| Titel: | Neues Verfahren bei der Steindruk-Illumination. Von Hrn. Engelmann. | 
| Fundstelle: | Band 22, Jahrgang 1826, Nr. LXXV., S. 353 | 
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                        LXXV.
                        Neues Verfahren bei der Steindruk-Illumination.
                           Von Hrn. Engelmann.
                        Aus dem Bulletin de la Société
                                 d'Encouragement. August. 1826. S. 268.
                        Engelmann's, neues Verfahren bei der
                           Steindruk-Illumination.
                        
                     
                        
                           Bei allen den Vortheilen, welche der Steindruk
                              gewaͤhrt, mußte man immer noch bedauern, daß man die zarteren Theile der
                              bildlichen Darstellung, die Luft, die Licht-Reflexe, die Nebel-Haltungen und den
                              weiten Hintergrund nicht ohne große Schwierigkeiten darstellen kann: man mußte
                              entweder auf diese wichtigen und nothwendigen Gegenstaͤnde gaͤnzlich
                              verzichten, oder sich auf bloße Umrisse und Andeutungen beschraͤnken, wenn
                              man nicht Alles gar zu schwer und gar zu schwarz halten wollte. Auch fehlte es immer
                              an den sogenannten halben Toͤnen, die fuͤr die Harmonie der Zeichnung
                              unerlaͤßlich sind.
                           Hr. Engelmann hat der Kunst einen wichtigen Dienst
                              geleistet, indem er diese Luͤke ausfuͤllte. Sein Verfahren bei der
                              Steindruk-Illumination (lavis lithographique), von
                              welcher er bereits in der schoͤnen Sammlung der Monumens de l'ancienne France, par
                              MM. Taylor, de
                              Cailleux, Charles
                              Nodier die gluͤklichsten Anwendungen
                              machte, hat, außer dem Vortheile einer leichten und schnellen Anwendung auch den
                              Vortheil, daß der Kuͤnstler den Effect seiner Farbe sehen kann, wie er
                              dieselbe auftraͤgt.
                           Wir geben hier das Detail dieses Verfahrens, so wie es im XI. Bd. der Description des Brevets d'invention enthalten
                              ist.
                           Recept zur Bereitung der lithographischen Tinte. Man
                              gibt
                           
                              
                                 4
                                 Theile Jungfern-Wachs
                                 
                              
                                 1
                                 Theil Seift
                                 
                              
                                 2
                                 Theile getroknete Seife
                                 
                              
                           in eine metallene Pfanne, laͤßt die Mischung, indem man
                              sie von Zeit zu Zeit umruͤhrt, schmelzen, und erhoͤht die Hize bis auf
                              den Grad, wo sich die Masse entzuͤndet. Man wirft 3 Theile Gummi-Lack hinein,
                              und gleich darauf 1 Theil mit Soda gesaͤttigten Wassers.
                           
