| Titel: | Ueber Nachahmung einfarbiger und illuminirter Zeichnungen durch verbesserten Model- oder Blockdruk. Von Hrn. Wilh. Savage. | 
| Fundstelle: | Band 21, Jahrgang 1826, Nr. CVI., S. 422 | 
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                        CVI.
                        Ueber Nachahmung einfarbiger und illuminirter
                           								Zeichnungen durch verbesserten Model- oder Blockdruk. Von Hrn. Wilh. Savage.
                        Aus dem XLIII. Bd. der Transactions of the Society for the
                                 										Encouragement of Arts etc. In Gill's technical Repository N. 53.
                              									1826. S. 292.
                        (Im
                              								Auszuge.)
                        Savage, über Nachahmung einfarbiger und illuminirter Zeichnungen
                           								durch verbesserten Model- oder Blockdruk.
                        
                     
                        
                           Herr Savage, welcher der
                              									Gesellschaft Proben seiner Nachahmungen von Zeichnungen und Gemaͤhlden durch
                              									das gewoͤhnliche Verfahren der Buchdruckerpresse vorlegte, und diese mit
                              									folgenden Bemerkungen begleitete, erhielt von derselben die große silberne Medaille
                              									und 15 Guineen.
                           Er beginnt seine Bemerkungen mit einem Ruͤkblike auf das, was fruͤher
                              									geleistet wurde. Die ersten Versuche, um Zeichnungen mit Feder und Tinte durch
                              									Holzschnitte und BlockdrukModel- oder Formdruk.nachzuahmen, wurden am Ende des 15ten Jahrhundertes gemacht. Man nimmt an,
                              									daß man anfangs nur zwei Bloͤke brauchte, von welchen der eine die Umrisse
                              									und die schattirten Theile, der andere den gefaͤrbten Grund gab, aus welchem
                              									die Lichter ausgeschnitten waren, so daß man glauben sollte, sie waͤren weiß
                              									gedrukt; was aber bloß vom Abdruke auf weißes Papier herruͤhrte. In wenigen
                              									Jahren wurde dieses Verfahren zwar vervollkommnet; allein die ersten Abdruͤke
                              									beschraͤnkten sich auf 3 bis 4 Bloͤke, die alle in derselben Farbe,
                              									nur in verschiedenen Graden von Schattirung, abgedrukt wurden, und dadurch ein
                              									sogenanntes chiaro oscuro lieferten. Ihre Farben waren im Allgemeinen ein
                              									dunkles Ochergelb oder Braun. Zuweilen brauchte man eine graue Farbe, zuweilen eine
                              									roͤthliche, dunkelblaue, purpurrothe.
                           Sehr oft hat man gar keine Umrisse gravirt, sondern bloß die Farbe, an dem Umrisse
                              									aufhoͤren lassen: die verschiedenen Tiefen derselben bildeten die
                              									Schattirungen und die Draperie.
                           Die Druke der fruͤhesten Druker, die ich zu sehen Gelegenheit hatte, scheinen
                              									nicht mit Wasserfarben eingewaschen, sondern ganz unregelmaͤßig colorirt: bei
                              									großen Gegenstaͤnden ist der Grund gewoͤhnlich gebrochen, und die
                              									Oberflaͤche des Papieres nicht vollkommen gedekt. In einigen Faͤllen
                              									sehen sie jedoch aus, als ob sie mit Wasserfarben auf nasses Papier gedrukt worden
                              									waͤren, wodurch die Farben etwas in einander liefen.
                           So gut indessen Zeichnung und Stich auch seyn mochten, so war der Druk
                              									verhaͤltnißmaͤßig doch sehr tief unter den Arbeiten der Faust und
                              									Scheffer'schen Presse. Es war ja keine große Kunst die Lichter dort hinfallen zu
                              									lassen, wo man sie brauchte, und bei einer so rohen Ausfuͤhrung war keine
                              									besondere Genauigkeit in der Arbeit noͤthig.
                           Viele angesehene Kuͤnstler bedienten sich dieser Art Stiches und Drukes im
                              									15ten, 16ten und 17ten Jahrhunderte; im 18ten hingegen wurde diese Kunst nicht sehr
                              									betrieben, und nur wenige widmeten sich derselben als eigenen Gewerbszweige: ich
                              									finde nur den Namen von Joh. Bapt. Jackson und John Skippe, Esq., welcher lezterer ein Liebhaber war.
