| Titel: | Ueber Theorie und Praxis beim Heizen und Lüften der Gebäude. Von Thom. Tredgold, Baumeister etc. | 
| Fundstelle: | Band 17, Jahrgang 1825, Nr. LXXXIII., S. 390 | 
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                        LXXXIII.
                        Ueber Theorie und Praxis beim Heizen und Lüften
                           der Gebäude. Von Thom.
                              Tredgold, Baumeister etc.
                        Aus dem Edinburgh Philosophical Journal. Januar. 1825.
                              S. 38. April. 1825. S. 260.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              IX.
                        Tredgold, über Theorie und Praxis beim Heizen und Lüften der
                           Gebäude.
                        
                     
                        
                           Am Winter wollen wir kuͤnstliche Waͤrme; im
                              Sommer suchen wir, fuͤr eine kurze Zeit uͤber, Kuͤhlung; zu
                              jeder Jahreszeit aber brauchen wir reine und gesunde Luft. Wo man sparen, und
                              zugleich gesund und bequem seyn will, lassen sich diese Bedingungen nicht immer
                              vereinigen. Die Grundsaͤze, auf welchen die Bewegung unsichtbarer elastischer
                              Fluͤßigkeiten beruht, sind selten von denjenigen gehoͤrig verstanden,
                              die sich mit Ventilations-Einrichtungen befassen, und uͤber die noch
                              weit dunklere Theorie der Waͤrmeleitung hat man die absurdesten Meinungen
                              verbreitet. Es gibt wenig Leute, die sich die Muͤhe geben, selbst zu denken;
                              wahrscheinlich, weil man sich auch nur selten die Muͤhe genommen hat, diesen
                              Gegenstand auf Grundsaͤze zuruͤkzufuͤhren, oder denselben
                              fuͤr diejenigen zugaͤngig zu machen, die damit bekannt werden wollen,
                              und vorzuͤglich fuͤr die, welche Charlatanerie von Wissenschaft
                              unterscheiden lernen wollen.
                           Ich will hier eine gedraͤngte Uebersicht der Grundsaͤze der Heizkunst,
                              insofern sich dieselbe mit dem Heizen der Wohnungen beschaͤftigt, aufstellen,
                              und die verschiedenen Methoden desselben angeben, vorher aber den noch weit
                              wichtigeren Gegenstand, die Luͤftung oder Ventilation, entwikeln.
                           
                        
                           Ueber die Luͤftung der Gebaͤude.
                           Ich kenne nichts Angenehmeres fuͤr die Sinne und nichts Wesentlicheres
                              fuͤr die Gesundheit, als reine und gesunde Luft;„Die Luft ist eine Schuͤssel, aus welcher man in jeder
                                       Minute zwanzig Mahl ißt“, sagt der alte Evelyn zu denjenigen, die mehr durch den Magen, als mit dem Kopfe
                                    lernen. A. d. Ueb. aber auch nichts, was weniger sorgfaͤltig und weniger
                              wissenschaftlich behandelt worden waͤre, als die Kunst, zu derselben zu
                              gelangen. Nur der allmaͤchtige Einfluß der Gewohnheit, der uns immer in den
                              Fußstapfen unserer Voraͤltern fortgaͤngelt, waͤhrend in anderen
                              Kuͤnsten Fortschritte gethan wurden, die eine Verbesserung in der
                              Luͤftung unserer Wohnungen nothwendig machen, scheint diesen Widerspruch
                              erklaͤren zu helfen.
                           
                              „In den geraͤumigen Wohnungen »der Alten«
                                 konnte der Wind frei durchblasen, und zwischen der Austaͤfelung und der
                                 Mauer hatte die Luft auch noch einen weiten Spielraum zu ihrem
                                 Durchzuge.“
                              
                           Es kann auch nur Gewohnheit seyn, welche das ununterbrochene Sizen auf der Bank und
                              vor dem Schranken in der verdorbenen Luft und bei der erhizten Temperatur eines
                              Gerichts-Hofes moͤglich macht. Es muß Gewohnheit seyn, die die
                              widrigen Ausfluͤße eines Krankenhauses die Aerzte verachten macht;Der hoͤchst ehrenwerthe Herr Tredgold thut
                                    den Aerzten hier Unrecht, daß er denselben so grob uͤber die Nase
                                    faͤhrt; Aerzte waren es, die zuerst auf Luͤftung in Wohnungen,
                                    wie in Spitaͤlern, Kerkern und auf Schiffen drangen, und sie auch
                                    ausfuͤhrten. Beweise hiervon liefert auch unser liebes Vaterland
                                    Baiern, wo die beiden HHrn. v. Haͤberl,
                                    die ersten Aerzte dieses Landes, in dem von ihnen erbauten Hospitale zu
                                    Muͤnchen in Hinsicht auf Reinigung der Luft nichts zu
                                    wuͤnschen uͤbrig ließen; Schade nur, daß man aus diesem
                                    herrlichen Gebaͤude in neueren Zeiten wieder eine Arche Noah's
                                    gemacht hat. A. d. Ueb. denn es ist gewiß, daß diese nicht unter die nothwendigen Uebel
                              gehoͤren: ehe ich aber Hospitaͤler, Gerichtshoͤfe, Fabriken und
                              Armenhaͤuser, besuchte, bloß um zu sehen, wie sie geluͤftet werden,
                              hatte ich keine Idee von der Groͤße dieser Uebel. Ich fand zwar nicht alle
                              diese Anstalten gleich schlecht geluͤftet; einige derselben konnten auch
                              wirklich leicht besser
                              geluͤftet werden; und in einigen Faͤllen bemerkte ich, daß
                              Reinlichkeit in einem gewissen Grade den Mangel an frischer Luft ersezt.
                           Wir sind den Arbeiten des, Dr. Hales uͤber diesen
                              Gegenstand vielen Dank schuldig; die meisten Schriftsteller aber, wenn nicht alle,
                              die seit Dr. Hales mit diesem Gegenstande sich
                              beschaͤftigen, beschraͤnkten ihre Aufmerksamkeit bloß darauf, jene
                              Menge von Luft herbeizuschaffen, welche, nach Dr. Hales
                              Beobachtungen, durch das Athemholen verdorben wird. Wenn ein solcher Wechsel die
                              Luft-Masse in einem Zimmer in einem Zustande von Reinheit erhielte, so
                              waͤre der erste Zwek der Ventilation erreicht; allein, es ist einleuchtend,
                              daß, wenn man nicht alle verdorbene Luft aus demselben wegschafft, dieselbe sich
                              immer mehr anhaͤufen muß; denn, da alle gasfoͤrmigen Koͤrper
                              eine Neigung besizen sich zu vermischen, wenn sie lange unter sich in
                              Beruͤhrung bleiben; so muß die aus den Lungen ausgeathmete Luft sich damit
                              verbinden, und, insofern, alle Luft in dem Zimmer verderben. Der bloße Austausch
                              eines Theiles dieser Luftmischung gegen einen gleichen Theil frischer Luft wird die
                              Luft in dem Zimmer nur durch Entfernung desjenigen Theiles der ganzen Menge
                              verdorbener Luft reinigen, welcher durch einen Bruch ausgedruͤkt wird, dessen
                              Zaͤhler die entfernte Luft, und dessen Nenner das ganze Volumen der Luft in
                              dem Zimmer ausdruͤkt. Es muß also entweder sehr viel Luft durch die
                              Ventilation entfernt werden, oder man muß suchen, Mittel zu finden, jene Luft zu
                              entfernen, die zum Athemholen untauglich ist, so bald dieselbe erzeugt wird?
                           In der Praxis ist es immer unbequem, große Mengen frischer Luft einzulassen; im
                              Winter kommt es zu theuer, im Sommer wird alles dadurch voll Stand, und im
                              Fruͤhjahre und Herbste ist dieß bei unserem wandelbaren Klima beinahe
                              durchaus unmoͤglich. Wir sind daher gezwungen fuͤr Mittel zu sorgen,
                              durch welche die schaͤdliche Luft entfernt wird, ehe dieselbe Zeit hatte,
                              sich mit der in dem Zimmer vorhandenen Luft zu verbinden: wir werden zu dieser
                              Sorgfalt nicht wenig durch die Bemerkung ermuntert, daß die Natur auf eine solche
                              Weise fuͤr die Entfernung der aus den Lungen ausgestoßenen Luft sorgte, daß
                              wir dieselben in der freien Luft nie wieder athmen koͤnnen. Die Luft verliert
                              bei dem Athmen ihren Sauerstoff, und dieser Verlust wird durch ein beinahe gleiches
                              Volumen kohlensauren Gases ersezt, welches in dem Verhaͤltnisse von 1: 0,725
                              schwerer ist. Die aus den Lungen ausgestoßene Luft hat eine Temperatur von beinahe
                              90° F. (+ 25,78 R.) und ist beinahe, wenn nicht vollkommen, mit der unter
                              dieser Temperatur moͤglichen Dunstes gesaͤttigt, welcher Dunst, so wie
                              der Stikstoff, leichter als die atmosphaͤrische Luft ist. Die Mischung aus
                              Stikstoff, kohlensaurem Gase, und Dunst, welche aus den Lungen kommt, ist folglich
                              specifisch leichter, als die atmosphaͤrische Luft, und steigt mit bedeutender
                              Schnelligkeit in die Luft empor; die bedeutende Pause, die zwischen jedem Ausathmen
                              Statt hat, laͤßt dieser Mischung Zeit in die Hoͤhe empor zu steigen,
                              und waͤhrend dieser Zeit kann eine neue Masse frischer Luft zum Athemholen
                              wieder herbeistroͤmen.
