| Titel: | Ueber drei neue Soda-Salze. Von Thom. Thomson, M. D. F. R. S. | 
| Fundstelle: | Band 20, Jahrgang 1826, Nr. XV., S. 54 | 
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                        XV.
                        Ueber drei neue Soda-Salze. Von Thom. Thomson, M. D. F. R.
                           S.
                        Aus den Annales of Philosophy. Decbr. 1825. S.
                              435.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              I.
                        Thomson, über drei neue Soda-Salze.
                        
                     
                        
                           Die Zahl der, von den Chemikern mit mehr oder weniger Aufmerksamkeit untersuchten,
                              Salze belaͤuft sich schon auf mehr als 840. So groß diese Zahl auch scheinen
                              mag, so betraͤgt sie doch nur einen geringen Theil jener salzartigen
                              Verbindungen, deren Bildung moͤglich ist. Wir koͤnnen kaum eine der
                              gewoͤhnlichsten Substanzen mit irgend einiger Aufmerksamkeit untersuchen,
                              ohne auf neue und unvorhergesehene Erscheinungen zu stoßen. Die Kenntniß der
                              salzartigen Verbindungen, und der Graͤnzen, welche dieselben beschranken,
                              sind so wichtig, daß wir nicht im Stande sind, im Allgemeinen uͤber diesen
                              Gegenstand zu urtheilen, Taͤglich zeigen sich uns Verbindungen, welche offenbar von unseren
                              vorgefaßten Begriffen abweichen. Gibt es, z.B. eine Meinung, die fuͤr
                              feststehender gaͤlte, als diese, daß die salzartige Verbindung von
                              Schwefelsaͤure und Soda nicht krystallisiren kann, ohne sich mit einer
                              bedeutenden Menge Wasser zu verbinden? Und dennoch habe ich neuerlich mit dieser
                              Saͤure und dieser Basis vollkommene, wasserfreie Krystalle in bestimmten
                              Verhaͤltnissen dargestellt.
                           Die kaͤufliche Soda enthaͤlt jedes Mahl etwas Schwefelsaͤure und
                              Eisen. Ich bereite mir daher meine Salzsaͤure zu Analysen dadurch, daß ich so
                              lange salzsaures Gas durch destillirtes Wasser stroͤmen lasse, als dieses
                              noch etwas davon aufnimmt. Das gewoͤhnliche Salz, aus welchem ich das
                              salzsaure Gas entwikle, wird in eine große Retorte gebracht, und hierauf die, zur
                              Zersezung noͤthige, Schwefelsaͤure, nach und nach durch die Tubulatur
                              eingetragen. Die Retorte wird durch eine Lampe erhizt.
                           Auf diese Weise entwikelt sich anfangs eine große Menge Gases, welches aber gradweise
                              abnimmt, und zulezt ganz aufhoͤrt, ehe noch alles Kochsalz in schwefelsaure
                              Soda verwandelt ist. Die vollkommene Zersezung kann auch nur mit so vieler Arbeit,
                              und durch Wiederholung so vieler Processe geschehen, daß ich es nicht der
                              Muͤhe werth finde, sie weiter als bis auf einen gewissen Punct fortsezen. In
                              der Retorte bleibt ein verhaͤrtetes, weißes und sehr sauer schmekendes Salz,
                              welches, ich dadurch aufloͤse, daß ich die Retorte mit Wasser fuͤlle,
                              und im Sandbade digerire. Diese ruͤkstaͤndige Salzmasse ist so schwer
                              aufloͤslich, daß wiederholtes Digeriren und sehr viel Wasser noͤthig
                              ist, um dieselbe aus der Retorte zu entfernen. Wird die erste, auf diese Weise
                              erhaltene, Aufloͤsung, welche viel uͤberschuͤssige
                              Schwefelsaͤure aufgeloͤst enthaͤlt, im Sandbade concentrirt,
                              und dann der Krystallisation uͤberlassen, so entstehen anfangs Krystalle,
                              welche der Form nach dem Glaubersalze sehr aͤhnlich, aber viel fester und
                              schwerer sind, und einen ausgezeichnet sauren Geschmak besizen. Diese Krystalle
                              erscheinen nicht immer, und ich konnte die Umstaͤnde nicht ausmitteln, unter
                              welchen sie sich bilden: wahrscheinlich steht aber ihre Bildung mit dem
                              Verhaͤltnisse der, in der Fluͤßigkeit enthaltenen
                              uͤberschuͤssigen. Saͤure in Verbindung. Ich erhielt sie einige
                              Mahle unter den eben angegebenen Umstaͤnden, und habe keinen Grund zweifeln,
                              daß andere Chemiker bei
                              demselben Verfahren sie nicht ebenfalls erhalten sollten. Diese Krystalle bilden ein
                              neues wasserfreies Salz, welches ich nach seinen Bestandteilen Soda-Sesquisulphat nennen, und dessen Eigenschaften und Analyse hier kurz
                              angeben will.
                           Die Grundform des gewoͤhnlichen Soda-Sulphates Fig. 7. ist ein doppelt
                              schiefes vierseitiges Prisma mit folgenden Winkeln:
                           
                              
                                 
                                    M
                                    
                                 auf
                                 T:
                                 108°
                                 
                              
                                 
                                    P
                                    
                                 auf
                                 
                                    T
                                    
                                 101° 30
                                 
                              
                                 
