| Titel: | Miszellen. | 
| Fundstelle: | Band 19, Jahrgang 1826, Nr. XXI., S. 96 | 
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                        XXI.
                        Miszellen.
                        Miszellen.
                        
                     
                        
                           Verzeichniß der zu London am 28. October bis 17. Novemb.
                              ertheilten Patente.
                           
                              Dem Thom. Steele,
                                 Esqu., im Magdalena-College zu Cambridge: auf
                                 Verbesserungen im Baue der Tauchergloken oder des Apparates zum Untertauchen
                                 unter Wasser. Dd. 28. Octob. 1825.
                              
                           
                              Dem Joh.Seaward und Sam. Seaward, Mechanikern zu Poplar,
                                 Middlesex: auf eine neue und verbesserte Methode, Bothe und allerlei Arten von
                                 Fahrzeugen und Schiffen auf Canaͤlen, Fluͤssen und anderem
                                 seichten Wasser vorwaͤrts zu treiben. Dd.
                                 1. Novemb. 1825.
                              
                           
                              Dem Wilh. Ranyard,
                                 Talgkerzen-Fabrikanten zu Kingston, Surrey: auf eine sich umdrehende
                                 Buͤrste, und einen aͤhnlichen Griff. Dd. 1. Nobr. 1825.
                              
                           
                              Dem Vernon Royle,
                                 Seiden-Fabrikanten zu Manchester:
                                 auf Verbesserungen an den Maschinen zum Reinigen und Spinnen der Seide. Dd. 1. November
                                    1825.
                              
                           
                              Dem Joh. Isaak
                                    Hawkins, buͤrgerl. Baumeister zu Pancras Vale, Middlesex:
                                 auf Verbesserungen an gewissen Geraͤthen, Maschinen oder Apparaten, deren
                                 man sich zur Verfertigung und Aufbewahrung gebundener und ungebundener
                                 Buͤcher bedient. Dd. 1. November 1825.
                              
                           
                              Dem Joh. Ridgway und
                                 Wilh. Ridgway,
                                 beide Porzellan-, Steingut- und Erdenwaaren-Fabrikanten in den Staffordshire
                                 Potteries: auf eine verbesserte Pipe oder Klappe zum Abziehen der Geistigkeiten.
                                 Dd. 1.
                                    November 1825.
                              
                           
                              Dem Thom. Seaton,
                                 Schiffbaumeister zu Bermondley, Surrey: auf Verbesserungen an
                                 Raͤderfuhrwerken. Dd. 7. November 1825.
                              
                           
                              Dem Georg Hunter zu
                                 Edinburgh, ehemaligem Tuchmacher: auf eine
                                 Verbesserung im Baue, Gebrauche und in der Anwendung der Raͤder. Dd. 7. November
                                    1825.
                              
                           
                              Dem Thom. Shaw
                                    Brandreth, Esqu. zu Liverpool: auf einen
                                 verbesserten Bau der Raͤderfuhrwerke. Dd.
                                 8. Novemb. 1825.
                              
                           
                              Dem Sam. Brown,
                                 Gentleman zu Old Brompton, Middlesex: auf Verbesserungen an Maschinen zur
                                 Verfertigung der Faͤsser und anderer Gefaͤße. Dd. 8. November
                                    1825.
                              
                           
                              Dem Wilh. Erskine
                                    Cochrane, in Regent-street, Middlesex: auf eine Verbesserung an
                                 Kochapparaten. Dd. 8. November 1825.
                              
                           
                              Dem Joh. Wilh. Hiort,
                                 Architekten, Office of Worcks, Whitehall: auf einen verbesserten Schornstein
                                 oder Zug zum Hausgebrauche und zu anderen Zweken. Dd. 5. November 1825.
                              
                           
                              Dem Karl Ludw.
                                    Giroud, aus Lyon in Frankreich: auf ein
                                 chemisches Surrogat fuͤr Gallaͤpfel in allen Zweigen der
                                 Kuͤnste und Manufacturen, in welchen man derselben bedarf, oder noch
                                 beduͤrfen wird. Dd. 8. Nov. 1825.
                              
                           
                              Dem Jak. Wilks,
                                 Zinnplatten-Fabrikanten zu Rochdale, Lancashire, und dem Joh. Erroyd,
                                 Gewuͤrzhaͤndler daselbst: auf eine Maschine zum Schneiden der
                                 Schuhnaͤgel, Naͤgel etc. nach einem verbesserten Systeme. Dd. 8. November
                                    1825.
                              
                           
                              Dem Joh. Jak. Alexand.
                                    M'Carthy, Pall Mall Place, Westminster: auf ein neues
                                 verbessertes Pflaster fuͤr Straßen, Wege und Plaͤze. Dd. 10. Novemb.
                                    1825.
                              
                           
                              Dem Benj. Cook,
                                 Messing-Gießer zu Birmingham: auf eine neue Methode,
                                 Schiffs-Seile und Anker sicherer, fester und weniger der Gefahr des Brechens ausgesezt zu
                                 machen, wenn das Schiff vor Anker liegt. Dd. 10. Novemb. 1825.
                              
                           
                              Demselben: auf Verbesserungen beim Binden der
                                 Buͤcher und Brieftaschen. Dd. 10. Novemb. 1825.
                              
                           
                              Dem Joh. Georg
                                    Deyerlein, Schmide- und Instrumenten-Macher in Mercer-Street,
                                 Middlesex: auf Verbesserung an Wege-Maschinen, welche Maschinen er die deutschen
                                 Wege-Bruͤken (German Weigh-bridges) nennt.
                                 Mitgetheilt von einem Fremden. Dd. 10. Novemb. 1825.
                              
                           
                              Dem Samuel Parker,
                                 Bronze- und Eisengießer zu Argyle-Street, Middlesex, und dem Wilh. Franz Hamilton,
                                 Mechaniker in Nelson-Street, Long-Lane, Surrey: auf eine gewisse
                                 Metall-Composition. Dd. 12. Nov. 1825.
                              
                           
                              Dem Edw. Bowring,
                                 Seiden-Fabrikanten in Goldsmith-Street, London, und dem Rob. Stamp, Weber zu Buxted, Sussex: auf
                                 Verbesserungen bei dem Weben und Zurichten der Seide und anderer Faserstoffe,
                                 deren man sich zur Verfertigung der Huͤte, Muͤzen, Shawls bedient.
                                 Dd. 17.
                                    November 1825.
                              
                           
                              Dem Jak. Guestier,
                                 Esq., Fenchurch Buildings zu London, auf eine Weise Papier aus gewissen Substanzen zu
                                 verfertigen, die hierzu anwendbar sind. Mitgetheilt von einem Fremden. Dd. 17. Novemb.
                                    1825.
                              
                           
                              Dem Alexand. Lamb,
                                 Gentleman, Prince's-Street, und dem Wilh. Suttill, Flachsspinner zu
                                 Old-Brompton, Middlesex: auf Verbesserungen an Maschinen zum Zurichten und
                                 Spinnen des Flachses, Hanfes und der Seiden-Abfaͤlle. Dd. 17. Novemb.
                                    1825.
                              
                           
                              Dem Georg Borradaile,
                                 Kaufmanne und Pelzhaͤndler in Barge-Yard, Bucklersbury, London: auf eine verbesserte Methode
                                 Huͤte oder hutaͤhnliche Kleidungs-Stuͤke zu verfertigen.
                                 Mitgetheilt von einem Fremden. Dd. 17. Novemb. 1825. 
                              
                           
                              (Aus dem Repertory of Patent-Inventions,
                                 December 1825, S. 438.)
                              
                           
                        
                           Erfindungen zu verkaufen.
                           Man scheint in England selbst die taͤglich schwaͤcher und
                              laͤcherlicher werdenden Seiten des Patent-Wesens zu fuͤhlen. Das Repertory of Patent-Inventions, December, 1825, biethet
                              folgende Erfindungen zum Kaufe aus gegen maͤßige Entschaͤdigung:
                           Verbesserung an der Dampfmaschine, wodurch 1/5 an Brenn-Material erspart wird.
                           Verbesserung der bisherigen Dampfbothe.
                           Ein Mittel gegen Seekrankheit.
                           Verbesserung an Weberstuͤhlen, zum Weben verschiedener Arten von Zeugen.
                           Verbesserung der gegenwaͤrtigen Straßen-Beleuchtung.
                           Rettungs-Mittel bey Feuersbrunst.
                           Neues Bruchband.
                           Ein einfaches und wohlfeiles Verfahren See-Sand beym Bauen und Pflastern zu brauchen,
                              ohne daß man in der Folge etwas von Naͤsse oder Feuchtigkeit zu besorgen
                              hat.
                           
