| Titel: | Ueber Cultur der Champignons. Von Hrn. Thom. Rogers, Gärtner bei Esqu. Edward Jenkins, F. H. S., Thorpe-Hall, bei Peterborough. | 
| Fundstelle: | Band 18, Jahrgang 1825, Nr. XXI., S. 109 | 
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                        XXI.
                        Ueber Cultur der Champignons.Man vergl. polyt. Journal Bd. V. S. 102.
                                 Bd. VII. S. 253. Bd. XIII. S. 284. D. Von Hrn. Thom. Rogers,
                           Gaͤrtner bei Esqu. Edward
                              Jenkins, F. H. S., Thorpe-Hall, bei Peterborough.
                        Aus den Transactions of the London Horticultural
                                 Society im Repertory of Arts etc. Maͤrz. 1825. S.
                              244.
                        Rogers, uͤber Cultur der Champignons.
                        
                     
                        
                           Der gute Erfolg meiner Methode, Champignon zu ziehen, sowohl in Hinsicht auf Menge
                              als Guͤte derselben, laͤßt mich erwarten, daß dieser von der Methode
                              selbst abhaͤngt. Ich will daher zuerst von Behandlung der Brut sprechen, die
                              bei mir auf folgende Weise geschieht.
                           Ich sammle reinen, nicht frischen, sondern in dem Parke, auf den Wiesen, im Hofe
                              vorkommenden Kuhduͤnger, menge denselben mit Straßenkoth im
                              Verhaͤltnisse von 1/2:1, und seze ungefaͤhr 1/3 oder 1/4 Pflanzenerde
                              aus Blaͤttern und verfaulten Reisern zu. Nachdem dieses Alles gehoͤrig
                              unter einander verarbeitet wurde, bilde ich aus dieser Mischung Ziegel von
                              ungefaͤhr 9 Zoll Laͤnge, 3 1/2 Zoll Breite, und 2 Zoll Dike. Diese
                              Ziegel werden der Luft und der Sonne ausgesezt, wo man sie so fest werden
                              laͤßt, daß sie einen bedeutenden Druk aushalten koͤnnen, ohne daß sie
                              jedoch ganz hart und troken werden. Hierauf werden sie unter eine Scheune gebracht, und daselbst
                              in Schichten uͤbereinander gelegt. Drei oder vier Reihen werden zuerst auf
                              die Erde gelegt, so daß zwischen diesen und den Ziegeln ungefaͤhr 1 Zoll
                              breit Zwischenraum bleibt, und in diese Zwischenraͤume wird lose Brut
                              eingestreut, so wie man sie im Miste alter Champignon-Beete findet: mit
                              aͤhnlicher Brut wird auch die ganze Oberflaͤche dieser Lagen
                              uͤberstreut. Wenn keine alten Champignon-Beete bei der Hand sind, welche Brut
                              liefern koͤnnten, muͤssen einige Brutziegel zerbrochen werden, um die
                              Brut aus diesen zu bekommen. Nachdem die erste Lage auf diese Weise behandelt wurde,
                              wird eine zweite aufgelegt, und eben so mit Brut und Mist aus alten Beeten
                              uͤberstreut. Eine dritte und vierte Lage, und selbst noch mehrere Lagen,
                              koͤnnen auf aͤhnliche Weise aufgesezt und behandelt werden. Nachdem
                              auf diese Weise ein Haufen von der verlangten Groͤße gebildet wurde, wird
                              derselbe mit heißem Stallduͤnger und Miste bedekt, wo dann nach zwei, drei
                              oder mehreren, Wochen, je nachdem die Witterung ist, die Ziegel sich mit Brut
                              fuͤllen werden, und zum Gebrauche aufbewahrt werden koͤnnen. Ich will
                              hier keine Meinung daruͤber wagen, ob der Kuhduͤnger selbst die
                              Elemente der Brut enthaͤlt, oder nur als Mutter
                              oder Behaͤlter derselben dient; soviel kann ich aber behaupten, daß
                              Champignon-Brut auch in anderem Duͤnger außer dem Pferde-Duͤnger
                              vorkommt; denn ich fand ihn einst auch haͤufig in Tauben-Duͤnger. Da
                              ich diese Zubereitung der Brut eine lange Zeit uͤber brauchte, so mußte
                              nothwendig Kuͤhduͤnger darin vorherrschend werden, obschon der erste
                              Ursprung der Brut vielleicht in Pferde-Duͤnger gelegen gewesen seyn mag. Ich
                              kann versichern, daß, wenn der Kuhduͤnger auf obige Weise behandelt wird, er
                              so viel Brut gibt, als man nur immer irgend woher erhalten kann. Ich befolgte ehevor
                              den Rath, etwas Pferde-Duͤnger den Ziegeln beizumischen; allein, meine
                              Erfahrung uͤberzeugte mich zeither, daß Kuhduͤnger fuͤr sich
                              allein eben so gut wirkt. Die Brut wird auf diese Weise nicht nur sehr gut, sondern
                              im Ueberfluße erzeugt.
