| Titel: | Beschreibung einer Verbesserung an Bramah's hydromechanischer Presse, mit Anwendung derselben auf die Oehlmühlen. Von Joh. Tredgold, Esq. etc. | 
| Fundstelle: | Band 20, Jahrgang 1826, Nr. LIII., S. 218 | 
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                        LIII.
                        Beschreibung einer Verbesserung an Bramah's hydromechanischer
                           Presse, mit Anwendung derselben auf die Oehlmühlen. Von Joh. Tredgold, Esq. etc.
                        Aus dem Edinburgh Philosophical Journal. N. 27. S.
                              29.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              VI.Dieser Aufsaz findet sich auch in Gill's technical Repository, N. 50. S.
                                    65. A. d. Ueb.
                           
                        Tredgold's, Verbesserung an Bramah's hydromechanischer
                           Presse.
                        
                     
                        
                           Das maͤchtige Instrument, das man Bramah's Presse nennt, ist so allgemein
                              bekannt, daß es keiner besonderen Beschreibung mehr bedarf. Nach der Dampfmaschine ist sie die
                              nuͤzlichste mechanische Erfindung der neueren Zeit. Sie wurde in allen
                              Faͤllen angewendet, und ist in allen Faͤllen anwendbar, wo ein
                              außerordentlicher Druk oder eine gewaltige Kraft nothwendig wird. Wir brauchen sie
                              in unseren Fabriken zum Ausbringen der FarbenPolytechnisches Journal, Bd. XII. S.
                                       72. D., zum Pressen des Papieres, des Schießpulvers etc., zum Paken der Kattune und
                              leichteren Waaren, zum Oehlpressen, und auf den Bleichen zum Auspressen des Wassers
                              statt des Ausringens. Sie dient auch zum Ausziehen von Pfosten, zum Entwurzeln der
                              Baͤume, und zu Krahnen beim Aus- und Einladen der Guͤter.
                           Allein, so schaͤzbar dieses Instrument auch ist, so hat es doch einen Fehler,
                              wenn man dasselbe auf die gewoͤhnliche Weise zum Paken der Kattune, zum
                              Entfaͤrben, zum Oehlpressen anwendet, und dieser Fehler besteht in der großen
                              Verschiedenheit der Kraft, welche die Presse waͤhrend der verschiedenen
                              Perioden der Arbeit treiben muß, indem der Widerstand der Artikel, die sich unter
                              dem Druke befinden, bei verschiedenen Perioden des Drukes verschieden ist. Dadurch
                              geht nun nicht bloß Zeit verloren, sondern die Kraft wird, wenn die Pumpen immer
                              durch dieselbe Kraft bewegt werden (wie dieß wirklich der Fall ist, wenn sie von
                              einer Maschine bewegt werden), unregelmaͤßig wirken.
                           Man hat mehrere Mittel versucht, diesem Fehler abzuhelfen, allein keines vermochte
                              mehr zu leisten, als diese Verschiedenheiten in einem geringen Grade zu vermindern.
                              Die Erfindung, welche wir hier beschreiben, erreicht aber ihren Zwek durch eine so
                              einfache, sinnreiche und schoͤne Vorrichtung, daß wir des Interesses, welches
                              die Mechaniker hieran nehmen werden, sicher sind.
                           Die Wirkung wird in Bramah's Presse dadurch hervorgebracht, daß mit jedem Pumpen-Zuge
                              eine gewisse Menge Wassers in den Preß-Cylinder gepumpt wird, und, wenn nur Eine
                              Pumpe immer mit derselben Kraft angewendet wird, darf die durch Einen Pumpenzug
                              eingetriebene Menge nicht mehr als so viel betragen, als bei dem groͤßten
                              Druke der Presse eingetrieben werden kann. Daher muß z.B. bei dem Oehlpressen, wo
                              der Widerstand im Anfange nur gering ist, und zunimmt bis die Pressung hinreicht,
                              die Maschine so vorgerichtet werden, als ob sie die Pumpen bei dem Maximum des Drukes
                              zu treiben haͤtte, und folglich muß ein großer Ueberschuß an Kraft
                              fuͤr jeden anderen Theil der Operation vorhanden seyn.
                           Bei jeder hydromechanischen Presse verhaͤlt sich die Kraft, wie die Menge des
                              durch Einen Pumpenzug eingetriebenen Wassers multiplicirt mit dem Widerstande. Wenn
                              daher der Widerstand gering ist, muß die auf Einem Pumpenzuge eingetriebene Menge
                              Wassers vermehrt werden, damit die zum Treiben der Presse nothwendige Kraft so
                              gleichfoͤrmig als moͤglich wird; und dieß ist der Zwek des Patentes,
                              das wir hier beschreiben wollen.Die Entdekung dieser verbesserten Methode, die Presse zu treiben, hat Hr. Spiller gemacht, und hierauf in Verbindung mit
                                    Hrn. Bramah sich ein Patent geben lassen. A. d.
                                    Ueb.
                              
