| Titel: | Verfahren, Kupferstiche auf lakirtes Blech abzudruken, so wie Zierrathen von Gold darauf anzubringen, von den Gebrüdern HHrn. Girard. | 
| Fundstelle: | Band 18, Jahrgang 1825, Nr. LXXXIII., S. 452 | 
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                        LXXXIII.
                        Verfahren, Kupferstiche auf lakirtes Blech
                           abzudruken, so wie Zierrathen von Gold darauf anzubringen, von den Gebruͤdern
                           HHrn. Girard.
                        Aus der Description des Brevets d'invention. T.
                              IX. im Bulletin de la Société d'Encouragement. N. 253. S.
                              225.
                        Girard's, Verfahren, Kupferstiche auf lakirtes Blech
                           abzudruken.
                        
                     
                        
                           Die bisher gebraͤuchlichen Verfahrungs-Arten feste lakirte Koͤrper zu
                              verzieren, beschraͤnkt sich vorzuͤglich auf diese zwei: unmittelbare
                              Anwendung einer Farbe auf den Grund, und Anwendung eines Aezmittels, wodurch Metalle
                              in duͤnnen Blaͤttern, oder trokene Farben, die nur dort haͤngen
                              bleiben, wo das Aezmittel angewendet wurde, auf den lakirten Theilen fest gehalten
                              werden. Diese beiden Verfahrungs-Weisen verbinden sich zuweilen mit einer dritten,
                              die darin besteht, daß man mittelst eines Griffels gewisse Theile der Vergoldung
                              oder der Farbe, die man anwenden will, eingravirt, und auf diese Weise, indem man
                              den Grund entbloͤßt, ein Helldunkel hervorbringt.
                           Ein anderes, jedoch seltener angewendetes, Verfahren besteht darin, daß man mit dem
                              Pinsel oder mit der Feder die zweiten Farben auf die ersten Hauptfarben der
                              Verzierung auftraͤgt.
                           Die HHrn. Girard haben alle diese Verfahrungs-Arten, die
                              sehr langweilig und sehr kostspielig sind, durch Anwendung gravirter Platten
                              erspart, die bald erhaben, bald vertieft gearbeitet sind. Es gibt keine Art von
                              Gravirung (Kupferstich), die man nicht auf diese Weise auf Flaͤchen von was
                              immer fuͤr einer Form uͤbertragen koͤnnte.
                           Unter den hierbei nothwendigen Operationen ist das Auftragen des Aezmittels (Mordant), die schwierigste. Man hat zweierlei Arten von
                              Aezmitteln. Das erste ist nichts anderes, als eine schleimige oder zukerhaltige
                              Substanz, welche man verdikt, und mittelst einer hohl oder erhaben gravirten Platte
                              auf Papier auftraͤgt. Hierauf traͤgt man alsogleich geschlagene Gold-
                              oder Silber-Blaͤttchen, oder eine gepuͤlverte Farbe auf, und buͤrstet mit einer
                              feinen Buͤrste die Theile, welche nicht zur Zeichnung gehoͤren, ab,
                              welche man folglich in ihrer vollkommenen Reinheit erhaͤlt.
                           Nun uͤberzieht man die Oberflaͤche, auf welcher die Zeichnung zum
                              Vorscheine kommen soll, mit Firniß, und nachdem dieser so troken geworden ist, daß
                              er stark am Finger klebt, druͤkt man das Papier, auf welchem die Zeichnung
                              sich befindet, welches man aber vorher etwas befeuchtet hat, fest auf die
                              uͤberfirnißte Oberflaͤche an. Man macht nun das Papier ganz naß, und
                              da das erste Aezmittel dadurch alle seine Kraft verloren hat, bleibt die Zeichnung
                              ganz auf der uͤberfirnißten Oberflaͤche kleben, und das Papier geht
                              rein weg.
