| Titel: | Gewisse Verbesserungen an Eisenbahnen, und an den auf denselben gebräuchlichen Wagen, worauf Wilh. H. James, Coburg-Place, Winson Green bei Birmingham, sich am 5. März 1825 ein Patent ertheilen ließ. | 
| Fundstelle: | Band 19, Jahrgang 1826, Nr. CXXV., S. 563 | 
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                        CXXV.
                        Gewisse Verbesserungen an Eisenbahnen, und an den
                           auf denselben gebraͤuchlichen Wagen, worauf Wilh. H. James, Coburg-Place, Winson Green bei
                           Birmingham, sich am 5.
                              Maͤrz 1825 ein Patent ertheilen ließ.
                        Aus dem London Journal of Arts. Decbr. 1825. S.
                              301.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              XI.
                        James's Verbesserungen an Eisenbahnen.
                        
                     
                        
                           Diese Verbesserungen bestehen 1) darin, daß der Eisenbahn an
                              jenen Stellen der Straße, wo Kruͤmmungen oder Wendungen zu machen sind, Rippen von
                              verschiedener Erhoͤhung, und den Raͤdern, die darauf laufen
                              muͤssen, Furchen von verschiedenem Durchmesser gegeben werden, so daß die
                              beiden auf derselben Achse einander gegenuͤberstehenden Raͤder
                              verschiedene Umkreise an jenen Stellen erhalten, wo der Wagen umkehren muß, und
                              folglich eine krumme Linie statt einer geraden beschreiben; 2) in Anwendung von
                              Spindeln, welche sich durch ein besonderes Triebwerk drehen, um alle Raͤder
                              des Wagens, welche sich auf der Eisenbahn bewegen, in Umlauf zu sezen; 3) endlich in
                              einer besonderen Anwendung einer allgemeinen Verbindung, um die umdrehende Wirkung
                              einer Spindel mit jener der naͤchsten zu verbinden, so daß von einer
                              Dampfmaschine, oder irgend einer anderen Triebkraft her die Raͤder aller
                              Wagen, die auf einer Eisenbahn mit einander laufen, in Umtrieb gesezt werden.
                           Fig. 7. Tab.
                              XI. zeigt den Durchschnitt einer Eisenbahn mit einer Rippe, a, in ihrer Mitte, so daß der Umfang eines Rades, der gleichfalls im
                              Durchschnitte dargestellt ist, darauf laufen kann. Wenn der Durchmesser der beiden
                              gegenuͤberstehenden Raͤder eines Wagens derselbe waͤre,
                              wuͤrde der Wagen sich in gerader Linie vorwaͤrts bewegen; wenn aber
                              der Durchmesser eines der Raͤder groͤßer ist, dann wird der Wagen sich
                              in einer krummen Linie vorwaͤrts bewegen, eben weil der Umfang der beiden
                              Raͤder nicht gleich ist. Der Patent-Traͤger schlaͤgt daher vor,
                              die Umfaͤnge der Raͤder dieser Wagen wandelbar zu machen, und zwar
                              mittelst Furchen oder Stufen, wie der Durchschnitt bei, bcd, zeigt. Wenn die Oberflaͤche der Eisenbahn dort, wo Wendungen
                              zu machen sind, so auf der Straße angebracht ist, daß der groͤßere
                              Durchmesser der Raͤder auf einer Seite des Wagens in Thaͤtigkeit
                              gesezt wird, so wird dann der Wagen sich in einer krummen Linie bewegen, welche mit
                              dem Unterschiede der Umfaͤnge der beiden Raͤder auf derselben Achse in
                              Verhaͤltniß steht. Wir wollen annehmen, daß der Wagen sich links in einer
                              Krummen bewegen soll, die nach außen um Ein Zoll auf die Yard- (3 Fuß) Laͤnge
                              abweicht; so muß dann auf der rechten Seite eine Eisenbahn angebracht werden, deren
                              Durchschnitt Fig.
                                 8. zeigt, wo die Rippe bei, e, an der Seite
                              laͤuft; und wenn das Rad hier mit seinem groͤßeren Umfange, mit der
                              Stufe, b, auf diese Rippe, e, gebracht wird, so wird der Wagen sich in obiger krummen, nach links sich
                              beugenden, Linie vorwaͤrts bewegen, indem der Umfang des Rades auf der
                              rechten Seite um so viel groͤßer ist, als auf der linken.
