| Titel: | Neue Achsen zur Vermeidung der besonderen Reibung auf Krümmungen an Wagen und Karren und Räderfuhrwerken überhaupt, die auf Eisenbahnen sowohl, als auf anderen Wegen zu fahren haben, und worauf Rob. Stephenson, zu Bridge Town, Parish Old-Stratford, Warwickshire, sich am 23ten Jänner 1826 ein Patent ertheilen ließ. | 
| Fundstelle: | Band 21, Jahrgang 1826, Nr. CXXIX., S. 517 | 
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                        CXXIX.
                        Neue Achsen zur Vermeidung der besonderen Reibung
                           								auf Krümmungen an Wagen und Karren und Räderfuhrwerken überhaupt, die auf Eisenbahnen
                           								sowohl, als auf anderen Wegen zu fahren haben, und worauf Rob. Stephenson, zu Bridge Town, Parish Old-Stratford,
                           								Warwickshire, sich am 23ten Jänner 1826 ein
                           								Patent ertheilen ließ.
                        Aus dem London Journal of Arts. N. 66. S.
                              								169.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              									IX.
                        Stephenson's, neue Achsen zur Vermeidung der besonderen Reibung auf
                           								Krümmungen an Wagen und anderen Räderfuhrwerken.
                        
                     
                        
                           Herr Stephenson ist jener
                              									beruͤhmte Mechaniker, der, als er noch zu Newcastle-upon-Tyne war, das
                              									außerordentliche Werk, the
                              									Hetton Colliery, entwarf und ausfuͤhrte, um
                              									Kohlen von der Grube auf einer Eisenbahn von 18 englischen Meilen Laͤnge
                              									uͤber Berg und Thal bis nach der Stadt Sunderland zu fahren.
                           Bei Gelegenheit dieser Unternehmung, so wie bei anderen aͤhnlichen, fiel ihm
                              									die ungeheuere Reibung der Raͤder schwer beladener Wagen auf jenen Stellen
                              									der Eisenbahn auf, wo diese sich kruͤmmte; dieß veranlaßte ihn uͤber
                              									Abhuͤlfe dieses Nachtheiles nachzudenken, und das Resultat hiervon war die
                              									einfache, aber ganz entsprechende, Vorrichtung, welche den Gegenstand dieses
                              									Patentes bildet.
                           Um die Vortheile dieser neuen Vorrichtung einzusehen, darf man nur bedenken, daß, wo
                              									immer eine Eisenbahn von der geraden Linie abweicht, das eine der beiden
                              									Raͤder uͤber eine laͤngere Linie laufen muß, als das andere.
                              									Man hat daher zur Ausgleichung der verschiedenen Geschwindigkeiten, mit welchen die
                              									beiden Raͤder in diesem Falle laufen muͤssen, die Raͤder
                              									haͤufig los an den feststehenden Achsen angebracht: dadurch erhielten aber
                              									die Raͤder nur wenig freies Spiel, und die Wirkung derselben konnte folglich
                              									nicht auf die bestimmten Graͤnzen der parallelen Bahnen beschraͤnkt
                              									bleiben, ohne daß man die Breite des Umfanges der Raͤder oder der Bahnen
                              									vergroͤßerte, und so Schwere und Kosten zugleich vermehrte. Man fand es daher
                              									am zutraͤglichsten, die Laufraͤder der Wagen an Achsen anzubringen,
                              									die sich drehen; allein, hier zeigte sich der Nachtheil der Reibung, indem das Rad,
                              									welches, auf der aͤußeren laͤngeren krummen Bahn zu laufen hatte, sich
                              									schleppen mußte, und zugleich seinen Reifen und die Bahn dadurch so schnell
                              									abnuͤzte, daß man alle drei vier Jahre an bestimmten Stellen der Bahn neue
                              									Schienen fuͤr die Bahn und neue Reifen brauchte.
                           Um diesem Uebel abzuhelfen, gab nun Hr. Stephenson jedem
                              									Rade seine eigene Achse.
                           Fig. 1Fig. 25. Tab.
                              									IX. zeigt das Gestell eines Eisenbahn-Wagens im Grundrisse.
                           Fig. 2Fig. 26 und
                              								    Fig. 327. im
                              									Aufrisse, von der inneren Seite des Gestelles.
                           Fig. 4Fig. 28. zeigt
                              									den Wagen vom Ende her gesehen.
