| Titel: | Methode, Zuker zu raffiniren, worauf E. K. Howard, Esq., in Westbourn Green, Middlesex, sich den 31sten October 1812 ein Patent ertheilen ließ. | 
| Fundstelle: | Band 19, Jahrgang 1826, Nr. XCV., S. 376 | 
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                        XCV.
                        Methode, Zuker zu raffiniren, worauf E. K. Howard, Esq., in
                           Westbourn Green, Middlesex, sich den 31sten October 1812 ein Patent ertheilen ließ.
                        Aus Gill's technical Repository. Sept. 1825. S.
                              129.Hr. Gill theilt dieses in nachstehender Abhandlung
                                 verbesserte Patent mit, da es im naͤchsten Jahre ausgelaufen seyn wird.
                                 Wir finden es der Mittheilung werth, weil wir erwarten, daß die
                                 Runkelruͤben-Zukerfabrikation bei uns endlich auch jene Aufmerksamkeit
                                 als Foͤrderungs-Mittel der Viehzucht und der Landwirthschaft, wie in
                                 Frankreich finden wird. Fuͤr diesen wichtigen Industriezweig empfehlen
                                 wir den Unternehmern folgendes Werk: „Art de
                                       fabriquer le sucre de Betteraves, contenant: 1) la description des
                                       meilleures méthodes usitées pour la culture
                                    
                                    et la conservation de cette racine; 2) l'exposition
                                       détaillée des procédés et appareils utiles
                                       pour en extraire le sucre avee de grands avantages; suivi d'un essai
                                       d'analyse chimique de la Betterave; par M. Dubrunfaut, Membre de la
                                       Société d'Encouragement. 8. Paris 1825, avec 8 pl. chez
                                       Badelier. 7. Fr. 50 Cent.
                                     In demselben wird Achard's Schrift uͤber
                                 den europaͤischen Zuker, die von Anger ins
                                 Franzoͤf. uͤbersetzt und von Carl Derosne mit schaͤzbaren Bemerkungen versehen wurde, als die
                                 beste uͤber diesen Fabrikations-Zweig genannt, und Hr. Dubrunfaut hat in
                                 seinem Werke alle wichtigen Veraͤnderungen und Verbesserungen, welche der
                                 Zeit durch Erfahrung sich bewahrten, aufgenommen, wo demnach Jeder, der sich auf
                                 Runkelruͤben-Zuker-Fabrikation verlegen will, wohl thun wird, sich dieses
                                 Werk anzuschaffen und zu benuͤzen. D.
                           
                        Howard's, Methode Zuker zu raffiniren.
                        
                     
                        
                           Auf die bekannte Thatsache, daß Wasser den am wenigsten
                              krystallisirbaren Zuker weit leichter aufloͤst, als denjenigen, der am
                              leichtesten krystallisirbar ist, und auf eine Entdekung, die ich gelegentlich
                              machte, daß keine Zukeraufloͤsung in Wasser (außer sie waͤre bereits
                              hoͤchst concentrirt), ohne materielle Beeintraͤchtigung ihrer Farbe
                              und Krystallisations-Faͤhigkeit, oder beider zugleich, waͤhrend der
                              zur Abdampfung bis zur Krystallisation noͤthigen Zeit der Siedehize ausgesezt
                              werden kann, gruͤndete ich folgende Verfahrungs-Arten:
                           
                           Erstlich unterziehe ich den Rohzuker oder die Muscovade einer vorlaͤufigen
                              Bearbeitung, indem ich, so schnell als moͤglich, denselben mit soviel Wasser
                              menge, daß aus dem Gemenge unter der gewoͤhnlichen Temperatur der Luft, ein
                              Teig von der Consistenz eines gut abgearbeiteten Moͤrtels wird. Dieses
                              Gemenge lasse ich ungefaͤhr eine Stunde lang ruhen, oder etwas
                              daruͤber, und erhize sie hierauf ein wenig, bis zu einer Temperatur von 190
                              bis 200° F. (+ 70 bis 74°, 5 R.). Diese Erwaͤrmung geschieht am
                              bequemsten in einem Gefaͤße, welches mit siedendem Wasser, oder mit Dampf
                              umgeben ist, d.h., in einem Wasserbade unter dem Druke der Atmosphaͤre.
