| Titel: | Trostgründe bei Hungertod für Mechaniker und Chemiker von ausgezeichneten Talenten; oder über die Nothwendigkeit und die Mittel, dürftige Männer von Genie im Fabrikwesen zu unterstüzen. | 
| Fundstelle: | Band 17, Jahrgang 1825, Nr. CVI., S. 484 | 
| Download: | XML | 
                     
                        CVI.
                        Trostgründe bei Hungertod für Mechaniker und
                           Chemiker von ausgezeichneten Talenten; oder über die Nothwendigkeit und die Mittel,
                           dürftige Männer von Genie im Fabrikwesen zu unterstüzen.
                        Aus dem London Journal Julius N. 55. S.
                              420.
                        Beschluß von S.
                              357. d. J.
                        Trostgründe bei Hungertod für Mechaniker und Chemiker.
                        
                     
                        
                           Der erste und schwierigste Punct ist der, wie der
                              noͤthige Fond herbeigeschafft werden kann; dieser muß, nothwendig, sehr
                              bedeutend seyn, und ist auch alsogleich noͤthig;
                              denn wir halten es fuͤr hoͤchst wesentlich, daß die Gesellschaft mit einem Mahle in jener Wuͤrde und Wichtigkeit
                              sich zeigen kann, zu welcher sie bestimmt ist, und erhoben zu werden verdient; daß
                              sie in vollem Besize aller Huͤlfsquellen sich befinde, die zur vollen
                              Erreichung ihres Zwekes nothwendig sind; denn nur auf diese Weise allein kann sie
                              auf jene feste Basis gegruͤndet werden, welche ihre endliche
                              Nuͤzlichkeit verbuͤrgt. Wenn sie nicht gleich bei ihrer Geburt, wie
                              Minerva, in voller Kraft und Staͤrke hervortritt, ausgeruͤstet mit
                              maͤchtigen und einleuchtenden Anspruͤchen auf allgemeine Achtung und
                              allgemeinen Schuz, so
                              koͤnnen wir nicht mit Grunde erwarten, daß sie so leicht uͤber jene
                              Hindernisse hinweggelangen wird, die sich ihr in den Weg stellen: nur Wenige werden
                              ihr treulich beistehen, und geduldig mithelfen, wenn sie sich muͤhsam zur
                              Nuͤzlichkeit hinaufwinden muß. Es scheint nur drei
                              moͤgliche Wege zu geben, diesen Fond herbeizuschaffen: naͤmlich
                              erstens durch ein Anlehen auf Interessen. Zweitens durch Actien, welche auf einen
                              Antheil des Ertrages dieses Institutes Anspruch geben, so daß dieses Institut eine
                              Actien-Gesellschaft (a joint Stock Association)
                              wurde. Drittens auf Actien, welche die Besizer zu Eigenthuͤmern dieses
                              Institutes machten, und sie zu gewissen Privilegien berechtigen. – Gegen alle
                              diese Vorschlaͤge lassen sich einige Einwendungen erheben. Auf die erste
                              Weise wuͤrde allerdings die Gesellschaft am unabhaͤngigsten seyn;
                              allein, die Interessen des erforderlichen Capitales (von welchem drei Viertel
                              wahrscheinlich von dem Gebaͤude verschlungen werden wuͤrden, wenn es
                              seinem Zweke entsprechen soll) wuͤrde das Institut noͤthigen, irgendwo
                              nebenher noch einige Vortheile zu suchen, indem ohnedieß jaͤhrliche Ausgaben
                              Statt haben: dadurch wuͤrde aber die Liberalitaͤt dieser Gesellschaft
                              einen großen Abzug leiden, und die wohlthaͤtigen Wirkungen zum Vortheile
                              derjenigen, fuͤr welche sie bestimmt ist, wuͤrden dadurch sehr
                              geschmaͤlert werden. Gegen die zweite Art lassen sich dieselben
                              Einwuͤrfe machen: man wird immer suchen muͤssen von seinen
                              Bemuͤhungen hohe Vortheile zu ziehen, was vor Allem am sorgfaͤltigsten
                              vermieden werden muß. Es ist indessen offenbar, daß in sehr vielen Faͤllen
                              diejenigen, welche von der Gesellschaft Vortheil ziehen, dasjenige, was vorgestrekt
                              wurde, mit Zinsen dafuͤr zuruͤk bezahlen muͤssen; z.B. wenn die
                              Gesellschaft ein Patent fuͤr einen Supplicanten genommen hat, muß sie den
                              Ertrag desselben so lange hereinzubringen suchen, bis sie dafuͤr
                              entschaͤdigt ist, und selbst noch etwas mehr erhalten hat; zugleich
                              muͤssen aber auch diese Auslagen so gering, als bei den Interessen der
                              Gesellschaft nur immer moͤglich, gehalten werden; denn die dadurch erhaltene
                              Einnahme ist nur zur Aufrechthaltung derselben bestimmt.