                           Die Maschine ist hier an einer Oehlpresse angebracht (Fig. 21 und 23.) M, ist der Preß-Cylinder, und, NN
                              ', sind die Saͤke, welche die Samen enthalten.
                              Ein Theil der Zeichnung zeigt die Presse von außen, und der andere im Durchschnitte
                              die Preß-Laden, in welchen die Saͤke enthalten sind. LL'', sind die Roͤhren, welche das Wasser
                              fuͤhren, das durch die Pumpen in den Preß-Cylinder, M, getrieben wird.
                           I, ist die Cisterne, aus welcher die Pumpen mit Wasser
                              versehen werden; sie traͤgt die Pumpen und die Maschinerie, mit welcher
                              dieselben getrieben werden, mittelst der Saͤulen, HH
                              '.
                           Die Kraft, welche die Pumpe treibt, ist an der Achse, E',
                              angebracht, und wird durch ein Flugrad regulirt. Die Bewegung wird der anderen
                              Achse, E, durch die Zahnraͤder, FF', mitgetheilt. Die
                              beiden Pumpen-Staͤmpel, CC', werden durch die Kurbeln, DD
                              ', getrieben, welche sich an den Enden der Achsen, EE', befinden. Die
                              Kurbeln sind so vorgerichtet, daß man sie mittelst Stellschrauben stellen, und die
                              Laͤnge des Zuges nach jeder erforderlichen Menge innerhalb der
                              Graͤnzen ihrer Wirkung beschraͤnken kann. Die Kurbeln wirken auf die
                              gewoͤhnliche Weise mittelst Verbindungs-Stangen etc. auf die
                              Staͤmpelstangen.
                           Die Pumpen-Cylinder, AA', sind mittelst der kupfernen Roͤhre, BB', verbunden, welche wieder mit dem
                              Verbindungs-Stuͤke, K, mittelst einer einzelnen
                              Roͤhre in Verbindung steht. Das Verbindungs-Stuͤk, K, enthaͤlt die Sperr-, Druk- und Entleerungs-Klappen, und steht
                              mit den Roͤhren, LL
                              ', in Verbindung, welche das durch die Pumpen
                              eingetriebene Wasser in den Preß-Cylinder leiten.
                           Dieß ist die Vorrichtung der verschiedenen Theile: wir muͤssen nun den
                              Grundsaz und die Art erklaͤren, wornach jede nothwendige Veraͤnderung
                              in Hinsicht der auf Einem Pumpenzuge einzutreibenden Menge Wassers hervorgebracht
                              werden kann.
                           An der Maschine, welche wir beschreiben, geschieht dieß dadurch, daß man den beiden
                              Pumpen gleiche Durchmesser, und den Zuͤgen gleiche Laͤnge, den
                              Raͤdern, FF
                              ', aber ungleiche Durchmesser, und dem groͤßeren
                              Rade, F', einen Zahn mehr, als dem kleineren Rade, F, gibt. Das Rad, F, welches
                              80 Zaͤhne hat, wird also Eine und 1/80 Umdrehung machen, waͤhrend das
                              Rad, F, nur eine Umdrehung macht, und diese Vermehrung
                              um 1/80 Umdrehung an dem Rade bei jedem Zuge wird am Ende des zwanzigsten Zuges die
                              Kurbeln senkrecht gegen einander stehen machen, vorausgesezt, daß sie anfangs
                              parallel waren. Am Ende des vierzigsten Pumpenzuges wird die eine Kurbel ihren Zug
                              nach aufwaͤrts beginnen, wenn die andere ihren Stoß nach abwaͤrts
                              macht, und da dann die Bewegungen derselben in entgegengesezter Richtung geschehen,
                              so wird die eine Pumpe der Wirkung der anderen entgegen arbeiten, mit Ausnahme jenes
                              kleinen Theiles der Wirkung, welcher der Verschiedenheit ihrer Geschwindigkeiten
                              zuzuschreiben ist. Wenn daher die Verschiedenheit ihrer Geschwindigkeiten klein
                              genug gemacht wird, so kann irgend eine gegebene Kraft in den Stand gesezt werden,
                              irgend einen bestimmten Grad von Druk an dem Ende jener Zeit hervorzubringen, wo das
                              kleinere Rad eine halbe Umdrehung vor dem groͤßeren voraus hat. Es ist
                              offenbar, daß die Zahl der Umdrehungen, die zur Erzeugung dieser Wirkung
                              noͤthig ist, desto groͤßer seyn muß, je kleiner der Unterschied
                              zwischen den Geschwindigkeiten der Raͤder ist.
                           Es sey, a, der Bogen des Kreises, welchen das eine Rad
                              bei jeder Umdrehung, oder bei jedem Pumpenzuge vor dem anderen voraus hat. Wenn wir
                              nun die Maschine anfangen gehen zu lassen, wann beide Pumpen-Staͤmpel unten
                              sind, so wird das bei irgend einer Anzahl, n, von
                              Umdrehungen des großen Rades eingetriebene Wasser im Verhaͤltnisse von
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 20, S. 220
                              