                           Den ersten Versuch in Holz zu stechen, und den Holzstich mittelst einer Drukerpresse
                              									abdruken zu lassen, so daß das Blatt einem Gemaͤhlde in Wasserfarbe gleicht,
                              									scheint Hr. Jackson, der vom J. 1720 bis 1754 arbeitete,
                              									angestellt zu haben. Einen zweiten Versuch hat Hr. Gubiß
                              									zu Berlin (der vielleicht noch lebt? [Ja. R.]) gemacht: was ich davon gesehen habe,
                              									beurkundet ihn als Stecher und Druker von Verdienst.
                           Ich unterscheide zwischen chiaro oscuro und Mahlerei in
                              									Wasserfarben: unter lezterer verstehe ich Darstellung der Gegenstaͤnde in
                              									ihren eigentlichen und natuͤrlichen Farben, und nur hierauf beziehen sich die
                              									beiden oben erwaͤhnten Versuche.
                           Alle Farbendruke des sel. Jackson, die ich zu Gesichte
                              									bekam, haben einen Fehler; denn das Oehl, dessen er sich bei seinen Farben bediente,
                              									bestelle nicht bloß das Papier, auf welchem das Gemaͤhlde abgedrukt wurde,
                              									sondern auch die anliegenden Blaͤtter, wenn man dasselbe in ein Buch
                              									einbinden ließ. Ferner zeigen die noch vorhandenen Stuͤke, daß das Oehl bei
                              									farbigen Druken nicht bloß die Farbe veraͤndert, sondern dadurch, daß es sich
                              									von der Farbe scheidet und ausbreitet, auch das Papier entstellt.
                           Seit beinahe 400 Jahren, oder seit der Erfindung der Buchdrukerei, machte man also
                              									nur zwei Versuche, Gemaͤhlde in Wasserfarben abzudruken, und diese
                              									mißlangen.
                           Ich will nun das Verfahren beschreiben, nach welchem ich die vorgelegten
                              									Stuͤke verfertigte.
                           Wenn man eine Zeichnung oder ein Gemaͤhlde druken will, muͤssen die
                              									Tinten flach, mit so wenig Uebergang in einander, als moͤglich, aufgetragen
                              									werden koͤnnen. Dadurch ist sowohl beim Stiche, als beim Druke unendlich
                              									viele Muͤhe erspart, und die Copie kommt dem Originale um Vieles
                              									naͤher, als wenn man sich an hoͤchst vollendete Originale wagt, an
                              									welchen die Farben unmerklich in einander uͤbergehen. Zu lezterem sind eine
                              									Menge von Bloͤken (Moͤdel) noͤthig, und das Gemaͤhlde
                              									muß mit der groͤßten Aufmerksamkeit analysirt werden, um im Druke die
                              									verlangte Wirkung hervorzubringen.
                           Das Erste, was man beim Stiche eines zum Druke bestimmten Gemaͤhldes zu thun
                              									hat, ist, daß man dieses Gemaͤhlde genau analysirt, und ausmittelt, wieviel
                              									Bloͤke zur Darstellung desselben im Druke nothwendig sind, und welche Theile
                              									auf dieselben kommen. Hierauf wird es nothwendig zu bestimmen, was in den ersten
                              									Blok gestochen werden soll, da hierdurch eine Menge Muͤhe erspart wird, und
                              									die Arbeit hierauf viel genauer ausfaͤllt.
                           Wenn der Gegenstand einen Umriß hat, so muß dieser durchaus zuerst gestochen werden,
                              									indem dieser einen leichten und sicheren Fuͤhrer fuͤr alle
                              									uͤbrigen Theile gibt. Dieser Umriß kann auf die gewoͤhnliche Weise
                              									gezeichnet, und auf den Blok uͤbergetragen (abgeklatscht) werden. Nachdem er
                              									gestochen wurde, muß ein Abdruk mit schwarzer Farbe gemacht werden, und, wenn der
                              									Gegenstand klein ist, kann er auf einen anderen Blok uͤbergetragen, und
                              									hierauf die Farbe, die man haben will, leicht und genau eingewaschen werden. Auf
                              									diese Weise ruͤkt die Arbeit fort, bis Alles vollendet ist.
