| Titel: | Griffel zum Graviren aus Stahl brauchbar zu machen. Von Hrn. Edmund Turrell. | 
| Fundstelle: | Band 19, Jahrgang 1826, Nr. LXX., S. 271 | 
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                        LXX.
                        Griffel zum Graviren aus Stahl brauchbar zu
                           machen. Von Hrn. Edmund
                              Turrell.
                        Aus Hrn. Gill's technical Repository. November 1825. S.
                              296.
                        Turrel's, Griffel zum Graviren auf Stahl.
                        
                     
                        
                           Hr. Turrell schreibt an Hrn. Gill
                              „da Sie bereits mein Aezmittel auf Staͤhlplatten in Ihrem
                                 Repository bekannt machten (Polytechn. Journ B. XVIII. S. 331), so koͤnnen Sie auch die Methode
                                 beifuͤgen, welche mich die Mutter aller Erfindungen, die Noth, gezwungen
                                 hat zu ergreifen, um die Griffel so zu Verbessern, daß sie zur Gravirung auf
                                 Stahlplatten taugen koͤnnen: vielleicht dient dieselbe auch zu anderen
                                 Zweken bei anderen schneidenden Instrumenten.
                              
                           Mein Schrift-Graveur fand vor einiger Zeit sich gedrungen mir zu erklaͤren,
                              daß er keine Schrift in Stahl graviren kann, indem er leinen Griffel hierzu tauglich
                              findet, da beinahe jeden Augenblik die Spize derselben bricht. Ich war in der
                              Nothwendigkeit alles zu versuchen, was ich nur immer wußte, und gluͤklicher
                              Weise gerieth ich auf folgende einfache und entsprechende Methode.
                           Ich hatte ehemals oͤfters die sonderbare Methode gesehen, nach welcher die
                              Uhrfedern-Macher zu Clerkenwell den Stahl behandeln, aus welchem sie ihre Federn
                              verfertigen. Diese Federn werden aus Stahldraht von gehoͤriger Guͤte
                              und von verschiedenem Durchmesser, nach der verschiedenen Breite und Dike der daraus
                              zu verfertigenden Federn, gearbeitet, und kalt mit dem Hammer zu duͤnnen
                              Platten geklopft, welche endlich die Federn bilden. Nachdem sie eine gewisse
                              Duͤnne und Breite erhalten haben, werden sie gehaͤrtet, und dann
                              temperirt uͤber der Flamme einer Weingeistlampe, bis sie die Haͤrte
                              einer Uhrfeder, oder wie man sagt, Rabenfedergruͤn erhalten haben. Dann
                              werden sie der Einwirkung des Planir- und Verdichtungs-Hammers ausgesezt, um ihnen
                              den gehoͤrigen Grad von Duͤnnheit und Breite zu geben, die sie als
                              Federn noͤthig haben. Sie werden hierauf auf eine Weise polirt, die es hier
                              uͤberfluͤssig waͤre, zu beschreiben, die vielleicht aber einen
                              eigenen Artikel fuͤr Ihr Blatt geben kann, da sie einen aͤußerst
                              wichtigen Gegenstand betrifft, und endlich laͤßt man sie an der Flamme einer
                              Weingeist-Lampe blau anlaufen.
                           Ehe man sie blau anlaufen ließ, hatten sie durch das Planiren, Verdichten, und
                              Poliren alle ihre Elasticitaͤt und Haͤrte dem Anscheine nach verloren;
                              man konnte sie leicht nach jeder Seite biegen, und sie behielten diese
                              Kruͤmmung so, als ob sie nie gehaͤrtet und temperirt worden
                              waͤren; und doch erhielten sie durch das Blauanlaufen alle jene
                              Elasticitaͤt wieder, wegen welcher man sie so sehr schaͤzt.
