| Titel: | Verbesserter Hochofen zum Schmelzen der Metalle, worauf Joh. White, d. jüng., und Thom. Sowerby, beide Kaufleute zu Bishop-Wearmouth, Durhamshire, sich am 6. November 1824 ein Patent ertheilen ließen. | 
| Fundstelle: | Band 21, Jahrgang 1826, Nr. VIII., S. 34 | 
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                        VIII.
                        Verbesserter Hochofen zum Schmelzen der Metalle,
                           								worauf Joh. White, d.
                           								jüng., und Thom.
                              									Sowerby, beide Kaufleute zu Bishop-Wearmouth, Durhamshire, sich am 6. November 1824 ein Patent ertheilen
                           								ließen.
                        Aus dem Repertory of Patent-Inventions, Mai, 1826. S.
                              									288.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              									II.
                        White's, verbesserter Hochofen zum Schmelzen der
                           								Metalle.
                        
                     
                        
                           Die Verbesserungen bestehen darin, der durch die Zuͤge
                              									herbeistroͤmenden Luft nach Belieben eine verschiedene Richtung geben zu
                              									koͤnnen, nach jedem Orte, wo sie nothwendig ist, und, ohne alle mechanische
                              									Kraft, Koks oder anderes Brenn-Material, mit mehr Vortheil als bisher
                              									anzuwenden.
                           Fig. 70.
                              									zeigt diesen verbesserten Ofen im Grundrisse, wie er zum Roheisen-Schmelzen
                              									vorgerichtet seyn muß, das man bisher nur in den gewoͤhnlichen Reverberir
                              									– oder in kleinen Kuppel-Oefen geschmolzen hat.
                           Fig. 71.
                              									zeigt denselben im Durchschnitte.
                           Fig. 72. im
                              									Aufrisse.
                           Dieselben Buchstaben bezeichnen dieselben Gegenstaͤnde in allen Figuren, und
                              									diese sind nach dem beigefuͤgten Maßstabe (4 Fuß auf den Zoll)
                              									gezeichnet.
                           A, B, ist der aufrechte oder senkrechte Theil des Ofens.
                              										D, D, D, ist seine Sohle oder sein Boden, welcher
                              									mit einem Zuge oder Schornsteine bei, E, in Verbindung
                              									steht. C, ist eine andere Oeffnung aus dem Ofen in einen
                              									Zug oder Schornstein. F, die Luftzuͤge, durch
                              									welche atmosphaͤrische Luft herbeigelassen wird; es koͤnnen deren
                              									mehrere oder nur einer seyn. G, das Hauptloch zum
                              									Reinigen oder Ausbessern der Sohle und der Zuͤge. H,
                                 										H, der Hauptzug oder der Schornstein, welcher so hoch seyn muß, als bei den
                              									gemeinen Reverberir-Oefen. a, a, ein Dekel aus Gußeisen
                              									oben auf dem Ofen. b, b, eine Platte oder ein Schieber
                              									zur Regulirung des Raumes im Zuge. Die Pfeile zeigen die Richtung der Luftstroͤme. Nachdem der Ofen
                              									und die Sohle, D, D, D, gereinigt und zugerichtet
                              									wurden, wird der Dekel, a, a, abgenommen, und die Koks
                              									oder die Brenn-Materialien werden bei, A, hineingethan,
                              									und bei dem Luftzuge oder an irgend einer anderen schiklichen Oeffnung
                              									angezuͤndet. Nachdem nun der Ofen bis zur gehoͤrigen Schmelzhize
                              									erhizt wurde, was jeder Arbeiter an einem Reverberir- oder Kuppel-Ofen kennt, wird
                              									das Hauptloch, G, auf die gewoͤhnliche Weise
                              									mittelst Lehmens verschlossen, und das zu schmelzende Metall mit Koks abwechselnd
                              									bei, A, in solchen Verhaͤltnissen und solcher
                              									Menge, wie bei den gewoͤhnlichen Oefen, eingetragen. Der Dekel, a, a, wird alsogleich, nachdem das Erz und die Kohlen
                              									eingetragen wurden, wieder aufgelegt. Wie das Metall schmilzt, senkt es sich auf die
                              									Sohle, D, D, D, wo es durch eine daruͤber
                              									schlagende Flamme, die nach der Richtung des Pfeiles in den Schornstein zieht, heiß
                              									erhalten, und bei, o, zum Gebrauche abgezogen wird.
