| Titel: | Beschreibung einer neuen Art mit verlornem Model zu formen (Moulage à moule perdu). Von Hrn. Lecour. | 
| Fundstelle: | Band 18, Jahrgang 1825, Nr. XLIII., S. 229 | 
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                        XLIII.
                        Beschreibung einer neuen Art mit verlornem Model
                           zu formen (Moulage à moule perdu). Von Hrn. Lecour.
                        (Auszug aus der Description de
                              Brevets T. VII. im Bulletin de la Sociétè
                                 d'Encouragement. N. CCLII. S. 175)
                        Lecour's Beschreibung einer neuen Art mit verlornem Mode zu
                           formen.
                        
                     
                        
                           Dieses Verfahren besteht darin, daß man bei dieser Art zu formen, statt des Wachses
                              irgend ein leicht schmelzbares Metall nimmt, das jedoch dicht genug ist, um Sand
                              oder Erde darauf aufschlagen zu koͤnnen, zugleich aber auch schmelzbar genug,
                              um es in Gyps- oder Thon-Model gießen zu koͤnnen, ohne dieselben zu
                              beschaͤdigen, und so das Modell zu Reliefs oder Statuͤen zu bilden,
                              das noch geschmeidig genug ist, um von dem Bildhauer vor dem Abgusse ausgebessert
                              werden zu koͤnnen, und sich nicht durch Eindringen in die Poren an die Erde
                              anhaͤngt, wie dieß bei dem Wachse der Fall ist.
                           Die Vortheile bei diesem Verfahren sind folgende:
                           1) erspart man eilf Zwoͤlftel an Zeit, die zum Abformen bei dem Wachse
                              gebraucht wird, und kann der Thon sehr schnell aufgetragen werden, indem das Metall
                              bis auf 55 und 60° erhizt werden kann, ohne weich zu werden, waͤhrend
                              auf Wachs die Erde an der Luft austroknen muß, was außerordentlich lang hergeht.
                           2) kann man bei dem Formen großer Stuͤke einen Sandkern schlagen, ohne
                              fuͤrchten zu muͤssen, daß das Modell leidet, oder ihn aus Gyps oder
                              Thonerde gießen und schnell troknen.
                           3) kann man bei dem Abformen in Sand alle Ansaͤze vermeiden, die, indem sie
                              sich verruͤken oder zuruͤkziehen, Naͤhte oder Spalten bilden,
                              die sich mit Metall ausfuͤllen, und die Gestalten verderben, die der
                              Kuͤnstler in seinem Model nachgebildet hat. Die Dichtheit, die der Model hier
                              darbietet, erlaubt, daß man den Sand ringsumher klopfen darf, ohne daß man den Model
                              entstaltet.
                           4) erspart man den Deklehm, und kann ein Gemenge aus Gyps und Erde oder die
                              gewoͤhnliche Formerde dafuͤr brauchen, und sie von außen wie von
                              innen, klopfen, damit sie die Umrisse aufnimmt, was auf Wachs nicht geschehen
                              darf.
                           5) kann man eine Form alsogleich gießen, ohne Feuchtigkeit fuͤrchten zu
                              duͤrfen, indem das Wasser bei einer Hize von 70 bis 80°, die zur
                              Herausbringung des Modelles nothwendig ist, vollkommen sich verfluͤchtigt,
                              und folglich das Kupfer, Erz oder Eisen alsogleich nachgegossen werden kann. Man
                              vermeidet dadurch alle Nachtheile, welche boͤser Wille eines Arbeiters, der
                              nur ein kleines Kuͤgelchen nassen Thons in die Form werfen darf, um den Guß
                              mißlingen zu machen, verursachen koͤnnte. Hier tritt auch nicht
                              Wasserstoffgas an die Stelle des Wachses; dieses Gas entsteht durch die Zersezung des Wassers, und
                              verursacht bei dem Eintritte des Metalles Detonationen, die bei Erdformen so
                              haͤufig sind.
                           Hr. Lecour hat diesem Verfahren mehrere Verbesserungen
                              beigefuͤgt; 1) wendet er auf den weißen wie auf den grauen Guß Zinn, Kupfer,
                              Silber und Gold an, wodurch man diese Guͤsse dann, wie Kupfer, antik
                              gruͤn machen kann. Dieses Verfahren hat man bisher nur bei dem Verzinnen der
                              Loͤffel und Gabeln und bei einigen Sattlergeraͤthen angewendet; Hr.