                           Die aus den Lungen ausgeathmete Luft verbreitet sich allmaͤhlich in jenen
                              Luftschichten, durch welche sie aufsteigt; es muß also dafuͤr gesorgt werden,
                              daß eine weit groͤßere Menge Luft entfernt wird, als diejenige ist, welche
                              aus den Lungen ausgeathmet wird; es ist aber zugleich auch offenbar, daß, wenn die
                              ganze Luftmasse in einem langsamen Zuge in die Hoͤhe steigt, und oben im
                              Zimmer Loͤcher angebracht sind, durch welche sie entweichen kann, die
                              Vertheilung derselben weit geringer seyn wird, als in stiller Luft, und um vieles
                              geringer, als wenn sie in ihrem Aussteigen durch niedersteigende Stroͤme
                              kalter Luft gehindert wild. So lange die verdorbene Luft ihre Hize behaͤlt,
                              wird sie leichter seyn, als die gemeine atmosphaͤrische Luft, und folglich
                              mit groͤßerer Schnelligkeit hinaufsteigen, und bei den Oeffnungen
                              hinaustreten; wenn sie aber so lange zuruͤkgehalten wird, daß sie dieselbe
                              Temperatur bekommt, wie die atmosphaͤrische Luft, wird sie niedersinken, sich
                              verbreiten, und die uͤbrige Luft in dem Zimmer verderben.
                           
                           Es ist demnach offenbar, daß die Ventilation ununterbrochen fort Statt haben muß, so
                              lange ein Zimmer bewohnt ist; daß die erhizte Luft bei dem obersten Theile des
                              Zimmers hinausgelassen, und die kalte frische Luft bei dem untersten Theile
                              hereingelassen werden muß; daß, ehe man in einem Zimmer sich aufhaͤlt, es
                              tuͤchtig geluͤftet werden muß, so wie, wenn man dasselbe
                              verlaͤßt, damit alle schaͤdlichen Ausfluͤße, welche sich
                              allenfalls waͤhrend der unvollkommenen Ventilation anhaͤufen konnten,
                              vollkommen entfernt werden. Bei warmer Witterung kann fuͤr den lezten Fall
                              noch dadurch nachgeholfen werden, daß man Wasser im Zimmer aufsprizt, oder damit
                              waͤscht.
                           Es ist aber nur zu gewoͤhnlich, daß man ein Zimmer eine erstikende Temperatur
                              annehmen laͤßt, ehe man dasselbe ventilirt; daß man fuͤr keinen Ort
                              sorgt, durch welchen kalte Luft anders, als bloß zufaͤllig,
                              herbeigefuͤhrt werden kann, und daß endlich, wenn man ja fuͤr
                              Herbeifuͤhrung kalter Luft sorgt, dieselbe an dem oberen Theile des Zimmers
                              herbeigefuͤhrt wird, wo sie ehe die Ventilation unterbricht, als daß sie
                              dieselbe foͤrderte.
                           Zuweilen geschieht es durch Mangel an Aufmerksamkeit fuͤr Ventilation, daß die
                              Luft einen solchen Grad von Dichtigkeit erreicht, daß sie, obgleich waͤrmer,
                              doch mit der aͤußeren Luft in Gleichgewichte steht. In diesem Falle
                              nuͤzt es, bei vollkommen stillem Wetter, nichts, wenn man Fenster und
                              Ventilatoren oͤffnet; es wird nothwendig, entweder durch mechanische
                              Kraͤfte, oder durch Hize, die Luft zu erneuern. In Spitaͤlern und
                              groͤßeren Gebaͤuden aͤhnlicher Art wird es nothwendig
                              fuͤr solche Mittel zu sorgen, um einen regelmaͤßigen Luftwechsel zu
                              erzeugen.
                           Alles, was das kohlensaure Gas, welches sich durch das Athemholen, oder auf irgend
                              eine andere Weise, in der Luft angehaͤuft hat, derselben zu entziehen vermag,
                              macht die leztere zur Unterhaltung des Lebens brauchbarer; indessen glaube ich
                              nicht, daß die bloße Vermehrung des kohlensauren Gases die Ursache ist, warum die
                              Luft ungesund wird; es ist wahrscheinlicher, daß dieß vielmehr von der Raschheit
                              abhaͤngt, mit welcher der Kohlenstoff sich beinahe mit allen Ausfluͤssen verbindet, und
                              denselben an jenen Theil des Koͤrpers uͤbertraͤgt, fuͤr
                              welchen er am nachtheiligsten ist. Nicht bloß das aus den Lungen ausgeathmete Gas,
                              sondern auch der ganze Theil der Kohlensaͤure, welchen die Luft
                              enthaͤlt, wird bald mit verderblichen Stoffen uͤberladen, wo man auf
                              Luͤftung nicht gehoͤrig Ruͤksicht nimmt, und diese
                              Ausfluͤße muͤssen entweder durch die Kraft einer fluͤchtigen
                              Saͤure neutralisirt werden, welche eine groͤßere Verwandschaft zu
                              denselben besizt, oder die Kohlensaͤure muß beseitigt werden.
                           Wenn man die Grundsaͤze erwaͤgt, auf welchen die Ventilation beruht, so
                              wird es einleuchtend, daß dieselbe an einigen Orten nothwendiger ist, als an
                              anderen. Wo Haͤuser allein da stehen, kann sie ohne allen Nachtheil
                              vernachlaͤßigt werden; allein in engen Straßen großer Staͤdte darf man
                              sie nicht dem Zufalle uͤberlassen. Selbst bei Anlage von Staͤdten
                              sollte die Wichtigkeit solcher Durchschnitte, durch welche die Winde nach dem
                              Thalwege ziehen, und die schwere unreine Luft fortjagen koͤnnen,
                              gehoͤrig beruͤksichtigt werden. Wenn eine enge Straße ein Thal
                              durchkreuzt, ohne an ihrem untersten Theile von einer anderen Straße durchschnitten
                              zu werden, so wird es aͤußerst schwer, dieselbe in gehoͤrigem Stande
                              zu erhalten. Allein in vielen Stellen treffen wir selbst auf ebenem Grunde, Straßen,
                              welche so angelegt sind, als ob sie berechnet waͤren, es unmoͤglich zu
                              machen, daß ein Luͤftchen sie durchwehen soll; und dadurch allein, daß sie
                              keiner frischen Luft zugaͤngig sind, werden sie der Zufluchtsort der
                              untersten Classe, damit Elend und Schmuz um das Zehnfaͤltige in denselben
                              vermehrt wird. Durch Anlegung der neuen Straße (New-Street) in London wurde sehr viel gethan, und man kann diese
                              Gelegenheit nicht voruͤber gehen lassen, ohne den Wunsch auszudruͤken,
                              daß noch andere Oeffnungen angebracht werden moͤchten, welche nach einem mehr
                              durchgreifenden Plane fuͤr die Gesundheit und Bequemlichkeit der Hauptstadt
                              angelegt wuͤrden, ohne mit massiven Colonaden uͤberladen zu werden.
                              Die Riesenmassen der Dorischen Saͤulenordnung waren nie bestimmt,
                              Kramlaͤden von Kinder-Spielzeug gegen Wind und Sonne zu
                              schuͤzen.
                           Der gewoͤhnliche Bau der Gefaͤngnisse macht dieselben den
                              durchbrochenen engen Straßen einer Stadt aͤhnlich; indessen muß die
                              Verbesserung derselben, nach welcher man endlich die Wohn-Stuben uͤber
                              die ebene Erde brachte, hoͤchst wohlthaͤtig werden. Der weite, von
                              Mauern umgebene Hofraum, und die einzeln dastehenden Gebaͤude, so wie man sie
                              jezt in den besten Gefaͤngnissen findet, muß, wo man anders auf Reinlichkeit
                              gehoͤrig achtet, sie sehr gesund machen. Eine hohe Lage ist fuͤr jedes
                              Gebaͤude, welches von hohen Mauern umschlossen werden muß, offenbar die
                              beste; der Hofraum sollte, so wenig als moͤglich, durch innere
                              Scheidewaͤnde getrennt seyn, und lange rechtwinkelige Gaͤnge mit
                              offenem Gitterwerke am Ende scheinen besser zur Luͤftung geeignet, als die
                              Polygone vieler unserer neuen Gefaͤngnisse, und scheinen zu anderen Zweken
                              eben so gut zu taugen. Wo ein Gefaͤngniß sich in einer tiefen und ungesunden
                              Lage befindet, waͤre es sehr zu wuͤnschen, daß eine Maschine zum
                              Luftwechsel in dem Gefaͤngnisse an dem daselbst gebraͤuchlichen
                              Tretrade angebracht wuͤrde, wenn man keine vortheilhaftere Triebkraft
                              fuͤr dieselbe finden koͤnnte. Dieß wuͤrde gewiß weit besser
                              seyn, als wenn man Windmuͤhlen-Fluͤgel ohne allen Zwek gegen
                              den Wind spielen laͤßt, oder mit der Reibung eines Brech-Rades
                              kaͤmpft.
