| Titel: | Ueber den verbesserten Glasleger. Von Hrn. Lippert, Glasfabrikanten zu Himmelpfort. | 
| Fundstelle: | Band 19, Jahrgang 1826, Nr. CXXIV., S. 560 | 
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                        CXXIV.
                        Ueber den verbesserten Glasleger. Von Hrn.
                           Lippert,
                           Glasfabrikanten zu Himmelpfort.
                        Entnommen aus den Verhandlungen des Gewerbs-Vereins.
                              Decbr. 1825. S. 200.
                        Lippert, uͤber den verbesserten Glasleger.
                        
                     
                        
                           Zum Streken und Plaͤtten des Tafelglases bedient man
                              sich zeither allgemein eines Glaslegers, welcher vor dem Plaͤtten
                              bestaͤubt werden muß, weil sonst das Glas auf demselben sich festsezen
                              wuͤrde. Er wird durch Asche und andere Unreinigkeiten, die durch die Feuerung
                              verursacht werden, beschmuzt, wodurch das Glas beim Plaͤtten und Streken
                              unrein wird, indem sich jene Unreinigkeiten, da der Glasleger nicht abgewischt
                              werden kann, in das Glas eindruͤken. Eben so sehr leidet auch die
                              geplaͤttete Glasscheibe beim Durchstoßen in den Kuͤhlofen. Der Preis
                              eines gewoͤhnlichen Glaslegers betraͤgt etwa einen Thaler, er hat aber
                              eine so geringe Dauer, daß oft fuͤnf Glasleger bei einem Plaͤtten
                              gebraucht werden. Nimmt man nun an, daß in einem Jahre wenigstens 80 Mahl
                              geplaͤttet wird, so verursacht die Wandelbarkeit der Leger eine Ausgabe von
                              400 Thalern. Der von dem Glasfabrikanten Hrn. Lippert
                              verbesserte Glasleger gewaͤhrt dagegen den Vortheil, daß er uͤber ein
                              Jahr benuzt werden kann, daß das darauf geplaͤttete weiße Scheibenglas bei
                              weitem reiner und schoͤner ausfaͤllt, als auf dem bisherigen. Ferner
                              braucht man diesen Leger nicht zu bestaͤuben, ja man kann ihn im Gegentheile
                              mit nassen Tuͤchern abwischen, ohne daß dadurch ein Nachtheil entsteht. Man
                              stoͤßt, nachdem der Cylinder darauf geplaͤttet worden, den Leger sammt
                              der Scheibe in den Kuͤhlofen durch, in welchem sodann leztere vom Leger
                              abgenommen, und zur Kuͤhlung aufgestellt wird; nachdem zieht man den Leger
                              mit einem eisernen Haken aus dem Kuͤhlofen zuruͤk. Der Preis eines
                              solchen Legers belaͤuft sich zwar auf hoͤchstens 10 Thaler,
                              dafuͤr haͤlt er aber viel laͤnger, und gewaͤhrt
                              mannigfaltigen Vortheil. Die Arbeit des Strekens gelingt ohne viele Muͤhe, so
                              daß ein Arbeiter jener Fabrik, der in verschiedenen boͤhmischen Huͤtten gearbeitet hat,
                              versicherte, er wolle auf diesem neuen Glasleger das Schok eher fuͤr 7 Gr.,
                              als auf dem gewoͤhnlichen Glasleger fuͤr 11 Gr., welches der
                              gewoͤhnliche Arbeitslohn ist, arbeiten, und bloß deßhalb, weil er jezt keine
                              Glasleger mehr zu machen brauche. Die Darstellung der gebraͤuchlichen
                              Glasleger ist so schwierig und gefaͤhrlich, daß Beispiele nicht selten sind,
                              wo Arbeiter bei jener Arbeit, auf der Stelle den Tod fanden; gewoͤhnlich
                              wurden sie durch diese Beschaͤftigung mit Bluthusten behaftet, und
                              unbrauchbar fuͤr die Huͤttenarbeiten.