                              									Dieser Riß wird fuͤr jeden geschikten Arbeiter hinreichen, einen Ofen nach
                              									dieser Art und zu diesem Zweke zu erbauen, der vierekig, rund, eifoͤrmig,
                              									achtekig oder wie immer seyn kann, und doch die Kraft behalten wird, dem Luftzuge
                              									die verlangte Richtung dorthin, wo sie noͤthig ist, zu geben.
                           
                        
                           Bemerkungen der Patent-Traͤger zu
                                 										obigem Patente.
                           Es wuͤrde zuviel Raum fordern, um alle jene metallurgische Zweke zu entwikeln,
                              									zu welchen sich dieser Ofen anwenden laͤßt.
                           Da er oben als ein Schmelzofen fuͤr Gußeisen angegeben wurde, so wollen wir
                              									uns hier bloß auf die Vortheile beschraͤnken, die dieser Ofen vor anderen
                              									aͤhnlichen Oefen zu denselben Zweken voraus hat. Gewoͤhnlich braucht
                              									man zum Gußeisen einen Reverberir- oder einen Kuppel-Ofen; und es ist sonderbar, daß
                              									man auf keinen wohlfeileren und zwekmaͤßigeren Ofen zu dieser Arbeit bisher
                              									gedacht hat. Diese Oefen sind, sowohl in Hinsicht auf ihren Bau, als auf ihre
                              									Ausbesserung, hoͤchst kostspielig. Sie besizen allerdings wechselseitig
                              									Vorzuͤge vor einander, aber keiner von beiden taugt zu einem Schmelzofen. Ein
                              									einfacher und wohlfeiler Ofen, der die Vortheile beider vereinigt, ohne die
                              									Nachtheile derselben zu besizen, und in welchem man alle Arbeiten mit bedeutend
                              									geringeren Kosten verrichten kann, ist daher eben so wichtig als
                              									nuͤzlich.
                           
                        
                           
                           Vergleichung dieses Patent-Ofens mit dem
                                 										Reverberir-Ofen.
                           1) Der Reverberir-Ofen ist ein großes und kostbares Gebaͤude, und der
                              									Patent-Ofen ein compendioͤses und wohlfeiles. Er nimmt, im Allgemeinen, kaum
                              									ein Viertel des Plazes des ersteren ein, man braucht verhaͤltnißmaͤßig
                              									weit weniger von den kostbaren Baumaterialien, keinen Rost, und uͤberhaupt
                              									wenig Eisenwerk; auch darf der Schornstein nicht bis an den Gipfel mit feuerfesten
                              									Ziegeln ausgefuͤttert seyn.
                           2) Der Reverberir-Ofen erhaͤlt seine Luft auf natuͤrliche Weise ohne
                              									alle Maschinen; dieß ist auch der Fall bei dem Patent-Ofen; allein die Art der Luft
                              									in jedem dieser Oefen ist verschieden. Bei dem ersteren tritt die Luft durch die
                              									erhizte Aschengrube, und wird dadurch bedeutend verduͤnnt. Die
                              									Luftzuͤge, durch welche der Patent-Ofen seine Luft erhaͤlt, sind so
                              									eingerichtet, daß sie die ausstrahlende Hize großen Theils unterbrechen, so daß die
                              									Luft außen um den Ofen nur wenig verduͤnnt wird, und daher zur Verbrennung
                              									desto besser taugt.
