| Titel: | Ueber die Wichtigkeit des Wassers in Beziehung auf Fabrikzweke. | 
| Fundstelle: | Band 22, Jahrgang 1826, Nr. XXIII., S. 114 | 
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                        XXIII.
                        Ueber die Wichtigkeit des Wassers in Beziehung
                           auf Fabrikzweke.
                        Aus Samuel ParkesChemical Essays vol. II. p. 355.
                              etc.
                        Ueber die Wichtigkeit des Wassers in Beziehung auf
                           Fabrikzweke.
                        
                     
                        
                           Zu Anfang des lezten Jahrhunderts glaubte man allgemein, daß
                              die Welt aus vier Elementen zusammengesezt sey. Zu diesen Elementen rechnete man
                              auch das Wasser; allein in neuerer Zeit hat man gefunden,
                              daß es ebenfalls aus mehreren Grundstoffen, und zwar aus Sauerstoff und Wasserstoff
                              besteht. Nimmt man 85 Unzen Sauerstoffgas und 15 Unzen Wasserstoffgas, so
                              erhaͤlt man ungefaͤhr 100 Unzen Wasser; und will man es zersezen, so
                              kann es entweder durch Feuer, oder mit Huͤlfe der Electricitaͤt oder
                              des Galvanismus geschehen. Auch Pflanzen aller Art zersezen das Wasser, das sie in
                              sich aufnehmen, und bilden daraus Oehl, Zuker, Staͤrke und eine Menge andere
                              Stoffe, welche man die naͤheren Bestandtheile der
                              Gewaͤchse nennt. Die Zersezung des Wassers ist auch den Fischen gemein,
                              besonders aber den Cetaceen, und es soll ebenfalls im Magen der Thiere und des
                              Menschen statt finden.
                           In vielen chemischen Processen bemerkt man ebenfalls eine Zersezung des Wassers, und
                              auch in Fabriken beruht manche Arbeit darauf. Will man z.B. aus dem geraspelten
                              Blauholze den Farbestoff moͤglichst vortheilhaft ausziehen, so wird es stark
                              mit Wasser besprengt, und in große Haufen zusammengeworfen, wo man es so lange
                              liegen laͤßt, als erforderlich ist. Dadurch werden die Spaͤne erhizt,
                              oder gehen in Gaͤhrung uͤber, wie der Faͤrber zu sagen pflegt;
                              und nachdem sie einige Monate in diesem Zustande geblichen sind, lassen sie die
                              Farbe im Kessel viel leichter fahren, und geben ein viel besseres Blau, als wenn man
                              sie nicht so behandelt haͤtte. Es wuͤrde schwer seyn diesen Umstand zu
                              erklaͤren, wenn man nicht annehmen koͤnnte, daß das Wasser theilweise
                              zersezt wird, und daß der Sauerstoff desselben mit dem Faͤrbestoff des Holzes
                              sich verbindet, und eine schoͤnere Farbe erzeugt.
                           Den Beobachtungen zufolge, welche ich bei einer Menge chemischer Processe gemacht
                              habe, halte ich mich fuͤr berechtigt zu behaupten, daß das Wasser einen
                              groͤßern Einfluß auf die Verrichtungen der Natur und der Kunst hat, als man
                              im Allgemeinen glaubt;
                              und diese Behauptung wird um so einleuchtender werden, wenn man bedenkt, daß es ein
                              Aufloͤsungsmittel fuͤr die Alkalien, die meisten salzigen
                              Koͤrper, Saͤuren und Erden ist, und daß es bei der Zersezung dem einen
                              Grundstoffe oͤfters Sauerstoff und dem andern Wasserstoff mittheilt. Dieser
                              Gegenstand ist daher fuͤr den Fabrikanten von großer Wichtigkeit, weshalb wir
                              ihn etwas genauer vornehmen wollen.
                           Wasser kommt unter viererlei Existenzformen, naͤmlich als Eis, Wasser, Dampf,
                              und in chemischer Verbindung mit andern Koͤrpern vor. Die einfachste Form, in
                              welcher man es antrifft, ist unstreitig das Eis; denn wenn man es mit
                              Waͤrmestoff in Verbindung bringt, wird es augenbliklich zu Wasser, das ein
                              noch hoͤherer Waͤrmegrad in Dampf verwandelt. Ausser diesen allgemein
                              bekannten Existenzformen des Wassers trifft man es aber auch noch in Verbindung mit
                              andern Koͤrpern an, worin es aber einen so hohen Grad der Verdichtung
                              erleidet, daß es die gewoͤhnlichen Eigenschaften des Wassers ganz verliert.
                              In diesen Fallen verbindet sich das Wasser in bestimmtem Verhaͤltnisse mit
                              dergleichen Koͤrpern, die man in neuerer Zeit Hydrate nennt.
                           Die Moͤglichkeit, das Wasser zu verdichten, hat man anfangs bezweifelt; allein
                              neuere Versuche haben das Gegentheil bewiesen. Zimmermann behauptet, daß man es um
                              den vier und zwanzigsten Theil seines Volumens verdichten koͤnne; und Perkins
                              hat den sogenannten Piezometer erfunden, worin er das Wasser einem Druke von 326
                              Atmosphaͤren unterworfen, und seine Dichtigkeit um 3,5 %, vermehrt hat. In
                              der Chemie ist es bekannt, daß jeder Koͤrper bei der Verdichtung
                              Waͤrme entbindet. Dieß ist z.B. beim Wasser der Fall, wenn es gefriert; und
                              gebrannter Kalk, wenn er geloͤscht wird, zeigt diese Erscheinung in einem
                              weit hoͤhern Grade.
                           Wenn eine heiße, gesaͤttigte Loͤsung von schwefelsaurem Natrum
                              (Glaubersalz) in eine glaͤserne Flasche gegossen wird, worin ein Thermometer
                              enthalten ist, und wenn man die Flasche verstopft und bei Seite legt, bis sie die
                              Temperatur der umgebenden Atmosphaͤre erlangt hat; so wird die
                              Aufloͤsung sich abkuͤhlen, ohne daß das Salz kristallisirt. Nimmt man
                              aber den Kork heraus, und erlaubt den Zutritt der Atmosphaͤre, so bildet sich
                              das Salz augenbliklich in Kristalle, und das Queksilber im Thermometer steigt um
                              mehrere Grade. Was anders kann nun dieses Steigen des Thermometers veranlassen, als der aus dem
                              Wasser sich entbindende Warmestoff, der sichsich sich mit dem Salze verbindet, und in den entstandenen Kristallen verdichtet
                              wird? So lange nun dieses Wasser im Salze bleibt, behaͤlt lezteres seine
                              Festigkeit und Form, es wird aber bald in Staub zerfallen, wenn es der Luft
                              ausgesezt wird, indem es das Kristallisationswasser dadurch verliert. Wer
                              uͤberhaupt mit den Salzen bekannt ist, weiß wohl, daß einige durch das
                              Aussezen in der Luft ihr Kristallisationswasser verlieren und verwittern,
                              waͤhrend andere Wasser einsaugen und zerfließen. Zu den erstem gehoͤrt
                              schwefelsaures Natrum, boraxsaures Natrum, schwefelsaure Kalkerde und saures
                              schwefelsaures Natrum; und zu den leztern rechnet man salzsauern Kalk, salzsaure
                              Bittererde und salpetersauren Kalk.
                           Manchmal entzieht auch ein Salz dem andern sein Kristallisationswasser; und dieß ist
                              z.B. bei kristallisirtem salzsauren Kalke der Fall, welcher den Kristallen des
                              kohlensauren Natrums ihr Wasser entzieht. Verschließt man beide Salze in dasselbe
                              Gefaͤß, ohne daß sie sich beruͤhren, so zerfaͤllt das
                              kohlensaure Natrum zu Staub, und der salzsaure Kalk wird fluͤßig. Sollte man
                              je Salpetersaͤure von groͤßerer specifischer Schwere beduͤrfen,
                              als man sie auf die gewoͤhnliche Weise erhaͤlt, so glaube ich,
                              koͤnnte man sie in einem luftdichten Gefaͤße verstaͤrken, wenn
                              man etwas von der schwersten Schwefelsaͤure dazu nimmt, die eine so starke
                              Verwandtschaft mit dem Wasser hat, daß man der Salpetersaͤure mehr dadurch
                              entziehen koͤnnte, als durch jedes andere Mittel.
                           Nicht allein die kuͤnstlichen, sondern auch die natuͤrlichen Salze, sie
                              moͤgen erdiger, alkalischer oder metallischer Natur seyn, verdanken ihre
                              Durchsichtigkeit, ihre Kristallisation, und selbst zum Theil ihre Festigkeit
                              hauptsaͤchlich dem darin enthaltenen Wasser; und wenn daher dieses Fluidum
                              eine so wesentliche Einwirkung bei den Verrichtungen der Natur hat, so wird es in
                              Fabriken eine nicht minder wichtige Rolle spielen.
                           Wenn man einen durchaus dichten Tiegel ganz mit trokener Kreide fuͤllt, und
                              ihn nachher der staͤrksten Ofenhize aussezt, so ist es sehr schwer, wo nicht
                              unmoͤglich, die ganze Menge Kreide in Kalk zu verwandeln. Macht man aber ein
                              Loch in den Boden des Tiegels, und stellt ihn dergestalt uͤbers Feuer, daß
                              ein Strom Wasserdampf oder atmosphaͤrische Luft frei hindurchziehen kann, so wird die
                              Kohlensaͤure davon getrennt, und der Kalk in kuͤrzerer Zeit und mit
                              weniger Hize viel besser werden, als wenn man dieses Mittel nicht benuͤzt
                              haͤtte. Das Wasser hilft zur Entbindung der Kohlensaͤure, und
                              traͤgt dazu bei, daß sie als Gas entweicht.
                           Unsere gewoͤhnlichen Kalkoͤfen haben alle eine Oeffnung im untern
                              Theile derselben, um den Kalk herauszunehmen, wenn er gebrannt ist. Dieß erlaubt
                              einen bestaͤndigen Luftzug durch die ganze Steinmasse, wodurch zugleich
