| Titel: | Ueber die Eigenschaften der Seile und die Güte derselben, insoferne sie von ihrer Verfertigung abhängt. Von Hrn. Th. Tredgold. | 
| Fundstelle: | Band 21, Jahrgang 1826, Nr. V., S. 22 | 
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                        V.
                        Ueber die Eigenschaften der Seile und die Güte
                           								derselben, insoferne sie von ihrer Verfertigung abhängt. Von Hrn. Th. Tredgold.
                        Aus dem Repertory of Patent-Inventions, Mai, 1826. S.
                              									299.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              									II.
                        Tredgold, über die Eigenschaften der Seile und die Güte
                           								derselben.
                        
                     
                        
                           1. Die Eigenschaften eines guten Seiles haͤngen großen
                              									Theiles von dem Zweke ab, zu welchem dasselbe bestimmt ist: Dauer ist fuͤr jeden Fall von der hoͤchsten Wichtigkeit.
                           2. Sobald fuͤr Dauer gesorgt ist, muß fuͤr die groͤßte Staͤrke, insoferne sie mit jener vereinbar ist,
                              									Sorge getragen werden.
                           3. Seile muͤssen auch, soviel bei gehoͤriger Ruͤksicht auf Dauer
                              									moͤglich ist, die moͤglich groͤßte Biegsamkeit besizen.
                           4. Seile muͤssen einen bestaͤndigen Wechsel von Naͤsse und
                              									Trokenheit ertragen koͤnnen: dieser Wechsel ist es, der am meisten an ihrer
                              									Zerstoͤrung arbeitet. Dieß geschieht großen Theils dadurch, daß die Fasern
                              									mit einem klebrigen Stoffe, der das Wasser abhaͤlt, und in demselben
                              									unaufloͤsbar ist, gesaͤttigt werden: wenn dieser Stoff nicht klebrig
                              									waͤre, so wuͤrde die Staͤrke leiden, indem die Fasern
                              									uͤber einander glitschen wuͤrden.
                           5. Die einfachste Probe um zu sehen, ob die Fasern gehoͤrig gesaͤttigt
                              									sind, ist, ein Stuͤk Seil abzuwaͤgen, und dann bei einer mittleren
                              									Temperatur wenigstens 6 Stunden lang in Wasser zu tauchen. Wenn es mehr als 23 per
                              									Cent an Gewicht zunimmt, so ist es nicht gehoͤrig gesaͤttigt. Diese
                              									normale Zunahme muß an einem Stuͤke Seil bestimmt werden, welches mit aller
                              									Sorgfalt verfertigt wurde.
                           Um bei dieser Probe zugleich auch die Guͤte des Theeres zu bestimmen, oder
                              									uͤberhaupt des Stoffes, womit man die Fasern saͤttigen will, muß
                              									dieses Stuͤk eine bestimmte Zeit uͤber einer Temperatur von 120 Fahr.
                              									(+ 39,11 Réaum.) ausgesezt werden; denn, wenn der Theer irgend ein
                              									wesentliches Oehl enthielte, wodurch er in Wasser aufloͤsbar wuͤrde,
                              									so wuͤrde dieses Oehl bei dieser Temperatur verduͤnsten. Im Sommer
                              									sind die Seile oͤfters einer solchen Temperatur ausgesezt.
                           6. Man kann durch eine groͤßere Festigkeit die Seile dem Wasser besser widerstehen
                              									machen; allein, dadurch leidet ihre Biegsamkeit so wie auch ihre Staͤrke:
                              									daher muß ein gewisses Gewicht des Seiles immer innerhalb eines gewissen Umfanges
                              									bleiben, wenn nicht Dichtheit durch Festigkeit auf Kosten der Biegsamkeit erhalten,
                              									und das Seil zu steif werden soll.
                           7. Es wird nicht ohne Nuzen seyn, die Umstaͤnde, durch welche die
                              									Staͤrke des Seiles schon bei seiner Verfertigung leidet, einzeln und genau zu
                              									betrachten, da sie noch in keinem uͤber diesen Gegenstand geschriebenen Werke
                              									untersucht wurden, obschon sie aͤußerst wichtig sind. Duhamel und Robison haben den Gegenstand nur
                              									theilweise betrachtet: eine halbe Theorie ist aber keine ganze, und muß, wie es sich
                              									erwarten laͤßt, mit der Erfahrung mehr oder minder im Widerspruche
                              									stehen.
