungene Werk seiner
                              muͤhevollen Arbeiten vorstellen kann, und bescheiden ihren Beifall erwartet.
                              Sie versichern ihn, daß er ihre Erwartungen uͤber alle Maße
                              uͤbertroffen hat; sie erheben seine Talente, den hohen Werth seiner Erfindung in den
                              schmeichelhaftesten Superlativen; sie wuͤnschen ihm Gluͤk zu dem unsterblichen Ruhme, den er erhalten wird, und
                              – versprechen ihm die Fortdauer ihrer Gewogenheit.
                           Dieß ist der schoͤne Lohn fuͤr alle seine Anstrengungen; dieß ist die
                              einzige Erfuͤllung der falschen Verheißungen, die man ihm als Lokspeise
                              vorhielt. Es liegt ihnen nichts daran, daß sie ihn verfuͤhrten, Schulden zu
                              machen, die er, ohne ihre Versprechungen, als ehrlicher Mann sich geschaͤmt
                              haben wuͤrde, jemahls auf sich zu laden; es kuͤmmert sie nichts, daß
                              sie diejenigen waren, die seinen Charakter brandmarkten, und ihn in Verderben und
                              Schande stuͤrzten: sie koͤnnen ja jezt die Fruͤchte seines
                              Genies in vollem Maße ernten, und freuen sich, daß Verdienst
                                 sich selbst lohnt. Nur fuͤr eine Art von Wohlthat, die sie ihm
                              unwillkuͤrlich erwiesen, ist er ihr Schuldner geworden: seine
                              suͤßesten Hoffnungen hat ihre Grausamkeit mit einem Mahle zerstoͤrt;
                              er hat den schreklichen Uebergang von vorgenossenem Wohlstande zu mehr dann bitterer
                              Armuth, zur Schulden-Last, durchlebt; sein ehrlicher Name ist beflekt; ein
                              Kerker ist sein Aufenthalt geworden: so haben sie Alles freundlich zu paaren gewußt,
                              ein Leben zu enden, das dem, der es schleppen mußte, eine Last ward, die, schwerer
                              noch fuͤr den durch so viele Anstrengungen erschoͤpften
                              Koͤrper, als die Masse des Elendes, die ihn druͤkt, ihn endlich in das
                              lang ersehnte Grab versenkt.
                           Wer, der der Menschheit auch noch so fern verwandt seyn will, tritt nicht mit
                              Schauder zuruͤk vor einem solchen Gemaͤhlde! Wer sollte sich nicht
                              aͤrgern, daß solche Auftritte in der Welt auch nur der Phantasie noch
                              moͤglich scheinen koͤnnen! Doch, leider, ist dieß keine Ausgeburt der
                              Phantasie; es ist kein aufgepuztes Maͤhrchen, das Elend nachaͤfft, um
                              Mitleid zu weken; es ist nur ein schwacher Umriß zu oft und nur zu wirklich
                              vorhandenen Elendes.
                           Jakob Croß, der ungluͤkliche und grob beleidigte
                              Dulder, war ein armer Mechaniker zu Paisley. Er hat zu verschiedenen Mahlen mehrere
                              wichtige Verbesserungen an den Kunst-Weberstuͤhlen fuͤr
                              figurirte Gewebe erfunden, und es gelang ihm endlich, nach unermuͤdeten
                              Arbeiten, dieselben so sehr zu vervollkommnen, daß der Zieh-Junge
                              gaͤnzlich entbehrlich an denselben geworden ist. Waͤhrend seiner
                              Arbeiten wurde er haͤufig von den Fabrikanten zu Paisley zur Fortsezung
                              derselben aufgemuntert: sie kannten sein Genie, und wußten gar wohl dasselbe zu
                              wuͤrdigen. Diese Aufmunterungen bestanden indessen lediglich in Hoffnungen
                              reichlicher Belohnung fuͤr seine Beharrlichkeit. Endlich gelang es ihm,
                              seinen Erfindungen die Weihe der Vollendung zu geben; allein, diese hatten ihm mehr,
                              als seine spaͤrliche Habe, gekostet, ehe er sie der Vollendung nahe bringen
                              konnte, und seine Belohnung dafuͤr war in schoͤnen Worten bezeugter
                              Beifall seiner wohlgewogenen und großmuͤthigen Beschuͤzer: diesen Lohn
                              spendeten sie ihm auch dann noch, als sie durch wirkliche
                                 Erfahrung von dem großen Werthe seiner Erfindung bereits uͤberzeugt
                                 waren, und taͤglich hohen Gewinn von denselben ernteten. Das Bureau
                              fuͤr Aufnahme der Fabriken in Schottland (Board of
                                 Trustees for the improvement of Manufactures in Scotland) belohnte Croß mit
                              100 Guineen: ein deutlicher Beweis der Brauchbarkeit dieser Erfindungen: allein der
                              Betrag dieses großmuͤthigen Geschenkes ward schon fruͤher zur
                              Vollendung derselben verwendet, und das arme Opfer blieb noch immer in Schulden. Croß vermochte nicht, den Druk des Elendes zu ertragen,
                              das uͤber ihn sich haͤufte: seine Gesundheit, die schon fruͤher
                              durch den Mangel litt, den er sich auflegen mußte, um seine Arbeiten fortsezen zu
                              koͤnnen, unterlag dem Kummer und der getaͤuschten Hoffnung; nach
                              zwoͤlf monatlichem bangen Harren wenigstens einen Theil der
                              glaͤnzenden Hoffnungen erfuͤllt zu sehen, die man ihm vorhielt, starb
                              er als hingefallenes Opfer des Geizes und niedertraͤchtiger Undankbarkeit,
                              und hinterließ eine junge, mutterlose und huͤlflose Familie als Erbe seiner
                              Armuth und seines Ruhmes.
                           „Wer, der ein Menschen-Herz in seiner BrustTraͤgt, kann so etwas sehen, ohne zu erroͤthen,Und seinen Blik zu senken, wenn er denkt, daß auchEr selbst der Menschen-Raçe angehoͤrt?“
                           Die vielen Erfindungen des Hrn. Croß bilden eine
                              merkwuͤrdige Epoche in der Geschichte der Webekunst: die Nachwelt wird sie
                              noch bewundern, wenn der Name und die Leiden ihres ungluͤklichen Erfinders
                              laͤngst in Vergessenheit versunken seyn werden. Wir koͤnnen hier bloß
                              einen kurzen Umriß derselben liefern. Schon im Jahre 1804 begann er seine
                              Beobachtungen uͤber die Maͤngel der damahls noch in der Weberei
                              gebraͤuchlichen Maschine, und seit dieser Zeit hat sein fruchtbares Genie
                              beinahe in jedem Jahre irgend eine schaͤzbare Verbesserung an denselben
                              anzubringen gewußt! Im J. 1817–18 verfertigte er zuerst das Modell eines
                              Weberstuhles mit Zuͤgen, bei welchem man keinen Ziehjungen noͤthig
                              hatte, und unterzog dasselbe der Beschauung und Pruͤfung der Fabrikanten und
                              Weber, die, einstimmig, demselben die hoͤchsten Lobspruͤche
                              ertheilten.
                           Da dieses Modell klein, und daher nothwendig unvollkommen war, so forderte man ihn
                              auf, ein anderes in groͤßerem und mehr brauchbarem, Maßstabe zu verfertigen;
                              man gab ihm zu verstehen, daß man mit Vergnuͤgen jede Auslage erstatten
                              wuͤrde, das Unternehmen moͤge gelingen, oder nicht.