                        
                           Vorlesungen uͤber Geometrie und Mechanik fuͤr
                              Handwerker in Frankreich.
                           Der Mercure technologique, Nr. 70. S. 81 theilt uns die
                              Rede mit, mit welcher Baron Dupin seine Vorlesungen uͤber Geometrie und
                              Mechanik fuͤr Handwerker zu Paris eroͤffnete. Er macht sie, und
                              diejenigen, die mit Verachtung auf die Handwerker herabsehen, aufmerksam auf die
                              hohe Wuͤrde derselben im Staate; er erinnert sie, daß Franklin, der Schoͤpfer des Nord-Amerikanischen Freystaates und der
                              Erfinder der Wetterableiter, ein Buchdruckergehuͤlfe war; daß der Erfinder
                              der englischen Baumwollen-Spinnmaschinen, durch deren Huͤlfe England jetzt fuͤr
                              mehr als 400 Millionen Livres Baumwollen-Waaren jaͤhrlich nach allen Theilen
                              der Erde ausfuͤhrt, und der so zu sagen die Seele der englischen Industrie
                              geworden ist, daß Arkwright ein Peruͤckenmacher
                              war; daß Watt, welchem der Koͤnig von England
                              jetzt eine Statuͤe neben den Graͤbern der Koͤnige errichten
                              laͤßt, daß dieser Erfinder der Dampfmaschinen ein Ausbesserer mathematischer
                              Instrumente war; daß d'Alembert's unsterbliches Genie
                              sich in der Werkstaͤtte eines Glasers entwickelte. Hrn. Baron Dupin's Beyspiel zu Paris (wo fuͤr
                              ungefaͤhr 600 Handwerker in den Feyerstunden derselben Vorlesungen
                              uͤber Geometrie und Mechanik gehalten werden) hat Hr. Morin zu Nevers nachgeahmt, dessen Vorlesungen mehr als 200 Handwerker
                              besuchen; Hr. Guigon de Granval zu Rochelle, wo
                              uͤber 300 Personen bey den Vorlesungen des Abends sich einfanden; zu Metz
                              werden die HHrn. Poncelet, Bergery, Bardin, Woisart,
                                 Lemoine aͤhnliche Vorlesungen eroͤffnen; zu Lyon hat sie Hr.
                              Tabaraud angekuͤndigt; zu Amiens, Lille,
                              Versailles, Bar-le-Duc, Straßburg werden aͤhnliche Bildungsanstalten
                              errichtet, und die HHrn. Ternaux, Poupard, Koͤchlin,
                                 Hartmann, Perier, Delessert verwenden sich kraͤftig zur Verbreitung
                              aͤhnlicher Bildungs-Anstalten in allen Fabrik-Oertern Frankreichs. Der Herzog
                              de la Rochefoucauld-Liancourt errichtet auf seine Kosten eine solche
                              Bildungs-Anstalt fuͤr Handwerker zu Liancourt, und der Marine-Minister, Graf
                              de Chabrol, hat allen Professoren der Hydrographie in den
                              44 Seehaͤfen Frankreichs befohlen, den Handwerkern Unterricht in Geometrie
                              und Mechanik zu ertheilen. – Waͤhrend in England seit undenklichen
                              Zeiten durch die Lecturers, und jetzt vorzuͤglich durch die
                              Mechaniks-Institution, Mathematik und Mechanik den Handwerkern gelehrt wird; in
                              Frankreich, wie man aus Obigem ersieht, beinahe jede Stadt Unterrichts-Anstalten in
                              Mathematik fuͤr Handwerker erhaͤlt, und selbst Nord-America (vergl.
                              Polytechn. Journ. Bd. XVIII. S. 477) solche
                              Institute vervielfaͤltigt; predigen und schreiben unsere Professoren der
                              absoluten Philosophie auf deutschen Universitaͤten gegen das verderbliche und
                              gottlose Studium der Mathematik, und Maͤnner, die fuͤr Gelehrte gelten
                              wollen, behaupten, man lehre und lerne bey uns viel zu viel! Es will uns scheinen,
                              man lernt und lehrt bey uns Alles, nur das nicht, was man eigentlich braucht.
                           
                        
                           Bericht des Ausschusses des Hauses der Gemeinen uͤber
                              Ausfuhr der Maschinen.
                              Fortsezung zu S. 388.
                                 Bd. XVIII. des polytechnischen
                                 Journales.
                           Das Repertory of Patent Inventions, November 1825. S. 339
                              liefert eine Fortsezung dieses Berichtes, aus welchem erhellt, daß der Ausschuß
                              nicht besorgt, daß andere Fabrik-Staaten auf den Maͤrkten wohlfeiler
                              verkaufen koͤnnen, als England, „weil der englische Fabrikant
                                 alles, was er braucht, so zu sagen vor der Thuͤre hat, und Eisenbahnen,
                                 Canaͤle, Fluͤsse, die Versendung seiner Fabrikate nach allen Orten
                                 des Koͤnigreiches und in das Ausland unendlich erleichtern.“
                              Der Ausschuß fuͤhrt in seinem Berichte folgende Fragen an Hrn. M. Culloch nebst den Antworten desselben aus seinen
                              Protokollen woͤrtlich an:
                           „Seid ihr der Meinung, daß unsere Geseze (welche die Ausfuhr der Maschinen
                                 verbieten), die Franzosen vielmehr aufmuntern, Fabriken zur Verfertigung der
                                 Maschinen, deren sie bei ihren Manufakturen beduͤrfen, zu
                                 errichten.“ – „Ich sollte glauben, daß unsere
                                 Verbothe, Maschinen auszufuͤhren, die Franzosen zwingen, die Maschinen,
                                 deren sie beduͤrfen, selbst zu verfertigen, und so endlich
                                 Maschinen-Macher (Machine-makers) und Rivalen von
                                 uns in einem Zweige der Industrie zu werden, mit welchem sie sich nie befaßt haben
                                 wuͤrden, wenn sie Maschinen aus England haͤtten erhalten
                                 koͤnnen.“
                              
                           „Zwingen unsere Geseze die Franzosen, unsere Maschinen-Macher nach
                                 Frankreich hinuͤber zu loken, um sich in der Kunst, Maschinen zu
                                 verfertigen, unterrichten zu lassen.“ – „Ohne
                                 Zweifel.“
                              
                           „Meint ihr, daß wenn die Franzosen so gute Maschinen bekommen, als wir
                                 selbst besizen, dieß unseren Fabriken nachtheilig werden
                                 koͤnnte.“ – „Ich kann mir nicht denken, daß
                                 dieß je der Fall seyn wuͤrde.“
                              
                           „Wenn sie unsere Maschinen bekommen, und dadurch in Baumwollen- und
                                 anderen Waaren mit uns Concurrenz auf den Maͤrkten halten koͤnnen,
                                 wird uns dieß nicht nachtheilig seyn?“ – „Ich kann
                                 mir nicht denken, daß sie durch den Umstand allein, daß sie unsere Maschinen
                                 bekommen, in den Stand gesezt werden sollten, in Baumwollen-Waaren oder in
                                 anderen Waaren mit uns Concurrenz zu halten.“
                              
                           „Wollt ihr angeben, worin es denn eigentlich gelegen ist, daß England,
                                 selbst in diesem Falle, den Vorsprung uͤber die Fabriken des Auslandes
                                 haben soll?“ – „Der franzoͤsische Fabrikant
                                 steht erstens nicht so fest, wie der englische; ferner haben wir in England den
                                 Vortheil einer weit leichteren Verbindung durch das ganze Land; den Vortheil
                                 zwekmaͤßig herangezogener Arbeiter, bis in allen Zweigen der Industrie
                                 eingeuͤbt sind, und es besser verstehen, die Arbeiten abzutheilen; so
                                 daß, wenn die Franzosen auch von uns so gute Maschinen erhalten, als wir selbst
                                 besizen, wir immer eine Menge Vortheile vor ihnen voraus haben, die ihnen
                                 fehlen. Ueberdieß kommen unsere Maschinen uns um den ganzen Transport nach
                                 Frankreich wohlfeiler.“
                              Es fiel dem Uebersezer sehr auf, daß Hr. M. Culloch nicht bemerkte, daß, da in England die ersten
                                    Beduͤrfnisse des Lebens sechsmal theurer sind, als im
                                    suͤdlichen Deutschland, und wenigstens viermal theurer, als in
                                    Frankreich, dem Englaͤnder seine Maschinen sechsmal wohlfeiler zu
                                    stehen kommen, als dem Deutschen, und viermal wohlfeiler, als dem Franzosen.
                                    Das Gewicht dieses Grundes liegt mit Guineenschwere auf dem deutschen und
                                    franzoͤsischen Fabrikanten.A. d. Ueb.
                              
                           „Wollt ihr so gut seyn, und dem Ausschusse bemerken, welche Vortheile
                                 England durch Ausfuhr der Maschinen noch erlangen koͤnnte?“
                              – „Die Vortheile sind diese, daß wir dann, außer unseren
                                 gegenwaͤrtigen Fabriken, noch einen neuen Fabriks-Zweig erlangen werden,
                                 der in dem Maße an Umfang zunehmen wird, als das Ausland viele Maschinen von uns
                                 verlangt. Wir oͤffnen uns auf diese Weise ein neues Feld zur
                                 vortheilhaften Anlage unserer Capitalien, und zur Verwendung unserer Industrie;
                                 ein Feld, das wir bisher noch nicht hatten.“
                              
                           
                              „Der Ausschuß haͤlt es fuͤr geeignet, eines dritten
                                 Einwurfes hier zu erwaͤhnen, den mehrere der vorgerufenen Zeugen gemacht
                                 haben, daß naͤhmlich der wohlfeile niedrige Arbeitslohn auf dem festen
                                 Lande von Europa die Fabriken daselbst in den Stand sezt, ihre Fabrikate
                                 wohlfeiler zu verkaufen, als wir es nicht im Stande sind.“
                              
                           
                              „Der Ausschuß glaubt diesem Einwurfe besondere Aufmerksamkeit schenken zu
                                 muͤssen, indem nicht bloß viele der vorgerufenen Personen ihre Meinung,
                                 daß es unklug sey, die Ausfuhr der Maschinen zu erlauben, auf den niedrigen
                                 Arbeits-Lohn in Frankreich und in anderen Laͤndern gruͤnden, und
                                 glauben, daß diese Laͤnder dadurch wesentliche Vortheile vor England
                                 voraus haben; sondern weil beinahe das ganze Publikum diesen Lehrsaz des
                                 Vortheiles eines niedrigen Arbeits-Lohnes als einen ausgemachten Grundsaz, als
                                 Axiom in der Staats-Wirthschaft betrachtet, welches durchaus keinen Zweifel mehr
                                 gestattet. Allein dieser Lehrsaz ist so weit entfernt von
                                 Allgemeinguͤltigkeit, ist so wenig ein gesunder und ausgemachter
                                 Grundsaz, daß der Ausschuß der Meinung seyn muß: Thatsachen erweisen, daß man mit
                                 allem Rechte die Vollguͤltigkeit desselben noch sehr bezweifeln
                                 koͤnne. Die Erfahrung beweißt, daß in jenen Laͤndern, in welchen
                                 der Arbeits-Lohn niedrig ist, die Arbeitsleute sehr oft faul und so ungeschikt
                                 sind, daß sie selbst die gemeinsten Beduͤrfnisse nur auf eine
                                 hoͤchst unvollkommene und rohe Weise zu verfertigen wissen; ein und
                                 derselbe Arbeiter wird in derselben Fabrik zu zwei oder mehr ganz verschiedenen
                                 Arbeiten verwendet; man denkt nicht daran, Handarbeit durch nuͤzliche
                                 Erfindungen und Verbesserungen abzukuͤrzen oder dabei zu ersparen,
                                 waͤhrend in jenen Laͤndern, wo der Arbeits-Lohn hoch steht, der
                                 Arbeiter gewoͤhnlich thaͤtig, geistvoll, ausharrend und
                                 außerordentlich geschikt ist; nichts wird ihm zu fein, oder zu schwierig; der
                                 wichtige Grundsaz, die Arbeit unter den Arbeitern gehoͤrig zu vertheilen,
                                 hat hier seine volle Anwendung erreicht, und Maschinen aller Art tragen hier
                                 ganz außerordentlich zur Verminderung der Handarbeit bei.“
                              
                                 
                                 Diese eben so wahre, als zu wenig beachtete, Ansicht des hoͤchst
                                    achtbaren Ausschusses hat Joh. Beckmann zu
                                    Goͤttingen, unsterblichen Andenkens in seinen Vorlesungen
                                    uͤber Technologie und in mehreren seiner staatswirthschaftlichen
                                    Werke schon vor dreißig Jahren auf das Genaueste entwikelt: es ist daher
                                    nichts weniger, als eine neue Ansicht.
                                 A. d. Ueb.
                                 