                                    P
                                    
                                 auf
                                 
                                    M
                                    
                                 128° (mit einem gewoͤhnlichen Goniometer
                                    gemessen.)
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                           Die scharfen Kanten des Prisma sind oft abgestumpft, so daß ein sechsseitiges. Prisma
                              entsteht. Die Krystalle des Soda-Sesquisulphates sind anfangs vollkommen
                              durchsichtig, allein ich erhielt sie nie in einem Zustande, der die Messung
                              derselben gestattete.
                           Ich halte die Grundform fuͤr ein gerades vierseitiges Prisma. Die zwei Formen,
                              welche ich bemerkte, sind Fig. 8 und 9. abgebildet. Fig. 7. ist ein
                              achtseitiges Prisma, an dessen Ende eine vierseitige Pyramide ist, welche statt der
                              Spize den Rhombus, P, hat. Die Neigung von M, auf T betraͤgt
                              90°. Ich halte daher, M und T, fuͤr zwei Grundflaͤchen des
                              urspruͤnglichen geraden vierseitigen Prisma. Die Flaͤchen, d, e, entstehen durch Abstumpfung der Kanten der
                              Grundform. P, betrachte ich als einen Ueberrest der
                              urspruͤnglichen Endflaͤche des Prisma. Die Stellung derselben ist
                              schief; ich war jedoch nicht im Stande sie zu messen. Die vier pyramidalen
                              Flaͤchen, a, b, c, entstehen durch Abstumpfung
                              der Endkanten des urspruͤnglichen Prisma. Ich fand keinen Krystall, der der
                              Figur 9.
                              vollkommen aͤhnlich gewesen waͤre. Die Seitenkanten der Grundform sind
                              immer abgestumpft; die Fig. 9. dargestellte
                              zweiflaͤchige Spize kommt jedoch zuweilen vor: sie entsteht offenbar durch
                              Abstumpfung zweier Kanten an der Basis der Grundform. Sehr haͤufig kommen die
                              in diesen zwei Figuren dargestellten Modifikationen zusammen vor, wodurch die
                              abgestumpfte Endpyramide 7 Flaͤchen statt 5 erhaͤlt.
                           Der Geschmak des Salzes ist sehr sauer. Legt man einen Krystall auf Flußpapier, so
                              wird dieses feucht und sauer, und bleibt auch so, obwohl der Krystall nicht merklich
                              Feuchtigkeit anzieht, sondern hart und fest, und auf der Oberflaͤche
                              vollkommen troken bleibt. Das Papier bleibt auch troken, wenn man die Krystalle mit Wasser
                              abwaͤscht. Das Salz zeigte nicht die geringste Neigung zur Verwitterung,
                              obwohl es bei troknem Wetter mehrere Tage lang der Luft ausgesezt war.
                           Das specifische Gewicht des Salzes betraͤgt, bei 63° F., 2, 26. Ich
                              bestimme das specifische Gewicht der in Alkohol unaufloͤslichen, Salze, indem
                              ich eine enge graduirte, Roͤhre bis zu einem bestimmten Puncte mit Alkohol
                              fuͤlle, und eine bestimmte Menge der Krystalle (40 Gran z.B.) in dieselbe
                              bringe, deren Volumen sich daraus ergibt, daß man beobachtet, um wie viel die
                              Oberflaͤche des Alkoholes steigt. Aus diesen Daten laͤßt sich, da man
                              weiß, daß das Gewicht des hundertsten Theiles eines Kubik-Zolles Wassers,
                              62°, 2,5272 Gran betraͤgt, leicht die specifische Schwere des Salzes
                              berechnen. Denn, sind z.B. 40 Grane des Salzes ein Equivalent fuͤr das
                              Volumen von 10/100 eines Kubik-Zolles, oder 25,272 Gran Wasser, so betraͤgt
                              die specifische Schwere desselben 1,58.
                           Bei einer Temperatur von 63° F. loͤsen 100 Theile Wasser uͤber
                              25 Theile dieses Salzes auf. Die Krystalle wurden hierzu vorher gepuͤlvert,
                              und die Aufloͤsung dadurch bewirkt, daß man 10 Theile des Salzes in einer
                              Glasroͤhre mit 100 Theilen Wasser schuͤttelte. Nach Aufloͤsung
                              dieser 10 Theile wurden neuerdings 10 zugesezt. Zwanzig Theile loͤsten sich
                              auf diese Weise vollkommen auf; allein nach Aufloͤsung der Haͤlfte der
                              dritten 10 Theile beginnen sich Krystalle in der Fluͤßigkeit zu bilden, und
                              sich auf den Boden derselben zu sezen, wodurch dem Processe ein Ende gemacht wurde.
                              Die Krystalle sind gewiß gewoͤhnliches Soda-Sulphat; denn wir wissen aus Gay-Lussac's Versuchen, daß, bei einer Temperatur von
                              64° F., 100 Theile Wasser nur 16,73 Theile wasserfreies
                              Soda-Sulphataufloͤsen; 25 Theile Soda-Sesquisulphat enthalten aber 19,5
                              wasserfreies Sulphat. Scheidet man daher das Soda-Sulphat durch Krystallisation aus
                              der Fluͤßigkeit ab, so bleibt eine sehr saure Fluͤßigkeit
                              zuruͤk.
                           Erhizt man Soda-Sesquisulphat im Sandbade, so schmilzt es nicht, erleidet auch sonst
                              keine Veraͤnderung, und verliert nur sehr wenig an Gewicht; 40 Grane erleiden
                              bei dieser Behandlung einen Gewichts-Verlust von 1,2 Gran. Selbst wenn man dasselbe
                              in einem Platinna-Tiegel bis zum Rothgluͤhen erhizt, ist der Gewichts-Verlust
                              unbedeutend. Es wurde hierauf mit einer hinlaͤnglichen Menge
                              Ammonium-Carbonat vermengt, und solang uͤber einer Weingeist-Lampe erhizt,
                              bis nichts mehr davon
                              ging. Vierzig Gran erlitten bei dieser Behandlung einen Verlust von 8,7 Gran. Die
                              ruͤkstaͤndigen 31,3 Gran gaben sich bei der Untersuchung als
                              wasserfreies Soda-Sulphat zu erkennen, welches besteht aus:
                           