                           seyn.
                           
                           Denn die Pumpe wirkt wirklich nur waͤhrend der Zeit, als beide Staͤmpel
                              niedersteigen. Wenn also die Maschine anfaͤngt zu arbeiten, wenn ihre beiden
                              Staͤmpel auf dem untersten Puncte stehen, und die Bewegung fortfaͤhrt,
                              bis beide anfangen niederzusteigen, so wird man finden, daß die Kurbel des kleinen
                              Rades den halben Bogen, a, uͤber dem oberen
                              Puncte voraus ist, und muß daher ihren Zug von dort anfangen, waͤhrend die
                              Kurbel des großen Rades von oben anfaͤngt. Wenn ferner die Kurbel des großen
                              Rades auf die Entfernung, a, von dem untersten Puncte
                              gekommen ist, faͤngt die Kurbel des kleinen Rades an aufzusteigen. Wenn der
                              Halbmesser der Kurbeln als Einheit angenommen wird, ist die wirkende Laͤnge
                              des Zuges der einen Pumpe 1 + Cos. 1/2 a, und die andere 1 + Cos.
                                 a. Bei der zweiten Umdrehung ist die Wirkung in der Laͤnge des Zuges
                              beider Pumpen 2 + Cos. 2a +
                              Cos. (1 + 1/2 a); bei
                              der dritten 2 + Cos. 3a +
                              Cos. (2 + 1/2 a); bei
                              der nten 2 + Cos. na + Cos. (n – 1/2) a.
                           Wenn na = 180°, so ist der Cosinus desselben – 1, und die Wirkung ist
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 20, S. 221
                              
                           Die gesammte Menge des waͤhrend, n, Zuͤgen
                              eingetriebenen Wassers wird seyn, wie 2n + Summe des Cos. na + Summe des Cosinus
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 20, S. 221
                              
                           und, nach Gregory's Trigonometry,
                              Art. 21, Anmerkung,
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 20, S. 221
                              
                           Wenn man den Unterschied zwischen Cos. na und Cos.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 20, S. 221
                              
                           vernachlaͤßigt, wird die Flaͤche, welche die
                              gesammte Wirkung der beiden Pumpen darstellt, ein Rechtek seyn, dessen eine Seite
                              gleich ist dem Durchmesser des von der Kurbel beschriebenen Kreises, und die andere
                              der Summe der Pumpen-Flaͤchen multiplicirt mit der Anzahl der Zuͤge,
                              welche nothwendig sind um das kleine Rad die Haͤlfte seines Umfanges
                              uͤber das andere Rad gewinnen zu lassen.
                           Die Menge Wassers, welche bei irgend einer Anzahl Zuͤge, n, eingetrieben wird, wird beinahe seyn
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 20, S. 221
                              