                              Nachdem diese Mischung aus Zuker und Wasser auf obige Weise, und durch
                              staͤtes Umruͤhren zu einer gleichfoͤrmigen Temperatur gebracht
                              wurde, regulire ich die noͤthige Consistenz derselben durch zugesezten Zuker
                              oder einen duͤnneren Brey so, daß die Masse hinter dem Ruͤhrer sich
                              alsogleich wieder schließt. Mit dieser Masse fuͤlle ich, unmittelbar aus dem
                              Wasserbade, die Formen auf irgend eine bequeme Weise, und nachdem ich die Masse in
                              denselben erkalten ließ, (wie wenn die Formen auf die gewoͤhnliche Weise mit
                              Zuker gefuͤllt wurden), ziehe ich den Pfropfen aus demselben aus, und lasse
                              den Syrup ablaufen. Sobald der Syrup auslaͤuft, oder noch etwas
                              fruͤher, puze ich die breitere oder obere Flaͤche des Zukerhutes in
                              der Form mit irgend einem schiklichen Instrumente so tief weg, bis ich finde, daß
                              der Zuker ein gleichfoͤrmiges Ansehen bekommt. Den auf diese Weise von dem
                              Zukerhute abgepuzten Zuker menge ich mit kaltem Wasser zu einem Breye von solcher
                              Consistenz, daß er sich nicht leicht hinter dem Ruͤhrer schließt, und bringe ihn dann wieder auf
                              die abgepuzte Flaͤche des Zukerhutes; so bald dieser Brey etwas troken
                              geworden ist, gieße ich sorgfaͤltig, mit vorgerichtetem Schwimmer, oder mit
                              irgend einer aͤhnlichen Schuͤzung, eine kalte gesaͤttigte
                              Aufloͤsung von feinem Zuker in kaltem Wasser ungefaͤhr einen halben
                              Zoll tief auf denselben. Oder, was ich noch lieber thue, ich nehme denselben Brei
                              bis zu jener Flaͤche am Zukerhute weg, die nach obigem ersten Puzen
                              uͤbrig blieb, und mische ihn mit Wasser zu einer duͤnneren Consistenz,
                              als die eben angegebene, und trage ihn dann wieder auf obige Weise auf, und
                              wiederhole dieselben Operationen mit dem duͤnnen Breye, oder mit einer kalten
                              Aufloͤsung von feinerem Zuker, als derjenige ist, der raffinirt werden soll,
                              so lange, bis der Zuker sich sehr dichtkoͤrnig zeigt, und die
                              Oberflaͤche sehr hart ist, wo dann eine ungesaͤttigte
                              Zukeraufloͤsung, oder selbst Wasser allein aufgegossen werden kann, ohne es
                              jedoch einlaufen zu lassen. Ich empfehle jedoch dieses Verfahren durchaus nicht,
                              indem es im Großen zu viele Genauigkeit und Aufmerksamkeit fordert.
                           Wenn der Zuker ein zu grobes oder offenes Korn hat, ist der Zuker, der zum Breye
                              verwendet wird, desto besser, je feiner er gemahlen ist, indem dadurch ein zu
                              schnelles und ungleichfoͤrmiges Hinabsikern der Feuchtigkeit in den Hut
                              vermieden wird.
                           Es ist ferner durchaus nicht noͤthig, daß derselbe Zuker, der von der
                              Oberflaͤche des Zukerhutes abgenommen wurde, als Brey oder Syrup wieder auf
                              demselben gebraucht wird; im Gegentheile ist es, um Zeit zu ersparen und auch in
                              anderer Hinsicht, bequemer, Zuker von gleicher oder feinerer Farbe anzuwenden, den
                              man auf dieselbe Weise durch fruͤhere Operationen erhalten hat.