                              
                           
                              „Wer dasjenige beachtet hat, was in Hinsicht auf Baumwollen-Fabriken in
                                 Ireland Statt hatte, daß naͤhmlich, als Pitt
                                 im Jahre 1788 und bei der Union vorschlug, die Zoͤlle auf
                                 Baumwollen-Waaren, die aus Ireland eingefuͤhrt wurden, herabzusezen, die
                                 Fabrikanten, die man damals vor einem Ausschusse in dem Unterhause befragte,
                                 sich dem Plane Pitt's aus eben dem Grunde widersezten, aus welchem
                                 gegenwaͤrtig die Fabrikanten sich gegen die Ausfuhr der Maschinen
                                 straͤuben; der wird wissen, daß dieser Grund von den Vortheilen
                                 hergenommen war, die ein Land, in welchem der Arbeits-Lohn gering und niedrig
                                 ist, vor einem Lande voraus hat, in welchem derselbe hoch steht. Allein, obschon
                                 Pitt bei der Union die Zoͤlle auf
                                 Baumwollen-Waaren die aus Ireland nach England eingefuͤhrt wurden, auf
                                 zehn pr. Cent. verminderte, und Baumwollen-Waaren aus Ireland in das Ausland
                                 ausgefuͤhrt werden konnten, um daselbst frei mit den englischen
                                 Baumwollen-Waaren zu concurriren; obschon, ferner, Ireland von Zeit zu Zeit die
                                 besten englischen Maschinen auf seine Insel hinuͤberfuͤhrte, und
                                 die besten englischen Arbeiter hinuͤberzog, um die seinigen zu
                                 unterrichten; so war doch Ireland, unter allen diesen gluͤklichen
                                 Verhaͤltnissen, bei einem Arbeits-Lohne, der im Durchschnitte nur 3 bis 4
                                 Pence (9–12 kr.) fuͤr den Tag betraͤgt, nicht im Stande,
                                 irgend etwas Bemerkenswerthes in Baumwollen-Waaren zu leisten, bis die Aufhebung
                                 des Zolles von 10 pr. Cent. im Jahre 1823 die Ausfuhr des englischen Garnes nach
                                 Ireland veranlaßte, um es daselbst weben, und wieder nach England
                                 zuruͤkkommen zu lassen; bis also englisches Capital die Industrie des
                                 irelaͤndischen Volkes wekte, und Waaren fuͤr England bestellt
                                 wurden, um die englischen Fabriken in den Stand zu sezen, jenen Bestellungen zu
                                 entsprechen, denen England allein nicht mehr Genuͤge zu leisten
                                 vermochte.“
                              
                           
                              „England selbst beweißt, daß niedriger Arbeits-Lohn durch andere
                                 Umstaͤnde aufgewogen werden kann; denn obschon der Arbeits-Lohn in
                                 England viel hoͤher steht, als in anderen Laͤndern von Europa, so
                                 sind beinahe alle Arten von Fabrik-Waaren im Großen in England wohlfeiler und
                                 besser zu haben, und koͤnnen beinahe uͤberall Concurrenz
                                 halten.“
                              
                           
                              „Außer diesen Thatsachen, welche die Unhaltbarkeit des besprochenen
                                 Grundsazes beweisen, daß niedriger Arbeits-Lohn einem Lande Vortheile im
                                 Fabrik-Wesen gewaͤhrt, kommen auch noch die Gruͤnde und
                                 Schluͤsse derjenigen gelehrten Beobachter zu betrachten, welche
                                 waͤhrend der lezten 50 Jahre die Regeln, nach welchen man Industrie und
                                 Handel zu leiten hat, in ein wissenschaftliches System brachten. Diese
                                 ausgezeichneten Maͤnner haben durch Thatsachen und durch Schluͤsse erwiesen,
                                 daß der oben angefuͤhrte Grundsaz durchaus unhaltbar ist; das die Wirkung
                                 eines niedrigen Arbeits-Lohnes nicht ein niedriger Preis der Waare ist, die bei
                                 diesem Lehne verfertigt wurde, sondern bloß eine Erhoͤhung des
                                 Durchschnittes des Gewinnes in jenem Lande, in welchem niedriger Arbeits-Lohn
                                 existirt. Der selige Hr. Ricardo hat dies in seinem
                                 mit so vielem Rechte gepriesenen Werke (on the Principles
                                    of Political Economy) umstaͤndlich und weitlaͤuftig
                                 erwiesen. Die weiteren Aussagen des Hrn. M. Culloch
                                 beweisen dieß gleichfalls, und der Ausschuß glaubt die Aufmerksamkeit des Hauses
                                 vorzuͤglich auf dieselben lenken zu muͤssen.“
                              
                           „Seid ihr der Meinung (da ihr die Wirkung des Wechsels im Arbeits-Lohne
                                 genau beobachtet habt), daß, wenn der Arbeits-Lohn steigt, der Preis der
                                 Fabrikate gleichfalls verhaͤltnißmaͤßig steigen muß.“
                              – „Ich kann mir nicht denken, daß ein Steigen des Arbeits-Lohnes
                                 irgend eine, oder eine andere als eine kaum merkliche Wirkung auf den Preis der
                                 Waaren hat.“
                              
                           „Wenn nun der Arbeits-Lohn in Frankreich wirklich niedriger waͤre,
                                 als bei uns; seid ihr der Meinung, daß dieser Umstand den Franzosen einen
                                 Vortheil uͤber uns auf dem Markte im Auslande
                                 gewaͤhrt?“ – „Nein; ich bin nicht dieser
                                 Meinung, und kann mir nicht denken, daß sie irgend einen Vortheil hiervon haben.
                                 Ich denke, daß dadurch hoͤchstens eine verschiedene, und von jener in
                                 England abweichende Vertheilung des Ertrages der Industrie in Frankreich
                                 entstehen kann; daß in Frankreich der Arbeiter weniger von diesem Ertrage der
                                 Industrie bezieht, und der Capitalist mehr.“
                              
                           „Kann der franzoͤsische Fabrikant nicht, wenn er seinen
                                 Arbeits-Leuten weniger bezahlen darf, als der englische, seine Waaren auch
                                 wohlfeiler verkaufen?“ – Da der Preis einer Waare lediglich
                                 nach Gestehungs-Kosten und Gewinn berechnet wird; so kann der
                                 franzoͤsische Fabrikant, der weniger Gestehungs-Kosten (Arbeits-Lohn) zu
                                 tragen hat, als der englische, wohl mehr an seiner Waare gewinnen, als der
                                 Englaͤnder; er kann aber nicht den Preis seiner Waare herabsezen. Der
                                 niedrigere Preis des Arbeits-Lohnes in Frankreich gibt daher in allen Zweigen
                                 der Industrie dieses Landes einen hoͤheren Gewinn.“
                              
                           „Wenn ihr den Arbeits-Lohn in England und in Frankreich verglichen habt,
                                 auf welches Resultat seid ihr bei dieser Vergleichung gekommen?“
                              – „Ich komme auf dieses Resultat, daß, wenn es wahr ist, daß der
                                 Arbeits-Lohn in Frankreich wirklichAbsolut niedriger ist er vielleicht um die Haͤlfte; allein
                                       relativ, zu dem Preise der Lebensmittel, kann er vielleicht
                                       hoͤher seyn.A. d. Ueb. niedriger ist, als in England, die einzige Wirkung hiervon diese ist,
                                 daß der Gewinn an dem Capitale in England dadurch unter jenen in Frankreich
                                 herabgebracht wird; dieß hat aber keinen Einfluß auf den Preis der in diesen
                                 Laͤndern erzeugten Waaren.“
                              Es wuͤrde aber Einfluß haben, wenn der Franzose sich mit einem
                                    verhaͤltnißmaͤßig eben so geringen Gewinne begnuͤgen
                                    wollte oder koͤnnte. Er kann es aber nicht, weil Frankreich nicht
                                    soviel Geld, folglich nicht so niedrigen Zinsfuß hat, wie England.A. d. Ueb.
                              
                           „Wenn Arbeits-Lohn keinen Einfluß auf den Preis der Maaren hat, was hat
                                 dann Einfluß?“ – „Vermehrung oder Verminderung der
                                 Arbeit bei Erzeugung irgend eines Fabrikates.“
                              
                           „Wenn Maschinen frei ausgefuͤhrt werden duͤrften, und
                                 Frankreich unsere Maschinen erhielte, meint ihr, daß wir dann noch in dem Besize
                                 jener Vortheile bleiben wuͤrden, die wir gegenwaͤrtig voraus
                                 haben?“ – „Allerdings werden wir im Besize derselben
                                 bleiben: denn Ausfuhr der Maschinen wird unseren Arbeits-Lohn nicht herabsezen,
                                 und den Arbeits-Lohn in Frankreich nicht erhoͤhen: es bleibt also beim
                                 Alten.“
                              
                           „Wollt ihr dem Ausschusse nicht erklaͤren, warum ihr der Meinung
                                 seid, daß der franzoͤsische Fabrikant nicht wohlfeiler verkaufen wird,
                                 als der englische, da er doch einen hoͤheren Gewinn macht, als
                                 dieser?“ – „Weil er sich dann mit geringeren
                                 Procenten von seinem Capitale begnuͤgen muͤßte, als die
                                 uͤbrigen franzoͤsischen Capitalisten an dem ihrigen gewinnen, und
                                 ich kann mir nicht denken, daß ein Mann von gesundem Menschenverstande jemahls
                                 so handeln wird. – Man wird auch in England nie sehen, daß ein Landwirth,
                                 der den fruchtbarsten Boden besizt, seine Ernte auf dem Markte wohlfeiler
                                 verkauft, als derjenige, der den schlechtesten Boden bebauen muß. Wenn der
                                 Franzose wohlfeiler verkaufte, als wir, wuͤrde er desto mehr verlieren,
                                 je mehr er verkauft.“
                              
                           
                              „Nicht die Maschinen allein sind es, die Englands Fabriken so
                                 bluͤhend machen, sondern, wie Hr. Martineau
                                 bemerkt, der Umstand, daß Eisen und Steinkohlen immer neben einander in diesem
                                 Lande vorkommen, und folglich das Eisen sehr wohlfeil verarbeitet werden kann;
                                 die Talente und das Genie unserer Arbeiter; der ungeheuere Vorrath an
                                 Capitalien; unsere Canaͤle und Eisenbahnen etc. – Es werden Jahre
                                 verstreichen, bis Frankreich oder irgend ein anderes Land zu einem oder dem
                                 anderen dieser Vortheile gelangt.“
                              
                           
                              
                                 (Der Beschluß folgt im naͤchsten Hefte.)
                                 