                           Die Masse, aus welcher der verbesserte Glasleger dargestellt wird, ist
                              koͤllnischer Pfeifenthon; dieser wird durch Stampfen zerstoßen,
                              gepuͤlvert mit Wasser benezt, und zwei Wochen lang sich selbst
                              uͤberlassen. Nach dieser 14taͤgigen Ruhe wird er nunmehr zur
                              Bearbeitung brauchbar, gut durchgeknetet, in eine dazu gefertigte Form von Holz, die
                              1 1/2 bis 4 Quadratfuß groß ist, festgeschlagen. Die obere Lage, welche
                              Glaͤtte und Politur erhaͤlt, ist 1/4 Zoll stark; sie wird aus gleichen
                              Theilen Thon und fein gepuͤlvertem Kieselsteine gemengt, und auf die
                              eingeschlagene Thonmasse fest uͤbergetragen. Das Kieselsteinpulver ist zur
                              obern Schicht ganz unentbehrlich, indem es die noͤthige Haͤrte und
                              Politur bewirkt und macht, daß der Leger Hize und Kaͤlte, ohne zu
                              zerspringen, ertragen kann. Ist der Leger so weit fertig, so muß derselbe
                              waͤhrend 14 Tagen, taͤglich einige Stunden lang, mittelst eines
                              Stuͤkes Buchenholz, welches sehr glatt geschnizt seyn muß, polirt werden, und
                              die Zeit uͤber austroknen. Darauf brennt man denselben in einem Temperirofen
                              12 Stunden lang, damit er gehoͤrig hart werde, und umlegt ihn mit einem
                              gegoßnen eisernen Rahmen von 1/4 Zoll Staͤrke, an welchem an der einen Seite
                              ein kleiner eiserner Ring befestigt ist, der dazu dient, den Leger mittelst eines
                              eisernen Hakens in den Kuͤhlofen hineinzustoßen und wieder
                              herauszuziehen.
                           Da der Glasfabrikant Herr Lippert ein Modell seines neuen
                              Glaslegers, nebst Beschreibung der Anfertigung desselben, an Ein hohes Ministerium
                              eingesendet hatte, so beauftragte der Herr Minister die technische
                              Gewerbedeputation, uͤber diese Verbesserung einen gutachtlichen Bericht
                              abzugeben. Ein Versuch im Großen, um den Werth dieses neuen gegen den
                              gewoͤhnlichen Glasleger zu ermitteln, konnte nicht angestellt werden; es
                              wurden jedoch auf dem
                              uͤbersendeten Modelle durch den hiesigen Glasbieger Balog Versuche im Kleinen angestellt.
                           Nach der von ihm daruͤber abgegebenen Erklaͤrung geht die Arbeit damit
                              gut von statten. Der kleine Glasleger hat alles geleistet, was gewoͤhnliche
                              Glasleger thun. Derselbe ist einer staͤrkern Hize ausgesezt worden, als
                              welcher die zu strekenden Tafeln gewoͤhnlich ausgesezt werden, und leztere
                              haben dabei keine Brandfleken, oder sonstige Fehler, gezeigt, sondern sind rein,
                              klar, und mit ebener, gleicher Flaͤche herausgekommen. Der Glasbieger hat
                              dabei zufaͤllig den erhizten Glasleger fallen lassen, und es ist derselbe
                              ganz geblieben. Eben so richtig ist auch, daß derselbe nicht bestaͤubt zu
                              werden braucht, leicht gereinigt werden kann, und daß sich sonach darauf reineres
                              Glas herstellen laͤßt, als auf den bisher angewendeten Glaslegern. Nach
                              diesen Thatsachen und Ergebnissen des angestellten Versuchs im Kleinen, ist daher
                              der Glasbieger Balog geneigt, dem neuen Glasleger den
                              Vorzug vor den alten zu geben, wenn er auch mehr kostet, und er glaubt, daß sich die
                              Brauchbarkeit desselben im Großen ebenfalls bewaͤhren muͤsse.
                           Diesemnach waͤre also das, was der Fabrikant Herr Lippert von seinen Glaslegern aus einer Mischung von Thon und
                              pulverisirten Kieselsteinen ruͤhmt, nicht ohne Grund, und als eine
                              Verbesserung der Glasfabrikation anzusehen.
                           So viel der Deputation bekannt, ist sie auch neu, wenigstens bedienen sich die
                              hiesigen Glasbieger keiner aͤhnlichen Formen, sondern wenden bei ihren
                              Arbeiten eiserne an. Im Allgemeinen scheint die Erfindung einen gewerblichen Werth
                              zu haben, und Verbreitung zu verdienen.