| Titel: | Unauslöschliche Tinte, von Hrn. Derheims, Apotheker zu Saint-Omer. | 
| Fundstelle: | Band 21, Jahrgang 1826, Nr. CXI., S. 446 | 
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                        CXI.
                        Unauslöschliche Tinte, von Hrn. Derheims, Apotheker zu
                           								Saint-Omer.
                        Aus dem Journal de Pharmacie. Julius. S.
                              								401.
                        Derheim's, unauslöschliche Tinte.
                        
                     
                        
                           Herr Derheims, Apotheker zu St.
                              									Omer, hat der Société de Pharmacie zu
                              									Paris einen Aufsaz uͤber eine Tinte eingesendet, welche durch kein bisher
                              									bekanntes chemisches Reagens angegriffen wird. Nach einigen Bemerkungen uͤber
                              									unsere gewoͤhnlichen Tinten, und die Mittel zur Ausbringung derselben gibt er
                              									folgendes Recept zur Vertiefung seiner Tinte:
                           
                              
                                 R. Salmiak (hydrochlorsaures Ammonium)
                                   8
                                 Gramm.
                                 
                              
                                 Loͤse sie auf in siedend heißem
                                    											destillirten Wasser
                                 12
                                     –
                                 
                              
                                 Seze dieser Aufloͤsung von einer
                                    											honigdichten Aufloͤsungdes arabischen Gummi zu
                                   4
                                     –
                                 
                              
                                 Gewoͤhnliche Tinte, oder irgend
                                    											einen anderen Farbestoff
                                 
                                 einigeTropfen.
                                 
                              
                                 Schuͤttle diese Fluͤßigkeiten
                                    											gehoͤrig durcheinander.
                                 
                                 
                                 