                           Wenn das Gemaͤhlde groß ist, wie in den der Society vorgelegten Probestuͤken, so ist es schwer Abdruͤke
                              									von dem ersten Bloke auf die folgenden uͤberzutragen; das Papier dehnt sich
                              										waͤhrend der
                              									Arbeit so sehr aus, daß die auf einander folgenden Abdruͤke nicht mehr genau
                              									auf einander passen, wann sie abgedrukt werden. Diesem Nachtheile abzuhelfen,
                              									befolgte ich folgenden Plan, den ich fuͤr neu halte, und welchen die
                              									Holzschneider allgemein fuͤr die beste Methode erklaͤren, einen Abdruk
                              									von einem Bloke auf den anderen mit der groͤßten Genauigkeit
                              									uͤberzutragen Diese Methode besteht darin, den zuerst gravirten Blok auf die
                              									gewoͤhnliche Weise so fertig zu machen, daß er einen in jedem Theile
                              									vollkommen guten Abdruk liefert, und dann ein Stuͤk feuchtes Papier an seinen
                              									Eken auf dem Trommel-Bogen (dem Preßdekel-Bogen), aufzukleben, und darauf in einer
                              									Farbe abzudruken; hierauf den Blok, der diesen Abdruk gab, herauszunehmen, und einen
                              									aͤhnlichen Blok, der zum Stechen fertig ist, an die Stelle desselben zu
                              									bringen, indem man die Trommel abwaͤrts kehrt, und einige Bogen Papier darauf
                              									legt, so daß man einen recht kraͤftigen Zug an der Presse machen kann; dann
                              									die Preß-Stange anzuziehen, wo man hierauf bei dem Umkehren der Trommel einen neuen
                              									Abdruk auf dem Bloke finden wird, der treuer ist, als jede Uebertragung oder
                              									Nachzeichnung, und deutlich genug, um darnach stechen zu koͤnnen. Bei kleinen
                              									Gemaͤhlden ist dieser Wiederdruk sehr deutlich.
                           Wenn das Gemaͤhlde keinen Umriß hat, so wuͤrde ich rathen, dem ersten
                              									Bloke alle wesentlichen und leitenden Partieen anzuvertrauen; denn es wuͤrde
                              									Zeitersparung seyn, wenn man zuweilen diesem Bloke etwas mehr anvertraut, als man
                              									davon abdruken will, indem der Wiederdruk als Leitung fuͤr die folgenden
                              									Druke dient, und wenn das ganze Gemaͤhlde genau nachgestochen ist, kann man
                              									jene Partieen am Bloke wegschneiden, die man in der Farbe oder in der Schattirung
                              									dieses besonderen Blokes nicht noͤthig hat. Eben dieß kann uͤbrigens
                              									auch geschehen, wenn das Gemaͤhlde einen Umriß hat.
                           Ich will nun die Farben, deren ich mich bediente, nebst einigen Bemerkungen
                              									uͤber die Eigenschaften derselben angeben, wenn sie zu Druker-Farben
                              									verwendet werden.
                           Venezianisches Roth gibt sehr leicht eine glatte Farbe.
                           Indisches Roth zieht mehr in das Purpurfarbige, als das Venezianische: es
                              									laͤßt sich nur mit Muͤhe fein reiben, thut aber gute Dienste.
                           Lack laͤßt sich sehr leicht zur Druker-Farbe verwenden.
                           
                           Karmin ist ein reicheres Roth, und hat mehr Tiefe als der Lack.
                           Vermillon ist eine allgemein als rothe Druker-Farbe benuͤzte Farbe, obschon er
                              									in seinen Eigenschaften, so wie in seinem Aussehen sehr verschieden ist. Um seine
                              									Wirkung zu verstaͤrken, mischen einige Druker ihn mit Massicot (orange lead, pomeranzenfaͤrbigen Blei), andere
                              									mit etwas Lack, und einige, in gewissen Faͤllen, mit etwas wenigem Karmin;
                              									ich habe aber stets und immer gefunden, daß Lack dem Vermillon beigesezt, die
                              									Wirkung beider Farben verdirbt, und eine Art von Ziegelroth bildet. Vielleicht ist
                              									das grellste Druker-Roth, das man schaffen kann, der hoͤchste chinesische
                              									Vermillon mit etwas chromsaurem Bleie, (Chromgelb); Ein Umstand, der die
                              									Schoͤnheit des Druker-Rothes gar sehr erhoͤht, und den man nur zu oft
                              									vernachlaͤßigt oder uͤbersieht, ist der Contrast oder der sogenannte
                              									Abstich. Ich kann mit Sicherheit behaupten, daß, wenn man irgendwo ein Roth in der
                              									Naͤhe von Schwarz anbringt, dieses Roth von demselben Rothe, auf demselben
                              									ganz weißen Papiere abgedrukt, so sehr verschieden scheinen wird, daß man glauben
                              									wird, es sey eine ganz andere Composition.