                              ziemlich viel Wasser hineinbringt. Wenn daher der in einem Ofen gebrannte Kalk beim
                              Herausnehmen nicht gahr genug ist, so ist vielleicht eine zu trokene Luft mehr daran
                              Schutz, als andere Umstaͤnde; und in diesem Falle koͤnnte man dem
                              Uebel dadurch abhelfen, daß man ein großes Gefaͤß mit Wasser vor das Ofenloch
                              sezte, um eine bestaͤndige Verduͤnstung desselben zu bezweken, und die
                              Daͤmpfe mit dem Luftzuge durch alle Theile des Ofens zu leiten. Auf dieselbe
                              Weise wuͤrde der Kalk sich nicht mit der Kohlensaͤure verbinden, wenn
                              kein Wasser darin enthalten waͤre; und Moͤrtel oder Kitt
                              wuͤrden nicht so hart werden, als es der Fall ist, wenn sie nicht nach und
                              nach Wasser aus der Luft einsaugten.
                           Vegetabilische Gaͤhrung kann ohne Wasser nicht statt finden; und ich vermuthe,
                              daß die Guͤte des Weines und aller anderer gegohrner Fluͤßigkeiten
                              großentheils von dem Verhaͤltnisse des Wassers zum Zuker und Schleim
                              abhaͤngt. Ebenso kann man nicht gut maͤlzen, wenn die Gerste in Haufen
                              nicht gehoͤrig mit Wasser besprengt wird. Loͤst man Metalle in
                              Salzsaͤure und in anderen Saͤuren auf, so wird das Wasser nach Maßgabe
                              des Erfordernisses an Sauerstoff zersezt, der zum Oxidiren des Metalles
                              noͤthig ist, und der Wasserstoff geht in Gasform davon.
                           Obgleich das Wasser bei vielen chemischen Verrichtungen zersezt wird, und einen
                              Gewichtsverlust erleidet, so wird es doch auch bei manchen anderen erzeugt, besonders beim Verbrennen, wo man die Gegenwart
                              desselben am wenigsten vermuthen sollte, wodurch das Resultat der Operationen ganz
                              anders ausfaͤllt, als es diejenigen vermuthen sollten, die mit den
                              Grundsaͤzen der Chemie nicht vertraut sind. Weingeist, Oehle, Wachs, Talg und
                              viele andere Substanzen, erzeugen beim Verbrennen immer Wasser. Wird ein kaltes,
                              glaͤsernes Gefaͤß uͤber brennenden Alkohol gesezt, so bekommt man Wasser, das
                              ganz, frei von Geschmak und Geruch, und in jeder Beziehung wie destillirtes Wasser
                              ist. Ein Pfund Alkohol gibt achtzehn Unzen Wasser.
                           Die Reinheit des Wassers, das man in einigen unserer
                              Fabriken gebraucht, ist von großer Wichtigkeit, weil der bessere oder schlechtere
                              Erfolg bei der Verfertigung der darin gemachten Gegenstaͤnde davon
                              abhaͤngt. Dieß ist z.B. beim Bleichen, Faͤrben, in den
                              Katundrukereien, Zukerrafinerien, Bierbrauereien, Papiermuͤhlen und vielen
                              andern Werken der Fall, wo die Beschaffenheit des Wassers wesentlich auf jene der
                              Waare einwirkt.
                           Sogenanntes hartes Wasser haͤlt gewisse Salze in
                              sich, und ist deshalb weder in Fabriken noch beim haͤuslichen Bedarf
                              anwendbar. Indessen enthaͤlt doch, wie Dalton behauptet, das haͤrteste
                              Quellwasser selten mehr als den tausendsten Theil seines Gewichtes an fremden
                              Stoffen; und die Natur, welche uns viel reines Wasser von oben herab sendet, hat es
                              so eingerichtet, daß es wenig große Landesstreken gibt, wo man nicht ziemlich reines
                              Quellwasser findet, das sowohl zum Fabrik als Hausbedarf dienlich ist. Wenn man
                              Brunnen graͤbt, muß man sie mit Sandsteinen und nicht mit Ziegelsteinen
                              auslegen, weil die leztern das Wasser hart machen. Das meiste Quellwasser
                              enthaͤlt gemeines Salz, nebst kohlensaurem und salzsaurem Kalke; allein der
                              schwefelsaure Kalk oder Gyps allein verursacht die Haͤrte des Wassers.
                           In Distrikten, wo man Steinkohlen nahe an der Oberflaͤche des Bodens findet,
                              wird das Wasser der in der Nachbarschaft befindlichen Baͤche und
                              Fluͤsse oͤfters durch die Zersezung des schwefelhaltigen Eisens
                              verdorben, das beim Regen dahin gefloͤßt wird. Ich kenne einen Fall in
                              Yorkshire, wo eine Wollenfaͤrberei aus dieser Ursache allein haͤtte
                              aufgegeben werden muͤssen, wenn die Eigenthuͤmer keine Mittel gefunden
                              haͤtten, einen Wasserstrom von einer in der Naͤhe befindlichen Quelle
                              zum Bedarf des Werkes dahin zu leiten.
                           Bis dahin hatten sie das Wasser vom Flusse Calder gebraucht, worin bestaͤndig
                              etwas von dem aus den Steinkohlengruben ausfliessenden Wasser enthalten war; und im
                              Sommer oder bei trokener Jahreszeit so sehr dadurch verschlechtert wurde, daß man es
                              kaum mehr beim Faͤrben brauchen konnte. Dieß war lange Zeit hindurch ein
                              fuͤr die Unternehmer des Werkes sehr nachtheiliger Umstand, bis endlich eine
                              der verlassenen Kohlengruben borst, und den Fluß Calder dergestalt mit
                              aufgeloͤstem schwefelsauren Eisen uͤberfuͤllte, daß man das
                              Wasser desselben gar nicht mehr brauchen konntekonnnte, weshalb die Eigenthuͤmer das Wasser anderswoher leiten mußten.
                              Obgleich nun das fragliche Werk nicht von großer Bedeutung ist, so hat es doch durch
                              diese Veraͤnderung des Wassers beim Scheuern des Wollengarns allein eine
                              jaͤhrliche Ersparniß von 50 Pfd. Sterling an Seife erzwekt. Ebenso kenne ich
                              ein Haus im noͤrdlichen Schottland, das eine sehr große Bleiche und damit
                              verbundene Katundrukerei besizt, und seit Jahren mit dem Wasser des Flusses Don
                              gebleicht hatte, womit es aber selten zufrieden war. Zulezt entschlossen sich die
                              Eigenthuͤmer alles benachbarte Quellwasser zu untersuchen, und in dem, das
                              ihnen am reinsten scheinen wuͤrde, einige ihrer Waaren zu bleichen. Das
                              Resultat uͤbertraf ihre Erwartung, indem sie weniger Alkali gebrauchten, und
                              eine besser ausgebleichte Waare lieferten.
                           Sobald dieß erwiesen war, ließen die Eigenthuͤmer auf ihre Kosten eine drei
                              Meilen lange Wasserleitung auf eigenem Grund und Boden machen, und den eisenhaltigen
                              Quellen eine andere Richtung geben. Vermittelst dieser Einrichtung sammelten sie das
                              gute Wasser in einer viele tausend Gallonen haltenden Cisterne, von wo es nach
                              Beduͤrfniß in die verschiedenen Theile des Werkes geleitet wird,
                              woruͤber wir weiter unten etwas mehr sagen werden. Diese Einrichtung kostete
                              uͤber 2000 Pfund Sterling; allein nach der Versicherung der
                              Eigenthuͤmer selbst haben sie diese Auslage nicht zu bereuen.
                           Bei den Arbeiten in den Katundrukereien, und namentlich beim
                              Schoͤnfaͤrben, ist reines Wasser unumgaͤnglich nothwendig, und
                              beim Bleichen von Leinwand oder Kalico kann man nie eine schoͤn ausgebleichte
                              Waare erwarten, wenn das Wasser mit salzigen oder metallischen Substanzen
                              geschwaͤngert ist. Ganz reines Wasser trifft man indessen nie in der Natur
                              an; denn Regenwasser selbst ist nicht ganz rein, sondern mit Selenit
                              geschwaͤngert, wenn es unter Dachtraufen gesammelt wird, oder mit andern
                              fremden in der Luft enthaltenen Theilen, wenn man es auf freiem Felde
                              auffaͤngt. Zu chemischen Versuchen taugt daher destillirtes Wasser am besten.
                              In England sind viele Bleichen in der Naͤhe von Torfmooren angelegt, zum groͤßten
                              Nachtheil der daselbst auszubleichenden Waare, weil zur Regenzeit viel
                              aufgeloͤstes Eisen aus diesen Mooren nach den benachbarten Fluͤssen
                              geschwemmt, und das Wasser dadurch verdorben wird.Die Bleicher und Katunfabrikanten machen wir bei diesem Anlasse aufmerksam:
                                    daß sie in der Nahe ihres Brunnens nichts von aufloͤslichen
                                    Materialien schuͤtten oder ausleeren lassen sollen. Wir kennen eine
                                    Bleichanstalt, welche den Ruͤkstand von der Bereitung der Chlorine in
                                    der Nahe ihres Brunnens ausleeren ließ, bei dem es sich nach jedem Regen
                                    ergab, daß das zum Bleichen aus diesem Brunnen genommene Wasser durch den
                                    Zusaz von Chlorinkalk braun wurde und keine Bleichkraft hatte. Durch den
                                    Regen hat sich das salzsaure und schwefelsaure Mangan aufgeloͤst, in
                                    den Brunnen gezogen, und das Wasser mit der Manganloͤsung so stark
                                    geschwaͤngert, daß durch den Zusaz von basischem Chlorinkalk braunes
                                    Manganoxyd aus der Fluͤssigkeit gefaͤllt wurde und der
                                    Chlorkalk dadurch seine Bleichkraft verlohr. Aus diesem Beispiel kann man
                                    sich einen Schluß auf so manche gefundene Bestandtheile verschiedener
                                    untersuchter Waͤsser machen. A. d. R.
                              
