| Titel: | Blanken's Schleuse mit Fächer-Thoren. | 
| Fundstelle: | Band 22, Jahrgang 1826, Nr. XXI., S. 105 | 
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                        XXI.
                        Blanken's Schleuse mit
                           Faͤcher-Thoren.
                        Aus dem Mechanics' Magazine. N. 153. 29. Juli 1826. S.
                              193. 
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              III.
                        Blanken's Schleuse mit Faͤcher-Thoren.
                        
                     
                        
                           Bei Gorkum in Holland ist eine Schleuse, welche Hr. Blanken im J. 1818 erbaute, und die so gute Dienste
                              leistete, daß, seit dieser Zeit, an 20 andere groͤßere Schleusen nach
                              demselben Plane in den Niederlanden erbaut wurden. Diese Schleusen des Hrn. Blanken besizen folgende Eigenschaften:
                           1) koͤnnen die Fluthen-Thore, die gegen den Druk des aͤußeren
                              Hochwassers dienen, auch gegen Ben inneren dienen, wenn es noͤthig seyn
                              sollte, das innere Wasser hoͤher zu stauchen als das aͤußere.
                           2) Wenn die Fluth oder die Stroͤmung mit großer Gewalt entweder in die
                              Schleuse, oder aus derselben stuͤrzt, koͤnnen die Thore leicht, sicher
                              und schnell geschlossen werden, die Stroͤmung mag in was immer fuͤr
                              einer Richtung kommen.
                           3) Die Thore koͤnnen mit Leichtigkeit geoͤffnet werden, selbst wenn
                              eine Schichte von 7 bis 8 Fuß Wasser uͤber denselben liegt, oder auf
                              dieselben druͤkt.
                           Diese Schleusen sind also vorzuͤglich fuͤr Holland geeignet, wo man so
                              oft im Falle ist, die Schleusen-Thore bei hohem Ueberwasser oͤffnen zu
                              muͤssen.
                           Die Schleuse, von welcher Fig. 18. ein Grundriß,
                              Fig. 19.
                              ein Aufriß von vorne, Fig. 20. ein Aufriß von
                              ruͤkwaͤrts ist, verbindet den Fluß Linge mit dem Canale von Steenenhok
                              und dient sowohl zur Schifffahrt im Inneren als zur Ausleerung und Aufstauchung des
                              uͤberfluͤssigen Wassers. Wenn das Wasser in der Linge durch das
                              Steigen des Rheines anschwillt, ist es gefaͤhrlich, dasselbe in den Canal
                              uͤberfließen zu lassen; indessen muͤssen doch zugleich auch die
                              Schleusen-Thore geoͤffnet werden koͤnnen, der Wasserstand im Flusse
                              oder im Canale mag was immer fuͤr einer seyn.
                           A, B, sind die Fluthen-Thore nach der
                              gewoͤhnlichen Art: der Winkel, welchen sie bilden, ist gegen die Linge.Nicht im Originale, das im Holzschnitte uͤberhaupt schlecht litterirt
                                    ist. A. d. U.
                              
                              C, D, und E, G, sind die Faͤcher-Thore, wie Hr. Blanken sie nennt, wegen
                              ihrer Aehnlichkeit mit einem Frauenzimmer-Faͤcher.
                           Die Thore C, D, E, drehen sich auf einer
                              gemeinschaftlichen Achse D, H, (Fig. 1.), so daß wenn die
                              Thore geschlossen sind, D, C, sich in der in der Figur
                              gezeichneten Lage befindet; wenn aber das Thor sich oͤffnet, so bewegt D, C, sich ruͤkwaͤrts in dem
                              halbkreisfoͤrmigen gemauerten Gehaͤuse.
                           Dasselbe ist der Fall mit den anderen Thoren, E, F, G,
                              die sich gleichfalls um dieselbe Achse drehen.
                           Die Theile F, G, und C, D,
                              sind laͤnger, aber eben so tief, als die Theile D,
                                 E, und F, E. An der hier dargestellten Schleuse
                              hat sowohl F, G, als C, D,
                              jedes 22 englische Fuß, waͤhrend, D, E, und F, E, nur 17 Fuß haben.
                           In diesem Unterschiede in der Laͤnge der beiden verbundenen Theile des Thores
                              liegt die Hauptsache. Die Figur zeigt, wie die verschiedenen Theile in einander
                              eingelassen und mittelst Eisen- und Zimmerwerkes unter einander verbunden sind.
                           Die punktirten Linien, I, K, und L, M, zeigen die Canaͤle oder Leitungen durch die Seitenmauern an.