                           Blei-Roth (Menning), steht unter Vermillion als Scharlach, dient aber in gewisser
                              									Hinsicht sehr gut, wo eine mattere und blaßere Farbe nothwendig ist.
                           Pomeranzenfarbiges Blei (Massicot), ist blaßer und waͤrmer, als Blei-Roth
                              									(Mennig).
                           Blausaures Kupfer ist ein gutes Braun in der Oehl-Mahlerei; als Drukerfarbe fand ich
                              									es aber bei weiten nicht so gut.
                           Roͤmischer Ocher ist weniger hell, als gelber Ocher, hat aber mehr Tiefe.
                           Gelber Ocher ist eine gute Farbe bei Darstellung von Steinen, und laͤßt sich
                              									leicht abreiben.
                           Patentgelb ist eine Farbe, die wenig Koͤrper hat; man wird sie nur selten
                              									brauchen koͤnnen.
                           Koͤnigs-Gelb ward ehevor allgemein zur gelben Farbe gebraucht, bis ich
                              									chromsaures Blei einfuͤhrte, dem es weit nachsteht. Es riecht auch
                              									uͤbel.
                           Chromsaures Blei ist das hellste Gelb, das ich als Druker-Farbe kennen lernte, und
                              									ist ganz besonders geeignet, sich recht fein abreiben zu lassen.
                           Gummigutt oder Gamboge kann gelegentlich mit Vortheil angewendet werden, hat aber, als
                              									Druker-Farbe keine bedeutende Tiefe.
                           Gallstein- und Indisch-Gelb sind durchsichtige Farben, und dienen dort, wo man
                              									markige Tinten braucht.
                           Gebrannte Siena-Erde ist dort sehr brauchbar, wo man ein warmes Gelb oder Orange-Roth
                              									braucht; auch zum Schattiren der gelben Farben uͤberhaupt, und um denselben
                              									Tiefe zu geben.
                           Bister laͤßt sich sehr schwer fein abreiben.
                           Gebrannter Umber dient in vielen Faͤllen als Braun, und zum Schattiren anderer
                              									Farben, die den Grund bilden, oder wo man dunkle Farben noͤthig hat. Die
                              									beiden lezt erwaͤhnten Farben wurden haͤufig von Jackson gebraucht.
                           Sepia wird gegenwaͤrtig von den Kuͤnstlern haͤufig statt der
                              									chinesischen Tusche gebraucht, indem sie reicher und tiefer ist, und auch dort, wo
                              									man ein feines, nicht sehr gesaͤttigtes Schwarz noͤthig hat.
                           Indigo ist ein kraͤftiges tiefes Blau, aber keine helle Farbe.
                           Berliner-Blau ist tiefer und Heller als Indigo: beide fordern aber langes Abreiben,
                              									bis sie eine feine Druker-Farbe geben.
                           Lichtes Berliner-Blau kommt beinahe dem Antwerper-Blau gleich, hat aber nicht jenen
                              									Stich in's Gruͤne.
                           Antwerper-Blau ist ein helles Lichtblau mit einem Stiche in's Gruͤne, und
                              									laͤßt sich leicht zu einer feinen Druker-Farbe abreiben.
                           Gruͤnspann gibt eine hellgruͤne Drukerfarbe.
                           Tusche kann allerdings zu einem Abdruke, der ein mit Tusche verfertigtes
                              									Gemaͤhlde darstellen soll, verwendet werden, hat aber nicht Schwaͤrze
                              									genug fuͤr die tiefsten Stellen: hierzu kann gute Druker-Schwaͤrze
                              									genommen werden.
                           Lampenschwarz und Elfenbeinschwarz sind zuweilen auch nochwendig: im Allgemeinen ist
                              									aber die beste Drukerschwaͤrze auch hinreichend.
                           Ich bin uͤbrigens aus Erfahrung uͤberzeugt, daß, außer den hier
                              									angegebenen Farben, alle Farben, deren die Mahler sich bedienen, auch zum Druken
                              									verwendet werden koͤnnen, wo die Umstaͤnde dieselben erfordern, man
                              									wird aber finden, daß im Druke nicht jede Farbe denselben Ton gibt, den sie als
                              									Mahler-Wasser-Farbe gibt.Hr. Wilhelm Sattler, Farbenfabrikant in Schweinfurt am Mayn,
                                    											wird den deutschen Kuͤnstlern mit den geeignetsten Farben fuͤr
                                    											diese Drukerei an Handen gehen koͤnnen. A. d. R.