                           
                           So ermuthigt sezte er seine Arbeiten fort; allein, durch allerlei unguͤnstige
                              Umstaͤnde mißlang fuͤr dieß Mahl seine Unternehmung, die ihm 18 Pfund,
                              15 Shill., 6 Den. kostete. Um ihn, wie man ihm versprochen hatte, zu
                              entschaͤdigen, veranstaltete man eine Subscription unter den Fabrikanten, und
                              diese trug ihm 12 Pfund, 15 Shill., 6 Den., so daß er, außer der vielen Zeit, die er
                              bei Verfertigung desselben verlor, noch einen reinen Verlust von 6 Pfund erlitt.
                              Ungeachtet dieses Verlustes und der haͤufigen Unterbrechungen der Arbeit, die
                              seine schwaͤchliche Gesundheit veranlaßte, benuͤzte er jeden Augenblik
                              der weilenweise wiederkehrenden Gesundheit mit ausdauerndem Fleiße, und brachte im
                              Jahre 1820 eine groͤßere Maschine dieser Art zu Stande. Er uͤbergab
                              dieselbe einem Ausschusse von Fabrikanten und Webern, die im hoͤchsten Grade
                              damit zufrieden waren, und dringend auf eine allgemeine
                              Versammlung antrugen, in welcher man sich uͤber die Art und Weise
                              beratschlagen sollte, wie man Hrn. Croß nach Verdienst
                              belohnen koͤnnte.
                           Es kam eine Subscription zu Stande, wodurch Hr. Croß
                              veranlaßt werden sollte, seine Arbeiten noch weiter fortsezen zu koͤnnen: der
                              Ertrag der großmuͤthigen Beitraͤge war 16 Pf. 7 Shill., 6 Den. Der
                              arme Croß hatte aber mehr als 12 Pfund an Taglohn
                              bezahlen muͤssen: mit dem Ueberreste sollte er „seine Arbeiten fortsezen,“ und seine Familie, die damahls aus 6 Individuen bestand, welche noch keinen
                              Haͤller verdienen konnten, fuͤnf Monate lang ernaͤhren. Er
                              brachte indessen, da seine Gesundheit auf eine kurze Zeit uͤber sich so
                              ziemlich erholt hatte, und die erbaͤrmliche Aufmunterung, die er erhielt, ihn
                              noch nicht muthlos machen konnte, noch eine groͤßere, und in jeder Hinsicht
                              vollkommnere, Maschine zu Stande, und stellte auch diese wieder den
                              Ausschuͤssen der Fabrikanten und Weber vor. Diese waren nun alle so sehr mit
                              seinen Arbeiten zufrieden, und so durchdrungen von seinen Verdiensten, daß sie ihm.
                              geschriebene Zeugnisse ihres Beifalles ausstellten
                              (eines derselben hat 18, das andere 15 Unterschriften), und eine neue
                              General-Versammlung ausschrieben, um neuerdings die Art
                                 und Weise in Berathung zu ziehen, „wie man Hrn. Croß belohnen koͤnne.“ Das gesammte
                              Publicum ward in einem weit verbreiteten Rundschreiben dazu eingeladen. Man las bei
                              dieser Versammlung eine Darstellung der„Unter den vielen Erfindungen des Hrn. Croß duͤrfen wir nur seinen Augen-Pfosten
                                       fuͤr Gaz-Aufzuͤge; seine
                                       Hinter-Schaͤmel fuͤr Druk-Geschirre; seine
                                       Trommel-Maschine und Geschirre; seinen langen
                                       Schweif fuͤr das Doppel-Geschirr zum Zusammenziehen der
                                       Blumen, wodurch man in vielen Faͤllen die Haͤlfte der
                                       Auslage erspart etc. anfuͤhren, die alle von großen Nuzen
                                       sind.“ A. d. O. zahlreichen Erfindungen des armen Dulders, so wie die schmeichelhaften
                              Berichte der Weber und Fabrikanten vor, die diese Maschine in Thaͤtigkeit sahen: die Weber, die
                              dieselbe bereits benuͤzten, wurden besonders hieruͤber befragt. Es
                              folgte noch ein Mahl eine Subscription auf dieses Affen-Spiel von Großmuth,
                              und der Erfolg derselben war die prachtvolle Summe von 3 Pfund, 1 Shill., 6 Den.
                              Dieß war also die edle Erfuͤllung jener lotenden Verheißungen, die man diesem
                              Ungluͤklichen vorhielt; jene großen Versprechungen, durch welche man ihm Zeit
                              und Gesundheit stahl, die er fuͤr sich und seine Familie auf eine
                              vortheilhaftere Weise haͤtte benuͤzen koͤnnen.
                           Um die vielen Versuche anstellen zu koͤnnen, die zur Vollendung seiner
                              Erfindung nothwendig waren, verwandte er mehr als 100 Pfund, die er borgen mußte;
                              uͤberdieß mußte er, waͤhrend der Zeit, als er sich mit diesen
                              langwierigen Arbeiten beschaͤftigte, noch seine Familie ernaͤhren, und
                              zum Ersaze fuͤr Alles und Alles erhielt er, wie wir gesehen haben, 31 Pfund,
                              14 Shill., 6 Den.! Nun erst fing er an zu fuͤhlen, wie schaͤndlich man
                              ihn betrogen hatte; erdruͤkt von den Hoͤllen-Qualen der
                              Glaͤubiger, zu deren Befriedigung er keine Moͤglichkeit mehr vor sich
                              sah; ermuͤdet von koͤrperlichen Leiden und von Seelenpein, in der
                              bitteren Ueberzeugung gaͤnzlicher Verlassenheit fuͤr die Zukunft
                              sanken seine Kraͤfte unter der unendlichen Masse von Leiden; sein ohnedieß
                              schwacher Koͤrper ward die Beute eines Zehrfiebers, und in dem
                              huͤlflosesten Zustande verschmachtete dieses Opfer seines eigenen Genies im
                              J. 1824. noch kaum 45 Jahre alt, und gluͤklich nur durch seinen Tod, der ihn
                              von aller Qual befreite. Vor seinem Tode hatte er noch das Vergnuͤgen, seine
                              Maschine allgemein von den großmuͤthigen Fabrikanten eingefuͤhrt zu
                              sehen, und mehrere derselben gaben ihm noch schriftliche ZeugnisseWir uͤbergehen diese hier angefuͤhrten Zeugnisse der HHrn.
                                    Wilh. Clark, Jos. Flemyna, Joh. Macpherson, die alle von
                                    den Vorzuͤgen und Ersparnissen sprechen, die sie durch Hrn. Croß's Erfindung machten, und ihm doch nichts
                                    dafuͤr gaben. in die andere Welt mit, daß sie sich auf dieser bei seinen Erfindungen ganz
                              wohl befinden.
                           Das große Geschenk des Board of Trustees erheiterte
                              zwar noch etwas seine lezten Tage; allein es kam zu spaͤt, um seine
                              zerruͤttete Gesundheit wieder herstellen zu koͤnnen. Ohne die
                              wirkliche Wohlthaͤtigkeit eines einzigen Individuums waͤren seine 4
                              Waisen (3 Maͤdchen und 1 Knabe) gaͤnzlich verlassen gewesen, und
                              wuͤrden das hoͤchste Maß von Mangel und Elend zu erdulden gehabt haben. Durch
                              die menschenfreundliche Huͤlfe dieses Einen und die Verwendung eines
                              Maͤdchens als Magd in einer Fabrik sind sie nun vielleicht so gut versorgt,
                              als viele andere Kinder ihrer Nachbarn aus derselben Classe: allein, keines
                              derselben hat bisher auch nur die mindeste Erziehung
                              erhalten, und wenn nicht irgendwo wieder ein Wohlthaͤter sich findet, so
                              scheint keine Moͤglichkeit vorhanden, daß sie jemahls eine erhalten
                              werden.
