| Titel: | Analyse eines natürlichen Braunsteines; von Hrn. Bonis, dem Aelteren, Apotheker und Professor der Chemie zu Perpignan. | 
| Fundstelle: | Band 21, Jahrgang 1826, Nr. LXXXII., S. 332 | 
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                        LXXXII.
                        Analyse eines natürlichen Braunsteines; von Hrn.
                           									Bonis, dem Aelteren,
                           								Apotheker und Professor der Chemie zu Perpignan.
                        Aus dem Journal de Pharmacie. N. VI. p. 326. Junius.
                              									1826. (Im Auszuge.)
                        Uebersezt von Dr. C.
                           								G. Kaiser in Landshut.
                        Bonis's, Analyse eines natürlichen Braunsteines.
                        
                     
                        
                           Der Verf. bediente sich, als er Chlorgas bei einer
                              									oͤffentlichen Sizung bereitete, um die Eigenschaften desselben darzustellen,
                              										eines Braunsteines,
                              									den er vor Kurzem aus dem Handel bezog, und erhielt dadurch eine weit geringere
                              									Menge Chlor, als gewoͤhnlich; dieß veranlaßte ihn uͤber denselben
                              									einige Untersuchungen anzustellen, die ihn aber nach und nach von Versuch zu Versuch
                              									fuͤhrten, um seine Analyse zu vervollstaͤndigen, obschon das Herkommen
                              									dieses Minerals ihm gaͤnzlich unbekannt war. Er glaubte, den Chemikern
                              									dadurch neue Verbindungen unter den Natur-Producten bekannt zu machen.
                           Dieser Braunstein erscheint in unregelmaͤßigen, harten und zusammenhangenden,
                              									Massen; rizte das Glas schwach; wirkte auf eine leichte Magnetnadel schwach, jedoch
                              									merklich; war nicht stark abfaͤrbend; aͤußerlich von matt
                              									schwaͤrzlich brauner Farbe; auf dem frischen Bruche dunkel stahlgrau; von
                              									ebenem Bruche, und dichtem, zelligen Gefuͤge. Die dichtesten Stuͤke
                              									gaben am Stahle einige Funken; in einigen konnte man auch weiße prismatische
                              									Quarz-Krystallchen wahrnehmenNach den angefuͤhrten Merkmahlen scheint der Verf. mit derjenigen
                                    											Varietaͤt des Graubraunsteinerzes zu thun gehabt zu haben, welche Werner als eine eigene Gattung unter dem Nahmen
                                    												Schwarzbraunsteinerz auffuͤhrte.
                                    											Dieses Schwarzbraunsteinerz unterscheidet sich von dem vorigen durch eine
                                    											groͤßere Harte und durch die braune Farbe,
                                    											die es beim Striche erhaͤlt. Dieses leztere, so wichtig es als
                                    											Unterscheidungsmerkmahl ist, scheint der Verf. nicht gekannt zu haben. Guter
                                    											Braunstem ist am Striche schwarz, und gibt beim Gluͤhen kein Wasser
                                    											von sich. Leider sind unsere Kaufleute, wie ich schon oft erfahren mußte,
                                    											von der ungluͤklichen Idee beseelt, daß der Braunstein ein braunes
                                    											Pulver geben muͤßte, weil er Braunstein
                                    											heißt. A. d. Ueb.. Vor dem Loͤthrohre mit Borax schmolz er schwer, und gab nach dem
                              									Zusaze von etwas Salpeter eine violette FaͤrbungDie violette Faͤrbung erfolgt nur in der aͤußeren Flamme; in
                                    											der inneren erhaͤlt man ein ungefaͤrbtes Glas, was bei diesen