                           Seile sind keine unwandelbaren mathematischen Linien, und Geometrie reicht allein
                              									nicht hin, die Aufgabe zu loͤsen. Daher kommt es, daß theoretische
                              									Gelehrsamkeit zuweilen in Mißcredit geraͤth. Dieser Punct wird sich leicht
                              									erklaͤren lassen. Es ist moͤglich ein Seil so zu verfertigen, daß,
                              									wenn der Seiler dasselbe aus der Hand legt, jeder Faden desselben den
                              									moͤglich groͤßten Widerstand gegen das Abreißen nach der Laͤnge
                              									darbiethet. Ein solches Seil wird also, so lange es neu ist, das moͤglich
                              									staͤrkste seyn. Wird es aber diese Gleichheit der Spannung an den Faden auch
                              									in der Anwendung aͤußern? Wir koͤnnen wohl leicht das Gegentheil
                              									erweisen, wenn wir die Umstaͤnde erwaͤgen, welche bei der Anwendung
                              									eines Seiles Statt haben.
                           8. Ein Seil wird, wenn es gebraucht wird, nach allen Richtungen gebogen, und dadurch
                              									muͤssen nothwendig die aͤußeren Faden mehr gestrekt werden. Wenn dieß
                              									oͤfters geschieht, muͤssen diese aͤußeren Faden nachlassen, und
                              									wenn man die Staͤrke eines Seiles auf die Probe stellt, nachdem die
                              									aͤußeren Faden durch wiederholtes Biegen gestrekt wurden, so wird man es
                              									weniger stark finden, als da es neu war, vorausgesezt, daß es, zu beiden Versuchen
                              									als neu, so stark wie moͤglich gemacht wurde.
                           Es ist ferner klar, daß ein Seil, welches so verfertigt wurde, daß alle Faden, so
                              									lange es neu ist, gleichen Widerstand leisten, wenn die aͤußeren Faden durch
                              									Gebrauch gestrekt wurden, die in der Mitte der Lizen befindlichen Faden nachlassen
                              										muͤssen, so
                              									oft das Seil eine bedeutende Spannung erleidet, und der losgewundene Hanf dieser
                              									gebrochenen Faden so viel Wasser einsaugen wird, daß das Seil in kurzer Zeit
                              									abfault.
                           9. Jede Erfindung und Entdekung, wodurch man das Seilerhandwerk zu verbessern hoffte,
                              									hatte stets zum Zweke, die die neuen Seile so stark zu machen, wie moͤglich.
                              									Die Folge hiervon fuͤr den Gebrauch wurde nie in Anschlag gebracht. Die
                              									vergleichenden Versuche wurden nur an neuen Seilen angestellt, obschon es ohne allen
                              									Zweifel besser gewesen seyn wuͤrde, die Seile so einzurichten, daß sie durch
                              									das Streken, welches sie waͤhrend des Gebrauches derselben erleiden, an
                              									Staͤrke zunehmen, und das verdorbene Material ersezen muͤssen. Die
                              									verschiedenen Patent-Seile werden, wenn sie nicht sorgfaͤltig gearbeitet
                              									wurden, sehr oft die in der Mitte gelegenen Faden zu kurz haben, selbst wenn sie
                              									noch neu sind. Wenn man solche Seile nur mit drei Viertel jener Last beladet, unter
                              									welcher sie reißen, so wird man die mittleren Faden abgerissen finden. Solche Seile
                              									muͤssen, wenn sie bei ihrer Probe durch angehaͤngte Gewichte, als neu,
                              									auch noch so schoͤne Resultate geben, beseitigt werden.
                           Obige Bemerkungen gelten besonders von gewissen Patent-Seilen, welche, wir wissen
                              									nicht von wem, fuͤr die Flotte gemacht werden. Ich berufe mich auf die bei
                              									der Flotte gemachten Erfahrungen, ob diese Bemerkungen wahr sind oder nicht.
                           10. Wir wollen nun die gewoͤhnliche Art Seile zu spinnen, und dann jene
                              									Verbindung dieser Art mit der Patent-Methode betrachten, durch welche die besten
                              									Seile entstehen.