                           In einigen Theilen von Portugal ist das Wasser so hart, daß man es zu vielen Zweken
                              gar nicht gebrauchen kann Dieß ist besonders bei der Wolle der Fall, die man deshalb
                              in diesem Lande nicht waschen kann, sondern im Felle nach England senden muß, wobei
                              auf Zoll und Fracht viel verloren geht, und die Waare vertheuert wird. Ich machte
                              daher einem dort ansaͤßigen englischen Kaufmann den Vorschlag, Urin zu diesem
                              Behufe sammeln zu lassen, der, nachdem er etwas alt geworden ist, viel
                              fluͤchtiges Alkali erzeugt, und durch den Zusaz von etwas
                              ungeloͤschtem Kalke den unangenehmen Geruch verliert, und zum Waschen
                              tauglich wird; allein niemand will sich in jenem Lande mit Urinsammeln abgeben, und
                              selbst der aͤrmste Mensch wuͤrde sich schaͤmen, es zu
                              unternehmen. Gießt man etwas von so zubereitetem Urin in hartes Wasser, so wird es
                              weich und reinigend. Die Roͤmer kannten die Benuzung des Urins zu solchen
                              Zweken laͤngst; allein sie scheinen nicht gewußt zu haben, daß man den
                              unangenehmen Geruch desselben mit gebranntem Kalke vertreiben kann.
                           Wenn man Wasser, das zum Gebrauche irgend einer Fabrik bestimmt ist, untersuchen
                              will, so muß man zuerst seine specifische Schwere kennen lernen, weil man daraus
                              allein schon seine Beschaffenheit und Reinheit beurtheilen kann; denn dasjenige Wasser, das zum Kochen
                              und zu Fabrikzweken nicht taugt, ist um so schwerer, je unreiner es ist. Wenn daher
                              irgend ein Wasser nur wenig schwerer als Regen- oder destillirtes Wasser ist, und
                              weder Farbe, noch Geruch und Geschmak besizt, so kann man es im Allgemeinen zu
                              Fabrikzweken und haͤuslichen Gegenstaͤnden gebrauchen. Will man aber
                              den Versuch noch genauer anstellen, so darf man nur eine oder zwei duͤnne
                              Scheiben Seife in ein reines Weinglas werfen, und einen halben Schoppen von dem zur
                              Untersuchung bestimmten Wasser daruͤber gießen. Nachdem es eine halbe Stunde
                              ruhig gestanden ist, kann man leicht sehen, ob es hart oder weich ist. Castilische
                              Seife, die man gewoͤhnlich aus Soda und Oliven- oder Mandeloͤhl macht,
                              taugt am besten dazu. Mit etwas in Alkohol aufgeloͤster venetianischer Seife
                              kann man die Haͤrte des Wassers in einem Augenblike untersuchen.
                           Wasser, das entweder Erden oder metallische und erdige Salze enthaͤlt, zersezt
                              die Seife, waͤhrend reines Wasser sie ganz aufloͤst. Im ersten Falle
                              trennt sich das Alkali, und die Erde verbindet sich mit dem Oehle oder Talge; und im
                              leztem wird die Seife durch doppelte Verwandtschaft zersezt, indem sich die
                              Saͤure mit dem Alkali, und die Erde oder das Metall mit dem Oehle verbindet,
                              und eine erdige oder metallische Seife bildet. In beiden Faͤllen ist die neue
                              Mischung unaufloͤslich, und die Seife oder deren Bestandtheile sind
                              geronnen.Um harte Wasser zum Bleichen, zum Entschaͤlen der Baumwolle, zu den
                                    oͤhlig-alkalischen Beizen, zum Degraisiren, so wie zum Aviviren und
                                    Rosiren tauglich zu machen, loͤst man in 2 Pfunden Wasser anderthalb
                                    Pfund Soda oder gute Pottasche nebst einem Lothe klein geschnittene Seife
                                    vollkommen auf und gießt die Loͤsung an 200 Pfund kochendes Wasser,
                                    wo sich alsbald eine geronnene Maße bilden wird, welche auf der
                                    Oberflaͤche schwimmt und abgeschaͤumt werden muß. Nach dem
                                    Quantum des Wassers, das man weich machen will, richtet man sich mit der
                                    Menge des anzuwendenden Kali und der Seife. In Faͤrbereien pflegt man
                                    die harten Wasser durch Kleie oder schleimige Pflanzen, die man in einem
                                    Sake mit dem Wasser kochen laͤßt, zu verbessern. So behandeltes
                                    Wasser eignet sich zum Scharlachfaͤrben und zum Faͤrben mit
                                    Holzpigmenten. A. d. R. Wenn aber das Wasser durchaus gleichfoͤrmig und ohne weiße Floken
                              oder geronnene Theilchen ist, so ist es gut, wonach man auch seine groͤßere
                              oder geringere Brauchbarkeit beurtheilen kann.
                           