                           Die dritte, oben vorgeschlagene, Weise waͤre allerdings die bei weitem
                              vortheilhafteste, indem man auf diese Weise ein bleibendes, in seiner Anwendung
                              ungebundenes, Capital mit einem Mahle erhalten konnte. Allein, wenn man die Besizer
                              der Actien zugleich zu Eigenthuͤmern macht, so ist
                              die freie Thaͤtigkeit der Gesellschaft großen Theiles beeintraͤchtigt,
                              und es wird gerade jener Neuerung, welcher wir mit aller Sorgfalt entgegen arbeiten
                              wollen, das Thor geoͤffnet. Es ist indessen das raͤthlichste Mittel
                              unter allen, und wir hoffen unter den Freunden der Wissenschaft Maͤnner zu
                              finden, die leinen Anstand nehmen, unter solchen Bedingungen Beitraͤge zu liefern. Wir wollen
                              annehmen, daß der Fond auf diese Weise bereits herbeigeschafft sey, und fortfahren,
                              die Erfordernisse einer solchen Gesellschaft auseinander zu sezen, zugleich aber
                              auch die Mittel zur Beseitigung jener Einwuͤrfe beruͤksichtigen, die
                              wir dagegen erregten.
                           Wir haben bereits den Zwek der Gesellschaft entwikelt. Zur Erreichung desselben wird
                              erfordert:
                           1) ein Untersuchungs-Ausschuß zur Pruͤfung der Plane und Erfindungen,
                              fuͤr welche man Belohnung oder den Schuz eines Patent-Rechtes
                              verlangt.
                           2) Eine Werkstaͤtte und ein Laboratorium, versehen mit den noͤthigen
                              Werkzeugen und Apparaten, wo, unter gewissen Bedingungen, auf Ansuchen, die
                              noͤthigen Versuche angestellt werden koͤnnen.
                           3) Ein großes Museum fuͤr Maschinen und Modelle.
                           4) Eine Bibliothek zum Nachschlagen, bloß aus wissenschaftlichen Buͤchern
                              bestehend, nebst Lesezimmern, in welchen alle
                              periodische, Kuͤnste und Wissenschaften betreffende, Schriften aufgelegt
                              sind.
                           5) Vorlesungen uͤber theoretische und Experimental-Physik, praktische
                              Mechanik, Chemie und Technologie.
                           6) Elementar-Schulen zum Unterrichte in den Anfangsgruͤnden der
                              Kuͤnste und Wissenschaften, in Verbindung mit den verschiedenen Gewerben.
                           Da es offenbar ist, daß der Untersuchungs-Ausschuß aus Maͤnnern
                              bestehen muß, die in den ihnen zur Pruͤfung unterlegten Gegenstaͤnden
                              wohl unterrichtet seyn muͤssen, so muß man auf Mittel bedacht seyn, dem
                              Institute eine hinlaͤngliche Anzahl solcher Maͤnner zu verschaffen.
                              Die Art nach welcher, unserer Annahme zu Folge, der Fond zusammengebracht werden
                              soll, scheint es unmoͤglich zu machen, daß die ganze Anzahl dieser
                              Ausschuß-Maͤnner unter den Eigenthuͤmern selbst gewaͤhlt
                              werden koͤnnte, indem in diesem Falle eine große Menge Actien von
                              wissenschaftlich gebildeten Maͤnnern genommen werden muͤßte, was
                              sowohl den ersten Absaz der Actien, als die Uebertragung derselben in der Folge,
                              sehr erschweren wuͤrde. Es ist also rathsam, daß nur ein Theil der
                              Eigenthuͤmer zu diesem Untersuchungs-Ausschusse gewaͤhlt wird,
                              der uͤbrige aber aus Personen besteht, welche mit dem Institute nicht in Verbindung stehen; d.h. die Gesellschaft sollte
                              sich bewerben Maͤnner von anerkannter Geschiklichkeit zu gewinnen, die diesen
                              Plaz als eine Ehrenstelle ansehen moͤchten. Auf diese Weise wuͤrde man
                              zugleich großen Theiles gegen irgend eine Parteilichkeit von Seite des Ausschusses
                              gesichert seyn (die der Gesellschaft von dieser Seite hoͤchst nachtheilig
                              werden muͤßte), und eine Versammlung von geistreichen Maͤnnern
                              erhalten, die man auf eine andere Weise nicht so leicht zusammenbringen wuͤrde.
