| Titel: | Eine Schweizer-Vorrichtung, den Wind an Blasebälgen an der Schmiede-Esse augenbliklich zu dämpfen. | 
| Fundstelle: | Band 22, Jahrgang 1826, Nr. VI., S. 31 | 
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                        VI.
                        Eine Schweizer-Vorrichtung, den Wind an
                           Blasebaͤlgen an der Schmiede-Esse augenbliklich zu daͤmpfen.
                        Von Hrn. Gill, in dessen technical Repository. N. 54. S.
                              321.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              I. (Im Auszuge.)
                        Schweizer-Vorrichtung, den Wind an Blasebaͤlgen zu
                           daͤmpfen.
                        
                     
                        
                           Herr Gill hat S. 158 seines
                              Journales (Polytechn. Journ. Bd. XX. S.
                                 242.) Hrn. Duncan Campbell's Vorrichtung an
                              Blasebaͤlgen angegeben, durch welche ein sanftes und gleichfoͤrmiges
                              Geblaͤse erhalten werden kann.
                           Er liefert hier eine Notiz von Hrn. Riviere's Vorrichtung
                              zu Hackney, der sich daselbst mit mehreren trefflichen Arbeitern aus Genf
                              niederließ, und ein Patent auf eine neue Verfertigungs-Weise von Sieben genommen
                              hat, das wir naͤchstens mittheilen werden. „Genf,“ sagt
                              Hr. Gill, „ist der Ott, dem wir unsere
                                 Fortschritte in der schweren Kunst der Stahlbearbeitung verdanken: von Genf kam
                                 eine Colonie verfolgter Hugenotten nach Aufhebung des Edictes von Nantes nach
                                 England, und ward unsere Lehrmeisterin.“ Eben diesen Genfern verdankt
                              man auch die Fortschritte in der Kunst zu drechseln.
                           So wie Hr. Campbell die Schwere des oberen Brettes des
                              Blasebalges dadurch aufhebt, daß er eine Schnur an demselben anbringt, diese
                              uͤber eine oben befindliche Rolle laufen laßt, und unten an einem Haken an
                              derselben das noͤthige Gewicht anbringt; so macht es auch Hr. Riviere, jedoch aus einem anderen Grunde. Bekanntlich
                              kann man an den gewoͤhnlichen Schmiede-Blasebaͤlgen den Wind nicht
                              augenbliklich, wie es oft noͤthig ist, dampfen; man muß warten bis er
                              aufhoͤrt, oder bis das obere Brett in seine Ruhe herabgekommen ist.
                           Dieser NachtheilNachtheiil ist bei zarten Arbeiten sehr fuͤhlbar, und wird nach Riviere's Methode auf folgende Weise beseitigt.
                           a, in Fig. 25. ist ein Theil
                              der Mauer des Schmiedeherdes, b, eine senkrechte eiserne
                              Roͤhre, die an der Mauer gehoͤrig befestigt ist. Innerhalb dieser
                              flachen Roͤhre laͤuft eine flache Eisenstange, c, frei auf und nieder. Diese Eisenstange, c,
                              haͤngt an einer Leine, d, die uͤber eine
                              Rolle laͤuft, e, deren Achse in die Wand
                              eingetrieben ist, und uͤber eine zweite Rolle, welche uͤber dem
                              Blasebalge angebracht ist: die Leine selbst ist an ihrem anderen Ende an dem oberen
                              Brette des Blasebalges befestigt. Auf diese Weise nimmt die Stange an den Bewegungen
                              des Blasebalges Antheil, und steigt auf und nieder, so wie der Blasebalg sich hebt
                              und senkt.
                           Eine Kante der Stange, c, bildet einen Zahnstok, und ein
                              Haken, k, der sich um einen Stift dreht, der in Ohren
                              befestigt ist, welche an der Seite der flachen Roͤhre, b, angebracht sind, kann, nach Belieben, augenbliklich gedreht werden, so
                              daß er durch einen Einschnitt in der flachen Roͤhre in irgend einen Zahn des
                              in derselben befindlichen Zahnstokes eingreift, und so die Bewegung desselben
                              augenbliklich hemmt, folglich auch den aus dem Blasebalge ausfahrenden Wind dampft.
                              Wenn der Haken, f, zuruͤkgezogen wird, geht der
                              Blasebalg, wie vorher.
                           In der Figur ist der Haken so dargestellt, wie er stehen muß, wenn das oberste Brett
                              des Blasebalges seinen hoͤchsten Standpunct erreicht hat, die Stange, b, also am tiefsten steht. Wie der Blasebalg
                              zusammenfallt, hebt er die Stange wieder.
                           Es waͤre sehr zu wuͤnschen, daß Campbell's
                              und diese Methode, das Geblaͤse zu leiten, uͤberall eingefuͤhrt
                              wuͤrden, wo es sich um feine Arbeiten handelt, vorzuͤglich bei dem
                              Schweissen, Haͤrten und Temperiren des Stahles und bei feiner
                              Stahl-Arbeit.
                           Auch in groͤßeren Schmieden, wo der Blasebalg so lange fortgeht, und das Feuer
                              anblast, wenn auch das Eisen schon herausgenommen wurde, und folglich viel Kohle
                              umsonst verbrannt wird, hat diese Methode ihren großen Vortheil, indem sie
                              Brennmaterial erspart, und den Blasebalg, sobald der Haken aus dem Zahnstoke gezogen
                              wird, alsogleich mit voller Kraft wirken laͤßt.Diese Schweizer-Vorrichtung findet sich auch in vielen Schmieden in Bayern.
                                    A. d. Ueb.
                              
                           
                        
                     
                  
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