| Titel: | Oekonomische Verwaltung der Maulbeerbaum-Blätter bei der Seidenraupenzucht. Eine Abhandlung von Dr. Jgn. Lomeni, mit einem auf die Maulbeerbäume und die Seidenraupen bezüglichen Anhange. 8. Mailand 1824, bei J. Silvestri. 96 S. – Aus der Bibliotheca italiana No. CX. Febr. 1825. p. 201 – von J. B. Fischer, M. C. | 
| Fundstelle: | Band 18, Jahrgang 1825, Nr. XV., S. 74 | 
| Download: | XML | 
                     
                        
                        XV.
                        Oekonomische Verwaltung der
                           Maulbeerbaum-Blaͤtter bei der Seidenraupenzucht. Eine Abhandlung von Dr. Jgn.
                           Lomeni, mit einem auf die
                           Maulbeerbaͤume und die Seidenraupen bezuͤglichen Anhange. 8.
                           Mailand 1824, bei J. Silvestri. 96 S.Amministrazione economica della foglia de'gelsi nella
                                    coltivazione de'bachi da seta. Memoria del Dottore Ign. Lomeni, con
                                    appendice relativa ai gelsi ed ai bachi. 8 Milano, 1824. p. G. Silvestri. 96
                                    S. – Aus der Bibliotheca italiana No. CX. Febr. 1825. p. 201 – von
                           J. B. Fischer, M.
                           C.
                        Lomeni's, oͤkonomische Verwaltung der
                           Maulbeerbaum-Blaͤtter bei der Seidenraupenzucht.
                        
                     
                        
                           Die Zucht der Seidenraupen und der Maulbeerbaͤume ist gegenwaͤrtig ein
                              Gegenstand von so großer Wichtigkeit, daß man keinen der Rachschlaͤge
                              uͤbergehen oder vernachlaͤssigen darf, welche auf Vervollkommnung und
                              Oekonomie eines so nuͤzlichen Erzeugnisses abzielen, das allein jezt alle
                              Sorgfalt der Landwirthe verdient. Herr Lomeni ist in
                              Darstellung seiner Ideen etwas weitschweifig, und dieses Werkchen von 96 Seiten
                              enthaͤlt wenigstens 2 Drittheile Unnuͤzes, wenn man in demselben
                              dasjenige aussucht, was Hn. Lomeni angehoͤrt, und was sich auf den Titel
                              seiner Abhandlung „oͤkonomische Berwaltung
                                    der Maulbeerbaum-Blaͤtter“ bezieht. Wir wollen
                              unseren Lesern den ganzen Kern desselben liefern, und ihnen alle Vorreden,
                              Wiederholungen und Declamationen gegen die fast allgemeinen Mißbraͤuche in
                              Verwendung der Blaͤtter ersparen. Erst S. 38 geht Hr. Lomeni zu seinem
                              Gegenstande uͤber. Es ist ausgemachte Wahrheit, daß der Werth der Cocons
                              fuͤr den Eigenthuͤmer sich nach dem Verhaͤltnisse der
                              Quantitaͤt der Blaͤtter berechnet, die bei der Seidenraupenzucht
                              verzehrt wurde, und daß derjenige mehr gewinnt, der mehr Cocons bei moͤglich
                              geringstem Verbrauche der Blaͤtter erntete. Aus Erfahrungen und Berechnungen
                              wissen wir, daß man von einer Unze Seidenraupeneyer bei guter Pflege, und bei einem
                              Verbrauche von 903 Pfunden gereinigter Blaͤtter, 70–80 Pfund Cocons
                              erhaͤlt.Alles Gewicht, von dem in diesem Artikel die Rede ist, ist mailaͤndisches, wo auf das Pfund 28 Unzen
                                    gehen (Anmerkung des Verfassers.) Auf Ein Pfund Cocons kommen also ungefaͤhr 13 Pfunde gereinigter
                              Blaͤtter. Von diesem Saze geht der Verfasser in seinen folgenden Berechnungen
                              aus, in welchen wir uͤbrigens von den von ihm angedeuteten kleinen
                              Modifikationen, die uns nicht unumgaͤnglich zu unserm Zweke noͤthig
                              scheinen, Umgang nehmen wollen. Hier also die Angaben des Hn. Lomeni.
                           Der Eigenthuͤmer laͤßt, nachdem er die Raupen hat auskriechen lassen,
                              von dazu bestimmten Leuten taͤglich die verhaͤltnißmaͤßige
                              Menge Blaͤtter sammeln, die ihm fuͤr morgen, oder auch fuͤr die
                              folgenden 2 oder 3 Tage noͤthig seyn moͤchte, je nachdem es die
                              Jahreszeit und die Entfernung der Maulbeerbaͤume von seinem Hause erheischt.
                              Alle gesammelten Blaͤtter werden in sein Haus gebracht, wo sie an
                              kuͤhlen und trokenen Orten niedergelegt werden, indem man sie
                              vorlaͤufig wiegt, und den Betrag in ein Magazinbuch eintraͤgt, in
                              welchem man dann von Tag zu Tage den Abgang bemerkt.
                           Die Kosten fuͤr das Sammeln der Blaͤtter fallen den einzelnen Bauern
                              zur Last nach dem Verhaͤltnisse der ihnen verabreichten ganzen
                              Quantitaͤt der Blaͤtter.
                           Die Bauern muͤssen waͤhrend der ganzen Dauer der Seidenraupen-Zucht
                              sich taͤglich zu einer bestimmten Stunde im Hause des Eigenthuͤmers
                              einfinden, um dort die Quantitaͤt von Blaͤttern in Empfang zu nehmen,
                              deren sie in den folgenden 24 Stunden zur Nahrung der von ihnen gehaltenen Raupen
                              beduͤrfen.
                           Die Bauern koͤnnen die ihnen verabreichten Blaͤtter zu keinem anderen
                              Gebrauche verwenden, als zur Fuͤtterung der ihnen von dem Herrn anvertrauten
                              Raupen, unter Strafe, den Schaden verguͤten zu muͤssen, der
                              fuͤr diesen entspringt, wenn sie diesem Vertrage zuwider handeln.
                           Der Eigenthuͤmer oder sein Geschaͤftsfuͤhrer macht sich bei
                              Gelegenheit der Vertheilung oder Uebergabe der Raupen an seine Bauern eine bestimmte
                              Note, in welcher er mittelst Annaͤherung aus dem Gewichte der Eyer die Quantitaͤt der Raupen
                              bestimmt, die er jedem Bauern anvertraut. Ueber diese Note sehe man Tabelle, A.Da die Quantitaͤt der ausgekrochenen Seidenwuͤrmer, die man an
                                    die Bauern vertheilt, den Punct bildet, von welchem alle weitere Berechnung
                                    ausgehen muß, so werden unsere Leser begreifen, wie schwierig und wichtig
                                    dieser erste Schritt ist, und wie sehr er auf eine Art geschehen muß, die
                                    Vertrauen einstoͤßt, statt Mißtrauen zu befoͤrdern. Die Worte
                                    „Annaͤherung und Annaͤherungsweise,“ die der
                                    Verfasser hier braucht, genuͤgen uns daher nicht sehr; auch scheint
                                    uns, man uͤberlasse die Sache zu sehr der Gewissenhaftigkeit des
                                    Eigenthuͤmers oder des Geschaͤftsfuͤhrers. Nach unserer
                                    Meinung waͤre es noͤthig, daß die Bauern, die sich den
                                    Bedingungen, die der Verfasser festsezt, und die wir in der Folge angeben
                                    werden, unterwerfen, das Recht haͤtten, bei dem Auskriechen jenes
                                    Theiles der Eyer, der ihnen bestimmt ist, ein wachsames Auge zu haben und
                                    zugegen seyn zu duͤrfen, und dieses eben deswegen, um sich von der
                                    bestimmten (nicht approximativen) Quantitaͤt der Eyer zu versichern,
                                    die ihnen zur Aufziehung und Fuͤtterung bis zu jener Epoche zu Theil
                                    wird, wo sich die Raupen zur Arbeit anschiken; denn wenn die erste Grundlage
                                    auf diese Weist gesichert waͤre, wuͤrden alle uͤbrigen
                                    Berechnungen, die davon abhaͤngen, weniger Schwierigkeiten und
                                    Einwendungen finden. (Anmerk. des Hn. Acerbi.) Mit Huͤlfe dieser Bemerkungen und nach den Anzeigen, die in Tabelle,
                              B, ausgedruͤkt sind, wird es ihm leicht seyn,
                              das Verhaͤltniß oder Miß-Verhaͤltniß der relativen Forderung an
                              Blaͤttern bei der taͤglichen Verabreichung zu beurtheilen, um so,
                              noͤthigen Falles, unmaͤßige Forderungen zurecht weisen zu
                              koͤnnen.
                           Die Blaͤtter, die man so vertheilt, werden unter den Augen des Bauern selbst,
                              der sie empfaͤngt, genau gewogen, und jedes Mahl in seiner Gegenwart in das
                              beigelegte Buch eingetragen, in welchem eben so viele getrennte Abtheilungen mit den
                              Bescheinigungen der einzelnen Bauern ausgesezt sind, wie in dem Formulare, C.Der Landmann ist in jedem Lande sehr mißtrauisch, und man kann ihn daher nie
                                    genug von der Unmoͤglichkeit, ihn zu betruͤgen,
                                    uͤberzeugen. Es genuͤgt daher, nach unserer Meinung, nicht,
                                    daß der Eigenthuͤmer oder Geschaͤftsfuͤhrer in dem
                                    beigelegten Buche in Gegenwart des Bauern die Quantitaͤt der ihn jedes Mahl
                                    verabreichten Blaͤtter bemerkt, sondern es wird besser seyn, daß der
                                    Bauer selbst ein Buͤchlein mit sich fuͤhrt, in welches der
                                    Eigenthuͤmer die taͤgliche Verabreichung eintraͤgt. Der
                                    Bauer kann sich auf solche Weise auch die Genugthuung verschaffen, in seiner
                                    Wohnung sich vom Gewichte der Quantitaͤt der Blaͤtter zu
                                    uͤberzeugen, und alles dieses wird dazu dienen, ihn fuͤr die
                                    Bedingungen, Lasten und Preise, die wir spaͤter angeben werden, im
                                    Voraus geneigt zu machen. (Anmerk. des Hn. Acerbi.)
                              