                              
                                 Schwefelsaͤure
                                 17,38
                                 
                              
                                 Soda
                                 13,91
                                 
                              
                                 
                                 –––––
                                 
                              
                                 
                                 31,30
                                 
                              
                           Vierzig Gran Soda-Sesquisulphat-Krystalle wurden in Wasser aufgeloͤst, und mit
                              salzsaurem Baryte gefallt. Der erhaltene schwefelsaure Baryt wog, nachdem er
                              ausgewaschen, getroknet, und roth gegluͤht wurde, 75 Gran, welche 25,42 Gran
                              Schwefelsaͤure entsprechen. Zieht man von 25,42. 17,38, die Menge der
                              Saͤure, ab, welche in 40 Gran neutralem wasserfreien Soda-Sulphat enthalten
                              ist, so bleiben 8,03, was beinahe der dritte Theil von 25,42 ist. Die Bestandtheile
                              des Salzes sind also:
                           
                              
                                 Schwefelsaͤure
                                 25,42
                                 oder
                                 7,31
                                 
                              
                                 Soda
                                 13,91
                                   –
                                 4,0
                                 
                              
                                 Verlust
                                   0,67
                                   –
                                 0,19
                                 
                              
                                 
                                 –––––
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                 40,00
                                 
                                 
                                 
                              
                           Wenn der Verlust aus Schwefelsaure besteht, wie es nicht unwahrscheinlich ist, so ist
                              das Salz wasserfrei, und enthaͤlt:
                           
                              
                                 1 1/2
                                 Atom Schwefelsaͤure
                                   7,5
                                 
                              
                                 1
                                 Atom Soda
                                   4,0
                                 
                              
                                 
                                 
                                 –––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 11,5
                                 
                              
                           Da sich in der Fluͤßigkeit, aus welcher ich diese Krystalle erhielt, auch noch
                              Kochsalz befand, so glaubte ich, es moͤchte vielleicht auch etwas
                              Salzsaͤure in dem Salze enthalten seyn; allein, bei Pruͤfung einer
                              verduͤnnten Aufloͤsung dieser Krystalle mit salpetersaurem Silber
                              zeigte sich kein Niederschlag. Hieraus erhellt, daß sich keine Salzsaͤure in
                              dem Salze befindet, sondern, daß es bloß aus Schwefelsaͤure und Soda
                              besteht.
                           
