| Titel: | Ueber Hrn. Perkins's Dampf-Schießgewehr. | 
| Fundstelle: | Band 20, Jahrgang 1826, Nr. LIV., S. 223 | 
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                        LIV.
                        Ueber Hrn. Perkins's Dampf-Schießgewehr.
                        Aus dem Glasgow Mechanics' Magazine. N. 108. S.
                              338.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              V.
                        Perkins's, Dampf-Schießgewehr.
                        
                     
                        
                           Wir haben in den Miszellen unseres Journales (Bd.
                                 XIX. S. 103. Bd. XX. S. 105.) von
                              den Versuchen Nachricht gegeben, welche Hr. Perkins mit
                              seinem neuen Gewehre in Gegenwart des Herzogs von Wellington, angestellt hat. Das Glasgow Mechanics'
                                 Magazine gibt einen etwas vollstaͤndigeren Bericht, liefert noch
                              einige andere Resultate, und auch eine Abbildung dieses fuͤrchterlichen
                              Apparates. In einer Entfernung von 35 Yards (105 engl. Fuß) auf eine eiserne
                              Zielscheibe geschossen, wurden die Musketen-Kugeln bei sehr niedrigem Druke platt
                              geflaͤtscht, bei hoͤherem zerstaͤubten sie in kleine
                              Stuͤke. Von zwoͤlf Brettern, jedes von der Dike eines Zoll, und Ein
                              Zoll weit jedes hinter dem anderen aufgestellt, wurden, bis auf das lezte Brett,
                              alle uͤbrigen durchschossen. Der Druk, unter welchen die Versuche angestellt
                              wurden, war nur ungefaͤhr 900 Pfund auf den Quadrat-Zoll, oder 65
                              Atmosphaͤren; er laͤßt sich aber mit aller Sicherheit auf 200
                              Atmosphaͤren erheben. Bisher zeigte der Dampf sich eben so kraͤftig,
                              als Schießpulver, und zugleich hundert Mahl wohlfeiler, als lezteres. Das
                              Dampf-Schießgewehr schießt in Einer Minute 250, oder 15,000 Mahl in Einer Stunde, und braucht hierzu
                              nur 5 Bushels Kohlen, die hundert Mahl wohlfeiler sind, als 15,000 Ladungen
                              Schießpulver. Um einzelne Kugeln abzuschießen, wurde ein Trichter mit demselben
                              gefuͤllt, und sie fielen, eine nach der anderen, in den sogenannten Pulversak
                              in dem Laufe, und zwar so schnell, als die Hand eine kleine Kurbel drehen kann.
                              Diese Kurbel wurde nun mit ihrer Klappe abgeschraubt, und der Lauf communicirte mit
                              dem Dampfe durch eine Vorrichtung, die der Nabe eines Rades aͤhnlich ist, und
                              in welche er eingeschraubt wurde. Eine Roͤhre, die wie eine einzelne Speiche
                              hervorsteht, wurde in diese Nabe eingeschraubt; (in einem Modelle wurden eine Menge
                              solcher Speichen-Roͤhren auf der Nabe gezeigt, so daß bei einer Umdrehung der
                              lezten immer eine derselben senkrecht auf dem Gewehre zu stehen kommt); dicht
                              uͤber dem Gewehre hatte sie eine Klappe, und uͤber dieser waren 52
                              Musketen-Kugeln; eine Schraube schloß die obere Oeffnung dieser Roͤhre.