                           Dieß ist die traurigste Geschichte Eines Individuums, und dieß ist Ein Fall, der, wie
                              wir hoffen, als hinreichender Beweis der dringenden und schreienden Nothwendigkeit gelten kann, bei Zeiten kraͤftige
                              Maßregeln zu ergreifen, wodurch die Wiederkehr eines aͤhnlichen Falles
                              fuͤr immer vermieden wird. Wir halten es aber fuͤr unsere Pflicht,
                              noch Eine aͤhnliche Geschichte aus den vielen anderen gleichen Inhaltes, die
                              uns bekannt geworden sind, hier in Kuͤrze zu erzaͤhlen, indem sie ein
                              Individuum betrifft, welches, wo moͤglich, noch mehr Anspruch auf unsere
                              Dankbarkeit und Freigebigkeit besizt, als der mißhandelte Croß. Wir meinen Heinrich Bell, der das erste Dampfboth in England auf dem
                              Clyde erbaute, und jezt, fuͤr das hohe Geschenk, das er uns gegeben hat, alle
                              Bitterkeiten der Armuth und des Mangels zu losten hat. Seine wenigen Mittel
                              gestatteten ihm nicht sich die Vortheile seiner Erfindung durch Patent-Rechte
                              zuzusichern: er begnuͤgte sich, das erste Dampfboth ausgeruͤstet zu
                              haben, und glaubte, daß es ihm die Auslagen, die er dabei hatte, ersezen
                              wuͤrde.
                           Kaum hatte aber fein kleines Both Wind und Wogen besiegt, und das volle Gelingen des
                              ersten Versuches erwiesen, als diese Idee von Leuten aufgegriffen wurde, die mehr
                              Mittel hatten, diesen Plan im Großen auszufuͤhren, und viele groͤßere
                              und bequemer ausgeruͤstete, Bothe waren aus der Stelle ausgeruͤstet.
                              Dadurch ward sein kleines Schifflein bald uͤberfluͤßig, und Er, der
                              sein ganzes Vermoͤgen daran sezte, und noch in schwere Schulden sich
                              stuͤrzen muͤßte, um die Richtigkeit seiner Theorie zu beweisen, und
                              Anderen den Weg zum Reichthume zu zeigen. Er blieb ungeachtet, unbedauert und
                              verlassen. Ungeachtet dieser fehlgeschlagenen Erwartung und seiner schwachen
                              Gesundheit, (er erlitt eine schwere Verwundung bei dem Aufsezen einer Maschine) hat
                              er gegenwaͤrtig, mit einer Beharrlichkeit, die den Glanz seines Genies noch
                              mehr verherrlicht, die ganze Kraft seiner Talente auf den Bau eines Dampfwagens
                              hingerichtet, der, wie er hofft, von allen Maͤngeln frei bleiben soll, welche
                              aͤhnliche Maschinen bisher hatten. Man darf sicher hoffen, daß, ehe er noch
                              dieses Unternehmen vollendet hat, man Mittel gefunden haben wird, dem rechtlichen
                              Eigenthuͤmer die Wohlthat seiner Erfindung zuzusichern.
                           Wir haben hier nur eine unvollendete Skizze der niederschlagenden Verachtung entworfen, welche
                              mittellose Genies zu erdulden haben, und haben aus der großen Menge bloß zwei
                              Beispiele ausgehoben, welche die Wahrheit unserer Behauptung nur zu deutlich
                              erweisen: wir glauben, daß jene Haͤnde, in denen die Abhuͤlfe dieses
                              Jammers gelegen ist, das volle Gewicht derselben fuͤhlen werden. Wir haben
                              die Armuth allein als das Hinderniß betrachtet, welches dem Genie im Wege steht,
                              seine Kraͤfte auf eine wohlthaͤtige Weise zu entwikeln. Dieser
                              wichtige Gegenstand laͤßt sich aber auch noch von einer anderen Seite
                              betrachten, die, obschon sie minder deutliche Beweise des Elendes darbiethet, doch
                              nicht minder traurige und verderbliche Folgen zeigt: wie oft verlaͤßt nicht
                              ein unerzogener Mechaniker, der nur sehr unvollkommene Kenntnisse besizt, und doch
                              sich einbildet viel zu verstehen, jede andere nuͤzliche
                              Beschaͤftigung, um sich irgend einer Chimaͤre hinzugeben, die ihn
                              endlich zum Untergange fuͤhrt? Dieser Fall hat sehr haͤufig Statt,
                              obschon die Nachricht von demselben nicht so haͤufig in das Publicum gelangt,
                              und diese Verirrungen verdienen desto mehr unsere Aufmerksamkeit, je mehr sie sich
                              bei irgend groͤßeren natuͤrlichen Anlagen ereignen. Taͤgliche
                              Erfahrung zeigt die Gefaͤhrlichkeit eines solchen Geschenkes der Natur, das
                              nicht zu handhaben ist, wo es nicht durch eine hinlaͤngliche Masse von
                              Kenntnissen, die die verderblichen Ausschweifungen desselben bis zur ruhigen
                              Untersuchung herabzustimmen vermoͤgen, gezaͤhmt wird. Gaͤnzlich
                              dem ungeregelten Einfluße dieses gefaͤhrlichen Geschenkes uͤberlassen,
                              wird der nicht Wissenschaftlich gebildete Mechaniker ein Projectant, der immer nach
                              grundlosen Planen hascht, und den einen halb verdaut verlaͤßt, um dem anderen
                              nachzulaufen. Haͤufig irre gefuͤhrt durch das Gewoͤhnliche:
                              Reichthum wartet auf Gelingen; verlaͤßt er seine taͤgliche Arbeit, und
                              vernachlaͤßigt Alles, um einem Irrlichte nachzulaufen: Pepetuum mobile genannt, und ein Patent, aus dem muͤhevollen
                              Ersparnisse hart verduͤnnter Pfennige, wird nicht bloß unnuͤz, sondern
                              verderblich. Es mag wohl oͤfter der Fall seyn, daß seine Projecte sehr wohl
                              gegruͤndet sind; allein, der Mangel an Kenntniß einiger der ersten
                              Grundprincipe wird fuͤr ihn ein unuͤbersteigliches Hinderniß, welches,
                              obschon es oͤfters an und fuͤr sich unbedeutend ist, durch die
                              vergebenen Bemuͤhungen, dasselbe zu beseitigen, nur um so mehr noch
                              hinderlich wird, und verderblichen Zeit- und Geld-Verlust
                              veranlaͤßt. Jeder Tag bringt irgend eine neue Anstalt zur Abhuͤlfe
                              menschlichen Elendes in dieser oder jener Gestalt hervor: aber keine dieser
                              Anstalten wird dringender, als jene, die dieser Art von Elend abhelfen soll, und
                              keine wird mehr Gegenstaͤnde finden koͤnnen, die ihrer
                              wohlthaͤtigen Absichten wuͤrdiger waͤren: „ihr Gewinn
                                 ist der Nuzen des Publicums, und ihre Arbeiten sind die Annehmlichkeiten des
                                 Lebens.“
                              
                           
                           Nachdem wir durch lebendige Beispiele das Daseyn des Elendes erwiesen haben, welches
                              wir schilderten, und folglich auch die Nothwendigkeit eines allgemeinen
                              Zusammenwirkens zur Unterdruͤkung des immer wachsenden Uebels, wollen wir zur
                              Betrachtung der schiklichsten Mittel zur Entfernung desselben uͤbergehen, in
                              der freudigen Hoffnung, daß unsere Bemuͤhungen, sollten sie auch der Sache,
                              fuͤr welche sie sprechen, noch so unwerth seyn, nur ein kleines Vorspiel
                              desjenigen sind, was andere auf eine kraͤftigere Weise ausfuͤhren
                              werden.