                           Die Atmosphaͤre London's ist allerdings ein raͤthselhaftes Wesen; sie
                              verdient jedoch studiert zu werden. Sie umgibt eine Million Menschen, deren jeder in
                              Einer Minute 32 Kubik-Zoll Sauerstoff verzehrt, und eben soviel kohlensaures
                              Gas in derselben Zeit ausstoͤßt: zugleich befindet sich auch eine ungeheuere
                              Anzahl Thiere in dieser Luftmasse, welche alle dieselbe zu verderben streben. Mit
                              dem Aufwande von eben so viel Sauerstoff wird der groͤßte Theil des
                              Kohlenstoffes von beinahe 2 Millionen ChaldronsEin Chaldron ist 36 Bushel, deren 8 = 4 5/8
                                    Wiener-Mezen sind. A. d. Ueb. Steinkohlen jaͤhrlich in derselben in Kohlensaͤure
                              verwandelt. Die Entwikelung dieser ungeheueren Menge kohlensauren Gases geschieht
                              aber beinahe immer unter einer Temperatur und unter Umstaͤnden, welche die
                              Verbreitung desselben in der atmosphaͤrischen Luft sehr beguͤnstigen,
                              so daß die Kraft des Kohlenstoffes, thierische Ausfluͤsse aufzunehmen,
                              wahrscheinlich denselben in ein kraͤftiges Mittel umwandelt, die Eigenschaft
                              der Luft der Hauptstadt zu verbessern. Wir muͤssen jedoch bedauern, daß die
                              aufsteigenden Rauchstroͤme beinahe immer mit bedeutenden Mengen Rußes
                              uͤberladen sind, und daß nur wenige von den vorgeschlagenen sinnreichen
                              Mitteln zur Beseitigung dieses Nachtheiles mit wirklichem Vortheile angewendet
                              wurden. Es gibt zwei Wege, auf welchen man diesen lezteren Zwek erreichen kann: auf
                              den einen laͤßt man den Ruß aus dem Rauche niederfallen, ehe er aufsteigt,
                              oder waͤhrend er im Schornsteine aufsteigt; auf dem anderen versucht man den
                              Ruß zu verzehren: in jedem Falle wird der Zug des Schornsteines dadurch
                              geschwaͤcht. Daher muß uͤberall, wo ein starkes Feuer noͤthig
                              ist, entweder ein sehr hoher Schornstein angewendet werden, oder die Nachbarschaft
                              wird vom Rauche belaͤstigt. Ein gut geleiteter Feuerherd wird, wenn er
                              gehoͤrig gebaut ist, nur wenig rußigen Rauch geben; allein, wie schwer ist so
                              etwas zu erhalten! Wir koͤnnen kaum mehr als eine kleine Verminderung dieses
                              Uebels erwarten, obschon wir jeden Versuch die Menge Rußes in dem Rauche zu
                              vermindern, auf alle Weise beguͤnstigen muͤssen. Waͤhrend der
                              weit ausgebreitetere Vortheil offener Straßen und freien Durchzuges ganzer
                              Stroͤme frischer Luft der Sorgfalt der Magistrate uͤberlassen bleiben
                              muß, hat doch jedes Individuum es in seiner Gewalt, in seiner eigenen Wohnung die
                              Luͤftung zu vermehren und zu vergroͤßern.
                           Ich habe bereits bemerkt, daß die bei dem Athemholen ausgestoßene Luft, bei gleicher
                              Temperatur, leichter ist, als die atmosphaͤrische Luft, und daß sie, bei
                              ihrer hoͤheren Temperatur, alsogleich in die Hoͤhe steigt, sobald sie
                              aus den Lungen kommt. Sie kann also nur oben in dem Zimmer auf eine geeignete Weise ausgelassen
                              werden. Allein, es wird in einigen Faͤllen durch eben diese Oeffnung ein
                              Strom kalter Luft hereintreten, wenn diesem Nachtheile nicht durch eine besondere
                              Vorrichtung an derselben vorgebeugt wird. Um diesem Nachtheile zu entgehen, muß an
                              dem unteren Theile des Zimmers frische Luft reichlich eintreten koͤnnen, und
                              die Oeffnungen, durch welche dieses geschieht, muͤssen so eingerichtet seyn,
                              daß ihre Wirkung durch keinen Wind unterbrochen werden kann. Man wird es
                              vortheilhaft finden, wenn die aufsteigende Luft in den Hohlraum zwischen der Deke
                              und dem Dachstuhle sich ergießen kann. Wir wollen ein Gehaͤuse annehmen,
                              durch welches die verdorbene Luft unmittelbar durch die Deke in den Raum unter dem
                              Dache treten kann, wo in Fig. 3. Tab. IX. die
                              punctirten Linien den Weg andeuten, welchen die verdorbene Luft unter dem Dache
                              nimmt: die Oeffnungen, durch welche die Luft aufsteigt, sind unter zierlichen
                              Platten, AA, verstekt, welche etwas unter
                              denselben zu sieben kommen. Wenn kalte Luft von oben oder anderswo her
                              Hereingetrieben wird, so nimmt sie den unteren Theil des Raumes, wie bei BBB, ein, und kann nicht eher in die
                              Roͤhren, DD, gelangen, bis sie nicht in
                              groͤßerer Menge vorhanden ist, als der Raum unter dem Niveau dieser
                              Roͤhren nicht mehr zu fassen vermag. Der oberste Ausgang, C, sollte nicht langer seyn, als zu dem verlangten Zweke
                              nothwendig ist; je hoͤher er ist, desto besser; in keinem Falle darf er aber
                              hoͤher als die benachbarten Schornsteine seyn, welche er sonst rauchen machen
                              koͤnnte. Wo ein Zimmer, das nicht unmittelbar unter dem Dache liegt,
                              ventilirt werden sollte, muß die Luftroͤhre in der zwekmaͤßigsten
                              Richtung in den Raum unter dem Dache gefuͤhrt werden. In jedem Falle
                              muͤssen die Oeffnungen mit Schiebern (Registern) versehen seyn, damit man sie
                              nach Belieben oͤffnen oder schliessen kann. Die einfachste Vorrichtung
                              hierbei ist jene, die man an den Drossel-Klappen der Dampfmaschinen hat: eine
                              Platte, A, (Fig. 1.) irgendwo in der
                              Luͤftungs-Roͤhre auf einer Achse befestigt. Sie darf sich nicht
                              zu leicht bewegen, damit sie unter jeder Oeffnung stehen bleibt, die man ihr
                              gibt.
                           
                           Die Oeffnungen, durch welche die frische Luft hereingelassen wird, muͤssen
                              sehr weit und mit Draht-Geweben versehen seyn, damit jede zu rasche
                              Stroͤmung vermieden wird. Die neueste Methode, Zimmer zu bauen, ist nicht
                              geeignet, frische Luft in dieselben gelangen zu lassen; man scheint vielmehr sich's
                              zur Aufgabe gemacht zu haben, frische Luft aus denselben auszuschließen. Man darf
                              aber nur dafuͤr sorgen, die frische Luft im Winter zu waͤrmen, ehe man
                              sie in das Zimmer laͤßt; dann bleibt jede Ursache der
                              Luft-Ausschließung weg, und derselbe Canal, welcher im Winter warme Luft
                              zufuͤhrt, wird im Sommer kuͤhle Luft herbeifuͤhren, wo diese
                              eben so angenehm als nothwendig ist.
                           Wenn unsere Arbeiter nicht so geschikt waͤren, so wuͤrden unsere Zimmer
                              eine reichliche Menge Luft immer nachgefuͤllt erhalten, und der Mangel an
                              Luͤftung wuͤrde nie fuͤhlbar seyn; nun sind aber unsere
                              Waͤnde durch den Moͤrtel undurchdringbar fuͤr alle Luft
                              geworden; die Fußboden und die Deken sind doppelt; Thuͤren und Fenster
                              schließen mit der groͤßten Genauigkeit; es kann daher keine frische Luft in
                              die Zimmer, und deßwegen wird jezt Luͤftung, derselben noͤthig,
                              fuͤr welche man ehevor wenig Ursache zu sorgen hatte. Man wird indessen
                              gestehen, daß, bei einer Ventilation, die man nach Belieben verstaͤrken und
                              vermindern kann, der Aufenthalt in Zimmern weit angenehmer seyn muß, als wenn der
                              Wind von allen Seiten hereinpfeift, und nicht abgehalten werden kann. Sobald aber
                              einmahl eine Verbesserung angebracht ist, werden auch andere wieder hoͤchst
                              wuͤnschenswerth, und dadurch machten die Kuͤnste in den lezteren
                              Jahren so rasche Fortschritte: nur die Baukunst blieb im Vergleiche mit den
                              uͤbrigen Kuͤnsten zuruͤk, und die nachtheilige Wirkung
                              geschlossener Stuben auf die Gesundheit wurde weder so bald noch so kraͤftig
                              gefuͤhlt, als man haͤtte erwarten sollen. Die Annehmlichkeit einer
                              warmen Stube wird mehr gesucht, als die Wohlthat einer reinen und gesunden Luft.
                           Wir haben gezeigt, daß nicht weniger als 4 Kubikfuß Luft fuͤr jedes Individuum
                              in einem Zimmer in einer Minute durch Ventilation weggeschafft werden muͤssen, und in
                              demselben WerkePrinciples of Warming and Venttilating Buildings, 8.