                              Lecour bedient sich aber desselben im Großen, unter
                              den gehoͤrigen Abaͤnderungen, bei Verfertigung großer Toͤpfe,
                              Casserolle, Wasserleitung-Roͤhren, Wasserbehaͤlter, Naͤpfe,
                              Gitterwerke, Balustraden, Statuͤen, Monumente etc. aus Eisen, theils um sie
                              gegen den Rost zu schuͤzen, theils um sie zum Hausgebrauche und zu
                              verschiedenen chemischen und pharmaceutischen Bereitungen tauglich zu machen; 2)
                              wendet er diese Art zu gießen auch auf den Guß der Kanonen und des
                              Wurfgeschuͤzes an.
                           
                        
                           Verfahren beim Verzinnen.
                           Nachdem man die Oberflaͤche der zur Verzinnung bestimmten Guß-Stuͤke
                              mit Sand, Eisenfeile, Schmergel oder mit anderen zu diesem Zweke tauglichen
                              Materialien gehoͤrig gescheuert und gepuzt, und sich selbst noͤthigen
                              Falles der Drehebank und der Vorrichtung zum Mattschleifen der Glaskugeln, oder
                              irgend eines anderen Verfahrens bedient hat, beizt man, wenn es weißer Guß ist, mit
                              Kochsalzsaͤure, und dieser nimmt dann, ohne alle andere Vorbereitung, die
                              Verzinnung an.
                           Bei dem grauen Gusse hingegen muß man, wenn es Gefaͤße sind, die zur Bereitung
                              der Nahrungsmittel dienen sollen, demselben einen großen Theil seines Kohlenstoffes
                              entziehen, was dadurch geschieht, daß man ihn bis auf den gehoͤrigen Grad
                              erhizt, und mit Braunstein, Eisenfeile in Beruͤhrung bringt, oder daß man
                              Salpeter darauf streut, oder auch blos Sauerstoffgas darauf wirken laͤßt;
                              endlich auch dadurch, daß man zugleich mit der Hize. Mittel anwendet, die den mit
                              dem Gusse verbundenen Kohlenstoff, welcher die Oberflaͤche desselben
                              schwaͤrzt, zerstoͤren, wodurch das Eisen entbloͤst und
                              faͤhig wird, die Verzinnung aufzunehmen.
                           Nachdem die Stuͤke auf diese Weise gereinige wurden, traͤgt man eine
                              Lage kochsalzsaures Kupfer auf, die man mit einer Lage essigsaurem Kupfer
                              auffrischt. In diesem Zustande, und selbst vor dem Ueberzuge mit Kupfer, verzinnen
                              sich diese Stuͤke sehr leicht in einem Zinnbade, in welches man sie einsezt,
                              und stets auf dem gehoͤrigen Grade von Hize erhaͤlt.
                           Weißer Guß, mir Holzkohle concentrirt, wird so zaͤhe, daß man ihn feilen und
                              drehen kann. In diesem Zustande haͤngt sich das Zinn vollkommen an dem Gusse
                              an, und verkoͤrpert sich damit wie mit dem Eisen.
                           Dieses Verfahren laͤßt sich vorzuͤglich auf groͤßere
                              Toͤpfe und Casserolle anwenden, die man nachher auch sehr leicht mit Silber
                              plattiren kann.
                           Da ein auf diese Weise verzuͤnnter Guß, als Monument, nicht gut in das Auge
                              fallen wuͤrde, so bekleidet man denselben dann noch ein Mal mit einer Lage
                              von essigsaurem oder schwefelsaurem Kupfer, auf welchen man dann das antike
                              Gruͤn (patine) auftraͤgt.
                           Wenn man den Guß in geschmolzenes Gelbkupfer taucht, so kommt er mit einer Lage
                              dieses Metalles bekleidet heraus, auf welchen man dann nach dem gewoͤhnlichen
                              Verfahren bei dem Verzinnen Zinn auftragen kann. Auf dieselbe Weise kann man auch
                              die verzinnten Stuͤke mit Kupfer uͤberziehen.
                           Man kann auch den Guß dadurch mit Kupfer bedeken, daß man die Oberflaͤche
                              desselben mit einer Bruͤhe aus Kupferfeile und Borax uͤberzieht, und
                              auf diese eine Lage gestoßener Kohle und hierauf eine zweite Lage Thon
                              auftraͤgt, ehe man ihn dem Feuer aussezt. Wenn man den Model inwendig mit
                              Kupferoxyd uͤberpudert, so erhaͤlt der Guß ein kupferartiges Aussehen,
                              und man kann ihn dann fuͤr jeden Fall mit der groͤßten Leichtigkeit
                              verzinnen.