                           Wenn man die vorangeschikten Thatsachen erwaͤgt, so scheint es, daß die
                              Mittel, diesem Uebel abzuhelfen, folgende Zweke erfuͤllen muͤssen:
                           1. Es muß dem, von Armuth gedruͤkten, Talente Gelegenheit verschafft werden,
                              seine Kraͤfte frei aͤußern zu koͤnnen.
                           2. Es muß demselben, noͤthigen Falles, durch einen Unterricht nachgeholfen
                              werden, der seine Kraͤfte staͤrkt und entwikelt, denselben die zur
                              Ausdauer noͤthige Maͤßigung gewaͤhrt, und das
                              Truͤgerische phantastischer Plane und mißverstandener Grundsaͤze
                              enthuͤllt.
                           3. Es muß den Arbeiten desselben solcher Schuz gewaͤhrt werden, daß verdienter
                              Lohn daraus fuͤr seine Bemuͤhungen hervorgeht.
                           Bei Erwaͤgung der hier aufgestellten Saͤze ist es vielleicht am Besten,
                              zuerst zu untersuchen, was man bisher fuͤr Wege eingeschlagen, oder
                              vorgeschlagen hat, um diese Zweke zu erreichen, und dann die schiklichsten und
                              anwendbarsten Mittel aufzusuchen, um dasjenige zu ersezen, was allenfalls noch
                              fehlen koͤnnte.
                           Ein Correspondent des London-Journal hat, soviel wir wissen, zuerst die
                              traurigen Verhaͤltnisse, in welchen sich soviele geistreiche Mechaniker
                              befinden, in der Absicht dargestellt, dieselben zu beseitigen, und eine Gesellschaft
                              als das schiklichste Mittel in dieser Hinsicht vorgeschlagen. Verschiedene Plane zur
                              Leitung derselben wurden vorgelegt. Da diese indessen etwas außer dem Bereiche der
                              Abwendbarkeit zu liegen scheinen, und wir an einem anderen Orte Gelegenheit finden
                              werden, die Verfassung einer Gesellschaft zu entwikeln, die zu unserem Zweke
                              geeignet ist, so wollen wir hier bei den Verdiensten derselben nicht laͤnger
                              verweilen. Eines unserer kleineren periodischen Blaͤtter hat sich zeither
                              dieser Sache mit Waͤrme angenommen, ist aber gegen den Plan einer
                              Gesellschaft, weil er „zu sehr den Neuerungen bloßgestellt
                                 ist,“ und schlaͤgt an der Stelle desselbe eine Ausdehnung der
                              Patent-Geseze vor, so daß der Schuz derselben auch dem Aermsten erreichbar
                              werden kann, Wenn wir diesen Vorschlag recht verstehen, so scheint es, als ob wir
                              unsere Patent-Geseze nach dem Continental-Systeme umformen sollten,
                              und wir wollen, unter
                              der Voraussezung, daß wir recht verstanden haben, die Einwuͤrfe dagegen
                              vortragen, die uns alsogleich und unwillkuͤrlich auffielen. Es ist, erstlich,
                              kaum zu erwarten, daß ein Monopol in der kurzen Zeit von
                              2 bis 5 Jahren, selbst wenn es unentgeltlich ertheilt wuͤrde (und dieses ist
                              es wahrscheinlich, was man wuͤnscht), fuͤr die Muͤhe und
                              Auslagen entschaͤdigt, die man bei Ausfuͤhrung der unbedeutendsten
                              Erfindung aufwenden muß; der kurze Schuz wuͤrde aufhoͤren, ehe irgend
                              eine durch Patent-Recht geschuͤzte Verbesserung (wir sprechen von mechanischen Verbesserungen), wenn dieselben noch so
                              leicht eingefuͤhrt werden koͤnnte, allgemein angenommen werden kann:
                              auf der einen Seite verfließen Jahre, ehe sie hinlaͤnglich bekannt wird; auf
                              der anderen braucht es Jahre, bis ein Fabrikant von der Brauchbarkeit derselben sich
                              hinlaͤnglich und so sehr uͤberzeugt, daß er seine alten Maschinen
                              aufgibt. Dieß gilt von jeder neuen Erfindung im Maschinen-Baue: so lange der
                              Fabrikant sein Maschinen-Wesen noch so leidentlich gut findet, widersezt er
                              sich jeder Neuerung, außer er wird durch Concurrenz oder durch andere aufregende
                              Verhaͤltnisse dazu gezwungen. Ferner wird ein guter Theil derjenigen, die von
                              einer solchen Patent-Erfindung Vortheil ziehen koͤnnen, warten, bis
                              die Patent-Zeit verlaufen ist, da sie dann die Vortheile dieser Erfindung
                              weit wohlfeiler erlangen koͤnnen. Und endlich bleibt der arme Erfinder, der
                              keinen Freund hat, jezt, wie ehevor, gleich fern vom
                              Ziele; er hat keinen Vortheil, keinen Nuzen von seinem Talente: sein Patent ist jezt
                              dem Raube aller derjenigen offen, die von seiner Armuth und seinem wehrlosen
                              Zustande Vortheil ziehen wollen (und solcher Edlen gibt es viele): und bleibt ihm
                              keine Moͤglichkeit auch nur Ersaz zu finden.