                           Es ist noͤthig, die Ziegel unter solchen Umstaͤnden zu halten, daß die
                              Brut nicht treiben kann, was bei einwirkender der Feuchtigkeit und Waͤrme immer geschieht. Sobald
                              sich also Brut erzeugt hat, muͤssen die Ziegel an einen trokenen Ort gebracht
                              werden, um das Keimen zu hindern. Nie darf es mit der Brut so weit kommen, daß sie
                              bis zu den ersten Rudimenten des kuͤnftigen Pilzes gelangt, die sich in
                              kleinen Fasern oder Fibern zeigen; denn in diesem Zustande taugt sie nicht mehr zur
                              Anlegung eines Beetes. Sobald diese Fasern sich zeigen, muͤssen die Ziegel
                              unberuͤhrt liegen bleiben, oder die Pilze gehen zu Grunde. Die Fasern werden
                              an der Stelle, an welcher sie sich befinden, zu einem Pilze auswachsen, gehen aber
                              zu Grunde, so bald man die Ziegel ruͤhrt. Ein Stuͤk solcher faseriger
                              Brut bringt wohl einen Pilz hervor, taugt aber sonst zu nichts mehr. Gute Brut muß
                              beinahe wie feine weiße Erde aussehen.
                           Was die Beete betrifft, so mache ich dieselben gewoͤhnlich in einer Scheune
                              gegen die Wand, so daß sie von derselben schief herab sich neigen: an der Wand lasse
                              ich sie zwei, und vorne Einen Fuß hoch, oder etwas weniger. Zu diesen Beeten nehme
                              ich Pferde-Mist mit Streu, wie man sie gewoͤhnlich bei Treib-Beeten braucht;
                              man kann auch troknes Laub nehmen, aus welchen uͤberdieß noch das Beet großen
                              Theils oder ganz bestehen kann. Ich nehme nie frischen Duͤnger, sondern
                              solchen, der schon lang auf dem Miste gelegen, und haͤufig umgestochen wurde.
                              Die Hize darf nicht zu brennend seyn; denn etwas starke Waͤrme toͤdtet
                              die Brut. Die Waͤrme des Beetes kann zwischen 50 und 60° (F., + 10 bis
                              + 15°,5 R.) seyn; 52 bis 55° (F. + 11 bis 12,7 R.) ist aber
                              hinlaͤnglich. Nachdem die Temperatur den gehoͤrigen Grad erreicht hat,
                              wird die Brut in das Beet gebracht. Wenn dieses troken waͤre, bringe ich eine
                              Lage nassen Mistes derselben Art von dem Misthaufen auf die Brut, und wenn das Beet
                              zu naß waͤre, lege ich eine Lage troknen Mistes auf: beide Mistlager mache
                              ich ungefaͤhr zwei Zoll dik. Die Brut wird auf die gewoͤhnliche Weise
                              vertheilt: die Ziegel werden naͤmlich in kleine Stuͤke gebrochen, und
                              diese in einer Entfernung von 3 bis 4 Zoll von einander eingestekt. Es wird 1 1/2
                              Zoll dik Erde aufgetragen, und diese wird oben auf mit Heu bedekt: mehr oder minder, je
                              nachdem die Witterung ist. Ich habe mich nie der Ofen-Warme bedient, sondern die
                              Waͤrme meiner Beete immer durch die Bedekung derselben unterhalten. Selten
                              fand ich es, bei meiner Mischung, noͤthig, die Beete zu begießen.
                           Diese Beete trugen haͤufig, und die Champignons waren vortrefflich; ihr
                              Geschmak war koͤstlich: wenn man sie fortwachsen ließ, wurden sie groß und
                              dik; ein Stuͤk z.B. wog 36 Loth. Sie gaben sehr viel Saft, vorzuͤglich
                              wenn man sie zur sogenanten Kazen-Suppe (Cat sup)
                              bereitete. Diese Eigenschaften haͤngen unstreitig von der Weise ab, in
                              welcher man sie zieht: wenn man sie mager naͤhrt, so ist ihr Fleisch und ihr
                              Geschmak ganz aͤrmlich. Daher haben die kuͤnstlich gezogenen
                              Champignons in der Regel mehr Hochgeschmak, als die wildwachsenden,Dieß ist im suͤdlichen Europa nicht der Fall. A. d. Ueb. und unter jenen sind die am besten, die in den groͤßten tiefsten
                              Beeten gezogen wurden.