                              Nachdem die Erfindungen diesem Ausschusse vorgelegt, und von demselben
                              daruͤber Bericht erstattet wurde, muͤßten sie vor ein Collegium von
                              Directoren oder vor einen Rath, der seine Meinung hieruͤber frei zu
                              aͤussern, und den Bericht des Ausschusses zu bestaͤtigen oder zu
                              verwerfen hat, und uͤber die zu ertheilende Belohnung entscheidet. Dieser
                              Rath muͤßte zahlreich seyn, und jaͤhrlich entweder ganz oder zum
                              Theile neu erwaͤhlt werden; lezteres waͤre vielleicht besser, wenn
                              naͤmlich jedes Jahr die Haͤlfte neu gewaͤhlt wuͤrde.
                           Jener Theil des Untersuchungs-Ausschusses, welcher aus Eigenthuͤmern
                              besteht, sollte jaͤhrlich neu erwaͤhlt werden (oder vielleicht
                              waͤre es auch gut, wenn es noch oͤfter geschaͤhe); der andere,
                              aus Ehrenmitgliedern bestehende, wird, nach Belieben, von den Eigenthuͤmern
                              ballotirt. Der Ausschuß sollte oͤfters, (ein oder zwei Mahl in der Woche)
                              Sizungen halten, um die Gegenstaͤnde zu pruͤfen, welche dem Schuze der
                              Gesellschaft uͤbergeben wurden. Kein Eigenthuͤmer darf die Wahl
                              verweigern, wenn er zu dem Ausschusse gewaͤhlt wurde, und muß, wenn er nicht
                              irgend einen wichtigen Grund, z.B. Krankheit u. d. gl. vorzubringen hat, unter
                              schwerer Strafe wenigstens bei jeder anderen Sizung erscheinen. Man muß aber auch
                              dafuͤr sorgen, und zwar durch allgemeine Uebersicht, die man vor der Wahl
                              herumgehen laͤßt, daß keine untauglichen Mitglieder zu einem solchen
                              Ausschusse gewaͤhlt werden. Der Rath koͤnnte sich monatlich
                              versammeln, oder so oft es nothwendig ist, um die Arbeiten des Ausschusses in
                              Betrachtung zu ziehen und daruͤber zu entscheiden.
                           Das Laboratorium und die Werkstaͤtte sind vielleicht die kraͤftigsten
                              Huͤlfsmittel, die man aͤrmeren Talenten darbiethen kann. Sie
                              muͤssen hier alle moͤgliche Aushuͤlfe an Werkzeugen und
                              Handwerksleuten finden. Wenn irgend eine Erfindung von dem Rathe die Gutheißung
                              erhalten hat, wird der Erfinder hier mit allen Mitteln versehen, um die Modelle
                              fuͤr die Gesellschaft zu verfertigen. Wenn bloße rohe Entwuͤrfe
                              vorgelegt werden, und man findet sie der Ausfuͤhrung werth, so hat derjenige,
                              der sie machte, hier alle Mittel bei Handen, die noͤthigen Versuche
                              anzustellen, und dieß zwar unter der Leitung und dem Beistande von Maͤnnern,
                              die beides zu geben vermoͤgen. Die Arbeiter an den Werkstaͤtten, von
                              welchen wir oben sprachen, sind wesentlich nothwendig. Sie sollten unter solchen
                              Individuen ausgewaͤhlt werden, die die Vorlesungen besuchen, und zwar nach
                              den Fortschritten, die sie in denselben gemacht haben, so daß ihnen ihre Arbeit
                              nicht bloß Ertrag, sondern auch Ehre gewaͤhrt. Sie erhielten auf diese Weise einen Sporn, ihre
                              Anstrengungen zu verdoppeln; sie wuͤrden dadurch von einem hoͤchst
                              wohlthaͤtigen Geiste des Wetteifers beseelt, und mit bleibendem Gefuͤhle von Theilnahme an dem Wohle der Gesellschaft
                              durchdrungen werden. Unter aͤhnlichen Verhaͤltnissen koͤnnten
                              sie auch zu anderen Stellen an dem Institute gewaͤhlt werden. Sie haben
                              taͤglich nur einige Stunden an dem Institute zuzubringen, und, wenn sie
                              nichts anders zu thun haben, koͤnnen sie zur Verfertigung von Modellen
                              fuͤr das Museum verwendet werden, so daß, waͤhrend sie Vortheile
                              gewinnen, auch die Gesellschaft fuͤr ihre Auslagen reichlich Ersaz
                              erhaͤlt.