                           Wenn aber auch diese Einwuͤrfe wegfielen, so gewaͤhrt dieser Plan nur
                              eine halbe Maßregel. Es ist nur fuͤr vollendete
                              Erfindung gesorgt. Der arme Kuͤnstler braucht aber
                              einen Freund, mit dem er sich berathen, dem er sich anvertrauen darf. Er hat nicht
                              bloß Schuz noͤthig, und Belohnung fuͤr das, was er zu Stande gebracht
                              hat; er braucht Beistand, um die Fruͤchte seiner praktischen Beobachtungen
                              zur Reife zu bringen; um jene Kenntnisse zu erlangen, die ihn in den Stand sezen,
                              diese Beobachtungen mit der gehoͤrigen Genauigkeit anzustellen, und bei
                              Zeiten zu bemerken, wenn er mit seinen Planen auf Abwege geraͤth. Man muß ihn
                              nicht bloß belohnen, wenn er erfunden hat, man muß ihm
                              erfinden helfen; und wie koͤnnte man diese Pflicht besser erfuͤllen, als durch eine
                              Verbindung von Individuen, welchen das Wohl talentvoller Ungluͤklichen
                              redlich und warm am Herzen liegt. Man sagt dagegen, „daß dieß Eingriffen
                                 und Neuerungen die Thore oͤffnet.“
                              Das Erfindungs-Tribunal 
                                 von Amtswegen“ (Official
                              Board of Invention), das unsere Gegner vorschlagen, wird
                              dieß nicht minder. Nach beiden Planen muß ein solches „Tribunal“ vorhanden seyn, und in jedem
                              Falle muß, „um das Verdienst und den Werth der gemachten Verbesserungen
                                 vor demselben zu bestimmen“, dasselbe aus wissenschaftlich
                              gebildetenUnd praktisch erfahrnen!!! A. d. Ueb. Maͤnnern bestehen. Allein, die Mitglieder eines aͤmtlichen Tribunals (Official
                              Board) haben kein Interesse an dem Gelingen: sie
                              begnuͤgen sich damit, ihre Amts-Schuldigkeit erfuͤllt zu haben,
                              und es laͤßt sich nicht erwarten, daß ohne wechselseitiges und allgemeines
                              Interesse eine solche Angelegenheit mit der geeigneten Aufmerksamkeit
                              durchgefuͤhrt, gefoͤrdert und vollendet wird. Dieses aͤmtliche
                              Tribunal wird, wie es uns scheint, keine andere Wirkung hervorbringen, als die, die
                              wir so eben angegeben haben, und wir gestehen aufrichtig, daß wir, in dieser
                              Hinsicht, keine Veraͤnderung an den Patent-Gesezen wuͤnschen
                              koͤnnen; denn, wenn wir bedenken, wie oft diese Geseze einer neuen Revision
                              unterzogen wurden, wie viele Zeit, Sorgfalt und Kenntnisse man sowohl bei Abfassung,
                              als bei Verbesserung derselben auf sie verwendet hat, und wie sie, ungeachtet alles
                              dieses Kraftaufwandes, doch noch in vieler Hinsicht mangelhaft sind, so kann uns
                              eine solche Veraͤnderung an denselben nicht anders, dann als ein
                              zweifelhafter und gefaͤhrlicher Versuch erscheinen. So weise und umsichtsvoll
                              auch diese Geseze allerdings abgefaßt sind, so eifersuͤchtig sie auch jede
                              Art von Monopol im Auge halten, so wird es ihnen doch nicht moͤgliche in
                              jedem Falle zu entdeken, ob dasjenige, wofuͤr man ihren Schuz verlangt, auch
                              neu ist.
                           Wir sehen daher auch von Zeit zu Zeit verschiedenen Individuen Patente auf dieselbe Erfindung ertheilen; auf Dinge, die die ganze Welt
                              schon vor Jahrhunderten wußte. Die Erklaͤrung des Patentes (Specification)
                              wird dem Publicum zwar offen vor die Augen hingelegt, und wenn der
                              Patent-Traͤger ungerechte Anspruͤche wagt, koͤnnen die
                              Individuen die sich dadurch gekraͤnkt glauben, Abhuͤlfe verlangen.
                              Worin besteht aber diese Abhuͤlfe? In einem Processe! Ein Patent-Traͤger muß dasselbe Gesez gegen den
                              anderen Patent-Traͤger in Anspruch nehmen, das diesen schuͤzen
                              soll; diejenigen, die die Werkzeuge ihrer taͤglichen Arbeit jezt als das
                              ausschließende Eigenthum eines anderen erklaͤrt sehen, muͤssen
                              gleichfalls zu einem Processe ihre Zuflucht nehmen, und alle Auslagen und
                              Verdrießlichkeiten eines Rechtshandels auf sich laden, um von dem Druke ihres
                              Gegners frei zu werden, wenn sie anders nicht bei fortgeseztem Gebrauche ihres
                              rechtmaͤßigen Eigenthumes sich der Klage und der Strafe eines Eingriffes in die
                              Patent-Rechte aussezen wollen.
                           Es ist, leider, nur zu gewiß, daß dieses Uebel wirklich Statt hat: man darf nur die
                              jaͤhrlichen Patent-Listen fluͤchtig durchlaufen, um eine Menge
                              der entscheidendsten Beweise hieruͤber zu finden. Es ist offenbar
                              unmoͤglich, die haͤufigen Gesuche um Patente einer so strengen
                              Pruͤfung zu unterziehen, daß man mit aller Sicherheit die Anspruͤche
                              der Bittsteller auf Originalitaͤt geltend machen kann. Man kann nicht
                              voraussezen, daß diejenigen, deren Aufsicht diese Untersuchung anvertraut ist, mit
                              jeder bereits vorhandenen Erfindung vertraut seyn sollten, und es ist
                              unmoͤglich, alle bereits ertheilte Patente durchzusehen: wuͤrde man
                              wissenschaftlich gebildete Leute zu diesem Behufe anstellen, so koͤnnte man
                              sie als partheiische Richter in dieser Angelegenheit betrachten. Es scheint also,
                              daß dieses Uebel immer so wird bleiben muͤssen: das einzige Mittel, daß
                              dasselbe nicht noch aͤrger wird, ist die laͤstige, aus diesem Grunde
                              vielleicht aber auch zugleich nothwendige, Taxe fuͤr
                                 Talente; diese ungeheuere Ausgabe, die man fuͤr ein Patent machen
                              muß. Wollte man die Taxe aufheben, oder auch nur herabsezen, so wuͤrden noch
                              mehr Gesuche um Patente eingereicht, und es muͤßten folglich noch mehr Patente ertheilt werden; die Patente wuͤrden
                              noch mehr und bis zur verderblichsten Unzahl vervielfaͤltigt werden, und in
                              demselben Verhaͤltnisse wuͤrden die Nachtheile unuͤberlegter
                              Patent-Vertheilungen zunehmen muͤssen.
                           Die Society of Arts hat einen großen Namen, große
                                 Einkuͤnfte, und gibt jaͤhrlich einen Band heraus, in welchem die
                                 Preise, die sie ausschreibt, und die Belohnungen, die sie vertheilte, gedrukt
                                 erscheinen; man koͤnnte also (und wenn man nach dem Scheine urtheilen
                                 will, wird man auch) glauben, daß diese Gesellschaft eine maͤchtige
                                 Stuͤze fuͤr huͤlflose Talente ist: es ist aber offenbar,
                                 daß sie den beiden Duldern, deren Leidensgeschichte wir oben erzahlten, keine
                                 anpassende Belohnung ertheilen konnte. Außer den Aufmunterungen, welche sie
                                 kleinen Maͤdchen und Jungen ertheilt, damit sie Zeichnen lernen, sehen
                                 wir in der That nichts Gutes, was sie hervorbringt. Es ist offenbar, daß sie.