                           In Erwaͤgung dieser Thatsachen dachte ich, daß, wenn man einen Griffel
                              temperirt, obschon nicht so hart, als die Taschenuhrfeder-Macher ihre Uhrfedern, man
                              denselben wahrscheinlich dadurch auch faͤhig macht, die Schlaͤge eines
                              Hammers auszuhaken, so daß dadurch die Poren des Stahles verdichtet werden, welche
                              durch die, selbst bei dem sorgfaͤltigsten Haͤrten northwendige Hize,
                              unvermeidlich geoͤffnet werden mußten. Dieß muß bei der gewoͤhnlichen
                              Mist Griffel zu verfertigen noch mehr der Fall seyn. Ich temperirte daher einen
                              Griffel nur bis zur strohgelben Farbe, und hatte das Vergnuͤgen zu sehen, daß
                              als ich denselben auf einen zugerundeten Amboß legte, ich mittelst sanfter
                              wiederholter Schlaͤge mit dem stachen Querende eines kleinen und sehr harten
                              Gußstahl-Hammers der Uhrfeder-Wacher die scharfe Kante an dem Bauche desselben
                              bedeutend zurunden oder abstumpfen konnte: ein deutlicher Beweis, daß der Stahl eine
                              bedeutende Verdichtung erlitt, Nachdem ich ihn wieder bis zur strohgelben Farbe temperirte und
                              dann die Kanten in die gehoͤrige Form schliff und wezte, schnitt der Griffel
                              die Stahlplatte mit Leichtigkeit, und fuhr fort dieß zu thun, indem er offenbar
                              durch diese lezte Arbeit weit zaͤher wurde.
                           Auf diese Art gelang es mir zeither mehrere male, die gewoͤhnlichen
                              kaͤuflichen Lancashire- und Sheffield-Griffel zu verbessern, und mit diesen
                              arbeitet mein Schrift-Graveur sich weit leichter, als zuvor, auf den
                              Stahlplatten.
                           Es muß jedem, der uͤber die verschiedenen Methoden den Stahl zu behandeln,
                              nachgedacht hat, einleuchten, daß je mehr der Stahl durch Haͤmmern
                              verdichtetHaͤmmern. Warum nicht auch Pressen? Es scheint, daß wir den gepreßten
                                    Stahl zu bald wieder aufgegeben haben. Es waͤre der Muͤhe
                                    werth zu versuchen; was unsere Brahmah'schen Pressen mit einer Kraft von
                                    Hunderten von Atmosphaͤren auf unseren Stahl, kalt und warm und unter
                                    verschiedenen Temperirungen, zu wirken vermoͤchten im anhaltenden und
                                    schnell wechselnden, im senkrechten und im schief gegen die Schneide der
                                    Stahlplatte hingleitenden Druke? Wenn man wahrgenommen hat, wie an sich
                                    weiche und keiner Politur faͤhige Koͤrper durch starken Druk
                                    schnell hart und polirt werden koͤnnen, so ließe sich vielleicht die
                                    Notwendigkeit solcher Versuche fuͤhlen.A. d. Ueb. wird, desto mehr die Cohaͤsions-Attraction zwischen seinen Theilchen
                              vermehrt, und folglich auch die Zaͤhigkeit des Metalles sehr
                              verstaͤrkt wird. Um diesen wuͤnschenswerthen Zwek zu erreichen,
                              haͤmmern viele Arbeiter ihre Stahl-Artikel kalt eine bedeutende Zeit lang,
                              ehe sie dieselben hizen, um sie dann durch Loͤschen in irgend einer
                              schiklichen Fluͤssigkeit zu haͤrten. Ungluͤkseliger Weise muß
                              aber eben diese Operation des Hizens nothwendiger Weise die gute Wirkung des
                              vorlaͤufigen Kalthaͤmmerns bedeutend zerstoͤren, und uns
                              dadurch um die beabsichtigten Vortheile bringen. Wenn man indessen obige von mir
                              angegebene Methode befolgt, deren Werth ich durch viele Versuche bestaͤtigt
                              fand, kann man alle den. Griffeln gegebenen Verbesserungen benuͤzen, und
                              denselben auf eine aͤußerst einfache Weise noch hoͤhere
                              Vorzuͤge verschaffen, die jeder Kupferstecher leicht seinen Instrumenten
                              geben kann.
                           Ich freue mich beifuͤgen zu koͤnnen, daß einer unserer ersten
                              Mechaniker, Hr. P. Keir, dieselbe Methode zur
                              Verbesserung seiner schneidenden Werkzeuge anwendet, welche weit besser auf diese
                              Weise aushalten, als wenn sie bloß gehaͤrtet und wieder strohgelb temperirt
                              wurden.