                              Man findet ihre Oeffnungen in Fig. 2. und 3. bei L, und I. Sie oͤffnen
                              eine Verbindung zwischen dem aͤußeren Fluß-Wasser und den
                              halbkreisfoͤrmigen Raͤumen, in welchen, F,
                                 G, und C, D, sich drehen. Diese Verbindung kann
                              nach Belieben geoͤffnet oder geschlossen werden, und zwar mittelst der
                              Schieber bei N, O, P, Q, welche durch eiserne Winden
                              aufgezogen oder niedergelassen werden.
                           Eine aͤhnliche Wasserleitung befindet sich in jedem Theile der Schleuse, und
                              verbindet die halbkreisfoͤrmigen Raͤume hinter den Faͤchern mit
                              dem Wasser des Inneren des Canales. Sie ist durch die punctirten Linien, v, w, und x, y, angedeutet,
                              und kann durch die Schieber, Z, und Z', geschlossen werden.
                           Auf diese Weise kann eine Verbindung hergestellt oder geschlossen werden:
                           1) zwischen dem aͤußeren oder dem Flußwasser und den halbkreisfoͤrmigen
                              Raͤumen, in welchen die Faͤcher-Thore sich bewegen.
                           2) zwischen diesen halbkreisfoͤrmigen Raͤumen und dem Wasser des
                              Inneren des Canales.
                           Bei Anwendung dieser Schleuse koͤnnen folgende zwei Faͤlle Statt haben: Das aͤußere
                              Wasser in der Linge kann hoͤher seyn, als in dem Canale, oder das Wasser in
                              dem Canale kann hoͤher seyn, als in der Linge. In dem ersten Falle, wo das
                              aͤußere Wasser das hoͤchste ist, wird es, unter der Voraussezung, daß
                              das Fluthen-Thor A, B, offen ist, nothwendig seyn, dem
                              oberen Druke des Fluß-Wassers durch die Faͤcher-Thore allein zu widerstehen.
                              Wenn nun die Schieber, N, O, P, Q, aufgezogen, und die
                              bei Z, und Z', herabgelassen
                              oder geschlossen sind, so steigt die Verbindung zwischen dem aͤußeren oder
                              dem Flußwasser und dem Wasser hinter den Faͤcher-Thoren zu der Hoͤhe
                              des Wasserstandes in dem Flusse; und da die Laͤnge der Thore D, C, und F, G, jene der
                              Thore D, E, und F, E,
                              beinahe um 1/5 uͤbersteigt, so ist es klar, daß der hydrostatische Druk gegen
                              die ersteren groͤßer seyn muß, als gegen die lezteren D, E, und F, E. Die Folge hiervon ist, daß
                              dieser groͤßere Druk auf D, C, und F, G, das Thor geschlossen haͤlt, und das
                              aͤußere Wasser hindert durch die Schleuse in den Canal einzustroͤmen.
                              Bei den gewoͤhnlichen Schleusen muß man die Thore oͤffnen, so oft das
                              Wasser an der concaven Seite der Thore sehr hoch steht. Bei Hrn. Blanken's Schleuse
                              koͤnnen die Thore geschlossen gehalten werden, das Wasser mag an was immer
                              fuͤr einer Seite derselben hoͤher stehen.
                           Wenn es nun unter diesen Umstaͤnden nothwendig wird, die Faͤcher-Thore
                              zu oͤffnen, und dadurch dem Wasser in dem Flusse freien Zutritt zu
                              verschaffen, so ist nichts anderes mehr noͤthig, als die Schieber, Z, und Z', zu
                              oͤffnen, und die Schieber bei, O, und P, zu schließen; auf diese Weise wird das Wasser in den
                              halbkreisfoͤrmigen Gehaͤusen zur Hoͤhe des Wassers in dem
                              Canale herabsinken. Der hydrostatische Druk wird dann auf D,
                                 E, und E, F, staͤrker seyn; folglich
                              werden diese dem staͤrkern Druke nachgeben, sich oͤffnen, und das
                              Wasser aus dem Flusse in den Canal einstroͤmen lassen.
                           Man seze nun, das Wasser, welches aus dem Flusse in den Canal einzustroͤmen
                              hat, stehe um 7 bis 8 Fuß hoͤher, so ist nichts leichter, als zu
                              verhuͤten, daß kein Wasser mehr in den Canal einstroͤmt, und die
                              Faͤcher-Thore gegen die Einstroͤmung zu schließen, die mit
                              unaufhaltbarer Kraft zu geschehen scheint. Man laͤßt naͤhmlich die
                              Schieber Z, und Z', nieder,
                              und zieht jene bei O, und P,
                              auf. Der Druk des Wassers, welches durch die Leitungen, L,
                                 M, und I, R, stroͤmt, ist auf die groͤßere
                              Oberflaͤche der Thore, D, C, und F, G, groͤßer, als auf die kleinere
                              Oberflaͤche von D, E, und F, E, folglich wird der staͤrkere Druk vorherrschen, und die Thore
                              gemaͤchlich gegen die Einstroͤmung schließen. Die Wassersaͤule,
                              welche durch die Schleuse stuͤrzt, wird nach und nach durch das Schließen der
                              Thore verduͤnnt, und endlich, wenn die lezteren gaͤnzlich
                              zusammenstoßen, vollkommen auf nichts reducirt.