                                 Erfindungen, die wirklich von wahrem Werthe sind,
                                 nicht zu belohnen im Stande ist, und es ist eben so offenbar, daß solche
                                 Erfindungen ihr gar nie werden vorgelegt werden: denn wer wird die Vortheile
                                 eines Patentes mit einem Praͤmium vertauschen wollen, das nicht einmahl
                                 die Auslagen ersezt, die man fuͤr seine Erfindung machen mußte; ja sogar
                                 in vielen Faͤllen nicht einmahl die Kosten des Modelles traͤgt,
                                 welches die Gesellschaft verlangt, oder die Muͤhe und Auslagen, um bei
                                 den langen und gedehnten Sizungen derselben die Aufwartung machen zu
                                 koͤnnen. Unter denjenigen, die aus ihren Arbeiten Nuzen
                                 ziehen wollen, wird man diesen Mann nicht finden. Die Jahres-Listen
                                 uͤber die ausgeschriebenen Belohnungen biethen einen hoͤchst
                                 unterhaltenden Contrast zwischen den Individuen dar, welche dieselben in
                                 Anspruch nahmen, und denjenigen, welchen sie erhielten. Beurtheilt man die
                                 Gesellschaft nach den einen, so wird man sie unter der Menge nuͤzlicher
                                 Institute Europens hoch ansezen muͤssen; nach den anderen aber sinkt sie
                                 zu den unbedeutendsten herab. Wir waͤhlen aus den Buͤchern dieser
                                 Gesellschaft nur folgende Belohnung, die in mehreren Sizungen nach einander
                                 ausgeschrieben wurde, und die als schoͤnes Beispiel statt aller
                                 uͤbrigen gelten mag. N. 244. Demjenigen, der
                                 eine Maschine zur Foͤrderung der Kohlen oder Erze aus den Gruben angeben
                                 wird, die besser ist, als irgend eine bisher gekannte und gebrauchte, und deren
                                 Anwendung wohlfeiler zu stehen kommt, die goldene Medaille oder 50 Guineen, wenn
                                 er sie der Gesellschaft mittheilt.“ Wenn diese Maschine besser seyn soll, als irgend eine bisher bekannte oder
                                 gebraͤuchliche, so muß sie besser seyn, als die Dampf-Maschine; so muß der Erfinder die Vortheile
                              eines Patentes aufgeben, und der Gesellschaft noch ein Modell liefern; und dieß
                              alles fuͤr 50 Guineen, und fuͤr die Ehre (bald haͤtten wir diesen wichtigen Umstand
                              vergessen), diese Summe aus den Haͤnden der Gesellschaft zu empfangen.
                           Ein anderer Preis wurde auf ein Mittel ausgeschrieben, das Auffiegen der
                              Pulvermuͤhlen zu verhindern. Der Preiswerber sollte aber Zeugnisse von einem
                              oder von mehreren Pulvermuͤllern darlegen, daß man ihre Muͤhlen mit
                              aller Sicherheit angezuͤndet hat. Die uͤbrigen Preisaufgaben sind
                              groͤßten Theiles eben so absurd, und es wundert uns durchaus nicht, daß diese
                              Aufgaben nicht geloͤst wurden.
                           Eine Gesellschaft, die so große Capitalien besizt, koͤnnte, wenn sie
                              gehoͤrig geleitet wuͤrde, von großem Nuzen werden; allein in ihrer
                              gegenwaͤrtigen Verwaltung ist sie schlechter als gar keine, und kann folglich
                              fuͤr unsere Absichten, zu gar nichts nuͤzen.
                           In dieser Ruͤksicht muͤssen wir hier auch noch zweier vereinter
                              Gesellschaften von Capitalisten erwaͤhnen, die unter der Firma „Englischer und auslaͤndischer
                                    Patent-Verein“ (The British
                                 and Foreign Patent Association) und „Englische Erfindungs- und
                                    Entdekungs-Compagnie“ (The British Invention and
                              Discovery Company) bestehen, und welche beide, nebst anderen Zweken, auch die
                              Absicht haben, armen Erfindern die Mittel zu verschaffen, Patente sich ertheilen
                              lassen zu koͤnnen. Wir haben keine ausfuͤhrliche Entwikelung dieser
                              ihrer Absichten zu Gesichte bekommen, und koͤnnen daher kein Urtheil
                              uͤber den wahrscheinlichen Nuzen faͤllen, den sie gewaͤhren werden; wir
                              haben aber allen Grund zu besorgen, daß eine Gesellschaft, deren einziger Zwek es
                              ist, von den Talenten anderer Vortheil zu ziehen,
                              schwerlich jener Freund des nothleidenden Kuͤnstlers seyn kann, den wir
                              suchen.
                           Die bisher betrachteten, vorgeschlagenen oder ausgefuͤhrten, Plane beziehen
                              sich lediglich auf Belohnung des talentvollen Mechanikers
                              wir glauben alles zusammengestellt zu haben, was in den neuesten Zeiten in Hinsicht
                              auf diesen Gegenstand gethan und geschrieben wurde. Wir kommen nun auf den wichtigen
                              Gegenstand – Bildung desselben.
                           Das Londoner-Institut fuͤr Mechaniker (London
                                 Mechanic's Institute) ist gegenwaͤrtig die einzige Anstalt, die in
                              die ser Hinsicht zu London vorhanden ist. Es scheint uns unmoͤglich, daß ein
                              Institut dieser Art einzig und allein durch Beitraͤge derjenigen unterhalten
                              wird, fuͤr deren Wohl es errichtet ist, wenn man nicht weit mehr
                              Haͤller von dem armen Mechaniker erpressen will, als er fuͤglich
                              ersparen kann, und eben dadurch einen der Hauptzweke dieses Institutes verfehlt:
                              Verbesserung des Zustandes der arbeitenden Classe. „Man kann das
                                 Londoner-Institut keinesweges als guͤltigen Beweis gegen uns anfuͤhren, indem dasselbe durch
                                 reichliche Geschenke einzelner großmuͤthiger Individuen gegruͤndet
                                 wurde, und dadurch auch unterhalten wird. Zieht man diese Geschenke aus dem
                                 Fonde derselben weg, und laͤßt man ihm bloß die Beitraͤge der
                                 Mitglieder, so wird es nur als Beweis fuͤr unsere Behauptung dienen:
                                 denn, so zahlreich auch die Mitglieder desselben gegenwaͤrtig sind, (und
                                 es laͤßt sich erwarten, daß die Zahl derselben nach einiger Zeit sich
                                 vermindern wird), so koͤnnen sie doch nimmermehr die schweren Ausgaben
                                 bestreiten, die jezt schon nothwendig geworden sind.Im ersten Berichte der Edinburger Kunstschule (Edinburgh School of Arts) heißt es: „Man wird
                                          einsehen, wenn man einen Blik in die Zukunft wirft, wo die Gluth der
                                          Neuheit sich gekuͤhlt haben wird, daß man gehoͤrig
                                          gebildete Lehrer nur unter Belohnungen wird erhalten koͤnnen,
                                          wodurch die Lage derselben so gebessert wird, daß ein Mann von
                                          Erziehung es der Muͤhe werth finden kann, eine solche Stelle
                                          zu suchen, und daß, wenn die Beitrage niedrig bleiben sollen, was
                                          durchaus nothwendig ist, durch Subscription
                                             oder auf andere Weise neue Quellen fuͤr die Einnahme
                                             eroffnet werden mussen.“
                                       A. d. O.
                                 
                              
                           Dieses Institut ist bereits der Gegenstand so verschiedener und entgegengesezter
                              Meinungen geworden, welche in manchen Faͤllen so sehr mit aller Galle des
                              Partei-Geistes durch gefuͤhrt wurden, daß wir fuͤrchten, manche
                              unserer Leser werden uns kaum das Vertrauen schenken, daß wir diesen Gegenstand mit
                              aller Unparteilichkeit eroͤrtern. Diejenigen, die, wie wir selbst, keiner
                              politischen Partei angehoͤren, und folglich (denn dieß folgt als
                              Corollarium), keine Partei bei dieser Untersuchung bilden, werden, wir sind es
                              uͤberzeugt, unserer Meinung beitreten, daß, unter der gegenwaͤrtigen
                              Verwaltung, dieses Institut, wenn nicht ganz unnuͤz ist, doch wenigstens mehr Uebles, als Gutes bringt.
