| Titel: | Beschreibung eines neuen Verfahrens zur Verfertigung der Siegel-Oblaten aus Leim, und des durchscheinenden englischen Taffet in allen Farben. Von Madame Bouche. | 
| Fundstelle: | Band 18, Jahrgang 1825, Nr. XLVIII., S. 237 | 
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                        XLVIII.
                        Beschreibung eines neuen Verfahrens zur
                           Verfertigung der Siegel-Oblaten aus Leim, und des durchscheinenden englischen Taffet in
                           allen Farben. Von Madame Bouche.
                        Auszug aus der Description des Brevets, T. VIII. im
                           Bulletin de la
                                 Société d'Encouragements. N. CCLII. S.
                              182.
                        Bouche's, Beschreibung eines Verfahrens Siegel-Oblaten aus Leim zu
                           verfertigen.
                        
                     
                        
                           Die Frau Bouche verfertigt duͤnne Blaͤtter,
                              indem sie Hausenblase, flammaͤndschen Leim oder irgend einen anderen
                              thierischen Leim auf
                              eine gut polirte Glastafel oder Spiegelplatte gießt, die mit kleinen
                              hoͤlzernen Leisten umgeben, und mit ein Paar Lagen Ochsengalle oder irgend
                              einer anderen Masse, die das Ankleben des Leimes auf dem Glase hindert,
                              uͤberzogen ist. Der Leim muß von solcher Consistenz seyn, daß die
                              Blaͤtter in 12 bis 15 Stunden troknen koͤnnen. Die Glastafeln
                              muͤssen auf einem Tische liegen, der vollkommen horizontal steht, damit die
                              Leimblaͤtter uͤberall gleiche Dike bekommen.
                           Zwoͤlf Stunden nach dem Guße schneidet man das Blatt nach dem Rahmen, um es
                              abnehmen und vollkommen troknen zu koͤnnen (es geht leicht von dem Glase ab),
                              und schneidet mittelst eines Durchschlag-Eisens die Oblaten im verschiedenen
                              Durchmesser aus demselben aus.
                           Die Abschnizeln werden wieder zerlassen und zu gefaͤrbten Oblaten verwendet:
                              man faͤrbt diese entweder durch gepuͤlverte Farben, oder mit
                              Abkochungen von Faͤrbehoͤlzern etc. Auch mit schwefelsaurem Kupfer und
                              Eisen kann man sie faͤrben, und diese Salze in dem Leime selbst zersezen. Man
                              kann Avanturin und andere schillernde Pulver dem Leime zusezen, um dadurch den
                              Oblaten ein eigenes Aussehen zu geben. Man kann endlich Zuker, Obstsaft,
                              Gewuͤrze dem Leime beisezen, um die Oblaten angenehm schmeken zu machen.
                              Farben, die der Gesundheit schaͤdlich sind, muͤssen vermieden
                              werden.Also auch der obige Kupfervitriol. A. d. Ueb.
                              
                           Wenn diese Leimblaͤtter mit einem aromatischen Firnisse uͤberzogen
                              werdest, so koͤnnen sie, wie englischer Taffet geschnitten, auch an der
                              Stelle desselben gebraucht werden. Sie kleben besser auf der Haut, als der englische
                              Taffet, und man kann ihnen alle Farben geben, vorzuͤglich blaß Rosa. Da sie
                              vollkommen durchscheinend sind, kann man sie oͤfters kaum von der Haut
                              unterscheiden.
                           Die auf diese Art verfertigten Oblaten schmeken angenehm, siegeln Briefe viel fester,
                              sind viel dauerhafter, und sehen schoͤner aus.
                           Wenn man sich der Ochsengalle bedient, um das Ankleben auf dem Glase zu hindern, muß
                              das Leimblatt vor dem Ausschlagen mit rectificirtem Weingeiste abgewaschen werden,
                              um demselben den bitteren Geschmak zu benehmen.Man verfertigt bei uns seit undenklichen Zeiten weiße und gelbe Bilderchen
                                    aus Hausenblase, die sich auf der warmen feuchten Hand aufrollen. Die Leute,
                                    die sich mit deren Verfertigung beschaͤftigen, koͤnnten uns
                                    leicht mit solchen Oblaten und Englisch-Taffet-Surrogaten versehen. A. d.
                                    Ueb.