                           
                           Wenn die theilweisen Verabreichungen der Blaͤtter vollendet sind, und wenn
                              einem jeden Theile der Antheil hinzugefuͤgt ist, der sich auf den Abzug vom
                              MagazineDer Abgang im Magazin wird sich bei Vergleichung der Einnahme und Ausgabe
                                    leicht ergeben, die im Magazinbuche eingetragen sind, wodurch, wenn der
                                    Betrag dieses Abganges im Verhaͤltnisse von 100 Pfunden berechnet
                                    ist, sich der schuldige Antheil hiervon fuͤr jeden Bauern im
                                    Verhaͤltnisse der Quantitaͤt Blaͤtter ergeben wird, die
                                    ihm verabreicht wurde; die Summe der gelieferten Blaͤtter und des
                                    Betrages des Abganges im Magazine stellt sofort das Ganze der respective
                                    verzehrten Blaͤtter dar, die als so eben vom Baume gepfluͤkt
                                    betrachtet werden; die in der Tabelle, D,
                                    eingetragenen Berechnungen beziehen sich demnach auf so eben gesammelte
                                    Blaͤtter. (Anmerk. des Verfassers.) bezieht, so wird jeder Antheil der Bauern den Gesammtbetrag der an rohen,
                              d.i. so eben vom Baume gepfluͤkten, Blaͤttern einem jeden
                              verabreichten Menge darstellen: die Summe dieser Gesammtbetrage an ihren Plaz in der
                              Tabelle, A, eingetragen, wird die wahre Menge aller
                              gebrauchten Blaͤtter anzeigen, und dieses dient dazu, 1. die wahrscheinliche
                              Ernte an Cocons im Gewichte zu berechnen; 2. durch Annaͤherung den
                              urspruͤnglichen Preis eines jeden Pfundes Cocons zu bestimmen, und 3. eine
                              genaue Kenntniß uͤber die Quantitaͤt der von den Guͤtern der
                              Besizung gesammelten Blaͤtter festzustellen.
                           Hinsichtlich der Jahreszeiten und der Einfluͤsse der Witterung geben die
                              naͤhmlichen Blaͤtter nicht jedes Jahr das naͤhmliche Resultat,
                              weder in Bezug auf die naͤhrenden Eigenschaften, noch in Bezug auf die Reife,
                              wodurch die Zeit der Beschaͤftigung mit der Seidenraupenzucht waͤhrend
                              des ganzen Laufes unbestimmt bleibt. Es muß daher von dem Eigenthuͤmer oder von
                              dem Geschaͤftsfuͤhrer das vermuthliche Ziel des Verbrauches, oder die
                              im Durchschnitte nothwendige Menge Blaͤtter, um in jenem Jahre ein Pfund
                              Cocons zu erhalten, festgesezt werden. Um zur genauen Bestimmung dieses Zieles zu
                              gelangen, zeigt der Verfasser drei Mittel oder Versuche an, die man mit Sorgfalt im
                              Verlaufe der Dauer der Blaͤttereinsammlung anstellen muß; einen
                              naͤhmlich am Ende des ersten Alters der Raupen, den zweiten am Anfange ihres
                              vierten Alters, den dritten in der Haͤlfte ungefaͤhr des
                              fuͤnften Alters. Diese Versuche muͤssen darin bestehen, daß man 100
                              Pfunde Blaͤtter jedes Mahl einer genauen Reinigung unterwirft,Die Reinigung der Blaͤtter bei den Versuchen muß nach dem Alter der
                                    Raupen verschieden seyn; folglich scheidet man bei dem ersten Versuche
                                    aufmerksam alle Fruͤchte und kleinen Aestchen aus, so daß nur die
                                    reinen Blaͤtter mit ihren Blattstielen zuruͤkbleiben; bei dem
                                    zweiten nimmt man nur die Fruͤchte und groͤßeren Zweige oder
                                    Reiser, und bei dem dritten nichts als die Reiser und zahlreichen Gruppen
                                    von Fruͤchten weg, indem man sie so in den Zustand versezt, in
                                    welchem sie angewendet werden, weil das Maximum der 908 Pfunde, die, wie wir
                                    sagten, zur Fuͤtterung Einer Unze Raupen noͤthig sind, eben
                                    auf gereinigte Blaͤtter gegruͤndet ist, nach dem
                                    gewoͤhnlichen Gebrauche. (Anmerk. des
                                       Verf.) um daraus den Verlust zu ersehen, welchen die Blaͤtter bei den
                              Reinigungen erleiden: die Summe der drei Resultate des Verlustes getheilt durch
                              drei, wird den jaͤhrlichen Durchschnitt fuͤr den Abgang bei den
                              Reinigungen geben, und dieser Durchschnitt wird die wahre Wurzel zur Auffindung des
                              gesuchten Maßes oder Zieles seyn, wozu die Tabelle, D,
                              dient, in welcher jedem Durchschnitte des Abganges die nothwendige Quantitaͤt
                              roher Blaͤtter sowohl fuͤr die Raupen, die aus Einer Unze Eyer kommen,
                              als auch um von diesen Raupen je ein Pfund Cocons zu erhalten, gegenuͤber
                              gestellt ist. Dieses berichtigte Maß schreibt man dann an seiner Stelle in der
                              Tabelle, A, und im Buche, C,
                              ein.
                           Wenn die Cocons gesammelt sind, und die ganze Lieferung eines jeden Bauern berichtigt
                              ist, so traͤgt man sie in ihre Abtheilung und im Buche, C, ein, so wie in der beigesezten Columne in der Tabelle, A. Indem man so zu Werke geht, werden die Abtheilungen
                              des Buches eben so viele Spiegel, welche die Quantitaͤt der Eyer, das Gewicht
                              der gebrauchten Blaͤtter, die relative Ernte an Cocons, und folglich die
                              Quantitaͤt der von jedem Bauer gebrauchten Blaͤtter zur Erhaltung
                              Eines Pfundes Cocons zu gewinnen, darstellen. Die Tabelle, A, biethet dann eine
                              Vergleichung zwischen dem groͤßeren oder kleineren Verbrauche der
                              Blaͤtter dar, und zeigt auf dem ersten Blike, welcher unter den Bauern der
                              erfahrenste, der braveste und wirthschaftlichste war, so wie sie zu gleichet Zeit
                              den nachlaͤssigsten und ungeschiktesten bezeichnet.
                           Der Verfasser zieht den Fall eines Hagels in Betrachtung, und sagt, daß, wenn dieser
                              verheerend ist, er den Eigenthuͤmer verbinde, entweder die Raupen
                              wegzuwerfen, oder Vorrath von neuen Blaͤttern herzuschaffen, und in diesem
                              Falle verdient er nicht in Betrachtung gezogen zu werden; wenn er aber nur zum
                              Theile das Gewebe der Blaͤtter veraͤnderte, muß man, im
                              Verhaͤltnisse des Schadens zum Durchschnitte des Verbrauches ein, zwei oder
                              mehrere Pfunde Blaͤtter, nach Umstaͤnden, und vorzuͤglich nach
                              der Epoche, in welcher sich der Ungluͤksfall ereignet hat, zugeben, um zu
                              bestimmen, wie viel vertroknete Blaͤtter durch die zerrissenen Baͤnder
                              der Blaͤtter entstanden seyn koͤnnen; eben dieß hat auch Statt, wenn
                              die Blaͤtter von Fleken gelitten haben.Wer, statt durch Reduction jedes Jahr mittelst Versuche den Verlust der
                                    Blaͤtter bei der Reinigung zu berichtigen, um daraus den
                                    vermuthlichen Durchschnitt des Verbrauches festzusezen, und den
                                    Schwierigkeiten und Veraͤnderungen, die durch Hagel, Duͤrre,
                                    Flekung etc. herbeigefuͤhrt werden, sich zu entziehen, lieber einen
                                    bestaͤndigen Durchschnitt auf 9 Jahre berechnete, koͤnnte das
                                    sehr wohl thun, und unser Verfasser glaubt, daß 17 oder hoͤchstens 18
                                    Pfunde roher Blaͤtter auf Ein Pfund Cocons im Durchschnitte
                                    fuͤglich hinreichen. (Anmerk. d. Hn. Acerbi.)
                              
