| Titel: | Analyse des Kienrußes. Von Hrn. Henri Braconnot. Vorgelesen am 1. December 1825. vor der Société royale académique de Nancy. | 
| Fundstelle: | Band 21, Jahrgang 1826, Nr. LIX., S. 266 | 
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                        LIX.
                        Analyse des Kienrußes. Von Hrn. Henri Braconnot. Vorgelesen am 1.
                           								December 1825. vor der Société royale académique de
                              										Nancy.
                        Aus den Annales de Chemie et de Physique. Januar.
                              									1826. p. 53.
                        Braconnot's, Analyse des Kienrußes.
                        
                     
                        
                           Der Kienruß ist eine Art Ruß, in welcher die Verkohlung schon
                              									viel weiter vorgeschritten ist, als im gewoͤhnlichen Ruße.
                           Durch Abwaschen mit Wasser gibt er eine Fluͤßigkeit, in welcher durch
                              									Baryt-Nitrat ein ziemlich haͤufiger Niederschlag von Baryt-Sulphat entsteht.
                              									Sauerkleesaͤure truͤbt dieselbe etwas; Silber-Nitrat zeigt Spuren von
                              									Hydrochlorsaͤure darin an, und Pottasche entwikelt viel Ammonium aus
                              									derselben. 50 Gramme kaͤuflicher Kienruß wurden wiederholt mir siedendem
                              									destillirten Wasser behandelt. Die gesammelten Abwasch-Wasser waren kaum
                              									gefaͤrbt; beim Eindampfen bis zur Trokenheit ließen sie 2,25 Gramme eines
                              									salzigen Ruͤkstandes von etwas scharfem und bitteren Geschmake zuruͤk.
                              									Einer groͤßeren Hize ausgesezt, gab er etwas Ammonium von sich, und nahm
                              									einen sehr ausgesprochenen Saͤuren Geschmak an. Diese 2,25 Gramme Salzwasser
                              									wurden in einer kleinen glaͤsernen Retorte erhizt, und gaben dabei einen
                              									weißen Sublimat, und 0,60 Gramme eines fixen Ruͤkstandes, der
                              									beilaͤufig aus 0,2 Grammen Pottasche-Sulphat, und 0,4 Grammen Kalk-Sulphat
                              									bestand.
                           Der weiße Sublimat hatte einen merklichen schwefeligen Geschmak; feine
                              									Aufloͤsung in Wasser gab mit Baryt-Nitrat einen Niederschlag, der durch Zusaz
                              									von etwas salpetersaure groͤßten Theils verschwand. Die Saͤuren
                              									enrwikelten daraus einen erstikenden Geruch von schwefeliger Saͤure; das
                              									Silber-Nitrat zeigte nur Spuren eines hydrochlorsauren Salzes darin an. Er bestand
                              									folglich aus Ammonium-Sulphat und Sulphit; aber dieses leztere Salz existirt nicht
                              									in dem Kienruße, und war bloß das Resultat der Zersezung des Ammonium-Sulphates
                              									durch eine geringe Menge Ulmine, die in den Abwasch-Wassern des Kienrußes enthalten
                              									ist; hieraus geht hervor, daß man sich leicht Ammonium-Sulphit durch Sublimation des
                              									Sulfates mit einer geringen Menge einer organischen Substanz verschaffen konnte.
                              									Uebrigens habe ich mich uͤberzeugt, daß der Kienruß kein Essigsaures Salz
                              									enthaͤlt. Bei Behandlung des Kienrußes mit einer Pottaschen-Aufloͤsung in der
                              									Waͤrme, gibt er eine braͤunliche Fluͤßigkeit, aus welcher die
                              									Saͤuren eine geringe Menge Ulmine faͤllen.
                           
