| Titel: | Verbesserte Schmelztiegel zum Eisen- und Messing-Gießen; von Hrn. L. Anstey , Eisengießer; nebst Anleitung zum Gebrauche derselben, und einer Beschreibung seines Wind-Ofens. | 
| Fundstelle: | Band 21, Jahrgang 1826, Nr. XXI., S. 116 | 
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                        XXI.
                        Verbesserte Schmelztiegel zum Eisen- und
                           								Messing-Gießen; von Hrn. L.
                              									Anstey
                           								Hr. Anstey erhielt von der Gesellschaft die silberne
                                 										Vulcan-Medaille und 20 Guineen.A. d. O., Eisengießer; nebst Anleitung zum Gebrauche derselben, und einer Beschreibung
                           								seines Wind-Ofens.
                        Aus dem XLIII. Bde. der Transactions of the Society for the
                                 										Encouragement of Arts in Gill's technical Repository. N. 52. S.
                              									193.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              									IV.
                        Anstey's, verbesserte Schmelztiegel zum Eisen- und Messing-Gießen
                           								etc.
                        
                     
                        
                           Folgende Schmelztiegel dienen mir in meinem Eisen-Gußwerke
                              									seit vielen Jahren besser, als alle anderen. Man nimmt zwei Theile fein gemahlenen
                              									rohen Stourbridge-Thon, und Einen Theil der haͤrtesten Gas-Koks, die
                              									vorlaͤufig gepulvert, und durch ein Sieb von 1/8 Zoll Loͤchern gesiebt
                              									wurden.
                           Diese beiden Bestandtheile werden mit der gehoͤrigen Menge Wassers gemischt, und die Masse
                              									wird gut durchgetreten; wenn die Koks sehr fein sind, springen die Tiegel.
                           Der Tiegel wird aus der Hand auf einem Bloke geformt, wie Tab. IV. Fig. 7. zeigt, wo, a, die Bank ist; b, b, zwei
                              									Stuͤzen, die ein Querbrett, c, tragen, in welchem
                              									sich ein Loch zur Aufnahme des Stieles des Kernes befindet. d, der Kern, mit seinem Stiele, e, der loker
                              									durch das Querbrett, c, laͤuft, und sich in einen
                              									Stift endet, der in einem Loche in einer Metallplatte, welche auf der Bank befestigt
                              									ist, durchlaͤuft. f, ist der Maßstab, welcher die
                              									Dike des Tiegels bestimmt, wie die punctirten Linien zeigen. g, ist eine Kappe von Leinwand oder Baumwollenzeug, die naß auf den Kern
                              									gesezt wird, ehe der Thon aufgetragen wird; dadurch wird das Ankleben des Thones auf
                              									dem Kerne gehindert, wenn man denselben auszieht. Dann wird der Tiegel innenwendig
                              									geebnet, an der Muͤndung vollendet, und eine Lippe zum Ausgießen des Metalles
                              									gebildet. h, ist ein hoͤlzerner Klopfer zum
                              									Ausformen des Tiegels. Nachdem die Tiegel fertig sind, werden sie bei
                              									maͤßiger Hize getroknet.
                           Die kleineren Tiegel halten ungefaͤhr 20 Pfund Guß-Eisen, und koͤnnen
                              									fuͤr 10 Pence (30 kr.) das Stuͤk geliefert werden; die
                              									groͤßeren halten 40 Pfund und gelten 14 Pence (42 kr.).
                           Wenn man solche Tiegel brauchen will, waͤrmt man sie, nachdem sie auf obige
                              									Weise getroknet wurden, am Feuer, und stuͤrzt sie in dem Ofen auf ihren
                              									oberen Rand um; man hat vorher in dem Ofen die rothgluͤhenden Koks mit kalten
                              									Koks bedekt, um das Feuer zu maͤßigen. Dann traͤgt man noch mehr Koks,
                              									und zwar so lang nach, bis der Tiegel ganz bedekt, und nach und nach zur
                              									Gluͤhhize gebracht ist.
                           Hierauf wird der Tiegel umgekehrt, in der gehoͤrigen Lage im Ofen aufgestellt,
                              									ohne daß man ihn vorher sich haͤtte abkuͤhlen lassen, und mit kaltem
                              									Eisen so weit angefuͤllt, daß, wenn dieses geschmolzen wird, dasselbe bis
                              									beinahe an den Rand des Tiegels hinaufreicht. Das Eisen wird in ungefaͤhr
                              									anderthalb Stunden geschmolzen seyn, und es ist nicht noͤthig, irgend eine
                              									Art von Fluß zuzusezen.
                           Ein solcher Tiegel haͤlt vierzehn oder auch achtzehn Schmelzungen nach
                              									einander aus, wenn man denselben anders in den Zwischenraͤumen nicht kalt
                              									werden laͤßt; wenn er aber erkalten sollte, wuͤrde er wahrscheinlich
                              									springen. Diese Tiegel ertragen eine groͤßere Hize, als andere, ohne sich zu
                              									erweichen, und liefern folglich das Eisen reiner, und in einem fluͤßigeren
                              									Zustande, als die besten Birminghamer Tiegel.
                           Die Hoͤhlung des Ofens des Hrn. Anstey ist eilf
                              									□ Zoll in der Flaͤche, und haͤlt sieben Reihen Ziegel aus
                              									Stourbridge-Thon. Das Luftloch ist 4 Zoll im Gevierte, und drei Zoll unter der
                              									Deke.
                           Die Roststangen sind aus geschlagenem Eisen oder aus Gußeisen, und werden von
                              									Unterlagen aus geschlagenem Eisen getragen.
                           Das Aschenloch ist zehn Ziegellagen unter den Stangen, und der Schornstein ist etwas
                              									hoch.
                           Die Waͤnde des Ofens, leiden anfangs stark durch die Hize, so daß in der
                              									ersten Woche die Hoͤhlung desselben um zwei Zoll weiter wird, als sie anfangs
                              									war. Man fuͤttert dann den Ofen mit Glasschleifer-Abgang, welcher aus feinem
                              									Sande mit Glastheilchen vermengt besteht, bis zur urspruͤnglichen Weite aus,
                              									und diese Ausfuͤtterung muß woͤchentlich zwei Mahl erneuet werden.
                           Da die Hoͤhlung des Ofens nur eilf Zoll in der Quere betraͤgt, und
                              									sieben Zoll davon von dem Schmelztiegel eingenommen werden, so muͤssen die
                              									zur Feuerung bestimmten Koks in kleine Stuͤke zerbrochen werden, und
                              									duͤrfen nicht groͤßer als eine Wallnuß seyn.
                           Dr. Campbell wurde von der Gesellschaft beauftragt,
                              									diese Tiegel zu pruͤfen. Er schmelzte Eisen in einem dieser Tiegel von der
                              									kleineren Sorte in einem stark ziehenden Windofen, und der Tiegel blieb wohl
                              									erhalten.
                           In einen zweiten solchen Tiegel brachte man einen Tiegel aus Wedgewood, der einen
                              									kleineren Tiegel aus Graphit enthielt, und in diesem stak ein Cornwall-Tiegel. Man
                              									kittete einen Dekel auf, und hielt den mit diesen Tiegeln gefuͤllten Tiegel
                              									des Hrn. Anstey drei Stunden lang in demselben Windofen;
                              									er wurde uneroͤffnet vor die Gesellschaft gebracht. Bei Untersuchung der
                              									Tiegel zeigte sich der Tiegel des Hrn. Anstey vollkommen
                              									ganz; seine Gestalt war unveraͤndert geblieben, und seine Masse zeigte
                              									gleichfalls nicht die mindeste Veraͤnderung, die. eine Neigung zum Flusse
                              									vermuthen ließe; er widerstand mehreren Schlaͤgen mit dem Hammer, ehe er
                              									brach. Von den eingeschlossenen Tiegeln war jener aus Wedgewood in Stuͤke zersprungen,
                              									und seine Masse hatte sich bedeutend erweicht, so wie auch die Form sich geworfen
                              									hat; der Cornwaller Tiegel hatte seine Gestalt und beinahe auch seine Masse
                              									unveraͤndert erhalten, nur daß er etwas dichter wurde.Was ist aus dem Graphit-Tiegel geworden? A. d. Ueb.
                              								