                           Wenn, mit den oben angegebenen Mitteln, die Vergleichung zwischen dem Durchschnitte
                              des vermuthlichen Verbrauches und dem wirklichen angestellt worden ist, so
                              faͤllt jedem Bauer die Quantitaͤt Blaͤtter zur Schuld, die er
                              unnuͤzer Weise verbraucht hat, weil ein solcher uͤbermaͤßiger Verbrauch nur auf
                              Rechnung der Nachlaͤssigkeit und der schlechten Anwendung der guten Methoden
                              bei der Raupenzucht, oder auch einer tadelnswerthen Sorglosigkeit im Gebrauche der
                              Blaͤtter, oder auch Betruͤgereien, die man sich hinsichtlich dieser
                              oder der Cocons erlaubte, zugeschrieben werden kann. Der Werth des Ersazes richtet
                              sich nach dem bestehenden Handelspreise der Blaͤtter an seinem Orte.
                           Um hingegen die Bauern zu genauer Beobachtung der Geseze einer guten Raupenzucht und
                              zu einer weisen Wirthschaft mit den Blaͤttern aufzumuntern, soll jeder
                              Eigenthuͤmer nach Verhaͤltniß seines Vermoͤgens und der
                              Groͤße seiner Guͤter jaͤhrlich die Vertheilung von zwei
                              Geldpreisen festsezen, deren erster das Doppelte des zweiten betraͤgt.
                           Auf den groͤßeren Preis sollen jene Bauern Anspruch haben, denen es gelungen
                              ist, das Pfund Cocons mit einem geringeren Verbrauche von Blaͤttern zu
                              erzeugen, als im Durchschnitte des Verbrauches bestimmt ist, und unter diesen wird
                              derjenige vorgezogen, der im Vergleiche mit seinen Mitbewerbern am wenigsten
                              gebraucht hat. Um den zweiten Preis koͤnnen alle anderen Bauern werben, und
                              er gehoͤrt demjenigen, der das Pfund Cocons mit einem geringeren
                              Blaͤtterverbrauche erzeugt hat, als alle uͤbrigen. Im Falle der
                              Gleichheit, sowohl fuͤr den ersten als zweiten Preis, entscheidet das Loos.
                              Die verschiedenen Grade des Rechtes oder der Gleichheit ersieht man aus den in
                              Tabelle, A, eingetragenen Resultaten. Die Vertheilung
                              der zuerkannten Preise findet an einem bestimmten Tage, und zwar nicht
                              spaͤter als 10 Tage nach der Cocons-Ernte Statt. Au diesem Tage ruft man alle
                              Bauern in das herrschaftliche Haus zusammen, und liest ihnen laut die in der
                              Tabelle, A, eingetragenen Resultate vor, und vertheilt
                              die treffenden Preise, indem man den versprochenen Betrag auszahlt. Der zweite
                              Preistraͤger wird auch von dem Ersaze der mehr verbrauchten Quantitaͤt
                              von Blaͤttern befreit, doch so, daß der Betrag von diesem und dem zuerkannten
                              Preise zusammen nicht den ganzen ersten ausmacht; denn in diesem Falle waͤre
                              er nur von der Haͤlfte jenes Ersazes ausgenommen.
                           
