| Titel: | Ueber Schraub-Stöke, Stämpel, Spindeln, Platten etc. Von Hrn. Gill. | 
| Fundstelle: | Band 18, Jahrgang 1825, Nr. LVIII., S. 323 | 
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                        LVIII.
                        Ueber Schraub-Stoͤke, Staͤmpel,
                           Spindeln, Platten etc. Von Hrn. Gill.
                        Fortsezung. Aus dessen technical Repository. Aug. 1825. S.
                              65.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              VIII.
                        Gill, uͤber Schraubstoͤke, Staͤmpel, Spindeln,
                           Platten.
                        
                     
                        
                           Obschon die im vorigen Hefte angegebenen Schraub-Stoͤke und Staͤmpel
                              vortrefflich sind, werden sie doch Vielen zu zusammengesezt fuͤr
                              gewoͤhnliche Arbeiten scheinen. Da wir nun wuͤnschen, die leichtesten
                              Methoden zu ihrer Verfertigung im einfachsten Zustande allgemein verbreitet zu
                              sehen, indem sie selbst in diesem einfachen Zustande große und offenbare
                              Vorzuͤge vor den gewoͤhnlichen voraus haben, so wollen wir hier den
                              Uhrmacher Schraubstok, dessen wir oben erwaͤhnten, in seinem Detail genau
                              beschreiben, so daß bei der Nachbildung desselben keine Schwierigkeit entstehen
                              kann.
                           Fig. 14.
                              zeigt ihn von vorne, Fig. 15. von der Seite,
                              mit einem Staͤmpel und einem Keile; der andere Staͤmpel und Keil ist
                              weggenommen, um die Formen der verschiedenen Theile deutlicher zu zeigen.
                           Die Basis dieses Schraubstokes besteht, wie bei dem vorigen, aus einem flachen
                              Gestelle aus Messing, Stuͤkgut oder Eisen, AA, mit einer langen durchziehenden Oeffnung, B, deren Seiten parallel und unter rechten Winkeln auf die Flaͤche
                              des Vordertheiles des Stokes stehen. Eine flache Platte aus Stahl, Eisen oder
                              Messing, CC, in Fig. 15. ist ferner auf
                              die Unterseite desselben festgenietet, und hat eine Oeffnung, D, wie der vorige Stok. Die inneren Seiten oder Kanten desselben, EE, Fig. 14. stehen nach
                              innen hervor zur Aufnahme der Staͤmpel (wie man im Durchschnitte des Stokes,
                              Fig. 16.
                              welcher von der punctirten Linie, FG, in Fig. 14.
                              ausgenommen ist, deutlich sieht). Er ist ferner mit zwei sich
                              verschmaͤlernden, schwalbenschweiffoͤrmigen, staͤhlernen
                              Keilen, H, und I, versehen,
                              welche sich quer uͤber die obere Flaͤche desselben hinschieben, und
                              die in die schwalbenschweiffoͤrmigen Furchen bei II, und KK, passen, die in den Seiten
                              des Gestelles zur Aufnahme Derselben angebracht sind. Die Schraube L, wir ihrem achtekigen Kopfe, M, vollendet den Schraubenstok, der, wie man gestehen wird, sich sehr
                              leicht verfertigen laͤßt, da er nichts, als die gewoͤhnliche
                              Genauigkeit bei der Arbeit fordert. Auch die Verfertigung und Einpassung der
                              Staͤmpel, N, und O,
                              in den Schraubstok ist eben so leicht, indem sie bloß Gußstahl-Bloͤke sind
                              mit vierekigen Seiten und Enden, und einem Ausschnitte, P, quer uͤber die Mitte, damit die Keile darauf wirken
                              koͤnnen. Der Staͤmpel, O, ist in Fig. 17. von
                              vorne, in Fig.
                                 18. von der Seite, und in Fig. 19. im
                              Durchschnitte, nach der Linie QR, in Fig. 17.
                              dargestellt. Einer der Keile, I, ist in Fig. 20. einzeln, und in
                              Fig. 21.
                              von der Seite dargestellt; der andere Keil, H, befindet
                              sich an seiner Stelle in dem Stoke, Fig. 14 und 15. Diese
                              Keile dienen, bei ihrer Verduͤnnung, sehr gut; denn, so wie sie eingetrieben
                              werden, graben sie immer mehr und mehr unter den hervorspringenden Seiten der
                              schwalbenschweiffoͤrmigen Furchen, I und K, aus, druken desto mehr auf die Staͤmpel, und
                              befestigen sich desto mehr an ihm Stellen in dem Stoke. Die Zahne zum Einschneiden
                              der Schrauben in diese Staͤmpel laufen quer uͤber ihre Enden, so wie
                              man sie in Fig.
                                 22. sieht; es befindet sich indessen nur ein Einschnitt in der Mitte eines
                              jeden Zahnes derselben; eine sehr gemeine Methode, die aber vielleicht nicht
                              dieselbe Wirkung hervorbringt, wie die drei Einschnitte in der vorigen Platte, wenn
                              sie gehoͤrig angebracht sind. Ein kleiner Metall-Blok, S, Fig.
                                 23. ist in diesem Schraubstoke gleichfalls noͤthig, um zu hindern,
                              daß die Spize der Schraube nicht die Schraubenzaͤhne an dem entgegengesezten
                              Ende der Schraube verlezt, und dieser Blok muß daher mit einer Aushoͤhlung
                              versehen seyn, damit das Ende der Schraube in dieselbe eingreifen kann, und der Blok
                              nicht aus dem Stoke faͤllt.
                           Wer nicht mit dem Einpassen der Keile in die schwalbenschweiffoͤrmigen Furchen
                              vertraut ist, dem duͤrfte dieß vielleicht schwierig scheinen. Diese
                              Schwierigkeit ist aber bald uͤberwunden, wenn man die Keile vorlaͤufig
                              haͤrtet und temperirt, und dann, nachdem man die Furchen so genau als
                              moͤglich durch Zufeilen zugeformt hat, die Keile eintreibt, die, von sich
                              selbst, die Furchen so
                              ausbilden, daß sie genau in diese passen. Jeder Keil muß, nach der Furche oder dem
                              Falze, zu welchem er gehoͤrt, genau bezeichnet seyn, so daß er in denselben
                              paßt, da er in die anderen nicht zu passen braucht.
                           Wenn man dieses Detail mit dem vorigen Artikel uͤber Schraubstoͤke und
                              Staͤmpel vergleicht, so werden beide sich wechselseitig
                              erlaͤutern.
                           