                           Wir haben gesagt, daß die Bibliothek bloß aus wissenschaftlichen Buͤchern
                              bestehen soll: dieß wollen wir fuͤr die erste Gruͤndung des Institutes
                              verstanden haben; denn da dieses streng auf wissenschaftliche Gegenstaͤnde
                              beschraͤnkt ist, und zwar vorzuͤglich auf Mechanik und Chemie, so
                              scheint es uns kluge Sparsamkeit, wenn man sich anfangs bei der Bibliothek bloß auf
                              diese beschraͤnkt. Spaͤter, wenn der Fond groͤßer geworden ist,
                              und die Gesellschaft sich mehr Ausdehnung gewaͤhren kann, mag auch die
                              Bibliothek einen weiteren Umfang erhalten. Die Eigenthuͤmer muͤssen
                              nothwendig die Bibliothek zu ihrem Gebrauche haben, so wie die oberen Classen der
                              Schulen. Ueber die Vorlesungen wollen wir uns nicht weiter einlassen; sie
                              muͤssen oft und fleißig gehalten, durch die geeigneten Versuche
                              erlaͤutert, und unmittelbar mit den praktischen Kuͤnsten verbunden
                              werden.
                           Die Elementar-Schulen machen einen Hauptgegenstand in dem Plane dieser
                              Gesellschaft aus. Um sie nuͤzlich zu machen, glauben wir sie bloß auf den
                              Unterricht der Handwerker in jener Kunst beschraͤnken zu Muͤssen,
                              welche sie ausuͤben; und da wir bloß solche Handwerke im Auge halten, die mit
                              Mechanik verbunden sind, scheint es uns nicht, als ob bei der Ausfuͤhrung
                              einige Schwierigkeit Statt haben koͤnnte.In dem Berichte der Kunstschule zu Edinburgh (Report
                                       of the Edinburgh School of Arts) heißt es: „die Erfahrung
                                       des ersten Jahres, und vorzuͤglich der Umstand, daß die
                                       Zuhoͤrer 48 verschiedenen Gewerben angehoͤrten,
                                       uͤberzeugen die Directoren, daß der beste Plan, den man
                                       einschlagen konnte, der war, daß man die Vorlesungen auf die allgemeinen
                                       Grundsaͤze jener Wissenschaften beschraͤnkte, die im
                                       Allgemeinen auf Kuͤnste anwendbar sind, und nicht, wie man
                                       Anfangs versuchte, die Grundsaͤze der Kuͤnste im Detail
                                       lehrt.“ Als dieser Bericht abgefaßt wurde, hatte die Schule
                                    452 Lehrlinge, welche 48 verschiedenen Gewerben angehoͤrten. Darunter
                                    waren: 111 Schreiner und Galanterie-Tischler (Cabinet
                                       makers); 38 Schmide und Eisen-Arbeiter aus
                                       Maschinen-Fabriken; 15 Muͤhlen-Zimmerleute; 27 Maurer
                                       und Marmor-Schneider; 11 Taschen- und Stok-Uhrenmacher; 7
                                    Optiker; 19 Juweliere
                                    und Silberarbeiter; 12 Zinn- und Zink-Arbeiter;
                                    12 Messing-Gießer; 5 Graveurs, die Praͤgestaͤmpel schneiden (die cutters); 9 Bleiarbeiter; 7 Mahler; 6 Faͤrber; 10 Druker; 7 Buchbinder; 12 Weber; 8 Schuhmacher;
                                    5 Steinschleifer; 5 Kupferstecher; 4 Brauer; 3 Muͤller; 1 Baͤker; 3 Eisengießer; 9 Drechsler; 3 Glaser; 9
                                    Tapezierer; 17 Hufschmiede; 3 Sattler; 3 Gaͤrber; 5 Schneider; 5
