| Titel: | Verbesserungen im Baue und bei Verfertigung der Hufeisen oder ihrer Surrogate, sowohl für Pferde als für Hornvieh, auch in der Art des Beschlages, worauf Thom. Hodgson, Thierarzt, Williamstreet, Lambeth, Surrey, am 7. October 1824 sich ein Patent ertheilen ließ. | 
| Fundstelle: | Band 20, Jahrgang 1826, Nr. XI., S. 38 | 
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                        XI.
                        Verbesserungen im Baue und bei Verfertigung der
                           Hufeisen oder ihrer Surrogate, sowohl für Pferde als für Hornvieh, auch in der Art des
                           Beschlages, worauf Thom.
                              Hodgson, Thierarzt, Williamstreet, Lambeth, Surrey, am 7. October 1824 sich ein Patent ertheilen
                           ließ.
                        Aus dem Repertory of Patent Inventions. Supplement to
                              the I. Volume. S. 470.
                        Hodgson's, Verbess. im Baue und bei Verfertig. der Hufeisen
                           etc.
                        
                     
                        
                           Der Patent-Traͤger faͤngt seine Erklaͤrung mit Aufstellung der
                              Verhaͤltnisse der Hoͤhe des Pferdehufes zu seiner Laͤnge und
                              Breite an, und bemerkt, daß der Neigungs-Winkel seines abhaͤngigen Theiles
                              vorne und ruͤkwaͤrts 30 Grade mit der Senkrechten betraͤgt. Er
                              bemerkt ferner, daß der Huf der Esel und anderer Thiere denselben Neigungs-Winkel
                              hat.
                           Hierauf beschreibt er sein Patent-Hufeisen als oval, vorne aber breiter, so daß es
                              auf die hervortretenden Theile des Hufes („bulges“ ein neugeschaffenes englisches Wort) paßt, und
                              ruͤkwaͤrts (nach der Zeichnung, die aber das Repertory nicht liefert),
                              um das Ende des Frosches schmaͤler. Es zeigt sich aber spaͤter, daß
                              dieses Hufeisen, wenn es ganz ausgearbeitet ist, nicht oval bleibt, da es heißt, es
                              soll an der Ferse offen ausgeschnitten, und an dem Hintertheile abwaͤrts und
                              auswaͤrts gekehrt seyn, so daß es daselbst auf ein Drittel der Laͤnge
                              nicht mit dem Hufe in Beruͤhrung kommt (wie aus einer anderen Zeichnung
                              erhellt). Breite und Dike sind ungefaͤhr so, wie an einem
                              gewoͤhnlichen Hufeisen.
                           Die untere Flaͤche des Hufeisens muß gefurcht, und rauh wie eine Raspel seyn,
                              damit das Pferd nicht ausglitscht; und damit diese Rauhigkeit sich nicht zu leicht und zu schnell
                              abschleift, soll das Eisen unten etwas ausgehoͤhlt seyn, damit das Thier
                              vorzuͤglich mit seiner aͤußeren Kante auftritt. Der Huf soll etwas
                              concav an seinem Hintertheile ausgepuzt werden, damit er das Eisen an dieser Stelle
                              nicht ehe beruͤhrt, bis das Gewicht des Koͤrpers des Thieres denselben
                              darauf niederdruͤkt. Das Eisen kommt also mit dem Hufe vorne bis auf
                              ungefaͤhr zwei Drittel seiner Laͤnge in Beruͤhrung, und wird
                              daselbst, wie gewoͤhnlich, mit Naͤgeln befestigt.
                           Der Patent-Traͤger bemerkt, daß Hufeisen aͤhnlicher Art wohl schon
                              fruͤher, nicht aber nach den von ihm aufgestellten Verhaͤltnissen des
                              Hufes gemacht wurden; Eisen, die darnach verfertigt werden, nimmt er, sowohl an
                              Pferdefuͤßen als an Rinderfuͤßen, als sein Patent-Recht in
                              Anspruch.
                           ––––––––––
                           Dagegen bemerkt das Repertory daß, da Hr. Hodgson die Verbindung, die zwischen den von ihm mit so
                              vieler Genauigkeit aufgestellten Verhaͤltnissen des Pferde-Hufes, und der
                              Art, nach welcher das Huf-Eisen gebildet werden soll, Statt hat, durchaus nicht
                              erklaͤrte, es auch durchaus nicht einsehen kann, worauf sein Patent-Recht
                              sich gruͤndet.
                           „Wir hatten,“ sagt der Verfasser dieses Artikels im Repertory, „haͤufig Gelegenheit, in
                                 einer Berlinerblau-Fabrike Huͤfe in ungeheuerer Menge zu sehen, und
                                 koͤnnen versichern, daß eine so große Verschiedenheit zwischen diesen
                                 Huͤfen Statt hat, als man bei dem Thiere, dem sie angehoͤren, sich
                                 nur immer denken kann, und daß uns nichts weniger einfallen konnte, als, in
                                 dieser Hinsicht, jemahls mathematische Genauigkeit in Anspruch genommen zu
                                 sehen.“
                              