                           Eisen findet man am haͤufigsten im Wasser, zum groͤßten Nachtheile der
                              Fabriken. Um sich daher von der Gegenwart desselben zu vergewissern, nimmt man
                              eisenblausaures Kali oder Gallaͤpfeltinktur, und gießt etwas davon ins
                              Wasser. Ist Eisen darin vorhanden, so wird es vom erstem blau; und von der leztern
                              anfaͤnglich blau und zulezt schwarz. Vermittelst dieser und der vorhin
                              angegebenen Huͤlfsmittel kann man im Allgemeinen die Reinheit und
                              Beschaffenheit des Wassers untersuchen; weil es aber haͤufig noch manche
                              andere als die angegebenen Bestandtheile enthaͤlt, die man alle mit
                              Huͤlfe chemischer Reagentien entdeken kann, so haben wir sie in folgender
                              Ordnung zusammengestellt:
                           
                              
                                 
                                 entdeken
                                 
                              
                                 Sauerkleesaͤure, oder andere
                                    kleesaure Salze
                                 Kalk, oder irgend eines von den
                                    Kalksalzen.
                                 
                              
                                 Aufguß von Lakmus, oder
                                    Beilchensyrup,oder Aufguß von den Blaͤttern des rothen
                                    Kohls
                                 unverbundene Saͤuren.
                                 
                              
                                 Dieselben, mit Essig etwas geroͤthet
                                    oder Curcumaͤ-Papier
                                 Reine Alkalien und reine Erden.
                                 
                              
                                 Salzsaures Platin
                                 Kali, oder die Salze derselben.
                                 
                              
                                 Saͤuerliches, salpetersaure
                                    Silber
                                 Salzsaͤure, oder salzsaure Salze.
                                 
                              
                                 Salzsaurer Baryt
                                 Schwefelsaͤure, oder schwefelsaure
                                    Salze.
                                 
                              
                                 Kalkwasser
                                 Kohlensaͤure, Bitter- u. Alaunerde.
                                 
                              
                                 Essigsaures Blei
                                 Geschwefeltes Wasserstoffgas.
                                 
                              
                                 Salzsaurer Kalk
                                 Kohlensaure Alkalien.
                                 
                              
                                 Polirtes Eisen oder Stahl
                                 Schwefelsaures Kupfer.
                                 
                              
                                 Phosphorsaures Natrum
                                 Bittererde.
                                 
                              
                                 Schwefelkalium
                                 Blei.
                                 
                              
                           Außer diesen im Wasser enthaltenen Bestandtheilen gibt es aber noch manche andere,
                              welche gelegentlich darin vorkommen; weil es aber nicht so haͤufig der Fall
                              ist, so haben wir sie weggelassen. Sobald nun der Fabrikant mit Huͤlfe dieser
                              Untersuchungsmittel gefunden hat, daß das in seinem Bereiche befindliche Wasser
                              nicht fuͤr ihn taugt, so muß er entscheiden, ob es besser ist, sich nach
                              anderem Wasser umzusehen, oder das vorhandene zu reinigen.
                           Zur Reinigung des Wassers hat man verschiedene Mittel, und die Natur selbst nimmt
                              einige davon zu Huͤlfe, wohin namentlich Destillation und Filtration
                              gehoͤren. Das schlechteste Wasser wird taͤglich durch die
                              Sonnenstrahlen gereinigt, welche die klaren Theilchen von der unreinen Masse
                              trennen, in die
                              Atmosphaͤre fuͤhren, und als Regen, Schnee oder Hagel wieder herunter
                              stuͤrzen. Die Huͤgel und Berge unseres Erdballs haben eine
                              aͤhnliche Verrichtung, indem sie das Wasser auffangen, und nachdem es
                              filtrirt ist, bekommen wir es in verschiedenen Graden der Reinheit, je nach der
                              Beschaffenheit der Erdschichten und Mineralien, durch welche es fliest.
                           Die erste dieser Methoden ahmen wir beim Destilliren des Wassers mit Erfolg nach:
                              allein fuͤr Fabrikzweke ist sie zu kostspielig. Die leztere Methode dagegen,
                              oder das Filtriren, kann man im Großen nachahmen; und das so gereinigte Wasser
                              vielfaͤltig benuͤzen; allein wir koͤnnen doch nur einige
                              groͤbere Theile davon trennen, waͤhrend die Natur das
                              Schaͤdliche zersezen, und die Unreinigkeiten ganz davon trennen kann. In
                              großen Fabriken, wo man bestaͤndig eine Dampfmaschine im Gange hat,
                              koͤnnte man genug destillirtes Wasser aus dem sich verfluͤchtigenden
                              Dampfe sammeln, wenn man einen Behaͤlter dazu baute; und dieß wuͤrde
                              namentlich beim Faͤrben und Kattundruken von großem Werthe seyn.
                           Vor einiger Zeit hatte ich Gelegenheit, den Plan eines großen Behaͤlters zu
                              untersuchen, den ein geschikter Fabrikant zum Filtriren des Wassers anlegen ließ,
                              und der 180 Fuß lang und 120 breit war. Dieser große Behaͤlter war am Ufer
                              eines Flußes angelegt, und einige Fuß niedriger, als die Oberflaͤche des
                              umgebenden Bodens. Sobald dieser tief genug ausgegraben war, zog man einige breite
                              Graͤben, welche noch 1 bis 2 Fuß tiefer waren, und fuͤllte sie mit
                              großen Kieselsteinen aus, um zu verhindern, daß sie nicht mit Wasser
                              angefuͤllt wurden. Ueber diese, und den Boden des Behaͤlters her, warf
                              man eine dike Deke Kies, den man zulezt mit einer Lage gesiebten Sandes bewarf. Die
                              Eigenthuͤmer hatten die Absicht diesen Behaͤlter mit Wasser zu
                              fuͤllen, das sie mit Huͤlfe einer Dampfmaschine aus dem nahe gelegenen
                              Fluße dahin pumpen wollten, damit es durch den Sand und Kies hindurch nach den
                              Graͤben ziehe, von wo die Fabrik mit einem bestaͤndigen und klaren
                              Strome Wasser versehen werden sollte. Der Erfolg dieses Unternehmens ist mir nicht
                              bekannt; allein ich zweifle keineswegs, daß er gelungen ist. Indessen kann ich doch
                              nicht umhin, zu bemerken, daß man auf diese Weise bloß die im Wasser geloͤst
                              enthaltenen Unreinigkeiten, nicht aber die chemisch damit verbundenen Erden und
                              Salze hinwegschaffen kann.
                           