                           An den gewoͤhnlichen Seilen sind die inneren Faden der Lizen zu lang, und wenn
                              									das Seil so eben fertig geworden ist, sind sie um so vieles zu lang, daß die
                              									Staͤrke desselben beinahe lediglich von den aͤußeren Faden der Lizen
                              									abhaͤngt. Seile, die auf diese Weise verfertigt wurden, sind um vieles
                              									schwaͤcher, als Patent-Seile, wenn diese so eben fertig geworden sind. Bei
                              									den gewoͤhnlichen Seilen macht jedes Streken, Biegen und Glitschen der Fasern
                              									waͤhrend des Gebrauches die aͤußeren Faden laͤnger, und daher
                              									die Spannung der Faden mehr gleichfoͤrmig, indem die inneren mehr gestrekt
                              									werden. Die Richtigkeit dieser Bemerkung wird durch die bekannte Thatsache erwiesen:
                              										„daß die gewoͤhnlichen Seile staͤrker werden, nachdem
                                 										sie einige Zeit uͤber regelmaͤßig gebraucht wurden.“
                              									Sie scheint die einzige richtige Erklaͤrung jener Thatsache, wie sie zuerst in
                              									meinem Essay on the strength of Iron, 2. ed. p. 280. in der Anmerkung gegeben wurde.
                           11. Die Folge hiervon ist eben so einleuchtend, als wichtig. Ein Patent-Seil ist am
                              									staͤrksten, so lange es neu ist; allein mit jedem Monate, den es
                              									laͤnger gebraucht wird, wird die gleichfoͤrmige Spannung der Faden,
                              									von welcher anfangs die groͤßere Staͤrke abhing, mehr gestoͤrt.
                              									Ein gewoͤhnliches Seil hingegen ist, anfangs schwach, und wird durch den
                              									Gebrauch besser, indem die Spannung der Faden dadurch immer mehr
                              									gleichfoͤrmig wird. Allein, die Spannung der Faden kann an einem
                              									gewoͤhnlichen Seile nie vollkommen gleichfoͤrmig werden, und ein
                              									solches Seil kann daher nie den Vortheil des Widerstandes aller Faden besizen.
                           12. Der Fehler bei dem Verfahren mehrerer Patent-Seile besteht darin, daß die in der
                              									Mitte der Lizen gelegenen Faden zu kurz sind. Die Laͤnge derselben
                              									laͤßt sich durch folgendes Verhaͤltniß bestimmen.
                           Die mittleren Faden einer Lize muͤssen um so viel laͤnger seyn, als das
                              									Seil, als dieses vor dem Brechen gestrekt wird, nebst der Verlaͤngerung,
                              									welche die oberflaͤchlichen Faden durch den Gebrauch erleiden: die
                              									uͤbrigen Faden richten sich nach jenen in der Mitte. Die in der Mitte
                              									gelegenen Faden sollten nie kuͤrzer seyn, als nach diesem
                              									Verhaͤltnisse bestimmt wurde: wenn man sie etwas laͤnger macht, so
                              									wird nur sehr wenig Kraft verloren gehen: es ist aber besser, sie zu lang als zu
                              									kurz zu machen. Die aͤußerste Genauigkeit laͤßt sich nie erreichen; es
                              									wird sich indessen leicht durch Versuche eine Regel finden lassen, welche hinreicht,
                              									die Seiler bei ihrer Arbeit zu leiten. Bei dieser Verbesserung wird man die
                              									Patent-Seile besser, als die anderen, finden.
                           13. Es ist noch ein wichtiger Punct bei Verfertigung der Seile uͤbrig, auf
                              									welchen ich aufmerksam machen will, und dieser ist der Grad der Drehung, der an den
                              									Faden Statt haben muß, wenn das Seil fertig ist. Es darf nur soviel Drehung an den
                              									Faden uͤbrig bleiben, als noͤthig ist, um die Hanf-Fasern zu hindern,
                              									sich uͤber einander zu schieben; ein geringerer Grad von Drehung
                              									wuͤrde machen, daß die Faden auseinander gehen, ohne daß der Hanf reißt, und
                              									ein staͤrkerer, als durchaus nothwendig ist, wuͤrde die wirkliche
                              									Staͤrke des Fadens
                              									in dem Verhaͤltnisse des Winkels der Drehung schwaͤchen. Der
                              									gehoͤrige Winkel der Drehung wurde bisher noch nie bestimme; er laͤßt
                              									sich aber sehr leicht durch Versuche bestimmen, wodurch dann alle Zweifel gehoben
                              									sind. Die reinen Theoretiker wollen zu wenig Drehung, und die Seiler geben in der
                              									Praxis deren zuviel.
                           Wir sind jezt einiger Maßen zu einer mehr theoretischen Analyse der Seilerkunst
                              									vorbereitet.
                           14. Obschon die Fasern des Hanfes nur sehr wenig ausdehnbar sind, so ist doch ein aus
                              									denselben gesponnenes Seil sehr dehnbar, und, wie wir gesehen haben, wird die
                              									Staͤrke durch die Dehnbarkeit gar sehr veraͤndert. Dieser Theil der
                              									Theorie der Seilerkunst wurde am wenigsten beleuchtet.