                           Die urspruͤngliche Absicht dieses Institutes war wohlwollend und
                              hoͤchst nuͤzlich: „Unterricht der Mitglieder in den
                                 Grundsaͤzen der Kunst, die sie ausuͤben, und in den verschiedenen
                                 Zweigen nuͤzlicher Kenntnisse.“ Allein das Ungluͤk
                              wollte, daß dieses Institut von seiner Entstehung an unter der Leitung von
                              Maͤnnern war, die von Vorurtheilen des Partei-Geistes maͤchtig
                              ergriffen waren; der Unterricht erhielt folglich einen starken Geruch von diesem
                              besonderen Zweige von Kenntnissen. Der wuͤrdige Praͤsident widersprach
                              zwar in seiner Einweihungs-Rede, anspielend auf Bemerkungen dieser Art, die
                              sich schon fruͤhe im Publicum verbreiteten, „aller Absicht auf
                                 Einmengung politischer Ansichten,“ und wir wissen, daß, was seine
                              Person betrifft, er die Wahrheit sprach; allein, wie schnell ist nicht, mit
                              Beihuͤlfe seiner Mitarbeiter, dieses Institut zum Werkzeuge einer Partei
                              geworden! Freiheit und Unabhaͤngigkeit sind der Stoff einer jeden
                              abgehaltenen Rede geworden, und ein heftiger Partei-Geist beseelte jede
                              Sizung.Man sehe die Reden bei der Eroͤffnung des Institutes,
                                    vorzuͤglich jene Brougham's, Hume's, Tortens's etc., bei dem Gastmahle der Jahresfeier. A. d. O. Man sagte den Arbeitern auf eine liebevolle Weise, wie ungerecht die Geseze
                              dieses Landes gegen dieselben waͤren; die Fragen uͤber Emancipation
                              der Katholiken und Parlaments-Reform wurden nicht bloß geduldet, sondern in
                              Schuz genommen und beklatscht, und es stand nicht lauge an, so bekannte sich eine
                              Stuͤze dieses Institutes oͤffentlich zu diesen Grundsaͤzen, und
                              empfahl dringend Vorlesungen uͤber polemische Theologie und Politik. Wir
                              sprechen hier von einer, neulich aus der Feder des Hrn. Brougham ausgeflossenen Broschuͤre, und sagen voraus, daß, wenn
                              dieses Institut laͤnger unter solcher Leitung bleibt, es zum Mistbeete der
                              Zwietracht und Abtruͤnnigkeit von der wahren Kirche wird.
                           Dieß ist die Bildung, die der Verfasser Verbreiter zu sehen wuͤnscht, denn
                              hierauf legt er den groͤßten Nachdruk, und unterstuͤzt seine Ansicht
                              mit dem kindischen Argumente: „Was koͤnnte daraus auch fuͤr
                                 ein Nachtheil erwachsen? Wenn die Kirche wirklich gut, die Constitution wirklich gut
                                 ist, so kann sie durch pruͤfende UntersuchungenEs heißt in Hrn. Brougham's Broschuͤre:
                                       „Man kann sich keine groͤßere Wohlthat denken, als
                                          diejenigen der Welt erweisen wuͤrden, die eine wohl
                                          uͤberlegte Auswahl aus den Werken unserer besten
                                          Schriftsteller uͤber Moral, Politik und Geschichte
                                          veranstalteten, und dieselbe in wohlfeilen Ausgaben heftweise
                                          besorgten.“
                                       Warum sollten politische Werke nicht eben so gut, als andere in
                                          wohlfeilen Ausgaben und heftweise erscheinen.“ S. 4.„Dem Volke erlauben, oder vielmehr dasselbe einladen, an solchen Unternehmungen Theil
                                          zu nehmen, ist nicht bloß nicht
                                             gefaͤhrlich, sondern selbst wohlthaͤtig
                                          fuͤr den Staat.“Und warum sollte nicht jeder Gegenstand, der die Staatswissenschaft,
                                          zum Theile oder im Allgemeinen betrifft, in wohlfeilen Ausgaben
                                          behandelt werden koͤnnen?“„Die Mißbraͤuche, welche sich durch die Laͤnge
                                          der Zeit in unsere Constitution eingeschlichen haben; die Fehler,
                                          die man bei Verwaltung derselben begeht, und die Verbesserungen,
                                          welche durch veraͤnderte Umstaͤnde, selbst in den
                                          Grundsaͤzen derselben, nothwendig geworden sind,
                                          koͤnnen hoͤchst zwekmaͤßig auf dieselbe Weise
                                          erlaͤutert werden.“ S. 5.„Es ist kein Grund, warum Moral-Philosophie und Politik
                                          nicht in oͤffentlichen Vorlesungen
                                          erklaͤrt werden soll.“ S. 11.„Vorlesungen uͤber Moral und Politik werden auch dort
                                          an genehm seyn, wo es den Lehrern der Chemie und Mechanik an Feld
                                          gebricht.“ S. 27. A. d. O. nicht leiden.“ Allerdings wird, dem Himmel sey Dank! unsere
                              Kirche und unsere Constitution immer desto hoͤher in der Achtung
                              verstaͤndiger Maͤnner emporsteigen, je strenger man sie untersucht und
                              pruͤft. Wird aber der Narr jemahls uͤber irgend einen Gegenstand eben
                              so urtheilen, wie der Weise? Wird der unerzogene Mechaniker die feingesponnenen
                              Raͤsonements des Atheisten aufzuwinden, oder die Ungluͤk verbreitenden
                              Tiraden undankbarer Unterthanen durchzuschauen vermoͤgen? Diesem Zweken soll
                              jedoch der Mechaniker „jeden aͤnderten Tag eine Stunde oder
                                 zwei“ opfern: dieß ist der nuͤzliche Unterricht, den er empfaͤngt. Wie kann man hier
                              von Zeit- und Geld-Ersparungen sprechen, und in demselben Athem zeigen
                              und rathen, wie man beide wegwerfen soll? Der Mechaniker soll jeden Augenblik dem
                              Studium der Grundsaͤze seiner Kunst widmen, und den Rest dazu verwenden, Gott
                              und seinem Koͤnige fremd zu werden!
                           Dieß ist die Außenseite dieses Werkes, dessen Inneres uns
                              den reinen Hibernicismus darstellt. Der philanthropische Verfasser wuͤnscht
                              keine andere Kraft im Volke, als die der Whiggs, und alles, was der Kuͤnstler
                              an Zeit und Geld ersparte, soll dem Erwerbe der Grundsaͤze derselben geopfert werden. Das ist fuͤrwahr ein
                              tiefes Studium, und es war sehr gut ausgedacht, jeder
                              Fabrik einen Vorleser zu empfehlen, da es nur wenigen gegoͤnnt scheint, eine
                              Sache so tief zu
                              ergruͤnden, daß sie bis auf diese Grundsaͤze hinab gelangt
                              waͤren. So erwekt man und naͤhrt man auf die uͤppigste Weise
                              den Geist der Erfindung; so erhebt man den britischen Kuͤnstler uͤber
                              jeden anderen in Europa. Es ist offenbar, daß diese Schrift keinen anderen Zwek
                              hatte, als Projekten fuͤr das politische Glaubensbekenntniß des Verfassers zu
                              machen, und daß die Volks-Erziehung nur Nebensache war: denn die
                              Haͤlfte einer jeden Seite dieser Schrift ist der Freiheit und
                              Unabhaͤngigkeit gewidmet.„Es scheint aber rathsam, daß selbst dort, wo man unentgeltlichen
                                       Beistand erhalten kann, etwas einer anstaͤndigen Belohnung
                                       Aehnliches herbeigeschafft werden sollte, sowohl um den Grundsaz der
                                       Unabhaͤngigkeit unter der arbeitenden Classe aufrecht zu
                                       erhalten, als um zugleich auch fuͤr genauere und
                                       regelmaͤßige Erfuͤllung der Pflichten derselben zu
                                       sorgen.“ S. 12.„Ich habe gesagt, daß man sowohl fuͤr die Unabhaͤngigkeit dieser Unternehmungen,
                                       als fuͤr das Gedeihen derselben sorgen muͤsse. Ich, meines
                                       Theiles, bin sehr geneigt jeden Vortheil, den die Masse des Volkes in
                                       Hinsicht auf Unterricht durch Vermehrung seiner Abhaͤngigkeit von
                                       seinen Vorgesezten erhalten soll, fuͤr etwas zweideutig zu
                                       halten: wenigstens bringt er eben soviel Unheil, als Gutes.“
                                    S. 16 etc. A. d. O. Der arme Kuͤnstler muß fuͤr sein Lernen bezahlen; denn sonst
                              verliert er seine Freiheit, wenn er umsonst hoͤrt; er muß die Vorlesungen
                              uͤber Politik hoͤren, denn sonst verliert er seine
                              Unabhaͤngigkeit. Es gibt auch eine Art von Sclaverei in religioͤsen
                              Meinungen; er muß also Formen verachten lernen, und der Natur und Thom. Paine
                              folgen.