                                       Lond. 1824. S. 72.Von diesem wichtigen Werke erscheint bekanntlich eine Uebersezung in der
                                    Cotta'schen Buchhandlung. A. d. Ueb. ist auch folgende Regel fuͤr die Flaͤche der Ventilatoren,
                              durch welche die erhizte Luft aufzusteigen hat, gegeben worden. Es sey N, die Zahl der Menschen, welche im einem Zimmer sich
                              aufhalten sollen; h, die Hoͤhe von dem Boden des
                              Zimmers bis an den obersten Theil der Luͤftungs-Roͤhre in Fuß;
                              T, die Temperatur der inneren Luft, t, die Temperatur der aͤußeren; so ist
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 17, S. 399
                              
                           der Flaͤche des Ventilators in Fuß.
                           Es ist offenbar, daß die staͤrkste Ventilation nothwendig wird, wo der
                              Unterschied zwischen der Temperatur der aͤußeren und der inneren Luft sehr
                              gering ist. Wenn dieser Unterschied nicht 10° F.Ungefaͤhr 4° Reaum. A. d. Ueb. uͤbersteigt, und die Temperatur der inneren Luft = 60° (+
                              12°, 44 N.) ist; so ist 0,95N/√h die Flaͤche des Ventilators in Fuß, oder N/√h = der
                              Flaͤche mit hinlaͤnglicher Genauigkeit.
                           Man wird viele Vortheile gewinnen, wenn man diese Flaͤche so theilt, daß die
                              Luft durch mehrere Loͤcher, statt durch eines, aufsteigt, und folglich das
                              Zimmer auf eine mehr gleichfoͤrmige Weise ventilirt wird. Wenn die kalte Luft
                              eintritt, sollten die Oeffnungen nicht weniger als das Doppelte der Flaͤche
                              fuͤr die Ausgaͤnge der wannen Luft betragen.
                           Eben diese Regel paßt auch auf Luͤftung der Kirchen, Gerichtshoͤfe u.
                              d. gl.; sie ist hoͤchst einfach und leicht anwendbar.
                           Es haͤlt gar nicht schwer, die Ventilatoren in dem Verhaͤltnisse der
                              Temperatur des Zimmers zu oͤffnen oder zu schliessen. Der Unterschied der
                              Ausdehnung zwischen Eisen- und Zink-Stangen kann als Mittel dienen, die Schieber
                              (Register) zu oͤffnen und zu schließen, sobald die Temperatur uͤber
                              den gewuͤnschten Grad steigt. Eben dasselbe kann auch durch Ausdehnung des
                              Queksilbers, und vielleicht noch leichter durch Ausdehnung der Luft geschehen. Die
                              Dienstleute denken selten, daß es noͤthig ist, die Ventilatoren zu
                              oͤffnen, bis die Hize erstikend geworden ist, und dann ist der Einfluß der
                              kalten Luft gefaͤhrlich. Es ist daher hoͤchst wuͤnschenswerth,
                              daß der Ventilator fuͤr sich selbst geht. Er sollte anfangen sich zu
                              oͤffnen, sobald die Temperatur 54° Fahrenh. (+ 9,78 R.)
                              uͤbersteigt, und bei 70° F. (+ 16,89) ganz offen stehen.
                           In Faͤllen, wo es wahrscheinlich ist, daß die Ventilation durch den Wind
                              unterbrochen werden koͤnnte, kann dieselbe dadurch sehr gefoͤrdert
                              werden, daß man eine Lampe in dem oberen Theile der Roͤhre anbringt, deren
                              Hize sehr viel dazu beitragen wird, das Aufsteigen der Luftstroͤmung zu
                              unterhalten; in den meisten Faͤllen wird es jedoch hinreichend seyn, wenn man
                              sich, auf jene Hize verlaͤßt, die von den in dem Zimmer befindlichen
                              Individuen erzeugt wird, welche wenigstens hinreichen wird, die Temperatur von 4
                              Kubik-Fuß Luft um 10° in Einer Minute fuͤr jedes Individuum zu
                              erhoͤhen.In dem oben angefuͤhrten Werke: „Principles of Warming
                                       etc.“ wurde S. 161. erwiesen, daß
                                    der Athem allein vermag 2 1/2 Kubik-Fuß Luft in Einer Minute um
                                    5° Fahrenh. zu waͤrmen; die Waͤrme, welche von der
                                    uͤbrigen Oberflaͤche des Koͤrpers ausstroͤmt,
                                    wird fuͤr die noch uͤbrigen 5° wohl hinreichen. A. d.
                                    O. Der Vortheil, den man von der Anwendung einer Lampe erhaͤlt, besteht
                              darin, daß dadurch zuerst eine Luftstroͤmung hergestellt, und zugleich
                              verhindert wird, daß, wo viele Leute in einem Zimmer, welches seit langer Zeit nicht
                              bewohnt wurde, bei einander sind, die kuͤhlen Waͤnde die Dampfe nicht
                              verdichten.
                           
                        
                           Ueber das Heizen der Zimmer.
                           Die Grundsaͤze, nach welchen Zimmer gewaͤrmt werden, haͤngen von
                              den Gesezen ab, nach welchen erhizte Koͤrper Waͤrme mittheilen, jedoch unter der
                              Beschraͤnkung, daß die Luft, welche eingeathmet werden muß, durch die
                              erhizende Oberflaͤche nicht verdorben wird. Es ist offenbar, daß die Menge
                              der erforderlichen Waͤrme sehr viel von der Genauigkeit abhaͤngt, mit
                              welcher die Fenster und Thuͤren schließen, von der Art der Waͤnde, und
                              von den Verhaͤltnissen der Fenster. Der Einfluß des verschiedenen Baues der
                              Waͤnde zeigt sich am deutlichsten durch die Zeit, die man noͤthig hat,
                              um irgend ein Zimmer zu der gehoͤrigen Temperatur zu heizen, wobei
                              uͤbrigens das Entweichen der Waͤrme durch die Thuͤren und
                              Fenster immer statt haben wird. Es laͤßt sich beweisen, daß jeder Fuß
                              Glasflaͤche ungefaͤhr 1 1/2 Kubikfuß Luft in jeder Minute von der
                              Temperatur der Luft des Zimmers zu jener der aͤußeren Luft abkuͤhlt:
                              hiernach laͤßt sich der Verlust der Waͤrme durch die Fenster leicht
                              schaͤzen. Zu diesem Verluste der Waͤrme durch die Fenster muß man auch
                              noch die zur Ventilation noͤthige Menge Luft rechnen, und die uͤbrigen
                              Ursachen des Verlustes der Waͤrme mit in Anschlag bringen. Dann wird man
                              keine Schwierigkeiten bei dem Auffinden des Verhaͤltnisses der Große der
                              Waͤrme, und bei dem Zuruͤkfuͤhren derselben auf ein
                              regelmaͤßiges System finden, waͤhrend man sie bisher nur errathen
                              konnte. Eine Minute ist das Zeit-Maß fuͤr beide Faͤlle, und
                              Eilt Kubik-Fuß das Maß fuͤr die Menge der durch Heizung erhizten und
                              der abgekuͤhlten Luft; d.h., wenn 150 Kubikfuß Luft in Einer Minute durch die
                              Fenster abgekuͤhlt, 400 Kubikfuß in Einer Minute durch die Ventilation
                              gewechselt, und 50 Kubikfuß fuͤr Verlust durch die Oeffnungen gerechnet
                              werden; so muß 150 + 400 + 50 = 600 Kubikfuß warme Luft in einer Minute
                              herbeigeschaft werden, wenn das Zimmer in der verlangten Temperatur erhalten werden
                              soll.
                           Auf die Menge der Luft in einem Zimmer kommt es bei diesen Berechnungen nicht an,
                              indessen gelangt man immer langsamer zu der verlangten Temperatur, nachdem der
                              Waͤrmungs-Apparat in Thaͤtigkeit gesezt wurde, wenn ein Zimmer
                              groß ist, sowohl wegen der groͤßeren Menge der zu erwaͤrmenden Luft,
                              als wegen der groͤßeren Ausdehnung der Waͤnde, Fußboͤden etc., die erwaͤrmt
                              werden muͤssen. Welche ungeheure Zeit wuͤrde nicht erfordert werden,
                              um die Waͤnde und die Luft einer großen Cathedral-Kirche zu
                              erwaͤrmen, waͤhrend die Hoͤhe derselben es beinahe
                              unmoͤglich macht, sie mit warmer Luft zu heizen! Das einzige Mittel, zu
                              welchem man in einem solchen Falle seine Zuflucht nehmen koͤnnte,
                              waͤre dieses, die Waͤrme so unmittelbar als moͤglich, dem
                              festen Stoffe der Size etc. mitzutheilen, statt sie an die Luft zu verschwenden, die
                              in die oberen Regionen des Gebaͤudes hinaufsteigt.
                           Wir haben aber noch zu betrachten, wie ein heißer Koͤrper seine Hize
                              mittheilt, und in wie fern die Temperatur seiner Oberflaͤche
                              beschraͤnkt seyn muß, wenn die Luft an dieser Oberflaͤche
                              gewaͤrmt werden soll.