                              Sobald diese Roͤhre senkrecht zu stehen kam, fielen die Kugeln bei
                              geoͤffneter Klappe durch ihre eigene Schwere in den Lauf, und wurden in
                              Zwischenraͤumen, die kaum den Sinnen bemerkbar blieben, im
                              Verhaͤltnisse von ungefaͤhr 1000 auf Eine Minute, eine nach der
                              anderen, hinausgeworfen. Der Knall bei der Entladung glich dem staͤrksten
                              Donner, und da eine solche Roͤhre in drei bis vier Secunden entladen wurde,
                              konnte man sich einen Beweis verschaffen, wie sehr die Wirkung dieser Maschine alle
                              Einbildungskraft uͤbersteigt. Die Kugeln zerstaͤubten an den
                              Zielscheiben zu Atomen. Man befestigte einen zwei Fuß breiten Pfosten an einer Mauer
                              horizontal, und bewegte bei dem Abfeuern den Lauf des Gewehres etwas nach der Seite,
                              indem der Lauf sich, wie die Roͤhre einer Feuer-Sprize, nach jeder Richtung
                              bewegen laͤßt. Die Kugeln durchschlugen den Pfosten von einem Ende zu dem
                              anderen mit erstaunlicher Regelmaͤßigkeit; die Loͤcher waren immer nur
                              wenige Zoll weit von einander. Auf diese Weise koͤnnte ein einziger
                              Musketen-Lauf in ein paar Secunden eine ganze Compagnie Infanterie, die ihm in Linie
                              gegenuͤber aufgestellt ist, niederschmettern, und beinahe drei Mahl so viel
                              Kugeln auf Ein Mahl abfeuern, als eine Compagnie von 90 Mann mit vorher geladenen
                              Gewehren; zum zweiten Mahle wuͤrden sie, dieser Maschine gegenuͤber,
                              gewiß nicht wieder laden. Was wuͤrde man erst mit 50 solchen Gewehren ausrichten! Die
                              außerordentliche Praͤcision, mit welcher diese Gewehre ihre Kugeln immer,
                              eine Ein Zoll weit von der anderen, bei Seitenbewegung des Laufes werfen, erwies
                              sich auch an einer Ziegelmauer von 18 Zoll Dike. Eine Ladung wuͤhlte an
                              derselben ein Loch von beinahe Einem Fuße im Durchmesser aus, und dieß mit bloßen
                              bleiernen Kugeln; eiserne wuͤrden durchgeschlagen haben. „Die
                                 Regierung zeigte eine lobenswerthe Aengstlichkeit, sich dieser furchtbaren
                                 Anwendung des Dampfes zu bemaͤchtigen, und wir koͤnnen ganz
                                 beruhigt seyn; diese Erfindung wird nicht verloren gehen.“ Zehn
                              Dampf-Kanonen werden in einer Bataille mehr ausrichten, als 200 Kanonen
                              gewoͤhnlicher Art. Ein Linienschiff mit 6 solchen Kanonen wird furchtbarer
                              seyn, als eines mit 74 Kanonen nach dem bisherigen Systeme. Wenn von 500 in jeder
                              Minute aus Einem solchen Gewehre abgefeuerten Kugeln nur Eine unter zwanzig trifft,
                              so toͤdten oder verwunden zehn solche Gewehre taͤglich 150,000 Mann.
                              Zum Vertheidigungs-Kriege wird diese Erfindung noch weit brauchbarer seyn, als zum
                              Angriffe. Festungen werden dadurch uneinnehmbar, und keine Bresche (wenn anders
                              unter Dampf-Kanonen eine solche moͤglich waͤre), kann erstuͤrmt
                              werden. Es laͤßt sich nicht berechnen, welche Veraͤnderung diese
                              Erfindung noch in der Voͤlker-Geschichte hervorbringen wird.
                           A, Fig. 12., die Kammer des
                              Gewehres, von welcher aus der Lauf geladen wird.
                           B, der Griff, welcher das in der Kammer arbeitende
                              Stuͤk leitet, und wodurch die Kugeln aus den Trichtern, C, in den Lauf geleitet werden.
                           C, die Trichter oder Ruͤmpfe, in welche die
                              Kugeln gethan werden, und aus welchen sie, eine nach der anderen, in die Kammer
                              fallen, wenn der Griff, B, so weit moͤglich
                              bewegt wird.
                           D, der Lauf, ungefaͤhr 6 Fuß lang.
                           E, Stellschraube, wodurch der Griff gespannt erhalten
                              wird.
                           F, Drehgefuͤge, wodurch es moͤglich wird,
                              den Lauf zu heben und zu senken, und beinahe nach allen Richtungen zu bewegen.
                           G, eine Drossel-Klappe, wodurch der Dampf aus dem Erzeuger herbeigelassen,
                              und in welche die Roͤhre, welche mit dem Laufe in Verbindung steht,
                              eingelassen wird.
                           HH, Perkins's vortreffliche Methode Roͤhren
                              so zu verbinden, daß sie jedem Druke widerstehen koͤnnen; hier ist die
                              Verbindung der Roͤhre des Erzeugers mit jener der Kammer dargestellt.
                           Fig. 13. Die
                              Kugel vor der Ladung.
                           Fig. 14.
                              Ansicht der Kugel von der Seite des Gewehres, wenn sie gegen eine eiserne Scheibe in
                              einer Entfernung von 100 Fuß von der Muͤndung des Laufes abgeschossen
                              wurde.
                           Fig. 15.
                              Dieselbe von der Seite, mit welcher sie aufgeschlagen hat.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