                           Wie kann man erwarten, daß dieses Institut unter solchen Fuͤhrern gedeihen
                              kann? Wir verstehen unter Gedeihen, eine wohlthaͤtige Wirkung erzeugen;
                              gedeihen mag es in einem anderen Sinne; es ist aber nicht immer die gute Sache,
                              welcher die Meisten anhaͤngen. Indessen ist dieß aber nicht der einzige
                              Fehler, in welchen man bei diesem Institute verfiel; wir koͤnnen die
                              Grundsaͤze uͤberhaupt nicht billigen, auf welche man es
                              gruͤndete. Es ist ein nicht zu billigender Geist, den man hier so ernstlich
                              einschaͤrft. (Denn es ist durch nichts begruͤndet), daß man jeden
                              unentgeltlichen Unterricht verschmaͤhen soll. Dieß geschieht, sagt man, um
                              bei den Mitgliedern des Hauses jene Theilnahme an dem Wohle desselben zu erhalten,
                              die fuͤr sein Wohl so nothwendig ist. Es ist wahr, wir gestehen es, daß, wenn
                              ein armer Kuͤnstler seinen Beitrag bezahlt hat, er
                              sich, natuͤrlich, interessirt fuͤhlen wird, etwas dafuͤr
                              zuruͤk zu erhalten; wie oft wird er aber seinen hart verdienten Pfennig
                              ansehen und Anstand nehmen, indem er zwischen den Vortheilen, die er zu erwarten,
                              und der Auslage, die er zu machen hat, schwankt, ehe er sich entscheiden kann,
                              soviel, von seiner geringen Ernte hinzugeben. Wir glauben (ohne den
                              unersaͤttlichen Durst nach Kenntnissen in Betrachtung zu ziehen, von welchem, wie wir
                              hoͤren, die Leute so sehr geplagt sind, daß die Handwerksleute noch mehr
                              Interesse finden wuͤrden, wenn die Taxe auf ein Viertel ihres
                              gegenwaͤrtigen Betrages herabgesezt wuͤrde; wenn sie aber
                              verschmaͤhen sollten, ihren „brennenden Durst“ auf eine
                              so wohlfeile Weise zu loͤschen, so koͤnnte man ihren
                              verwoͤhnten Gaumen vielleicht durch den Kizel der Ehre reizen. Ein anderer Grund, warum diese armen Leute ein
                              Fuͤnftel ihres jaͤhrlichen Verdienstes hergeben sollen, um, ungeachtet
                              ihres heftigen Durstes nach Unterricht, Geschmak und Interesse an demselben zu
                              finden, ist dieser, daß man die Lehrer anstaͤndig bezahlen kann, damit sie
                              nicht unterlassen, ihre Pflichten regelmaͤßig zu erfuͤllen. Der lezte
                              und unverantwortlichste Grund aber ist die Erhaltung des „Grundsazes der
                                 Unabhaͤngigkeit unter der arbeitenden
                                 Classe.“ Dieß ist der wahre Grund: die alte Leier wird hier wieder
                              angeschlagen. Allein, Niemand wird sich einbilden, daß die Kuͤnstler um ein
                              Tuͤpfelchen mehr abhaͤngig werden koͤnnten, wenn man nicht wuͤnschte, daß sie es
                                 wuͤrden. Diesen Wunsch sprechen die Eigenthuͤmer dieses
                              Institutes selbst aus, und ziehen auf denselben hin: wir sehen die Mitglieder dieses
                              Institutes zu der niedrigsten Abhaͤngigkeit von denjenigen verdammt, die so
                              heftig gegen alle Abhaͤngigkeit das Wort erheben. Aus solchen Gruͤnden
                              schließt man, daß die Leitung aller Angelegenheiten lediglich in den Haͤnden
                              derjenigen belassen werden sollte, fuͤr deren unmittelbaren Gewinn ein
                              solches Institut berechnet ist. Allein, auch hierin sind wir einer anderen Meinung,
                              und drei Viertheile der Institute fuͤr Mechaniker, die neulich in unserem
                              Koͤnigreiche entstanden,Wir fuͤhren hier nur die Institute zu Leeds, Manchester und Aberdeen
                                    an, die neuerlichst errichtet wurden, und die Kunstschule zu Edinburg. In
                                    dem ersten Berichte dieser Schule heißt es: „Es versteht sich, daß
                                       Leute von Erziehung den Gang, welchen der
                                       Unterricht zu nehmen hat, wenn er seinen Zwek erreichen soll, und welche
                                       Buͤcher in der Bibliothek hierzu am besten taugen, eher zu
                                       bestimmen im Stande sind, als Ungebildete. Der
                                          Lernende soll nichts anderes zu thun haben, als bei dem Unterrichte,
                                          so wie in einer Schule, gegenwaͤrtig zu seyn. A. d.
                                          O.
                                     bestaͤtigen uns in unserer Meinung. Da wir sie als Schulen fuͤr Erwachsene betrachten, so sehen wir
                              nicht ein, wie die Schuͤler die Leitung ihrer
                              eigenen Tutel haben sollten, oder auch nur dazu faͤhig, seyn
                              koͤnnten.
                           Wenn aber auch diese Institute fuͤr Mechaniker vollkommen im Stande
                              waͤren, ihre Zweke zu erfuͤllen, so muͤßten wir dieselben doch
                              immer verwerfen, indem sie zu unserem vorliegenden Zweke nicht taugen: denn wir sind
                              der Meinung, daß allem Elende des armen Mechanikers auf die kraͤftigste Weise durch ein einziges Institut abgeholfen werden kann. Wie dieses
                              einzurichten ist, so daß aller Mißbrauch, der sich in aͤhnliche Verbindungen
                              eingeschlichen hat, beseitigt werden kann, ist ein schwieriges, aber, wie wir sicher
                              hoffen, nicht unmoͤgliches Unternehmen.Wir enthalten uns, bis zum Beschluße im naͤchsten Hefte, aller
                                    weiteren Anmerkungen uͤber diesen Aufsaz, aus welchem mancher Leser
                                    eine ganz andere Ansicht von England gewinnen wird, als man
                                    gewoͤhnlich hat. A. d. Ueb.
                              
                           
                        
                           
                              (Der Beschluß im naͤchsten Hefte.)