                           Dieses Verfahren, im Großen angewendet, laͤßt uns nun statt der fuͤr
                              die Gesundheit und selbst fuͤr das Leben so gefaͤhrlichen kupfernen
                              Gefaͤße, Gefaͤße aus Gußeisen anwenden, deren Gebrauch mit keinem
                              Nachtheile verbunden ist, und die weit wohlfeiler zu stehen kommen. Gußwerke, die
                              den Einfluͤssen der Witterung ausgesezt sind, werden nicht vom Roste
                              zerstoͤrt werden, wenn sie auf diese Weise behandelt wurden, und
                              koͤnnen ohne allen Verlust an Material umgegossen werden.
                           
                        
                           Verfahren bei dem Formen der Kanonen und
                              Wurfgeschuͤze.
                           Da bei diesem neuen Verfahren zu Formen das Modell aus einem Metalle besteht,
                              welches, bei seiner Haͤrte, zugleich die Eigenschaft besizt, unter einer
                              Temperatur zu schmelzen, bei welcher die Form nicht im Mindesten leidet, so kann man
                              die Kerne der Moͤrser mit aller Leichtigkeit bilden, und sie mit beinahe
                              trokner Erde mittelst einer Presse, die durch ihren Druk allen Theilen mehr
                              Festigkeit gibt, nach dem Kunstausdruke, gummiren. Eine auf diese Weise verfertigte
                              Form troknet schnell, zieht sich nur wenig ein, so daß man die Weite derselben
                              vorhinein berechnen kann, und sezt einen nur etwas aufmerksamen Gießer in den Stand,
                              Stuͤke zu gießen, die keines Bohrens beduͤrfen: eine Operation, durch
                              welche das Metall seine, immer haͤrtere, Oberflaͤche verliert, und
                              Loͤcher und Blasen, die fast immer unter dieser haͤrteren
                              Oberflaͤche liegen, und die man ihrer groͤßeren Haͤrte wegen zu
                              erhalten suchen sollte, aufgedekt werden.
                           Eben dieses Verfahren laͤßt sich auch bei dem Formen der Sohlen-Moͤrser
                              (mortiers á semelle) von 5000 Kilogrammen
                              anwenden, welches bei der gewoͤhnlichen Methode mit so vielen Schwierigkeiten
                              verbunden ist.
                           Das Wurfgeschuͤz, wie Kugeln, Bomben, Haubizen, kann in Erde vollkommen
                              kugelfoͤrmig gegossen werden. Man kann daher in Gyps-Formen, den Kern aus
                              Erde oder aus Gyps und Ziegelthon verfertigt, Bomben und Kugeln etc. vollkommen
                              kugelrund und ohne alle Naht gießen, mit Ausnahme der Zuͤndroͤhre, die
                              man mit einem Hammer in der Hand leicht einsezen kann. Man erspart daher das
                              Schlagen der Kugeln mit dem Strekhammer, wie es gegenwaͤrtig
                              gebraͤuchlich ist.
                           Der Vortheil dieses Verfahrens ist noch groͤßer bei den Bomben und Haubizen,
                              die, mit dem Zuͤndloche vorgerichtet, wie die Kugeln, eine
                              kreisfoͤrmige Wulst behalten, die man nicht wegbringt, die die Seele der
                              Feuerschluͤnde rizt und zerstoͤrt, und die Richtung des Schusses
                              unsicher macht.
                           Man kann auf diese Weise auch Kanonen, Caronaden und Haubizen von jedem Kaliber mit
                              einem Kerne so gießen, daß nur wenig Metall weggenommen werden darf. Hierdurch wird
                              der Guß der Kanonen viel wohlfeiler und viel schneller.
                           Eben dieses Verfahrens kann man sich auch bei Formen aus Gyps und Ziegelthon oder
                              Trippel zu Hohl-Cylindern, Zahnraͤdern, und uͤberhaupt bei
                              Stuͤken, die in einander eingreifen sollen, wozu sehr geschikte Arbeiter
                              nothwendig sind, bedienenbediedienen. Hr. Lecour bedient sich hier nur eines
                              einzigen Formers, der in Gyps oder Thon zu formen versteht.