                           Der Verfasser betrachtet den Fall einiger Betruͤgereien von Seite der Bauern,
                              als z.B. heimliche Unterschiebung von anderen Eyern oder Unterschlag von Cocons, und
                              sezt unter der Form und Natur eines Vertrages Strafen und Ersazleistungen fest, ohne
                              zu den Gerichtshoͤfen Zuflucht nehmen zu muͤssen. Diese Sache sezt in
                              Wahrheit eine Gelehrigkeit und Sanftmuth von Seite der Bauern voraus, die mehr
                              theoretisch, als praktisch ist; und wir halten vor Allem den Beweis des Betruges
                              fuͤr schwierig; fuͤr schwierig auch das Eingestaͤndniß des
                              Uebertreters, und am schwierigsten scheint uns die Widersezlichkeit desselben, sich
                              der Strafe zu unterziehen. Nichts destoweniger findet es der Verfasser sehr leicht
                              ausfuͤhrbar, so wie er es naͤhmlich vorschlaͤgt.
                           Der Verfasser geht hierauf zu einer Lobrede seines Verwaltungs-Systems uͤber,
                              indem er die guten Wirkungen davon zeigt, und, was wichtiger ist, sagt er, als er
                              seine Ideen gewissen Herren Conti mitgetheilt hatte,
                              haben diese dieselben auf einem ihnen gehoͤrigen Gute in der Gemeinde Arluno
                              verwirklicht. Er gibt dann die Resultate ihrer Erfahrungen in einer nach seinem
                              Systeme ausgefuͤhrten Tabelle an, die einen hohen Grad von
                              Glaubwuͤrdigkeit und Wichtigkeit besizt, da die in derselben eingetragenen
                              Daten nicht hypothetisch sind, sondern factisch. Hier also die Versuche des Herrn J.
                              D. Conti, wie Dr. Lomeni sie
                              darlegt, die unter Aufsicht seines Vetters, Carl Beretta,
                              eines jungen Mannes, wie er sagt, von Eifer, Geschiklichkeit und Geduld
                              ausgefuͤhrt wurden.
                           Nachdem die Raupen, sagt er, alle ausgekrochen waren, wurden sie in dreizehn Theile
                              getheilt, von denen 12 an eben so viele Bauern vertheilt wurden, waͤhrend den
                              dreizehnten Herr C. Beretta selbst im herrschaftlichen
                              Hause erzog. Dieser Theil, welchen man mit der genauesten Kunst behandelte, und
                              fuͤr den man gewissenhaft das Verwaltungs-System des Verfassers befolgte, war
                              als Kriterium fuͤr die anderen Aufzieher der Raupen bestimmt, und konnte
                              daher von ihnen zu jeder Stunde des Tages besichtigt werden.
                           Die End-Resultate dieser Zucht sind in folgender Tabelle verzeichnet.
                           
                           Ueberblik der Antheile der Bauern,
                                 bezuͤglich auf die Seidenraupenzucht in der Besizung der Herren
                                 Gebruͤder Conti, in der Gemeinde Arluno im Jahre 1824.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 18, S. 82-83
                              Zunamen und Namen; Herrschaftliches
                                 Haus; Saleri Joh.; Bottini Paul; Cassani Joseph; Nebulone Joh.; Morazzoni Vinc.;
                                 Cassani Carl; Cattaneo Franz; Barate' Carl; Barate' Anton; Antonino Joseph;
                                 Cassani Peter; Rosa Carl; Raupen in Verhaͤltniß der Eyer; Verabreichte
                                 Maulbeerbaum-Blaͤter; Geerntete Cocons; Wahrer Verbrauch an
                                 Blaͤttern fuͤr jedes Pfund Cocons; Durchschnitte des Verbrauches
                                 aus dem Versucher; Angemessene Quantitaͤt von Blaͤttern im
                                 Verhaͤltnisse der Ernte an Cocons; Mehr verbrauchte Blaͤtter und
                                 zu ersezen; Bemerkungen; Aus dieser Tabelle geht erstens hervor, daß Saleri und
                                 Bottini mehr als die uͤbrigen Bauern die Regeln einer guten Verwaltung
                                 und wirthschaftlichen Verwendung der Blaͤtter beobachtet haben, und daß,
                                 im Fall der Zuerkennung des Preises, dem Saleri der zweite Preis
                                 gebuͤhre, da im gegenwaͤrtigen Jahre die Zuerkennung des ersten
                                 nicht Statt finden kann, indem der herrschaftliche Theil keine Concurenz mehr
                                 gestattet. Zweitens, daß C. Cassani und Fr. Cattaneo zwar in der That mehr
                                 Blaͤtter, als noͤthig war, verbraucht haben; aber wenn man
                                 erwaͤgt, daß sie wegen drohender Spaͤrlichkeit der Blaͤtter
                                 ungefaͤhr 1/24 ihrer Raupen am Ende des vierten Alters wegwerfen mußten,
                                 und daß Nebulone unter seinen Raupen einige Gialdoni beobachtete, so ist ihr
                                 Verbrauch nicht sehr uͤbermaͤßig; dasselbe gilt auch bei A.
                                 Barate', J. Antonino und C. Rosa, die ungefaͤhr 1/16 ihrer Raupen
                                 weggeworfen haben, so daß sich ihr Verbrauch merklich einem
                                 verhaͤltnißmaͤßigeren Maaße naͤhert. Indessen
                                 muͤssen sie in Zukunft vorsichtig seyn, und im naͤchsten Jahre
                                 mehr Wachsamkeit anwenden. Peter Cassani, der keine Raupen weggeworfen hat,
                                 verdient wegen des uͤbermaͤßigen Verbrauches am meisten Tadel, und
                                 muß mehr als alle andere in Zukunft sich in Acht nehmen, und im Zaume gehalten
                                 werden; Einige wollten ihren Verbrauch unter dem Vorwande entschuldigen, daß sie
                                 kalte Wohnungen haͤtten, und im lezten Alter der Raupen in der Mitte
                                 Junius kalte und windige Tage gehabt haͤtten. Allein, diese
                                 Entschuldigung hat keinen Grund, da ein guter Pfleger, welcher weiß, daß die
                                 Raupen bei niedriger Temperatur nicht sehr gefraͤßig sind, vorsichtiger
                                 und wirthschaftlicher in der Quantitaͤt der Blaͤtter ist, die er
                                 fuͤr die jedesmalige Fuͤtterung bestimmt; wo dann nicht große
                                 Reste von nicht ausgezehrten Blaͤttern uͤbrig bleiben, die das
                                 Volumen der Betten vermehren, und die Zucht großen Gefahren aussezen; Die ganze
                                 Ernte an Cocons steht hier im Verhaͤltnisse von 58 Pfunden und 14 Unzen
                                 auf je eine Unze Eyer, sie wird daher spaͤrlich scheinen, was sie auch in
                                 der That ist; allein zu dieser Kaͤrglichkeit trug sehr viel bei, daß man
                                 die Raupen ungefaͤhr 15 Tage, von denen die lezten windig waren, auf dem
                                 Holze halten mußte, wo sie so ausnehmend austrokneten, daß im Durchschnitte 420
                                 Cocons auf Ein Pfund von 28 Unzen erforderlich waren.
                              
                           
                           