                           Die Zeit zur Beendigung dieser ersten Operation bestimme ich entweder dadurch, daß
                              ich von Zeit zu Zeit einen auf diese Weise bearbeiteten Zukerhut herausziehe, oder
                              die groͤßere oder geringere Leichtigkeit beobachte, mit welcher die
                              Feuchtigkeit aufgenommen wird, und die Farbe des austroͤpfelnden Syrupes:
                              leztere ist, in den meisten Faͤllen, ein hinlaͤngliches Kennzeichen
                              zur Bestimmung des Grades der erhaltenen Reinigkeit. In so fern es mit
                              Bequemlichkeit und Ersparung an Hize geschehen kann, finde ich es sehr gut die
                              Temperatur der Stuben, in welchen die Formen sich befinden, niedrig zu erhalten, ehe man den Brey
                              eintraͤgt, ungefaͤhr auf 60° F, (+ 12°, R.), und sie
                              dann wieder auf 80 bis 90° F, (+ 21 bis 25° R.) zu erhoͤhen,
                              nachdem die Oberflaͤche des Zukerhutes zum lezten Mahle troken geworden ist.
                              In jedem oben beschriebenen und noch zu beschreibenden Falle, wo Melasse oder Syrup
                              durchziehen muͤssen, ist es noͤthig, die trokene Masse des Zukerhutes
                              in der Form zu durchbohren oder aufzubrechen, sobald sie so fest oder eisig wird,
                              daß sie den Einteilt und Ausgang der Luft aus dem Zuker, und dadurch auch den freien
                              Fluß der Melasse oder des Syrupes hindert.
                           Nachdem dieser erste Theil meines Processes auf diese Weise vollendet wurde, ziehe
                              ich die Huͤte heraus, oder zerschlage sie auf die gewoͤhnliche Weise,
                              und sondere das, was man den reinen oder guten Zuker nennt, von demjenigen, der noch
                              Melasse enthaͤlt: lezteren bewahre ich auf, um ihn wieder mit Rohzuker zu
                              obiger Vorarbeit zu mischen. Ersteren raffinire ich, indem ich in einem schiklichen
                              Gefaͤße sechs Pfund Wasser, (vorzugsweise siedend heiß), auf fuͤnf
                              Pfund dieses Zukers gieße, und ungefaͤhr 6 per Cent (mehr oder minder, da es
                              nicht sehr wesentlich ist), fuͤr die in demselben bereits enthaltene
                              Feuchtigkeit abziehe, und nachdem durch Umruͤhren eine vollkommene
                              Aufloͤsung des Zukers bewirkt wurde, lasse ich den Schmuz und Unrath, und die
                              unaufloͤslichen Unreinigkeiten sich sezen, und ziehe die Aufloͤsung
                              mittelst eines Hahnes, oder auf irgend eine andere schikliche Weise, von denselben
                              in eine andere Cisterne, oder in ein gehoͤriges reines Gefaͤß ab. Die
                              Reinigung und Scheidung der uͤbrigen Unreinigkeiten, und des
                              Faͤrbestoffes geschieht mittelst meiner gewoͤhnlichen
                              Verfeinerungs-Mittel, welche ich auf folgende Weise bereite. Ich loͤsche gut
                              gebrannten Kalk mit siedendem Wasser, und bereite daraus einen Rahm: nachdem dieser
                              so gleichfoͤrmig geworden ist, als die Natur des Kalkes es gestattet, seze
                              ich ungefaͤhr eben so viel Wasser, dem Umfange nach, zu, und lasse die
                              Mischung einige Minuten lang aufkochen, bis der Kalk einer fein geronnenen Milch
                              gleicht. Die fremden Stoffe und Kluͤmpchen, die sich immer im Kalke finden,
                              wasche ich aus, oder scheide sie durch Elutriation, und um ja sicher zu seyn, daß
                              alle Kluͤmpchen weggeschafft werden, lasse ich den ausgewaschenen Kalk durch
                              ein Sieb mit so seinen Loͤchern laufen, daß nur die feinsten geronnenen
                              Theilchen durch dasselbe durchziehen koͤnnen. Hierauf nehme ich
                              ungefaͤhr zwei und ein Halbpfund Alaun auf jeden Zentner festen Zuker, der
                              raffinirt werden soll, und loͤse den Alaun in 16 Mahl oder ungefaͤhr
                              so viel, Gewichttheilen Wasser auf, welches vorzugsweise siedend heiß seyn soll.