                                    											Versuchen zu beruͤksichtigen ist. A. d. Ueb..
                           Zu Pulver gerieben, und in einem Kolben, den man damit bis zur Haͤlfte
                              									anfuͤllte, mit Schwefelsaͤure zu einem Breie angemacht, brauste er
                              									nicht auf, gab aber gleich beim Erwaͤrmen haͤufig weiße, sehr saure.
                              									Daͤmpfe von sich, die stark zum Husten reizten, und die, als man an dem Halse
                              									des Kolbens eine gekruͤmmte Roͤhre anbrachte, deren anderes Ende in
                              									Wasser tauchte, lezteres beim Durchgehen truͤbten. Die Gasblasen wurden
                              									ploͤzlich weniger, und man mußte den Apparat auseinander nehmen, indem der Theil der
                              									Roͤhre, der in das Wasser tauchte, mit einer weißen, opalisirenden Substanz
                              									von gallertartigem Ansehen verstopft wurde, welche leicht zu erkennen gab, daß diese
                              									weißen Daͤmpfe kieselflußsaures Gas sind, die beim
                              									Durchziehen durch das Wasser in saure flußsaure Kieselerde und in basische zerlegt
                              									wurden, und daher die Roͤhre verstopften; was auch der innere Theil des
                              									Kolbens und der Roͤhre bewies.
                           Der Kolben hoͤrte, nachdem er vollkommen geoͤffnet und vom Feuer
                              									entfernt war, bald auf, sichtbare weiße Daͤmpfe auszustoßen; und dessen
                              									ungeachtet wurde nach einigen Stunden der obere Theil des Halses ganz mit einem
                              									weißen, krautartigen, Sublimate und mit Troͤpfchen einer vollkommen
                              									durchsichtigen und ungefaͤrbten Fluͤßigkeit uͤberzogen. Diese
                              									weiße, sublimirte Materie verhielt sich wie Flußsaͤure-haltige Kieselerde,
                              									und entstand bei mehrmaligem Wegnehmen selbst nach einem und zwei Tagen von neuem
                              									wieder. Diesen Sublimat erhielt auch H. Berzelius im
                              									Verlaufe seiner Arbeit uͤber die Flußsaͤure und ihre Verbindungen (Annales de Chimie, Nov. 1824. p. 293.), wenn er die
                              									kieselhaltigen Doppel-FlauteFluate, welche Krystallisations-Wasser enthalten, so lange erwaͤrmte, bis
                              									die Kieselflußsaͤure anfing sich zu verfluͤchtigen. Wir haben es
                              									erhalten, wenn wir Schwefelsaͤure, mit Huͤlfe einer gelinden
                              									Waͤrme auf diesen gepulverten Braunstein einwirken ließen. Dieß laͤßt
                              									mich vermuthen, daß man jedes andere, Kieselerde- und zugleich
                              									Flußsaͤure-Haltige, Product auf dieselbe Weise zur Darstellung reiner
                              									Kieselerde verwenden koͤnnte, indem man, um sie zu erhalten, den
                              									Praͤcipitat nur gut auswaschen, und hierauf in einem Platinn-Tiegel stark
                              									roth gluͤhen darf. So viel von der Flußsaure, und nun von den Basen, womit
                              									sie gesaͤttigt ist!
                           Unter denjenigen flußsauren Verbindungen, welche die Braunsteinerze begleiten, kommt
                              									nur der violblaue, blaͤttrige, Flußspath bei dem Braunsteinerz von Romaneche
                              									vor. (Brogniart, Mineralogie; Berthier, Annales de Chimie, Aug. 1822.)
                              									Dieses Salz macht aber keinen Bestandtheil des Braunsteines aus, sondern ist bloß im