                        
                           Wirkung des Terpenthin-Oehles auf den
                                 										Kienruß.
                           10 Gramme Kienruß wurden mit frisch destillirtem und noch warmen, fluͤchtigen
                              									Terpenthin-Oehle in Beruͤhrung gebracht, welches sogleich eine ziemlich
                              									dunkelgelbe Farbe annahm; nach einigen Stunden wurde die Fluͤßigkeit filtrirt
                              									und destillirt, um den groͤßeren Theil des Terpenthin-Geistes zu sammeln;
                              									hierauf wurde das Eindampfen bei einer maͤßigen und lange fortgesezten
                              									Waͤrme beendigt. Es blieb ein Ruͤkstand von 0,7 Gramme einer
                              									braͤunlichen harzartigen Substanz, welche wenig geneigt schien sich in
                              									Alkohol aufzuloͤsen; bei wiederholter Behandlung derselben mit rectificirtem
                              									und siedenden Alkohole loͤste sich jedoch ein Theil davon auf mit
                              									Hinterlassung eines braͤunlichschwarzen Ruͤkstandes. Die alkoholischen
                              									Fluͤßigkeiten waren schon goldgelb, und ließen beim Abkuͤhlen eine
                              									geringe Menge der Substanz fallen, welche sie aufgeloͤst enthielten. Sie
                              									wurden vom Wasser citronengelb gefaͤllt. Beim Eindampfen ließen sie 0,53
                              									Gramme eines bruͤchigen, durchsichtigen, braͤunlich-gelben Harzes
                              									zuruͤk, welches in der Waͤrme sehr leicht schmolz, und mit großer
                              									Flamme brannte. Dieses Harz ist in siedenden Aez-Alkalien vollkommen
                              									unaufloͤslich, was bei den meisten uͤbrigen Harzen nicht der Fall ist,
                              									wie ich mich schon vor langer Zeit uͤberzeugt habe. Aether loͤst das
                              									Harz, von welchem die Rede ist, viel besser auf, als Alkohol; er erhaͤlt
                              									dabei eine roͤthlich-gelbe Farbe. Auch mit den fixen und fluͤchtigen
                              									Oehlen verbindet es sich leicht, und theilt denselben eine schone gelbe Farbe mit.
                              									Es loͤst sich in der Kaͤlte in Schwefelzaͤure auf, und wird
                              									daraus durch Wasser abgeschieden. Bei der Destillation blaͤht es sich auf,
                              									und gibt anfangs eine geringe Menge einer waͤsserigen, geschmaklosen
                              									Fluͤßigkeit, welche das Lackmuß nicht roͤthet; spaͤter geht
                              									eine Substanz von der Consistenz des Terpenthines uͤber, welche von den
                              									Alkalien nicht angegriffen wird.
                           Wenn ich die Eigenschaften dieser harzigen Substanz mit allen uͤbrigen, bis
                              									jezt beschriebenen, Harzen vergleiche, so finde ich nur eitles, der sie vollkommen
                              									aͤhnlich ist; naͤmlich einem Erdharze, welches Thomson untersuchte, und welches bei London in Schichten von Thon und Sand
                              									gefunden wurde. Was den
                              									braͤunlichschwarzen Ruͤkstand betrifft, der sich nicht in siedendem
                              									rectificirten Alkohole aufloͤsen wollte, so wog er 0,17 Gramme. Es schmilzt
                              									in der Waͤrme viel schwerer als das Harz, von welchem wir schon gesprochen
                              									haben; das Wasser, der Alkohol, die Alkalien, die Saͤuren wirken auf
                              									denselben nicht ein; allein der Schwefel-Aether, und vorzuͤglich die fixen
                              									und fluͤchtigen Oehle bildeten damit eine Aufloͤsung von brauner
                              									Farbe. Man sieht hieraus, daß die Eigenschaften dieser Substanz gerade dieselben
                              									sind, wie jene des Asphaltes (bitume de Judée);
                              									sie hat auch ganz das aͤußere Aussehen desselben. Die Gegenwart dieses Harzes
                              									im Kienruße koͤnnte viel Licht uͤber mehrere geologische Erscheinungen
                              									verbreiten, und die Entstehungs-Art dieser brennbaren Substanz erklaͤren,
                              									welche, nach dem Gestaͤndnisse der Naturforscher, noch in tiefes Dunkel
                              									gehuͤllt ist. Wenn wir bedenken, daß die ganze Gegend um den See von Judea
                              									vulkanisch ist, wie uns Volney sagt, so scheint es sehr
                              									wahrscheinlich, daß dieses Harz das Resultat der Einwirkung des Feuers auf harzige
                              									Substanzen ist, wie es mit jenem der Fall ist, das bei Bereitung des Kienrußes
                              									entsteht.
                           