                              Dieser Aufloͤsung seze ich sechzig bis achtzig Gran weiche Kreide, (whiting), auf jedes Pfund Alaun zu, und nachdem die
                              Mischung so lange umgeruͤhrt wurde, bis alles Aufbrausen aufhoͤrt,
                              lasse ich die in derselben schwebenden Theilchen sich sezen, und ziehe die
                              Aufloͤsung von dem Niederschlage ab. Dann gieße ich das, auf obige Weise
                              bereitete, geronnene Kalkwasser mit allen Kalktheilchen, wohl aufgeruͤttelt,
                              zu, und ruͤhre waͤhrend des Zugießens ohne Unterlaß die Mischung. Von
                              diesem geronnenen Kalkwasser wird so viel zugegossen, daß Kurkume-Papier, in die
                              Mischung eingetaucht, nur wenig seine Farbe aͤndert, und, wenn es troken
                              wird, wieder seine gelbe Farbe annimmt; durch Eintauchen aber in die klare
                              daruͤber stehende Fluͤßigkeit, nachdem Alles sich gesezt hat, kaum
                              etwas veraͤndert wird. Auf diese Weise sind nun meine Verfeinerungs-Mittel
                              gehoͤrig zubereitet, und ich lasse dieselben auf den Boden des
                              Gefaͤßes sich sezen. Nachdem die daruͤber stehende Fluͤßigkeit
                              abgegossen wurde, bringe ich diese Verfeinerungs-Mittel auf ein Brett, das wie ein
                              Filtrum aufgestellt ist, und lasse die Feuchtigkeit ablaufen, bis die Masse beginnt
                              sich zusammenzuziehen, und Spruͤnge bekommt. In diesem lezten Zustande sind
                              dann diese Verfeinerungs-Mittel zur Clarification der zulezt abgezogenen
                              Zuker-Aufloͤsung, von welcher oben die Rede war, brauchbar. Von dieser
                              Aufloͤsung, und von jeder anderen aͤhnlichen Zuker-Aufloͤsung,
                              seze ich nach und nach, und unter Umruͤhren, so viel zu, daß dadurch ein
                              gleichfoͤrmiger rahmartiger Zustand entsteht, und diese Mischung gieße ich in
                              die ganze Menge der besagten Zuker-Aufloͤsung, die zur Clarification bestimmt
                              ist, unter gehoͤrigem Umruͤhren, um das Verfeinerungs-Mittel
                              gleichfoͤrmig zu vertheilen.