                              									Gesteine. Unser Braunsteinerz hat hingegen vollkommen gleichartigen Bruch. 100
                              									Theile dieses gepulverten Braunsteines wurden in einem Tiegel, der mit einem in der
                              									Mitte durchloͤcherten Dekel leicht bedekt wurde, nach und nach, und sehr
                              									langsam bis zur dunkeln Rothgluͤhhize erwaͤrmt. In die Muͤndung des Dekels wurde
                              									eine sehr lange und trokene Barometerroͤhre gestellt, in welcher sich
                              									Wasserdaͤmpfe verdichteten und herunterrießelten. Der Gewichtsverlust betrug
                              									2,99. Nachdem die Temperatur hierauf erhoͤht, und einige Zeit uͤber in
                              									weißer Rothgluͤhhize erhalten wurde, betrug der Verlust 4,96, und der
                              									Ruͤkstand nahm eine dunkelbraune Farbe an. Hierbei entwikelte sich
                              									Sauerstoff. Guter Braunstein gibt aber beim Erwaͤrmen 10 bis 11 Procent
                              									Sauerstoffgas.
                           Nach verschiedenen Versuchen wurde folgende Verfahrungsweise befolgt: es wurden 100
                              									Theile Braunstein mit 400 Theilen Salzsaͤure behandelt, die man nach und nach
                              									hinzusezte, bis kein Chlor-Geruch mehr daraus entwich, wobei ein weißlicher,
                              									voͤllig unaufloͤslicher, Ruͤkstand zuruͤkblieb. Dieser
                              									Ruͤkstand wog 17,85 p. C., und war beinahe reine Kieselerde.
                           Die salzsaure Aufloͤsung wurde, nachdem sie filtrirt und zur
                              									Verfluͤchtigung der uͤberschuͤssigen Saͤure einige
                              									Minuten gekocht wurde, mit dem vierfachen Gewichte destillirtem Wassers
                              									verduͤnnt, und mit hydrothionsaurem Ammonium bis zur voͤlligen
                              									Saͤttigung versezt. Dieses brachte darin eine starke braune Truͤbung
                              									hervor. So ließ man es zwoͤlf Stunden lang in einem bedekten Gefaͤße
                              									mit einander in Beruͤhrung, um die Praͤcipitation vollstaͤndig
                              									zu bewirken. Es ist dienlich, anfaͤnglich beim Hinzusezen des
                              									hydrothionsauren Ammoniums bestaͤndig umzuruͤhren, um das
                              									Anhaͤngen der Schwefelverbindung an den inneren Waͤnden des
                              									Gefaͤßes zu vermeiden, wovon man sie schwer trennt. Aus diesem Grunde wurde
                              									die Fluͤßigkeit vom Niederschlage nicht durch Filtriren, sondern durch
                              									Absezen und Abgießen getrennt. Der Niederschlag wurde mehrere Mahle mit
                              									hydrothionsaͤuerlichem Wasser ausgewaschen, getroknet, und dann mittelst
                              									einer starken Waͤrme in Oxid umgewandelt. Das Verfahren ist dasselbe, dessen
                              									sich Berzelius bei der Analyse des phosphorsauren Mangans
                              									von Limoges bediente.
                           Die obige abgegossene Fluͤßigkeit wurde mit dem Abwaschwasser vereinigt, und
                              									von neuem mit Salzsaͤure gesaͤttigt, um den
                              									uͤberschuͤssigen Schwefelwasserstoff zu verjagen. Diese
                              									Aufloͤsung war ein besonderer Gegenstand der Untersuchung, indem darin die
                              									Vasen und vorzuͤglich der Kalk aufzusuchen waren. Die Versuche waren aber in
                              									dieser Beziehung fruchtlos, und es konnten nur geringe Spuren von Kalk entdekt
                              									werden.
                           