                        
                           2. Soda-Bisulphat.
                           Wenn man Glaubersalz in verduͤnnter Schwefelsaͤure aufloͤst, und
                              nach hinlaͤnglicher Concentration die Aufloͤsung der Krystallisation
                              uͤberlaͤßt, so schießen zahlreiche durchsichtige prismatische
                              Krystalle an, welche auf den ersten Anblik dem gewoͤhnlichen Soda-Sulphat
                              sehr aͤhnlich zu seyn scheinen.
                           Diese Krystalle zerfließen an der Luft kaum merklich, (wenigstens ist ihre
                              Zerfließbarkeit sehr gering); legt man sie aber auf Flußpapier, so wird dieses bald feucht, und bleibt
                              auch so. Das Salz wurde vier Mahl nach einander auf trokenes Papier gebracht, allein
                              immer wurde dieses wieder feucht. Hieraus schließe ich, daß das Salz etwas Wasser
                              aus der Luft anziehe.
                           Die Krystalle bestehen, wenn sie sich unter guͤnstigen Umstaͤnden
                              bilden, aus vierseitigen Prismen mit schiefer Endflaͤche, wie sie Fig. 10.
                              zeigt, und kommen den Krystallen der gewoͤhnlichen schwefelsauren Soda so
                              ziemlich gleich; wahrscheinlich sind die Neigungen der Flächen aber etwas
                              verschieden, obschon noch keiner der Krystalle mit dem Reflexions-Goniometer
                              gemessen werden konnte. Alle Krystalle, welche ich beobachtete, sind vierseitige
                              Prismen. An einigen Krystallen besizt die Endflaͤche die Form der
                              Flaͤche, a, an Fig. 11. obschon das
                              Prisma vierseitig ist. Die Lage der Flaͤche, a,
                              ist, in Hinsicht auf das Prisma, viel schiefer, als die der Flaͤche, P. Sie entsteht also wahrscheinlich durch Abstumpfung
                              der Endkante der Flaͤche, M. Ich konnte an der,
                              der Flaͤche, M, entgegengesezten, Seite des
                              Prisma keine, der Flaͤche, a, entsprechende.
                              Flaͤche finden, wahrscheinlich ist aber bloß der unvollkommene Zustand der
                              Krystalle Schuld daran.
                           Der Geschmak dieses Salzes ist sehr sauer. Haͤlt man einen Krystall in die
                              Flamme des Kerzenlichtes, so schmilzt derselbe wie ein Stuͤk Eis. Das Salz
                              schmilzt auch, wenn man es im Sandbade erhizt, und bleibt so lange fluͤßig,
                              als die Hize nicht uͤber 300° betraͤgt; dabei erleidet es kaum
                              irgend einen Gewichts-Verlust. 18,5 Gran des auf Flußpapier getrokneten Salzes
                              wurden in einem kleinen Platinna-Tiegel uͤber der Weingeist-Lampe erhizt, und
                              so lange roth gegluͤht, als sich noch ein bemerkbarer Rauch entwikelte. Das
                              Salz schmolz anfangs, sott hierauf, und stieß eine bedeutende Menge schwefelsauren
                              Dampfes aus. Nach einiger Zeit bekam es eine trokene Kruste, welche bei
                              erhoͤhter Hize schmolz, und waͤhrend der ganzen weiteren Dauer des
                              Versuches fluͤßig blieb. Der Gewichts-Verlust betrug 8,1 Gran, und das Salz
                              roͤthete blaue Pflanzensaͤfte so stark, als vorher. Ich nahm diesen
                              Versuch in der Absicht vor, um auszumitteln, ob das Soda-Bisulphat ebenso
                              hartnaͤkig, als das Pottasche-Bisulphat, einen bestimmten Theil der
                              uͤberschuͤssigen Saͤure zuruͤkhaͤlt; denn es ist
                              bekannt, daß auf dem Pottasche-Bisulphate durch Erhizen uͤber der
                              Weingeist-Lampe nicht
                              alle uͤberschuͤssige Saͤure ausgetrieben werden kann. Wir
                              sehen, daß sich das Soda-Bisulphat ebenso verhaͤlt.
                           Das specifische Gewicht dieses Salzes beträgt 1,800. Eine, bei 60° F. mit dem
                              Salze gesaͤttigte, Menge Wasser wurde in einer Glaskapsel im Sandbade so
                              lange abgedampft, bis sie keinen Gewichts-Verlust mehr erlitt. 226,7 Gran Wasser,
                              welche auf diese Weise behandelt wurden, ließen 109,07 Gran Soda-Bisulphat
                              zuruͤk. Hieraus folgt, daß bei 60° F. 100 Theile Wasser 92,72 Theile
                              dieses Salzes aufloͤsen. Es ergibt sich ferner aus diesem Versuche, daß das
                              Soda-Bisulphat bei 60° F. mehr als zwei Mahl so leicht auflöslich ist, als
                              das Soda-Sulphat; denn wir wissen aus Gay-Lussac's
                              Tabelle, daß 100 Theile Wasser bei 60° bloß 38,39 Theile Glaubersalz
                              aufloͤsen.
                           Zur Ausmittelung der Bestandtheile dieses Salzes wurden 20 Gran desselben, nachdem
                              sie vorher mit etwas kohlensaurem Ammonium vermengt worden waren, uͤber einer
                              Weingeist-Lampe in einem, kleinen Platinna-Tiegel so lange erhizt, bis alle
                              uͤberschuͤssige Saͤure und alles Wasser ausgetrieben war, und
                              neutrales Soda-Sulphat zuruͤkblieb. Dieses wasserfreie und neutrale Sulphat
                              wog 9,7 Gran, und bestand aus:
                           
                              
                                 Schwefelsaͤure
                                 5,377
                                 
                              
                                 Soda
                                 4,322
                                 
                              
                                 
                                 –––––
                                 
                              
                                 
                                 9,7
                                 
                              
                           Zwanzig Gran des Salzes wurden in Wasser aufgeloͤst, und mit salzsaurem Baryte
                              gefaͤllt. Das dadurch erhaltene Baryt-Sulphat wog, nachdem es ausgewaschen,
                              getroknet und roth gegluͤht worden war, 30,32 Gran, welche 10,278 Gran
                              Schwefelsaͤure entsprechen. Nun kommt 10,278 dem Producte von 5,377 ×
                              2 so nahe, daß beinahe kein Zweifel mehr uͤbrig bleibt, daß das Salz 2 Atome
                              Schwefelsaͤure enthaͤlt.
                           Ich fand durch einen Versuch, der sogleich angegeben werden soll, daß die Ursache,
                              aus welcher die Schwefelsaure, die man durch den salzsauren Baryt erhaͤlt,
                              nicht genau des Doppelte von der, in dem neutralen Soda-Sulphat enthaltenen,
                              betraͤgt, von einem Mangel herruͤhrt, welcher hoͤchst
                              wahrscheinlich von etwas, dem analysirten Salze anhaͤngenden, Wasser
                              herkommt; denn es ist sehr schwer, das Salz in einem solchem Zustand von Trokenheit
                              zu versezen, daß es zur Analyse tauglich ist.
                           