                           Der raffinirte oder geklaͤrte Zuker bleibt dann entweder eine Nacht, oder
                              sechs Stunden uͤber in Ruhe, mehr oder weniger, und die helle
                              Fluͤßigkeit wird von den Verfeinerungs-Mitteln abgezogen auf die
                              gewoͤhnliche bekannte Weise. Das Abrauchen wird bei einer Temperatur von
                              ungefaͤhr 200 Graden, mehr oder minder, angefangen und fortgesezt, welche
                              Temperatur, wie wir oben bemerkten, am besten durch Dampf hervorgebracht wird, oder
                              durch Wasser unter dem Druke der Atmosphaͤre. Dieses Manchen wird so lang
                              fortgesezt, bis die heiße Fluͤßigkeit eine specifische Schwere von ungefaͤhr 1,37, mehr
                              oder weniger, erreicht hat, und in diesem Zustande uͤbertrage ich dieselbe in
                              irgend ein schikliches Gefaͤß, und ruͤhre sie haͤufig um, bis
                              sie die gehoͤrige koͤrnige Consistenz zur Einfuͤllung in die
                              Form angenommen hat, wo ich dann die Formen mit derselben fuͤlle. Sobald die
                              Formen kalt werden, ziehe ich die Pfropfen aus denselben aus, und lasse den in den
                              Zukermassen natuͤrlich enthaltenen Syrup auf die gewoͤhnliche Weise
                              auslaufen. Waͤhrend dieser Operation, oder nachdem der Syrup die obere
                              Oberflaͤche des Zukerhutes verlassen hat, untersuche ich denselben, und puze
                              ihn auf die oben angegebene Weise nieder. Wenn der Zuker dann hinlaͤnglich
                              rein fuͤr Kaufmannsgut zu seyn scheint, nehme ich denselben, nachdem er
                              aufgehoͤrt hat zu troͤpfeln, auf die gewoͤhnliche Weise aus der
                              Form, und schneide das duͤnnere Ende, das noch nicht rein von Syrup geworden
                              ist, weg, und trokne den Hut auf die gewoͤhnliche Weise. In dem Falle, daß
                              der Zuker noch nicht weiß genug waͤre, menge ich dann jenen Zuker, welchen
                              ich wegpuzte, wieder, wie oben bemerkt wurde, mit Wasser zu einem Breye, der auf
                              obige Weise angewendet wird.
                           Wenn ferner der auf obige Weise bereitete Zukerhut nicht hinlaͤnglich festes
                              und dichtes Korn haͤtte, um den Kaͤufer gefallen zu koͤnnen,
                              forme ich, vor dem Troknen, den Hut auf die bekannte Weise um, indem ich denselben
                              in eine metallne oder andere Form einstampfe, wodurch ich denselben alsogleich
                              wieder heraus bekomme.
                           Wenn ferner die Spize des Zukerhutes beibehalten werden muß, ohne daß der in
                              derselben enthaltene Syrup in den Koͤrper desselben zuruͤkgelassen
                              werden kann, so bringe ich eine Roͤhre an, die weit genug ist, um gleichsam
                              als Fortsezung des Bodens der Form zu dienen, und befestige dieselbe an der
                              gewoͤhnlichen Form, die aber eine wenigstens um Einen Zoll weitere Oeffnung
                              haben muß, oder einen Theil einer neuen Form bildet, die besonders verfertigt werden
                              muß. Ich nehme nun den unteren Theil des Zukers ab, der in dieser Roͤhre
                              enthalten ist, und erhalte zugleich den uͤberfluͤßigen Syrup, statt
                              daß ich die Spize, wie gewoͤhnlich, wegnehme.
