| Titel: | Die hydrostatische Lampe der HHrn. Girard, verbessert von Hrn. Caron, Klempner und Lampenmacher rue du Faubourg St. Denis N. 42. | 
| Fundstelle: | Band 19, Jahrgang 1826, Nr. LXXXIII., S. 335 | 
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                        LXXXIII.
                        Die hydrostatische Lampe der HHrn. Girard, verbessert von Hrn.
                           Caron, Klempner und
                           Lampenmacher rue du Faubourg St. Denis N. 42.
                        Aus dem Mercure technologique. September 1825. S.
                              281.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              VIII.
                        Girard's verbesserte hydrostatische Lampe.
                        
                     
                        
                           Die gluͤkliche Anwendung, welche die HHrn. Girard von dem bekannten Heron's Brunnen machten, ließ
                              erwarten, daß man endlich eine vollkommene Beleuchtung erhalten wuͤrde, wenn
                              man den Oehlbehaͤlter unter dem Schnabel anbringt, und daß man ohne
                              besonderen Mechanismus, das Oehl bis zur Stelle der Verbrennung hinauftreiben kann.
                              Das physische Princip war unbestreitbar richtig; die Ausfuͤhrung gelang
                              vollkommen; allein ungluͤklicher Weise war der Gebrauch dieser Lampen mit so
                              vielen Schwierigkeiten und Unannehmlichkeiten verbunden, daß man derselben bald
                              uͤberdruͤssig wurde. Diese Schwierigkeiten wollen wir zeigen, damit
                              man die Vortheile der neuen Vorrichtung leichter begreift.
                           Fig. 15 und
                              16.
                              zeigen den Durchschnitt der neuen Lampen von zwei verschiedenen Seiten: sie sind
                              genau so, wie die aͤlteren, gebaut, nur mit dem Unterschiede, daß man eine
                              sehr kurze Roͤhre hinzugefuͤgt, und eine kupferne Platte nebst einem
                              kupfernen Stoͤpsel weggelassen hat.
                           An der Lampe der HHrn. Gebruͤder Girard ist die
                              ganze Hoͤhe durch Scheidewaͤnde in vier Hoͤhlungen getheilt,
                              wovon drei, x, y, z, z, im Spiele derselben
                              vorzuͤglich wichtig sind: die vierte, V, dient
                              bloß zur Aufnahme des Oehles, das bei dem Verbrennen oder Fuͤllen
                              uͤberlaͤuft.
                           Die Roͤhre, AA, deren Muͤndung auf
                              der oberen Platte ist, laͤuft durch die erste Scheidewand, und wird, nachdem
                              sie drei bis vier Linien uͤber die zweite gekommen ist, hermetisch in die
                              erste eingekittet. Diese Roͤhre hatte bei den HHrn. Girard, eine Seitenoͤffnung an der oberen Platte, die sie mit der
                              Hoͤhlung, X, in Verbindung brachte. Diese
                              Oeffnung ist jezt weggelassen.
                           Unter der Roͤhre, A, ist im der zweiten
                              Scheidewand eine zweite Roͤhre, BB,
                              angebracht, die an dieser Scheidewand entspringt, durch die dritte Scheidewand
                              laͤuft, mit welcher sie zusammengeloͤthet ist, und frei in eine noch
                              groͤßere Roͤhre, C, hinabsteigt, die auf dem Boden der
                              Lampe angeloͤthet ist. Diese Roͤhre hat, nach der Groͤße der
                              Lampe, verschiedene Hoͤhe, wie man unten sehen wird.