                           Betrachten wir das Salz als ein Bisulphat, und rechnen daher die Saͤure
                              doppelt so hoch, als in dem neutralen Sulphate von 20 Gran des Salzes gefunden
                              wurde, so ergeben sich folgende Bestandtheile:
                           
                              
                                 Schwefelsaͤure
                                 10,755
                                 oder
                                 10,0
                                 
                              
                                 Soda
                                   4,322
                                   –
                                   4,0
                                 
                              
                                 Wasser
                                   4,922
                                 
                                 
                                 
                              
                           Die Zahlen der zweiten Columne sind die Aequivalente fuͤr die atomischen
                              Gewichte ihrer Bestandtheile. 4,57 kommt 4 Atomen Wasser so nahe, daß ich mich
                              fuͤr berechtigt halte, folgende Bestandtheile des Salzes anzugeben:
                           
                              
                                 2
                                 Atome
                                 Schwefelsaͤure
                                 10,0
                                 
                              
                                 1
                                 Atom
                                 Soda
                                   4,0
                                 
                              
                                 4
                                 Atome
                                 Wasser
                                   4,5
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 –––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 18,5
                                 
                              
                           Zur Bestaͤtigung dieser Voraussezung wurden 18,5 Gran des Salzes in Wasser
                              aufgeloͤst, und mit einer Aufloͤsung von 26,5 Gran Barium-Chlorid
                              vermengt. Nach der Faͤllung des Baryt-Sulphates wurde die daruͤber
                              stehende Fluͤßigkeit mit Soda-Sulphat und Baryt-Muriat gepruͤft; beide
                              brachten aber keine Wirkung hervor. Sie enthielt also weder Schwefelsaͤure
                              noch Baryt, woraus hervorgeht, daß 18,5 das wahre atomische Gewicht des Salzes ist,
                              und daß folglich die Bestandtheile richtig bestimmt worden waren.
                           
                              
                                 Specifisches
                                 Gewicht
                                 von
                                 wasserfreiem Soda-Sulphat
                                 2,640
                                 
                              
                                     –
                                 –
                                 –
                                 krystallisirtem Soda-Sulphat
                                 1,350
                                 
                              
                                     –
                                 –
                                 –
                                 Soda-Bisulphat
                                 1,300
                                 
                              
                                     –
                                 –
                                 –
                                 Soda-Sesquisulphat
                                 2,260
                                 
                              
                           Es ist sonderbar, daß in diesen drei Salzen sowohl das Krystallisations-Wasser, als
                              die uͤberschuͤssige Saͤure (in dem Bisulphat und
                              Sesquisulphat), eine Ausdehnung statt einer Zusammerziehung erlitten; denn
                              wuͤrde sich das wasserfreie Sulphat und das, in den Soda-Sulphat-Krystallen
                              enthaltene, Wasser ohne Veraͤnderung des Volumens mit einander verbinden, so
                              waͤre das specifische Gewicht 1,75 statt 1,35; so daß also das specifische
                              Gewicht des, in den Krystallen enthaltenen, Wassers bloß 0,318 betraͤgt.
                           Berechnet man in dem Sesquisulphat die specifische Schwere der Schwefelsaͤure
                              in der Voraussezung, daß sie sich ohne Veraͤnderung des Volumens mit dem
                              wasserfreien Sulphate verbindet, so erhaͤlt man 0,9. Wir sind aber gewiß, daß
                              die specifische Schwere
                              der wasserfreien Schwefelsaͤure wenigstens 2 ist. Nach Berechnung aus dem
                              Bisulphat waͤre die specifischespecische Schwere der Schwefelsaͤure 1,01.
                           
                              
                                 Die
                                 specifische
                                 Schwere
                                 des
                                 Pottasche-Sulphates betraͤgt
                                 2,880
                                 
                              
                                  –
                                     –
                                   –
                                  –
                                 Pottasche-Bisulphates
                                 2,112
                                 
                              
                           Berechnet man das specifische Gewicht des zweiten Atomes Schwefelsaͤure in dem
                              Bisulphate, in der Voraussezung, daß das wasserfreie Sulphat, die
                              Schwefelsaͤure und das Wasser sich ohne Veraͤnderung des Volumens
                              verbinden, so erhält man 0,923.
                           Ist es also uͤbereilt aus diesen Thatsachen zu schließen, daß in den neutralen
                              Salzen das Krystallisations-Wasser, und in sauren Salzen die
                              uͤberschuͤssige Saͤure das Volumen vergroͤßern statt
                              dasselbe zu vermindern? Ich koͤnnte noch mehrere Beispiele dieser
                              Volumen-Vergroͤßerung anfuͤhren, wenn hier der Plaz dazu
                              waͤre.
                           