                           
                           In dieser Formel ist, A, die Summe der Flaͤchen
                              der Pumpen, r = dem Halbmesser der Kurbeln, n, die Anzahl der Zuͤge, und, a, der Bogen, welchen das kleine Rad waͤhrend
                              einer Umdrehung von dem groͤßeren gewinnt.
                           Um diesen Gegenstand noch deutlicher zu machen, haben wir Fig. 22.
                              beigefuͤgt, wo, D', die Kurbel des
                              groͤßeren, und, D, die des kleineren Rades ist;
                              wir nehmen an, daß die Kurbel, D, in diesem Falle, nach
                              dem Ende von 12 Zuͤgen eine halbe Umdrehung gewinnt. Die Kurbel, D, wird ihren wirkenden Zug nach einander bei den
                              Puncten 1, 2, 3 etc. beginnen, und jedes Mahl ihren Zug bei, b, enden. Die Kurbel, D', wird, im
                              Gegentheile, immer ihren wirkenden Zug bei, a, beginnen,
                              und nach und nach bei 1, 2, 3 etc. enden. Der schattirte Raum, ABD, wird der Wirkung der Pumpe, die von der
                              Kurbel, D', getrieben wird, proportional seyn, und die
                              Parallelogramme 1, 2, 3 etc. zeigen die Wirkung des ersten, zweiten und dritten
                              Zuges. Der schattirte Raum, ACD, ist proportional
                              der Wirkung der Pumpe, die von der Kurbel, D, getrieben
                              wird; und die Wirkung des ersten, zweiten und dritten Zuges wird durch die
                              Parallelogramme 1, 2, 3 etc. ausgedruͤkt.
                           Die Art, wie diese Figuren gezeichnet werden muͤssen, ist einleuchtend, indem
                              die Laͤnge eines jeden Zuges gleich ist dem verticalen Abstande zwischen dem
                              Anfange und dem Ende. Die Summe der Figuren, welche das von jeder Pumpe
                              eingetriebene Wasser ausdruͤkt, ist beinahe gleich dem Parallelogramme, ABCD; die kleinen nicht schattirten Raͤume
                              zeigen die fehlenden Theile.
                           Wenn der schattirte Raum, ABD, so umgekehrt wird,
                              daß der Punct, B, mit dem Puncte, C, zusammenfaͤllt, und die Linie, AB, mit der Linie, DC, so wird die Figur
                              dann die Abnahme der bei jeder Umdrehung eingetriebenen Menge Wassers darstellen,
                              oder, in anderen Worten, die Abaͤnderung, welche man an der Kraft der Presse
                              durch den Grundsaz dieses Patentes hervorgebracht hat.
                           Der Fall, auf welchen diese Verbesserung gegenwaͤrtig angewendet wird, ist
                              einer derjenigen, in welchem die Vortheile der hydromechanischen Presse sehr
                              bedeutend sind. Man wird dadurch in den Stand gesezt, dieselbe Menge von Arbeit mit
                              einer geringeren Anzahl von Arbeitern zu verrichten; es werden die Saͤke und
                              Umhuͤllungen weniger abgenuͤzt; die Maschine nimmt weniger Raum ein,
                              und die zerstoͤrende Wirkung der Erschuͤtterung der Gebaͤude
                              und der Maschine durch die schweren Stampfer wird gaͤnzlich vermieden; die
                              Arbeit geschieht mit einer solchen Presse so ruhig und geraͤuschlos, daß man
                              uͤberall, ohne alle Stoͤrung fuͤr die Nachbarschaft, Oehl
                              pressen kann.
                           Die Anwendung des Grundsazes dieses Patentes ist indessen nicht auf die Pressen
                              allein beschraͤnkt; denn die Wirkung einer jeden Kraft, die periodischen
                              Abwechslungen ihrer Staͤrke unterworfen ist, kann auf diese Weise
                              staͤtig gemacht werden. Ein auffallender Fall dieser Art ist bei den
                              Fluthpumpen, auf welche, wenn wir uns recht erinnern, eine Gesellschaft zur
                              Aufmunterung der Kuͤnste in den Niederlanden einen bedeutenden Preis
                              ausschrieb.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