                           Wenn man einen Behaͤlter dieser Art anlegen will. Hat man viele
                              Umstaͤnde zu beruͤksichtigen, die an und fuͤr sich selbst
                              unbedeutend scheinen moͤgen, deren Vernachlaͤßigung aber das Mißlingen
                              des Planes verursachen kann. So werden z.B. Wuͤrmer durch den Boden und die
                              Seiten graben, wenn man sie nicht mit Thon ausstampft, und eine duͤnne Lage
                              Kohlenasche darauf bringt; indem man gefunden hat, daß keine Wuͤrmer durch
                              diese Asche hindurchdringen. Eben so muß man die in den Graͤben befindlichen
                              großen Kieselsteine mit langem Strohe bedeken, ehe man sie mit Kies bewirft, damit
                              er nicht dazwischen faͤllt; und die naͤmliche Vorsicht muß man
                              beobachten, ehe man den Sand darauf wirft. Am besten aber ist es einen in der Sache
                              erfahrenen Mann zu Rathe zu ziehen, wenn man dergleichen Behaͤlter anlegen
                              will.
                           In allen großen, zu Fabriken gehoͤrigen Wasserbehaͤltern muß man auch
                              das Wachsthum der Unkraͤuter und der Wasserpflanzen befoͤrdern, weil
                              sie zur Reinigung des Wassers wesentlich beitragen. Manches Wasser wird schon
                              dadurch fuͤr Fabrikzweke hinlaͤnglich gereinigt, daß man es der
                              Einwirkung der Luft aussezt. So z.B. sezen einige eisenhaltige Wasser das Eisen in
                              einem duͤnnen Haͤutchen auf der Oberflaͤche ab, weil es durch
                              die Aufnahme des Sauerstoffs unaufloͤslich wird. Auch kenne ich einen anderen
                              Fall, wo ein kleiner Wasserstrom in einer Kattundrukerei zu unrein befunden wurde,
                              um ihn benuͤzen zu koͤnnen; allein so bald er die naͤchst
                              gelegene Drukerei erreichte, welche denselben Eigenthuͤmern gehoͤrte,
                              und ziemlich weit, davon entfernt war, so konnte man dasselbe Wasser beinahe zu
                              allen Arbeiten gebrauchen.
                           Vieles Quellwasser wird durch den darin enthaltenen Selenit fuͤr Fabrikzweke
                              unbrauchbar; allein man konnte es leicht, und mit geringen Kosten, reinigen, wenn
                              man anders keine zu große Menge davon braucht. Dazu taugt wohl eine
                              Aufloͤsung von Schwererde am besten, nie man auf folgende Weise bereitet: Man
                              nimmt Schwerspath, mahlt ihn zu Pulver, und mengt ihn, dem Gewichte nach, mit einem
                              Drittel pulverisirter Holzkohle, worauf man das Gemenge in starken eisernen
                              Gefaͤßen einer rothgluͤhenden Hize aussezt, um die Saͤure in
                              Schwefel zu verwandeln. Sobald das Gemenge in den Gefaͤßen ist, muß man es
                              mit einer guten Lage Holzkohlen-Pulver bedeken, damit die Luft nicht hinzudringen
                              kann, sonst wird der
                              Schwefel wieder in Schwefelsaͤure verwandelt, worauf man es in einen guten
                              Reverberirofen bringt. Das daraus entstehende Schwefel-Baryum wird auf die
                              gewoͤhnliche Weise zersezt, und die zuruͤkbleibende Erde in dichte
                              Gefaͤße verschlossen. Wenn man nun Wasser auf die oben angegebene Weise damit
                              reinigen will, macht man eine Aufloͤsung davon, und laͤßt etwas, nach
                              und nach, in das Wasser troͤpfeln, bis es keinen Niederschlag mehr gibt. Auf
                              diese Weise kann man zu jeder Zeit reines Wasser zu chemischen Versuchen machen;
                              denn wenn man auch zufaͤlligerweise zu viel von der Aufloͤsung
                              naͤhme, so wuͤrde die im Wasser oder in der Luft enthaltene
                              Kohlensaͤure sich bald damit verbinden, und mit dem zersezten Selenit zu
                              Boden fallen. Zum haͤuslichen Gebrauche kann man indessen dieses Wasser nicht
                              empfehlen, weil die Schwererde giftig ist.
                           Wenn man aber keinen Schwerspath bekommen kann, oder diese Erde nicht dazu nehmen
                              will, so kann man solches Wasser mit etwas Perlasche zwar weich, aber nicht rein
                              machen, oder auch einige Sodakrystalle hineinwerfen. Beide Alkalien werden sich mit
                              der Schwefelsaͤure verbinden, und den Kalk niederschlagen; und nachdem das
                              Wasser einige Zeit ruhig geblieben ist, kann man es zum Kochen und allen anderen
                              Zweken gebrauchen. Wo man große Behaͤlter hat, ist dieß die beste Art, hartes
                              Wasser weich zu machen; und zum Waschen und Scheuem kann man denselben Zwek mit
                              altem Urin noch wohlfeiler erreichen, wie wir bereits oben angegeben haben.
                           Der wichtigste Gegenstand fuͤr Bleicher, Faͤrber und Druker ist jedoch
                              der, eine wohlfeile Methode zu entdeken, wie man das im Wasser enthaltene Eisen
                              niederschlagen kann, weil es diesen Gewerben so nachtheilig ist. In den meisten
                              Faͤllen ist Schwefelsaͤure das Aufloͤsungsmittel des Eisens;
                              und wo man Behaͤlter fuͤr das Wasser hat, koͤnnte man die
                              Schwererde dazu gebrauchen. Diese wuͤrde sich augenbliklich mit der
                              Schwefelsaure verbinden, und zu Boden fallen; und dasselbe wuͤrde auch mit
                              dem Eisen der Fall seyn, nachdem es das Aufloͤsungsmittel verloren
                              haͤtte. Der Niederschlag der im Wasser enthaltenen Unreinigkeiten
                              faͤngt augenbliklich an, nachdem man die Baryt-Aufloͤsung
                              hinzugegossen hat; und nach Verlauf einiger Stunden ist das Wasser gut. Uebrigens
                              aber muß man ja nicht mehr davon nehmen, als man zum Niederschlagen des Eisens
                              braucht, sonst wird das Wasser selbst davon verdorben. Um zu wissen, ob das in Wasser
                              enthaltene Eisen durch Schwefelsaure, Salzsaͤure oder Kohlensaͤure
                              aufgeloͤst ist, nimmt man etwas salpetersaure Schwererde; und wenn sie einen
                              gelben Niederschlag bildet, und das Wasser seinen salzigen Geschmak verliert, so
                              kann man daraus schließen, daß Schwefelsaͤure das Aufloͤsungsmittel
                              des Eisens war. Durch das Abkochen des Wassers kann man finden, ob
                              Kohlensaͤure die Ursache davon war.
                           In Faͤllen, wo etwas Kalk nicht schaden wuͤrde, kann man das Eisen mit
                              ein wenig gepuͤlverter Kalkerde hinwegschaffen. Am besten nimmt man frisch gebrannten Kalk dazu; und nimmt man mehr davon als
                              noͤthig ist; um das Eisen zu trennen, so wird der Ueberfluß von selbst
                              niedergeschlagen werden, wenn man ihm Zeit laͤßt. Kohlensaͤure aus der
                              Luft einzusaugen. Hat man aber keine Zeit zu warten, so kann man den Kalk mit etwas
                              Schwefelsaͤure in vier und zwanzig Stunden davon trennen, wodurch das Wasser
                              so rein werden wird, daß man es zu jedem Zweke gebrauchen kann. Dieß koͤnnte
                              man am besten mit zwei großen, an einander stoßenden Wasserbehaͤltern
                              verrichten, damit man bestaͤndig gutes Wasser vorraͤthig
                              haͤtte; denn waͤhrend man das Wasser aus einem derselben gebrauchte,