                        
                           3. Prismatisches
                                 Soda-Carbonat.
                           Ich bemerkte vor einiger Zeit, daß, wenn man die gewoͤhnlichen
                              oktaëdrischen Krystalle von Soda-Carbonat in der Hize in ihrem
                              Krystallisations-Wasser zerfließen laͤßt, und dann bei Seite sezt, sich neue
                              Krystalle von Soda-Carbonat bilden, welche eine andere Form haben, und weniger
                              Wasser enthalten. Ich gab diese Erscheinung im Allgemeinen im zweiten Bande Seite
                              267. meiner „Attempt to establish the first
                                    Principles of Chemistry by Experiment“ an. Allein meine
                              Versuche waren in einem zu kleinen Maßstabe angestellt, als daß ich im Stande
                              gewesen waͤre, die Form der Krystalle zu bestimmen, oder das Salz einer so
                              strengen Analyse zu unterwerfen, daß ich diese in meinem Werke haͤtte
                              aufnehmen koͤnnen; denn obschon ich aus meinen Versuchen schloß, daß das
                              Wasser sieben oder acht Atome betraͤgt, so gelang es mir doch nicht, dasselbe
                              auszumitteln.
                           Mein Freund, Hr. Charles Tennant von Glasgow, welcher
                              Soda-Carbonat sehr im Großen bereitet, und der seine Fabrication Winter und Sommer
                              uͤber betreibt, war waͤhrend des heißen Sommers von 1825 gezwungen,
                              die Krystallisation des Salzes zu hemmen. Ehe diese Untersuchung geschah, sezten
                              sich in den Abdampf-Gefaͤßen mehrere Krystall-Gruppen ab, welche ihrem
                              Aussehen nach von den Krystallen des gewoͤhnlichen Soda-Carbonats sehr
                              verschieden waren. Diese Krystalle zogen die Aufmerksamkeit des Hrn. Thomas Clarke, eines meiner ausgezeichnetsten chemischen
                              Freunde, der die Aufficht uͤber Hm. Tennant's Laboratorium fuͤhrt,
                              auf sich. Er sammelte eine bedeutende Menge dieser Krystalle, und unterwarf sie
                              einer chemischen Analyse, deren Resultat ihn veranlasste die Bestandtheile dieses
                              Salzes fuͤr 1 Atom Kohlensaͤure, 1 Atom Soda und 7–8 Atome
                              Wasser zu halten.
                           Diesem Manne verdanke ich mehr als Ein Pfund sehr regelmaͤßiger und reiner
                              Krystalle dieses neuen Salzes, dessen Eigenschaften ich nun beschreiben will.
                           Die Krystalle sind vierseitige Prismen mit vierseitigen Pyramiden an den Enden;
                              einige derselben sind mehr als 1 1/2 Zoll lang, und 1/4 Zoll dik. An der Luft
                              verwittern sie nicht, selbst nicht bei sehr trokenem Wetter. Allein mein
                              Laboratorium, in welchem ich diesen Versuch anstellte, ist feucht, denn das
                              Glasgow-College, in dessen unterstem Stokwerke sich dasselbe befindet, ist auf
                              Lehmboden gebaut. Obschon ich mehr als 100 Krystalle sorgfaͤltig untersuchte,
                              so fand ich doch keinen, dessen Flaͤchen glatt genug gewesen waͤren,
                              um mit dem Reflexions-Goniometer gemessen werden zu koͤnnen. Mit dem
                              gewoͤhnlichen Goniometer erhielt ich folgende, Masse, welche der Wahrheit so
                              ziemlich nahe zu kommen scheinen.
                           
                              
                                 Fig.
                                       12.
                                 
                                    M
                                    
                                 auf
                                 
                                    P
                                    
                                   90°
                                 
                              
                                 
                                 
                                    P
                                    
                                 auf
                                 
                                    M'
                                    
                                   90
                                 
                              
                                 
                                 
                                    M
                                    
                                 auf
                                 
                                    b
                                    
                                 115
                                 
                              
                                 
                                 
                                    M'
                                    
                                 auf
                                 
                                    b'
                                    
                                 115
                                 
                              
                                 
                                 
                                    P
                                    
                                 auf
                                 
                                    a
                                    
                                 125
                                 
                              
                                 
                                 
                                    a
                                    
                                 auf
                                 b, oder b'
                                 150
                                 