                           Ein erhizter Koͤrper strahlt oder wirft seine Hize von seiner
                              Oberflaͤche durch die Luft aus, und theilt dieselbe auch allen
                              fluͤßigen und festen Koͤrpern mit, welche mit ihm in Beruͤhrung
                              kommen. Man bedient sich dieser beiden Methoden, Waͤrme mitzutheilen, um
                              Gebaͤude dadurch zu heizen. Es gibt Faͤlle, in welchen es unklug
                              waͤre, strahlende Hize anzuwenden; allein in allen Faͤllen, wo sie mit
                              Sicherheit angebracht werden kann, ist die Verbindung dieser beiden Methoden das
                              sicherste Mittel, den geheizten Ort sehr gesund und zugleich angenehm zu machen.
                           Wo man strahlende Hize mittheilen will, hat man ein Feuer auf einem offenen Herde,
                              (sogenannten Kamine) welcher so gebaut ist, daß er eine bedeutende
                              Oberflaͤche darbiethet, um Hize auszuwerfen. Alle anderen Theile dieses
                              Feuerherdes, welche mit dem Feuer in Beruͤhrung stehen, sollen schlechte
                              Waͤrmeleiter seyn, wie Ziegel, u. d. gl. Um den Grund von dieser
                              Vorsichts-Maßregel einzusehen, duͤrfen wir nur bedenken, daß das Feuer
                              nicht eher strahlende Hize auswirft, als bis seine Temperatur auf ungefaͤhr
                              800° F. (+ 340 R.) Hize gestiegen ist; und da eine gegebene Menge
                              Brenn-Material waͤhrend einer gegebenen Zeit nur eine gewisse Menge
                              Hize liefert, so ist es offenbar, daß, wenn man bei einer Temperatur von
                              800° eine zu große Oberflaͤche darbiethet, mehr Hize ausgeworfen wird,
                              als das Brenn-Material nachzuliefern vermag, die Temperatur des Feuers also
                              vermindert werden, oder das Feuer, wie man sagt, todt brennen muß. Wenn die hintere
                              Wand des Herdes, auf welchem das Brenn-Material brennt, Eisen ist, so muß die
                              Oberflaͤche des heißen Feuers kleiner seyn, als wenn man schlechte Leiter
                              dazu braucht, weil mehr Hize durch die eiserne Ruͤkseite verloren geht. Man
                              hat oft versucht, die Hize, welche von einer eisernen Ruͤkseite ausgeworfen
                              wird, zur Erwaͤrmung der Luft zu benuͤzen; allein, eine Luft, die auf
                              diese Weise erwaͤrmt wird, ist verbrannt und untauglich zum Athemholen. Sie
                              erzeugt auch vielen Staub, und der Verlust an strahlender Hize, den man dadurch
                              erleidet, ist beinahe derjenigen Menge gleich, welche die Luft auf diese Weise
                              erhielt. Es gehoͤrt zu den Vortheilen, die man bei einem offenen Feuerherde
                              (oder Kamine) wenn er gehoͤrig gebaut ist, hat, daß alle verbrannte Luft mit
                              den schaͤdlichen gasartigen Stoffen, welche sich aus dem
                              Brenn-Materiale entwikeln, so wie sie sich erzeugten, durch den Schornstein
                              entweichen; allein, diese wuͤnschenswerthe Eigenschaft hat nicht bei allen
                              Feuerherden oder Kaminen Statt, selbst wenn die Schornsteine gut, und nicht dem
                              Rauchen unterworfen sind. Wenn diese Wirkung bei einem solchen Herde Staat haben
                              soll, so muß der Eingang in den Schornstein unmittelbar uͤber dem Feuer
                              stehen, und weit genug seyn, um der verbranten Luft und dem Rauche etc. des Feuers
                              Durchgang zu gewahren: er darf aber auch nicht weiter seyn, indem, in diesem Falle,
                              dem Zimmer zuviel Luft entzogen, und viele Hize verloren gehen wuͤrde. Diese
                              Betrachtung veranlaͤßt mich auf den Fehler einer Art von Kamin aufmerksam zu
                              machen, die in der neuesten Zeit in die Mode kam, und in welcher die Oeffnung
                              fuͤr den Rauch ruͤkwaͤrts und nur wenig uͤber der
                              Feuerhoͤhe angebracht ist, wie Fig. 3. auf Tab. IX.
                              zeigt: der Rauch zieht hier durch eine lange schmale Oeffnung, AB. Ein Schornstein dieser Art wich nicht wirken,
                              außer wenn er einen maͤchtigen Zug hat; und je staͤrker der Zug, desto schwaͤcher
                              wird die Wirkung des Feuers seyn. Der Zug mag aber auch noch so stark seyn, so wird
                              doch immer eine gewisse Menge schwefeliger Daͤmpfe und verbrannter Luft bei
                              A, abgeschnitten (und zwar durch die duͤnne
                              Kante der Platte, in welcher sich diese Oeffnung befindet), und in das Zimmer
                              zuruͤkgeworfen werden. Gemeine eiserne Oefen mit offenem Feuer und
                              niedersteigendem Zuge haben denselben Fehler: man findet sie haͤufig in
                              London, um Kauflaͤden und Wechselstuben zu heizen; man fuͤhlt aber nur
                              zu bald Druͤken auf der Brust davon, wenn die Thuͤren nicht oft genug
                              aufgemacht werden, um die Luft in denselben oft genug zu wechseln.
                           Die Luft braucht nicht im Mindesten durch das Feuer verdorben, sie darf nur erhizt
                              worden seyn, und sie wird druͤkend werden: denn, sobald das Volumen der Luft
                              durch die Waͤrme vergroͤßert wird, muß man entweder bei jedem
                              Athemzuge eine groͤßere Menge Luft zu sich in die Lungen nehmen, oder man muß
                              waͤhrend derselben Zeit oͤfter athmen, um dieselbe Menge Sauerstoffes
                              zu erhalten, an welche unser Koͤrper gewohnt ist. Es ist aber nicht diese
                              verminderte Menge Sauerstoffes allein in einem gewissen Volumen von Luft, die in uns
                              ein Gefuͤhl von Druͤken erregt, wenn wir uns in warmer Luft befinden;
                              denn je mehr wir die Luft erhizen, desto mehr vermehren wir die Kraft derselben,
                              unserem Koͤrper Feuchtigkeit zu entziehen,Der Hr. Verfasser ist nicht Arzt; sonst wuͤrde er noch viele andere
                                    Gruͤnde anfuͤhren koͤnnen, warum warme Luft
                                    Druͤken erzeugen muß. A. d. Ueb. Wenn aber ein Zimmer durch strahlende Waͤrme allein geheizt wird, so
                              waͤrmt diese die festen Koͤrper in demselben ohne die Luft in einem so
                              hohen Grade zu erhizen: denn strahlende Waͤrme erhoͤht die Temperatur
                              der Luft waͤhrend ihres Durchganges durch dieselbe nicht auf eine materielle
                              Weise.
                           Die Eindruͤke der strahlenden Hize vermindern sich, wie die Quadrate der
                              Entfernungen von dem Feuer, und erstreken sich also in ihrer Wirkung nur auf eine geringe Weite.
                              Dadurch kam man auf die Idee eines beweglichen Schirmes (einer spanischen Wand), um
                              die Eindruͤke der Waͤrme aufzufangen, und den Familienkreis vor dem
                              Einflusse der kalten Luft aus den entfernteren Theilen des Zimmers zu
                              schuͤzen. Ein solcher Schirm kann zusammengeschoben oder auseinander gezogen
                              werden, je nachdem die Witterung mehr oder minder rauh ist, und im Sommer
                              gaͤnzlich bei Seite gethan werden. Man bedient sich vorzuͤglich der
                              chinesischen und japanesischen Schirme zu diesem Zweke; unsere
                              Landsmaͤnninnen besizen aber Geschmak genug, um diesen Schirmen
                              zwekmaͤßigere Verzierungen zu ertheilen, und sie eben so interessant als
                              nuͤzlich zu machen.
                           Die lebendige und angenehme Flamme und die freundliche Waͤrme eines offenen
                              Feuers am Kamine kann indessen nicht ohne großen Aufwand genossen werden; dasselbe
                              Zimmer kann auf andere Arten mit einem Drittel des Brenn-Materiales geheizt
                              werden, welches ein offener Feuerherd, (ein sogenanntes Kamin) fordert. Diese
                              Methoden will ich hier erklaͤren, und jede Abart derselben, die der
                              Gesundheit nicht nachtheilig ist, angeben.