                              
                           
                        
                           Eisenbahnen und Dampfwagen.
                           Hr. Stevenson, Mechaniker zu Newcastle, hat so eben eine
                              neue Eisenbahn von den Kohlengruben in der Naͤhe von Darlington nach Stockton
                              upon Tees in Durhamshire vollendet. Die Wagen laufen auf flachen Schienen, die oben
                              gewoͤlbt sind (nach Birkinshaw's Methode), und
                              werden von Dampfmaschinen getrieben, die wie jene auf der Hetton-Bahn bei Sunderland
                              gebaut, aber staͤrker sind, und kraͤftiger treiben. Auf der Ebene
                              laͤuft der Wagen in dieser Bahn 6 Meilen (3 bayerische Poststunden) in Einer
                              Stunde; auf der Bahn zu Hetton nur 3 1/2 Meilen; der Kessel und die Raͤder
                              sind naͤhmlich großer. Der Dampfwagen wiegt ungefaͤhr 7 Tonnen, und
                              hat einen zehn Fuß langen cylindrischen Kessel von 4 Fuß im Durchmesser, der mit
                              Holz umkleidet ist, um das Ausstrahlen der Hize zu verhindern, und horizontal liegt;
                              das Feuer ist. in dem Cylinder, und der Zug haͤlt zwei Fuß im Durchmesser,
                              und laͤuft gerade durch den Kessel in den Schornstein. Zwei arbeitende
                              Staͤmpel bewegen sich senkrecht in Cylindern von 9 1/2 Zoll im Durchmesser,
                              welche in dem Kessel eingesenkt und mit Hanf gepakt sind.
                           Der Dampf wirkt mit einem Druke von 30 Pfund auf jeden Quadrat-Zoll des Kessels, und
                              die Sicherheits-Klappe ist mit 50 Pfd. beladen. Die Ein- und Auszugs-Klappen beider
                              Cylinder werden von Stangen in Bewegung gesezt, die unten mit excentrischen
                              Raͤdern verbunden sind; die abwechselnde Kraft der Staͤmpel wird durch
                              parallele Bewegungen und Streichstangen zu jeder Seite der Kurbeln auf den Speichen
                              der Raͤder des Wagens mitgetheilt. Die Richtung der Kurbeln auf den vorderen
                              und hinteren Raͤdern ist um einen Viertel-Kreis entfernt, um die
                              Stillstaͤnde der Schlaͤge der Staͤmpel zu beseitigen; der Lauf
                              der Kurbeln betraͤgt folglich 2 Fuß. Die Wagenraͤder haben 4 Fuß im
                              Durchmesser, und sind an den Kanten mit einem Ranfte versehen.
                           Der Kessel bekommt sein Wasser durch Roͤhren, die dasselbe aus einem
                              Behaͤlter herbeileiten, welcher auf einem Karren ruht, der hinten am Wagen
                              angehaͤngt ist. In demselben Karren sind auch die Kohlen zu? Unterhaltung des
                              Feuers in dem Ofen. Fuͤr eine Streke von 50 englische Meilen (27 bayerische
                              Post-Stunden) braucht der Wagen nur 3/4 Tonne (1500 Pfd.) Steinkohlen.
                           Wo die Bahn Ein Zoll auf 3 Fuß aufsteigt, uͤberwindet die Maschine, an welcher
                              20 Wagen, jeder mit 2 Tonnen befrachtet, angehaͤngt sind, diesen
                              groͤßeren Widerstand leicht, und laͤuft dabei, wie oben, 6 Meilen in
                              Einer Stunde. Bei der ersten Eroͤffnung der Bahn wurden 30 beladene Wagen und
                              eine Kutsche mit Passagieren eine Streke lang mit einer Geschwindigkeit von 15 Meilen (7 1/2
                              Post-Stunden) in Einer Stunde fortgerissen; dieß war aber ein bloßer Versuch.
                              Indessen ist 6 englische Meilen in Einer Stunde Verbesserung genug, da die
                              Dampfwagen auf den Eisenbahnen bei Leeds nur 2 1/2 bis 3 Meilen in Einer Stunde
                              fahren.
                           Der Dampfwagen der HHrn. Burstall und Hill, welcher auf S. 1. in diesem Journale beschrieben,
                              und auf Tab. I. abgebildet ist, ist noch nicht fertig; es mußten einige
                              Veraͤnderungen am Kessel gemacht werden, wornach der Bericht des Hrn. v.
                              Yelin in der Anmerkung dieses Journals auf S. 1. zu berichten ist. Wir
                              fuͤgten jener Abhandlung noch die Anmerkung bei: „Wenn Dampfwagen jemahls in Gang kommen koͤnnen, muß
                                    die Triebkraft nicht an der Nabe, sondern an den Felgen angebracht
                                    werden,“ die wir auf den Bericht des Hr. v. Yelin strichen,
                              nach dem obigen Berichte aber hier wieder beifuͤgen zu muͤssen
                              glauben.
                           
                        
                           Ueber die Gefahr der Dampfbothe.
                           Wir duͤrfen uns nicht schaͤmen, wenn unsere deutschen Landsleute, die
                              mit der Wohlthat der Dampfbothe noch so wenig bekannt sind, den Unfall, der dem
                              Dampfbothe, the Comet, zu Greenock begegnete, so hoch
                              erheben, daß sie dadurch die Dampfschifffahrt gefaͤhrdet glauben. Selbst in
                              England gibt es Leute, die die Muͤhe „ruhig zu denken“
                              scheuen, und das London Journal fand im November-Hefte
                              es der Muͤhe werth, selbst das englische Publikum zu erinnern: daß es bei der Nacht finster ist, und daß die Ursache
                              dieses Unfalles keine andere, als die Faulheit oder Filzigkeit des Patrones war, der
                              keine Lampe ausstekte. Das London Journal macht seine
                              Leser aufmerksam, daß Segel-Schiffe sich ebenso in Grund segeln, wie Dampfbothe sich
                              in den Grund dampfen; daß aber Dampfbothe vor den Segel-Schiffen den unendlichen
                              Vortheil voraus haben, daß, waͤhrend nichts ein Schiff im rollen Segeln
                              aufzuhalten vermag, ein Dampfboth nicht bloß augenbliklich gestellt, sondern sogar
                              zuruͤckgetrieben werden kann. Ein Dampfboth kann dort schiffen, wo kein
                              anderes Schiff sich zu halten, oder wie der englische Seemann spricht, „zu
                                 leben“ vermag. Ein erfahrner Schiffer, „der die bekanntlich
                                 gefaͤhrlichsten Meere, den Canal, das deutsche und irlaͤndische
                                 Meer wiederholt in Stuͤrmen befahren hat, bedauert hier die
                                 Geistesschwaͤche derjenigen, die die Dampfbothe auch jezt noch nicht
                                 jedem anderen Schiffe vorziehen.“
                              
                           
                        
                           Dampfmaschine als Feuerspritze.
                           Unlaͤngst brannte es in England in einem Schornsteine, in welchen eine
                              Dampfmaschine ging. Ein Arbeiter leitete den Dampf in den Schornstein, und
                              loͤschte das Feuer dadurch auf der Stelle. Es waͤre zweckmaͤßig
                              an jeder Dampfmaschine eine Roͤhre mit einem Hahne zu diesem Ende
                              anzubringen. (Mercure technologique. Nr. 70. S.
                              110.)
                           
                        
                           Perkin's Dampf-Wurfrohr.
                           Wir haben im Bd. XVIII. S. 313 in diesem
                              Journale Perkins verbesserte Methode, Bomben und anderes Wurfgeschuͤtz zu
                              werfen, worauf sich derselbe am 15. May 1824 patentiren ließ, beschrieben und die
                              Vorrichtung daselbst in Abbildungen auf Tab. VII. Fig. 22. u. 23.
                              mitgetheilt. Die englischen Journale machen uns nun mit einem entscheidenden
                              Versuche bekannt, welcher am 6. Dezbr. 1825 in Gegenwart von zahlreichen
                              Sachverstaͤndigen statt fand und dessen Ergebniß folgendes ist: die
                              Entladungen des Dampfes folgten sich, fast zwey Stunden hindurch, mit einem
                              Getoͤse das den staͤrksten Donnerschlaͤgen glich, und durch
                              ihre außerordentliche Staͤrke und Schnelle allgemeines Erstaunen erregten.
                              Die Kugeln wurden zuerst in kurzen Zwischenraͤumen, nach Art des
                              Artilleriefeuers, in einer Entfernung von 35 Yards (105 Fuß) gegen einen eisernen
                              Schild abgefeuert, wobey die Gewalt, mit der sie anprellten so groß war, daß sie im
                              buchstaͤblichen Sinne des Wortes sich pulverisirten. Beym zweyten Versuche
                              wurden die Kugeln gegen ein hoͤlzernes Geruͤst abgeschossen, wo sie
                              durch 11 Bretter, jedes 1 Zoll dick, vom haͤrtesten Tannenholz, deren eines
                              von dem andern ein Zoll entfernt war, durchdrangen. Nachdem wurden die Kugeln gegen
                              eine eiserne, 1/4 Zoll dicke Eisenplatte abgeschossen, wo die erste Kugel durch die
                              Eisenplatte ging. Diese Platte kam von Wollwich, bestimmt die Staͤrke des
                              Dampfes zu jener des Schießpulvers zu erheben, und der Versuch entschied zu Gunsten
                              des Dampfes. Der Druck des Dampfes, der hier in Anwendung kam, uͤberschritt
                              nicht den von 65 Atmosphaͤren oder von 900 Pfund fuͤr den Quadratzoll;
                              und Hr. Perkins versicherte, daß derselbe zu der Schwere von 200 Atmosphaͤren
                              mit voller Sicherheit gesteigert werden koͤnnte. Nun zeigte Hr. Perkins, mit
                              welcher Schnelligkeit eine große Zahl Kugeln aus einem einzigen Wurfrohr sich
                              abschießen lassen, zu dem Ende er an sein Wurfrohr eine mit Kugeln gefuͤllte
                              Roͤhre, welche durch ihre eigene Schwere in die Wurfroͤhre fielen,
                              wodurch eine nach der andern mit solcher Schnelle fortgeschleudert wurden, daß einer
                              Berechnung zufolge beinahe 1000 Kugeln in einer Minute abgeschossen werden
                              koͤnnen, wenn mehrere mit Kugeln gefuͤllte Roͤhren mit
                              Huͤlfe eines Rades (wovon ein Modell vorgezeigt wurde), schnell sich folgten.
                              – Nach diesen Versuchen wurde der Wurfroͤhre, die in einem Gewinde
                              geht, eine Bewegung nach den Seiten ertheilt, und gezeigt, wie außerordentlich
                              schnell die Dampfwurfroͤhre von einem Ende zum andern eines Gegenstandes sich
                              drehen lasse, so daß, wenn sie z.B. gegen ein in 200 Rotten (zu drey Mann
                              hintereinander) aufgestelltes Bataillon von 600 Mann gerichtet wurde, auf jede Rotte
                              5 Kugeln (1000 in Allem) in Zeit einer Minute komen; ein Ergebniß, das in der
                              Kriegskunst eine neue Epoche gruͤndete und vielleicht den ewigen Frieden (?)
                              herbeyfuͤhren duͤrfte, indem keine Armee gegen solche Waffen Stand
                              halten koͤnne.
                           