                        
                           Einaͤscherung des
                                 									Kienrußes.
                           50 Gramme Kienruß, die in einem Tiegel roth gegluͤht wurden, brannten mit
                              									Flamme, und gaben eine Kohle, die am Ende ihrer Einaͤscherung, welche sehr
                              									lange dauerte, einen durchdringenden Geruch von schwefeliger Saͤure
                              									verbreitete Diese Kohle bleibt, der Luft ausgesezt, lange gluͤhend, und
                              									verbreitet so lange den Geruch von schwefeliger Saͤure, bis sie vollkommen
                              									eingeaͤschert ist.
                           Die Asche von 50 Grammen Kienruß wog nur 1 Gramm, und theilt dem Wasser nur 0,13
                              									Gramme Pottaschen- und Kalk-Sulphat mit, welches nur Spuren von
                              									Potassium-Chloruͤr enthielt. Die ausgelaugte Asche brauste bei Behandlung mit
                              									Hydrochlorsaͤure nicht auf. Die Fluͤßigkeit gab mit Ammonium einen
                              									braunen gallertartigen Niederschlag, der aus sehr eisenhaltigen Kalk-Phosphat
                              									bestand, und getroknet 0,14 Gramme wog. Der uͤbrige Theil dieser Asche
                              									bestand aus 0,43 Grammen Kalk-Sulphat, 0,3 Gr. Quarz-Sand, und wahrscheinlich auch
                              									aus Pottaschen-Sulphat, welches dem Abwaschen entgangen war.
                           100 Theile Kienruß enthalten also:
                           
                           
                              
                                   1.
                                 Kohle
                                 79,1.
                                 
                              
                                   2.
                                 Wasser
                                   8,0.
                                 
                              
                                   3.
                                 Harz, welches dem Erdharze aͤhnlich ist, das bei
                                    											London gefunden, und von Thomson untersucht
                                    											wurde
                                   5,3.
                                 
                              
                                   4.
                                 Ammonium-Sulphat
                                   3,3.
                                 
                              
                                   5.
                                 Asphalt oder Juden-Harz
                                   1,7.
                                 
                              
                                   6.
                                 Kalk-Sulphat
                                   0,8.
                                 
                              
                                   7.
                                 Quarz-Sand
                                   0,6.
                                 
                              
                                   8.
                                 Ulmine beilaͤufig
                                   0,5.
                                 
                              
                                   9.
                                 Pottaschen-Sulphat
                                   0,4.
                                 
                              
                                 10.
                                 Sehr eisenhaltiges Kalk-Phosphat
                                   0,3.
                                 
                              
                                 11.
                                 Potassium-Chloruͤr, eine Spur
                                   –
                                 
                              
                                 
                                 
                                 ––––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 100,00.
                                 
                              
                           Ich glaube aus meinen Versuchen schließen zu koͤnnen, daß alle Ruße wesentlich
                              									mehrere schwefelsaure Salze enthalten. Die Gegenwart einer bedeutenden Menge
                              									Ammonium-Sulphat im Kienruße lehrt, daß man sich desselben nicht zur Reduction der
                              									Metalle bedienen darf, wie es schon oͤfters geschah, wenn man dieselben rein
                              									und nicht geschwefelt erhalten will.