                           Nachdem der durch diese Mischung entstandene Schaum verschwunden ist, sezt man Einen
                              Theil des leichtesten Kienruß (noir de fumée) zu,
                              so wie er zu Paris verfertigt wird. Man fuͤgt noch 4 Theile
                              gewoͤhnlicher Druker-Schwaͤrze bei, laͤßt die Masse erkalten,
                              und bildet daraus, zum bequemeren Gebrauche, Stangen von ungefaͤhr 1 1/2 Zoll
                              Dike.
                           Recept zum Ruͤkhalte (reserve). Zu drei Theilen Wassers, in welchem man so viel arabischen Gummi
                              aufloͤste, daß es beinahe die Consistenz des Oehles erhaͤlt, sezt man
                              Einen Theil Ochsengalle, und so viel Vermillon zu, als noͤthig ist, um dieser
                              Mischung eine sehr gesaͤttigte Farbe zu geben, damit man seine Arbeit auf dem
                              Steine leicht sehen kann. Jede andere Farbe wuͤrde dieselbe Wirkung haben;
                              der Vermillon verdient aber der Helle seiner Farbe wegen den Vorzug, da er durch das
                              Schwarz hervorscheint, das ihn oͤfters ziemlich stark bedekt.
                           Zeichnen auf dem Steine. Um eine Zeichnung in
                              Steindruk-Illumination zu verfertigen, gibt man dem Steine, auf welchem man dieselbe
                              verfertigen will, das moͤglich feinste und gleichste Korn. Man streicht die
                              Ruͤkseite des Papieres mit Roͤthel (sanguine) an, und paust durch, indem man den Strichen mit einer stumpfen
                              Spize nachfaͤhrt.
                           Nachdem dieß geschehen ist, bedekt man den Rand des Steines, und uͤberhaupt
                              Alles, was weiß bleiben soll, mit dem oben angebenen Ruͤkhalte. Diese Farbe,
                              die fließend genug seyn muß, um die feinsten Striche zu erlauben, wird mit dem
                              Pinsel aufgetragen.
                           Nachdem dieß geschehen ist, gießt man einige Tropfen Terperthin-Essenz auf einen
                              Stein, und reibt auf demselben mit einem der oben erwaͤhnten Stangen; man
                              verduͤnnt die dadurch entstandene Farbe, und reibt fort, bis die dadurch
                              entstandene fluͤßige Tinte Consistenz genug erhaͤlt, um aufgetragen
                              werden zu koͤnnen. Die Erfahrung allein kann diesen Grad bestimmen, den
                              einige Versuche bald lehren. Hierauf traͤgt man diese Farbe auf einem
                              Druker-Ballen aus weißem Leder auf. Es ist gut, mehrere solche Ballen von
                              verschiedener Groͤße zu haben, um verschiedene Raͤume damit bedeken zu
                              koͤnnen.
                           Es darf nur wenig Farbe auf diesen Ballen aufgetragen seyn, die nur die
                              hervorragenden Theile des Steines schwarzen duͤrfen. Man versucht sie zuerst
                              auf einem Steine, auf welchem keine Zeichnung ist. Wenn der Ballen den verlangten Ton
                              hervorbringt, so traͤgt man die Farbe so gleichfoͤrmig als
                              moͤglich auf den Stein auf, der die Zeichnung aufnehmen soll, bis er, ganz
                              oder theilweise, den leichtesten Ton angenommen hat, den man erhalten will. Dann
                              dekt man neuerdings mit dem Ruͤkhalte diejenigen Stellen, die man bereits
                              fuͤr hinlaͤnglich gefaͤrbt haͤlt, und indem man die
                              Tinte wieder verduͤnnt, die waͤhrend dieser Zeit schon eingetroknet
                              seyn konnte, faͤngt man wieder an dieselbe mit dem Ballen aufzutragen, und
                              einen staͤrkeren Ton, als den ersteren, hervorzubringen. Wenn man damit
                              zufrieden ist, so dekt man neuerdings, und faͤhrt so fort abwechselnd
                              aufzutragen und zu deken, bis gekommen ist. Dann taucht man den Stein ganz in
                              Wasser, und reibt ihn mit einem Schwamme.
                           Da der Ruͤkhalt eine Lage gebildet hat, die fuͤr die fette Farbe
                              undurchdringlich ist, so hat er verhindert, daß diejenigen Stellen, die man damit
                              bedekt hat, nicht zu viel Schwarz aufnahmen, nicht mehr naͤmlich, als sie
                              beim ersten Auftragen erhielten. Dieser Ruͤkhalt loͤst sich aber jezt
                              auf, und nimmt alle schwarze Farbe mit, die auf ihm mit dem Ballen aufgetragen
                              wurde, und man sieht alle Abstufungen von Schwarz zum Vorscheine kommen nach der
                              verschiedenen Zeichnung, die man nach und nach auf den Stein auftrug. Man muß den
                              Schwamm oͤfters ausdruͤken, und den Stein so waschen, daß nichts mehr
                              vom Gummi auf demselben uͤbrig bleibt.
                           Wenn sich Stellen in der Zeichnung faͤnden, die nicht hinlaͤnglich
                              gefaͤrbt sind, so kann man wieder so oft deken und Farbe auftragen, als man
                              es noͤthig findet, und bis man die verlangte Wirkung erreicht. Wenn diese
                              Arbeiten vollendet sind kann man endlich, wo man es noͤthig faͤnde,
                              die Zeichnung mit der lithographischen Kreide oder Tinte vollenden, oder
                              uͤberfahren, und gewisse Stellen mit dem Krazer wegpuzen.
                           Nachdem Alles vollendet ist, richtet man den Stein zum Abdruke zu, indem man eine mit
                              Wasser verduͤnnte Saͤure daruͤber bringt, wie bei der
                              gewoͤhnlichen Art mit der lithographischen Kreide; jeder Lithograph kann hier
                              die Methode befolgen, die er fuͤr die beste haͤlt. Man drukt, wie bei
                              der lithographischen Kreide auf die bekannte Weise und mit den bekannten Pressen,
                              die man in allen lithographischen Werkstaͤtte findet.