                           
                           Wenn man die Durchmesser des Rades, wie in Fig. 9. wechseln
                              laͤßt, so kann dem Wagen jede krummlinige Bewegung nach vorwaͤrts
                              gegeben werden. Wenn hier die Stufe, d, des Rades der
                              rechten Hand mit der Rippe, f, der rechts befindlichen
                              Eisenbahn in Beruͤhrung gebracht wird, so wird die Krumme links sich wenden,
                              und zwar im Verhaͤltnisse von zwei Drittel Zoll auf 3 Fuß auf der Eisenbahn
                              rechts. Eine andere Abaͤnderung dieser Vorrichtung zeigt Fig. 10., wo die Stufen,
                              a und b, der respectiven
                              Raͤder bei, ee, in Beruͤhrung mit
                              den Eisenbahnen gebracht werden, und eine nach der linken Seite hin laufende Krumme
                              hervorbringen, die auf der Eisenbahn zur Rechten um Ein Drittel Zoll auf drei Fuß
                              Laͤnge zunimmt.
                           Diese einfache Vorrichtung an dem Umfange der Raͤder und an den Eisenbahnen,
                              die bloß in verschiedenen Erhoͤhungen besteht, kann, nach Umstaͤnden,
                              so modificirt werden, daß die Wagen in jeder Krummen rechts und links laufen
                              koͤnnen, ohne die Reibung so zu vermehren, wie es allzeit geschieht, wenn der
                              Wagen auf einer sich kruͤmmenden Eisenbahn laufen muß.
                           Fig. 11.
                              zeigt zwei Wagen auf einer Eisenbahn, die an einander gehaͤngt sind, und an
                              welchen, aaa, die Drehespindeln sind, um die Wagen
                              zu treiben. Die Bewegung wird durch eine Dampfmaschine, oder durch eine andere
                              Triebkraft erzeugt, und dem Zahnrade, b, mitgetheilt.
                              Diese sich drehenden Spindeln treiben ein in den Buͤchsen, cc, eingeschlossenes Triebwerk, und die
                              allgemeinen Verbindungen, d, d, halten die Enden der
                              Spindeln an einander, und lassen alle sich gleichzeitig drehen.
                           Fig. 12.
                              zeigt das Gehaͤuse in einem groͤßeren Maßstabe, in welchem das
                              Triebwerk sich befindet, um die Laufraͤder der Wagen in Bewegung zu sezen:
                              die Seite des Gehaͤuses ist abgehoben, um die innere Einrichtung zu zeigen.
                              Fig. 13.
                              ist ein Grundriß desselben. aa, ist die sich
                              drehende Spindel; b, ist ein Triebstok in Form eines
                              abgestuzten Kegels auf dieser Spindel, welcher in ein Zahnrad von derselben Form,
                              c, eingreift, welches in Kreuzlagern sich horizontal
                              dreht. Dieses Rad hat eine Doppelreihe von Zaͤhnen, oben und unten: die
                              untere Reihe greift in das Zahnrad, d, welches an der
                              Achse des gewoͤhnlichen Wagenrades befestigt ist. Auf diese Weise treibt, wie
                              man sieht, die Spindel, a, durch ihre Umdrehung das
                              horizontale Rad, c, und dieses treibt das Rad, d, und dreht dadurch das Rad am Wagen, wodurch der Wagen vorwaͤrts
                              geschoben wird.
                           Fig. 14 und
                              15. sind
                              zwei verschiedene Ansichten des allgemeinen Gefuͤges, wodurch der
                              Patent-Traͤger die sich drehenden Spindeln zu verbinden vorschlaͤgt.
                              aa, sind die Enden der sich drehenden
                              Spindeln, deren eines Arme in Form eines Halbmondes besizt, bb, welche die Drehezapfen, cc, des Buͤchsen-Gefuͤges aufnimmt.
                              dd, sind zwei Arme, die sich auf einer
                              Achsen-Verbindung in der Mitte des Gehaͤuses oͤffnen und schließen. An
                              den Enden derselben sind Glieder, oder irgend eine andere schikliche Vorrichtung, um
                              dieselben mit anderen aͤhnlichen Armen, ee,
                              zu verbinden, die sich in einer Achsen-Verbindung in dem Gehaͤuse, f, an dem Ende der naͤchsten Drehe-Spindel
                              befinden. Durch diese allgemeinen Verbindungen wird die ganze Linie von
                              Drehespindeln unter den verschiedenen Wagen, die den ganzen Zug auf der Eisenbahn
                              bilden, verbunden, und wenn diese Spindeln in schiefe Lage gegen einander kommen,
                              wie dort, wo die Bahn sich kruͤmmt, wird durch diese allgemeinen Verbindungen
                              die umdrehende Bewegung der Spindeln auf der ganzen Reihe von Wagen fortgesezt.