                              haͤtte man Zeit das andere zu reinigen.
                           Der Behaͤlter, wovon wir weiter oben (S. 6.) gesprochen haben, wurde in einer
                              anderen Absicht errichtet. Er sollte hauptsaͤchlich dazu dienen, reineres
                              Wasser, als das gewoͤhnliche, zu liefern, weßhalb man es bestaͤndig
                              dem Einflusse der Atmosphaͤre aussezte. Dieser Behaͤlter war von
                              schottischem Granit gemacht, und mit dem sogenannten roͤmischen Kitt
                              verkittet. Er war 50 Fuß lang, 30 breit, und 10 tief. Das Wasser wurde in eisernen
                              Roͤhren, 3 englische Meilen weit, herbeigeleitet; und obgleich der
                              Behaͤlter, im Verhaͤltnisse zu seiner Ausdehnung nicht tief war, so
                              geschah es absichtlich, um eine groͤßere Flaͤche dem Einflusse der
                              Atmosphaͤre auszusezen, weil es Kalktheilchen enthielt, welche ihre
                              Kohlensaͤure zum Theile verloren, und zu Boden fielen. Weil man aber
                              voraussehen konnte, daß der Niederschlag immer betraͤchtlicher werden
                              wuͤrde, so laͤßt man das Wasser, welches den Behaͤlter speist,
                              nicht von oben hinein laufen, sondern es wird zuerst in einen großen
                              hoͤlzernen Trog geleitet, der beinahe bis auf den Boden des Behaͤlters
                              reicht. Durch diese Vorrichtung kann das Wasser nur von unten hineinfließen, wo
                              es sich auf dem Grunde vertheilt, ohne eine Stoͤrung an der
                              Oberflaͤche zu erzeugen; was fuͤr die Fabrik um so wichtiger ist, als
                              sie gerade nur die oberen Wasserschichten verbraucht.
                           Anfaͤnglich wurden die eisernen Wasserroͤhren, wenn sie nicht ganz voll
                              gehalten werden konnten, oxidirt, und daher das im Behaͤlter befindliche
                              Wasser mit Eisen geschwaͤngert; seitdem man aber einen Hahn angebracht, und
                              die Cirkulation der Luft in den Roͤhren verhindert hat, wird das Eisen nicht
                              mehr aufgeloͤst, und das durch dieselben hindurch fließende Wasser nimmt
                              nichts mehr davon auf. Weil nun aber die an der Oberflaͤche befindliche
                              Wasserschichte am besten und reinsten ist, so haben die Eigenthuͤmer eine
                              Vorrichtung ersonnen, um sie nach Bedarf ablassen zu koͤnnen. Zu diesem
                              Behufe wurde eine kupferne Roͤhre mit einem Hahne auf einer Seite des
                              Behaͤlters, und in gehoͤriger Entfernung vom Boden, angebracht, und an
                              den Theil der Roͤhre, der sich im Wasser befindet, ein lederner, 18 Zoll
                              langer Schlauch befestigt, der innen mit kupfernen Ringen aufgenaͤht ist,
                              damit er vom Wasser nicht flach gedruͤkt wird. Am anderen Ende dieses
                              ledernen Schlauches befindet sich wieder ein kupfernes, oben durchloͤchertes
                              Rohr, damit das Wasser hineindringen kann, und auf demselben ist eine kupferne
                              Luftkugel befestigt, die so duͤnn gemacht ist, daß sie auf dem Wasser
                              schwimmt. Auf diese Weise bleibt die Kugel immer halb aus dem Wasser, und das
                              durchloͤcherte Ende der kupfernen Roͤhre sinkt nie mehr als 1 bis 2
                              Zoll tief hinein, so daß nur der reinste Theil des Wassers abfließen kann. Dieß
                              scheint eine sehr einfache und vorzuͤgliche Methode zu seyn, gutes Wasser zu
                              bekommen; und es ist zu wuͤnschen, daß man sich dieses Mittels
                              uͤberall bediene, wo es erforderlich ist.
                           Bei dieser Gelegenheit wird es nicht uͤberfluͤßig seyn, etwas
                              uͤber die bleiernen Wasserbehaͤlter und
                              Pumpen zu sagen, deren man sich haͤufig zur Herbeischaffung und Aufbewahrung
                              des Trinkwassers bedient. Die giftige Natur des Bleies, wenn es aufgeloͤst in
                              Magen kommt, ist ziemlich allgemein bekannt; weil aber Blei im Wasser nicht
                              aufloͤslich ist, so glaubt man, daß bleierne Wasserroͤhren und
                              Cisternen nicht schaͤdlich seyen. Allein, obgleich reines Wasser das Blei
                              weder aufloͤst noch oxidirt, so verwandelt es doch den Sauerstoff der Luft,
                              in Verbindung mit der Einwirkung des Wassers, in ein Oxid, das kohlensaures Gas mit Gierde aus
                              der Atmosphaͤre einsaugt, wodurch es aufloͤslich wird. Die Bleioxide
                              sind zwar im Wasser nicht aufloͤsbar, allein nur wenig Kohlensaͤure
                              ist erforderlich, um ihnen diese Eigenschaft mitzutheilen. Mit 16 Theilen
                              Kohlensaͤure kann man 83 Theile Bleioxid dergestalt saͤuren, daß es im
                              Wasser, worin Kohlensaͤure enthalten ist, aufloͤsbar wird. Die weiße
                              Linie, welche man gewoͤhnlich in bleiernen Cisternen am der
                              Oberflaͤche des Wassers sieht, wird durch die Oxidirung dieses Metalls
                              veranlaßt; und weil dieses Oxid die Kohlensaͤure aus der Atmosphaͤre
                              verschlukt, so wird es in kohlensaures Blei verwandelt, und von denen getrunken,
                              welche das in solchen Cisternen befindliche Wasser gebrauchen.
                           Die verschiedenen Formen, in welchen das Wasser vorkommt, haben wir schon oben
                              angegeben: allein es duͤrfte nicht uͤberfluͤßig seyn, etwas
                              mehr daruͤber zu sagen. Als Dampf ist es vollkommen durchsichtig, oder dem
                              Auge unsichtbar. In diesem Zustande ist es in der Luft ganz aufloͤslich; und
                              obgleich es durch vermehrte Temperatur außerordentlich verduͤnnt werden kann,
                              so hat sie doch keinen Einfluß auf die chemische Beschaffenheit dieses Fluidums.
                           Luft und Wasser wirken bestaͤndig auf einander ein. In seinem
                              natuͤrlichen Zustande haͤlt man das Wasser fuͤr 850 Mahl
                              schwerer, als die Luft: allein die verschiedenen Wasser selbst weichen in
                              specifischer Schwere von einander ab. Eine Flasche, welche, bei einer Temperatur von
                              60° F., 4258 Gran destillirtes Wasser hielt, enthielt nur 4260 Gran New
                              River-Wasser, und 4262 Gran Pumpwasser. Wenn man den Druk der Atmosphaͤre
                              beseitigt, so bekommt das Wasser eine staͤrkere, loͤsbare Kraft: und
                              daher ist es auch der Muͤhe werth, zu untersuchen, ob man beim Ausziehen des
                              Faͤrbestoffs aus vegetabilischen Substanzen mit Huͤlfe des Wassers
                              nicht bedeutende Vortheile erlangen koͤnnte, wenn es in einem theilweisen
                              luftleeren Raume geschaͤhe.
                           Eine andere Eigenthuͤmlichkeit des Wassers ist die, daß seine specifische
                              Schwere, in besondern Faͤllen ausgenommen, mit der Erhoͤhung der
                              Temperatur abnimmt. Man sollte daher vermuthen, daß es auch bei Verminderung
                              derselben in seiner Schwere zunehmen sollte, was auch wirklich der Fall ist, bis es
                              die Temperatur von 42° Fahrenheit erlangt hat, worauf es wieder bei jeder
                              fernem Waͤrmeveraͤnderung leichter wird.
                           
