| Titel: | Verbesserter Raupenpuzer des Hrn. Morizot, Kunst-Schlossers zu Tonnerre (Yonne). Von Hrn. Lévrier. | 
| Fundstelle: | Band 21, Jahrgang 1826, Nr. LXXIII., S. 313 | 
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                        LXXIII.
                        Verbesserter Raupenpuzer des Hrn. Morizot, Kunst-Schlossers zu Tonnerre
                           									(Yonne). Von Hrn. Lévrier.
                        Aus den Annales de l'Industrie nationale. April. 1826.
                              									S. 36.
                        Mit einer Abbildung auf Tab. VII.
                        Morizot's, verbesserter Raupenpuzer.
                        
                     
                        
                           Die Verheerungen, welche die Raupen an den Baͤumen
                              									anrichten, haben schon seit langer Zeit Instrumente nothwendig gemacht, mittelst
                              									welcher die Baͤume von den Raupennestern, die oͤfters eine große Menge
                              									Eyer derselben beherbergen, und von den Puppen der Raupen gereiniget werden
                              									koͤnnen.
                           Da man hier die kleinen Aeste, an welche diese Nester und Eyer und Puppen sich
                              									gewoͤhnlich befinden, unvermeidlich opfern muß „(???),“
                              									so wird ein Instrument noͤthig, welches diese kleinen Aeste rein
                              									wegschneidet, und diese nicht bloß abbricht.
                           So entstanden die Raupenpuzer (écheuilloirs), in
                              									Form einer Schere, eines Hakens, eines Hammers (wie man sie in Deutschland hat), und
                              									endlich auch das sinnreiche Instrument, welches Hr. Bellenoue
                                 										Chartier zu diesem Zweke erfunden, und im Conservatoire des Arts et métiers niedergelegt hat.
                           Alle diese Instrumente haben aber den Fehler, daß der abgeschnittene Ast alsogleich
                              									niederfallt, und, wenn er am Baume irgendwo haͤngen bleibt oder
                              									anschlaͤgt, einen Theil der Raupen wenigstens uͤber aͤndere
                              									Aeste ausstreut, und sie so nach allen Seiten hin sich wieder weiter uͤber
                              									den Baum zerstreuen laͤßt.
                           Um diesen wesentlichen Nachtheil zu beseitigen, muͤßte der Ast alsogleich, wie
                              									er abgeschnitten wird, von dem Instrumente aufgenommen werden, damit er mit aller
                              									Sicherheit herabgebracht werden kann; und dieß hat Hr. Morizot durch sein Instrument vollkommen erreicht. Sein Raupenpuzer ist
                              									einfacher, als jener des Hrn. Chartier, ohne schwerer
                              									oder unbehuͤlflicher zu seyn, und ist gleichfalls sehr wohlfeil. Ueberdieß
                              									sind alle seine Theile gedekt, wodurch sowohl die Verfertigung als die Ausbesserung
                              									dieses Instrumentes sehr erleichtert wird.
                           Ein Eisen, A, Fig. 15., das an seinem
                              									oberen Ende leicht gekruͤmmt ist, und der schneidenden Klinge als
                              									Stuͤze dient, endet sich unten in eine Dille, die eine lange Stange aufnimmt,
                              									auf welcher sie mittelst einer Schraube befestigt wird. Auf dieser Dille befindet sich ferner ein
                              									Hebel der ersten Art, B, C welcher beinahe unter einem
                              									rechten Winkel gebogen ist, und seine Unterlage in, b,
                              									hat. Der Arm, B, kruͤmmt sich an seinem Ende in
                              									einen Ring, durch welchen man eine Schnur, zieht, X, die
                              									das Instrument in Thaͤtigkeit sezt. Der andere Arm, C,
                                 										L, ist eine schneidende Klinge, die gekruͤmmt ist, und wie ein
                              									Scheren-Blatt sich mit dem oberen Theile des Eisens, A,
                              									kreuzt, welches eben so gekruͤmmt ist. Ein Knopf hinter dem Eisen bei, E, biethet zwei Anhaltpuncte dar, durch welche die
                              									Oeffnung und Kreuzung des schneidenden Blattes regulirt wird, welche bei, d, eilten Ausschnitt hat, um gegen den Knopf, E, hinten am Eisen, A, sich
                              									stuͤzen zu koͤnnen.
                           Das Eigene an diesem Raupenpuzer ist Folgendes. Eine gezaͤhnelte Zange, D, deren oberes Ende in, M,
                              									sich schnekenfoͤrmig kruͤmmt, und eine Feder bildet, und deren anderes
                              									Ende gekruͤmmt ist, gleitet laͤngs der inneren Seite des Eisens, A, bei stillem Niedersteigen herab. Wenn man das
                              									Instrument schließt, um einen Ast abzuschneiden, gibt sie zugleich in dem
                              									Verhaͤltnisse der Dike des abgeschnittenen Astes nach, und druͤkt ihn,
                              									zuruͤkwirkend, gegen das Eisen, A, mit welchem
                              									sie gleiche Kruͤmmung hat. Auf diese Weise dient die Zange zugleich das
                              									Instrument mittelst der Feder, M, offen zu halten, und
                              									den abgeschnittenen Ast mittelst des Drukes eines gegenuͤber stehenden
                              									Sperriegels fest zu halten, den wir weiter unten beschreiben werden. Ein
                              									Stuͤk, E, welches in, F, auf der Klinge angebracht ist, dient der Zange als Leiter, haͤlt
                              									sie gegen die Klinge fest, und hindert sie los zu werden.
                           Auf dem zweiten Arme des Hebels, B, findet sich ein
                              									Sperrkegel, G, H, mit einer Spiralfeder. Dieser
                              									Sperrkegel gleitet und stuͤzt sich mit seinem Arme, G, gegen die aͤltere Seite des Eisens, A, wenn das Instrument in Thaͤtigkeit ist, und haͤlt es fest
                              									geschlossen. Nur muß man, wenn man dasselbe neuerdings offnen will, den Sperrkegel
                              									mit der Hand weghebenUnd dieß scheint dem Uebersezer ein wesentlicher Fehler..
                           Wenn man sich des Instrumentes, wie einer Schere, bedienen will, muß man die Wirkung
                              									des Sperrkegels mittelst des Hakens, I, laͤhmen,
                              									den man in den Arm, H, eingreifen laͤßt.
                           