                           Der Patent-Traͤger nimmt die beschriebenen Furchen und Stufen an dem Umfange
                              der Raͤder, und die damit in Verbindung stehenden Rippen auf den Eisenbahnen:
                              2) das Triebwerk, welches er in den Wagen der Eisenbahnen anbringt, und welches von
                              der Drehespindel bewegt wird, und dadurch die Raͤder in Umlauf sezt, und auf
                              der Eisenbahn forttreibt; 3) die oben beschriebenen allgemeinen Gefuͤge zur
                              Verbindung der Drehe-Spindeln als sein Patent-Recht in Anspruch.
                           S. 310. erzaͤhlt Hr. James die Versuche, die er mit
                              einem Modelle seiner Wagen und Eisenbahnen im halben Maßstabe zu Birmingham
                              anstellte. Der Hauptzwek dieser Versuche war, zu beweisen, daß die Reibung des
                              Umfanges der Raͤder auf der Eisenbahn hinreicht, um die Wagen bedeutende
                              Huͤgel oder schiefe Flaͤchen hinanfahren zu lassen, indem man
                              gewoͤhnlich glaubt, daß dieß fuͤr jede Triebkraft bei einer
                              Erhoͤhung von 20 Fuß auf die englische Meile unmoͤglich ist.
                           Man legte eine hoͤlzerne, mit glatten Eisen beschlagene Eisenbahn von mehr als
                              100 Fuß Laͤnge: ein Drittel derselben war vollkommen horizontal; der
                              uͤbrige Theil bildete zwei schiefe Flaͤchen, wovon die eine 1 1/2 Zoll auf
                              drei Fuß Laͤnge, die andere drei Zoll auf drei Fuß emporstieg.
                           Zwei auf obige Weise vorgerichtete Wagen mit vier Raͤdern von ungefaͤhr
                              20 Zoll im Durchmesser wurden auf diese Bahn gestellt. Nachdem die Spindel des
                              vorderen Wagens ihre umdrehende Bewegung erhielt, wurden alle Raͤder beider
                              Wagen dadurch zugleich in Bewegung gesezt, und sie bewiesen allen Zusehern, daß sie
                              uͤber beide schiefe Flaͤchen gluͤklich hinaufsteigen
                              konnten.
                           Bei dem Herabfahren uͤber diese schiefen Flaͤchen wurden die
                              Raͤder gelegentlich dadurch gesperrt, daß man die Umdrehungen der Spindel
                              aufgab, um zu sehen, ob der Wagen nachgleiten wuͤrde; allein, es geschah
                              nicht; man konnte sie aber dadurch ploͤzlich, mitten in ihrer raschen
                              Bewegung, aufhalten. Das Triebwerk und die Spindeln dienen demnach zur
                              Beschleunigung der Bewegung eben so gut, als zur Aufhaltung derselben.
                           Hr. James fand ferner durch Versuche, daß Wagen durch an
                              den Raͤdern angebrachte Triebkraft uͤber jede schiefe Flaͤche
                              hinaufgefoͤrdert werden koͤnnen, uͤber welche sie nicht, wenn
                              alle Raͤder gesperrt sind, durch ihre eigene Schwerkraft herabgleiten.
                           Versuche mit gekruͤmmten Bahnen gaben die, oben in dem Patente
                              angefuͤhrten, Resultate.
                           ––––––––––
                           Das Repertory of Patent-Inventions bemerkt im Januar-Hefte 1826. S. 60, daß die Spindeln nicht neu
                              sind, und schon fruͤher gebraucht wurden; daß die Vertiefungen oder
                              Erhoͤhungen an den Reifen der Raͤder im Grunde eben so viel sind, als
                              eben so viele Reifen, und die Raͤder in eben dem Verhaͤltnisse
                              schwerer machen muͤssen; daß das Heben der Raͤder aus einem Geleise in
                              das andere eine muͤhevolle und langweilige Operation seyn muß, und daß der
                              Patent-Traͤger gar nicht angab, wie dieß zu geschehen hat, und daß die Rippen
                              auf den Eisenbahnen auf keine Weise die Kosten ersezen wuͤrden, die sie
                              veranlassen.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