                           Nach den HHrn. Girard hatte die Rohre, BB, bei ihrer Oeffnung neben der zweiten
                              Scheidewand eine Klappe, welche von einer Feder gedruͤkt, die die
                              Roͤhre immer geschlossen zu halten strebte, sich nur dann oͤffnete,
                              wenn man einen kupfernen Stoͤpsel in die obere Oeffnung der Roͤhre,
                              AA, einschob. Dieser Stoͤpsel, der sich
                              genau einreibenBouchon a frottement dur. Wir haben keinen
                                    deutschen Ausdruk fuͤr den bekannten franzoͤsischen á frottement dur, wodurch die Verbindung
                                    der Stuͤke einer Floͤte, eines Fernrohres etc. bezeichnet
                                    wird, und wir versuchten denselben durch „genau einreiben“ zu uͤbersezen. Ueberhaupt
                                    scheint es uns, daß man in jeder Sprache und in jedem Handwerke zuviel
                                    Kunstausdruͤke eingefuͤhrt hat, wodurch die Lektuͤre
                                    technischer Werke jedem, der nicht zum Handwerke gehoͤrt, eben so
                                    erschwert wird, wie die Lektuͤre eines philosophischen Werkes der
                                    neueren und aͤlteren Schulen durch das gelehrt seyn sollendes
                                    Gallimatthias einem Leser von gesundem Menschenverstande durchaus
                                    ungenießbar ist. Helvetius und Hume und Mendelsohn
                                    kann jede Dame lesen und verstehen, und so koͤnnten auch technische
                                    Werke ihren mystischen Wortkram großen Theiles entbehren, und allgemein
                                    verstaͤndlich geschrieben werden. A. d. Ueb. laͤßt, stieß einen Eisendraht, der mit der Klappe in Verbindung stand
                              und sie oͤffnete. Diese ganze Vorrichtung ward weggelassen.
                           Eine dritte Roͤhre, DDD, die an der oberen
                              Scheidewand D, der Hoͤhlung, 2, entspringt,
                              laͤuft durch die beiden Scheidewaͤnde, b,
                              und a, mit welchen sie zusammengeloͤthet ist, und
                              steigt bis ungefaͤhr in die Haͤlfte der Hoͤhlung, X, hinauf; dort wird sie von einer Kappe bedekt, die
                              sich eine Linie hoch uͤber ihre Oberflaͤche erhebt, sie umfaßt, und
                              eine Linie tief (nach der Zeichnung unter, nach dem Texte uͤber (dessus) die Scheidewand hinabsteigt.
                           Eine vierte Roͤhre, EE, entspringt eine
                              Linie uͤber der Scheidewand, a, und stoͤßt
                              an den unteren Theil des Schnabels, F, mit welchem sie
                              zusammengefuͤgt ist, nachdem sie durch die obere Platte durchging, an welche
                              sie gleichfalls angeloͤthet ist.
                           Eine fuͤnfte Roͤhre endlich, GG, die
                              hier nur eine Sicherheitsroͤhre ist, und die bei dem Spiele der Maschine
                              keinen wesentlichen Einfluß hat, dient zum Uebertragen der uͤberfließenden
                              Oehltropfen in die Hoͤhlung, V. Diese Roͤhre entspringt auf der Oberflaͤche
                              der oberen Platte, laͤuft durch die Scheidewaͤnde, a, und b, und ist an alle
                              diese drei Stuͤke angeloͤthet.
                           
                        
                           Spiel dieser Lampe nach den HHrn. Girard.
                           Man zieht den Stoͤpsel aus der Roͤhre, A,
                              und sogleich wird sich die Roͤhre der Klappe, B,
                              schließen. Man gießt Oehl durch die Roͤhre, A,
                              ein, und die Hoͤhlung, Y, wird sich
                              fuͤllen. Wenn man fortfahrt nachzugießen, wird die Hoͤhlung, X, sich durch die kleine Seiten-Oeffnung oben an der
                              Roͤhre, A, fuͤllen, von welcher oben die
                              Rede war: man hoͤrt auf, sobald das Oehl bis oben zur Roͤhre, A, hinangelangt ist. Dann stekt man den metallnen
                              Stoͤpsel in sein Loch, und die Klappe oͤffnet sich. Alsogleich wird
                              das in der Hoͤhlung, Y, enthaltene Oehl in die
                              Hoͤhlung, 2, hinabsteigen, die Roͤhre, (C,
                              fuͤllen, uͤber den Rand derselben ausfließen, und sich in der
                              Hoͤhlung, Z, verbreiten. Es kann aber nicht in
                              diese Hoͤhlung hinabsteigen, ohne die darin enthaltene Luft zu vertreiben.