                        
                           Angebliche Verbesserung an den Dampfmaschinen von Hrn.
                              Gresenthwait.
                           Hr. Gresenthwait ließ sich am 15. Maͤrz 1825. ein
                              Patent auf eine Verbesserung an Dampfmaschinen ertheilen, welche darin bestehen
                              soll, daß er durch Verdichtung erhizter Luft (die er dadurch erhizt, daß er dieselbe
                              durch eine Masse brennbarer und brennender Koͤrper streichen laͤßt)
                              einen leeren Raum erzeugt. Das London Journal of Arts,
                              November 1825, S. 261. zeigt die Unmoͤglichkeit
                              der Ausfuͤhrung dieses Vorschlages, und bemerkt zugleich, daß Hr. Gresenthwait nicht „der erste
                                 Erfinder“ dieser Vorrichtung ist, sondern daß mehr als 50 Individuen
                              vor ihm dieselbe Idee hatten; aber alle bei der Ausfuͤhrung
                              verungluͤkten, unter anderen auch jener Hr. Dumbells, obschon dieser bereits vor 20 Jahren behauptete, er
                              koͤnne seinen Ofen „siebenmal staͤrker heizen, als
                                 Nabuchodonosor's.“
                              
                           
                        
                           Bruͤcke unter der Themse.
                           Das Repertory of Patent Inventions, Decemb., 1825, S.
                              393, faͤhrt mit Bekanntmachung der Plane der Thames
                                 Archway Company aus den Papers and Documents
                              derselben fort.
                           
                        
                           Hrn. Brice Maizierre's Brevet
                                 d'Invention betreffend.
                           Hr. Brice Maizierre, Mechaniker zu Rouen, ließ sich auf 5
                              Jahre ein Brevet d'Invention auf eine Methode ertheilen,
                              mehrere Pferde an einer Roßmuͤhle dadurch zu ersparen, daß man der Achse des
                              Rades des Triebstockes, welches durch das Rad, das die Pferde drehen, in Bewegung
                              gesetzt wird, ein Flugrad mit vier Armen anbringt, an deren jedem ein schweres Gewicht befestigt
                              ist. Das Repertory of Patent Inventions, November, 1825,
                              S. 360 findet diese Erfindung nicht neu, sondern verweiset auf den 11. B. von Dèsaguiliers
                              Experimental Philosophy, vom J. 1763, wo diese
                              Vorrichtung an Vaulouc's Stampfmuͤhle angewendet
                              wurde. (Weit fruͤher schon ist dieses Flug- oder Schwungrad in Deutschland im
                              Gebrauch gewesen. D.)
                           
                        
                           HHrn. Amavet's und Belleville's Wasserrad mit beweglichen Schaufeln.
                           Obige Herren ließen sich am 23. April 1816 ein Brevet
                                 d'Invention auf dieses Wasserrad fuͤr 5 Jahre ertheilen, welches aus
                              einer achtseitigen Achse besteht, auf welcher acht Rahmen stehen, an welchen die in
                              Angeln beweglichen Schaufeln, unabhaͤngig von einander, befestigt sind. Durch
                              diese Einrichtung werden die Schaufeln bei ihrem Aufsteigen aus dem Wasser immer in
                              eine senkrechte Lage gebracht, so daß sie kein Wasser zu heben haben, und nicht
                              gegen die uͤbrigen Schaufeln wirken, die ihre Flaͤchen dem Strome
                              darbiethen. (Dergleichen Raͤder haben wir genug in Deutschland.)
                           
                        
                           Ungeheuere Pumpe.
                           Man hat neulich in einem Gußhause bey Cincinnati fuͤr eine der
                              Bergwerks-Gesellschaften in Mexico eine 1000 Fuß lange Pumpe gegossen, deren
                              Roͤhre ungefaͤhr 4 Zoll im Lichten haͤlt. Sie wurde in 100
                              einzelnen Roͤhren, jede zu 10 Fuß, gegossen. Das Pfund kam auf 6 Cents, und
                              da jede einzelne Roͤhre 1,000 Pf. wiegt, so kommt die ganze Pumpe auf 6000
                              Dollars. Diese Pumpe wurde auf dem Dampfbothe Mississipi nach Neu-Orleans geschifft,
                              von wo sie nach irgend ein mexikanischen Hafen, und von da noch 300 (engl.?) Meilen
                              weit zu Wagen gefahren wird. 30 Meilen weit muß sie uͤber einen sehr steilen
                              Berg durch Menschen getragen werden. Galign.
                                 Messenger, 24. Aug. 1825. Bulletin univ.
                                 Technologie. Octobre. 1825. S. 252.
                           
                        
                           Cuthbert's neues
                              zusammengeseztes und einfaches Spiegel-Mikroskop.
                           Hr. Gill beschreibt in seinem technical Repository,
                              November 1825, S. 285. ein Mikroskop des ruͤhmlich
                              bekannten Mechanikers Hrn. Cuthbert, Bishop's walk,
                              Lambeth, welches eine sehr starke und helle Vergroͤßerung geben soll. Es
                              waͤre der Muͤhe werth, ein solches kommen zu lassen, um zu sehen, wie
                              sehr es allenfalls vor den Frauenhofer'schen den Vorzug verdient. Aus der
                              Beschreibung allein wird man nicht klug, obschon ein Hohlspiegel von 3/10 Zoll
                              Brennweite etwas hoͤchst Bemerkenswerthes ist.
                           
                        
                           Jaͤhrliche Metallerzeugung in England.
                           
                              
                                 
                                    Eisen
                                    
                                 in Wales
                                 150,000 Tonnen.
                                 
                              
                                     –
                                 in Staffordshire und Shropshire
                                 180,000     –
                                 
                              
                                     –
                                 in Yorkshire und Derbishire
                                   50,000
                                        –
                                 
                              
                                     –
                                 in Schottland
                                   20,000
                                        –
                                 
                              
                                 
                                 
                                 –––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 400,000     –
                                 
                              
                           
                              
                                 
                                    Kupfer
                                    
                                 
                                 10 bis
                                 11,000 Tonnen.
                                 
                              
                                 
                                    Zinn
                                    
                                 in Cornwallis und Devonshire
                                 
                                   2,800
                                        –
                                 
                              
                                 
                                    Bley
                                    
                                 in Northumberland
                                 
                                 12,000     –
                                 
                              
                                    –
                                 in North-Wales und Shropshire
                                 
                                   8,000
                                        –
                                 
                              
                                    –
                                 in Yorkshire
                                 
                                   4,500
                                        –
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 –––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                    Latus
                                    
                                 27,300     –
                                 
                              
                           
                           
                              
                                 
                                 
                                 
                                    Transport
                                    
                                 27,300 Tonnen.
                                 
                              
                                 
                                    Blei
                                    
                                 in Derbyshire
                                 
                                   4,000
                                        –
                                 
                              
                                    –
                                 in Cornwallis, South-Wales, Devonshire,
                                    Schottland
                                 
                                   3,000
                                        –
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 –––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 34,300     –
                                 
                              
                           (Mercure technologique. Nr. 70. S.
                              110.)
                           
                        
                           Mittel gegen den Rost der Metalle.
                           Man laͤßt das Eisen oder den Stahl, das man gegen Rost schuͤtzen will,
                              bey Holzfeuer matt roth gluͤhen, und reibt es in diesem Zustande mit Wachs
                              oder taucht es in Oehl. – Oder – man hitzt das Eisen auf obige Weise
                              und reibt es mit Horn oder mit Federn und Oehl. Auf diese Weise erhaͤlt man
                              einen sehr festen Firniß uͤber Stuͤcke, die nicht gefeilt werden
                              duͤrfen. Journal de Conaiss. usuell. N. 6. 1825.
                              p. 255. (Bullet. univ.
                                 Technol. Octobre. 1825. p. 245.)
                           
                        
                           Ueber Bereitung des Kalk-Bichloruͤre's (oxygenirt
                              salzsauren Kalkes oder chlorsauren Kalkes) und Bestimmung der Menge Chlors, die es
                              enthalten muß, von Hrn. A. Chevallier.
                           Da die Aufloͤsung des Kalk-Bichloruͤr's, so sehr zur Zerstoͤrung
                              der Miasmen und Vertilgung des Gestankes gebraucht wird, finden wir es
                              zwekmaͤßig, die Bereitung desselben zu lehren, und die Menge Chlors zu
                              bestimmen, die in der Aufloͤsung enthalten ist.
                           Ein Kilogramm Kalk-Bichloruͤr von 90° an Gay-Lussac's Chlorometer
                              enthaͤlt 320 Gramme Chlor dem Gewichte, und 99 Litres Chlor-Gas dem Maße
                              nach. Hieraus ergibt sich folgende Formel fuͤr Kalk-Chloruͤr
                              Aufloͤsung:
                           
                              
                                   100
                                 Gramme
                                 Kalk-Chloruͤr,
                                 
                              
                                 1000
                                     – 
                                 gemeines Wasser (1 Litre).
                                 