                              
                           Die mit dieser Tinte geschriebene Schrift troknet sehr leicht; sie ist anfangs nicht
                              									sehr deutlich, jedoch leserlich.
                           Wenn man nun das Papier in einer gewissen Entfernung vom Feuer, oder von
                              									Gluͤheisen haͤlt, so werden die Buchstaben alsogleich deutlich zum
                              									Vorscheine kommen, und zwar durch eine Art innerer Verbrennung jener Puncte des
                              									Papieres, auf welche mit dieser Tinte geschrieben wurde: diese Buchstaben werden
                              									allen weiteren chemischen Einwirkungen widerstehen.
                           Es gibt mehrere Koͤrper, welche, indem sie das Papier zersezen, dasselbe einer
                              									schnelleren Verbrennung faͤhig machen; dieß sind nun die Saͤuren oder
                              									verschiedene Salze.
                           Man hat sich seit langer Zeit, der verduͤnnten Schwefelsaͤure bedient,
                              									um durch die Waͤrme Buchstaben sichtbar zu machen, die man anfangs nicht
                              									deutlich sehen konnte; allein diese Saͤure greift so, wie alle
                              									uͤbrigen, das Papier an, und es entstehen staubige Schriftzuͤge und
                              									verbranntes Papier. Man wird begreifen, daß, indem diese Sauren durch die ganze
                              									Papierdike durchdringen, die Puncte, die der Einwirkung der Saͤure ausgesezt
                              									waren, das Papierblatt durch ihre Verbrennung durchloͤchern muͤssen.
                              									Da uͤberdieß die meisten dieser Sauren nur bei einer gewissen Hize zersezbar
                              									oder fluͤchtig sind, so waͤre die zu dieser Zersezung oder
                              									Verfluͤchtigung noͤthige Zeit mehr als hinreichend, das Papier
                              									gaͤnzlich zu verbrennen. Nur etwas Waͤrme reicht aber bei dieser Tinte
                              									hin, um dieselbe deutlich und unzerstoͤrbar zu machen, was sich durch die
                              									getroffene Auswahl eines bei groͤßerer Hize fluͤchtigen Salzes, des
                              									Salmiakes, beurkundet.
                           Der Gummi dient bloß dieser Fluͤßigkeit eine solche Consistenz zu geben, daß
                              									sie nicht durch das Papier durchdringt, sondern von beiden Seiten hoͤchstens
                              									bis auf den Mittelpunkt eindringt.
                           Die gewoͤhnliche Tinte, die hier beigesezt wird, traͤgt nichts zur
                              									Unvertilgbarkeit der Schriftzuͤge bei, sondern macht sie bloß bei dem
                              									Schreiben sichtbar.Hr. Derheims hat uns einige mit seiner Tinte
                                    											geschriebene Zeilen gesendet. Wir haben bemerkt, daß das Papier
                                    											zunaͤchst, um jeden Buchstaben etwas gelblich, und der Buchstabe
                                    											selbst nicht schoͤn schwarz war. Indessen glauben wir doch das Recept
                                    											zu dieser Tinte oͤffentlich bekannt machen zu muͤssen, da es
                                    											denjenigen, die sich mit diesem Gegenstande beschaͤftigen,
                                    											nuͤzlich seyn kann. A. d. O.Die Darstellung einer Tinte, welche nie von selbst blaß, und dadurch
                                    											unleserlich wird, auch der Einwirkung von Sauren, und besonders dem
                                    											allmaͤchtigen Bleichmittel „Chlor“ widersteht,
                                    											ist eine bis jezt nie im vollen Umfange geloͤste Aufgabe. Mehrere
                                    											Vorschriften, welche zur Bereitung einer solchen Schreibtinte gegeben
                                    											wurden, entsprachen entweder nicht vollkommen den obigen Bedingungen, oder
                                    											sie besizen andere Unbequemlichkeiten, welche ihre Anwendung beschwerlich
                                    											machen, und somit ihrer Verbreitung ein Hinderniß sind. Viele
                                    											Vorzuͤge vor andern Praͤparaten der Art soll eine Time haben,
                                    											zu deren Bereitung Mac-Culloch im Edinburgh Journal of Science, October 1824,
                                    											nachstehende Vorschrift gibt.Nach dieser soll man sich des Theers bedienen, der bei der Destillation des
                                    											Holzes gewonnen wird, diesen vollstaͤndig abdampfen, daß nur das Pech
                                    											zuruͤkbleibt, und lezteres noch so lange durch Waͤrme
                                    											austroknen, bis es sehr zerreiblich wird. In diesem Zustande besizt es eine
                                    											fast schwarze Farbe, und ist in Alkalien aufloͤslich, mit welchen es
                                    											seifenartige Zusammensetzungen bildet. Natron und Kali wirken indessen
                                    											verschieden gegen dieses Harz. Die Verbindung desselben mit Natron ist immer
                                    											von gallertartiger Konsistenz, selbst, wenn man sie mit viel Wasser
                                    											verduͤnnt; dagegen ist jene mit Kali, bei nicht uͤbergroßer
                                    											Konzentration, vollkommen fluͤßig. Leztere wird daher auch zur
                                    											Anwendung als Tinte vorgeschlagen. Die Bereitungs-Methode ist sehr einfach,
                                    											indem man bloß Kalilauge, bis zur Saͤttigung mit dem nach obiger
                                    											Vorschrift dargestellten Harze kochen darf. Es ist schwierig, den Zustand
                                    											genau anzugeben, zu welchem das Harz die groͤßte Brauchbarkeit
                                    											besizt: doch kann es niemahls zu zerreiblich und zu schwarz seyn,
                                    											ausgenommen, daß die Hize beim Abdampfen des Theers zu weit getrieben wurde,
                                    											so daß der Ruͤkstand dadurch eine Verkohlung erlitten haͤtte,
                                    											bei welcher er seine Aufloͤslichkeit einbuͤßte. – Diese
                                    											Tinte bedarf keines Zusazes von Gummi oder irgend einer anderen Substanz;
                                    											sie erleidet keine Veraͤnderung in den Flaschen, worin man sie
                                    											aufbewahrt, bildet keinen Bodensaz, und fließt leicht aus der Feder; sie ist
                                    											unzerstoͤrbar, durch die Zeit und durch Chlor. Hr. Mac-Culloch hat einige damit beschriebene
                                    											Blaͤtter durch zehn Jahre in seinem Laboratorium aufbewahrt, ohne an
                                    											denselben die mindeste Veraͤnderung zu bemerken. Indessen hat diese
                                    											Tinte doch auch ihre Fehler. Sie stumpft, durch den Alcali-Gehalt, die
                                    											Spizen der Schreibfedern sehr schnell ab; ihre Farbe ist nicht schwarz,
                                    											sondern braun, obwohl sehr sichtbar. Durch Waschen, verbunden mit Reibung,
                                    											wird ein Theil vom Papiere weggenommen, obschon das Zuruͤkbleibende
                                    											noch genug ist, um die Schrift leserlich zu erhalten. Auf jeden Fall ist
                                    											diese Tinte fuͤr jene Faͤlle, wo es auf
                                    											Unzerstoͤrbarkeit ankommt, der gemeinen Schreibtinte vorzuziehen. A.
                                    											d. R.