                           
                           Die folgende Anleitung, welche ich zum Druken mit diesen Farben gebe, ist lediglich
                              									aus meinen Erfahrungen gezogen: ich wurde durch die Schwierigkeiten, die ich bei
                              									meinen Versuchen fand, hierauf geleitet. Jackson hat
                              									nichts uͤber seine Kunst geschrieben: er bemerkt bloß, daß er eine Methode
                              									erfand, die Farben zu brechen, und daß er die gewoͤhnliche Druker-Presse, als
                              									untauglich zu dieser Art von Druk, aufgab, und eine andere erfand.
                           Papillon's Werk uͤber den Holzschnitt enthaͤlt wenig oder nichts, was
                              									man heute zu Tage brauchen koͤnnte. Er empfiehlt eine Walzenpresse statt der
                              									gewoͤhnlichen Drukerpresse, und will, daß jeder Abdruk vollkommen vollendet
                              									werde, ehe ein neuer angefangen wird: er raͤth, hoͤchstens nicht mehr,
                              									als zwanzig zugleich in der Arbeit zu haben, damit das Papier nicht durch Eintroknen
                              									zusammenschrumpft.
                           Untersuchung und Pruͤfung alter Holzschnitte, die mit Farben abgedrukt wurden,
                              									waren Alles, was ich als Fuͤhrer vor mir hatte: denn ich hatte Papillon's
                              									Werk erst dann zu Gesichte bekommen, als ich mit meinen Arbeiten fertig war. Gegen
                              										Jackson's und Papillon's
                              									Ansichten behielt ich die gemeine Drukerpresse bei, da sie mir in jeder Hinsicht
                              									entsprach. Meine Presse verfertigte Hr. Ruthwen zu
                              									Edinburgh, und sie ist sehr gut.
                           Ich habe immer jeden einzelnen Blok ganz abgedrukt, ehe ich den Druk mit dem
                              									zunaͤchst folgenden begann, ohne eine besondere Veraͤnderung an dem
                              									Papiere wahrnehmen; nur sorgte ich dafuͤr, daß es nicht troken wurde: ich
                              									hielt die Kanten immer entfernt vom Feuer, und den Umschlag immer feucht.
                           Wenn mit nassem Papiere gearbeitet werden mußte, fand ich es am Besten, feuchtes
                              									Papier dazwischen, einzuschießen, wie bei feiner Arbeit die Zwischenlagen oder
                              									Schmuzbogen eingelegt werden: denn, wo man 13 bis 14 Bloͤke braucht, wird das
                              									Papier trokener, und aͤndert seine Dimensionen. Wenn man aber nur drei oder
                              									vier Bloͤke noͤthig hat, arbeite ich 500 bis 1000 Abdruͤke nach
                              									einander aus, ohne etwas anderes vorzunehmen, als daß ich die Einschlagbogen des
                              									Nachts oder waͤhrend der Mittags-Feyerstunde feucht halte: die Bogen kommen
                              									auf diese Weise nie aus dem Register.
                           Wenn ein Abdruk mehrere Bloͤke fordert, oder sehr groß ist, sind vier Puncte
                              									oder Stifte nothwendig. Sie halten das Papier fester auf der Trommel oder auf dem Preßdekel, als
                              									zwei, und zeigen die kleinste Veraͤnderung an, die durch das
                              									Zusammenschrumpfen oder Nachlassen des Papieres entsteht.
                           Zuweilen kommen in einem Gemaͤhlde kleine Parthieen von ganz verschiedener
                              									Farbe vor. In diesem Falle erspart man sich einen Blok, und alle Muͤhe des
                              									Uebertragens dieser Parthieen auf einen eigenen Blok, wenn man diese Parthieen mit
                              									einem kleinen Ballen in ihrer eigenen Farbe auftraͤgt.
                           Es laͤßt sich durchaus keine allgemeine Regel angeben, mit welchem Bloke man
                              									zuerst druken soll, und in welcher Ordnung uͤberhaupt die Bloͤke auf
                              									einander folgen sollen? Zuweilen muß die lichteste Farbe zuerst gedrukt werden, und
                              									man geht nach und nach zur dunkelsten uͤber; zuweilen kommt die lichteste
                              									Farbe zulezt, und macht die anderen glaͤnzend, und die Schattirungen
                              									derselben sanft in einander uͤbergehen.