                           Da wir weiter oben von der aufloͤsenden Kraft des
                              Wassers gesprochen haben, so folgt hier eine Tabelle uͤber die Loͤsung
                              der Salze, die ich vor einiger Zeit zu eigenem Gebrauche entworfen habe. Ich kann
                              indessen die vollkommene Genauigkeit dieser Tabelle nicht verbuͤrgen; allein
                              zu Fabrikzweken ist sie genau genug.
                           Tabelle uͤber die
                              Wassermenge, welche man zur Loͤsung von 100 Pfund nachstehender Salze
                              braucht.
                           
                              
                                 Salze.
                                 Bei 60°.
                                 Kochend.
                                 
                              
                                 Schwefelsaure Bittererde 100 Pfund
                                   100
                                   75
                                 
                              
                                 Schwefelsaures Ammonium
                                   200
                                 190
                                 
                              
                                 Schwefelsaures Kali
                                 1670
                                 500
                                 
                              
                                            –             –   uͤbersaures
                                   200
                                 100
                                 
                              
                                            –             Natrum
                                   500
                                 224 
                                 
                              
                                 Schwefelsaure Alaunerde und Kali
                                    (Alaun)
                                 2000
                                 133 
                                 
                              
                                 Salpetersaurer Kalk
                                     25
                                   20
                                 
                              
                                           –           Bittererde
                                   100
                                 
                                 
                              
                                           –           Ammonium
                                   200
                                   50
                                 
                              
                                           –           Natrum
                                   300
                                 100
                                 
                              
                                           –           Kali
                                   720
                                   50
                                 
                              
                                           –           Strontian
                                   500
                                 
                                 
                              
                                           –           Baryt
                                 1120
                                 335 
                                 
                              
                                 Salzsaurer Kalk
                                     50
                                 
                                 
                              
                                         –       Strontian
                                     84
                                 
                                 
                              
                                         –       Bittererde
                                   100
                                 
                                 
                              
                                         –       Natrum
                                   286
                                 280
                                 
                              
                                         –       Kali
                                   300
                                 
                                 
                              
                                         –       Ammonium
                                   340
                                 100
                                 
                              
                                         –       Baryt
                                   560
                                 
                                 
                              
                                 Phosphorsaures Ammonium
                                   400
                                 180
                                 
                              
                                             –           Natrum
                                   400
                                 200
                                 
                              
                                 Uebersaures phosph. Kali
                                 2000
                                 304
                                 
                              
                                 Borax
                                 1180
                                 590
                                 
                              
                                 Basisch kohlensaures Ammonium
                                   200
                                 100
                                 
                              
                                 Saures, kohlensaures detto
                                     –
                                   –
                                 
                              
                                 Basisch kohlensaures Natrum
                                   200
                                 100
                                 
                              
                                 Saures, kohlensaures detto
                                     –
                                   –
                                 
                              
                                 Basisch kohlensaures Kali
                                     –
                                   –
                                 
                              
                                 Saures, kohlensaures Kali
                                   400
                                 125
                                 
                              
                           Von gleicher Wichtigkeit fuͤr den Fabrikanten ist es, die Expansion und
                              Contraktion des Wassers bei veraͤnderter Temperatur zu kennen, weßhalb ich
                              folgende Tabelle entworfen habe, welche fuͤr einen Barometerstand von 29
                              1/2'' gilt.
                           
                           
                              
                                   Temperaturnach
                                    Fahrenheit
                                 Gehalt einer Flasche in Gran, welche 4265
                                    Gran reines Wasser bei einee    Temperatur
                                    von 42° enthaͤlt.
                                 
                              
                                   32°
                                       4260
                                 
                              
                                   34
                                       4261
                                 
                              
                                   36
                                       4262
                                 
                              
                                   38
                                       4263
                                 
                              
                                   40
                                       4264
                                 
                              
                                   42
                                       4265
                                 
                              
                                   44
                                       4264
                                 
                              
                                   46
                                       4263
                                 
                              
                                   48
                                       4262
                                 
                              
                                   50
                                       4261
                                 
                              
                                   52
                                       4260
                                 
                              
                                   56
                                       4259
                                 
                              
                                   60
                                       4258
                                 
                              
                                   64
                                       4257
                                 
                              
                                   68
                                       4256
                                 
                              
                                   70
                                       4255
                                 
                              
                                   74
                                       4254
                                 
                              
                                   80
                                       4252
                                 
                              
                                   84
                                       4249
                                 
                              
                                   88
                                       4245
                                 
                              
                                   92
                                       4240
                                 
                              
                                   96
                                       4237
                                 
                              
                                 100
                                       4234
                                 
                              
                                 102
                                       4232
                                 
                              
                                 108
                                       4228
                                 
                              
                                 112
                                       4226
                                 
                              
                                 120
                                       4220
                                 
                              
                                 126
                                       4214
                                 
                              
                                 134
                                       4208
                                 
                              
                                 140
                                       4199
                                 
                              
                                 146
                                       4191
                                 
                              
                                 150
                                       4185
                                 
                              
                                 154
                                       4180
                                 
                              
                                 162
                                       4172
                                 
                              
                                 170
                                       4160
                                 
                              
                                 178
                                       4150
                                 
                              
                                 184
                                       4142
                                 
                              
                                 192
                                       4130
                                 
                              
                                 200
                                       4116
                                 
                              
                           Da ich mir schmeichle, daß diese Tabelle in vielen Faͤllen des praktischen
                              Lebens nuͤzlich seyn wird, so will ich ein Beispiel geben, wie sie anzuwenden
                              ist. Gesezt ein Kessel, oder irgend ein anderes Gefaͤß, halte 4260 Schoppen
                              bei irgend einer Temperatur zwischen 32° und 52° Fahrenheit, so wird derselbe Kessel,
                              wenn die Temperatur auf 150°F. gesteigert wird, nur 4185 Schoppen enthalten,
                              wie man es in obiger Tabelle augenbliklich sehen kann. Wird die Temperatur ferner
                              bis auf 200° gesteigert, so zeigt die Tabelle an, daß das naͤmliche
                              Gefaͤß nur 4116 Schoppen enthalten kann; und wenn es daher bei einer
                              Temperatur von 52° ganz gefuͤllt wuͤrde, so wuͤrden
                              nicht weniger als 144 Schoppen uͤberlaufen, ehe das darin befindliche Wasser
                              auf 200° erwaͤrmt werden koͤnnte. Das Maximum der Dichtigkeit
                              des Wassers zeigt sich bei 42° Fahrenheit; und es wird leichter, wenn es
                              entweder uͤber oder unter diesen Temperaturstand gebracht wird.
                           Wenn man einen Absud mit Farbhoͤlzern macht, ist es oͤfters von großer
                              Wichtigkeit einen gewißen Temperaturgrad nicht zu uͤbersteigen; allein dieß
                              ist sehr schwierig, wenn man sie uͤber einem offenen Feuer abkocht. Man hat
                              daher diese Arbeit mit Dampf zu verrichten gesucht; allein wenn man ihn in die
                              Gefaͤße selbst hineinleitet, so kann man den Waͤrmegrad nicht
                              hoͤher treiben, als etwa 1 bis 2 Grade vom Siedepunkte.Das Auskochen der Farbehoͤlzer durch unmittelbare Einstroͤmung
                                    der Wasserdampfe geht bei starkem Druke derselben rasch von Statten, und ist
                                    fuͤr den Fabrikanten mit vielen anderen Vortheilen noch verbunden.
                                    Wir verweisen hieruͤber auf die Abhandlung uͤber diesen
                                    Gegenstand in unserer Schrift: „Beschreibung und Abbildung
                                       mehrerer Dampf-Apparate zur Benuͤzung der Wasserdaͤmpfe,
                                       zum Kochen und Heizen etc. S. 94 A. d. R. Macht man dagegen zwei Kessel in einander, und fuͤllt den dazwischen
                              befindlichen leeren Raum mit Dampf aus, den man aus einer auf hohem Druk berechneten
                              Dampfmaschine hinzustroͤmen laͤßt, so wird das im inneren Kessel
                              befindliche Wasser etc. schneller sieden, als wenn es uͤber einem offenen
                              Feuer geschaͤhe, vorausgesezt, daß der Dampf nicht entweichen kann.
                           Als ich mich vor einiger Zeit in einer großen Fabrik im noͤrdlichen England
                              befand, machte ich einige Versuche, um zu sehen, in wie viel Zeit, das in so
                              eingerichteten Gefaͤßen befindliche Wasser mit Dampf auf den Siedepunct
                              gebracht werden kann. In dieser Fabrik ist eine Reihe von fuͤnf kupfernen
                              Farbkesseln befindlich, welche ganz vorzuͤglich eingerichtet sind. Ein
                              eiserner Kessel mit breitem Rande ist zuerst eingemauert, und mit einer Ofenthuͤre
                              versehen. Innerhalb desselben befindet sich ein kleinerer Kessel von Kupfer, der
                              ebenfalls einen schmalen Rand hat, an welchem er dergestalt aufgehaͤngt ist,
                              daß er uͤberall einen Zoll von dem aͤußern entfernt steht. Ein starker
                              Reif von geschmiedetem Eisen kommt auf beide Raͤnder zu liegen, nebst einem
                              Stuͤkchen Tuch dazwischen, den man so fest anschraubt, daß keine Luft
                              hineindringen kann. Mit jedem dieser Kessel steht ein Dampfrohr in Verbindung, so
                              daß, wenn man den Krahn dreht, der Dampf zwischen beiden Kesseln
                              hineinstroͤmt, und in wenigen Minuten den innern Kessel heizt.
                           Der Kessel, den ich zu meinen Versuchen gebrauchte, war 18 Zoll tief, oben 20 Zoll
                              breit, und hielt 20 Gallonen. Ich fuͤllte ihn mit kaltem Wasser, das eben aus
                              dem Fluße geholt wurde, und auf 52° Fahrenheit stund. Sobald der Dampf 6
                              Minuten lang darauf eingewirkt hatte, war das Wasser von 52° auf 190°
                              F. gestiegen; zwei Minuten darauf stund es auf 200°, zwei andere Minuten
                              spaͤter auf 208°, und endlich in 1 Minute auf 212° F.; mithin
                              brauchte man im Ganzen nur 11 Minuten Zeit.
                           Da ich jedoch die Erhoͤhung der Temperatur in kuͤrzern
                              Zeitraͤumen kennen zu lernen wuͤnschte, so nahm ich einen andern
                              Kessel von derselben Groͤße, der ganz wie der vorige eingerichtet war, maß 20
                              Gallonen Wasser auf 52° hinein, und zeichnete die Zeit vermittelst einer
                              Sekunden-Uhr auf.
                           