                           Ein dritter Tiegel wurde eine Stunde lang in demselben Ofen einer sehr starken Hize
                              									ausgesezt, und auf einen Stourbridge-Ziegel gesezt; mehrere kleinere Tiegel wurden
                              									in denselben gestekt, und ein Dekel darauf gekittet. Bei hierauf vorgenommener
                              									Untersuchung zeigte sich, daß der Tiegel keine Veraͤnderung erlitten hat,
                              									außer daß die Schlake der Koks, die man als Feuer-Material brauchte, denselben mit
                              									einer Art von Glasur uͤberzogen hatte; unter der Glasur zeigte sich keine
                              									Spur von Schmelzung, und die Masse erlitt nicht die mindeste Veraͤnderung.
                              									Der Ziegel, auf welchem der Tiegel stand, war in eine Art Porzellan-Jaspis
                              									verwandelt. Der Dekel fing an einzusinken. Der eingeschlossene Cornwaller-Tiegel
                              									zeigte einen Anfang von Schmelzung. Ein Chelsea-Tiegel war blasig geworden, und halb
                              									geschmolzen.
                           Ein leerer echt hessischer fuͤnfzoͤlliger Tiegel wurde in demselben
                              									Ofen so stark als moͤglich gehizt; er sank nicht im Mindesten ein. Beim
                              									Zerschlagen schien die Masse porzellanartig, hier und da mit eingesprengten
                              									Luftblaͤschen und einer anfangenden Schmelzung.
                           Ein weißer Birminghamer Tiegel wurde zuerst angelassen, und dann, leer, in demselben
                              									Ofen gehizt. Bei nachher vorgenommener Untersuchung zeigte er sich am Boden
                              									gesprungen, und seine Masse ward in eine Art poroͤsen Porzellan-Jaspis
                              									verwandelt.
                           Ein anderer weißer Birminghamer Tiegel, auf dieselbe Weise behandelt, zeigte bei
                              									spaͤterer Untersuchung mehrere Spruͤnge, und eine Art von
                              									Porzellan-Textur, die aber weniger blasig war, als an dem vorigen.
                           Einer der groͤßeren Tiegel des Hrn. Anstey, in
                              									welchem fuͤnf Mahl nach einander Eisen geschmolzen wurde, behielt seine Form
                              									unveraͤndert, widerstand wiederholten Schlaͤgen des Hammers, ehe er
                              									brach, und behielt sein koͤrniges Gefuͤge ohne die mindeste Spur von
                              									porzellanartigem Wesen.
                           
