| Titel: | Verfahren, aus roher Seide Hüte zu verfertigen, die den Florentiner Strohhüten gleichen, worauf Mademoiselle Julie Manceau zu Paris sich am 16ten April 1818 ein Patent ertheilen ließ. | 
| Fundstelle: | Band 21, Jahrgang 1826, Nr. XXIX., S. 139 | 
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                        XXIX.
                        Verfahren, aus roher Seide Hüte zu verfertigen,
                           								die den Florentiner Strohhüten gleichen, worauf Mademoiselle Julie Manceau zu Paris sich am
                           									16ten April 1818 ein Patent ertheilen
                           								ließ.
                        Aus der Description des Machines et Procédés
                                 										spécifiés dans les Brevets, T. X. S. 126; auch im
                           									Bulletin de la Soc.
                                 										d'Encouragement, N. 211. S. 86.
                        Manceau's, Verfahren aus roher Seide Hüte zu
                           								verfertigen.
                        
                     
                        
                           Man verfertigt zuvoͤrderst Gewebe aus roher Seide von
                              									bester Qualitaͤt, waͤhlt sie sorgfaͤltigst aus, und
                              									uͤbergibt sie dem Faͤrber, der sie so zurichtet, daß sie dem Strohe an
                              									Steifheit gleichkommen. Hierauf flechtet man mittelst einer Flechtmaschine diese
                              									Seide in mehr oder minder feine oder dichte Geflechte, je nachdem der Hut feiner
                              									oder groͤber ausfallen soll. Die Geflechte werden genau durchgesehen, um
                              									alles Mangelhafte zu beseitigen.
                           Die Geflechte werden aufgewunden auf Knaͤuel, und den Arbeiterinnen vertheilt,
                              									die sie mit dreifadiger Cordonnet-Seide von gleicher Farbe
                              									zusammennaͤhen.
                           Die verlorne Naht (der verlorne Stich) wird hier dadurch erhalten, daß man den linken
                              									Theil des Geflechtes mit dem rechten des daran anstoßenden zusammenstoͤßt, so
                              									daß die Zigzag laufende Naht eben so viel von der einen, als von der anderen Seite
                              									auffaßt, und sich in allen Beruͤhrungspuncten verbirgt. Man macht den Gupf
                              									und die Krempe einzeln.
                           Ersteren faͤngt man in seinem Mittelpuncte an: die Vereinigungspuncte sind so
                              									berechnet, daß, in dem Verhaͤltnisse als der Umfang zunimmt, die Spirallinie,
                              									welche die Naht bilden muß, sich ohne alle Runzel bilden kann. Dieser Gupf muß aus
                              									einem Geflechte gebildet werden.
                           
                           Die Krempe wird auf dieselbe Weise gebildet: Augenmaß und Fertigkeit bestimmen hier
                              									die Form und die Grazie dieses Theiles des Hutes, der gleichfalls aus einem
                              									Stuͤke Geflechtes zusammengenaͤht, und mit dem Gupfe vereinigt wird,
                              									und dann zugerichtet und gesteift wird.
                           Die Mischung, um dem Hute den gehoͤrigen Grad von Steifheit zu geben, besteht
                              									aus 10 Theilen Traganth, 1 Theil Alaun, und 19 Theilen Wasser. Man waͤrmt
                              									diese Mischung, um die Theile genauer zu vereinigen, taucht den Hut bis zur
                              									Saͤttigung in dieselbe, und laͤßt ihn dann ablaufen, und waͤher
                              									noch etwas feucht ist, preßt man ihn, und plaͤttet ihn heiß.
                           Man bedient sich in dieser Hinsicht, nach der Form, die man dem Gupfe geben will,
                              									entweder eines Cylinders, oder irgend eines anderen Form-Holzes, welches aus
                              									mehreren Stuͤken besteht, die alle in der Mitte mit einem Loche versehen
                              									sind, in welches man ein kegelfoͤrmiges Stuͤk Holz stekt. Wenn nun
                              									diese Form sich in der Hoͤhlung des Gupfes befindet, wird der Druk auf das
                              									kegelfoͤrmige Stuͤk Holz das Gewebe ausspannen, welches nun mit einem
                              									heißen Eisen von gehoͤriger Form und Schwere geplaͤttet wird.
                           Wenn man, statt roher Seide, Haare nehmen wollte, muͤßte auf dieselbe Weise
                              									verfahren werden.
                           Diese neuen Huͤte sind leichter als Strohhuͤte, und lassen sich
                              									waschen, und nach Belieben faͤrben, und wieder faͤrben.
                           Die Patent-Traͤgerinn bediente sich spaͤter der Haare (poil d'alès), wodurch die Huͤte noch
                              									feiner wurden, und gleicher und schoͤner schattirt.
                           Sie verfertigte spaͤter den Hut ganz aus Einem Geflechte, ohne die Krempe
                              									anzunaͤhen.
                           Da die erstere Gummi-Mischung beim Troknen oͤfters Fleke zuuͤkließ, so
                              									nahm sie praͤparirten Traganth, und trug, als zweite Appretur, einen Firniß
                              									aus feinem Mastix (Mastic en larmes) auf, um den Hut
                              									wasserdicht zu machen.
                           Sie cylindrirt jezt die Huͤte mittelst einer mechanischen Presse, die durch
                              									den Druk dem Hute mehr Frische gibt, als das heiße Eisen nicht vermag.
                           Sie verfertigt auf dieselbe Weise auch Maͤnnerhuͤte.