                           3) Es ist ein großer Unterschied zwischen diesen beiden Oefen in Hinsicht auf die
                              									Menge Brennmateriales, um eine gewisse Menge Metall zu schmelzen. Ein kleiner
                              									Patent-Ofen schmelzte auf Ein Mahl 5 Tonnen (1000 Ztr.) Metall mit Einer Tonne (20
                              									Ztr.) Kohlen. In einem Reverberir-Ofen wuͤrde man hierzu ungefaͤhr 5
                              									Tonnen guter Steinkohlen gebraucht haben. Dieß ruͤhrt von der verschiedenen
                              									Weise her, in welcher das Metall der Einwirkung der Hize in beiden Oefen ausgesezt
                              									wird, oder wie die Hize in beiden angewendet wird.
                           4) Das im Reverberir-Ofen geschmolzene Metall leidet wesentlich an seiner
                              									Guͤte. Da eine große Oberflaͤche schmelzenden oder geschmolzenen
                              									Metalles der Einwirkung einer durchziehenden Flamme ausgesezt ist, wird es dadurch
                              									zum Theile entkohlstofft, und zu einer Menge von Gußarbeiten unbrauchbar. Das Metall
                              									auf dem Boden oder in dem Brunnen des Patent-Ofens wird hingegen durch eine Menge
                              									kleiner Koks geschuͤzt, die auf der Oberflaͤche desselben ruhen, so
                              									daß es beim Gusse ein weit besseres Eisen gibt.
                           5) Bei dem Reverberir-Ofen geht eine bedeutende Menge Metalles verloren. Man kann sie
                              									im Durchschnitte auf 10 p. C. des ganzen in den Ofen
                              									gebrachten Metalles schaͤzen. Der Verlust am Patent-Ofen ist nicht
                              									groͤßer, als am Kuppel-Ofen, wo er selten 5 p. C.
                              									betraͤgt. Dieß ruͤhrt aus dem obigen Grunde (4) her.
                           6) Der Patent-Ofen schmelzt in einer gegebenen Zeit mehr Metall, als der
                              									Reverberir-Ofen. Der hier gezeichnete Ofen schmelzte 16 bis 18 Ztr. in einer
                              									Stunde.
                           7) Bei dem Reverberir-Ofen kann, wenn der Heizer nicht ununterbrochen alle
                              									moͤgliche Aufmerksamkeit auf das Feuer wendet, dadurch großer Schaden
                              									entstehen, daß das Metall zuweilen in einen unbrauchbaren hammerbaren Zustand, in
                              									sogenanntes Schedel-Eisen (skull iron) verwandelt wird.
                              									Bei dem Patent-Ofen hingegen wird, wenn er anders, so wie die gluͤhende Masse
                              									niedersteigt, regelmaͤßig mit Brenn-Material versehen wird, wie bei dem
                              									Kuppel-Ofen, die Arbeit immer gleichfoͤrmig seyn.
                           8) Die Ausbesserungs-Kosten bei dem Reverberir-Ofen sind sehr bedeutend. Das Innere
                              									des Ofens, wie des Schornsteines, wird durch die Einwirkung der Flamme sehr
                              									mitgenommen. Die Flamme der Koks im Patent-Ofen steigt nur auf einer kurzen Streke
                              									empor, und ist nicht so zerstoͤrend. Ueberdieß ist auch keine so große
                              									Flaͤche den verderblichen Einwirkungen des Feuers ausgesezt, und kein
                              									eiserner Rost immer zu erneuern.
                           9) Der schrekliche Rauch und die Flamme, die so oft aus dem Reverberir-Ofen
                              									emporsteigen, sind kein geringer Nachtheil fuͤr die Nachbarschaft, wenn ein
                              									solcher Ofen sich mitten in einem Orte befindet, und auch nicht minder
                              									gefaͤhrlich und nachtheilig an der Kuͤste. Aus dem Patent-Ofen sieht
                              									man weder einen aͤhnlichen Rauch, noch eine solche Flamme emporsteigen.
                           
                        
                           Vergleichung des Patent-Ofens mit dem
                                 										Kuppel-Ofen.
                           1) Der Kuppel-Ofen bedarf der Huͤlfe der Maschinen, um mit Luft versehen zu
                              									werden, und ist ohne kuͤnstliches Geblaͤse gar nicht zu gebrauchen.