                           In dem vorausgeschikten Ueberblike steht man, daß der Verlust bei Reinigung der
                              Maulbeerbaum-Blaͤtter, der sich dem Herrn Beretta
                              ergab, 13 Pfunde und 12 Unzen ungefaͤhr auf den Zentner betrug, nach welchem
                              sich im Durchschnitte fuͤr den Verbrauch 15 Pfunde und 9 Unzen roher
                              Blaͤtter fuͤr jedes Pfund Cocons herauswerfen.
                           Im herrschaftlichen Hause erhielt man das Pfund Cocons mit nur 13 Pfunden, und 13
                              2/100 Unzen Blaͤtter, und bei den Paͤchtern Saleri und Bottini, welche die gescheidesten
                              und wirthschaftlichsten waren, uͤberstieg der wirkliche Verbrauch nur um
                              wenige Unzen den festgesezten Durchschnitt. Wir muͤssen einen Umstand
                              bedauern, der diesen Berechnungen etwas an ihrer Glaubwuͤrdigkeit und
                              Genauigkeit benimmt, und der auch in den Bemerkungen in der Tabelle angedeutet
                              wurde, naͤmlich diesen, daß von einigen Bauern Raupen wegen drohender
                              Spaͤrlichkeit der Blaͤtter weggeworfen wurden; daher man die Resultate
                              einiger Parteien nur als approximativ betrachten kann. Nichts destoweniger muß man
                              eingestehen, daß diese Tabelle eine nuͤzliche Aufklaͤrung hinsichtlich
                              der uͤbrigen Theile, die nicht solchem Ungemache ausgesezt waren, verbreitet,
                              und vorzuͤglich in Bezug auf jenen Theil, der von dem sorgfaͤltigen
                              und erfahrnen Herrn Beretta gewartet wurde; dieser hat
                              mit 15 Unzen und 12 Den. Eyern bei einem Verbrauche von 15,544 Pfunden und 15 Unzen
                              Blaͤttern 906 Pfunde und 14 Unzen Cocons gewonnen, von denen 420 auf Ein
                              Pfund gehen. Er hat also ungefaͤhr 1002 Pfunde und 24 Unzen Blaͤtter
                              auf die Unze Eyer gegen eine Ernte von 58 Pfunden und 14 Unzen Cocons, von denen
                              jedes Pfund im Minimum, etwas mehr als 17 Pfunde und 4 Unzen roher Blaͤtter
                              kostete. Wenn von seinen Cocons 360 auf das Pfund gegangen waͤren (wie es bei
                              den besseren der Fall ist), wuͤrde er die Genugthuung gehabt haben, mit der
                              naͤmlichen Anzahl Raupen 68 Pfunde und 7 Unzen Cocons auf die Unze Eyer zu
                              ernten, und es waͤre ihm dann das Pfund Cocons nur auf ungefaͤhr 14
                              Pfunde und 20 Unzen Blaͤtter zu stehen gekommen.Wir machen hier unseren Verfasser darauf aufmerksam, daß, wenn die Cocons des Hrn.
                                    Beretta mehr Seide, und also mehr Gewicht,
                                    gehabt haͤtten, die Raupen wahrscheinlich auch eine groͤßere
                                    Quantitaͤt Blaͤtter gefressen, und so einen Unterschied in
                                    seiner hypothetischen Berechnung gemacht haben wuͤrden; weil, um
                                    allgemein zu sprechen, der Cocon, wenn er hart, consistent und reich an
                                    Seidenstoff ist, es immer im Verhaͤltnisse der Gesundheit der Raupe,
                                    und der von ihr verzehrten Quantitaͤt der Blaͤtter ist.
                                    (Anmerk. d. Hrn. Acerbi.)
                              
                           
                           Wenn sich daher aus dem wirklichen Verbrauche der Blaͤtter, der sich auf 17
                              Pfunde und 4 Unzen fuͤr jedes Pfund Cocons auswarf, fuͤglich die
                              Quantitaͤt der Blaͤtter berechnen laͤßt, welche von dem
                              weggeworfenen Raupen unnuͤzer Weise verzehrt wurde, und wenn man die Anzahl
                              Raupen, die ein Pfund Cocons arbeiten und liefern mußten, in Betracht ziehet, wird
                              man sehen, sagt der Verfasser, daß die praktischen Resultate dieser Cultur sich
                              hinlaͤnglich den in der vorgeschlagenen Verwaltungs-Methode dargelegten
                              Maximen annaͤhern, und daß man daher diese nicht als Ideal, sondern als durch
                              die Erfahrung gerechtfertigt, ansehen koͤnne.
                           Der Unterschied endlich, der sich zwischen dem wahren Verbrauche von Saleri und Bottini und dem der
                              drei lezten, Antonino, Cassani und Rosa findet, druͤkt der Bestaͤtigung der Nuͤzlichkeit
                              des Systemes des Verfassers das Siegel auf. Die von Saleri und Bottini gesammelten Cocons kamen
                              zwischen 15 Pfunden 15 Unzen, und 15 Pfunden 21 Unzen Blaͤtter zu stehen,
                              waͤhrend die anderen uͤber 20 Pfunde 17 Unzen, und 21 Pfunde 9 Unzen
                              hinaus kamen, also um gute 5 1/2 Pfunde Blaͤtter mehr. Wenn der Durchschnitt
                              des Verbrauches nicht uͤbereinstimmend gewesen waͤre, wie
                              haͤtten sich die beiden ersten demselben so sehr annaͤhern
                              koͤnnen? Und wenn diese Ein Pfund Cocons mit dem angedeuteten Verbrauche
                              liefern konnten, warum konnten und mußten es nicht auch die anderen, welche bei der
                              taͤglichen Verabreichung Blaͤtter von derselben Qualitaͤt
                              erhielten, wie ihre Mitgenossen?
                           Wir liefern hier die Tabellen, von denen in diesem Artikel gesprochen wurde, indem
                              wir sie lassen, wie sie sind, so wie auch die Erlaͤuterungen des
                              Verfassers.
                           
                           
                              A
                              
                           Jahr 182....
                              Uebersicht der Antheile der Bauern, in Hinsicht auf die
                                 Seidenraupenzuchtin der Besizung........ in der Gemeinde von.....
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 18, S. 86
                              Tauf- und Familien-Name der Bauern;
                                 Gariboldi Paul; Rodolfi Antonio Maria; Buonalana Jos.; Raupen im
                                 Verhaͤltnisse der Eyer; Verabreichte Maulbeerbaum-Blaͤtter;
                                 Geerntete Cocons; Wahrer Verbrauch an Blaͤttern fuͤr jedes Pfund
                                 Cocons; Durchschnitt des Verbrauches nach den Versuchen; Angemessene
                                 Quantitaͤt von Blaͤttern im Verhaͤltnisse der Cocons-Ernte;
                                 Blaͤtter mehr verbraucht, und zu ersezen; Preis eines Zentners
                                 Blaͤtter im Handel, in mailaͤnd. Muͤnze; Bemerkungen; Aus
                                 den erhaltenen oben angegebenen, Resultaten geht hervor, daß N.N. und N.N. auf
                                 den ersten Preis Anspruch haben, aber, da N.N. noch eine geringere
                                 Quantitaͤt, als N.N. zur Gewinnung je eines Pfundes Cocons gebraucht hat,
                                 wird er des ersten Preises fuͤr wuͤrdig erklaͤrt: der
                                 zweite faͤllt dem N.N. zu; Im Falle, daß der erste Preis nicht zuerkannt
                                 wird; Da nach den oben angegebenen Resultaten Niemand Anspruch auf den ersten
                                 Preis hat, so wird der zweite dem N.N. zuerkannt, (oder auch), man wird ihn
                                 durch das Loos zwischen N.N., N.N. und N.N., die gleichviel verbrauchten,
                                 vertheilen.
                              
                           
                           
                              B
                              
                           Tabelle, welche den approximativen taͤglichen
                              Verbrauch an rohen Blaͤttern fuͤr die Fuͤtterung der aus Einer
                              Unze Eyer ausgekrochenen Raupen im Verlaufe ihrer fuͤnf Alter anzeigt, wenn
                              der Verlust bei der Reinigung 15 auf 100 betraͤgt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 18, S. 87
                              Erstes Alter; Zweites Alter;
                                 Drittes Alter; Viertes Alter; Fuͤnftes Alter; Tag; Blaͤtter
                              
                           Uebersicht.
                           
                              
                                 Erstes
                                 Alter
                                 Pfund
                                       7
                                 Unz.
                                 14.
                                 
                              
                                 Zweites
                                   –
                                    –
                                     18
                                   –
                                 14.
                                 