                              
                                 In
                                   1
                                 Minute
                                 stieg
                                 das 
                                 Wasser
                                 auf
                                   82°
                                 
                              
                                 –
                                   2
                                  detto
                                  –
                                  –
                                    –
                                  –
                                 108
                                 
                              
                                 –
                                   3
                                    –
                                  –
                                  –
                                    –
                                  –
                                 128
                                 
                              
                                 –
                                   3 1/2
                                    –
                                  –
                                  –
                                    –
                                  –
                                 137
                                 
                              
                                 –
                                   4
                                    –
                                  –
                                  –
                                    –
                                  –
                                 146
                                 
                              
                                 –
                                   4 1/2
                                    –
                                  –
                                  –
                                    –
                                  –
                                 154
                                 
                              
                                 –
                                   5
                                    –
                                  –
                                  –
                                    –
                                  –
                                 162
                                 
                              
                                 –
                                   5 1/2
                                    –
                                  –
                                  –
                                    –
                                  –
                                 169
                                 
                              
                                 –
                                   6
                                    –
                                  –
                                  –
                                    –
                                  –
                                 176
                                 
                              
                                 –
                                   6 1/2
                                    –
                                  –
                                  –
                                    –
                                  –
                                 182
                                 
                              
                                 –
                                   7
                                    –
                                  –
                                  –
                                    –
                                  –
                                 188
                                 
                              
                                 –
                                   7 1/2
                                    –
                                  –
                                  –
                                    –
                                  –
                                 193
                                 
                              
                                 –
                                   8
                                    –
                                  –
                                  –
                                    –
                                  –
                                 198
                                 
                              
                                 –
                                   8 1/2
                                    –
                                  –
                                  –
                                    –
                                  –
                                 201
                                 
                              
                                 –
                                   9
                                    –
                                  –
                                  –
                                    –
                                  –
                                 203
                                 
                              
                                 –
                                   9 1/2
                                    –
                                  –
                                  –
                                    –
                                  –
                                 205
                                 
                              
                                 –
                                 10
                                    –
                                  –
                                  –
                                    –
                                  –
                                 206 1/2
                                 
                              
                                 –
                                 10 1/2
                                    –
                                  –
                                  –
                                    –
                                  –
                                 208
                                 
                              
                              
                                 In
                                 11
                                 Minuten
                                 stieg
                                 das
                                 Wasser
                                 auf
                                 209
                                 
                              
                                 –
                                 11 1/2
                                     –
                                  –
                                  –
                                    –
                                  –
                                 210
                                 
                              
                                 –
                                 12
                                     –
                                  –
                                  –
                                    –
                                  –
                                 210 1/2
                                 
                              
                                 –
                                 12 1/2
                                     –
                                  –
                                  –
                                    –
                                  –
                                 211
                                 
                              
                                 –
                                 13
                                     –
                                  –
                                  –
                                    –
                                  –
                                 212
                                 
                              
                           Dieser Kessel hatte die Gestalt eines umgekehrten Bienenkorbes mit sehr spizigem
                              Boden, um beim Zubereiten der Farben den Saz leichter herausschaffen zu
                              koͤnnen. Der aͤußere Kessel war von Gußeisen, und der innere von
                              Kupfer, mit einem 1 Zoll breiten Raume dazwischen. Am Boden des aͤußern
                              Kessels ist ein mit einem Hahne versehenes Rohr angebracht, um das durch die
                              Verdichtung des Dampfes entstehende Wasser abzulassen; denn wenn dieß nicht
                              oͤfters geschieht, so wird der innere Kessel nicht so schnell heiß. Diesem
                              Umstande schreibe ich auch die laͤngere Zeit zu, welche zum Sieden des
                              Wassers erfordert wurde; denn obgleich beide Kessel gleich groß waren, so kochte das
                              Wasser im ersten doch schon in 11, und im lezten erst in 13 Minuten, bei ganz
                              gleicher Behandlung. Die aͤußeren Kessel nebst den Dampfroͤhren sind
                              mit Stroh umflochten und mit Moͤrtel uͤberstrichen, um jede
                              unnoͤthige Entweichung des Warmestoffs zu verhindern. Die großen
                              Dampfroͤhren sind von gegossenen Eisen gemacht, und zusammengeschraubt; und
                              die kleinen vom Blei, obgleich Kupfer besser dazu taugt.
                           Es ist zu bemerken, daß, wenn man Kessel auf diese Weise heizt, das darin befindliche
                              Wasser nicht aufwallt, bis es wirklich den Siedepunct erreicht hat; waͤhrend
                              es in solchen, wo der Dampf in das Wasser selbst stroͤmt, lange zuvor auf dem
                              Siedepuncte zu seyn scheint, ehe es wirklich der Fall ist, weßhalb man auch ohne
                              einen Thermometer seiner Sache nicht gewiß ist. Ueberdieß ist diese Methode noch mit
                              andern Vortheilen begleitet, die ich hier angeben will.
                           Wenn man den Faͤrbestoff aus einigen Hoͤlzern und anderen
                              Farbmaterialien auszieht, so darf man eine gewisse Temperatur beim Faͤrben
                              nicht uͤbersteigen, welche sich immer nach der Natur des Gegenstandes und den
                              damit beabsichtigten Zweken richtet. Man kann daher bei der Heizungsmethode mit
                              Daͤmpfen dem Kessel jede beliebige Temperatur mittheilen, und ihn auch so
                              lange dabei erhalten, als man es fuͤr dienlich erachtet. Indessen
                              waͤre es besser, wenn man am Hahne eine richtige Eintheilung traͤfe,
                              um zu untersuchen, welchen Temperaturgrad man beim Drehen desselben erzwekte, worauf man sich dann
                              immer mit Zuverlaͤßigkeit verlassen koͤnnte.
                           Bei der Zubereitung einiger Farben zum Druken der Katune wird der Absud ziemlich lang
                              mit Staͤrke gekocht, bis er zu einer diken Masse wird. In solchen
                              Faͤllen ist es daher gewoͤhnlich, daß die im Kessel uͤber dem
                              offenen Feuer befindliche Masse anbrennt, wodurch die Schoͤnheit der Farbe
                              verdorben wird, und ein Verlust entsteht. Wenn man daher Dampf zur Verdikung der
                              Farben nimmt, so kann dieß nicht geschehen; und obgleich die Farbe durch eine zu
                              hohe Temperatur leiden koͤnnte, so kann sie doch nie anbrennen, weil die Hize
                              uͤberall gleich und nie so groß ist, um diese Wirkung zu haben.