                           Bei den verschiedenen Methoden, welche ich gegenwaͤrtig beschreibe, wird die
                              Waͤrme durch Beruͤhrung mitgetheilt, und da die Hize zulezt auch der
                              Luft des Zimmers, welches geheizt werden soll, mitgetheilt wird; so ist es von der
                              hoͤchsten Wichtigkeit, daß diese Luft nicht durch die Hize der
                              Oberflaͤche verdorben wird, von welcher sie ihre Waͤrme
                              erhaͤlt. Es ist eine erwiesene Thatsache, daß die Luft von einer
                              Oberflaͤche, deren Temperatur jene des siebenden Wassers ist, nichts
                              Nachtheiliges zu erfahren hat; vielleicht kann sie sogar uͤber eine
                              Oberflaͤche, die 300° F. (+ 130° R.) heiß ist, ohne allen
                              materiellen Nachtheil hinlaufen: nur wird die Temperatur nie hoͤher seyn
                              duͤrfen. Luft, die uͤber rothgluͤhendes Eisen oder
                              rothgluͤhende Ziegel hinstreicht, bekommt einen unangenehmen Geruch, und
                              erzeugt beim Athmen ein Gefuͤhl von trokener Rauhigkeit in den Organen, und
                              verursacht eine Neigung zum Huͤsteln. Luft, welche unter einer Temperatur von
                              300° F. uͤber dieselben Oberflaͤchen hinstreicht, ist mild und
                              angenehm. Die eigentliche Natur der Veraͤnderung, welche eine
                              uͤbermaͤssige Hize in der Luft erzeugt, hat man vielleicht bis jezt
                              noch nicht gehoͤrig gekannt; man vermuthet, daß sie in einer theilweisen
                              Verbrennung thierischer und vegetabilischer Theilchen besteht, welche in der Luft
                              schwebend erhalten werden. Sie mag uͤbrigens bestehen, worin sie wolle;
                              soviel ist gewiß, daß sie eine sehr merkliche Wirkung auf diejenigen hervorbringt,
                              welche eine bedeutende Zeit uͤber in einer Luft leben, die diese
                              Veraͤnderung erlitten hat.
                           Wenn man daher unter den verschiedenen Methoden, durch welche die Luft eines Zimmers
                              erwaͤrmt werden soll, zu waͤhlen hat; so ist es hoͤchst
                              wuͤnschenswerth, daß man diejenige vermeidet, bei welcher die Luft mit
                              Flaͤchen in Beruͤhrung kommt, die heißer als 300° sind; und
                              selbst dieser Grad sollte als die aͤußerste Graͤnze der Hize
                              betrachtet werden, welche eine Flaͤche besizen darf, die die Luft warmen
                              soll. Diese Schwierigkeit aber, eine heizende Oberflaͤche auf diesem Grade
                              von Hize zu erhalten, schließt allein schon eine Menge von Heiz-Methoden aus,
                              so daß wir nur noch einige wenige hier zu betrachten uͤbrig haben.
                           Die nuͤzlichste fuͤr kleine Wohnungen ist diese, nach welcher das
                              Brenn-Material in eine solche dike Huͤlle eingeschlossen wird, daß die
                              aͤußere Oberflaͤche nimmermehr uͤber 300° F. erhizt
                              werden kann. Ein Ofen dieser Art sollte soviel moͤglich isolirt dastehen,
                              damit die Hize des Feuers, des Rauches, und der heißen Luft, die durch die
                              Zuͤge entweicht, der zu heizenden Luft reichlich mitgetheilt werden kann. Die
                              Zuͤge waͤrmen noch, bei einem guten Schornsteine, in einer
                              horizontalen Entfernung von 40 Fuß von dem Feuer; wenn der Zug aber gerade oder
                              stufenweise aufsteigt, noch in einer Entfernung von 50 bis 60 Fuß. Zuweilen wird es
                              nothwendig, die Zuͤge wieder niedersteigen zu lassen, ehe der Rauch in den
                              Schornstein aufsteigt; dadurch werden sie aber der Gefahr der Explosion ausgesezt,
                              sobald das Feuer nicht gehoͤrig geleitet wird, und die Zuͤge sich mit Gas
                              fuͤllen. In Glas-Haͤusern laͤßt man die Zuͤge in
                              einer und derselben Richtung fortlaufen, damit sie eine, so viel moͤglich
                              gleichfoͤrmige Hize in einer bedeutenden Laͤnge des Hauses verbreiten;
                              in anderen Faͤllen hingegen laͤßt man dieselben sich
                              ruͤkwaͤrts und vorwaͤrts winden, so daß sie bloß einen kleinen
                              horizontalen Raum einnehmen, wie dieß bei den schwedischen Oefen der Fall ist. Das
                              Material, aus welchem diese Oefen verfertigt werden, muß von der Art seyn, daß die
                              Luft sich an der Oberflaͤche desselben waͤrmen kann, ohne sich mit
                              Staub zu uͤberladen. Alle Durchgaͤnge, durch welche die Luft
                              durchzieht, muͤssen hart, glatt, rein und dauerhaft seyn. Weiche Ziegel,
                              Moͤrtel etc. werden von der durchziehenden Luft weit mehr abgerieben, als
                              diejenigen, welche diese Sache nicht mit Aufmerksamkeit beobachtet haben, sich nicht
                              vorstellen koͤnnen; und, außer der Unbequemlichkeit bestaͤubte Zimmer
                              zu haben, ist es nichts weniger, als wuͤnschenswerth, eine Luft einzuathmen,
                              welche mit Ziegel- und Moͤrtel-Theilchen uͤberladen ist.
                              Wenn der Ofen dik genug ist, um seine Temperatur auf den verlangten Grad zu
                              beschraͤnken, so waͤre es nichts weniger als wirthschaftlich,
                              denselben noch diker zu machen, außer wenn das Feuer nur eine bestimmte Zeit
                              uͤber unterhalten wird: dann muß aber der Daͤmpfer und das Aschenloch
                              genau geschlossen werden, so daß keine Luft durch die Zuͤge durchstreichen
                              kann: denn eine bedeutende Masse, als Ofen-Dike, wird noch eine lange Zeit
                              uͤber, nachdem das Feuer bereits ausgegangen ist, Waͤrme
                              regelmaͤßig nachliefern; laͤßt man den Ofen ganz kalt werden, so hat
                              man beinahe eben so lang zu warten, bis man von demselben wieder einige
                              Waͤrme erhaͤlt. Es gehoͤrt eine regelmaͤßige und
                              systematische Aufmerksamkeit dazu, einen solchen Ofen gehoͤrig zu leiten, und
                              daher taugt er auch fuͤr unser wandelbares Klima nicht, in welchem das Wetter
                              sich sehr oft aͤndert, ehe ein solcher Ofen in den Stand gesezt werden kann,
                              Waͤrme fahren zu lassen. Es ist folglich ein einleuchtender Vortheil mit dem
                              Umstande verbunden, daß die Theile des Ofens nicht diker sind, als nothwendig ist,
                              um die Temperatur der
                              Oberflaͤche desselben auf den gehoͤrigen Punct zu beschraͤnken,
                              indem er dann schnell Hize gibt, und es nicht nothwendig wird, auf das Schließen der
                              Daͤmpfer und Klappen besondere Aufmerksamkeit zu haben, da die Masse um das
                              Feuer umher bedeutend genug ist, und daher nicht so leicht erkuͤhlt, wenn man
                              auch das Nachlegen vernachlaͤßigt. Da die Laͤnge eines horizontalen
                              Zuges ihre Graͤnze hat, und es nicht leicht thunlich ist, irgend eine
                              materielle Veraͤnderung in der Groͤße der Zuͤge anzubringen, so
                              wird die Kraft des Ofens gewoͤhnlich nach der Groͤße des Feuerherdes
                              bestimmt; es waͤre aber besser, wenn dieses nach der Groͤße der
                              Flaͤche der Oeffnung in den Schornstein geschehe; denn auf diese Weise kann
                              man auch ein stilles Feuer benuͤzen, welches weniger Aufmerksamkeit fordert.
                              Durch ein schnelles Feuer gewinnt man allerdings die groͤßte Hize, die man
                              von einer gewissen Menge Brenn-Material erhalten kann; allein dasselbe
                              erfordert auch stete Aufmerksamkeit; wo also Taglohn theurer ist, als
                              Brenn-Material, wird ein langsames stilles Feuer vorzuziehen seyn. Die
                              Flaͤche der Oeffnung in den Schornstein kann nach der Regel 10c/√h = a, bestimmt werden, wo c,
                              die Zahl der Pfunde der Steinkohlen, die in einer Stunde verbrannt werden, h, die verticale Hoͤhe des Schornsteines in Fuß,
                              und a, die Flaͤche der Oeffnung in Zoll ist. Wenn
                              die Menge der in Einer Minute zu waͤrmenden Luft in Kubikfuß mit 0,00472
                              multiplicirt wird, so zeigt das Resultat die Pfunde Steinkohlen, welche der zu
                              heizende Ofen in einer Stunde verzehren wird.
                           Wo man eine groͤßere Menge Brenn-Materiales, als 10 Pfund Kohlen in
                              einer Stunde, noͤthig hat, um eine gewisse Temperatur zu unterhalten, werden
                              zwei Oefen nochwendig werden; was besser ist, als die Oberflaͤche der
                              Zuͤge zu vergroͤßern.