                              
                           Man gibt das Kalk-Chloruͤr in einen glaͤsernen oder porzellanenen oder
                              steinernen Moͤrser, zerreibt es mit dem Stoͤßel, und gießt die
                              Haͤlfte der Fluͤssigkeit (500 Gramme) zu, ruͤhrt um,
                              laͤßt die Mischung sich setzen, und gießt die Fluͤssigkeit ab. Der
                              feste Ruͤkstand wird zwei Mahl mit dem noch uͤbrigen Wasser
                              ausgewaschen. Man gießt alle diese Fluͤssigkeiten zusammen, seiht sie durch,
                              und bewahrt sie in einer wohlgeschlossenen Flasche auf. In Einem Pfunde solcher
                              Chloruͤr-Aufloͤsung sind 5 Litre gasfoͤrmiges Chlor, die
                              beilaͤufig 32 Gramme wiegen, und hinreichend sind, um einen 50 Fuß langen,
                              und eben so breiten Saal zu reinigen.Diese Bereitungs-Belehrung besteht, wie die Leser sehen, bloß in der
                                    Aufloͤsung des Chlorinkalk in Wasser. Die Bereitung des troknen und
                                    fluͤssigen Chlorinkalk findet man in diesem Journale Bd. III. S. 408 ausfuͤhrlich
                                    beschrieben, und die dazu erforderlichen Apparate auf Tab. XVI. daselbst
                                    abgebildet. Eine neuere zwekmaͤßigere Vorrichtung, den
                                    fluͤssigen Chlorinkalk sehr vortheilhaft zu bereiten, findet man in
                                    Vitalis Faͤrbekunst, deutsche Ausgabe,
                                    Stuttgart bei Cotta 1824. von mir beschrieben und die Vorrichtung dazu
                                    daselbst abgebildet. D. (Bulletin universal. October, S. 227.)
                           
                        
                           Mollerat's Verfahren, Soda aus schwefelsaurer Soda zu
                              gewinnen.
                           Hr. Mollerat ließ sich am 27. Juni 1806 ein Brevet d'Invention fuͤr 5 Jahre auf Gewinnung der
                              Soda aus schwefelsaurer Soda ertheilen. Sein Verfahren ist folgendes:
                           
                           Man loͤst Kalk oder kalkhaltige Stoffe in brennzeliger Holzsaͤure kalt
                              oder warm auf; die Fluͤssigkeit bedeckt sich dann mit dem vegetabilischen
                              Oehle, welches diese Saͤure enthaͤlt, und das auf irgend eine
                              mechanische Weise davon abgeschieden werden kann. In dieser mit Kalk
                              gesaͤttigten Fluͤssigkeit loͤst man eine gewisse Menge
                              schwefelsaure Soda auf, die nach dem Grade der Kalkausloͤsung an dem
                              Araͤometer bestimmt wird.
                           Die Schwefelsaͤure verlaͤßt hier die Soda, und bildet mit dem Kalke ein
                              unaufloͤsliches Salz, (Gyps), welches zu Boden faͤllt.
                           Die uͤber dem schwefelsauren Kalke befindliche Fluͤssigkeit gibt,
                              abgeraucht und krystallisirt, essigsaure Soda, die man entweder als solche
                              aufbewahren, oder trocknen und in einem Reverberir-Ofen oder auf einem Roste vorne
                              an einem anderen Ofen brennen kann, wo man dann kohlensaure Soda erhaͤlt,
                              welche man aus einer heißen Aufloͤsung durch Erkalten krystallisiren lassen
                              kann.Dieses Brevet, so wie die der HHrn. Burette, Amavet,
                                       Charles und Cheneaux, finden sich im Repertory of Patent Inventions, November, 1825,
                                    S. 361, und scheinen in England noch neu, und dort noch Aufmerksamkeit zu
                                    verdienen.A. d. U.
                              
                           
                        
                           Ueber ein durchscheinendes Siegel-Wachs zum Verpichen der
                              Weinflaschen im Keller, und uͤber ein Fett zur Verminderung der Reibung der
                              Metalle.
                           Die Gebruͤder Grafe, Siegellak-Fabrikanten zu
                              Paris, rue des Fossées-Montmartre, N. 13, haben
                              der Société d'Encouragement ein
                              Siegel-Wachs zum Versiegeln der Weinflaschen im Keller, und eine Composition zur
                              Verminderung der Reibung der Metalle unterlegt.
                           Bekanntlich werden die auf den Weinflaschen aufgeklebten Zettel theils leicht los,
                              theils verderben sie so, daß man sie nach wenigen Wochen nicht mehr lesen und wissen
                              kann, was in der Flasche enthalten ist.
                           Die HHrn. Grafe beseitigen diesen Nachtheil dadurch, daß
                              sie aus Bourdeaux-Pech, welches sie sorgfaͤltig klaͤren, und dem sie
                              etwas Terpenthin und einen fetten Koͤrper zusezen, damit es nicht so leicht
                              abspringt, und bruͤchig wird, wenn es erkaltet, eine Art Siegellak bereiten.
                              Sie schmelzen obige Mischung, lassen sie etwas erkalten, und formen sie sodann in
                              Modeln.
                           Wenn man sich dieses Siegelwachses bedienen will, schmelzt man dasselbe, und taucht
                              den Hals der Flasche darin ein; dann legt man alsogleich das Zettelchen, welches die
                              Sorte des Weines bezeichnet, auf den mit Wachs uͤberzogenen Propfen, auf
                              welchem es kleben bleibt, und taucht den Hals der Flasche noch einmahl in das Wachs.
                              Auf diese Weise kommt dann das Zettelchen zwischen zwei Lagen Siegelwachs, welches
                              durchscheinend ist, so daß man die Aufschrift durch dasselbe deutlich lesen kann.
                              Wenn nach einem sehr langen Aufenthalte in einem feuchten Keller die
                              Durchscheinenheit des Wachses gelitten haben sollte, so darf man nur den Hals der
                              Flasche mit einem feuchten Schwamme abwischen, und uͤber gluͤhende
                              Kohlen halten, so wird das Wachs augenbliklich wieder durchscheinend werden.
                           Das Pfund dieses Siegelwachses kostet 1 Franken 50 Cent., wozu man noch 50 Zettelchen
                              unentgeltlich erhaͤlt. Der Preis ist also viel hoͤher, als der des
                              gewoͤhnlichen Peches, obschon man uͤbrigens, da dieses Wachs im
                              Schmelzen fluͤßiger wird, als Pech, mit gleicher Menge desselben eine
                              groͤßere Anzahl Flaschen verpichen kann, und die Zettelchen auch in Anschlag
                              gebracht werden muͤssen. Wohlfeiler wuͤrden diese Artikel werden, wenn
                              die HHrn. Fabrikanten das Pech gleich in den Landes de
                                 Bourdeaux reinigen ließen.Wir besizen in Bayern, leider, nur zuviel Nadel-Waͤlder, und koͤnnten, wuͤrde bei uns die Theerschwellerei und
                                    Pechsiederei mit jener Geschiklichkeit und Aufmerksamkeit betrieben, wie in
                                    Schweden und in dem holzarmen Frankreich, einen bedeutenden Handel mit Pech
                                    und Theer nach Holland und Frankreich treiben. Leider ist aber unsere ganze
                                    Pechsiederei noch so, wie sie vor ungefaͤhr 2000 Jahren in den
                                    damaligen Waldwuͤsten Deutschlands war, und die trefflichen
                                    Anweisungen des alten Marine-Inspectors Duhamel,
                                    der fleißigen und geistreichen Schweden in den Abhandlungen der Akademie zu
                                    Stockholm, so wie die der HHrn. Wiesenhavern, v.
                                    Uslar etc. sind so, wie Fortschritte, die die
                                    neuere Chemie in der Kunst der Kohlenbrennerei, des Pechsiedens und der
                                    Theerschwellerei gemacht hat, bei uns kaum gekannt, vielweniger
                                    benuͤzt und gehoͤrig verbreitet.A. d. Ueb.
                              Das Fett zur
                              Verminderung der Reibung ist nichts Neues, und wird in England so wie in Frankreich
                              und Deutschland schon lang zu diesem Zweke verwendet. Es ist lediglich ein Gemenge
                              aus 16 Theilen fein gepulvertem Reisblei und 8 Theilen Schweinschmalz. Man
                              vergleiche hieruͤber Bulletin de la
                                 Société,
                              October, 1820. S. 295. Dieses Fett ist uͤbrigens
                              sehr gut zum Schmieren der Zapfen der Maschinen, der Raͤder an leichten
                              Fuhrwerken, zumahl solcher, die in Buchsen laufen. Jeder kann sich dasselbe leicht
                              selbst bereiten. (Aus dem Bulletin de la
                                 Société d'Encouragement.)
                           
                        
                           Bemerkung fuͤr Berlinerblau-Fabrikanten.
                           Hr. Mackintosh besizt in der Naͤhe von Glasgow eine Berlinerblau-Fabrik, in
                              welcher zugleich bedeutende Mengen von blausaurem Kali erzeugt werden.England erzeugt noch nicht den zehnten Theil seines Bedarfs an
                                    eisenblausauren Kali und blausaurem Eisen, welche beide Artikel von
                                    Deutschland aus in sehr bedeutenden Quantitaͤten nach England gehen.
                                    Ein gleicher Fall ist es mit Frankreich, wie wir dieses im Bd. XVII. S. 252. in diesem Journale
                                    nachgewiesen haben. D. Man erhaͤlt die Saͤure vorzuͤglich durch Verbrennung
                              der Rinder-Huͤfe, die meistens aus Ireland herbeigehohlt werden: die Hufe von
                              1000 Stuͤk Rindern werden hier oft in Einem Tage verbraucht. Da seit dem
                              lezten Kriege weniger Vieh in Ireland geschlachtet wird, so werden die Huͤfe
                              immer seltner. Dieß veranlaßte Hrn. Mackintosh statt
                              derselben eine andere thierische Substanz, die sogenannten Krammeln (cracknales) von den Lichterziehern zu beziehen. Er
                              erhielt, bald nach der Anwendung derselben, in dem blausauren Kali-Lauge ein weißes
                              in Nadeln krystallisirtes Salz, welches die Arbeit sehr erschwerte. Hr. Thompson fand, daß es aus
                           
                              
                                   28,160
                                 oder
                                 14
                                 Phosphorsaͤure,
                                 
                              
                                     5,117
                                   –
                                   2,535
                                 Kohlensaͤure,
                                 
                              
                                   40,740
                                   –
                                 20,182
                                 Soda,
                                 
                              
                                 125,883
                                   –
                                 62,36
                                 Wasser besteht.
                                 