                           
                              „Wenn wir die Meinung des Patent-Traͤgers gehoͤrig
                                 aufgefasst haben, so ist das Verfahren, welches er empfiehlt, ganz
                                 bewundernswerth fuͤr einen Thierarzt berechnet, naͤmlich um ihm
                                 lahme Pferde zu verschaffen, an welchen er seine Kunst, wenigstens an
                                 europaͤischen Pferden, zeigen kann; die asiatischen Pferde haben
                                 allerdings kleinere Fuͤße; die unempfindliche Bedekung derselben ist sehr
                                 dik, sehr zaͤhe, verhaͤltnißmaͤßig unelastisch, und kann,
                                 im Ganzen, weit mehr ohne Nachtheil mißhandelt werden, als an unseren Pferden.
                                 Dieß gilt selbst noch von asiatischen Pferden und ihren Abkoͤmmlingen in
                                 unserem Lande.“
                              
                           
                           
                              „In Astley's Reitkunst-Schule (Amphitheatre) sahen wir schon vor vielen Jahren
                                 gefurchte Hufeisen, scharf wie eine Raspel. Dieß ist also nichts Neues; eben so
                                 wenig, als die ausgehoͤhlte Unterflaͤche des Hufeisens, so daß das
                                 Thier (auf harten undurchdringlichen ebenen Boden wenigstens) vorzuͤglich
                                 auf der aͤußeren Kante auftritt. Auch ist die Methode, das Hufeisen nur
                                 mit zwei Dritteln am vorderen Hufe in Verbindung zu bringen, durchaus nicht
                                 etwas Neues; sie ist vielmehr die taͤgliche Praxis eines jeden
                                 Paͤchters, wenn er sein lahmes Pferd wieder auf die Beine bringen will,
                                 nach dem einfachen Grundsaze, daß der Druk auf den leidenden Theil dadurch
                                 vermindert wird. Allein dadurch wird nicht kuͤnftigem Leiden vorgebeugt,
                                 vielmehr wird durch die gezwungene Stellung und Spannung des Fußes eine
                                 Krankheit erzeugt.Wenn der Hr. Verfasser dieser uͤbrigens gegruͤndeten
                                       Bemerkungen sich uͤber das Wort „Veterinarian“ lustig macht, dem es als
                                       englisches Wort an Auctoritaͤt, als lateinisches (Veterinarius) an classischer Auctoritaͤt gebricht; so geht er offenbar
                                       zu weit. Columella und Plinius gelten uͤberall als classische Auctoren, und
                                       beide bedienen sich dieses Wortes eben so gut, als Johnson, eine der ersten Auctoritaͤten in der
                                       englischen Sprache. Daß er sich ferner uͤber die
                                       franzoͤsischen Veterinaͤre lustig macht, verraͤth
                                       mehr National-Haß, als Gerechtigkeit; England hat eben so wenig einen
                                       Bourgelat und Huzard, als es eine Veterinaͤr-Schule, wie jene zu Lyon
                                       und zu Alfort, besizt. Es ist allerdings richtig, daß eine
                                       groͤßere Masse tieraͤrztlicher Kenntnisse unter dem
                                       englischen Volke verbreitet ist, als unter dem franzoͤsischen;
                                       daß der Englaͤnder seine Hausthiere ohne Vergleich besser
                                       haͤlt und behandelt, als der Franzose; allein, Thier-Arzneikunde,
                                       als solche, steht in Frankreich, wo zwei musterhafte Lehranstalten
                                       dafuͤr vorhanden sind, ohne Vergleich hoͤher, als in
                                       England, wo gar keine solche Lehranstalt vorhanden ist. A. d. Ueb “