                           Wenn der Zeichnung nicht mit dem Griffel nachgeholfen werden muß, so ist sie nun
                              vollendet, und man darf sie nur mehr firnissen.
                           Wenn man aber dieser Zeichnung das Ansehen eines Kupferstiches oder Holzschnittes
                              geben will, so ist noch eine zweite Arbeit noͤthig; man muß naͤmlich
                              auf die erste Zeichnung einen Abdruk eines Holzschnittes oder eines Kupferstiches in
                              was immer fuͤr einer Manier etc. auftragen. Dieß geschieht mittelst einer
                              Platte, die genau, auf die Zeichnung paßt, welche man durch das erste Aezmittel
                              erhalten hat. Man drukt mit der gewoͤhnlichen Drukerfarbe die Platte ab, und
                              nachdem man die bereits erhaltene Zeichnung mit einer Lage des Aezmittels
                              uͤberzogen hat, legt man den Abdruk der Platte darauf, und druͤkt ihn
                              an, worauf, wenn man das Papier wegnimmt, der ganze Abdruk auf dem Aezmittel bleibt.
                              Man kann auf diese Weise mehrere Farben auf einander auftragen, oder dieselben nach
                              und nach auf einem Blatte Papier anbringen, indem man mit denjenigen
                              anfaͤngt, die uͤber den anderen zum Vorscheine kommen muͤssen,
                              wie z.B. die lichteren Lagen.
                           Ein solches Gemaͤhlde bringt auf dem Papiere allerdings eine sehr schlechte
                              Wirkung hervor, indem man dasselbe gleichsam von hinten sieht; es erscheint aber
                              ganz anders, und so wie es seyn muß, wenn es auf den Firniß aufgelegt wird, und man
                              dann das Papier auf die oben angegebene Weise abzieht.
                           
                           Eben dieses Verfahren wird, mit Umgehung der ersten Operation, dann angewendet, wann
                              eine oder mehrere Farben unmittelbar auf den einen Grund aufgetragen werden
                              sollen.
                           Ein anderes Verfahren, welches bei Gold- und Silber-Zeichnungen vollkommen gelingt,
                              besteht darin, daß man diese Zeichnung auf Papier so abdrukt, wie die Buchbinder
                              ihre Zierrathen auf den Ruͤken der Buͤcher.
                           Man hat zu diesem Zweke ein Raͤdchen oder eine Kupferplatte, auf welcher die
                              Zeichnung erhaben gearbeitet ist; man uͤberzieht das Papier mit Eyweiß, und
                              nachdem es beinahe troken geworden ist, breitet man die Goldblaͤttchen auf
                              demselben aus, und faͤhrt mit dem Raͤdchen daruͤber, oder
                              druͤkt die Platte warm auf. Das Gold bleibt nur an jenen Stellen kleben, auf
                              welche der Druk des warmen Metalles gewirkt hat. Man erhaͤlt auf diese Weise
                              die reinsten und zartesten Zeichnungen. Der uͤbrige Theil der Arbeit
                              geschieht auf die oben anfangs angegebene Weise.
                           Man kann auch gravirte Platten mit bestem Erfolge auf einem biegsamen Koͤrper,
                              wie duͤnnes Holz, Leder, Blei, abdruken. Man uͤberzieht die hierdurch
                              erhaltenen Platten mit dem Aezmittel, oder mit der abzudrukenden Farbe, und bringt
                              diese mittelst eines gelinden Drukes mit der Oberflaͤche des Koͤrpers
                              in Beruͤhrung, den man verzieren will.
                           Eine andere Weise, die auch sehr gut gelingt, ist diese. Man bringt auf einer
                              Metallplatte mittelst Aezwassers eine vertiefte Zeichnung hervor. Man
                              uͤberzieht diese Platte leicht mit Oehl, und deket sie mit einer 6 bis 7
                              Linien hohen Lage von Eyweiß. Auf diese Weise erhaͤlt man eine sehr biegsame
                              Platte, mit welcher man eine Menge Abdruͤke verfertigen kann, wenn man anders
                              die Farbe leicht auftraͤgt.Hausenblase, Leim, auf die in diesem Bande des polyt. Journals S. 237.