                              
                           Die Grundform laͤßt sich als ein gerades rechtwinkeliges Prisma mit
                              rechtwinkeliger Basis betrachten.
                           Das gewoͤhnliche Soda-Carbonat ist ein bipyramidales Oktaëder, dessen
                              gemeinschaftliche Basis ein Rhombus mit Winkeln von 120° und 60° ist.
                              Denken wir uns diese Form durch Fig. 13. ABCD, vorgestellt, so haben wir eine Idee von den
                              gewoͤhnlichen Krystallen dieses Salzes, wenn wir uns die spizigen Winkel, A, B, des Rhombus, der die gemeinschaftliche Basis der
                              Pyramiden bildet, durch eine Flaͤche abgestumpft denken, welche parallel mit
                              der Axe des Oktaëders, CD, laͤuft.
                              Diese Abstumpfungen gehen mehr oder minder tief; allein nie fand ich einen Krystall
                              ohne dieselben, obwohl ich mehrere hundert Krystalle von jeder Groͤße, von
                              1/2–8 Zoll Laͤnge, untersuchte.
                           Das gerade rechtwinkelige Prisma laͤßt sich von diesem Oktaëder ableiten, wenn
                              man annimmt, daß die 4 Winkel des Rhombus, AcBd,
                              durch tangentale Flaͤchen ersezt werden; es ist dieß aber nicht
                              noͤthig, da die beiden Salze in ihren Bestandtheilen von einander abweichen,
                              und da die pyramidale Endigung von den Enden, C, D, des
                              rhomboidalen Oktaëders, welches die Grundform des gewoͤhnlichen
                              Soda-Carbonates ist, ganz verschieden ist.
                           100 Theile Wasser loͤsen, bei 63° F., 63,87 Theile dieser Krystalle
                              auf. Dieß betraͤgt etwas mehr, als die Menge gewoͤhnlichen
                              Soda-Carbonates, welches sich bei derselben Temperatur aufloͤst; denn aus
                              einer Reihe von Versuchen, welche ich in meinem Laboratorium anstellte, ergibt sich,
                              daß 100 Theile Wasser, bei 65° F., 51,03 Theile der Krystalle
                              aufloͤsen.
                           Beim Erhizen zerfließt dieses Salz zum Theile, aber nicht ganz, wie dieß auch mit dem
                              oktaĕdrischen Carbonate der Fall ist. Ein Theil bleibt immer fest, und beim
                              Abkuͤhlen entstehen schnell unvollkommene Krystalle. Dieß fuͤhrt zu
                              der Vermuthung, daß es noch eine dritte Art von Soda-Carbonat-Krystallen gibt,
                              welche noch weniger Krystallisations-Wasser enthalten. Sein specifisches Gewicht ist
                              1,51.
                           Zur Ausmittelung der Bestandtheile dieses Salzes machte ich verschiedene Versuche,
                              von welchen ich die wichtigeren kurz angeben will.
                           1) 50 Gran des Salzes wurden in Wasser aufgeloͤst, und mit
                              Salpetersaͤure neutralisirt. Die Aufloͤsung wurde mit Baryt-Muriat
                              untersucht, und zeigte keine Spur Schwefelsaͤure; Silber-Nitrat
                              faͤllte jedoch Silber-Chlorid, welches 1,58 Gran wog. Dieß ist soviel als
                              0,39 Gran Chlorine, oder 0,65 Sodium-Chlorid; so daß also 100 Gran des Salzes 1,3
                              Gran Kochsalz enthalten.
                           2) 50 Gran des Salzes verloren, der Rothgluͤhhize ausgesezt, bei drei
                              verschiedenen Versuchen, 28,09 Gran. Da nun das Kochsalz wasserfrei ist, so muß
                              dieses von dem Gewichte des angewendeten Soda-Carbonates abgezogen werden. Ist dieß
                              geschehen, so findet man, daß 49,35 Gran reine prismatische Soda in der
                              Rothgluͤhhize 28,09 Gran verlieren, und daß folglich 100 Theile des Salzes
                              bei dieser Behandlung einen Gewichts-Verlust von 56,92 Gran erleiden. Dieß ist der
                              Betrag des Krystallisations-Wassers.
                           3) In eine kleine Woulfische Flasche mit zwei Muͤndungen, wovon die eine mit Baumwolle
                              zugestopft war, wurden bei der anderen offenen Muͤndung 50 Gran Krystalle von
                              diesem Salze gebracht. Die Flasche enthielt eine bestimmte Menge concentrirte und
                              ungefaͤrbte Salpetersaͤure; sie wurde vorher genau gewogen, und
                              waͤhrend des Einbringens der Krystalle in schiefer Richtung gehalten.
                              Unmittelbar darauf wurde die Muͤndung der Flasche zugestoͤpselt, und
                              die Flasche stehen gelassen, bis die Aufloͤsung erfolgt war. Hierauf wurde
                              der Stoͤpsel weggenommen, und ein kleines Saugrohr eingebracht, mittelst
                              welchem ich alle Kohlensaͤure aus der Flasche entfernte, und dafuͤr
                              der atmosphaͤrischen Luft den Zutritt gestattete. Der durch Entweichung des
                              kohlensauren Gases entstandene Gewichts-Verlust betrug 8,47 Gran. Wurde
                              verduͤnnte Schwefelsaͤure statt der Salpetersaͤure genommen, so
                              war der Gewichts-Verlust immer geringer, weil ein Theil Kohlensaͤure in der
                              Fluͤssigkeit zuruͤkbleibt, und durch Anwendung der Hize ausgetrieben
                              wird. Bei zwei, auf diese Weise gemachten. Versuchen betrug der Verlust 8,06 und
                              8,01 Gran. Aus dem Versuche mit Salpetersaͤure, welcher zwei Mahl angestellt
                              wurde, erhellt, daß 100 Gran des prismatischen Soda-Carbonates, wenn es rein ist,
                              17,163 Gran Kohlensaͤure enthalten.
                           4) 50 Gran des Salzes wurden in Salpetersaͤure aufgeloͤst, und die
                              Aufloͤsung zur Trokenheit eingedampft. Das erhaltene Soda-Nitrat wog 35,59
                              Gran, was 12,991 Gran Soda entspricht.
                           50 Gran wurden in Schwefelsaͤure aufgeloͤst. Die Aufloͤsung
                              wurde zur Trokenheit eingedampft, und mit etwas Ammonium-Carbonat roth
                              gegluͤht, um alle uͤberschuͤssige Saͤure zu entfernen.
                              Das Soda-Sulphat wog 29,73 Gran, was 13,213 Gran Soda gleich kommt.
                           Die Menge des erhaltenen Soda-Sulphates kann zur Bestimmung der Menge der Soda in dem
                              Carbonate nicht benuͤzt werden, weil die angewendete Saͤure aus
                              kaͤuflicher Schwefel-Saͤure bestand, welche nie ganz frei von Blei
                              ist. Die Soda betraͤgt in 50 Gran des Carbonates, der Bestimmung durch
                              Salpetersaͤure zu Folge, 12,991 Gran; es enthalten also 100 Gran 25,982 Gran.
                              Zieht man hiervon die 0,52 Gran Soda ab, welche in dem Kochsalze enthalten ist, das
                              sich in diesem Salze befindet, so bleiben 25,462 Gran Soda fuͤr 98,7 Gran reinen Carbonates; es
                              enthalten folglich 100 Gran 25,797 Gran.
                           Aus diesen Versuchen ergeben sich nun folgende Bestandtheile:
                           