                              									Der Patent-Ofen, obschon er dem Kuppel-Ofen sowohl in der Wirkungs-Art, als in den
                              									Resultaten aͤhnlich ist, ist fuͤr sich selbst
                                 										schon vollkommen, und erfordert kein Geblaͤse; er kostet folglich
                              									schon bei seiner ersten Errichtung weniger.
                           2) Der Kuppel-Ofen erfordert nicht bloß ein Geblaͤse, sondern zugleich auch
                              									eine Maschine, welches dieselbe treibt, sey es nun Dampf-Maschine, oder Wasser- oder
                              									Pferdekraft. Außer den
                              									Auslagen bei Errichtung einer Dampf-Maschine, eines Pferde- oder Wasser-Rades oder
                              									anderer Maschine, kommt noch eine große woͤchentliche oder jaͤhrliche
                              									Auslage fuͤr die dabei noͤthigen Ausbesserungen. Wenn, wie bei kleinen
                              									Gußwerken, Menschenhaͤnde dafuͤr gebraucht werden, ist die Auslage
                              									nicht geringer. Der Patent-Ofen braucht weder Dampf-Maschinen,
                                 										noch Wasser, noch Pferde, uͤberhaupt keine Maschine.
                           3) Die Unterhaltung eines Kuppel-Ofens kommt sehr hoch zu stehen. Das mit dem Feuer
                              									in Beruͤhrung stehende Mauerwerk wird bald zerstoͤrt, und verursacht
                              									dadurch einen steten Verbrauch kostbarer Artikel. Hierzu kommt noch die
                              									Abnuͤzung der Maschinen selbst. Der Patent-Ofen ist dauerhafter, und braucht
                              									keine Maschine.
                           4) Die Arbeiten am Kuppel-Ofen muͤssen nothwendig unterbrochen werden, sobald
                              									etwas an den Maschinen fehlt. Dieser Nachtheil faͤllt bei dem Patent-Ofen
                              									gaͤnzlich weg.
                           5) Der Patent-Ofen kann uͤberall angewendet werden, wo die
                              									atmosphaͤrische Luft freien Zutritt hat; waͤhrend oft der
                              									zwekmaͤßigste Plaz fuͤr einen Kuppel-Ofen bloß deßwegen nicht
                              									benuͤzt werden kann, weil man keine Maschinen auf demselben anbringen kann,
                              									so daß zuweilen die verdichtete Luft in eisernen Roͤhren weit
                              									herbeigefuͤhrt werden muß. Oefters fehlt es an Wasser etc.
                           6) Obschon das Metall aus den Kuppel-Oefen fuͤr verschiedene Arten von
                              									Gußarbeiten besser taugt, als jenes aus Reverberir-Oefen, indem es weniger
                              									Kohlenstoff waͤhrend des Schmelzens verlor, als lezteres, so hat man doch das
                              									Metall aus Reverberir-Oefen lieber, wenn groͤßere Staͤrke erfordert
                              									wird. Der Patent-Ofen liefert nicht bloß jedes Mahl aus denselben Materialien Metall
                              									von gleicher Guͤte mit dem Kuppel-Ofen, sondern besizt auch die Kraft so
                              									starkes Eisen, wie der Reverberir-Ofen, zu erzeugen, wenn man anders etwas weniger
                              									Koks auf dem geschmolzenen Metalle waͤhrend des Aufenthaltes desselben im
                              									Ofen zuruͤkbleiben laͤßt.
                           7) Die Koks und das Erz kommen abwechselnd in den Patent-Ofen, Schichten-Weise, Stratum supra Stratum. Wie das Metall niedersteigt,
                              									kommt es allmaͤhlig, wie in dem Kuppel-Ofen, in Beruͤhrung mit der
                              									groͤßten Hize, die in dem Ofen enthalten ist. Man wird indessen finden, daß
                              									der Patent-Ofen mit
                              									weniger Feuer-Material arbeitet, als der Kuppel-Ofen, was vorzuͤglich dann
                              									der Fall ist, wann eine große Menge Metalles auf ein Mahl geschmolzen wird.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