                           Den am mindesten verwikelten Fall zur Untersuchung gibt das Schiffseil (hawser), wo eine gewisse Anzahl von Faden in drei Lizen
                              									gesponnen wird, und diese zu dem Seile zusammengeflochten oder gedreht werden. In
                              										Fig. 67.
                              									ist, A, B, das Seil; C, C,
                                 									C, sind die drei Lizen; und D, E, ist ein Faden
                              									einer dieser Lizen, der sich in die Hanffasern, F, F,
                              									aufloͤsen laͤßt.
                           Wenn die Drehungen alle denselben Winkel bilden, so laͤßt sich beweisen, daß
                              									die Staͤrke der geraden Hanffasern sich zur Staͤrke des Seiles beinahe
                              									verhaͤlt, wie der Halbmesser zu der mittleren Proportionalen zwischen dem
                              									Quadrate und dem Kubus des Cosinus des Winkels der Drehung, wenn alle Fasern gleich ausgedehnt sind, und der Drehungs-Winkel bei der
                              										groͤßten Spannung des Seiles gemessen wird,
                              									die dasselbe ohne zu reißen ertragen kann. Dieß sind Graͤnzen, welche man bei
                              									Anwendung theoretischer Grundsaͤze gaͤnzlich vernachlaͤßigt
                              									hat.
                           15. Der Cosinus des Winkels ist bei der staͤrksten Spannung des Seiles
                              									gewoͤhnlich 0,87, und daher, unter vorausgesezter gleicher Ausdehnung, die
                              									Staͤrke ungefaͤhr 0,708 Mahl die Staͤrke des Hanfes, oder kaum
                              									etwas mehr als zwei Drittel der Staͤrke des Hanfes. Allein in den meisten
                              									Faͤllen ist der Verlust groͤßer, als ein Drittel, weil die Theile
                              									nicht alle gleich gestrekt sind. Denn eine Litze besteht aus Faden, die um eine
                              									Achse, oder um einen in der Mitte gelegenen Faden, A, B,
                              									gewunden sind; Fig.
                                 										68. Die Laͤnge der aͤußeren Faden im Seile wird, ohne
                              									Spannung desselben, C, D, seyn; wenn das Seil aber gespannt wird,
                              									werden die Theile zusammengedruͤkt, und der Durchmesser des Kreises der
                              									aͤußeren Faden nimmt ab, und laͤßt die aͤußeren Faden sich
                              									ausdehnen, und das Seil sich verlaͤngern, wie die Litze, E, F, zeigt, so daß die Spannung auf die inneren Faden
                              									geworfen wird, wenn diese nicht bei dem Spinnen des Seiles so sehr aufgewikelt
                              									wurden, daß sie der Laͤnge nach gleiche Ausdehnung mit den aͤußeren
                              									bekommen. Dieses Verhaͤltniß genau zu erreichen, durch welches die
                              									aͤußeren und inneren Faden gleich gespannt werden, muß der Hauptzwek der
                              									hoͤchsten Vervollkommnung der Seilerei seyn. Die gewoͤhnliche Weise
                              									Seile zu spinnen laͤuft in das entgegengesezte Extrem; die inneren Faden sind
                              									zu sehr aufgewunden, so daß die ganze Spannung auf die aͤußeren geworfen
                              									wird, und Seile, die auf diese Weise gesponnen wurden, streken sich immer in einem
                              									sehr bedeutenden Grade, und saugen auch eine groͤßere Menge Feuchtigkeit ein,
                              									als die verbesserten Seile.
                           Es ist aber besser, die aͤußeren Faden der Lizen kuͤrzer als die
                              									inneren zu machen, indem, wenn die inneren zu kurz sind, die Spannung großen Theils
                              									auf den mittleren Faden ruht, die nothwendig reißen muͤssen, was nachher auch
                              									an den Faden zunaͤchst am Mittelpuncte geschehen muß. Wenn nun der mittlere
                              									Theil des Seiles gebrochen ist, so wird dasselbe Wasser einsaugen, und die
                              									uͤbrigen Faden werden abfaulen. Dieß ist der Fehler, der durch die neueren
                              									Methoden entsteht, wenn sie nicht gehoͤrig geleitet werden. Nach der alten
                              									Weise kam die staͤrkste Spannung immer auf die aͤußeren Windungen in
                              									den Lizen, und wenn diese gelitten hatten, konnte man es alsogleich sehen.