                           Vor der Anwendung des Schwefelammoniums bediente sich der Verf. zur Scheidung des
                              									Mangan- und Eisen-Oxides des Ammoniums, und uͤberzeugte sich dabei, daß das
                              									Ammonium das Manganoxid nicht vollkommen praͤcipitire, sondern daß es im
                              									Stande sey dasselbe aufzuloͤsen, indem die mit Ammonium
                              									uͤbersaͤttigte salzsaure Aufloͤsung beim Einfluͤsse der
                              									Luft einen anfangs weißen, aber bald gelb und nach und nach braun werdenden
                              									Niederschlag bildete, was auch mit Kalkwasser Statt fandDiese von Hatchett in Vorschlag gebrachte
                                    											Scheidungsmethode wurde eben deßwegen schon langst fuͤr unzureichend
                                    											erkannt, weil das Ammonium auch Manganoxidul aufloͤst, welches sich
                                    											waͤhrend des Filtrirens hoͤher oxydirt und abscheidet. (Siehe
                                    												Pfaff's analytische Chemie, Bd. II.) A. d.
                                    											Ueb..
                           Diesen Erfahrungen zu Folge wendete der Verf. statt des Ammoniums, hydrothionsaures
                              									Ammonium an, um den Praͤcipitat nicht durch stußsaure Verbindungen zu
                              									veraͤndern, was mit anderen alkalischen Basen ohne Zweifel geschehen
                              									waͤre.
                           Um nun das Eisen vom Mangan zu scheiden, befolgte der Verf., nachdem die
                              									obenerwaͤhnten in Oxide verwandelten Schwefelverbindungen mittelst
                              									Salzsaͤure wieder aufgeloͤst und mit Wasser verduͤnnt worden
                              									waren, dasselbe Verfahren, welches Vauquelin bei seiner
                              									Analyse des phosphorsauren Eisens aus dem Departament de la
                                 										Haute-Vienne anzeigteDie Scheidung des Eisens vom Mangan nach Vauquelin
                                    											ist ebenfalls nicht genuͤgend, besonders wenn nur wenig Eisen
                                    											vorhanden ist, weil die dadurch frei werdende Kohlensaͤure nicht
                                    											zureicht, um das Manganoxidul aufgeloͤst zu halten. Die beste
                                    											Scheidungsmethode, worin mir jeder praktische Chemiker beistimmen wird, ist,
                                    											im Großen, die von dem unsterblichen Richter
                                    											angegebene Methode, und im Kleinen die von Klaproth mit bernsteinsauren Salzen oder die von
                                    												Berzelius mit benzoesauren Salzen. A. d.
                                    											Ueb.. (Annales de Chimie) October 1825.)
                           Er faͤllte naͤmlich durch Kali-Carbonat 3,10 Eisenperoxid, und hierauf
                              									durch Kali-Subcarbonat kohlensaures Mangan, das 76,73 Manganperoxid entsprach. (Die
                              									Berechnung des Sauerstoffes wurde nach Arfwedson
                              									gemacht.) Die Menge der Flußsaͤure wurde auf folgende Weise bestimmt:
                           100 Theile gepulverten Braunsteines wurden mit Schwefelsaͤure zu einem
                              									duͤnnen Breie angemacht, und in einem Kolben, der mittelst einer
                              									gekruͤmmten Roͤhre mit dem Queksilber-Apparate in Verbindung stand,
                              									erwaͤrmt. Das dadurch haͤufig entwikelte kieselflußsaure Gas wurde in
                              									einer mit Queksilber und einer Schichte destillirten Wassers gefuͤllten
                              									Roͤhre aufgefangen. Die dadurch entstandenen und uͤber dem Queksilber
                              									schwimmenden Floken der Kieselerde wurden, nach beendigter Entwikelung, auf ein
                              									Filtrum gebracht, gut ausgesuͤßt, und die erhaltene Fluͤßigkeit in
                              									einem silbernen Gefaͤße gesammelt. Um aus dieser Fluͤssigkeit
                              									Kieselflußsaͤure die Menge der Flußsaͤure zu bestimmen, gab der Verf.
                              									vor allen anderen Basen dem Baryt den Vorzug; indem er die Aufloͤsung mit
                              									salzsaurem Baryt versezte, wodurch er nach einigen Augenbliken einen
                              									Praͤcipitat von sehr weißen, kleinen koͤrnigen Krystallen erhielt, der
                              									ein Kiesel-Baryt-Fluat war. Die langsame Absonderung dieses unaufloͤslichen
                              									Doppelsazes haben am ersten Gay-Lussac und Thenard beobachtet. (Recherches
                                 										phys et chim. t. 2. p. 25.)
                           Dieses Kiesel-Baryt-Fluat betrug 3,24. Um darin die Flußsaͤure zu bestimmen,
                              									stuͤzte sich der Verf. auf die Angaben von Berzelius (Annales de Chimie, Nov. 1824. p. 295.), nach welchen dieses Doppelsalz aus 62,25
                              									Baryt-Fluat, und 37,75 Kieselflußsaͤure besteht.
                           Nach demselben (p. 291.) besteht aber die
                              									Kieselflußsaͤure aus 100 Flußsaͤure und 144,5 Kieselerde, und ihre
                              									Saͤttigungscapacitaͤt ist = 74,72. Die Baryterde besteht aus 100
                              									Baryum und 11,669 Sauerstoff (Thenard, 2. Vol. p. 318.); mithin vereinigen sich 100
                              									Flußsaͤure mit. 715,05 Baryterde zu einem neutralen Fluat.
                           Da der Verf. 3,24 Kiesel-Baryt-Fluat erhalten hat, welches demnach aus 2,017
                              									Baryt-Fluat und 1,223 Kieselflußsaͤure besteht; das erstere also 0,249
                              									Flußsaͤure und 1,769 Baryterde, und die leztere 0,5 Flußsaͤure und
                              									0,723 Kieselerde enthaͤlt; so wird die Menge Flußsaͤure, die in 100
                              									Theilen des analysirten Minerals enthalten ist, 0,249 + 0,5 = 0,749 oder besser =
                              									0,75 betragen.
                           Wenn man die Mengen der auf verschiedene Weise gefundenen Bestandtheile
                              									zusammengestellt, so besteht dieses Mineral in 100 Theilen aus
                           