                              Diese Luft steigt durch die Roͤhre, DD,
                              empor, und begibt sich in den oberen Theil der Hoͤhlung, X, nachdem sie unter der Kappe und durch das Oehl,
                              welches diese Hoͤhlung fuͤllt, durchging. Diese Luft druͤkt
                              aber durch ihre Elasticitaͤt auf die Oberflaͤche des Oehles, und macht
                              dasselbe durch die Roͤhre, EE, bis zu dem
                              Schnabel, F, emporsteigen, vorausgesezt, daß die
                              Entfernung, d, e, d.h. die Entfernung des oberen Randes
                              der diken Roͤhre, C, bei dem Anfange der
                              Roͤhre, B, vollkommen der Laͤnge, E, i, d.h. vom Anfange der Roͤhre, E, bis zu dem Schnabel hinauf, gleich ist. Man regulirt
                              diese Entfernung durch die groͤßere oder geringere Laͤnge, die man der
                              Roͤhre, C, gibt. Man laͤßt das Oehl nur
                              auf drei Linien unter dem oberen Ende des Schnabels hinansteigen, damit es nicht
                              uͤberlaͤuft, da bei dem Verbrennen die Haarroͤhrchen, welche
                              die Faden des Dochtes bilden, dasselbe mit großer Gewalt anziehen. Die Verbrennung
                              waͤhrt die ganze Zeit uͤber, als Oehl in den Hoͤhlungen, X, und Y, enthalten ist.
                              Wenn man die Lampe wieder zurichten will, muß man das Oehl, welches in die
                              Hoͤhlung, Z, eingetreten ist, herausschaffen. In
                              dieser Hinsicht oͤffnet man die Roͤhre, A,
                              und stuͤrzt die Lampe auf einer Kanne um, Fig. 19, nachdem man
                              vorher den Aufsaz auf der Lampe, Fig. 18, weggenommen, und
                              einen Trichter, M, Fig. 19, auf die Kanne
                              aufgesezt hat, der der Lampe das Ansehen einer verlaͤngerten Bouteille gibt.
                              Diese Operation ist
                              langweilig, indem die Luft keinen Zutritt hat, um statt des Oelhes Eingang zu
                              finden, und es geht hierbei viele Zeit verloren.
                           Ich hatte auf dem Lande eine solche Lampe, und sah bald die Fehler derselben ein,
                              denen ich auf folgende Weise abzuhelfen suchte. Ich brachte vier Fuͤße an
                              meiner Lampe an, und loͤthtete unten ein Stuͤk dikes Kupfer an, in
                              welchem ich eine Schraube mit großem platten Kopfe sorgfaͤltig anbrachte,
                              zwischen die Schraube und die Platte brachte ich ein Leder, und auf diese Weise
                              konnte ich durch Oeffnung der Schraube die nothwendige Luft einlassen; die Lampe
                              leerte sich im Augenblike aus; ich zog die Schraube wieder an, und verschloß dem
                              Oehle den Ausgang. Dieß ging Alles sehr gut, so lang ich selbst die Lampe
                              fuͤllte; sobald aber mein Diener die Hand an dieselbe legte, schwizte das
                              Oehl uͤberall aus, und meine Papiere wurden voll Fleken.
                           Bei meiner Ruͤkkehr nach Paris theilte ich dem Lampenmacher Caron meine Verbesserungen mit, und nach mehreren
                              Berathungen kamen wir uͤber folgende Abaͤnderungen uͤberein,
                              die ganz Hrn. Caron angehoͤren, und die vollkommen
                              gelangen.