                           Um nun zu dem in den beiden Cisternen oder Gefaͤßen enthaltenen Safte
                              zuruͤkzukehren, wovon das eine den groben Schmuz, und die
                              unaufloͤsbaren Unreinigkeiten, und das andere die oben bemerkten
                              Verfeinerungs-Mittel enthaͤlt (die Zukeraufloͤsung, die in beiden enthalten ist, wird in
                              der naͤchsten oder in einer der folgenden Operationen aufgearbeitet), so seze
                              ich zu dem ersteren dieser Saͤfte ungefaͤhr gleichen Umfang siedend
                              heißen Wassers zu, und lasse ihn dann durch ein Tuch laufen, das dicht genug ist, um
                              alle groͤberen Unreinigkeiten zuruͤk zu halten. Ich seze hierauf die
                              andere Fluͤßigkeit, welche die Verfeinerungs-Mittel enthaͤlt, zu, und
                              entferne durch Waschen und Sezen allen Unrath, welchen sie enthalten. Dieser
                              suͤßen Fluͤßigkeit bediene ich mich zum Anruͤhren des Breyes,
                              oder (in Hinsicht des darin enthaltenen Zukers), bei Anfang des
                              Reinigungs-Processes, von welchem oben die Rede war, statt des Wassers. Was den von
                              dem Zuker, der meinen Verfeinerungs-Mitteln unterworfen war, abtraͤufelnden
                              Syrup betrifft, kann derselbe ohne allen Zusaz abgedampft werden, vorausgesezt, daß
                              man denselben nicht sieden laͤßt, was am besten durch den Dampf, oder durch
                              obiges Wasserbad geschieht: diese Syrupe werden, bei dieser Behandlung, noch bei
                              einer zweiten und dritten, ja sogar bei einer vierten, Krystallisation noch große
                              Krystalle liefern. Es koͤnnen auch die Zuker-Abfaͤlle, die von dem
                              Puzen der Spizen, oder von den abgeschnittenen Spizen uͤbrig bleiben, nebst
                              den uͤbrigen Resten in diesem Safte zerlassen werden im Wasserbade, um zu der
                              zur Krystallisation noͤthigen Dichtheit, oder zur koͤrnigen Consistenz
                              zu gelangen. Die schlechteren Syrupe koͤnnen vorteilhaft mit Muscovade Zuker,
                              statt mit Wasser, gemengt werden, wie ich bei der ersten Operation angegeben
                              habe.
                           Die Brode, Huͤte oder Zukermassen, welche durch die Anwendung meiner
                              gewoͤhnlichen Verfeinerungs-Massen raffinirt wurden, oder jeder schon mehr
                              verfeinerte Zuker, kann durch die Anwendung anderer Verfeinerungs-Mittel noch mehr
                              verfeinert werden. Diese werden auf folgende Weise verfeinert. Ich nehme
                              ungefaͤhr 2 1/2 Pfund Alaun auf jeden Zentner festen Zuker, der verfeinert
                              werden soll, und loͤse den Alaun in ungefaͤhr sechzehn Mahl so viel
                              Wasser (dem Gewichte nach und siedend heiß), auf; dieser Aufloͤsung seze ich
                              siebenzig oder achtzig Gran Kreide fuͤr jedes Pfund Alaun zu, und nachdem ich
                              die Mischung umruͤhrte, bis alles Aufbrausen aufhoͤrt, lasse ich die
                              schwebenden Stoffe sich sezen, und ziehe die Aufloͤsung von dem Bodensaze ab.
                              Dann gieße ich in dieselbe (statt der geronnenen Kalkaufloͤsung bei meiner
                              gewoͤhnlichen Verfeinerung), eine concentrirte kaustische
                              Soda-Aufloͤsung oder Sodalauge, und zwar so lange, bis die umgeruͤhrte
                              Mischung einen leicht gefaͤrbten Flek auf dem Kurkume-Papier erzeugt. Dann
                              gieße ich das schoͤnste Wasser hinzu, und fahre mit dem Auswaschen des
                              Niederschlages durch abwechselndes Verbreiten und Sezen so lange fort, bis das
                              Wasser beim Ablaufen keinen Geschmak mehr aͤußert, worauf ich dasselbe auf
                              die oben beschriebene Art von dem Verfeinerungs-Mittel abziehe. In Hinsicht aus das
                              schoͤne Wasser muß ich bemerken, daß ich es oͤfters sehr
                              zutraͤglich finde, dasselbe dadurch zu reinigen, daß ich es, nach der wohl
                              bekannten Weise, mit etwas Alaun abkoche, und mit etwas Kalk, wohl beachtend, daß
                              kein uͤberschuͤssiger aͤzender Kalk in der Aufloͤsung
                              zuruͤk bleibt.