                           Wenn man das Instrument zum Abnehmen der Fruͤchte brauchen will, so heftet
                              									man, zur Aufnahme derselben an den Ring, K, ein mit Moos
                              									gefuͤttertes Koͤrbchen an.
                           Wenn endlich das Instrument geschlossen ist, und man sich desselben zum Abkrazen der
                              									Rinde, zur Wegnahme des Mooses und des Raupen-Gespinnstes bedienen will, braucht man
                              									hierzu den oberen Theil, f, der Klinge, der in dieser
                              									Hinsicht gezaͤhnelt, und wie ein Schabeisen zuruͤkgebogen ist,
                              									waͤhrend das Ende, g, in eine Spize auslauft, und
                              									zu demselben Zweke in den Winkeln der Aeste dient.
                           Das Jury central hat dieses Raupenpuzers ehrenvolle
                              									Erwaͤhnung gethan bei der Ausstellung im Jahre 1823Obschon wir diesem Instrumente nicht ganz unseren Beifall schenken
                                    											koͤnnen, glauben wir doch die Aufmerksamkeit anderer Voͤlker
                                    											auf die Notwendigkeit der Raupenvertilgung unseren lieben Landsleuten, den
                                    											Bayern, nicht genug an's Herz legen zu koͤnnen. Man ist sehr
                                    											ungluͤklich, wenn man einen Obstgarten in Bayern besizt; man ist
                                    											gewoͤhnlich zwischen zwei Nachbarn, die an Vertilgung der Raupen gar
                                    											nicht denken, und alle Muͤhe, die man sich gibt, seinen Garten rein
                                    											zu halten, ist, wenn er nicht einzeln gelegen ist, vergebens. Es fehlt in
                                    											Bayern durchaus an guter Dorfpolizey; Niemand
                                    											wird, wie in anderen Laͤndern, gegen die straͤfliche
                                    											Nachlaͤßigkeit seiner Nachbarn gegen die Raupen in Gaͤrten,
                                    											gegen das Unkraut auf den Feldern in seinem Eigenthume geschuͤzt,
                                    											weil diejenigen, die Aufsicht tragen sollen, weder wissen, was Raupen sind,
                                    											noch was Unkraut ist, und wie es abgehalten werden kann. A. d. Ueb..
                           
                        
                     
                  
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