                                    angegebene Weise der Madame Bouche bereitet, wuͤrde vielleicht eben
                                    so auf und noch besser taugen, als Eyweiß.A. d. Ueb.
                              
                           Wenn man Zeichnungen in Gold und Silber hervorbringen will, kann man sich auch der
                              Durchschlageisen bedienen, sind mittelst dieser aus Papier, welches mit Gummi oder
                              Zuker vergoldet ist, die verlangte Zeichnung ausschneiden. Man traͤgt das
                              Aezmittel auf die ausgeschnittene Zeichnung auf, befeuchtet das Papier, und macht
                              dadurch das Gold los, welches auf dem Aezmittel liegen bleibt.
                           Man kann auch dieselbe Methode umkehren, und die Zeichnung in Papier durchgebrochen
                              ausschneiden, wo man dann das Papier auf das zu verzierende Stuͤk aufklebt,
                              und die Gold- und Silberblaͤttchen in die offen gelassenen Raͤume
                              einlegt. Dieses Verfahren, welches recht gut gelingt, ist aber nur in wenigen
                              Faͤllen anwendbar. Man kann sich auch duͤnnen Kupfers statt des
                              Papieres hierzu bedienen.Wohl auch eines etwas staͤrkeren sogenannten Rauschgoldes.A. d. Ueb.
                              
                           Auch kann man bei dem lakirten Bleche dasselbe Verfahren anwenden, nach welchem man
                              in England die Toͤpfer-Waaren verziert. Man zieht naͤmlich einen
                              Abdruk des Kupferstiches auf einer zur Consistenz einer festen Gallerte verdikte
                              Leimaufloͤsung ab, und traͤgt diese auf den zu verzierenden Gegenstand
                              uͤber.
                           Man wendet auch mit Erfolg Abdruͤke von Kupferstichen an, die in Gold- und
                              Silberdruk abgedrukt wurden.
                           Die Kupferstiche koͤnnen vor oder nach dem Uebertragen auf das Blech
                              illuminirt werden, und geben auf diese Weise sehr artige Gemaͤlde.
                           Die HHrn. Girard haben bei ihren Verfahrungs-Weisen noch
                              verschiedene Verbesserungen angebracht, die wir hier angeben wollen.
                           Statt sich erhaben gearbeiteter Drukerformen oder Tafeln aus Holz, Kupfer, oder aus
                              irgend einem anderen Stoffe zu bedienen, um mittelst derselben Zeichnungen oder
                              Stiche auf die uͤberfirnißten Gegenstaͤnde uͤberzutragen,
                              laͤßt man diese Zeichnungen zuerst hohl verfertigen, und drukt dann in die
                              Hoͤhlungen derselben Tafeln aus erweichtem Leime oder elastischem Gummi, den
                              man in Aether-Aufguß haͤmmerbar gemacht hat, oder aus gesottenem Leder oder
                              Pappendekel-Masse, so daß man Model von denselben erhaͤlt. Diese Tafeln oder Model dienen dann recht
                              gut, um unmittelbar die Farben, mit welchen man sie belegt hat, auf die
                              uͤberfirnißten Gegenstaͤnde uͤberzutragen. Man kann mittelst
                              dieser Tafeln selbst das Aezmittel zu den Vergoldungen auftragen, und dadurch das
                              oben angegebene Verfahren bei vergoldeten Zeichnungen ersparen.
                           Man erhaͤlt auch biegsame Tafeln, indem man die Zeichnungen aus Leder, aus
                              sehr duͤnnem Korke, oder Pappendekel ausschneidet, und diese ausgeschnittenen
                              Figuren auf Leder oder Pappendekel aufklebt. Die auf diese Weise erhaben gemachten
                              Zeichnungen sehen sehr nett aus, und man kann sich solcher Tafeln eine lange Zeit
                              uͤber bedienen.