                                    Buͤchsen-Macher; 4 Gaͤrtner; 2
                                    Musik-Instrumenten-Macher; 3 Specerey-Haͤndler;
                                    2 Branntwein-Haͤndler; 2 Tabak-Haͤndler; 3 Landmesser; 1 Angelruthen-Macher; 1
                                    Leisten-Macher; 2 Glasblaͤser und Glasschleifer; 1 Modelmacher
                                    und Stuccadur-Arbeiter; 1 Hutmacher; 1 Branntweinbrenner; 1
                                    Parfuͤmeur; 1 Destillateur; 1
                                    Strandwaͤchter; 1 Messerschmid; 27 Handlungs-Diener; 5
                                    Zoͤglinge aus dem Asyl fuͤr Blinde; 9 ohne bestimmtes
                                    Handwerk.Offenbar mußte der groͤßte Theil dieser Arbeiter diesen Unterricht
                                    ohne Absicht auf besondere praktische Anwendung suchen, und allgemeine
                                    Vorlesungen waren fuͤr sie hinreichend. Nur wenige wollten
                                    detaillirten Unterricht in ihrem Gewerbe (die wir hier durchschossen abgedrukt haben) und diesen kann er auch leicht
                                    ertheilt werden. Wenn man das System des gegenseitigen Unterrichtes annimmt, und bei
                              Anschaffung der Buͤcher und Apparate die gehoͤrige Sparsamkeit beobachtet, so
                              koͤnnen sie ohne viele Muͤhe fuͤr die Lehrer, und mir sehr
                              maͤßigen Kosten geleitet werden. Obschon es fuͤr das Wohl der Anstalt
                              durchaus nothwendig ist, daß die Handwerker etwas
                              fuͤr den Unterricht bezahlen, so muß doch, wenn dieser Unterricht allen
                              zugaͤngig seyn soll, nothwendig diese Summe so gering als moͤglich
                              seyn, z.B. fuͤr Vorlesungen und fuͤr die Schule jaͤhrlich nicht
                              uͤber 5 bis 10 Shillings (3 bis 6 fl.) betragen. Mehr wird die arbeitende
                              Classe nicht leicht aufbringen, oder fuͤr eine
                                 laͤngere Zeit uͤber ersparen wollen. Der Reiz der Neuheit mag
                              sie vielleicht verfuͤhren Anfangs mehr zu geben; allein, wenn dieser
                              verraucht ist, wird sie diese Abgabe zu schwer druͤken.
                           Es ist ferner von der hoͤchsten Wichtigkeit, den Lehrlingen die
                              moͤglich groͤßte Aufmunterung zu verschaffen; sie muͤssen daher
                              zu den hoͤchsten Stellen des Institutes gelangen koͤnnen, wenn sie
                              derselben wuͤrdig geworden sind; es muͤssen bedeutende Gehalte und
                              Preise ausgesezt werden. Die Herausgabe eines Wochenblattes fuͤr dieselben
                              und von denselben, in welchem die woͤchentlichen Vorlesungen in Kuͤrze
                              wiederholt werden, damit sie sich den Schuͤlern desto tiefer
                              einpraͤgen, und Mittheilungen der Mitglieder der Schule mit Anmerkungen und
                              Berichtigungen der Herausgeber aufgenommen werden, wuͤrde eine große
                              Beihuͤlfe fuͤr dieses Institut seyn koͤnnen. Die Herausgeber
                              konnten aus den hoͤheren Schul-Classen gewaͤhlt werden; das
                              Blatt koͤnnte ihrer eigenen Leitung uͤberlassen bleiben, nur
                              muͤßte es der Durchsicht einer hoͤheren Auctoritaͤt
                              unterliegen, damit keine falschen Grundsaͤze in dasselbe sich einschleichen.