                           
                              
                                 Manganperoxid 
                                   76,73
                                 
                              
                                 Eisenperoxid
                                     3,10
                                 
                              
                                 Flußsaͤure
                                     0,75
                                 
                              
                                 Wasser
                                     2,99
                                 
                              
                                 Kalk, eine geringe Spur Kieselerde
                                   17,85
                                 
                              
                                 
                                 ––––––
                                 
                              
                                 
                                 101,42
                                 
                              
                           Dieses zu hohe Resultat der Analyse ruͤhrt von der hoͤheren Oxidation
                              									des Mangans und Eisens her, was durch die Analyse bewirkt wurde.
                           Das schwarze Manganoxidhydrat (Mn + Aq.), welches zuweilen ein Begleiter dieser Erze ist,
                              									enthaͤlt 10 p. C. Wasser; folglich werden die
                              									oben aus 100 Theilen erhaltenen 2,99 Theile Wasser, mit 27,0 schwarzem
                              									Braunsteinoxid verbunden, 30,0 Hydrat geben.
                           Und wirklich, wenn man von den 76,73 Manganperoxid diese 27,0 Mangan-Deuteroxid, die
                              									zur Peroxid-Bildung noch 1,91 Sauerstoff noͤthig haben, abzieht; so bleiben
                              									nur 47,82 Peroxid uͤbrig. Diese Zusammensezung gewinnt noch mehr
                              									Wahrscheinlichkeit, wenn man den Gewichtsverlust von 4,96 an 100 Theilen in der
                              									Gluͤhhize betrachtet, da das Peroxid bei derselben Temperatur 10 his 11 p. C. Sauerstoff gibt.
                           Daß das Eisen nicht als Oxid darin enthalten ist, laͤßt sich aus der Wirkung
                              									dieses Braunsteinerzes auf die Magnetnadel schließen. Wenn man also von 3,10
                              									Eisenperoxid die fuͤr das Deuteroxid uͤberschuͤssige Menge
                              									abzieht, so bleiben noch 3 uͤbrig; denn nach Gay-Lussac verbinden sich 100 Theile Eisen mit 37,8 Sauerstoff zu
                              									Deuteroxid und mit 42,31 zu Peroxid.
                           Diesen genaueren Beobachtungen zu Folge ist die Zusammensezung nun folgende:
                           
                              
                                 WasserManganoxid
                                   2,9927,01––––30,00
                                    											
                                 oderManganoxid-Hydrat
                                   30
                                 
                              
                                 Manganperoxid
                                 
                                 
                                   47,82
                                 
                              
                                 Eisendeuteroxid
                                 
                                 
                                     3,
                                 
                              
                                 Flußsaͤure
                                 
                                 
                                     0,75
                                 
                              
                                 Kalk, unwaͤgbare Menge
                                 
                                 
                                     –
                                 
                              
                                 Kieselerde
                                 
                                 
                                   17,85
                                 
                              
                                 Verlust
                                 
                                 
                                     0,58
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 ––––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 100,00
                                 
                              
                           
