| Titel: | Auszug aus einem Aufsaze über eine Behandlung des silberhaltigen Kupfers zum Feinmachen der Münzen von geringem Gehalte, von Hrn. Serbat, ehemahligem Preparator bei Hrn. Thenard, und geheimen Probirer bei dem Director der Münze zu Paris. | 
| Fundstelle: | Band 20, Jahrgang 1826, Nr. CXXXVII., S. 571 | 
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                        CXXXVII.
                        Auszug aus einem Aufsaze über eine Behandlung des
                           silberhaltigen Kupfers zum Feinmachen der Münzen von geringem Gehalte, von Hrn.
                           Serbat, ehemahligem
                           Preparator bei Hrn. Thenard,
                           und geheimen Probirer bei dem Director der Münze zu
                           Paris.
                        Aus dem Journal de Pharmacie. April 1826. S.
                              182.
                        Serbat, über eine Behandlung des silberhaltigen
                           Kupfers.
                        
                     
                        
                           Dieses neue Verfahren des Feinmachens gruͤndet sich vorzuͤglich darauf,
                              daß das schwefelsaure Silber die Eigenschaft besizt, sich in der Waͤrme zu
                              reduciren, und schwefelige Saͤure, Sauerstoff und Metall zu geben;
                              waͤhrend das schwefelsaure Kupfer, welches uͤbrigens viel
                              feuerbestaͤndiger ist, als das vorhergehende, bei der Calcinirung bloß
                              Kupferoxyd zuruͤklaͤßt.
                           Dieses Verfahren laͤßt sich bei jeder groͤßeren Menge silberner
                              Gegenstaͤnde von geringem Gehalte anwenden. Es besteht kurz in Folgendem: Man
                              erhizt zuerst die Legierung, welche man fein machen will, in einer Muffel aus
                              Gußeisen; ist dieselbe heiß genug, so zerschlaͤgt man sie mit einem
                              Pruͤgel; das Pulver, welches man dadurch erhaͤlt, wird nun durch einen
                              Beutel von Eisendraht gesiebt, damit die groͤßeren Stuͤke abgeschieden
                              werden: hierauf bringt man das Pulver in eine andere Muffel, welche sich in einem
                              Reverberir-Ofen befindet, und rothbraun gluͤht, und breitet es in
                              duͤnnen Lagen aus. Nun wirft man 25 per Cent Schwefel hinein, und
                              ruͤhrt die Masse mit einer Stange um, so daß nach und nach alle Theile des
                              Metalles mit dem Schwefel in Beruͤhrung kommen; die Verbindung erfolgt fast
                              augenbliklich unter Entwikelung von Waͤrme und Licht; ist sie beendigt, was
                              man daran erkennt, daß die Masse zu gluͤhen aufhoͤrt, so bringt man
                              die erzeugten Schwefelverbindungen heraus, und wirft sie in hoͤlzerne
                              Gefaͤße, die mit Wasser angefuͤllt sind. Die abgekuͤhlten
                              Schwefelverbindungen werden wieder durchgenommen, und mit starken Stampfen oder auf
                              Muͤhlen zertheilt, und unter Wasser gesiebt. Das Pulver, welches man auf
                              diese Weise erhaͤlt, bringt man in den kuͤhlsten Theil einer großen
                              Muffel aus Gußeisen, welche sich in einem Reverberirofen befindet, und in welcher
                              man dasselbe oͤfters umwendet, um die Oberfläche zu veraͤndern. Ist
                              das Pulver gelind erhizt, so schuͤttet man ein Gemenge aus Wasser und Salpetersaͤure
                              auf dasselbe, welches fuͤr 100 Kilogr. Legierung aus 2 Kilogrammen
                              Saͤure, und 12 Kilogrammen Wasser besteht. Dadurch entstehen schwefelsaure
                              Salze; es entwikeln sich rothe Daͤmpfe in großer Menge, welche man durch
                              Roͤhren in Bleikammern leitet, wo sie zur Bereitung von Schwefelsaͤure
                              verwendet werden; hierauf naͤhert man die Masse allmaͤhlig dem Herde,
                              und erhizt sie nach und nach bis zum Rothgluͤhen, was man beilaͤufig 4
                              Stunden lang fortsezt. Bei dieser Temperatur verwandelt sich das schwefelsaure
                              Silber in schwefelige Saͤure, in Sauerstoff und in Metall, und das
                              schwefelsaure Kupfer in schwefelige Saͤure, Sauerstoff und Oxid; metallisches
                              Silber, Silberoxid (soll heißen Kupferoxid), und einige wenige unzersezte
                              schwefelsaure Salze und Schwefel-Verbindungen bilden den Ruͤkstand. Diese
                              Substanzen bringt man nun aus der Muffel heraus, laͤßt sie zum Theile
                              abkuͤhlen, und wirft sie in ein bleiernes Gefaͤß, welches schwache
                              Schwefelsaͤure enthaͤlt, die man vorher dadurch erwaͤrmte, daß
                              man das zu ihrer Verduͤnnung noͤthige Wasser in Dampfgestalt
                              hineinleitete. Dabei loͤsen sich das Kupferoxid und die nicht zersezten
                              schwefelsauren Salze auf, waͤhrend das metallische Silber, welches von
                              schwacher Schwefelsaͤure nicht angegriffen wird, am Boden des Gefaͤßes
                              zuruͤkbleibt, so daß es nur mehr abgewaschen, getroknet, geschmolzen und in
                              Stangen gegossen werden darf. Die mit einem Heber abgezogenen Fluͤßigkeiten
                              werden in bleiernen Kesseln abgedampft, und in aͤhnlichen Gefaͤßen dem
                              Krystallisiren uͤberlassen, wodurch man mehr oder weniger regelmaͤßige
                              Krystalle von schwefelsaurem Kupfer erhaͤlt.
                           Man uͤberzeuge sich jedes Mahl, ehe man zum Eindampfen der
                              Fluͤßigkeiten schreitet, durch eine Aufloͤsung von Kochsalz, ob sie
                              kein schwefelsaures Silber enthalten; enthalten sie etwas davon, so faͤlle
                              man das Silber mit Kupfer-Platten.
                           Dieses Verfahren, auf welches der Hr. Verf. im Jahre 1824 ein Patent nahm, wurde in
                              der Muͤnze zu Paris und in einer anderen Anstalt dieser Stadt zu einer Zeit
                              mit Vortheil angewendet, in welcher Gegenstaͤnde von geringem Gehalte sehr
                              haͤufig im Handel vorkamen; es hat auch wegen seiner Wohlfeilheit und
                              Schnelligkeit große Vorzuͤge vor allen Methoden, welche man bis jezt
                              anwendete.
                           Dasselbe Verfahren, nur etwas modificirt, laͤßt sich vielleicht auch bei
                              Behandlung der silberhaltigen Kupfererze anwenden.