                           In diesen Formeln wird angenommen, daß das Feuer im Stande ist, die Temperatur des
                              Zimmers 30° F. (14° R.) uͤber der Temperatur der
                              aͤußeren Luft zu erhalten, wenn es mit Newcastler-Steinkohlen angeschuͤrt
                              wird.Da die englischen Pyrotechniker alle ihre Versuche und alle ihre
                                    Heizungs-Methoden nach englischen Steinkohlen, und sogar, wie hier,
                                    nach Steinkohlen bestimmter Gruben berechnet haben; die Franzosen aber
                                    theils andere Steinkohlen, theils Holzkohlen bei ihrer Pyrotechnik
                                    anwendeten, und wir in Deutschland, namentlich aber in Baiern, weder die
                                    einen noch die anderen, sondern groͤßtentheils bloß Holz in unseren
                                    Oefen brennen, so waͤre es sehr zu wuͤnschen, daß ein
                                    deutscher, und vorzuͤglich ein baierischer, Pyrotechniker die
                                    englische und franzoͤsische Pyrotechnik auf unser
                                    gewoͤhnliches Brennholz anwendbar machte. Wenn man, angefangen von
                                    den ehernen Meeren auf unseren Salinen, durch die Tausende von
                                    Brauhaͤusern durch, bis zu dem lezten Kachelofen und Herde in der
                                    aͤrmlichsten Bauernhuͤte herab die Menge Holzes berechnet,
                                    welche jaͤhrlich in Baiern allein lediglich umsonst verbrannt wird, und, wie die Ideen der Philosophen und
                                    Staatswirthschaͤftler, sich oben im Blauen verliert; so wird man
                                    finden, daß in Baiern allein, jaͤhrlich wenigstens eine Million
                                    Gulden dadurch rein verloren geht, welche aus den benachbarten Staaten, in
                                    welchen das Holz einen weit hoͤheren Werth hat, als in Baiern, rein
                                    gewonnen werden koͤnnte. Die Holzverwuͤstung in unseren
                                    Kacheloͤfen und auf unseren Herden wirkt um so nachtheiliger selbst
                                    auf das Wohl der einzelnen Privaten, als derjenige, welcher
                                    klug genug ist, das Verderbliche derselben einzusehen, und seinen Herd und
                                    seinen Ofen nach pyrotechnischen Grundsaͤzen verbessern will, selten
                                    nur irgendwo in großen Staͤdten und oͤfters nicht einmahl
                                    selbst an den ex officio gelehrt seyn sollenden
                                    Universitaͤts-Staͤdten, einen sogenannten
                                    Maurer-Meister oder Magister Figulus findet, der im Stande ist, einen
                                    Spar-Herd, oder einen Spar-Ofen, so wie man ihm denselben
                                    angibt, zu bauen. Unwissenheit, Eigenduͤnkel, der, waͤhrend er
                                    nichts weiß, alles besser wissen will, zuweilen sogar offenbare Bosheit, die
                                    nicht zugeben will, daß irgend etwas gelinge, was anders ist, als es vor 100
                                    Jahren war, macht es vielen Privaten unmoͤglich, ihren eigenen Herd
                                    anders, als zur eigentlichen Forst-Devastation einzurichten. Wenn
                                    allenfalls irgendwo ein fremder Maurer oder Toͤpfer seine guten
                                    Dienste verstaͤndigeren Privaten anbiethet, jagt der, alles Gute im
                                    Keime erstikende, Zunftgeist den Wohlthaͤter fuͤr Stadt und
                                    Wald zum Thore hinaus. Es ist wohl nimmermehr an eine Abhuͤlfe dieses
                                    kaum zu berechnenden Schadens, der jaͤhrlich mehr als alle
                                    Windbruͤche und Raupenfraße unsere Foͤrste verheert, zu
                                    denken, bis nicht fuͤr besseren und zwekmaͤßigeren Unterricht
                                    in den Buͤrgerschulen, und fuͤr zwekmaͤßigeren
                                    Unterricht in der Mathematik auf den hoͤheren Lehranstalten gesorgt
                                    wird. A. d. Ueb. Da das Feuer mittelst eines Daͤmpfers im Schornsteine und eines
                              Registers in der Aschengrube regulirt werden kann, so kann man leicht jeden Grad
                              unter der obigen Graͤnze durch dasselbe erhalten.
                           In Kirchen und großen Gebaͤuden kann die ganze, oder beinahe die ganze, Luft
                              innerhalb des Gebaͤudes dem Ofen zur Erwaͤrmung mitgetheilt werden; in
                              kleineren Gebaͤuden aber, die haͤufiger gebraucht werden, muß ein
                              Theil der Luft von außen zugefuͤhrt, und das Uebrige von der inneren Luft
                              hergenommen werden: das Verhaͤltniß dieser beiden Theile gegen einander kann
                              nach den Grundsaͤzen bestimmt werden, welche wir oben bei der Ventilation
                              aufgestellt haben.
                           Ueber die Eigenschaften und das Waͤrmungs-Vermoͤgen dieser Art
                              von Oefen haben wir nun vielleicht genug gesprochen.
                           
                           Wenn man die Wichtigkeit des Grundsazes, daß die Temperatur der Oberflaͤche
                              des Ofens beschraͤnkt werden, und daß man verhindern muß, daß die erhizte
                              Luft sich nicht mit Staubtheilchen uͤberladet, gelten lassen muß; so wird man
                              auch zugeben muͤssen, daß nur wenige von jenen Heizungs-Maschinen, die
                              man Oefen nennt, (stoves),
                              die geeigneten Werkzeuge zur Erwaͤrmung unserer Zimmer sind.
                           Ungefaͤhr im Jahre 1796 haben die HHrn. Strutt zu
                              Derby eine neue Methode entdekt, die Temperatur einer waͤrmenden
                              Oberflaͤche gehoͤrig zu beschraͤnken. Sie besteht darin, die
                              Oberflaͤche in einer solchen Entfernung von dem Feuer anzubringen, daß die
                              Temperatur derselben niemahls 300° F. uͤbersteigen kann; und da, nach
                              der Natur dieser Vorrichtung, diese Flaͤche nur eine sehr geringe Ausdehnung
                              haben kann, so fand man es nothwendig, die Luft in kleinen Stroͤmen mit großer Schnelligkeit auf
                              diese gehizte Oberflaͤche hinzuleiten, damit sie eine groͤßere Menge
                              Hize verschlingen, und dadurch fuͤr die Kleinheit der Oberflaͤche
                              einige Entschaͤdigung geben kann.
                           Es ist offenbar, daß bei dieser Vorrichtung, das Feuer entweder auf einem offenen
                              Herde in dem Mittelpuncte einer Muschel (cockle, wie man
                              das Gefaͤß nennt, welches geheizt wird), angeschuͤrt werden muß, oder
                              daß das Feuer seine Hize durch Waͤnde eines langsam leitenden Stoffes abgeben
                              muß: lezteres war der Plan der HHrn. Strutt. Es ist
                              ferner einleuchtend, daß der Rauch in dem Schornsteine nicht auf eine niedrigere
                              Temperatur herabgebracht werden kann, als jene ist, welche die heizende
                              Oberflaͤche besizt, außer er steigt durch die Seiten der Zuͤge, welche
                              in den Schornstein leiten. Man kann folglich nicht die ganze Menge Hize erhalten,
                              ohne zum Theile jenen Grundsaz anzuwenden, welchen wir bereits eroͤrtert
                              haben. Wir haben ferner bereits bemerkt, daß, bei der Anwendung der Muschel, wir nur
                              eine sehr beschraͤnkte Oberflaͤche zur Heizung erhalten; um aber diese
                              kleine Oberflaͤche so kraͤftig als moͤglich wirken zu machen,
                              bedienten sich die HHrn. Strutt einer sehr sinnreichen
                              Vorrichtung, um die Luft in kleinen Stroͤmen mit bedeutender Geschwindigkeit
                              gegen die heißesten Theile der Muschel hinzufuͤhren, und es kann wieder nur
                              jene Luft in die Luftkammer aufsteigen, die in genaue Beruͤhrung mit der
                              heizenden Oberflaͤche auf dem oberen Theile der Muschel gelangt ist.
                           Die Heizungs-Methode mittelst der Muschel ist in ihrer Anwendung mehr
                              beschraͤnkt, als jene mittelst langsamer Leiter, indem, um Kraft zur Bewegung
                              der Luft mit gehoͤriger Schnelligkeit zu gewinnen, die Muschel
                              ungefaͤhr 20 Fuß tief unter den Zimmern angebracht seyn muß, welche man
                              heizen will.
                           Ich habe etwas am unrechten Orte das Heizen mittelst der Muschel als eine Erfindung
                              aufgestellt, indem ihr eine mehr sichere und bequemere Heizungs-Methode
                              bereits vorausging. Ich meyne die Heizung mit Dampf, welche Oberst Wilh. Cook in den Philosophical Transactions bereits
                              im J. 1745 vorschlug, die aber erst im J. 1799 zu Glasgow in
                              Baumwollen-Spinnmuͤhlen ihre Anwendung fand.
                           Der große Werth des Dampfes, als Mittel zur Verbreitung der Waͤrme, besteht
                              vorzuͤglich in der Leichtigkeit, mit welcher derselbe von irgend einem Feuer
                              an jeden Ort des Gebaͤudes, welches gehizt werden soll, hingeleitet werden
                              kann; in der Temperatur der Oberflaͤche, indem er eine Hize mittheilt, welche
                              niemahls jenen der Luft nachtheiligen Grad der Hoͤhe erreichen kann; endlich
                              noch in der vollkommnen Sicherheit gegen Feuersgefahr. Man kann und soll zum Heizen
                              sich immer nur des Dampfes unter niedrigem Druke bedienen; denn, wenn das
                              gehoͤrige Maß der waͤrmenden Oberflaͤche getroffen wurde,
                              bedarf es durchaus nicht der erhoͤhten Temperatur eines Dampfes von hohem
                              Druke, und es laͤßt sich beweisen, daß sogar keine Wirthschaft dabei
                              waͤre, und man sich desto groͤßeren Gefahren aussezen wuͤrde,
                              je hoͤheren Druk man anwenden wuͤrde: denn es laͤßt sich wohl
                              nicht erwarten, daß man zu jedem Kessel, der ein Haus heizen soll, einen erfahrnen
                              Mechaniker stellen wird. Wo man nur einen einfachen Dampfkessel mit niedrigem Druke
                              und mit einer Sicherheits-Klappe anwendet, die dem Heizer unzugaͤngig
                              ist, und nicht leicht in Unordnung gerathen kann, hat man nicht nur volle
                              Sicherheit, sondern auch die moͤglich groͤßte Waͤrme von der
                              moͤglich kleinsten Menge Brenn-Materiales.
