| Titel: | Trokenstube für die Wäsche im Spitale zu Derbyshire. | 
| Fundstelle: | Band 17, Jahrgang 1825, Nr. LXXXIV., S. 416 | 
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                        LXXXIV.
                        Trokenstube fuͤr die Waͤsche im
                           SpitaleWir geben diese Beschreibung einer Trokenstube eines Spital-Waschhauses in
                                 England nicht bloß unserer Spitaͤler wegen, die wir, wenigstens nach
                                 einer großen Krankenanstalt zu urtheilen, immer schlechter statt besser werden
                                 sehen; sondern der Fabriken wegen, die in manchem deutschen Lande allerdings
                                 wohl auch bald das Loos eines Spitales werden theilen muͤssen. Von dem
                                 Nuzen dieser Bauart der Trokenstuben in Spitaͤlern hatte der Uebersezer
                                 Gelegenheit sich in England dadurch zu uͤberzeugen, daß sie beinahe in
                                 allen englischen Spitaͤlern, nicht bloß zu Derby (wo er nicht war)
                                 eingefuͤhrt ist. A. d. Ueb. zu Derbyshire.
                        Aus dem Mercure technologique. N. 63. S. 268 im
                           Auszuge.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              IX.
                        Trokenstube für die Wäsche im Spitale zu Derbyshire.
                        
                     
                        
                           Das Troknen und Plaͤtten (Baͤgeln in Baiern)
                              geschieht in einem großen Saale, bei einem aͤhnlichen Ofen, wie jener,
                              welcher das ganze Haus heizt.
                           Fig 6. zeigt den Grundriß, nicht in einem streng horizontalen Durchschnitte, sondern
                              so, daß die verschiedenen Gegenstaͤnde in verschiedenen Erhoͤhungen
                              dargestellt werden. Fig. 7. (dieselben Buchstaben bezeichnen dieselben Gegenstaͤnde)
                              ist ein senkrechter Durchschnitt nach der Linie, AB, des Grundrisses. SS, sind drei
                              Stufen, uͤber welche man von dem Fußboden, AB, nach F, herab gelangt, einer Art von
                              Vertiefung, die man in dem Grundrisse Fig. 6. sieht. Von da
                              steigt man uͤber zwei andere Stufen nach M,
                              herab, wo der Heizer sich befindet, um das Feuer anzuschuͤren, der das
                              Brenn-Material durch die Oeffnung, m, einschiebt.
                              Der Herd ist mittelst einer eisernen Gloke bedekt, die, statt wie am Ofen in diesem
                              Hanse, gewoͤlbt zu seyn, oben mittelst einer gegossenen Platte geschlossen
                              ist, die einer kleinen, mittelst der Thuͤre, D,
                              verschlossenen, Zelle als Fußboden dient. Der obere Rand dieser Gloke dient zum
                              Hizen der Plaͤtt- (Baͤgel-) Eisen, um die Waͤsche zu
                              plaͤtten, waͤhrend die Seitenwaͤnde mit eisernen
                              Roͤhren, tt, umgeben sind, wie jene an dem
                              großen Ofen des Hauses. Diese Roͤhren sind in einer engen Mauer
                              eingeschlossen, die den leeren Raum, k, von demjenigen
                              scheidet, der die Gloke unmittelbar umgibt. Die frische Luft steigt durch einen
                              unterirdischen Gang unter M, auf, der mit der
                              aͤußern Luft in Verbindung steht; sie tritt durch die Roͤhren, tt etc. ein, und schlaͤgt an die erhizten
                              Waͤnde der Gloke; hebt sich in der Kammer fuͤr warme Luft, Fig. 7. empor,
                              und geht dann in die Trokenstube, die die Gestelle, ddd, zum Aufhaͤngen der zu troknenden Waͤsche
                              enthaͤlt. Die Luft zieht durch die Thuͤre, w, die man waͤhrend des Troknens der Waͤsche geschlossen
                              haͤlt. Laͤngs der Trokenstube, so wie laͤngs des Waschhauses,
                              sind Schienen oder Falzen aus Gußeisen (Eisenbahnen) angebracht, in welchen die
                              Gestelle fortrollen; ddd, Fig. 8. im Aufrisse, nn, sind Raͤderchen oder Waͤlzchen
                              aus Gußeisen mit Furchen, damit die Gestelle auf den Schienen, b, laufen koͤnnen, Fig. 7. Jedes Gestell hat
                              2 Raͤder ruͤkwaͤrts, und eines vorne. Jedes Gestell hat ferner
                              5 Reihen uͤber einander befindlicher Stangen, wovon 4 doppelt sind, welches
                              also in Allem 9 Stangen gibt, worauf die Waͤsche ausgebreitet wird. Diese
                              Gestelle werden, wie man sieht, aus dem Waschhause in die Trokenstube, und
                              umgekehrt, gefahren, um die Waͤsche darauf aufzuhaͤngen, und von
                              denselben abzunehmen: in jedem Falle schließen ihre Enden genau alle Oeffnungen, um
                              der kalten Luft jeden Zutritt in die Trokenstube zu versagen. Jedes derselben wird
                              nebenher noch durch einen an der Deke befestigten Leiter, g, in seiner Lage
                              gehalten.
                           In dem Maße, als die warme Luft sich abkuͤhlt, sinkt sie, zugleich mit den
                              Wasserdaͤmpfen, welche sie der Waͤsche entzogen hat, herab, und
                              entweicht durch die Roͤhre, C, an dem Boden der
                              Trokenstube. Durch diese Vorrichtung muß die erhizte Luft die Stube von oben nach
                              unten durchziehen, und gewaͤhrt auf diese Weise das kraͤftigste
                              Mittel, alle Feuchtigkeit mit dem mindesten Aufwande an Brenn-Material zu
                              beseitigen.
                           