                              
                                 Drittes
                                   –
                                    –
                                     56
                                   –
                                  –
                                 
                              
                                 Viertes
                                   –
                                    –
                                   168
                                   –
                                  –
                                 
                              
                                 Fuͤnftes
                                   –
                                    –
                                   800
                                   –
                                  –
                                 
                              
                                 
                                 
                                 –––––
                                 –––––
                                 –––––
                                 –––
                                 
                              
                                 
                                 im Ganzen
                                 Pfd.
                                 1050
                                 Unz.
                                  –
                                 
                              
                           Gegenwaͤrtige Tabelle ist mit wenigen Veraͤnderungen nach Anleitung des
                              unsterblichen Werkes des Hrn. Grafen Dandolo:Dell arte di governare i bachi.
                              „Von der Kunst die Seidenraupen zu
                                    ziehen“ bearbeitet, der mit dem groͤßten Scharfsinne die
                              Naturgeschichte dieser so nuͤzlichen Raupen geschrieben und dargestellt hat.
                              Es gibt keine Erscheinung, die sich auf ihre Lebensweise bezoͤge, die er
                              nicht mit großer Genauigkeit beobachtet und beschrieben haͤtte. Dandolo war ein Genie in verschiedenen Zweigen der
                              Landwirthschaft, und insbesondere in diesem: seine Werke, wenn sie ihm auch nicht
                              bei seinen Lebzeiten die Achtung und den verdienten Dank seiner Mitbuͤrger
                              verschafften, werden vielleicht bei den Nachkommen ein verehrteres Grabmahl werden:
                              dieses Loos ist uͤber die meisten lebenden Schriftsteller verhaͤngt,
                              und um so mehr uͤber jene, die im kuͤhnen Fluge die Graͤnze der
                              Mittelmaͤßigkeit uͤberschreiten: ich bin diesen kleinen Tribut meines
                              zaͤrtlichen Andenkens an ihn der Freundschaft und Guͤte schuldig,
                              womit mich der beruͤhmte Verstorbene beehrte. (A. d. O.)
                           
                              C
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 18, S. 88
                              Geben; Gariboldi Paul Miethmann;
                                 Uebergebene Raupen im Verhaͤltnisse der Eyer; Unzen; Im Ganzen
                                 verabreichte Blaͤtter Pfunde 1259. 21; Rechtmaͤßig zukommende
                                 Blaͤtter Pfunde; Haben; 182... Geerntete und eingelieferte Cocons; Pfund
                                 65; Da sich der Durchschnitt des Verbrauches im laufenden Jahre, gemaͤß
                                 den Versuchen, zu Pfund 15 Unz. 22 an Bla ttern fuͤr jedes Pfund
                                 Cocons ergab, so gebuͤhren, gemaͤß der Ernte von 65 Pfunden
                              
                           
                           
                              D
                              
                           Tabelle, welche den Verbrauch an rohen Blaͤttern
                              zur Nahrung der Raupen aus Einer Unze Eyer, mit Erzielung von nur 70 Pfunden Cocons
                              anzeigt, um zu finden, wie viel man, annaͤherungsweise, fuͤr jedes
                              Pfund Cocons nach den verschiedenen Verhaͤltnissen des Abganges verbrauchen
                              duͤrfe, welchen die rohen Blaͤtter bei der Reinigung erleiden.
                           
                              
                                 Abgang bei Reinigung eines jeden
                                    Zentners     roher
                                    Blaͤtter.
                                 Rohe Blaͤtter, die fuͤr die  Raupen aus
                                    Einer Unze    Eyer erforderlich
                                    sind.
                                 Erforderliche Quantitaͤtvon Blaͤttern fuͤr
                                    jedes       Pfund
                                    Cocons.
                                 
                              
                                 Pfunde   5 auf 100
                                 Pfunde   955 75/95
                                 Pfunde 13 Unz. 18
                                 
                              
                                     –        6
                                     –        965 90/94
                                     –      13    –    22
                                 
                              
                                     –        7
                                     –        976 32/93
                                     –      13    –    26
                                 
                              
                                     –        8
                                     –        986 88/92
                                     –      14    –    02
                                 
                              
                                     –        9
                                     –        997 73/91
                                     –      14    –    07
                                 
                              
                                     –      10
                                     –      1008 80/90
                                     –      14    –    11
                                 
                              
                                     –      11
                                     –      1020 20/89
                                     –      14    –    16
                                 
                              
                                     –      12
                                     –      1031 72/88
                                     –      14    –    20
                                 
                              
                                     –      13
                                     –      1043 59/87
                                     –      14    –    25
                                 
                              
                                     –      14
                                     –      1055 70/86
                                     –      15    –    02
                                 
                              
                                     –      15
                                     –      1068 20/85
                                     –      15    –    07
                                 
                              
                                     –      16
                                     –      1080 80/84
                                     –      15    –    12
                                 
                              
                                     –      17
                                     –      1093 81/83
                                     –      15    –    17
                                 
                              
                                     –      18
                                     –      1107 16/82
                                     –      15    –    22
                                 
                              
                                     –      19
                                     –      1120 80/81
                                     –      16    –     –
                                 
                              
                                     –      20
                                     –      1135  –  –
                                     –      16    –    06
                                 
                              
                                     –      21
                                     –      1149 27/79
                                     –      16    –    11
                                 
                              
                                     –      22
                                     –      1164  8/78
                                     –      16    –    17
                                 
                              
                                     –      23
                                     –      1179 17/77
                                     –      16    –    23
                                 
                              
                                     –      24
                                     –      1196  4/76
                                     –      17    –    02
                                 
                              
                                     –      25
                                     –      1210 50/75
                                     –      17    –    08
                                 
                              
                                     –      26
                                     –      1227  2/74
                                     –      17    –    14
                                 
                              
                                     –      27
                                     –      1243 61/73
                                     –      17    –    21
                                 
                              
                                     –      28
                                     –      1261  8/70
                                     –      18    –     –
                                 
                              
                                     –      29
                                     –      1278 62/71
                                     –      18    –    07
                                 
                              
                                     –      30
                                     –      1297 10/70
                                     –      18    –    14
                                 
                              
                                     –      31
                                     –      1315 65/69
                                     –      18    –    22
                                 
                              
                                     –      32
                                     –      1335 20/63
                                     –      19    –    02
                                 
                              
                                     –      33
                                     –      1355 15/67
                                     –      19    –    10
                                 
                              
                                     –      34
                                     –      1375 50/66
                                     –      19    –    18
                                 
                              
                                     –      35
                                     –      1396 60/65
                                     –      19    –    26
                                 
                              
                                     –      36
                                     –      1418 48/64
                                     –      20    –    07
                                 
                              
                                     –      37
                                     –      1441 17/63
                                     –      20    –    16
                                 
                              
                                     –      38
                                     –      1464 32/62
                                     –      20    –    25
                                 
                              
                                     –      39
                                     –      1488 32/61
                                     –      21    –    07
                                 
                              
                                     –      40
                                     –      1513 20/60
                                     –      21    –    17
                                 
                              
                           
                           Es ist hier der Verlust bei der Reinigung nur in ganzen Zahlen berechnet,
                              naͤmlich von Pfunden zu Pfunden, um die Rechnung mit allen
                              Mittel-Bruͤchen zu vermeiden, weil dieß, statt großen Vortheil zu bringen,
                              wenig nuͤzen wuͤrde. Doch muß man es nicht ganz
                              vernachlaͤßigen, und es wird daher genuͤgen, die Rechnung nur alsdann
                              in so weit zu fuͤhren, daß die Zahl der Unzen ein, zwei oder drei Viertheile
                              Eines Pfundes betraͤgt, wo dann die Berechnung auch sehr leicht seyn wird:
                              Wir wollen hier einen dieser Faͤlle aufstellen, und zeigen, wie man den
                              gesuchten Quotienten zu finden habe. Man schreibt naͤmlich die Unzentheile,
                              die einer jeden Zahl zukommen, zwischen denen der Bruch liegt, einen unter den
                              andern, und merkt sich die Differenz an, die zwischen ihnen Statt findet. Von dieser
                              Differenz fuͤgt man nun ein Viertheil, die Haͤlfte oder drei
                              Viertheile dem der kleineren ganzen Zahl gehoͤrigen Theile bei, und
                              erhaͤlt so das gesuchte Ganze wie im folgenden
                           Beispiele.
                           Man habe den auf den Verlust von 15 1/2 auf 100 bezuͤglichen Theil zu finden:
                              die zwei ganzen Zahlen, zwischen denen der Bruch liegt, sind hier 15 und 16.
                           