                           Insofern ich Alaun empfehle, geschieht es nicht deßwegen, als ob er besser
                              waͤre als bloße schwefelsaure Alaunerde, sondern weil Alaun, als ein bereits
                              im Handel vorkommender Artikel, leichter zu haben ist. Eine Mischung von Kalk und
                              Alaunerde, die der oben beschriebenen aͤhnlich ist, koͤnnte, wie immer
                              erhalten, auch bei meiner ersten Verfeinerung, und reine Alaunerde, auf was immer
                              fuͤr eine Weise gewonnen, koͤnnte zur zweiten dienen. Kaustische Soda
                              ziehe ich der Pottasche in der Hinsicht vor, weil das daraus entstehende Salz sich
                              leicht wegwaschen laͤßt, und dem Ammonium deßwegen, weil dieß zu theuer
                              kommt.
                           Ich erzeuge den hoͤchsten Grad von Feinheit in festem (bereits schon ziemlich
                              raffinirtem) Zuker dadurch, daß ich den auf diese Weise zu verfeinernden Zuker in
                              dem schoͤnsten Wasser (vorzugsweise siedend heiß) auf die oben beschriebene
                              Weise, und in demselben Verhaͤltnisse aufloͤse. Sobald meine erste
                              vorlaͤufige Arbeit geschehen, und unmittelbar nachdem die Aufloͤsung
                              vollendet ist, menge und zertheile ich meine zweiten Verfeinerungs-Mittel so, wie es
                              oben bei den ersten angegeben wurde, und nachdem sich die Fluͤßigkeit durch
                              Ruhe geklaͤrt Hat, schreite ich zur Abdampfung und Vollendung der
                              Zukerhuͤte auf die oben beschriebene Weise.
                           Obschon ich bei der Zuker-Raffinirung eine Hize von 200° F. als die
                              zwekmaͤßigste zur Erhaltung der Farbe und Krystallisations-Faͤhigkeit
                              des Zukers angegeben habe, und diese durch Dampf oder Wasserbad erhalte, so wende
                              ich doch, wenn Umstaͤnde es erfordern, auch eine hoͤhere Temperatur
                              an, obschon diese weniger vorteilhaft ist, und sorge vorzuͤglich
                              dafuͤr, daß dieselbe so gleichfoͤrmig als moͤglich an der
                              Oberflaͤche des Kessels angebracht wird. Was das Dampf- oder Wasser-Bad
                              betrifft, so wende ich
                              dasselbe nach den in chemischen und anderen Werken aufgestellten Grundsaͤzen
                              an; was die Temperatur uͤber dem Siedepunct betrifft, so baue ich mein
                              Wasserbad stark, und versehe es mit einem Speise-Apparate unter gehoͤrigem
                              Druke, oder mit einer Drukpumpe zur Speisung, und mit einer Sicherheits-Klappe, und
                              mit Verbindungs-Roͤhren, Haͤhnen, Aichen, und Allem, was zu
                              Dampfkesseln nothwendig ist.
                           So sehr ich aber das Wasser- oder Dampfbad vorziehe, um meine Gefaͤße zu
                              hizen, so bediene ich mich, noͤthigen Falles, auch des freien Feuers, und
                              sorge vorzuͤglich dafuͤr, daß die Hize regelmaͤßig und
                              gleichfoͤrmig auf den Kessel wirkt, da die gehoͤrigen Grade von Hize
                              hier weit mehr Aufmerksamkeit fordern, als bei dem Dampf- oder Wasserbade.
                           Wenn ich meine gewoͤhnlichen Verfeinerungs-Mittel bei sehr grobem, nassen oder
                              zerfließenden Zuker anwenden soll, so muß nothwendig mehr von dem geronnenen
                              Kalkwasser zugesezt werden, als in Hinsicht auf die zum Theile schon durch
                              Durchseihung oder auf andere Weise verfeinerten Zuker oben bereits angegeben wurde.
                              Es bleibt, in Hinsicht auf die noͤthige Menge des Zusazes, der Einsicht des
                              Arbeiters uͤberlassen, der sich nach den Eigenschaften des groͤberen
                              Zukers zu benehmen wissen wird.
                           Diese Angaben koͤnnen, nach Umstaͤnden, abgeaͤndert, und an den
                              bereits bestehenden Raffinerieen angewendet werden.