                              
                                 –––––––
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 200
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                           (Annals of Philosophy. November
                              1825. S. 372.)
                           
                        
                           Hrn. Hofraths Fuchs Schuzmittel
                              gegen schnelle Verbreitung des Feuers.
                           Dessen Bereitung und Anwendung in diesem Journal Bd. XVIII. S. 465-481. ausfuͤhrlich beschrieben ist; ist auch im
                              London Journal of Arts,
                              November, S. 27.
                              angefuͤhrt, und dabei bemerkt, daß der selige Earl-Stanhope sehr gluͤkliche Versuche zu demselben Zweke mit Sand und
                              Leim anstellte, womit er Holz uͤberzog, das dadurch vollkommen feuerfest
                              wurde.
                           
                        
                           
                           Zeichenpapier fuͤr Mahler und Zeichner von Hrn.
                              Couder.
                           Man loͤst fein gestoßenen Tragant schnell in einem glasirten irdenen Topf in
                              kaltem Wasser auf, indem man ihn fleißig mit einem hoͤlzernen Loͤffel
                              umruͤhrt. Man sezt nicht mehr Wasser zu, als noͤthig ist, um eine
                              Gallerte daraus zu bereiten auf 1 Loth Tragant beilaͤufig ein Pfund Wasser.
                              Man bestreicht nun mit dieser Gallerte mittelst eines Pinsels oder einer
                              Buͤrste das Papier, troknet dasselbe an einem gelinden Feuer, worauf es
                              sowohl Oehl- als Wasserfarben aufnehmen kann: lezteren wird etwas von obiger
                              Tragant-Auflosung zugesezt. Tinte nimmt dieses Papier nicht an. Wenn einzelne Theile
                              des Gemaͤldes retouchirt werden sollen, darf es nur mit einem Schwamme,
                              Pinsel, oder mit etwas reiner Leinwand mit obiger Fluͤssigkeit
                              uͤberfahren werden, und die retouchirte Stelle wird wie neu gemahlen seyn.
                              (London Journ. of Arts.
                              November 1825. S. 275.)
                           
                        
                           Entdekungs-Mittel der Krapp-Verfaͤlschung.
                           Hr. Ermerins hat gefunden, daß, wenn man
                              verfaͤlschten Krapp auf einem eisernen Loͤffel in Asche verwandelt,
                              die Asche des reinen Krapps beinahe schwarz und mit weißen Punkten besezt ist; die
                              der Rinde grau ist; die der fremden Koͤrper graubraun oder schwarz und
                              beinahe um die Haͤlfte schwerer ist, als die des reinen Krapps.
                              Verfaͤlschter Kalk faͤrbt das Wasser dunkler, und sezt sich schneller
                              zu Boden. Hr. Dr. Craanen fand, daß Scheidewasser auf
                              reinen Krapp gegossen durch beigesezte blausaure Pottasche blau wird, und
                              Berlinerblau gibt, verfaͤlschter aber gruͤn wird, und keinen
                              Niederschlag gibt. (Allg. Konst. en Letterboede. 1825.
                              N. 28. 29. S. 43. u. 54. Bulletin univ. Technologie.
                              Oktober, S. 239. Ausfuͤhrliche Anleitungen zur
                              Untersuchung des Krapp auf Verfaͤlschung, so wie uͤberhaupt alles, was
                              auf die verschiedene Krapp-Sorten Bezug hat, findet man in Bancroft's Faͤrbekunst, deutsche Ausgabe von Dingler und Kurrer,
                              Nuͤrnberg bei Schrag, 1818. Bd. II. S. 267. u. f.)
                           
                        
                           Gelbholz.
                           Es wird jezt aus Siam ein Gelbholz eingefuͤhrt, das man fuͤr Morus tinctoria haͤlt, und welches eine weit
                              schoͤnere und haltbarere Farbe liefert, als das aus Cuba und Brasilien. Die
                              Siamesen und Chinesen nennen es Kaleh, und die Malayen
                              Kadarang. Es kommt wohlfeiler als Sandelholz und gilt
                              zu London 10 bis 12 Pfd. Sterl. (Singapore Chron. 3.
                              Febr. 1825. Asiat. Journ. Sept. 1825. Bulletin univ. Technol. Octob. S. 241.)
                           
                        
                           Hrn. Charles Barbiermesser mit Metallruͤken und abzunehmenden
                              Klingen.
                           Hr. Charles, Messerschmied zu Paris, nahm am 17. Februar
                              1817 ein Patent auf diese Barbiermesser fuͤr 5 Jahre. Die Ruͤken
                              dieser Barbiermesser werden massiv gearbeitet, bleiben aber weich, so daß sie
                              gefeilt werden koͤnnen, und sind unten, der ganzen Laͤnge der Klinge
                              nach, ausgehoͤhlt, welche Hoͤhlung man ihnen durch ein Schneiderad in
                              der Drehebank gibt; hierauf werden sie in derselben Drehebank polirt. Das obere Ende
                              des Ruͤkens ist mit einem Loche versehen, zur Aufnahme einer Schraube, welche
                              das Messer festhaͤlt.
                           Die Klinge aus Gußstahl wird flach gehaͤmmert, und nach einem Modelle
                              zugefeilt, welches genau mit der Furche in dem Ruͤken correspondirt, dann
                              gehaͤrtet, geschliffen und abgezogen.
                           Die Klinge hat an ihrem Ruͤken, an ihrem oberen Ende eine kleine schiefe
                              Oeffnung, die einen Haken bildet, wodurch sie in die kleine Schraube des
                              Ruͤkens eingehaͤkelt wird. Das untere Ende der Klinge bildet einen
                              einspringenden Winkel, der uͤber der Verlaͤngerung des Ruͤkens
                              an der Stelle, wo die Furche endet, reitet.
                           
                           Nachdem die Klinge auf diese Weise in die Furche des Ruͤkens eingepaßt wurde,
                              wird die Schraube so lang gedreht, bis die beiden Blaͤtter des Ruͤkens
                              zusammengezogen werden, und die Klinge unbeweglich befestigen. Zur Abnahme des
                              Ruͤkens wird die Schraube in entgegengesezter Richtung gedreht.Ist es moͤglich, daß man diese elenden Messer, die gar keinen Vorzug,
                                    als den eines langweiligen Gebrauches besizen in England noch nicht kennen
                                    sollte?A. d. Ueb.
                              
                           
                        
                           Streichriemen des Hrn. Cheneaux.
                           Hr. Cheneaux zu Paris nahm am 12. Jul. 1816 ein Brevet d'Invention fuͤr 5 Jahre auf folgenden
                              Streichriemen fuͤr Barbiermesser. Man nimmt zur Verfertigung desselben
                              gemeines Leder, laͤßt es im Wasser weichen, und reibt es dann mit einer Masse
                              aus Gußstahlspaͤnen, die man in Scheidewasser aufloͤst, in einem
                              Tiegel roth gluͤht, und dann fein puͤlvert. Diese magere rothe
                              Composition ohne alles Fett gibt dem Messer eine feinere Schneide als der beste
                              Stein.Hrn. Walter's Streichriemen zu Landshut sind weit
                                    besser.
                              
                           
                        
                           Ueber kuͤnstliche Perlenbildung in China.
                           Hr. Gray, dessen Aufsatz uͤber kuͤnstliche
                              Perlen-Bildung wir im polytechn. Journal B. XVI.
                                 S. 360 mittheilten, bemerkt im Novemberhefte der Annals of Philosophy, 1825, S. 389, daß er in der Sammlung des Collegiums
                              der Wundaͤrzte einige Perlen in der Barbula
                                 plicata aus China gefunden hat, die mittelst eines Stuͤck
                              Silberdrahtes, der zwischen dem Mantel und die Muschel eingebracht, und unter
                              rechten Winkeln gebogen war, gebildet wurden. Die Perlen waren sehr
                              schoͤn.
                           
                        
                           Neuer vegetabilischer Talg.
                           Man hat neulich nach London einen vegetabilischen Talg gebracht, den man Pincy-Talg
                              (Pincy-Tallou, Suif-Pincy) nennt, und der aus den Samen der Valeriana indica gekocht wird, die in Canara
                              haͤufig waͤchst. Das Pfund dieses Talges kostet zu Mangalore 2 1/2
                              Penny (7 1/2 Kr.). Man bedient sich desselben als Salbe, und zum Kalfatern der
                              Schiffe. Dieser Talg ist gelblich weiß, fuͤhlt sich etwas fett an, und
                              naͤhert sich dem Wachs. Seine specifische Schwere bey 60° F. ist
                              9,260; auf dem Schmelzpunkte (97 1/2° F.) aber 8,965. Man kann aus demselben
                              allein, so wie in Verbindung mit Wachs, Talg, und Spermaceti Kerzen gießen, die sehr
                              hell brennen, und durchaus keinen uͤblen Geruch geben, selbst wenn man sie
                              ausblaͤst. Waͤhrend eine Wachskerze bey dem Verbrennen 136, eine
                              Talgkerze 104,5 verliert, verliert eine Kerze aus Pincy-Talg nur 100. Nach Dr. Babington's Analyse besteht dieser Talg aus 10 Th.
                              Kohlenstoff, 9 Th. Wasserstoff, 1 Th. Sauerstoff. (Asiat.
                                 Journ. Sept. 1825, S. 342. Bulletin universel.
                              October. S. 242.)
                           