                              
                                 Dem Verluste 15
                                 entspricht der Theil von
                                 Pfd.
                                 15.   7
                                 
                              
                                 Dem Verluste 16
                                      –
                                           –
                                        –
                                          –
                                 –
                                 15. 12
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 ––––––
                                 
                              
                                 
                                 Differenz
                                 Pfd.
                                   –   5
                                 
                              
                           ich muß also die Haͤlfte von 5 Unzen, naͤmlich 2
                              1/2 Unzen zu den 15 Pfunden und 7 Unzen hinzufuͤgen, und finde so, daß der
                              auf den Verlust von 15 1/2 Pfund bezuͤgliche Theil 15 Pfund und 9 1/2 Unzen
                              ist.
                           Die Ziffer der ersten Columne, welche den Verlust bei der Reinigung eines jeden
                              Zentners Blaͤtter anzeigen, stellen die Scala der Durchschnitte dar. Wenn nun
                              jedes Jahr durch die drei vorgeschriebenen Versuche der gehoͤrige
                              Durchschnitt bestimmt ist, so findet man sogleich in der dritten Columne den
                              entsprechenden Theil von rohen Blaͤttern fuͤr jedes Pfund Cocons.
                           Die Ganzen, welche in der zweiten Columne an rohen, oder eben vom Baume
                              gepfluͤkten Blaͤttern ausgesezt sind, beziehen sich alle auf 908
                              Pfunde gereinigter Blaͤtter.
                           In der dritten Columne sind bei Bestimmung des fuͤr Ein Pfund Cocons
                              erforderlichen Theiles an rohen Blaͤttern die Bruͤche der Unzen
                              vernachlaͤßigt, da ihre Berechnung zu unbedeutenden Resultaten
                              fuͤhrt.
                           Der Verfasser beschließt dieses Werkchen mit einem Anhange, der sich auf zwei
                              wichtige Gegenstaͤnde bezieht, von denen wir unseren Lesern genaue Nachricht
                              geben wollen. Er nennt naͤmlich den bei den fleißigsten Pflanzern der
                              Maulbeerbaͤume gegenwaͤrtig allgemeinen Gebrauch, den Stamm derselben
                              mit Schilf, Stroh oder anderem dergleichen einzubinden, irrig, und mit
                              unnuͤzen Kosten verbunden, indem er sagt, daß der Maulbeerbaum eine
                              auslaͤndische Pflanze ist, die aus China stamme, mithin aus einem Klima, wo
                              die Sonne weit brennender sey, und daß er daher die heißen Strahlen derselben wohl
                              besser vertragen koͤnne und muͤsse, als den Schatten des Einbindens.
                              Der Verfasser verhehlt die Vortheile nicht, welche von den Anhaͤngern dieses
                              Verfahrens herausgehoben und angenommen werden, widerspricht ihnen aber allen, und
                              behauptet, daß die Schmarozer-Pflanzen, welche auf dem Stamme der
                              Maulbeerbaͤume, die man unbedekt laͤßt, wachsen, die Wirkung der
                              schlechten Pflege seyen, naͤmlich der unmaͤßigen und
                              uͤbertriebenen Abpfluͤkung der Blaͤtter, so wie der Verlezungen
                              durch unvorsichtige Verdrehung ihrer Zweige, durch Wunden, die man dem unteren
                              Theile des Stammes beibringt, durch die geringe Sorgfalt bei der Pflanzung, indem
                              man die Wurzeln beschaͤdigt, oder die Maulbeerbaͤume in ein
                              unfruchtbares oder ihrem Gedeihen unguͤnstiges Erdreich sezt etc. Da sich
                              diese Meinung einem Gebrauche entgegenstellt, welcher seit langer Zeit als
                              nuͤzlich angenommen ist, und von vielen Landwirthen als ein wesentliches
                              Kennzeichen einer sorgfaͤltigen Pflanzung betrachtet wird, so haͤtten
                              wir gewuͤnscht, daß der Verfasser derselben durch eine Reihe von Erfahrungen
                              und durch viele eigene Thatbeweise Staͤrke geliehen haͤtte; allein,
                              wir muͤssen gestehen, daß seine Abhandlung in dieser Ruͤksicht nicht
                              besonders ausgestattet ist. Es ist wahr, daß er Seite 82 sagt: „Seit vielen
                                 Jahren habe ich zahlreiche Anpflanzungen von Maulbeerbaͤumen gemacht, die
                                 ich, ohne alle Einhuͤllung, aufzog, und habe solche Belege
                                 gegenwaͤrtig auf meinen wenigen Guͤtern und in jenen der
                                 angraͤnzenden Besizer, hartnaͤkigsten welche auch die
                                 hartnaͤkigsten Gegner uͤberweisen wuͤrden, daß die zu
                                 emsige Entlaubung der jungen Pflanzungen zugleich mit den vielen anderen
                                 Mißhandlungen, von welchen sie begleitet ist, vielleicht die einzige und wahre
                                 Ursache der verzoͤgerten Entwickelung der jungen Stamme ist, so wie der
                                 Verkuͤmmerung derselben, und des Wucherns von Flechten und Moosen auf
                                 ihrer Rinde, wodurch sie ganz duͤrr, vor der Zeit veraltet, und als
                                 fruͤhe Beute der Flammen erscheinen, und dieß sogar troz aller
                                 Einhuͤllung, die man jedes Jahr mit einem unnuͤzen und wahrhaft
                                 weggeworfenem Aufwande erneuern, oder ausbessern muß.“
                              
                           
                              „Der Maulbeerbaum einer neuen Pflanzung, sezt er hinzu, dem
                                 man mit kluger Hand, jaͤhrlich, entweder im Herbste oder im
                                 Fruͤhlinge die Aeste beschneidet, ihn jedoch von Jahr zu Jahr reicher
                                 laͤßt, bis man ihm eine bequeme, symmetrische und genuͤgende
                                 Haltung gegeben hat, was man im Verlaufe von sechs bis sieben Jahren erreicht,
                                 vergroͤßert ungemein rasch seinen Stamm, und gewinnt ein Ansehen von
                                 Staͤrke und Starrheit zugleich, welches sich dem Angriffe der Flechten
                                 widersezt, und auf eine erstaunenswerthe Weise den Einfluͤssen der
                                 Jahreszeiten widersteht, ohne den Eigenthuͤmer zu besonderen Kosten
                                 fuͤr seine Einhuͤllung zu verbinden: in dieser Altersepoche (sechs
                                 oder sieben Jahre nach der Anpflanzung), und bei froͤhlichem Gedeihen
                                 kann man ihn ohne Schaden entlauben, wenn man ihm nur periodisch ein Ruhejahr
                                 goͤnnt.“
                              