                              Der Zwek dieses Blattes waͤre eine Masse von Kenntnissen, die in kostbaren Werken vergraben
                              und nur den Wohlhabenderen zugaͤngig ist, oder bisher auf eine fuͤr
                              nicht wissenschaftlich gebildete Leute zu abstracte Weise behandelt wurde, allgemein
                              unter der arbeitenden Classe zu verbreiten; derselben einen Weg zu oͤffnen,
                              auf welchem sie ihre eigenen Ideen mittheilen, und jene ihrer Bruͤder kennen
                              lernen; und endlich, indem man sie zu Untersuchungen und Eroͤrterungen
                              aufmuntert, sie allmaͤhlich denken und forschen zu lehren, und Durst nach
                              Kenntnissen in ihnen zu erregen. Wenn wir sie zu Untersuchungen und
                              Eroͤrterungen einladen wollen, wollen wir nicht durch dieses Blatt der
                              speculativen Thorheit fuͤr ihre Meinungen und Streitigkeiten einen Kampfplaz
                              oͤffnen; solche Eroͤrterungen
                              wuͤrden zu Nichts fuͤhren. Es wuͤrde auch ohne allen Nuzen
                              seyn, wenn man jede Mittheilung ohne Unterschied, die fuͤr dieses Blatt
                              eingesendet wird, alsogleich aufnehmen wuͤrde, obschon dieß
                              gegenwaͤrtig bei den meisten wohlfeilen periodischen Blaͤttern so der
                              Fall ist, und sie, wie man sagt, ausdruͤklich zu
                              diesem Zweke vorhanden sind, und dafuͤr noch gelobt werden. Der Herausgeber
                              eines solchen Werkes muß im Stande seyn und es sich gefallen lassen, uͤber
                              die Mittheilungen, die ihm gemacht wurden, seine Meinung zu aͤußern, und wo
                              man sich geirrt hat, muß Er seinen Correspondenten sorgfaͤltig zeigen, wie
                              sie sich geirrt haben. Was kann es nuͤzen, wenn jeder seine, oft
                              entgegengesezte, Ansicht uͤber einen Gegenstand mittheilt, uͤber
                              welche wir alle nichts wissen koͤnnen?
                           Durch einfaches Zuruͤkfuͤhren auf einen einfachen und allgemeinen
                              Grundsaz beseitigt man haͤufig jeden Irrthum, und belehrt jeden Leser,
                              waͤhrend eitle Speculationen nur Zeit und Papier verderben. Dieses Blatt
                              sollte unter den Mitgliedern um einen geringen Preis vertheilt werden;
                              wahrscheinlich kann es auch außer der Gesellschaft in Umlauf gebracht werden, und
                              dann einen kleinen Zuschuß fuͤr die Casse derselben gewaͤhren. Es
                              sollte bei der Gesellschaft gedrukt werden, denn es wird aus mehreren
                              Gruͤnden raͤthlich und nothwendig werden, eine Drukerei bei derselben
                              zu errichten.
                           Wir muͤssen nun von den Quellen sprechen, aus welchen wir das
                              jaͤhrliche Einkommen ableiten wollen. Wir haben:
                           1) die Interessen eines fundirten Capitales, wenn wir eines erhalten, was sehr zu
                              empfehlen ist.
                           2) den Ertrag von den Patenten, welche die Gesellschaft sich ertheilen ließ.
                           3) die Subscription fuͤr die Vorlesungen und Schulen von den Handwerkern.
                           4) die Ertraͤgnisse des Laboratoriums und der Werkstaͤtte.
                           5) den Ertrag des Wochenblattes.
                           6) Da es raͤthlich ist, auch fuͤr Benuͤzung der Bibliothek und der Vorlesungen
                              Subscription anzunehmen, so kommt auch diese in Anschlag.
                           Die Drukerei kann uͤberdieß einen bedeutenden Gewinn abwerfen, wenn die
                              Gesellschaft gewisse Werke unternimmt und herausgibt. Der Betrag dieser
                              verschiedenen Quellen der Einnahme laͤßt sich nicht so leicht
                              schaͤzen; wir glauben aber annehmen zu duͤrfen, daß, wenn er auch
                              Anfangs gering ist, er doch bedeutend werden muß, sobald die Gesellschaft sich zu
                              irgend einer Bedeutenheit gehoben hat, und nuͤzliche Geschaͤfte machen
                              kann: er wird dann so ziemlich zu dem vorgesezten Zweke hinreichen. Das
                              noͤthige Capital wuͤrde vielleicht 100,000 Pfund nicht
                              uͤbersteigen duͤrfen, und diese koͤnnten in 1000 oder mehr
                              Actien getheilt werden. Wir glauben es wagen zu duͤrfen, daß die Hauptstadt
                              Englands so viele Individuen besizt, die mit Vergnuͤgen ein so
                              schaͤzbares, nothwendiges, und nationales Unternehmen unterstuͤzen
                              werden.