                        
                           Franzoͤsisches Baumwachs zum Pfropfen.
                           Das beste Baumwachs zur Bekleidung der frisch gepfropften Pfropf-Reiser besteht aus
                              gleichen Mengen Wallfisch-Thranes und Peches, und wird auf folgende Weise bereitet.
                              Man schmilzt zuerst das Pech in einem irdenen Gefaͤße, und gießt dann das
                              Oehl zu, mischt es gehoͤrig, und traͤgt es kalt mit einem Pinsel auf.
                              Man bedient sich dieses Wachses mit vielem Nutzen in Nord-West-Bretagne. Es
                              gewaͤhrt den Vortheil, daß es nie abspringt, und Regen und Wind von den
                              Pfropf-Reisern abhaͤlt, wodurch so oft das Fehlschlagen derselben veranlaßt
                              wird; daß es sich leichter auftragen laͤßt, als die gewoͤhnliche
                              Thonbedeckung, und zugleich netter aussieht.
                           
                           Selten schlagen die Reiser fehl, die damit bedeckt wurden. Reiser, die man einige
                              Tage uͤber unter Erde gelegt oder in Wasser eingeweicht hat, schlagen besser
                              an, als die, die man frisch vom Baum hernimmt. Kirschen- oder Birnen-Reiser sollten
                              nie spaͤter als nach St. Patricius gepfropft werden.Dieß haͤngt offenbar von dem Klima eines jeden Ortes ab, und ist nicht
                                    allgemein guͤltig.A. d. U. (New Monthly Magazine. September, 1823. Technical. Repos. November, 1825, S. 317.)
                           
                        
                           Ueber das Pfropfen der Cactus-Arten.
                           Hr. Joh. Nairn, Gaͤrtner bey Thom. Forbes Reynolds, Esqu. zu Carshalton, Surrey, pfropfte
                              Cactus
                              flagelliformis, speciosus und speciosissimus auf Cactus
                              triqueter, wodurch eine hoͤchst sonderbare
                              Pflanze entstand. Er beschreibt die Operation, die von Maͤrz bis September
                              vorgenommen werden kann, auf folgende Weise: „Ich nehme ein kurzes
                                 Stuͤck von der Pflanze, die ich pfropfen will, und fuͤge sie
                                 dadurch ein, daß ich ein Stuͤck des fleischigen Theiles von dem Stocke
                                 sowohl, als von dem Theile der Pflanze, den ich aufsetzen will, wegnehme. Der
                                 Saft ist so klebrig, daß die Theile ohne alles Binden an einander bleiben; es
                                 ist indessen sehr gut, wenn man sie mit Bast bindet; man muß jedoch wohl Acht
                                 geben, daß sie nicht gequetscht werden, indem sie sonst leicht faulen. Sie
                                 vereinigen sich bald, und das gepfropfte Stuͤck waͤchst schnell.
                                 Die haͤngenden Stuͤcke bluͤhen nicht bloß haͤufiger,
                                 sondern auch schneller. Als Erdemischung empfiehlt Hr. Nairn 5 Theile reichen Gartenlehm, und 1 Theil Morasterde. Man stellt
                                 den Stock in eine Orangerie oder sogenanntes kaltes Haus, begießt ihn im Sommer
                                 reichlich, und im Winter maͤßig. Auch Cactus
                                 Pereskia laͤßt sich gut auf triqueter pfropfen. (Gill's
                                 technic. Repository. Novemb. 1825, S. 318.)
                              
                           
                        
                           Ananasse unter Glas in bloßem Laube zu ziehen.
                           Hr. Gibson, Gaͤrtner bei Hrn. Heinr. Peters zu Betchworth Castle beschreibt im V. B. der London Horticultural-Society seine, auch in Gill's
                              technical Repository, November 1825, S. 288.
                              mitgetheilte Methode, Ananasse zu ziehen, auf folgende Weise: Er richtet im Februar
                              sein Bett fuͤr die fruchttragenden Stoͤke her, nachdem er die
                              Blaͤtter von gemeinen Eichen- und (guten) Kastanien-Baͤumen im Herbste
                              hierzu sammelte. Der Kasten, den er hierzu vorrichtet, ist 13 Fuß lang, 6 1/2 Fuß
                              breit, ruͤkwaͤrts 3 1/2, vorne 2 1/2 Fuß hoch. Das Bett wird an der
                              Basis 8 Fuß breit angelegt, und nach oben zu auf 7 Fuß verschmaͤlert, wenn es
                              4 1/2 Fuß hoch aufgeschuͤttet wurde. Auf dieser Hoͤhe werden die
                              Blaͤtter eingeebnet, gut niedergetreten, und ringsumher um das Bett eine 10
                              Zoll dike Lage von Blaͤttern angelegt, so daß auch große Pflanzen tief genug
                              eingesenkt werden koͤnnen. Die Stoͤke werden in die verwitterten
                              Blaͤtter so tief eingesenkt, daß der Rand der Topfe drei Zoll tief unter die
                              Blaͤtter kommt, wo dann bald Wurzeln zwischen den Blaͤttern zum
                              Vorscheine kommen, wodurch der Wachsthum der Frucht verstaͤrkt wird, und, da
                              diese dann vielweniger Wasser fordert, als bei dem Einsenken in Lohe noͤthig
                              ist, einen viel feinern Geschmak bekommt.Ein gewoͤhnlicher Fehler unserer Gaͤrtner ist, die Ananasse zu
                                    stark zu gießen, wodurch sie fad werden.A. d. Ueb.. Fuͤr die Stoͤke, die den Winter uͤber aufbehalten
                              werden muͤssen, muß ein frisches Bett gemacht werden; wo es aber an
                              Blaͤttern fehlt, kann durch Ausfuͤtterung nachgeholfen werden, bis zum
                              naͤchsten Fruͤhjahre. Den Nachwuchs behaͤlt Hr. Gibson in Lohe, in welche er aber die Toͤpfe nicht so
                              tief einsenkt, damit die Wurzeln nicht uͤber die Toͤpfe auslaufen.
                           
                        
                           Ueber sogenannte erstickte Leinwand oder Canevaß.
                           Einige sehr interessante Versuche, Gewebe nach Hrn. Sanderson's Methode vor dem Ersticken zu sichern, finden sich in dem Edinburgh philosophical Journal, October 1825, S. 312
                              beschrieben. Wenn Leinwand oder Canevaß eine laͤngere Zeit uͤber an
                              feuchten Orten, in Magazinen, Gewoͤlbern, Kellern, Schiffsraͤumen
                              aufbewahrt wurde; wenn sie laͤngere Zeit uͤber einer
                              bestaͤndigen Feuchtigkeit ausgesetzt war, wie z.B. Zelte, wo sie den Boden
                              beruͤhren, Segel, die in Stuͤrmen naß aufgerollt werden, und so lange
                              Zeit uͤber liegen bleiben mußten, so bedeckt sie sich mit einer Art von
                              Schimmel; es zeigen sich dunkle Flecken in derselben, und sie bricht an diesen
                              Stellen. Seit mehr als einem halben Jahrhunderte sucht man diesem Nachtheile (den
                              die Englaͤnder Mehlthau, Mildew, nennen)
                              abzuhelfen, alles, was man indessen bisher hieruͤber versuchte,
                              beschraͤnkt sich auf Kochen und Bleichen des zu diesen Geweben bestimmten
                              Garnes mit Alkalien: dabey verliert man aber rohes Material und Zeit zugleich, ohne
                              seinen Zweck vollkommen zu erreichen. Man schaͤtzt, in diesem Aufsatze, den
                              Verlust, den die englische Marine zuweilen in tropischen Klimaten durch ein einziges
                              Naßwerden der Segel in einem Sturme erleidet, auf den vierten Theil der Segel. Der
                              Nachtheil, der hieraus fuͤr die Schnelligkeit der Fahrt, und selbst
                              fuͤr die Sicherheit des Schiffes entsteht, ist nicht zu berechnen. Im Kriege,
                              zumal mit den Maͤchten, von welchen England seinen Hanf bezieht,
                              vervielfaͤltigt sich dieser Schaden ins Unendliche. Die HHrn. Dempster berechneten fuͤr ein einziges Kriegsjahr
                              den Vortheil fuͤr die Marine, bey dem Gebrauche des bessern Doppel-Canevasses
                              (twine-canvas) statt des gewoͤhnlichen
                              Contract-Canevaßes, auf jaͤhrlich 150,000 Pf. Sterl.; aber auch dieser ist
                              dem Ersticken ausgesetzt. Eben diesem Verderben sind auch Baumwollen-Gewebe
                              ausgesetzt, an welchem bey dem Ueberschiffen soviel verloren geht. Eine einzelne
                              Stadt, wie z.B. Dundee in Schottland, die jaͤhrlich 3,900,000 Yards (3 Fuß)
                              Baumwollengewebe ausfuͤhrt, verliert zuweilen in einem Jahre durch Ersticken
                              ihrer Waaren an 30,000 Pf. Sterl. Die angestellten Versuche mit den, nach Hrn. Sanderson's Methode gegen das Ersticken gesicherten,
                              Geweben gaben die glaͤnzendsten Resultate. Allein, wir muͤssen sehr
                              bedauern, daß Hr. Sanderson's Methode, die so
                              vortrefflich ist, hier nicht beschrieben wurde. Dr. Greville erklaͤrt die Moderflecke zum Theile als Folgen eines
                              kleinen kryptogamischen Gewaͤchses, dessen Art er jedoch gleichfalls nicht
                              angibt.
                           
                        
                           Hrn. Wilhelm Sattlers in
                              Schweinfurth a. M. Farben-Erzeugnisse. Mit einer Tabelle natuͤrlicher
                              Anstrichfarben.
                           Wir haben bei Anlaß des Berichtes der Société
                                 d'Encouragement uͤber die franzoͤsische Industrie Bd. XVII.
                              S. 270. bei der Beschreibung der Etablissements von Farben in Frankreich, die
                              vorzuͤglichern deutschen Farben-Etablissements gegen jene der
                              franzoͤsischen in Schuz genommen, und den Lesern unseres Journals die Beweise
                              zu liefern versprochen. Hr. Sattler in Schweinfurt hatte
                              die Guͤte, unserm Ansinnen Probetafeln seiner Anstrichfarben fuͤr
                              dieses Journal anfertigen zu lassen, zu entsprechen, die diesem Hefte
                              angehaͤngt sind. Wir glauben diesen Producten kein empfehlendes Lob
                              beifuͤgen zu duͤrfen, weil sich jeder Kenner von der
                              Vorzuͤglichkeit und Mannichfaltigkeit der Farben-Nuͤancen bei Ansicht
                              dieser Tabellen selbst uͤberzeugt. Nur dieses: daß Hr. Sattler seine Abnehmer eben so reell als billig bedient, muͤssen
                              wir aus Ueberzeugung beifuͤgen.
                           
                              d. R.