                        
                           
                           Zusaz von Hrn. Gill.
                           Der etwas hohe Schornstein am Ofen des Hrn. Anstey ist
                              									nicht sehr hoch; nicht hoͤher als der Schornstein eines Hauses von drei
                              									Stokwerken. Der oberste Theil bestand bloß, und zwar in einer Hoͤhe von 7 bis
                              									8 Fuß, aus einer walzenfoͤrmigen Roͤhre von dikem zusammengenieteten
                              										Eisenbleche.Es ist in der That unbegreiflich, wie man Pyrotechnik in der
                                    											buͤrgerlichen Baukunst so sehr vernachlaͤßigen, und die
                                    											einfachen und wohlfeilen Roͤhren-Aufsaze an dem oberen Ende des
                                    											Schornsteines, deren Anwendung nur einige Umsicht fordert, um alle Gefahren
                                    											zu beseitigen, und die hoͤchsten und mannigfaltigsten Vortheile zu
                                    											gewaͤhren, beinahe gaͤnzlich vergessen kann. A. d. Ueb.
                              								
                           Die innere Ausfuͤtterung dieses Ofens mit Stourbridge-Ziegeln, die von Zeit zu
                              									Zeit, so wie sie durchbrennt, erneuert werden muß, steht nicht mit der
                              									aͤußeren Wand in Verbindung, sondern ist ohne allen Stourbridge-Thon oder
                              									Moͤrtel zwischen ihr und der Wand aufgefuͤhrt.
                           Anfangs hatte Hr. Anstey seinen Ofen an seiner
                              									Werkstaͤtte in der Naͤhe eines alten Baches; die Luft war daselbst
                              									feucht, und er konnte nicht ehe den gehoͤrigen Grad von Hize in diesem Ofen
                              									erzeugen, als bis er denselben auf der entgegengesezten Seite seiner
                              									Werkstaͤtte baute, wo die Luft trokener ist. Diese sonderbare Thatsache
                              									beweiset, daß, obschon feuchte Luft bei einer maͤßigen Hize nicht nachtheilig
                              									ist, ja sogar noch allgemein der trokenen Luft vorgezogen wird, der einer sehr
                              									starken Hize, so wie man dieselbe zum Eisenschmelzen bei Gußeisen noͤthig
                              									hat, allerdings schaͤdlich, und daß trokene Luft hier nothwendig ist.
                           Hr. Anstey fand, daß feine Schmelztiegel sich am oberen
                              									Rande abnuͤzten, indem das Eisen-Oxid von den zerschlagenen
                              									Gußeisen-Gaͤnsen, womit sie gefuͤllt wurden, sich an denselben
                              									anlegte, und sie endlich in Fluß brachte. Wenn dieser Nachtheil nicht Statt
                              									haͤtte, wuͤrde man sie noch weit laͤnger brauchen
                              									koͤnnen.
                           Hr. Anstey bedient sich der Gas-Koks nicht bloß zur
                              									Verfertigung seiner Tiegel, sondern auch als Brennmaterial.
                           Er verfertigt viele kleine Gegenstaͤnde aus Gußeisen, und laͤßt sie
                              									dann an, oder entkohlstofft sie, indem er sie eine geraume Zeit uͤber, 14
                              									Tage lang oder noch laͤnger, bei einer Rothgluͤhehize, umgeben, von einer Mischung aus
                              									gepuͤlvertem Blutsteine und anderen Ingredienzen, caͤmentirt, wodurch
                              									sie zaͤhe und haͤmmerbar, und gewisser Maßen dem geschlagenen Eisen
                              									aͤhnlich werden; diese Gegenstaͤnde werden dadurch weit wohlfeiler,
                              									als wenn sie aus geschlagenem Eisen verfertigt wuͤrden, und sind auch
                              									wirklich oͤfters, in Hinsicht auf ihre vollkommene Integritaͤt, oder
                              									wie man zu sagen pflegt, in Hinsicht auf ihre Gesundheit, dem geschlagenen Eisen
                              									vorzuziehen, das so oft durch Schmieden und Schweißen unganz wird.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