                           Obschon frisch abgedrukte Kupferstiche sehr bequem sich anwenden lassen, so kann man
                              doch auch alte Abdruͤke anwenden, wenn man dieselben in Alkohol erweicht,
                              oder in Scheidewasser oder in Lauge, und sie auf Glas abdrukt.
                           Schmetterlinge koͤnnen, bei ihren lebhaften Farben, eine sehr elegante
                              Verzierung geben. Man legt sie in natura auf das
                              Aezmittel, auf welchem der Staub ihrer Fluͤgel kleben bleibt, und seine volle
                              Schoͤnheit in allen ihren mannichfaltigen Nuͤancen behaͤlt.
                           Ein sehr einfaches Mittel auf den uͤberfirnißten Flaͤchen Verzierungen
                              anzubringen, die wie guillochirt oder eingelassen aussehen, beruht auf der
                              Eigenschaft der Oehle, den Firniß zu erweichen, und in Terpenthin-Essenz
                              aufloͤsbar zu machen. Alle Kupferstiche koͤnnen hierzu dienen. Man
                              traͤgt den frischen Abdruk des Kupferstiches auf den halb trokenen Firniß
                              auf, nimmt das Papier weg, laͤßt das Stuͤk hart werden, und
                              waͤscht mit der Essenz, bis man den Gummi los gemacht hat. Jeder Zug ist dann
                              vertieft auf dem Firnisse in hoͤchster Schaͤrfe ausgedruͤkt.
                              Man vergoldet ohne alles andere Aezmittel außer der Essenz, und erhaͤlt auf
                              diese Weise eine sehr glaͤnzende Vergoldung, auf welcher die Zeichnung wie
                              eingelassen (guillochirt) erscheint.
                           Da Gummi und andere schleimige Koͤrper die Eigenschaft besizen mit dem
                              Firnisse, selbst wenn er troken ist, eine im Wasser aufloͤsbare Verbindung zu
                              bilden, so wird, wenn man mit einer gummirten Farbe eine Zeichnung auf einen glatten gefirnißten
                              Koͤrper auftraͤgt, und man dieselbe einige Zeit uͤber auf
                              diesen Koͤrper laͤßt, sich, wenn man die Farbe in der Folge mit Wasser
                              wegwaͤscht, diese Zeichnung vertieft darstellen. Dieser Methode kann man sich
                              eben so gut, wie der vorigen bedienen.
                           Es gibt ein hoͤchst einfaches Mittel, um eine sehr glaͤnzende
                              Vergoldung zu erhalten; dieses besteht darin, daß man das zu vergoldende
                              Stuͤk uͤberfirnißt, und dann mit Baumwolle abreibt, bis es troken
                              wird. Der Firniß enthaͤlt noch immer etwas Weniges von dem Aezmittel, woran
                              das Gold mit Leichtigkeit kleben bleibt; und die Vergoldung wird auf diese Weise
                              viel schoͤner, als durch das gewoͤhnliche Verfahren. Man drukt hierauf
                              auf das Gold die Zeichnung in durchscheinendem Firnisse auf eine der oben
                              angegebenen Weisen, laͤßt alles hart werden, und waͤscht das
                              Stuͤk mit der Essenz, um das Gold wegzuschaffen, das nicht bedekt ist. Die
                              Zeichnung bleibt dann in aller Reinheit zuruͤk. Wenn das Gold an einigen
                              Stellen nicht leicht weggehen will, so bringt man es durch sanftes Reiben mit
                              Bimsstein weg.
                           Durch das oben bei der eingelassenen (guillochirten) Vergoldung angegebene Verfahren
                              erhaͤlt man beinahe dieselbe Wirkung.