                              
                                 Kohlensaͤure
                                 17,163
                                 oder
                                 2,661
                                 
                              
                                 Soda
                                 25,797
                                   –
                                 4,0
                                 
                              
                                 Wasser
                                 56,920
                                   –
                                 8,824
                                 
                              
                                 
                                 ––––––
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                 99,380
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Verlust
                                   0,12
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                 ––––––
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                 100,000
                                 
                                 
                                 
                              
                           In der zweiten Columne befinden sich die atomischen Aequivalente fuͤr die
                              Bestandtheile. Betrachtet man den Verlust als Kohlensaͤure, was sehr
                              wahrscheinlich ist, so ist das Aequivalent fuͤr die Kohlensaͤure 2,68,
                              was um mehr als 1/40 weniger betraͤgt, als das Gewicht Eines Atomes. Die Soda
                              befand sich urspruͤnglich in dem Zustande eines Sulphates, und wurde durch
                              Erhizen mit einem brennbaren Stoffe (gewoͤhnlicher Stein-Kohle) in ein
                              Sulphuret verwandelt. Das auf diese Weise erzeugte Sulphuret wurde in Wasser
                              aufgeloͤst, zur Trokenheit eingedampft, mit Saͤgespaͤnen
                              vermengt, und einer Hize ausgesezt, die stark genug war, um die
                              Saͤgespaͤne zu verzehren. Auf diese Weise wird der Schwefel
                              ausgetrieben, und an dessen Stelle tritt Kohlensaͤure. Hrn. Tennant's Soda enthaͤlt gewoͤhnlich eine
                              geringe Menge Soda-Sulphat, welches offenbar von etwas Schwefel herruͤhrt,
                              der bei dem Verkohlungs-Processe in Schwefelsaͤure verwandelt wird; das
                              prismatische Carbonat enthaͤlt aber durchaus keine Schwefelsaͤure, und
                              ich konnte auch durch Anwendung der empfindlichsten Reagentien keinen Schwefel oder
                              Schwefelwasser-Stoffgas entdeken. Es bleibt also etwas zweifelhaft, ob der, aus
                              obiger Analyse hervorgehende, geringe Ueberschuß von Soda einem Irrthume in den
                              Versuchen, oder dem Umstaͤnde zuzuschreiben ist, daß das Salz eine geringe
                              Menge Soda-Hydrat mit dem Carbonate vermengt, oder verbunden enthaͤlt.
                           Der Analogie zu Folge ist 2,75 : 4 = 17,283 : 25,136 = der Soda in Verbindung mit der
                              Kohlensaͤure, und durch Subtraction von 25,136 von 25,797 erhaͤlt man
                              0,659 fuͤr die aͤzende Soda, welche in 100 Gran des Salzes enthalten
                              ist. Diese Soda, vorausgesezt, daß sie vorhanden ist, ist als Hydrat mit 0,185
                              Wasser verbunden, und betraͤgt dem Gewichte nach 0,844 Gran. Zieht man diese
                              Mengen von einander ab, so erhaͤlt man 17,283 + 25,138 : 56,735 = 6,75 :
                              9,027 = dem Wasser, welches in dem Salze mit 6,75 des wasserfreien Soda-Carbonat
                              verbunden ist.
                           Ich bin vielmehr geneigt, einen Ueberschuß von Soda, oder ehe die Gegenwart von etwas
                              Soda-Hydrat in dem Salze anzunehmen, weil ich mir, nachdem ich den Abgang an
                              Kohlen-Saͤure bemerkt hatte, alle Muͤhe gegeben habe, die Menge der
                              Kohlensaͤure mit der groͤßten Genauigkeit zu bestimmen; allein alle
                              Versuche fuͤhrten zu demselben Resultate; berechnet man ferner die
                              Kohlensaͤure aus dem Soda-Nitrat, so erhaͤlt man beinahe genau
                              dasselbe Gewicht Kohlensaͤure, wie auf die directe Methode.Es wurde gezeigt, daß 49,35 Gran des reinen Salzes in der Hize 28,09 Gran
                                    verlieren. Die zuruͤkbleibenden 21,26 Gran geben bei Zersezung mit
                                    Kohlensaͤure (12,991 – 0,26) = 12,731 Gran Soda; die 21,26
                                    Gran mußten also bestehen aus:
                                    Kohlensaͤure  8,529Soda12,731–––––21,260Also ist 8,529 : 12,731 = 4 : 2,666 = der Kohlensaͤure, welche in dem
                                    Carbonate mit 4 Soda verbunden ist.
                              
                           Es scheint also nach obiger Analyse keinem Zweifel mehr zu unterliegen, daß die
                              prismatische kohlensaure Soda, (vorausgesezt, daß sie rein ist), folgende
                              Bestandtheile besizt:
                           
                              
                                 1
                                 Atom
                                 Kohlensaͤure
                                   2,75
                                 
                              
                                 1
                                 Atom
                                 Soda
                                   4,0
                                 
                              
                                 8
                                 Atome
                                 Wasser
                                   9,0
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 –––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 15,75
                                 
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