                           Aus dieser Analyse lassen sich nun folgende Schluͤsse ziehen:
                           1) daß das Resultat derselben eine neue natuͤrliche Verbindung
                              									Flußsaͤure mit Mangan, oder Eisen und KieselerdeDie HHrn. Laugier und Pelletier haben uͤber die interessante Arbeit des Hrn. Bonis in der Société de Pharmacie einen guͤnstigen Bericht
                                    											vorgelesen, und bemerkt, daß diese vermeintliche Verbindung strenger
                                    											bewiesen werden muͤßte, wegen der Mengen der Oxide, die darin nicht
                                    											in relativen, und im Verhaͤltnisse zu jener der Saͤure zu
                                    											bedeutenden Mengen vorhanden zu seyn scheinen, deren durch die Analyse
                                    											entstandener Verlust nur sehr gering seyn mußte.Wir, von unserer Seite, wollen nur bemerken, daß, wenn man die 0,75
                                    											Flußsaͤure als verbunden mit Eisen-Protoxid annimmt, man ein Resultat
                                    											erhaͤlt, das sich der Wahrheit sehr zu naͤhern scheint; die
                                    											Kieselerde, die man mit der Flußsaͤure erhalten hat, ruͤhrte
                                    											ohne Zweifel davon her, daß diese Saͤure beim Freiwerden mit dem
                                    											kieselhaltigen Gesteine in Beruͤhrung kam, und
                                    											Kieselflußsaͤure erzeugte. Die anfaͤnglich angegebenen 3,1
                                    											Eisen-Peroxid, entsprechen 2,78 Protoxid, welche 0,60 Sauerstoff enthalten.
                                    											Wenn aber in den neutralen flußsauren Salzen die Menge der Saͤure
                                    											sich zu der des Sauerstoffes der Oxide verhaͤlt, = 100 : 74,72; so
                                    											ist die Zusammensezung des Eisen-Fluats 23,9 Saͤure und 76,1 Basis,
                                    											oder 0,75 Flußsaͤure und 2,43 Eisen-Protoxid, das 0,53 Sauerstoff
                                    											enthaͤlt; eine Zahl, die wenig von der oben angegebenen abweicht.
                                    											Ferner duͤrfte die leichte magnetische Wirkung dieses Braunsteinerzes
                                    											eine geringe Menge freien Eisenprotoxides anzeigen.Diese Betrachtungsweise der Zusammensezung dieses Erzes laͤßt, von der
                                    											anderen Seite, schließen, daß die beiden Manganoxide auf solche Art mit
                                    											einander verbunden sind, daß das eine die electronegative Rolle des anderen
                                    											spielt, wie die Berichterstatter es zu vermuthen scheinen. Endlich konnte
                                    											man in der Operation einen Saͤure-Verlust wahrnehmen, was noch mehr
                                    											fuͤr die Hypothese spricht, nach welcher die 2,78 Eisenprotoxid in
                                    											fast voͤllig neutralem Zustande mit der Flußsaͤure vorhanden
                                    											waͤren. A. d. O.darstellt, indem bis jezt die bekannten Analysen diese Saͤure nur mit
                              									Kieselerde, Kalk, Yttererde, Thonerde oder Natrum verbunden angezeigt haben;
                           2) daß sich zuweilen unter den Erzen dieses Metalls Oxide von verschiedenen Graden
                              									der Oxidation finden, wodurch ihre Guͤte im Handel sehr verschieden wird, was
                              										Hauy nach den mineralogischen Charakteren desselben
                              									vermuthete, und Arfwedson durch seine Analyse des
                              									Braunsteines von Undenes in der Folge bewies.
                           