                           An dem aͤußeren Ende jeder Achse, a, ist das Rad,
                              										b, und an dem inneren Ende ein kugelfoͤrmiger
                              									Knopf, c, angebracht. Jener Theil der Achse, der
                              									zunaͤchst am Rade ist, laͤuft in einem langen Ausschnitte in dem
                              									Lager, d; die Kugel, c,
                              									hingegen an dem gegenuͤberstehenden Ende der Achse dreht sich in einer
                              									Vertiefung in dem entgegengesezten Lager. Auf diese Weise laufen die Raͤder
                              									unabhaͤngig von einander, und folglich wird kein Unterschied in der
                              									Laͤnge der Bahnen, uͤber welche sie weglaufen muͤssen, ein
                              									Reiben oder Schleppen auf der Eisenbahn veranlassen.
                           Da es unmoͤglich ist, die Bahnen vollkommen eben zu halten, indem sie unter
                              									dem Druke der schweren, darauf gefahrnen Lasten sich beugen und einsinken
                              									muͤssen, so oft ein Rad uͤber irgend eine unten hohl gewordene Stelle
                              									derselben weglaͤuft, so laͤßt der lange Ausschnitt die Achse und das
                              									Rad derselben, wie man in Fig. 3Fig. 27. sieht, zugleich
                              									fallen, und die Kugel und ihre Hoͤhlung an dem gegenuͤberstehenden
                              									Ende gestattet ihr freies Spiel. Auf diese Weise wird der Ranft des Rades an der
                              									aͤußeren Seite des Reifes desselben immer gegen die aͤußere Seite der
                              									Bahn gehalten, die Raͤder werden zusammengehalten, und das Abgehen des Rades,
                              									das sonst Statt haben koͤnnte, wenn es von der Bahn aufgehoben wuͤrde,
                              									wird vermieden.
                           Hr. Stephenson behaͤlt sich aber auch noch eine
                              									andere Art von Verbindung der Achse, außer der hier angegebenen Kugelverbindung,
                              									bevor, und nimmt bloß die doppelten Achsen in Anspruch.
                           Er bemerkte, in besonderen Zusaͤzen, a. a. O. S. 200, daß bei manchen Kruͤmmungen
                              									die Reibung des Rades auf der Bahn so groß ist, daß doppelte Kraft zur Fortschaffung
                              									des Wagens nothwendig wird. Er macht auf den wesentlichen Unterschied zwischen
                              									Eisenbahnen mit Kanten (edge rails), die nur 2 1/4 Zoll
                              									breit sind, und den bloßen Bahnen (tram roads) von 4 bis
                              									5 Zoll Breite aufmerksam, und erinnert die Mechaniker, daß, je groͤßer das
                              									Rad, desto geringer die Reibung ist, so daß ein Wagen, der 6 englische Meilen in
                              									Einer Stunde fahren soll, Raͤder von wenigstens 3 Fuß im Durchmesser haben
                              									muß. Er zeigt, mit einleuchtenden Gruͤnden, warum lose Raͤder auf
                              									Eisenbahnen aufgegeben werden muͤssen, sobald Vertiefungen oder
                              									Kruͤmmungen von 6 bis 8 Fuß auf 22 Fuß Statt haben.
                           Die alten Raͤder schleifen eine Eisenbahn, wie er aus Erfahrung weiß, in Einem
                              									Jahre nicht um 1/12 Zoll ab; folglich ist jede Eisenbahn in 4 Jahren an diesen
                              									Kruͤmmungen unbrauchbar.
                           Man kennt, wie er sagt, bis jezt nur eine einzige Eisenbahn aus geschlagenem Eisen:
                              									die von Lord Carlisle's Kohlenwerke nach Brompton, die 10 Jahre dauerte; sie ist zehn Meilen lang,
                              									nur dort noch wenig abgenuͤzt, wo sie gerade laͤuft, an den
                              									Kruͤmmungen hingegen mußte sie schon oft ausgebessert werden. Schwerlich,
                              									meint Hr. Stephenson, wird eine geradlinige Eisenbahn bei
                              									gewoͤhnlichen Raͤdern uͤber 40 Jahre dauern.
                           Eine gewiß sehr feine Bemerkung des Hrn. Stephenson ist
                              									diese, daß ein Rad, das der Sonne immer mehr ausgesezt ist, als das andere, an Holz
                              									und Eisen ehe zu Grunde geht, als das gegenuͤberstehende. Die Gefahr des
                              									Umwerfens auf Eisenbahnen bei Kruͤmmungen derselben hat, wie es scheint, noch
                              									Niemand so genau berechnet, wie Hr. Stephenson, und seine
                              									Raͤder scheinen, wie auch Versuche erwiesen, dagegen so viel moͤglich
                              									zu schuͤzen.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