                           Wenn, im umgekehrten Falle, das Wasser im Canale hoͤher steht, als in dem
                              Flusse, laͤßt Hrn. Blanken's Schleuse sich eben so leicht regieren. Es seyen
                              die Thore, A, und B, wieder
                              offen, und die Faͤcher-Thore gegen das hoͤhere Wasser im Canale
                              geschlossen. Bei den gewoͤhnlichen Schleusen ist es bekanntlich
                              unmoͤglich, die Thore zu oͤffnen, wenn der Unterschied der
                              Wasserhoͤhen etwas bedeutend ist. Bei der gegenwaͤrtigen Schleuse
                              geschieht dieß ohne alle Schwierigkeit, indem man wieder den Druk, welchen das
                              Wasser ausuͤbt, auf D, C, und F, G, groͤßer werden laͤßt, als auf D, E, und E, F. In dieser
                              Absicht oͤffnet man die Schieber, P, O, N, und
                              haͤlt Z, und Z',
                              geschlossen; das Wasser wird in den halbkreisfoͤrmigen Raͤumen bis zur
                              Hoͤhe des Wasserstandes in dem Flusse herabsinken, und so wird der
                              hydrostatische Druk auf die aͤußere Seite von D,
                                 C, und F, G, groͤßer werden, als jener,
                              den das Canal-Wasser auf die Thore D, E, und E, F, aͤußert; folglich werden die lezteren sich
                              bei einer Differenz der Wasserhoͤhen von einigen Fuß oͤffnen.
                           Es laͤßt sich nun, hoffentlich, leicht begreifen, wie, durch ein
                              aͤhnliches Verfahren, die Thore wieder geschlossen werden koͤnnen,
                              waͤhrend das Canal-Wasser durch dieselben laͤuft. Die Schieber, P, und O, werden
                              geschlossen, und Z, und Z',
                              geoͤffnet. Die halbkreisfoͤrmigen Raͤume fuͤllen sich
                              dann wieder mit dem Ueberwasser des Canales, und der Unterschied des Drukes gegen
                              beide Theile der Faͤcher-Thore veranlaͤßt die Thore sich zu
                              schließen.
                           Die Geschwindigkeit, mit welcher die Thore geoͤffnet oder geschlossen werden,
                              kann nach Belieben des Schleusen-Waͤchters vergroͤßert oder vermindert
                              werden, und je nachdem man die Schieber nach der Verschiedenheit der
                              Wasserhoͤhen mehr oder minder oͤffnet oder schließt, wird die Bewegung
                              langsam und allmaͤhlich fortschreiten. Selbst wenn die Faͤcher-Thore
                              im Oeffnen oder Schließen, begriffen sind, kann jede dieser Operationen im Augenblike verkehrt, und die
                              Thore koͤnnen nach Umstaͤnden geoͤffnet oder geschlossen
                              werden.
                           Die Fluthen-Thore, A, und B,
                              sind, wie es sich von selbst versteht, bloß zum Durchgange der Schiffe von einer
                              Wassers hoͤhe zur anderen: wo dieß nicht nothwendig ist, koͤnnen diese
                              Thore wegbleiben. Bei Schleusen, die bloß zur Ueberschwemmung bestimmt sind, deren
                              neulich mehrere erbaut wurden, ist bloß ein Paar Faͤcher-Thore
                              nothwendig.
                           Die Faͤcher-Thore koͤnnen also jedes Mahl mit Sicherheit und
                              Leichtigkeit geschlossen und geoͤffnet werden, so oft es die Umstaͤnde
                              erfordern, und so groß auch der Unterschied in der Wasserhoͤhe seyn mag. Wenn
                              Schleusen der gewoͤhnlichen Art einmahl geoͤffnet sind, so ist es
                              unmoͤglich dieselben zu schließen, so lang das Wasser durch sie durchlauft,
                              und wenn sie einmahl geschlossen sind, so koͤnnen sie, solang das
                              aͤußere Wasser etwas hoͤher ist, als das innere, nicht mehr
                              geoͤffnet werden. In Holland ist es aber von der hoͤchsten
                              Wichtigkeit, die Schleusen bei jedem verschiedenen Wasserstande oͤffnen oder
                              schließen zu koͤnnen, und insofern hat Hr. Blanken seinem Lande gewiß einen
                              großen Vortheil erwiesen.Und auch jedem anderen, wo man Canaͤle durch Fluͤsse zu speisen
                                    hat. A. d. U.
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