                           16. Es laͤßt sich leicht bestimmen, ob die Lizen eines Seiles so verfertigt
                              									wurden, daß die Faden alle gleich gespannt sind; denn, wenn sie dieses sind, so
                              									muͤssen die im Mittelpuncte befindlichen Faden, wenn sie aus den Lizen
                              									genommen werden, ungefaͤhr um 1/10 laͤnger seyn, als die Lizen selbst,
                              									die Drehung mit gemessen. Es laͤßt sich wirklich leicht ein Maßstab zur
                              									Bemessung aller Faden entwerfen, so daß man jede wesentliche Abweichung bei
                              									Verfertigung derselben leicht entdeken kann.
                           17. Bei den großen Anker-Tauen entsteht nothwendig ein noch groͤßerer Verlust
                              									an Staͤrke des Hanfes.
                           
                           In Fig. 69.
                              									ist, A, B, das Tau; C, C, C,
                              									sind die drei Seile, die es bilden; D, D, D, die drei
                              									Lizen eines einzelnen Seiles; E, F, die Faden, die in
                              									Hanf-Fasern, G, G, aufgeloͤst sind. Da nun das
                              									Anker-Tau noch um Ein Mahl mehr gedreht werden muß, als ein Schiff-Seil (hawser), so laͤßt sich erweisen, daß die
                              									eigentliche Staͤrke des Hanfes sich zur Staͤrke des Taues beinahe
                              									verhaͤlt, wie der Halbmesser zu der mittleren Proportionalen zwischen der
                              									dritten und vierten Potenz des Cosinus des Drehungs-Winkels, wenn das Tau so
                              									verfertigt ist, daß die Fasern durch die spannende Kraft alle gleich ausgedehnt
                              									werden. Oder daß seine Staͤrke sich zur Staͤrke der drei Seile, die es
                              									bilden, sich verhaͤlt, wie der Cosinus des Drehungs-Winkels, was, bei dem
                              									gewoͤhnlichen Winkel, beinahe wie 87 zu 100 betraͤgt. Das heißt, es
                              									gehen 13 Theile von 100 an der Staͤrke verloren, wenn man ein Tau aus Seilen
                              									spinnt. Dieser Verlust an Staͤrke wird aber durch den groͤßeren Grad
                              									von Festigkeit ersezt, den man durch diese Verbindung erhaͤlt; denn die
                              									Festigkeit steht hier nicht im Verhaͤltnisse mit einer groͤßeren
                              									Steifigkeit. Uebrigens muß bei Tauen wie bei Seilen dieselbe Aufmerksamkeit auf
                              									gleichfoͤrmige Vertheilung der Spannung der Faden in den Lizen verwendet
                              									werden.
                           18. Da es nun, nach einer richtigen Theorie, offenbar ist, daß die Ausdehnung an
                              									jedem Theile des Seiles gleich seyn muß, so ist die einfachste Weise dasselbe zu
                              									bilden diese, daß man jedem Faden eine soviel moͤglich gleiche Drehung gibt,
                              									und ebenso auch jeder Lize. Daher ist es wahrscheinlich, daß Seile, die auf der
                              									Maschine gemacht wurden, alle uͤbrigen Umstaͤnde gleich gesezt, besser
                              									sind; wenn der Hanf in Maschinen zu Faden gesponnen wird, so wird hoͤchst
                              									wahrscheinlich ein bedeutender Vortheil herauskommen.
                           19. Sollten durch diese Bemerkungen die Seile wohlfeiler, staͤrker und
                              									sicherer werden, so wuͤrde ich mich fuͤr meine Muͤhe
                              									hinlaͤnglich belohnt glauben. Bei genauerer Untersuchung dieses Gegenstandes
                              									wird man an Vergleichung und Zerlegung einzelner Muster im verschiedenen Zustande
                              									von Abnuͤzung und aus verschiedenen Fabriken noch viele Belehrung finden; das
                              									sicherste Mittel zur Wahrheit zu gelangen, und Irrthum zu vermeiden. Man kann
                              									hieruͤber die Werke des Dr. Young, der HHrn. Chapman und Duhamel, und Dr. Robison vergleichenAuch Roxburgh's Abhandlung „Ueber die Cultur, Eigenschaften und
                                       												verhaͤltnißmaͤßige Staͤrke des Hanfes und anderer
                                       												vegetabilischen Fasern,“ polyt. Journal Bd. XV. S. 426. u. f. A. d. R., und auch die kleinen Schriften der HHrn. Huddarts und anderer, die sich fuͤr besondere Systeme
                              									interessirten, nachdem man vorlaͤufig die allgemeinen Grundsaͤze der
                              									Seilerei gruͤndlich studirte.
                           
                        
                     
                  
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