                           
                        
                           Spiel der Lampe nach Hrn. Caron's Verbesserung.
                           Man ließ die Klappe bei dem Ursprunge der Roͤhre, B, weg, sammt der dazu gehoͤrigen Feder; ebenso auch den
                              Eisendraht, der sie in Bewegung sezte, und den kupfernen Stoͤpsel, der sie in
                              Gang brachte. Man ließ auch das Verbindungsloch oben bei der Roͤhre, A, weg, und fuͤgte noch eine Roͤhre, HH, bei, die an die obere Platte, und an die
                              Scheidewand, A, angeloͤthet ist. Diese
                              Roͤhre nimmt in ihrem Inneren eine walzenfoͤrmige Eisenstange, I, auf, die mit einem Knopfe versehen ist, damit man sie
                              leicht herausziehen kann. Diese Stange ist, nach ihrer Achse, mit einer Oeffnung
                              versehen, die bis zur Hoͤhe, J, reicht,Welches in der Figur fehlt. A. d. Ueb. wo ein zweites Loch angebracht ist, welches sich mit dem ersteren verbindet:
                              sie schiebt sich in einem ledernen Gehaͤuse, das an dem oberen Theile der
                              Roͤhre, HH, angebracht ist. Auf diese Weise
                              kann man nach Belieben eine Verbindung zwischen der inneren und aͤußeren Luft
                              herstellen, wenn man die Stange herauszieht: man unterbricht diese Verbindung, wenn
                              man den Knopf niederschiebt.
                           
                           Um die Lampe zu fuͤllen, zieht man den Knopf bei, J, heraus, und gießt das Oehl aus der Kanne, Fig. 19, in die
                              Roͤhre, A; die Hoͤhlungen, Y, und, Z, fuͤllen
                              sich, und man hoͤrt auf nachzugießen, wenn das Oehl an der oberen
                              Flaͤche der Roͤhre, A, erscheint. Man
                              druͤkt dann den Knopf, I, nieder, und bedekt die
                              Lampe mit dem Trichter, M, und stuͤrzt sie auf
                              der Kanne um. Alsogleich hoͤrt man das Oehl niedersteigen, die
                              Hoͤhlung, X, fuͤllt sich, und alles
                              uͤberfluͤssige Oehl ergießt sich in die Kanne: die Hoͤhlung,
                              Z, bleibt leer. In einer oder in zwei Minuten
                              laͤngstens ist diese Arbeit gethan, und man verliert keinen Tropfen Oehl bei
                              derselben. Uebrigens spielt diese Lampe ebenso, wie jene der HHrn. Girard.
                           Die Lampe des Hrn. Caron verbreitet ein sehr
                              schoͤnes Licht; der Docht brennt drei bis vier Linien uͤber dem
                              Schnabel, so daß dieser nie verbrennt, und immer rein bleibt, wie in den
                              mechanischen Lampen der HHrn. Carcel und Gagneau. Sie ist außerordentlich wohlfeil, und kommt,
                              wenn sie nicht mit vergoldetem Bronze verziert ist, nicht uͤber 30
                              Franken.
                           Fig. 18.
                              zeigt eine der einfachsten Formen dieser Lampen; die Saͤule und die Basis
                              sind lakirt und gefirnißt; der Aufsaz, den man in Fig. 18. sieht (in
                              demselben Maßstabe gezeichnet, wie Fig. 15 und 16) ist so wie
                              die Zierrachen unten an der Saͤule in Oehl vergoldet. Diese einfache
                              Saͤule bringt eine sehr schoͤne Wirkung hervor. Auf dem Theile, N, ruht ein Lichtschirm aus Krystall oder Porzellan.
                           Hrn. Caron's Lampe erhielt bei der Ausstellung im J. 1823
                              ehrenvolle Erwaͤhnung.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