                           Dieses leztere soll den Chlor- und Chloruͤr-Fabrikanten dienen, um sich bei
                              									einer so vielfachen Anwendung desselben von der Menge Chlor zu versichern, die man
                              									aus einer gegebenen Menge irgend eines Graubraunsteinerzes erhalten kann.
                           Gay-Lussac hat (Annales de
                                 										chimie, Juni 1824) Ein Pruͤfungsmittel fuͤr Manganoxide
                              									angegeben. Man hat aber nicht immer die Indigo-Aufloͤsung und die besonderen
                              									Apparate zu chlorometrischen Proben, und kann annaͤherungsweise die
                              									Guͤte eines Braunsteinerzes schaͤzen, indem man zuerst
                              									Dunkel-Roth-Gluͤhhize zur Verfluͤchtigung alles Wassers, (dessen
                              									Abgang man seinem Gewichte nach bemerkt), dann Weiß-Rothgluͤhhize zur
                              									Entwikelung des Sauerstoffes anwendet, und darnach die Menge des vorhandenen
                              									Peroxides bestimmt. Diese Bestimmung geschieht sehr leicht dadurch, daß man 2
                              									Schmelztiegel, mit gleichen Mengen Braunstein gefuͤllt, in einem Ofen bis zur
                              									Dunkel-Rothgluͤhhize erhizt, und dann den einen herausnimmt, um den Verlust
                              									an Wasser zu bestimmen; den anderen Tiegel laͤßt man aber im Feuer und
                              									verstaͤrkt die Hize bis zur Weiß-Rothgluͤhhize, laͤßt ihn
                              									erkalten, und bestimmt durch die neue Verminderung des Gewichtes die Menge des
                              									Peroxides.
                           Bei diesem Versuche muß man wohl beruͤksichtigen: 1) daß man bei dem ersten
                              									Versuche das Oxid nicht zu stark erhizt; denn, nach Berthier, „gibt das Peroxid schon in der
                                 										Dunkel-Rothgluͤhhize seinen Sauerstoff ab, und wenn man es
                                 										hinlaͤnglich lang demselben Hizgrade ausgesezt laͤßt, so wird es
                                 										zulezt ganz in Deuteroxid umgewandelt“ (Annales de Chimie, Juni 1822. p. 189.); 2) daß
                              									man auf die vorhandenen kohlensauren Salze Ruͤksicht nimmt, deren
                              									Saͤure ebenfalls durch die Einwirkung der Waͤrme entwikelt wird, und
                              									die Resultate veraͤndert. Diese sind jedoch durch das Aufbrausen mit
                              									Saͤuren leicht zu erkennen; und man kann die Braunsteinerze mehrere Mahle mit
                              									Salz- oder Salpetersaͤure auswaschen, um sie zu reinigen, und dann auf
                              									dieselbe Weise, wie oben erwaͤhnt wurde, behandeln.
                           Das reine Peroxid des Mangans gibt bei einer hohen Temperatur 0,12 Sauerstoff (Berthier, Annales de Chimie,
                              									August 1822. p. 345.), und nach Gay-Lussac (Annales, Juni 1824. p. 168.) koͤnnen 5,5578 Gramme reines Peroxid
                              									4,4265 Gramme oder 1,3963 Litre Chlor geben, was fuͤr 100 Gramme Peroxid
                              									79,643 Chlor oder 25,1226 Litre gibt. Wenn man also die Menge des durch Erwaͤrmen
                              									entwikelten Sauerstoffes kennt, so wird man auch leicht die Menge Chlor dem Gewichte
                              									oder Volumen nach berechnen koͤnnen, die man aus einem Oxide erhalten kann.
                              									Gesezt, 100 Gramme eines Braunsteinerzes haben 6 Sauerstoff verloren, so werden
                              									diese 100 Gramme 50 reines Peroxid enthalten, und man kann folgende Proportion
                              									ansezen:
                           100 : 79,643 = 50 : X
                           = 39,8215 Gr. = 12,5613 Litre Chlor.
                           Dieses Oxid enthaͤlt nur 50 reines Peroxid, und wird fuͤr den
                              									Fabrikanten um die Haͤlfte weniger gut seyn, als ein vollkommen reines
                              									natuͤrliches Oxid, das nur aus Peroxid zusammengesezt ist.Eine approximative Schaͤzung der Braunsteinerze erlaubt auch die oben
                                    											erwaͤhnte Unterscheidung nach dem Striche, denn, je braͤuner
                                    											ein Braunstein im Striche ist, desto mehr haͤlt er Wasser, und desto
                                    											unbrauchbarer ist er; und je schwaͤrzer irgend einer ist, desto mehr
                                    											haͤlt er Peroxid, und desto brauchbarer ist er. Fuͤr den
                                    											Fabrikanten wird diese Schaͤzungsweise viel einfacher und anwendbarer
                                    											seyn, indem sich zwischen den beiden Fundamentalpuncten leicht Grade durch
                                    											Erfahrung bestimmen lassen. A. d. Ueb.