                           Wir wuͤnschten indessen, der Verfasser haͤtte diese Thatbeweise etwas
                              umstaͤndlicher beschrieben, und uns gesagt z.B. „ob er an irgend
                                 einem Hundert Maulbeerbaͤumen, die in gleichem Erdreiche, in gleicher
                                 Lage und unter gleichen Verhaͤltnissen standen, es versucht habe, die
                                 einen eingehuͤllt, die anderen dagegen ohne Huͤlle zu lassen, und
                                 ob sich aus dieser Vergleichung die Wahrheit seiner Behauptung bestaͤtigt habe. Wir haben
                                 jedoch, da wir auf keine Weise sowohl die Behauptung des Verfassers, als auch
                                 die Gruͤnde, die er zu ihrer Unterstuͤzung anfuͤhrt,
                                 verachten, auf unseren Gruͤnden von diesem Jahre an (1825) einen solchen
                                 Versuch angeordnet, und werden davon zu seiner Zeit Rechenschaft ablegen. Weil
                                 man uns von dem Nuzen, die Maulbeerbaͤume einzubinden uͤberredete,
                                 uͤbten wir diesen Gebrauch mit Eifer und vielen Kosten, und es
                                 wuͤrde uns lieb seyn, ihn irrig und nuzlos zu finden.“
                              Wenn ein Tramontano einem hoͤchst achtbaren Italiaͤner, der,
                                    wie man sieht, rein dem Verstande, und nicht dem Irrlichte (genannt Vernunft
                                    bei den Philosophen) folgt, und Erfahrung jeder Theorie vorzieht, feine
                                    Erfahrung mittheilen darf, so ist es diese, daß in unserem
                                    noͤrdlichen Klima der Maulbeerbaum weniger den Flechten und Moosen
                                    ausgesezt ist, als andere Obst- und Waldbaume, (so wie er auch von keinem
                                    Insecte bei uns heimgesucht ist), obschon wir ihn nie einbinden. Wir
                                    wuͤnschten dagegen die Frage von ihm gelost zu sehen, ob es besser
                                    ist die Blaͤtter am Baume abzustreifen, oder, gehoͤrig, die
                                    Zweige abzuschneiden, und die Blaͤtter bei Hause abzustreifen? Uns
                                    scheint die leztere Verfahrungsweise vortheilhafter. Ein Leser.
                              
                           Den zweiten Gegenstand dieses Anhanges veranlaßte eine Anmerkung des Prof. Giobert zu Turin, welche der Elementar-Anleitung zur Landwirthschaft von Fabbroni
                              Istruzioni elementari d'agricoltura de Fabbroni
                                       . beigefuͤgt ist, in welcher er, von den Seidenraupen sprechend, sich
                              Seite 280 (in der Ausgabe von Silvestre in Mailand) folgender Massen
                              ausdruͤkt: „Es ist hier nicht uͤberfluͤßig zu
                                 bemerken, daß, wenn die Seidenraupen nach der vierten Haͤutung nur zwei
                                 oder drei Tage gefressen haben, und folglich zu dem vom Verfasser angezeigten
                                 Zweke nicht reif sind, und wann zu dieser Zeit Mangel an
                                 Maulbeerbaum-Blaͤttern eintritt, oder der Preis derselben ausnehmend hoch
                                 ist, es ein Irrthum ist, dieselben wegzuwerfen; sie schließen sich
                                 sorgfaͤltig in Gewebe ein, und verfertigen und arbeiten ihre Cocons ohne
                                 weitere Nahrung. Diese Thatsache wurde bei uns in diesen lezten Jahren durch
                                 unzaͤhlige Erfahrungen bestaͤtigt.“
                              
                           Unser Verfasser wurde bei Lesung dieser Glosse betroffen, schenkte ihr keinen
                              Glauben, und wollte sich durch Versuche von ihrer Wahrheit uͤberzeugen. Aber
                              auch in diesem seinem Versuche beguͤnstigen nicht alle Umstaͤnde die
                              vollkommene kritische Glaubwuͤrdigkeit, die man zur Loͤsung einer
                              Sache wuͤnscht, bei der sich zwei verschiedene Meinungen widerstreiten. Der
                              Verfasser waͤhlte 24 Raupen unter den besseren; allein die Auswahl wurde
                              unter Raupen getroffen, die im Allgemeinen nicht sehr munter und stark waren wegen
                              fruͤherer ungenauer Pflege. Dem sey, wie ihm wolle, er sezte diese 24 Raupen
                              in ein Koͤrbchen, und fuͤtterte sie, taͤglich fuͤnf
                              Mahl, mit den besten Blaͤttern in den auf die lezte Haͤutung folgenden
                              drei Tagen; er sezte 2 Mahlzeiten mehr hinzu, als im groͤßten Maße von Prof.
                              Giobert angezeigt sind, befestigte dann im Umkreise
                              des Koͤrbchens ein leichtes Buschwerk von Gras, schloß den Dekel, und nahm
                              alles in Verwahrung, damit sie nichts stoͤren konnte. Am siebenten Tage bewog
                              die Stille im Koͤrbchen den Verfasser, dasselbe zu oͤffnen, um zu
                              sehen, ob sie daher kaͤme, daß die Raupen ihre Cocons befestigt
                              haͤtten, oder ob es Todesstille sey; er fand sie entkraͤftet, mager,
                              sterbend, und vier Tage hernach waren sie alle Leichen.
                           Zwoͤlf anderen Raupen, die zu dem naͤmlichen Versuche bestimmt waren,
                              reichte er das gewoͤhnliche Futter nicht nur waͤhrend der drei Tage,
                              sondern auch sechs Tage nach der vierten Haͤutung. Als er am achten Tage nach
                              der Einschließung oder Einsperrung das Koͤrbchen oͤffnete, fand er nur
                              zwei Raupen todt, und zehn kleine Cocons, zwei unter diesen unvollkommen, und acht
                              von sehr schwachen Gewebe, aber dennoch von besseren, als die anderen zwei. Andere
                              zwoͤlf Raupen wurden sieben volle Tage nach der Fuͤtterung, wie oben
                              eingeschlossen, und diese lieferten etwas groͤßere Cocons, die ein merklich
                              dichteres Gewebe hatten, als die der oben erwaͤhnten.
                           Alle uͤbrigen Geschwister-Raupen wurden bis zur regelmaͤßigen Frist des fuͤnften
                              Alters gefuͤttert; sie kletterten gesund auf ihre Buͤsche, und
                              lieferten Cocons von mittelmaͤßigem Gewebe, die theils blaßgelb, theils mehr
                              gruͤn, oder wenig dunkler, und der Rest weiß waren. Es ist hier
                              noͤthig zu bemerken, was der Verfasser schon anfangs meldet, und wir
                              ausgelassen haben, daß die Eyer aus Spanien stammten, und man sie zog, um die
                              Qualitaͤt davon zu sehen. Der Verfasser war nicht zufrieden damit, und sagt,
                              solche Raupen haͤtten kein anderes Verdienst, als ihre fremde Abstammung. Man
                              vergesse jedoch hierbei nicht, daß ihre Wartung im Anfange einiger Unordnung und
                              Vernachlaͤßigung unterlag, worin auch der Grund der zerruͤtteten
                              Gesundheit der Raupen und der schlechteren Qualitaͤt ihres Erzeugnisses
                              liegen mochte.Der obige Leser hatte vor wenigen Tagen Gelegenheit Hrn. Giobert's Bemerkungen vollkommen
                                    bestaͤtigt zu sehen. Die Cocons fielen aber allerdings schlecht
                                    aus. Der Verfasser gibt hierauf einen speciellen Bericht uͤber das Gewicht
                              der Cocons, die in seinen Versuchen erzeugt wurden; allein, wir halten es
                              fuͤr unnuͤz, in solche kleinliche Umstaͤnde einzugehen, und
                              begnuͤgen uns mit dem Zweke der Resultate, die der Behauptung des Turiner
                              Professors eben nicht guͤnstig sind. In Wahrheit ereignete sich es auch bei
                              uns einige Mahle, daß die Raupen bei aͤußerstem Mangel an Blaͤttern
                              fuͤr die lezten drei oder vier Fuͤtterungen nuͤchtern in ihr
                              Buschwerk sich begeben mußten; aber je mehr Fuͤtterungen ihnen versagt
                              wurden, desto schwacher und leichter waren immer die Cocons, und wenn die
                              Fuͤtterung mehr als vier oder fuͤnf Mahle unterblieb, war die Ernte so
                              gut, wie keine.