                           Wir haben nur wenig uͤber die innere Leitung der Gesellschaft gesprochen; wir
                              haben aber ausfuͤhrlich die Grundsaͤze aufgestellt, nach welchem
                              dieselbe im Allgemeinen geleitet werden muß: wenn diese in ihrem wahren Geiste
                              ausgefuͤhrt werden, so werden sie derselben als feste Grundlage dienen. Das
                              Uebrige gehoͤrt in das Gebieth der „Hausregeln“ (By-Lacos), woruͤber wir im Allgemeinen nur
                              soviel bemerken wollen, daß sie so sehr als moͤglich eine herzliche
                              Verbindung zwischen den Handwerkern und den oberen Mitgliedern der Gesellschaft
                              herstellen und befoͤrdern, den ersteren alle moͤgliche Aufmunterung
                              gewaͤhren, und zugleich jede Neuerung von beiden Seiten soviel
                              moͤglich verhuͤten sollen, als ob sie lediglich fuͤr die
                              Regierung eines Staates gegruͤndet waͤren. Eine Gesellschaft dieser
                              Art soll, so viel moͤglich, einem Staate gleichen, der aus allen Stufen von
                              Wissenschaft besteht, von der hoͤchsten Mathematik an, bis zum untersten
                              Handwerker herab, und bei der Errichtung desselben sollte man mit eben so vieler
                              Vorsicht zu Werke gehen. Es ist leichter einem Uebel vorzubeugen, als die Folgen
                              desselben abzuwenden; leichter einer Krankheit vorzubeugen, als dieselbe zu heilen.
                              Es ist daher weit kluͤger im Anfange sich gegen jeden Mißbrauch sicher zu
                              stellen, als auf eine Controle des hydrakoͤpfigen
                              Ungeheuers zu denken, wenn es sein unzerstoͤrbares
                              Haupt einmahl empor gerichtet hat.
                           Die Hauptvorstaͤnde dieser Gesellschaft sind, wie gewoͤhnlich, ein
                              Praͤsident, Vicepraͤsident etc. Wir empfehlen dringend, derselben ein
                              solches Ansehen zu geben, daß sie mit einem Mahle vor den Augen der Welt in dem
                              gehoͤrigen Glanze und in der gehoͤrigen Achtung erscheinen kann, daß
                              sie unter den Schuz des Koͤniges gestellt und mit der Karte einverleibt
                              wird.
                           
                           Wir wollen uns nicht in ein weiteres Detail einlassen, da unser Zwek zunaͤchst
                              nur darin bestand, die oͤffentliche Aufmerksamkeit und die Gefuͤhle
                              der Nation auf die Nothwendigkeit zu lenken, huͤlflosen Talenten zu
                              Huͤlfe zu kommen. Wenn wir so gluͤklich waͤren unseren Zwek zu
                              erreichen, was wir zur Ehre unseres Landes aufrichtig hoffen, so werden wir uns
                              gluͤklich duͤnken und stolz darauf seyn, noch ein Mahl auf diesen
                              Gegenstand zuruͤkzukommen, und unsere geringen Kraͤfte auf das
                              Aeußerste anzustrengen, denselben zu unterstuͤzen. Es ist unser brennender
                              Wunsch wie unser inniges Gebeth, daß sich wahre Freunde einer so
                              wohlthaͤtigen Anstalt unter denjenigen finden moͤgen, deren Kenntnisse
                              und Vermoͤgen sich am besten hierzu eignen. Ihren großmuͤthigen und
                              zartfuͤhlenden Herzen wollen wir es uͤberlassen, uͤberzeugt,
                              daß man ihnen nur vom menschlichen Elende sprechen darf, um ihrer
                              Unterstuͤzung sicher zu seyn, und daß wir nicht zum zweiten Mahle als
                              Fuͤrsprecher fuͤr ungluͤkliche
                                 Talente auftreten duͤrfen.Wir werden unsere Bemerkungen uͤber diesen Aufsaz in einem der
                                    naͤchsten Hefte mittheilen. A. d. R.