                        
                           Ueber die Vollendung der Staͤmpel zum
                              Schrauben-Schneiden.
                           Es gibt verschiedene Weisen, die Staͤmpel zum Schrauben-Schneiden in den
                              Schraubstoͤken zu vollenden: die gewoͤhnlichste ist die in Fig. 14 und
                              17.
                              dargestellte, wo jeder Staͤmpel nur einen Einschnitt in seiner Mitte hat, und
                              die Enden der Staͤmpel vollkommen flach geschliffen sind.
                           Eine andere und bessere Methode ist, in einem groͤßeren Maßstabe, in Fig. 24.
                              dargestellt. Hier sind, außer dem oben bemerkten Einschnitte, noch zwei andere in
                              jedem Staͤmpel; einer naͤmlich zu jeder Seite des vorigen. Diese
                              Staͤmpel sind dargestellt, wie sie anfangen einen Cylinder zu einer Schraube
                              zu schneiden, welcher Cylinder dem Anfange der Schraubengange der beabsichtigten
                              Schraube im Durchmesser gleich ist. Man sieht, daß nur ein kleiner Theil eines
                              Kreises dem schneidenden Theile eines Staͤmpels dargebothen ist, was besser
                              ist, als wenn man einen groͤßeren Theil eines Kreises dazu verwenden
                              wuͤrde, und daß alle vier Spizen, aaaa, mit
                              dem Cylinder auf ein Mahl in Beruͤhrung kommen, und auf denselben einwirken.
                              Die innere punctirte kreisfoͤrmige Linie im Durchschnitte des Cylinders zeigt
                              den Grund der Schraubengaͤnge der beabsichtigten Schraube, und ist auch in
                              den Hoͤhlungen, die von der urspruͤnglichen Schraubenspindel an den
                              Schrauben-Enden der Staͤmpel gemacht werden, klar. Die Winkel-Einschnitte,
                              a, a, a, a, bilden naͤmlich, wenn sie quer
                              uͤber die aͤußeren Theile des Kreises gefeilt werden, den obersten
                              Theil der Schraubengaͤnge, die durch die Staͤmpel geschnitten
                              werden.
                           Diese Bemerkungen sind jedoch nur fuͤr den Fall anwendbar, wo ein
                              Staͤmpel-Paar die Schraube anfaͤngt und vollendet; wir haben fruͤher der
                              trefflichen Methoden des sel. Hrn. J. Allan und Clement erwaͤhnt, Staͤmpel von
                              verschiedener Groͤße zum Anfange und zur Vollendung der Schrauben anzuwenden,
                              die jedoch nur in seltenen Faͤllen als Ausnahme, anwendbar sind.
                           Wir sahen eine zahlreiche Reihe von Schrauben-Staͤmpeln zum
                              Schrauben-Schneiden in Stoͤken, die ehevor einem trefflichen Arbeiter in
                              mathematischen Instrumenten angehoͤrten, und die, einzeln noch einen weit
                              kleineren Theil eines Kreises hielten, und gar keine Quereinschnitte hatten. Diese
                              Staͤmpel machten, dessen ungeachtet, treffliche Schrauben, und, ungeachtet
                              der Stumpfheit der Winkel bei bb, in Fig. 25.
                              welche diesen Theil an einem dieser Staͤmpel darstellt, schneiden sie jezt
                              noch Schrauben in hartes Holz, wie die Menge Standes anzeigt, den sie erzeugen. Wir
                              haben ehevor geglaubt, daß sie bloß das Holz oder Metall in Schraubenform
                              zusammenquetschen, und nicht schneiden, uͤberzeugten uns aber durch Erfahrung
                              von dem Gegentheile. Wir werden in der Folge wieder hierauf zuruͤkkommen.
                           