                           Wenn der Abdruk eine Landschaft darstellen soll, rathe ich mit der Luft anzufangen,
                              									indem dadurch die Gegenstaͤnde im Hintergrunde mehr hervorspringen, als wenn
                              									sie mit der lichten Farbe der Luft uͤbertuͤncht werden. Bei den
                              									mittleren Tinten wird es zuweilen gut seyn, einen Blok auszulassen,
                              									vorzuͤglich wenn er eine große Flaͤche bedekt, den
                              									naͤchstfolgenden zu nehmen, und vielleicht mit demjenigen, den man
                              									ausgelassen hat, zu enden.
                           Bei naturhistorischen Gegenstaͤnden wird es oͤfters sehr gut seyn, wenn
                              									man, um die Uebergaͤnge der Farben in einander zu brechen und sanfter zu
                              									machen, Glanzfarben auftraͤgt. Eben dieß gilt auch bei manchem Vordergrunde
                              									in Landschaften, wo eben keine Schaͤrfe in der Darstellung nothwendig
                              									ist.
                           Wenn man verwaschene Tinten drukt, muß die Farbe mit Firniß so lang verduͤnnt
                              									werden, bis sie den gehoͤrigen Ton erhaͤlt, und nur wenig darf davon
                              									genommen werden. Der Blok muß auf das Sorgfaͤltigste geklopft werden, damit
                              									ja nicht zuviel Farbe auf demselben bleibt; wenn zuviel Farbe darauf liegt, wird der
                              									Abdruk nicht gleichfoͤrmig, und die Farbe wird an die Kanten des Stiches
                              									hinausgepreßt, und bildet daselbst Striche. Der Zug an der Presse muß mit Kraft
                              									geschehen, so daß der Druk auf die Oberflaͤche des Blokes kraͤftig
                              									genug wird; denn sonst wird die Farbe ungleich.
                           Die Druker-Farbe muß mit Farbe bis auf den gehoͤrigen Ton verdikt, und nach
                              									und nach bis zur groͤßten Tiefe gebracht werden.
                           
                           Unter meinen Mustern fuͤr die Gesellschaft befindet sich ein Druk, der eine
                              									Feder-Zeichnung mit Tinte darstellt. Ein zweiter Blok hat den gefaͤrbten
                              									Grund mit ausgeschnittenen Lichtern gegeben, so daß der Abdruk einer Skizze auf
                              									farbigem Papiere mit ausgesehen Lichtern gleicht.
                           Eine uͤbersendete Nachahmung einer leichten Zeichnung in Sepia habe ich mit
                              									drei Bloͤken, in einem anderen Muster mit acht Bloͤken gedrukt, um zu
                              									zeigen, wie man auf diese Art die vollendetesten Zeichnungen druken kann.
                           Ich habe auch eine Buͤste, eine Statue, und eine etruskische Vase copiert
                              									uͤbersendet; dann eine Blume, ein Insect und ein vierfuͤßiges Thier.
                              									Die Blume auf hart geleimtem Papiere ward absichtlich unvollendet gelassen, um zu
                              									zeigen, wie eine leichte Nachhuͤlfe mit der Hand eine Handzeichnung aus einem
                              									Holzschnitte darstellen, und Wasserfarbe so gut, wie jede Druker-Farbe, abgedrukt
                              									werden kann.
                           Ich habe mit 14 Bloͤken eben so viele verschiedene Farben nach und nach in
                              									meinem Abdruke aufgetragen; mehr als alle meine Vorgaͤnger. Man hat so oft
                              									gesagt, man koͤnne nichts, was verwaschen seyn muß, keine Entfernungen auf
                              									diese Weise darstellen; meine Luft, mein Wasser, meine Perspective wird diese
                              									Behauptung widerlegen.
                           Ich glaube demnach die Drukerei auf einen hoͤheren Grad, als bisher, gebracht
                              									zu haben.
                           –––––––––
                           Hr. Gill bezeugt die Schoͤnheit der
                              									Abdruͤke, und empfiehlt Copaiva Balsam als ein schaͤzbares Ingredienz
                              									bei der Blok- und Lettern-Drukerei, mit der Bemerkung, daß man jezt anfaͤngt
                              									haͤufig davon Gebrauch zu machen.