                           Es waͤre uͤberfluͤßig, eine Vergleichung zwischen dieser
                              Trokenstube und den gewoͤhnlichen Trokenstuben fuͤr Waͤsche
                              anstellen zu wollen. Selbst dort, wo man, statt mittelst des gewoͤhnlichen
                              Feuers, bei einem eisernen Ofen troknet, weiß man nichts Besseres, als den Ofen in
                              die Mitte dieser Stube zu stellen, oder in der lezteren die Blechroͤhre herum
                              zu fuͤhren. Die obere Flaͤche dieses Ofens dient zum Hizen der
                              Plaͤtteisen, und die Waͤsche wird in der Stube aufgehaͤngt, die
                              die Waͤscherin bewohnt. Gewoͤhnlich ist der Ofen so gut geheizt, daß
                              man in Gefahr ist, die trokene Waͤsche an demselben zu verbrennen, was nur zu
                              haͤufig zu großem Schaden geschieht. Das Waschhaus, nach diesem Plane erbaut,
                              ist von allen diesen Maͤngeln befreit:
                           1) Kann, bei warmer Witterung, alle Verbindung zwischen der Trokenstube, aus welcher
                              die Waͤrme ausstroͤmt, und dem Orte, wo die Waͤscherinnen sich
                              befinden, unterbrochen werden, waͤhrend man im Winter einen Theil der warmen
                              Luft aus der Trokenstube dahin leiten kann.
                           2) Ist der Ort, wo die Eisen gehizt werden, von dem Arbeits-Zimmer vollkommen
                              abgeschieden: der Herd oͤffnet sich an einem ganz abgeschiedenen Orte, so daß
                              alle Feuersgefahr unmoͤglich wird.
                           3) Um alles Vorurtheil fuͤr das Troknen in freier Luft zu zerstreuen, wollen
                              wir hier nur dieß bemerken, daß, da bestaͤndig ein neuer Luftstrom durch die
                              Trokenstube streicht, in gleichen Zeitraͤumen eine groͤßere Menge Luft
                              mit der Waͤsche in Beruͤhrung kommt, als wenn das Troknen in freier
                              Luft geschaͤhe. Und darin liegt die wesentliche Bedingung zur Erhaltung jener
                              Weiße, die der Waͤsche eigen ist. Das Licht ist uͤberdieß das Einzige,
                              was irgend einen nachtheiligen Einfluß in dieser Hinsicht erzeugen kann: denn man
                              weiß, daß es eine dem Bleichen entgegengesezte Wirkung hervorbringt, indem dieses
                              Bleichen lediglich von Feuchtigkeit und Sauerstoff abhaͤngt.
                           4) Ist die Waͤsche bei diesem Troknen weder dem Zimmer-Staube, noch
                              irgend einer Gefahr vom Schmuze beflekt zu werden, ausgesezt. Dieselbe Trokenstube kann auch zum
                              bequemen und gehoͤrigen Durchluͤften der Waͤsche dienen, die
                              darin so lange haͤngen kann, bis man sie braucht.
                           Man bedient sich zuweilen auch noch eines anderen Gestelles, welches so eingerichtet
                              ist, daß ein Theil desselben sich in einem Gewinde oͤffnet, so daß man ein
                              ganzes Bett darauf legen kann. Das Ganze laͤuft dann in der Trokenstube auf
                              Eisenbahnen hin. Es kann keine leichtere und zwekmaͤssigere Methode geben, um
                              naßgewordene Betten auszuluͤften.
                           Die Beheizung dieser Trokenstube wurde schon vor langer Zeit im Großen zum Troknen
                              des Baumwollen-Garnes und der Baumwollen-Zeuge in der Fabrik der HHrn.
                              Strutt angewendet: sie koͤnnte auch
                              Papiermachern, Toͤpfern, in Zuker-Raffinerien u. d. gl. dienen. Die
                              HHrn. Strutt fanden sie wohlfeiler, als irgend eine
                              andere. Um eine Idee von den Wirkungen derselben zu geben, wollen wir folgende, an
                              Calico-Stuͤken gemachte, Erfahrung hier anfuͤhren. Man fing um
                              9 Uhr an, als das Feuer im vollen Gangen war, und fuhr bis um 3 Uhr Nachmittags
                              fort, waͤhrend welcher Zeit das Feuer immer unterhalten wurde.
                           Waͤhrend dieser Zeit hat man 104 Stuͤke, jedes von 23 Meter in der
                              Laͤnge, getroknet, die, naß, 1140 Pfund wogen, und getroknet, 547 Pfund: das
                              ausgeduͤnstete Wasser betrug demnach 593 Pfund. Das Gewicht der hierzu
                              verwendeten Steinkohlen betrug 338 Pfund: Ein Pfund Steinkohle verdampft demnach
                              1,56 Pfund Wasser. Die Luft und der Dampf entweichen aus der Trokenstube unter einer
                              Temperatur von 41° (R?). Die Menge Wassers in einem kubischen Meter war nicht
                              groͤßer, als jene, welche eine mit Daͤmpfen gesaͤttigte Luft
                              unter einer Temperatur von 21° enthalten wuͤrde, so daß, wenn die
                              warme Luft unter diesen Waaren noch mehrere Mahle umher gezogen waͤre, sie in
                              derselben Zeit, bei demselben Brenn-Materiale, noch weit mehr Wasser entzogen
                              haben wuͤrde. Wenn das Mittel bei 41° mit Dampf gesaͤttigt
                              worden waͤre, so waͤre die Fluͤssigkeit bei einer Temperatur
                              von 32°
                              hinausgetreten, und haͤtte, statt 593 Pfund Wasser, etwas mehr als 1200 Pfund
                              weggefuͤhrt.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