                        
                           Ueber die zwekmaͤßigen Formen der
                              Schrauben-Spindeln.
                           Man hat verschiedene entgegengesezte Meinungen uͤber die beste Form der
                              Schrauben-Spindeln; nach einer ausgebreiteten Nachfrage unter unseren bestell
                              Arbeitern wollen wir jedoch eine beschreiben, die die wuͤnschenswerthesten
                              Eigenschaften besizt.
                           Gewoͤhnlich gibt man denselben vier flache Seiten; wenn man aber weiß, daß man
                              nur 3 Stuͤzpuncte haben kann, so werden ohne Zweifel drei Seiten besser seyn,
                              und so findet man sie auch bei unseren besten Mechanikern gegenwaͤrtig nur
                              mit 3 Seiten.
                           Aber Schrauben-Spindeln sollten urspruͤnglich cylindrisch seyn, nicht
                              verduͤnnt zulaufen (außer an ihren secundaͤren flachen Seiten, wie wir
                              gleich zeigen werden); drei flache Hauptseiten muͤssen darauf angebracht
                              seyn, die Tangenten auf den Cylinder bilden, und parallel auf der Achse desselben
                              laufen, und drei secundaͤre Seiten, die von der oberen Seite der
                              Schraubenzuͤge nach dem Grunde derselben zu verduͤnnt zulaufen, wie Fig. 26. zeigt. Diese
                              secundaͤren Seiten duͤrfen jedoch nicht Tangenten auf den Kreis
                              bilden, sondern muͤssen die durch ccc,
                              angezeigte Lage halten: Fig. 27. d.h. sie
                              muͤssen drei schneidende Kanten haben. Wenn sie etwas ausgehoͤhlt
                              sind, oder unten etwas ausgeschnitten, wie die punctirten Linien zeigen, so ist es
                              desto besser; die Spindel wird sich nicht so leicht durch die ausgeschnittenen
                              Theilchen in der weiblichen Schraube verstopfen. Es ergibt sich noch ein anderer
                              Vortheil aus diesen drei schneidenden Kanten, daß naͤmlich dadurch nur drei
                              Anhalt-Puncte gebildet werden, wie wir oben empfohlen haben.
                           Kleinere Spindeln koͤnnen ihre Spizen auch ekig gebildet haben, wie in Fig. 28. so
                              daß sie bohren, oder das Loch, welches geschnitten werden soll, in gehoͤriger
                              Weite oͤffnen.
                           
                        
                           Verbesserte Schrauben-Platten.
                           Schraubenplatten koͤnnen nicht gleiche Vortheile mit den Staͤmpeln in
                              den Stoͤken gewaͤhren, wenn Schrauben nach und nach geschnitten werden
                              sollen, da die Staͤmpel naͤher aneinander gebracht werden: indessen
                              sind sie doch bedeutender Verbesserungen faͤhig, wovon wir eine beschreiben
                              wollen. Fig.
                                 29. ist eine Schraubenplatte mit 3 Loͤchern, die alle gleich
                              gebohrt sind. Das Loch d, ist jedoch nachher mit einem
                              Nachbohrer ausgeweitet, und eben so auch das Loch e; das
                              Loch f, bleibt, wie es anfangs gebohrt wurde. Die
                              Wirkung dieser Vorrichtung ist, daß das erste Loch d,
                              den Schraubenzug nur zum Theile schneidet, e, denselben
                              tiefer auswirkt, und f, endlich vollendet. Zwischen den
                              beiden ersten Loͤchern ist ein Spalt, durch welchen man eine Saͤge
                              einbringen kann, um die Schraube, die in einem oder dem anderen dieser
                              Loͤcher allen Falls bricht, ausschneiden zu koͤnnen. Ueberdieß ist ein
                              Einschnitt, g, angebracht am Ende der Platte, der als
                              Asch-Maß fuͤr den Cylinder dienen kann, welcher durch die Platte zur Schraube
                              geschnitten wird.
                           Ich erfand diese Schraube vor mehreren Jahren schon, und dachte ich besaͤße
                              sie allein. Ich fand sie jedoch neulich in den Haͤnden des Hrn. Thom. Peek, Mechanikers in Clerkenwell. Ein neuer Beweis, daß, wenn man richtig
                              denkt, man gewoͤhnlich gleich denkt.
                           
                        
                           
                              (Die Fortsezung folgt.)
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