                           Der Dampfkessel wird gewoͤhnlich auf dieselbe Weise und nach denselben
                              Verhaͤltnissen verfertigt, wie der Dampfkessel fuͤr eine
                              Dampfmaschine. Er muß soviel Dampf enthalten, als noͤthig ist alle
                              Roͤhren und uͤbrigen Gefaͤße, durch welche die Heizung bewirkt
                              werden soll, zu fuͤllen, und uͤberdieß noch eben so viel Raum
                              fuͤr das Wasser fassen. Aus dem Kessel tritt der Dampf in die Roͤhren,
                              welche denselben an jene Stellen fuͤhren, wo Warme noͤthig ist, und wo
                              er in weitere Roͤhren oder in die gehoͤrigen Gefaͤße tritt,
                              welche Oberflaͤche genug darbiethen, um die Heizung zu bewirken. Aus diesen
                              Roͤhren und Gefaͤßen laͤuft das verdichtete Wasser
                              zuruͤk in den
                              Kessel, insofern diese uͤber dem Niveau des Wassers im Kessel sich befinden;
                              wenn dieß nicht der Fall ist, laͤuft das Wasser durch einen umgekehrten Heber
                              ab, wo eine Wasser-Saͤule von 9 Fuß Hoͤhe der Kraft des Dampfes
                              das Gleichgewicht haͤlt. Zuweilen laͤßt sich derselbe Zwek durch eine
                              Vorrichtung erreichen, die man eine Dampf-Falle
                              (steam-trop) nennt, die mittelst einer hohlen
                              Kugel, auf eine aͤhnliche Weise, wie ein Kugel-Hahn, wirkt. Bei beiden
                              dieser lezteren Arten ist es nothwendig einen kleinen Auslaß zu haben, um die
                              Roͤhren von aller Luft zu reinigen, wenn sie mit Dampf gefuͤllt
                              werden. Die Klappe, durch welche die Luft aus- und zugelassen wird, wenn die
                              Roͤhren dampfleer sind, ist oͤfters so eingerichtet, daß sie von
                              selbst spielt, so daß die Bewegung durch die Ausdehnung und Zusammenziehung der
                              Roͤhren bewirkt wird. Wenn die Roͤhren kuͤhl sind, steht die
                              Klappe offen; wenn sie aber durch den eingelassenen Dampf erhizt werden, dehnen sie
                              sich ihrer Laͤnge nach aus, und schließen die Klappe.
                           In einigen Faͤllen kann das verdichtete Wasser durch einen gemeinschaftlichen
                              Hahn abgelassen werden, welcher, wenn der Apparat im Gange ist, nur so
                              geoͤffnet werden darf, daß er das verdichtete Wasser entweichen laͤßt.
                              Bei Glashaͤusern kommt dieß sehr gut zu Statten, fordert auch nicht mehr
                              Aufmerksamkeit, als die uͤbrigen Methoden. Die Leitungs-Roͤhre
                              sollte von dem Kessel aus soviel moͤglich in gerader Richtung aufsteigen, und
                              dann in die Gefaͤße herab sich neigen, welche zur Aufnahme des heizenden
                              Dampfes bestimmt sind; auf diese Weise wird der Dampf bei seinem Aufsteigen nicht
                              durch das zuruͤkfließende, aus seiner Verdichtung entstandene, Wasser
                              gehindert. Es ist offenbar, daß das verdichtete Wasser an dem untersten Theile der
                              Roͤhren oder Gefaͤße ausgelassen werden muß; es wird aber nicht so
                              sehr einleuchtend seyn, daß die Luft in den Roͤhren gleichfalls an derselben
                              Stelle ausgelassen werden muͤsse, und es ist zuweilen durch Unaufmerksamkeit
                              auf diesen Umstand einige Schwierigkeit bei dem Austreiben der Luft aus diesen
                              Roͤhren entstanden. Die gewoͤhnliche atmosphaͤrische Luft ist
                              indessen immer schwerer, als Dampf, und muß bei dem untersten Theile der
                              Roͤhre ausgelassen werden.
                           Die heizende Oberflaͤche kann auf verschiedene Weise erhalten werden. In
                              gewoͤhnlichen Faͤllen bedient man sich der gewoͤhnlichen
                              Ranft-Roͤhren (flange-pipes) von 3
                              bis 4 Zoll im inneren Durchmesser, so duͤnn, zugleich aber auch so vollkommen
                              und gesund als moͤglich gegossen. Doppelte Cylinder, deren einer in Fig. 5. Tab.
                              IX. dargestellt ist, im Durchschnitte in Fig. 4. koͤnnen, in
                              anderen Faͤllen, mit Vortheil angewendet werden, indem sie eine große
                              Oberflaͤche darbiethen. Wenn man bei A, eine
                              Roͤhre fuͤr frische Luft in der Mitte des Cylinders einmuͤnden
                              laͤßt, waͤrmt diese die Luft, wie sie in das Zimmer eintritt.
                           Der obere Theil und die Basis passen an den Cylinder. Der Dampf wird durch die
                              Roͤhre aus geschlagenem Eisen, B,
                              zugefuͤhrt, und die Luft und das Wasser werden durch die Roͤhre, C, ausgefuͤhrt. Der Zutritt der frischen Luft
                              wird durch den Griff, D, regulirt. Der Dampf nimmt den
                              Raum zwischen den beiden Cylindern, bei aa, im
                              Durchschnitte, ein. Es ist nothwendig, daß der Cylinder oben einen offenen Dekel
                              hat, wie E, zeigt, und da seine Hoͤhe nicht
                              uͤber 3 Fuß betragen soll, so ist es noͤthig, an dem oberen Theile
                              desselben Verzierungen anzubringen.
                           In anderen Faͤllen brauchte ich Roͤhren, die ich aus kurzen
                              Stuͤken zusammenfuͤgte, beinahe in Gestalt der Schlangenroͤhre
                              der Branntweinbrenner, und legte ein offenes Gitter uͤber dieselben.
                           Das nothwendige Verhaͤltniß einer Roͤhre, um eine gewisse Menge Luft
                              waͤhrend einer gegebenen Zeit zu erwaͤrmen, laͤßt sich leicht
                              nach folgender Formel berechnen: [0,48 C (T – t)]/(200 –
                              T)= dem Flaͤchen-Inhalte der
                              Oberflaͤche des Dampfgefaͤßes, welches C
                              Kubikfuß-Luft von der Temperatur t auf T, in einer Minute erhoͤht. Die Menge der
                              Ventilation und der Verlust an Hize in Einer Minute laͤßt sich, nach den
                              fuͤr die Ventilation bereits angegebenen Grundsaͤzen, bestimmen, wornach sich auch
                              der Ersaz an Waͤrme leicht berechnen laͤßt. Man sezt hier voraus, daß
                              die Roͤhren aus Gußeisen sind, indem dieses, die kleinen
                              Leitungs-Roͤhren ausgenommen, welche aus geschlagenem Eisen seyn
                              koͤnnen, das beste Material hierzu ist. Andere Oberflaͤchen geben
                              ungefaͤhr eben soviel Waͤrme von sich, wenn sie von dunkler Farbe
                              sind, und ihre Oberflaͤche etwas rauh und schwammig ist. Auch die
                              Bronze-Farbe taugt sehr gut, um Waͤrme zu verbreiten.
                           Bei Anwendung der Dampfhize muß jener Theil der Luft, welcher zur Ventilation
                              hereingelassen wird, ehe er in das Zimmer kommt, vorher immer erwaͤrmt
                              werden; jedoch immer nur etwas weniger, als die mittlere Waͤrme des Zimmers.
                              Das Verhaͤltniß der Roͤhre hierzu zeigt unsere Formel: ein Register
                              zur Regulirug der Menge, welche eintreten soll, sezt jeden in den Stand, soviel
                              davon einzulassen, als er will.
                           Wo man Dampf-Hize in einem Wohn-Hause anwendet, wird man auch das
                              destillirte Wasser zu manchem Gebrauche benuͤzen koͤnnen. Wenn man
                              dasselbe in den Kessel zuruͤkfließen laͤßt, erspart man weit weniger
                              Brenn-Material, als man glaubt, kaum Ein Zwoͤlftel, wofuͤr man
                              allerdings destillirtes Wasser haben kann.
                           Es ist unmoͤglich in die engen Graͤnzen eines Aufsazes dieser Art alle
                              Kleinlichkeiten der Kunst zu Heizen und zu Ventiliren zusammen zu draͤngen;
                              ich hoffe aber bei aller dieser Kuͤrze einige Winke gegeben zu haben, die
                              nuͤzlich werden, und diejenigen, die diesen wichtigen Gegenstand
                              gruͤndlicher zu untersuchen im Stande sind, zu mancherlei Nachforschungen
                              uͤber denselben veranlassen koͤnnen.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