                           
                           Hieruͤber bemerkt Hr. Gill, daß Hrn. Turrell's Methode, seine Griffel an den Kanten kalt zu
                              haͤmmern, und dadurch zu Haͤrten, so gut sie an und fuͤr sich
                              ist, noch einer Verbesserung faͤhig ist. Wenn die Griffel in dem Augenblike,
                              wo man sie haͤmmert, auf den Temperir-Grad gehizt werden, so wird die
                              verdichtende Kraft des Hammers sich noch weit staͤrker zeigen. Wenn dieser
                              Grad der Hize dann angewendet wird, kann kein Nachtheil dadurch entstehen; und
                              dieser Hize bedient sich Hr. Turrell, selbst zwei Mal,
                              vor und nach dem Hammern; der Stahl gibt auch bei dieser Hize dem Hammer mehr nach.
                              (Hr. Gilt bezieht sich hier auf seine fruͤher, im VII. B. S. 241 seines Repertory (Polytechn. Journ. B. XI E. 245) angegebene Verbesserung der
                              Gravir-Nadeln, und auf seine Bemerkung uͤber das Werfen der Stahl-Waaren,
                              Ebendas. B. 1. E. 214 (Polytechn. Journ. B. IX S.
                                 100).
                           Als Hr. Gilt diese Verbesserung an Turell's Methode Hm.
                              Jak. Perkins mittheilte, sagte derselbe, daß er schon vor
                              20 Jahren in den Vereinigten Staaten einem Instrumenten-Macher rieth, seine Achsen
                              bei der Temperir-Temperatur mit dem Hammer zu haͤrten, und solang mit dem
                              Haͤmmern fortzufahren, bis sie kalt werden. Durch Befolgung dieses Rathes
                              soll dieser Arbeiter sich großes Vermoͤgen erworben haben. Hr. Perkins hat diese Methode, wie Hr. Turrell, von den Uhrfeder-Machern gelernt.
                           Duͤnne Stahlwaaren, wie Griffel, raͤth Hr. Gill, da sie fruͤher kalt werden, als sie ganz ausgehaͤmmert
                              wurden, theilweise durch Reiben mit grobem Sandsteine (Grit-stone) zu puzen, und dann wieder der Temperir-Hize auszusezen, und so
                              lang zu haͤmmern, als sie heiß sind. Dieß muß so lang wiederhole werden, bis
                              sie hinlaͤnglich verdichtet sind.
                           Hr. Turrell bemerkt, daß wenn er seine Griffel eine
                              gewisse Zeit uͤber gehaͤmmert hat, sie einen scharf klingenden Ton
                              unter den Schlagen geben, der ganz verschieden von jenem ist, welcher Anfangs bei
                              dem Haͤmmern Statt hat, und daß, sobald sie diesen Ton laut werden lassen,
                              der Hammer keine verdichtende Kraft mehr aͤußert. Vielleicht daß eine
                              Erneuerung der Hize ihre weitere Verdichtung moͤglich macht.
                           Hr. Gill erinnert hier an seinen fruͤheren Artikel
                              uͤber das in Frankreich uͤbliche Ausklopfen der Sensen (bei uns in
                              Baiern Daͤngeln) im 3. B. S. 63 seines Repertory
                              (Polytechn. Journ. B. XII S. 125) und glaubt, daß die Schneide
                              der Sense dadurch haͤrter gemacht wird, daß sie geklopft wird. Dieß mag zum
                              Theile seyn: wir haben aber a. a. O. bemerkt, daß es mehr zum Ausgleichen der
                              Einbuͤge an der Schneide geschieht.
                           Hr. Gill bemerkt ferner, daß das Poliren der schneidenden
                              Instrumente, vorzuͤglich durch die dadurch verdichtete Schneide derselben,
                              diese mehr schneiden macht, obschon auch die Glaͤtte das Ihrige dazu
                              beitragt. Er fuͤhrt hier als Beispiel die Barbier-Messer und die Schaber der
                              Galanterie-Tischler an, und das Beispiel mehrerer ausgezeichneter Kuͤnstler,
                              welche alle ihre schneidenden Werkzeuge nach dem Wezen poliren, und zwar nach der
                              Schneide hin. Messing mit solchen Werkzeugen geschnitten nimmt auf dem Schnitte
                              Politur an.